iz3w Magazin # 373

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Vergeben und vergessen? – Erinnerungskultur

iz3w t informationszentrum 3. welt

Außerdem t Umbruch im Sudan t Seidenstraße in Lateinamerika t African Book Festival

Juli /Aug. 2019 Ausgabe q 373 Einzelheft 6 6,– Abo 6 36,–


In dies er Aus gabe . . . . . . . . . Fotos von in Srebrenica Ermordeten in der Galerija 11/07/95 in Sarajevo

Schwerpunkt: Erinnerungskultur

Titelbild: Larissa Schober

16 Editorial 17

Memory Boom Über die Schwierigkeiten der Erinnerungskultur von Larissa Schober

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3 Editorial

Politik und Ökonomie 4

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Kommentar: Welche Revolution?

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Kommentar: Gestorben wird ja nur in Syrien

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Sudan: »Just fall, that’s all«

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Kolumbien: Aufbruch ins Ungewisse

Süd-Süd: Im Hinterhof der USA Chinas Träume von Neuen Seidenstraßen in Lateinamerika von Uwe Hoering

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30.000 Verschwundene Erinnern wird in Argentinien von sozialen Bewegungen getragen von Alix Arnold

Die Demobilisierungszonen der FARC in Kolumbien von Melissa Melanie Schröer

12

Lieder gegen das Verstummen Kreatives Erinnern an die antikommunistischen Massaker in Indonesien von Anett Keller

Einblicke in die Protestbewegung im Sudan von Mario Wolf

10

Verordneter Patriotismus In der VR China ist Erinnerung ein Regierungs­ instrument von Nora Sausmikat

Die westliche Politik hat sich zum Komplizen von Assad gemacht von Jan-Niklas Kniewel

6

»Geschichte wird von den Siegern geschrieben« Geschichtsklitterung in Ungarn 75 Jahre nach dem Holocaust von Karl Pfeifer

Die algerische Protestbewegung will keine Militär­ herrschaft, sondern Befreiung von Nedjib Sidi Moussa

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Alle wollen Opfer sein Geschichtsrevisionismus in Ex-Jugoslawien von Krsto Lazarević

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Honduras: Bananenrepublik 2.0 Honduras’ Weg in die politische und humanitäre Krise von Kirstin Büttner und Daniela Dreißig

Hierarchie der Helden An wen erinnert wird, entscheidet in Simbabwe die Regierungspartei von Rita Schäfer

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»Never Again« Staatliche Erinnerungskultur im postgenozidalen Ruanda von Annika Lüttner

34

In unseren Geschichten Antikoloniale Erinnerungen im französischen Rap von Anna Laiß

36

»Unsere Mütter, unsere Väter« Erinnerungskultur und Film im postnazistischen Deutschland von Georg Seeßlen

Kultur und Debatte 38

Black America: Soul City Die Utopie einer Stadt ohne Rassismus in North Carolina von Kathi King

42

Literatur: Grenzüberschreitungen Afrikanische AutorInnen über die Migration von Menschen und Ideen von Rita Schäfer

44

Kolonialismus: »Die koloniale Gewalt kehrt zurück« Interview mit Wu Ming über den italienischen Kolonialismus

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47 Rezensionen 50 Szene / Impressum


Editorial

Skandal im Sperrbezirk Im April 2018 war die »Willkommenskultur« für Ge­ flüchtete schon ziemlich abgewrackt. Da zog ein neues Unwetter von Bremen her auf. Die dortige Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) habe vielfach widerrechtliches Asyl gewährt. So ging eine Medienkampagne los – ein Bam! Bam! Bam! ums Bamf: Bild, Badische und Berliner Zeitung titelten: »BAMFSkandal: So lief der unfassbare Asyl-Betrug von Bremen«, »BAMF-Affäre ist größer als gedacht«, »Asyl zu Unrecht gewährt: Korruptionsskandal beim BAMF«. Das hatte Folgen: Bundesinnenminister Horst S­ eehofer verbot der Außenstelle im Mai, Asylentscheidungen zu treffen. Dann entschuldigte sich Seehofer bei der Bevöl­ kerung für den »handfesten, schlimmen Skandal«. Die Zeitungen berichteten von Korruption, Bestechung und Kontrollverlust. Das Ganze sei »ein groß angelegter Asyl­ betrug«, wie die Bild schrieb – aber heute ist nicht viel übrig vom »Skandal«. Genaugenommen 0,9 Prozent. Das ist der Anteil der Asylbescheide, die nach Prüfung durch die Bundesbehör­ de des BAMF in der Bremer Außenstelle »unrechtmäßig positiv« ausgestellt worden waren. Das sind genau 50 Anträge. Bremen liegt damit sogar unter dem Bundes­ durchschnitt von 1,2 Prozent. Anfang 2018 war von hunderten, wenn nicht tausenden unrechtmäßigen Asyl­ bescheiden die Rede. Ach ja, zur Erinnerung: In der PostWillkommenskultur gilt das zu Unrecht gewährte Asyl als Kapitalverbrechen. Bereits im Sommer 2018 hatten Prüfungen ergeben, dass seit dem Jahr 2000 lediglich 165 von 18.315 posi­ tiven Bescheiden in Bremen widerrufen werden mussten. Bis heute schrumpft diese Zahl weiter, weil diese Wider­ rufe wiederum von den zuständigen Verwaltungsgerich­ ten widerrufen werden. Viele der vermeintlich falsch ausgestellten Positiv-Bescheide stellen sich nach erneuter Rechtsprechungen dann doch als rechtens heraus.

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ie Bremer Außenstelle deshalb als die bundesweit »am besten funktionierende Behörde« zu bezeichnen, wie Stefan von Borstel, Sprecher des BAMF es nun tat, ist natürlich übertrieben. Schließlich bleibt sie die Filiale einer Behörde, die rigoros abschiebt, und in zehntausenden Fällen beim Ausstellen von negativen Asylbescheiden, bei der Erteilung des Schutzstatus und bei anderen inhaltli­ chen Entscheidungen unsauber und zu Ungunsten der Betroffenen urteilt. Zehntausendfach: In diesem Bereich bewegen sich etwa die vor Gericht angefochtenen Fälle,

in denen der Klage gegen Asylbescheide recht gegeben wurde – und die Dunkelziffer ist selbstverständlich höher. »Schlampereien« dieser Art und die Abschiebungen lösen allerdings keine Skandalwelle aus. Drei Jahre nach dem »Willkommenssommer« waren auch Berichte geflüchteter JesidInnen vergessen, die seit 2014 Opfer von Morden, Entführung und Vertreibung durch den IS geworden waren. Das schiere Ausmaß der Barbarei, und vermutlich die Tatsache, dass die Täterschaft einer islamisti­ schen Terrormiliz zuzuordnen war, ließ die deutsche Volks­ seele kurzzeitig erweichen. 2018 war der Normalzustand zurückgekehrt. Der vermeintliche Asylbetrug war eine Gele­ genheit, mit der erstarkten Rechten zusammenzurücken. JesidInnen gehörten auch zu jenen, die von der Bremer Außenstelle unter der damaligen Leiterin Ulrike Bremermann positive Asylbescheide erhielten. 2018 galt Bremermann dann als die Drahtzieherin des »Asyl-Skandal« und als endgültiger Beweis für das Scheitern von Merkels »Wir schaffen das«. Bis heute ist deshalb in Artikeln von »Ulrike B.« die Rede, obwohl die Rechtmäßigkeit ihrer disziplinarischen Ablösung inzwi­ schen mehr als fraglich ist. Mit ihrem Anwalt hat sie Straf­ anzeige gegen Medien und die Bremer Staatsanwaltschaft erstattet, die bei der Aufbauschung des Falls nicht zuletzt die Persönlichkeitsrechte von Bremermann verletzt hatten. In ihrer Verdachtserhebung erklärten sich die Staatsanwälte die hohe Zahl der von Bremermann erteilten Asylgewährungen für MandantInnen des jesidischen Anwaltes Irfan Cakar durch ein einseitiges Liebesverhältnis ihrerseits. Die rassistisch-­ sexistische Komponente dieser Unterstellungen ist offensicht­ lich. Und natürlich waren die Zeitungen – von der Bild bis ZEIT – eifrig dabei, um über diesen »Verdacht« zu berichten.

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ie Staatsanwaltschaft Bremen ermittelt in der Sonder­ kommission »Antrag«, die mit 36 Personen die größte ist, die in Bremen je existierte. Der personelle Aufwand sei alter­ nativlos, meint deren Sprecher Frank Passade. Ein Hinweis für die Soko »Antrag«: Das Delikt des Diskursschadens ist umfänglich vollbracht, und zwar seitens der genannten Misse­ täterInnen in Politik, Staatsanwaltschaft und Medien. Ein Ausgleich des Schadens ist nicht erfolgt, denn die derzeitigen Dementis (»War doch nicht so«) setzen der Wucht des Skan­ dals von 2018 nichts entgegen. Na egal, sind ja nur Geflüch­ tete. Also ab zu den Akten. Um was ging es anderes, als auf Schwächere einzuschlagen in einer Zeit, in der Deutschland das Ende seiner Großzügig­ keit (= Grundgesetz einhalten) beschlossen hatte? Statt mit Kapitalverbrechen und den Autoritären legt man sich in Deutschland eben lieber mit Schwächeren an. die redaktion

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Khartum im April 2019: Ein Kampf auch um die Befreiung der Frauen

Foto: Ala Kheir

»Just fall, that’s all« Einblicke in die Protestbewegung im Sudan In diesem Frühjahr konnte eine bis dato kaum für möglich gehaltene Demokratiebewegung im Sudan den langjährigen Herrscher Umar al-Bashir von der Macht vertreiben. Im Rahmen eines Aufenthaltes in der Hauptstadt Khartum konnte unser Autor die ­Motive und Praktiken der Protestbewegung aus erster Hand kennenlernen.

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von Mario Wolf Amna1 und ihre Freundinnen haben mit ihren knapp 25 Jahren nur einen Präsidenten und ein politisches System im Sudan erlebt. Es ist das Regime von al-Bashir, der im Jahr 1989 mit einem Militär­ putsch die Macht übernahm. Sie sitzen in Khartum in einem kleinen Straßencafé unmittelbar am Blauen Nil. Es ist März 2019 und seit vergangenem Dezember sieht sich das Regime mit den stärksten Anti-Regierungs-Protesten seit al-Bashirs Machtübernahme konfron­ tiert. Deutlich wird dies in Khartum an der extrem hohen Präsenz von Sicherheitskräften sowie an den unzähligen Graffiti, die in Seitenstraßen an den Häuserwänden prangen: »Just fall, that’s all«. »Die Erhöhung des Brotpreises [von zwei auf sechs Cent] war nur ein Auslöser für die Unruhen«, berichten die Freundinnen. Amna ist

überzeugt, dass solche weitläufigen und langandauernden Pro­ teste vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wären. Zwar habe es immer wieder Proteste gegeben, jedoch seien diese überwiegend von der Jugend getragen worden. Das Regime reagierte gewöhnlich mit der temporären Schließung der Univer­ sitäten, wodurch die Ausbreitung von Unruhen zumeist verhindert wurde. Auch dieses Mal sind sämtliche Bildungseinrichtungen geschlossen worden. Beruhigt hat sich die Lage dadurch jedoch nicht. »Die Stimmung in der Gesellschaft hat sich geändert, die Menschen sind mutiger geworden«, erklärt dies Amna.

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Eine Zivilgesellschaft wehrt sich Die Motive der Protestierenden sind vielfältig. Es ist zum einen die wirtschaftliche Misere im Sudan, die durch eine grassierende Inflation, Benzinknappheit und eine seit Jahren andauernde Ener­ giekrise spürbar ist. Zum anderen sind es die kleptokratische Diktatur, die Korruption, die nicht vorhandene Meinungsfreiheit und die brutale Verfolgung von Oppositionellen, die für Empörung sorgen. Und noch ein weiterer Punkt lässt die Zivilgesellschaft die Absetzung des Regimes fordern: Die von Armee und Paramilitärs begangenen Gräueltaten gegen die eigene Bevölkerung im Dar­ tt

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Sudan fur und den Gebieten des heutigen Südsudans. Es ist insbesonde­ terin als »Thatcher« bezeichnet – ein Verweis auf deren Beweglich­ re der im Jahr 2009 vom Internationalen Strafgerichtshof in Den keit und Zähigkeit. Haag wegen Völkermord und Kriegsverbrechen im Darfur-Konflikt Der Ende Februar ausgerufene Ausnahmezustand schafft für die erlassene Haftbefehl gegen al-Bashir, durch den die Bevölkerung Sicherheitskräfte einen weitgehend rechtsfreien Raum. Ein Versamm­ lungsverbot wird erlassen, einberufene Schnellgerichte verurteilen die Legitimität des Regimes zunehmend in Frage stellte. Zudem DemonstrantInnen zu mehrjährigen Gefängnisstrafen. Frauen in ist es der »über Jahrzehnte staatlich praktizierte Rassismus gegen Jeans, die angeblich auf dem Weg zu Protesten sind, werden auf­ unzählige Ethnien, der letztendlich auch zur Abspaltung des Süd­ sudans geführt hat«, sind sich Amnas Freundinnen einig. Viele grund unsittlicher Kleidung aufgegriffen und mit Peitschenhieben SudanesInnen fühlen sich ihres Landes beraubt: »Bashir hat unser bestraft. Mobiltelefone von Personen in gestoppten Fahrzeugen werden nach revolutionärem Material durchsucht Land in jeglicher Hinsicht zerstört«. »Freiheit, Frieden, Demokratie« sind die über­ und Betroffene verhaftet. Internetzugänge und »Die Menschen sind geordneten Leitmotive der Proteste. Koordiniert soziale Netzwerke werden von den Behörden werden diese insbesondere von der Sudanese blockiert. mutiger geworden« Als Reaktion auf die staatlichen Repressionen Professional Association (SPA). Als ein Bündnis illegalisierter Gewerkschaften und Berufsverbän­ und die gewaltsame Niederschlagung zentraler de greift die SPA die Forderungen der Zivilgesellschaft mittels Demonstrationen entwickeln sich zunehmend unterschiedliche öffentlichkeitswirk­samen Erklärungen auf. In dem Anfang Januar Protestformate. Als zentrales Instrument stellen sich die von der SPA ausgerufenen Streiks sowie die »Tage des öffentlichen Ungehorsams« veröffentlichten »Manifest für Freiheit und Wandel« werden drei heraus. Alle BewohnerInnen Khartums sind an diesen Tagen zur zentrale Forderungen erhoben: Die Absetzung von al-Bashir und seiner herrschenden Nationalen Kongresspartei (NCP), die Bildung Arbeitsniederlegung aufgefordert. Damit sollen das teilweise staat­ einer zivilen Übergangsregierung und das Ende von Übergriffen lich organisierte Transportwesen boykottiert und privatwirtschaft­ liche Steuerabgaben reduziert werden. Zudem werden viele kleine auf DemonstrantIn­nen. Amna und ihre Freundinnen sehnen sich nach einem modernen Sudan mit einem politischen System, in Müllsammelaktionen in öffentlichen Räumen organisiert. Da diese dem demokratische Wahlen möglich und andere Religionen ak­ augenscheinlich unpolitisch sind, werden sie nicht attackiert und zeptiert sind und das damit die Weltoffenheit seiner Gesellschaft bilden somit Organisationsspielräume für AktivistInnen. FacebookGruppen, die Frauen ursprünglich zum Austausch über untreue repräsentiert. Eine Militär­regierung lehnen sie ab. Ehemänner nutzten, dienen fortan der Identifikation von Geheim­ dienstangehörigen. Zudem kommt es fast täglich zu Protestaktionen Gefürchtete »Thatchers« in verschiedenen Stadtquartieren. tt Die Sorge vor einer Entwicklung wie seit dem Arabischen Früh­ ling im benachbarten Ägypten ist jedoch groß. Der zunehmend »Wir alle sind Burri« radikale politische Islam, mit dem al-Bashir das Regime ideologisch abzusichern versuchte und mit dessen fundamentalistischer Haltung tt Omar ist von Anfang an bei den Demonstrationen dabei. Dafür sich viele SudanesInnen nicht identifizieren können, soll nach dem kommt der 22-jährige Student der Ingenieurwissenschaften im März Willen der Protestierenden der Vergangenheit angehören. Men­ 2019 fast täglich nach Burri. Östlich vom Stadtzentrum Khartums schenrechtsverletzungen jeglicher Art sollen strafrechtlich verfolgt, gelegen, führen sandige Gassen von den wenigen asphaltierten internationale Beziehungen, insbesondere zum Südsudan, norma­ Hauptstraßen des Stadtviertels ab. Die Bewohnerschaft Burris zählt lisiert und der Sudan auf globaler Ebene ein akzeptierter Akteur zur Mittelschicht. Die Wohngebäude sind überwiegend ein- oder zweistöckig, Grundstücksmauern und metallene Eingangstüren werden. Die Freundinnen lieben ihr Land, zugleich träumen sie prägen das Straßenbild. alle von einer Auslandsreise. Es ist kurz nach 12 Uhr an einem Donnerstag und es bleibt noch Diesen Forderungen begegnet das Regime mit einem komple­ xen Sicherheitsapparat. So greift es auf parallel agierende Sicher­ eine knappe Stunde, bis der Protest in Burri beginnen soll. Omar heitskräfte zurück, die im Staatshaushalt auf kein festes Budget schaufelt, ein knietiefer Graben entsteht an einer der Straßen. Etwa angewiesen sind. Neben dem Militär und der Polizei zu nennen ein Dutzend weitere junge Männer häufen Steine zu einer Straßen­ sperre an. Sie sollen als Schutz gegen die erwarteten »Thatchers« ist insbesondere der Geheimdienst (NISS), der als eine Geheim­ polizei eingesetzt wird. Unterstützung erhält der NISS von den dienen, die bereits im Umfeld Burris Stellung bezogen haben. Die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und der regierungs­ DemonstrantInnen versuchen, das Gebiet rund um die zentral treuen Janjaweed-Miliz. Beide Gruppen sind für ihre Menschen­ gelegene al-Draisa Moschee abzuschirmen. Bei der Moschee han­ rechtsverletzungen im Darfur-Konflikt bekannt. Letztere werden delt es sich um einen schlichten, grünlichen Bau mit einem back­ steinernen Minarett. Davor erstreckt sich ein staubiger, etwa fuß­ dabei aufgrund ihrer Überraschungsangriffe umgangssprachlich ballfeldgroßer Vorplatz, an dessen Rand das Wrack eines mit als »Schatten-Armee« bezeichnet. In Khartum sind insbesondere NISS und Janjaweed für die revolutionären Graffiti versehenen Busses steht. »Dies ist The Square, brutale Niederschlagung der Proteste zuständig – offensichtlich an dem die Demonstrationen beginnen«, sagt Omar. Von hier sind vom Regime ausgestattet mit der Lizenz zum Töten. Die Identi­ es nur wenige Gehminuten bis zu dem Gebäude, in dem drei Wo­ fizierung der beteiligten Kräfte ist aufgrund fehlender Abzeichen chen zuvor ein Arzt, der einem verletzten Demonstranten half, aus nächster Distanz rücklings von Sicherheitskräften erschossen wurde. und Nummernschilder sowie wegen der Vermummungen und An diesem Nachmittag haben sich rund 250 Personen zusam­ der zivilen Einsatzkleidung schwierig. Gefürchtet sind insbeson­ dere die weißen und sandfarbenen Pickups, die zum Teil mit mengefunden. Auffallend ist, dass es sich mehrheitlich um junge schweren Maschinengewehren ausgestattet sind. Von der Bevöl­ Frauen handelt. Viele von ihnen tragen ihr Kopftuch locker auf dem kerung werden sie nach der ehemaligen britischen Premierminis­ Hinterkopf – ein deutliches Zeichen gegen die islamisch-fundamen­ iz3w • Juli / August 2019 q 373

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Sudan talistische Ausrichtung der Regierung. Die DemonstrantInnen Der Verlauf des Protests wird mittels Live-Videos auf Facebook ziehen um die Moschee, bevor sie sich auf einem angrenzenden geteilt. Auch die Paramilitärs verschicken über die sozialen Netz­ Platz unmittelbar vor einer unbesetzten Polizeistation versammeln. werke Videos, die sie zum Beispiel triumphierend vor dem Buswrack Der politische Wandel wird in Sprechchören und Gesängen wie zeigen. »Schaut her, wir sind hier, es gibt keine Proteste in Burri«, »Wer hat es zerteilt – Bashir war es – fort rufen sie in die Kamera. De facto halten die mit dem System« lautstark gefordert. Proteste bis spät in die Nacht an. Sobald sich »Bashir hat unser Land in die Lage beruhigt hat, versammeln sich die De­ Selbstgestaltete Plakate werden in die Höhe gestreckt und Hygienemasken ver­ monstrantInnen wieder in den Gassen. Die Angst jeglicher Hinsicht zerstört«. teilt. Es dauert weniger als 20 Minuten, vor den Augen des Regimes ist jedoch groß, selbst unbeteiligt an Straßenecken stehende bis sie Verwendung finden. Personen werden von Sicherheitskräften zur Rede gestellt. »Jetzt versuchen sie vorzudringen«, ruft Omar, als ein dumpfer Wie viele Personen an diesem Tag und in den darauffolgenden Schuss ertönt und eine Tränengasgranate der Sicherheitskräfte am Rande der Versammlung niedergeht. Sofort deckt ein junger Mann Wochen in Burri verletzt oder verhaftet werden, ist ungewiss. Immer das Geschoss mit einem Eimer ab. Unzählige weitere Tränengas­ wieder gelingt es al-Bashirs Einheiten, einzelne DemonstrantInnen geschosse und Lärmgranaten folgen. Die Demonstrierenden verlassen den Platz je­ doch nicht. Ihre Protestaktion wirkt routi­ niert. Während eine große Gruppe lautstark für ihre Forderungen eintritt, übernimmt eine andere deren Schutz. Tränengasge­ schosse werden zurückgeworfen, Straßen­ sperren verstärkt und die Sicherheitskräfte beobachtet. Die langsam vorrückenden Polizeieinheiten werden an diesem Tag von NISS-Einheiten und den Janjaweed unter­ stützt. Diese rasen mit ihren »Thatchers« immer wieder auf die Versammlung zu, bevor sie in angrenzenden Straßen ver­ schwinden. Auf den Pritschen hocken Ver­ mummte in sandfarbenen Kampfanzügen und mit Schnellfeuergewehren. Scharfe Munition wird laut Omar seit einer im Fe­ bruar ausgestrahlten BBC-Reportage über die brutale Niederschlagung der Proteste jedoch kaum mehr eingesetzt: »Das Regime fürchtet Reaktionen der internationalen Gemeinschaft«. Reclaim the Streets in Burri (Khartum) Foto: Mario Wolf

»Do not directly shoot at persons« Im Verlauf der Nachmittagsstunden gelingt es den Sicherheits­ kräften, die Kundgebung aufzulösen. Die Demonstrierenden wer­ den in kleine Gruppen aufgeteilt. Immer wieder bricht Panik aus, wenn »Thatchers« unerwartet in eine der engen Gassen einbiegen. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem Beteiligte immer wie­ der zu der Moschee ziehen. Als Fluchtwege dienen nicht nur die Gassen. BewohnerInnen öffnen ihre Eingangstüren, um den Flüch­ tenden ein Versteck zu gewähren. Die Gefahr für sie ist groß. Zahlreiche Foto- und Videoaufnahmen in den sozialen Netzwerken belegen die Brutalität, mit der die Paramilitärs in die Gebäude eindringen und BewohnerInnen attackieren. Die Atmosphäre in den Gebäuden ist angespannt. Fünf Personen hocken mit mir in einem Zimmer, das gerade groß genug ist für die zwei darin stehenden Einzelbetten. Mit der Zeit finden sich immer mehr Personen in dem Raum ein, nach 30 Minuten sind es fast 15. Wasserbecher werden herumgereicht, die nächsten Schrit­ te diskutiert, gewartet. Ein Verletzter wird hereingebracht. Ein Polizist hat ihm aus wenigen Metern Entfernung mit einer Tränen­ gasgranate ins Knie geschossen. »Do not directly shoot at persons«, steht auf den in den Gassen liegenden leeren Kartuschen. tt

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zu stellen. Verhaftet unter dem Einsatz von Schlagstöcken und Fußtritten, werden die Verletzten auf Pickups gezerrt und fortge­ bracht. Amnas jüngerer Bruder Ahmed hat dies erlebt. In knappen Worten berichtet er, wie er bei einer der Aktionen gefasst und an einem ihm unbekannten Ort festgehalten wurde. Neben Schlägen scheinen Nässe, Kälte, Dunkelheit und die in den Gefängnisgängen hallenden Schmerzensschreie anderer Insassen feste Bestandteile der Inhaftierung zu sein. Als Unterbringungsort kommt auf Grund­ lage der BBC-Reportage ein in Nord-Khartum gelegener Gebäu­ dekomplex des NISS in Frage. Ein Ort, der von DemonstrantInnen als »The Fridge« (Kühlschrank) bezeichnet wird. Zumindest Ahmed hat ihn nach einer Woche wieder lebend verlassen. Er möchte trotz allem wieder an den Protesten teilnehmen: »Denn wenn Burri fällt, ist die Revolution verloren«.

Zwischen Hoffnung und Skepsis Wie lange und mit welcher Intensität die Proteste weitergehen, können im März weder Amna noch Omar sagen. Der Ausgang ist für beide ungewiss. Gleichwohl wollen sie nicht aufgeben, bis ihre

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Forderungen erfüllt sind. Für Amna hat die Protestwelle schon viel bewirkt: »Die Gesellschaft ist aufgewacht, alle können sich mit dieser Revolution identifizieren, das Regime ist beunruhigt«. Amnas Freundinnen nicken zustimmend und eine fügt energisch hinzu: »Die mehr als 40 von Sicherheitskräften getöteten AktivistInnen dürfen nicht umsonst gestorben sein«. Omar wird weiterhin nach Burri gehen. Im unwahrscheinlichen Falle, dass seine Universität in den kommenden Wochen wieder­ eröffnet wird, möchte er den Protest zusammen mit seinen Kom­ militonInnen auf den Campus verlagern. Er ist optimistisch. Ihm zufolge stößt das Regime durch die anhaltenden Proteste bereits an seine Grenzen: »Die Tränengasgranaten stammen nicht mehr aus Altbeständen, sondern schon aus dem Produktionsjahr 2019«. Zudem seien die Sicherheitskräfte angehalten, sparsamer mit den Geschossen umzugehen. Es sind Erkenntnisse wie diese, die beide

zur Überzeugung bringen, dass ihre Revolution den politischen Wandel herbeiführen wird und sie zum Aufbau eines modernen Landes beitragen lässt. Einer der jungen Männer in dem Versteck in Burri ist verhaltener: »Wenn die neue politische Führung aus meinem Wasserglas nur 30 Prozent anstatt der bisherigen 70 trinkt, wäre ich bereits zufrieden«.

Anmerkung 1 Alle Namen von GesprächspartnerInnen wurden aus Sicherheitsgründen ­geändert.

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Mario Wolf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand

an der Bauhaus-Universität Weimar.

Der Machtkampf im Sudan dauert an In politikwissenschaftlichen Revolutionstheorien werden Revo­ Die Verhandlungen der Opposition mit dem Militärrat verlaufen lutionen als ein tiefgreifender, struktureller Systemwandel innerhalb seither zäh und werden durch die Auswirkungen des jahrzehnte­ eines zumeist kurzen Zeitraums bezeichnet. Im Sudan hält die langen autoritären Führungsstils al-Bashirs erschwert. So weist die Revolution jedoch schon seit dem Fall des autoritären Langzeitherr­ Opposition weder Führungspersönlichkeiten noch politische Erfah­ schers Umar al-Bashir am 11. April an. Zwar hat ein Militärrat die rung auf. Auf der anderen Seite ist das Militär ideologisch zerrissen: Konservative Flügel fordern vehement die Einführung der Scharia Führung des Landes übernommen, die Forderung der Demonst­ rierenden nach »Freiheit, Frieden, Demokratie« ist aber weiterhin als politische Leitlinie, während zugleich die von zivilen Bündnissen geforderten Verhaftungen von al-Bashirs Schlüsselpersonen nur unerfüllt. schleppend erfolgen. Hoffnung auf das Erstarken moderater, dia­ Anknüpfend an wochenlange Proteste in den Stadtquartieren logbereiter Militärs geben die Anfang Mai erzielten Abmachungen. Khartums waren dem Sturz al-Bashirs ab dem 6. April Massenpro­ teste vor dem Hauptquartier der Streitkräfte vorausgegangen. Unter dem Druck der Opposition, die die Massenproteste und die Gefordert wurde von den Demonstrierenden eine gesellschaftspo­ internationale Aufmerksamkeit geschickt als Druckmittel einsetzt, litische Stellungnahme des Militärs. Dieses bekannte sich zunächst wird nun laut den Streitkräften die Bildung einer Übergangsregie­ diplomatisch zum »Schutz des Landes«, verteidigte aber zunehmend rung aus zivilen Vertretern und ranghohen Militärs angestrebt. unter Waffeneinsatz das Regime gegenüber den Demonstrierenden, Vorgesehen sind der Abschluss von Friedensabkommen mit regio­ die in der Folge auch immer wieder von al-Bashir-treuen Parami­ nalen Rebellengruppen und Wahlen innerhalb einer Dreijahresfrist. Bis Ende Mai wurde der Vertrag jedoch noch litärs brutal attackiert wurden. Ausschlag­ gebend für den Sturz al-Bashirs durch das nicht unterschrieben. Die Demonstrierenden trauen Geprägt wird der Aushandlungsprozess von Militär war laut Militärführern dessen fun­ damentalistische Auslegung der islamischen Hardlinern des alten Regimes. So strebt der dem Militärrat nicht Maliki-Doktrin. Al-Bashir hatte nicht nur Militärrat als übergeordnetes Gremium wei­ die gewaltsame Auflösung der Proteste terhin die Kontrolle des Landes an, wobei gefordert, sondern legitimierte die Sicherheitsorgane sogar zur der langjährige Kommandeur der Rapid Support Forces als Vize-Chef Ermordung von bis zur Hälfte der Bevölkerung. fungiert. Und trotz der regelmäßig von der Militärführung beteu­ erten Friedensabsichten werden im Zentrum Khartums immer Seit dem Sturz al-Bashirs ringen zivile Kräfte mit der Militärfüh­ rung um die Bildung einer Übergangsregierung. Zur Diskussion wieder Demonstrierende von nicht identifizierbaren ‚Sicherheits­ steht nichts weniger als die zukünftige systempolitische Ausrichtung kräften‘ erschossen. Der »Bashirismus«, wie die Opposition das des Landes. Für die Zivilgesellschaft kann diese nur mit der »Ent­ Patronagesystem aus politischer Führung, islamischer Staatsideo­ wurzelung« des alten Regimes einhergehen. Dem gegenüber steht logie und den Einnahmen aus der Ölindustrie bezeichnet, ist nur das Militär, das sich als Verfechter der so genannten »ägyptischen schwer zu entwurzeln. Die Demonstrierenden vor dem Hauptquartier trauen dem Lösung« outete, indem es die Verfassung vorerst außer Kraft setz­ te und den ehemaligen Verteidigungsminister al-Bashirs zum Prä­ Militärrat nicht. Sie wollen erst gehen, wenn eine zivile Übergangs­ sidenten des neu gegründeten Militärrats ernannte. Anhaltende regierung die Macht übernommen hat. Dafür haben sie sich gut Proteste führten jedoch in weniger als einem Tag zu dessen Ablö­ organisiert. Mit Feldlazaretten, Küchen, Sicherheitskontrollen sowie sung durch den als bürgernäher geltenden Generalinspekteur einer großen Bühne haben sie Teile des Stadtviertels zu einem Abdel Fattah Burhani. festen Protestlager ausgebaut. MW tt

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Edit o r ia l

Gedenken in Zeiten der Erinnerungskultur

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Die Recherche in der Unibibliothek zeigt: »Erinnerungs­ kultur« gibt es vorwiegend seit den 1990er Jahren. Dabei ist der Prozess des kollektiven Erinnerns wesentlich älter: als Gedenken, Gedenkkultur, Geschichtskultur oder histo­ risches Bewusstsein wird zurückgeblickt, seitdem man von einem »kollektiven Gedächtnis« sprechen kann. Das kol­ lektive Gedächtnis ist ein Schlüsselwort im Erinnerungsdis­ kurs und meint, dass das Individuum gesellschaftlich nur Dinge erinnern kann, die »von der Gesellschaft festgelegt worden sind«. Diese Definition des Soziologen Maurice Halbwachs stammt aus den 1930er Jahren. Signifikante Unterschiede der Erinnerungskultur zu vorangegangenem Erinnern lassen sich kaum festlegen. Der Übergang vom alten Heldengedenken zum empathischen Blick auf die Opfer; Erinnern in vielfältigen Dimensionen und Formen – all das gab es auch schon vor den Neunzigern; doch erst nach den Neunzigern wurde ein antifaschistischer Wider­ standskämpfer wie Georg Elser adäquat gewürdigt. Der unklare Epochenwandel erinnert an den Wechsel von der Moderne zur Postmoderne. Der Wandel zur Erinnerungskultur ist von Rissen und Wendungen gekennzeichnet, die in den 1980/90er Jahren verortbar sind: als sich einmal ein paar Spontis irgendwo in Süddeutschland mit Farbe und Pinsel an einem alten Kriegsdenkmal zu schaffen machten. Sie übertünchten den vaterländischen Text mit Ausnahme einiger Fragmente. Am nächsten Tag war nur zu lesen: »denk die welt in rissen«. Die Vorstellung, dass eine offizielle Revision des histori­ schen Heldengedenkens möglich ist, wäre diesen Spontis absurd erschienen. Doch es ziehen sich immer mehr Risse durch das kollektive Erinnern. In Deutschland ist die Kritik an kolonialen Straßennamen und Denkmälern aus der Linkspresse ins bürgerliche Feuilleton gewandert. Die Lob­ preisung eines klassischen Kriegsdenkmales ist heute fast unauffindbar. Das selbstkritische Gedenken an den Natio­ nalsozialismus mit dem Blick auf die Unzahl deutscher TäterInnen und ihrer Opfer ist zur Staatsraison geworden. Völkerkundemuseen mit ihren kolonialrassistischen Zur­ schaustellungen »Eingeborener« streichen eines nach dem anderen die Segel, um mit einem abgemilderten Kulturen­ karneval wiederzueröffnen.

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leichzeitig gelang es sozialen Bewegungen in latein­ amerikanischen Ländern, ein kritisches Gedenken an die Militärdiktaturen etwa in Brasilien, Chile, Uruguay oder Argentinien zu installieren. Letzteres und andere Mosaik­ steine eines neuen Gedenkens sind in diesem Heft bespro­ chen. In Ruanda wurde Erinnerungskultur zur Raison d’Être

des neuen Staates nach dem Genozid 1994. Innerhalb von Jahren finden in Ruanda Strafverfolgung und Befriedung, klassischer erinnerungspolitischer »Schockeffekt« und post­ moderne Museumspädagogik statt (S. 32). In Indonesien wird das tabuisierte Erinnern an die Massaker der SuhartoDiktatur von Kulturschaffenden aufgebrochen, was sich in einer Vielzahl von Büchern, Filmen und Musikproduktionen manifestiert (S. 26). Zur Bestandsaufnahme des Erinnerns gehört aber auch, dass das herrschaftssichernde Heldengedenken in entspre­ chenden Regimen einfach fortbesteht. Rita Schäfer exem­ plifiziert dies mit einem Blick nach Simbabwe. Dort werden nur die postkolonialen HeldInnen der alleinherrschenden ZANU-PF gefeiert und das Gedenken an abweichende AkteurInnen wird unterdrückt (S. 30). Zur Bestandsauf­nahme gehört auch ein zweiter turn: Das rissige Erinnern, welches Widersprüchen Platz lässt und welches in Europa begann, auch die Täterschaft »eigener« Leute als Kolla­borateurInnen des Naziregimes zu kritisieren, gerät unter Beschuss. Die Erfolge rechter und autoritärer Bewegungen bleiben nicht ohne Konsequenzen. In Polen und Ungarn wird die Benen­ nung »eigener« NazikollaborateurInnen wütend nieder­ gekämpft. Und führende AfD-Politiker wie Bernd Höcke fordern »eine gedenkpolitische Wende um 180 Grad«, um das Deutschtum wieder zu feiern.

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uch das zeigt, dass Gedenken umkämpft bleibt. Im­ merhin gelingen in Deutschland derzeit einige Revisionen nationalistischer, kolonialistischer Gedenkpropaganda. Ko­ loniale Straßennamen werden umbenannt. In Freiburg wird der Anthropologe Johann Alexander Ecker als nicht mehr erinnerungswürdig eingestuft. Der Schädelkundler versuch­ te sich an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität beharr­ lich am Nachweis der Höherwertigkeit der »weißen Rasse«. Die Eckerstraße heißt jetzt Ernst-Zermolo-Straße, in Erin­ nerung an den Mathematiker Zermolo, der 1935 seine Professur an der Albert-Ludwigs-Universität verloren hatte, weil er den Hitlergruß nicht zeigte. Mit der Erinnerungskultur ist das Erinnern lebendiger geworden. Harte Konsequenzen bleiben aber rar. Zwar legen deutsche RegierungspolitikerInnen angesichts von Kolonialverbrechen die Stirn in sorgenvolle Falten. Aber eine Entschuldigung und Entschädigungen für den deut­ schen Genozid in Namibia gibt es nicht. So bleibt das deutsche Erinnern gespenstisch. So gespenstisch, wie die Schädel der »Alexander Ecker Sammlung«, die im Freibur­ ger Universitätsarchiv verwahrt sind. Ab und zu wird einmal eine Sendung mit Schädeln nach Namibia oder Australien zurückgeschickt. Risse sind überall. die redaktion

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Erinnerungskultur

Memory Boom Über die Schwierigkeiten der Erinnerungskultur Vergangenheit von oben erzählt. Mittlerweile hat sich sowohl die Art des Erzählens verändert als auch die Bandbreite dessen, was erzählt wird. Museen sind vielstimmiger geworden. Sie versuchen nicht mehr ausschließlich, ein kohärentes Narrativ darzustellen, sondern auch Widersprüche abzubilden und Fragen aufzuwerfen. Nun werden auch unangenehme und grausame Aspekte der Ver­ gangenheit behandelt. Dabei hat sich die Anzahl der Museen weltweit in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdoppelt. Der Literatur­ wissenschaftler Andreas Huyssen spricht in diesem Zusammenhang von ei­ nem »Memory Boom«. Warum es in den von Larissa Schober 1990ern zu einem Wandel tt Seit den 1990er Jahren der Erinnerungskultur und anschließend zu einer neu­ lässt sich ein Umschwung in en Popularität des »Erin­ der internationalen Erinne­ nerns« kam, lässt sich nicht rungskultur – der Art und genau sagen. Sicher spie­ Weise, wie Geschichte kol­ len soziale Bewegungen lektiv erinnert wird – beob­ eine Rolle, die etwa in La­ achten. Bis in die 1980er teinamerika eine Ausein­ Jahre herrschte ein Erinnern vor, das als heroisch bezeich­ andersetzung mit den Schrecken der Militärdik­ net werden kann. Damit ist taturen erkämpft haben gemeint, dass negative und (siehe S. 28 zu Argentini­ grausame Elemente der ei­ en). Eine weitere Rolle genen Nationalgeschichte auf heroisierende Weise in­ spielt das Ende des Kalten terpretiert werden. Unbe­ Krieges und die Tatsache, dass es zumindest zeitwei­ queme Erinnerungen wur­ se weniger Bedarf an Bil­ den verdrängt. So stand dern nationaler Stärke gab. beispielsweise bei der Erin­ nerung an Kriege das eigene Zugleich werden Kollektive immer häufiger jenseits heroische Opfer im Vorder­ des Nationalstaates defi­ grund, das die Gefallenen für niert. So haben seit den ihr ‚Vaterland‘ erbracht hat­ 1990er Jahren ethnische ten. Seit dem Ende der Identitätskonstruktionen 1980er Jahre änderte sich an Bedeutung gewonnen. dieser Zugang. Mehr und Der Tower of Faces im Holocaust Memorial Museum in Washington Identitätspolitiken ver­ mehr rückten die Konse­ schiedenster Couleur sind quenzen, die Ereignisse wie Kriege für die einzelnen Menschen hatten und haben, in den Fokus heute in aller Munde. Eine weitere These besagt, dass der Fokus der Erinnerungskultur. Es entwickelte sich ein kritischeres Gedenken, auf Erinnerung jene Lücke füllt, die das seinerzeit deklarierte »Ende das vor allem die Opfer in den Blick nahm. der Geschichte« hinterließ. Dieser Wandel lässt sich besonders gut an Museen ablesen: Als Institution im Zuge der Aufklärung entstanden, waren und sind sie Nie und immer wieder dennoch stets zentral an der Konstruktion von »vorgestellten Ge­ tt Erinnern ist also populärer denn je. Doch was heißt Erinnern? meinschaften« beteiligt, die nach Benedict Anderson den Natio­ nalstaat in seiner heutigen Form erst möglich machten. Museen Worin liegt der Unterschied von Erinnerungskultur (die universell haben lange Zeit vor allem die Geschichte der eigenen ruhmreichen menschliches Leid mitdenkt) und Geschichtspolitik (von oben)? Foto: L. Schober

In den 1980er Jahren verstärkte sich das Unbehagen an der Gedenkkultur mit ihren Heldenerzählungen und nationalen Beschränkungen. Mit der größeren Komplexität des Gedenkens und der Hinwendung zu den sozialen Kosten historischer Ereignisse prägte sich eine neue Erinnerungskultur aus. Diese ist kein abgeschlossenes Modell. In diesem Prozess wandeln sich die Wahrnehmung der Vergangenheit sowie die zukunftsgerichteten Zwecke des Gedenkens.

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Foto: L. Schober

Abgesehen davon, dass Trends eine Rolle spielen (Erinnern ist en keine Konsequenz haben muss und gleichzeitig sehr viele unter­ schiedliche Konsequenzen haben kann. Wird Erinnern rein positiv vogue, Geschichte eher dröge) und die Begriffe nicht trennscharf verstanden, wird vergessen, dass auch Gedenken häufig für poli­ abgrenzbar sind, ist vor allem der erwähnte Unterschied in der Art und Weise, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, tische Kampagnen sowie ethnisch und identitätsbasierte Hetze in zentral: Der Fokus auf Opfer zieht das lebendige Erinnern beinahe der Gegenwart instrumentalisiert wird. Die qualitative Dimension zwangsläufig nach sich. Der Blick auf individuelle Schicksale ist für ist wesentlich: In welchem Bewusstsein und für welches Ziel wird eine große kollektive Heldengeschichte eher hinderlich als förder­ agiert? lich. Damit verbunden ist ein emotionalerer Zugang: Während klassische Geschichte häufig als Ansammlung von Fakten und als Warum wird erinnert? Wirken großer Zusammenhänge gedacht wird, beschäftigt sich Erinnern eher mit der Bedeutung für das Leben einzelner Menschen. tt In diesem Punkt unterscheidet sich Erinnerungskultur nicht von Der Zugang funktioniert dann häufig über das Wecken von Empa­ klassischer Geschichtspolitik. Aber durch die positive Besetzung thie für die Betroffenen. des Gedenkens und die Rhetorik der guten Absicht sind Akte der Instrumentalisierung oder Kommodifizierung, etwa seitens der Mit der Ausdehnung zu Erinnerungskultur ging auch eine Er­ weiterung hin zu anderen Methoden und Medien einher: Kaum Kulturindustrie, noch schwieriger zu kritisieren. Wer will sich schon ein Museum kommt heute ohne Elemente von Oral History aus. Spätestens seit Art Spiegelmans Graphic Novel über den Holocaust (»Maus«) ist klar, dass Geschichte auch im Comic vermittelt werden kann. Oder im Rap, wie Anna Laiß am Beispiel von Erin­ nerungen an die Kolonialzeit in Frankreich zeigt (siehe Seite 34). Als der Begriff »Erinnerung« populär wurde, wurde er meist in Abgrenzung zu gängiger Ge­ schichtsschreibung verwendet. Also gegen das Erzählen von oben herab für einen zumeist politi­ schen Zweck. Dagegen kam Erinnern von unten und zeigte widerständig die blinden Flecken der offiziellen Geschichtsschreibungen auf. Schließlich wird mit Erinnern (anders als mit Geschichte, die einfach ‚objektiv‘ für sich steht) häufig eine Verant­ wortung verbunden. Dieses Erinnern wird oft als etwas rein Positives verstanden. Gerade im Bezug auf die Erinnerung an den Holocaust wird es mit dem Appell »Nie wieder!«, der ursprünglich als Verpflichtung gemeint war, verbunden. Diese Ver­ bindung impliziert jedoch, dass das Erinnern an Im Memorial Room in Sreberica: Die Uhr eines beim Massaker von Sreberica Ermordeten vergangene Gräueltaten schon ausreicht, um zu­ künftige zu verhindern. dagegen aussprechen, dass an das Leid anderer Menschen erinnert Dabei drängt sich die Frage auf, was »Nie wieder!« geschehen soll. Gemeint ist damit, dass Verbrechen wie der Holocaust sich wird? Eine zweite Konstante beim Wechsel zur Erinnerungskultur nicht wiederholen dürfen. Geschichte wiederholt sich aber nicht ist, dass auch diese nicht wertfrei gedenkt. identisch. Legt man das »Nie wieder!« breiter aus, ist gemeint, dass Es kommt auf das Wie und das Warum an. Zunächst zu letzte­ niemals mehr Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer – rem: Ein und dasselbe Ereignis kann sehr unterschiedlich erinnert werden, und das Gedenken verfolgt dabei ganz verschiedene wie auch immer definierten – Gruppe verfolgt und ermordet wer­ den dürfen. Davon kann aber auch nach Ende des Zweiten Welt­ Zwecke. So unterscheidet sich beispielsweise die Art und Weise, krieges keine Rede sein. Auch in diesem Themenschwerpunkt wie in verschiedenen Ländern dem Holocaust gedacht wird, er­ beschäftigen sich die meisten Artikel mit heblich voneinander. Gewaltexzessen, die nach 1945 verübt Das lässt sich gut an den Ausstellungen dreier Wenn etwas im Museum wurden. Der Genozid in Ruanda ist nur das großer Museen darstellen. Yad Vashem in Jeru­ bekannteste Beispiel (siehe S. 32). salem, das Holocaust Museum in Washington steht, ist es wirklich vorbei »Nie wieder!« ist also zumindest teilwei­ DC und das Jüdische Museum in Berlin stellen se gescheitert. Es ist immer etwas unspezi­ allesamt ausführlich die Geschichte des Holo­ fisch und appellativ. Der Museumsforscher Paul Williams beschreibt causts dar. Der Fokus der Erzählung ist jedoch jedes Mal ein ande­ das Problem so: »Sollen wir nie wieder Opfer werden oder nie rer und ergibt sich aus dem spezifischen nationalen Kontext. Das wieder Täter? Nie wieder eine undemokratische Regierung unter­ Narrativ in Jerusalem spitzt sich auf die Entstehung des Jüdischen stützen? Uns nie wieder erlauben, unbewaffnet und wehrlos zu Staates zu, der als Antwort auf den Holocaust gelesen wird. In sein? Nie wieder dabei zusehen, wie Tragödien geschehen? Uns Berlin wird hingegen der Fokus auf Vergebung und die allgemeine Bedeutung von Menschenrechten gelegt, während in Washington nie wieder erlauben, nach negativen menschlichen Emotionen zu handeln?« Er weist damit darauf hin, dass Erinnern alleine noch die Frage, warum die Alliierten Auschwitz nicht bombardiert haben,

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Erinnerungskultur eine viel größere Rolle einnimmt als in den meisten europäischen Holocaust-Museen. In den drei Fällen werden also sehr unterschiedliche ‚Lehren‘ aus dem Holocaust gezogen – die Notwendigkeit, sich verteidigen zu können, die Notwendigkeit, vergeben zu können und die Notwen­digkeit, einzugreifen. Das führt wieder zu Paul Williams’ Optionen, was alles »Nie wieder!« geschehen darf.

Dieser Fokus auf persönliche Schicksale entstand unter anderem aus der Erkenntnis, dass die ‚klassischen‘ Bilder, die mit dem Holo­ caust assoziiert werden, den Blick der TäterInnen reproduzieren und die Individuen sozusagen in einem Meer der Toten untergehen lassen – allein die schiere Zahl von sechs Millionen Ermordeten macht es fast unmöglich, sie als individuelle Menschen mit indivi­ duellen Leben zu begreifen. Der Fokus auf Einzelschicksale ist eine Möglichkeit, mit diesen Schwierigkeiten umzugehen. Doch je etablierter dieser Ansatz ist, desto mehr zeigen sich neue Vergeben und vergessen Fallstricke. So kann beispielsweise auch beim Erzählen von Einzel­ tt Gerade im deutschen Fall zeigt sich ein weiteres Problem von schicksalen der Blick der TäterInnen reproduziert werden. Ein Erinnern und der unbenannten Motivation dahinter: Es wird häufig Beispiel dafür ist das Tuol-Sleng-Genozid-Museum in Kambodscha, mit Vergebung assoziiert. Vergebung bedeutet aber auch ein Ent­ das tausende Fotos von Opfern ausstellt, die vom Personal des lassen aus der Verantwortung – und das ist gerade in Deutschland Foltergefängnisses – teilweise kurz vor dem Tod der Fotografierten bizarr. Denn hier zeigt sich exemplarisch, wie nach dem Turn zu – angefertigt wurden. einer »kritischen« Erinnerungskultur selbige für eine erhebende Zudem besteht die Gefahr, dass Opfer ausschließlich in ihrem nationale Erzählung genutzt werden kann: Stichwort »Aufarbei­ Opferstatus begriffen werden. Dadurch wird das gesamte Leben tungsweltmeister«. In dieser Erzählung hat Deutschland sich so der Betroffenen auf den Moment als Opfer reduziert, was einer vorbildlich mit dem Holocaust auseinandergesetzt, dass andere wahrhaftigen Erinnerung an Menschen widerspricht. Damit einher Nationen nur davon lernen können. So kann das größte Verbrechen geht die Gefahr der ‚Übernahme‘ von Erinnerung: Durch Identifi­ gegen die Menschheit in positive National­ zierung mit Opfern (die durch das bewuss­ geschichte umgedeutet werden – ganz ohne te Wecken von Empathie gerade in Ausstel­ Im Idealfall werden aus offenen Geschichtsrevisionismus. lungen häufig als Lernziel begriffen wird) dem Erinnern Konsequenzen können sich BetrachterInnen die moralische Ohne ernsthafte Auseinandersetzung mit Überlegenheit, die der Opferstatus auch den konkreten geschichtlichen Momenten, für die Gegenwart gezogen an die erinnert wird, kann auch Gedenken bedeutet, sozusagen ‚leihen‘, ohne mit dem zum Wohlfühlspektakel verkommen. Herr­ tatsächlichen Leid konfrontiert sein zu. schaftsförmige Erinnerung zeichnet ein positives Selbstbild eines Durch die Identifikation mit den Opfern wird der Blick auf die Kollektivs, um es zu einem Mythos zusammenzuschweißen. Die ­TäterInnen verstellt und damit auf die Gründe, warum welche Erinnerung an vergangene Gräueltaten kann in so eine Erzählung Menschen zu Opfern wurden. hinein passen – auch wenn das heroische Gedenken an die gefal­ »Wir mögen Opfer«, formulierte die Historikerin Esther Benbas­ lenen Söhne der Nation hierbei der einfachere Weg ist. Oren Baruch sa dieses Problem aus einer anderen Perspektive. Wir erinnern uns Stier von der Florida International University formuliert es so: lieber an erfahrenes Leid als an angetanes – denn mit letzterem ­»Geschichte ist, was wir brauchen, Erinnerung ist, was wir uns geht die Frage nach der Verantwortung und nach Gegenstrategien wünschen«. einher. Sich nur auf Empathie für Opfer zu verlassen, kann zur Man kann wunderbar erinnern, um nicht von der eigenen Täter­ Entpolitisierung von Gewalttaten führen. Man kann problemlos schaft sprechen zu müssen. Die aktuelle Geschichtsklitterung in Empathie für Opfer empfinden, ohne sich mit den konkreten poli­ Ungarn ist dafür ein gutes Beispiel (siehe S. 22). Und schließlich tischen oder ökonomischen Gründen für ihr Leid auseinander­ kann nur an Ereignisse erinnert werden, die man als vergangen zusetzen. Dadurch werden Gewalttaten austauschbar und das begreift. So sind Denkmäler und Museen immer auch ein Zeichen beschworene »Nie wieder!« noch unwahrscheinlicher. für Abgeschlossenheit. Dadurch kann das Paradox entstehen, dass Auch eine kritische Erinnerungskultur steht vor dem Dilemma, die Anerkennung für ein Thema, welche Musealisierung ja zunächst dass Erinnern ohne Konsequenzen zur Farce verkommen kann, aber bedeutete, dazu führt, dass man sich nicht mehr mit dem Thema Erinnern auch kein Mittel zum Zweck sein darf. Zum Beispiel wird befasst. Darauf verweist in Deutschland auch die elende Forderung, man in manchen deutschen Museen den Eindruck nicht los, dass die Vergangenheit ruhen zu lassen und »endlich wieder stolz sein die Erinnerung an den Holocaust ein Mittel zur Demokratieerziehung ist. Das ist es nicht. Manchmal geht es auch einfach nur darum, zu dürfen«. Wenn etwas im Museum steht, ist es wirklich vorbei. nicht zu vergessen. Im Idealfall werden aus dem Erinnern Konsequenzen für die Dilemma der Empathie Gegenwart gezogen. Aber jede/r muss sie für sich selbst ziehen, tt Neben der Frage nach dem Warum des Erinnerns ist auch die eine Vorgabe läuft immer Gefahr, Gewalttaten, Opfer und die Erin­ nerung daran zu instrumentalisieren. Wie in fast allen Bereichen Frage relevant, wie erinnert wird. In den letzten Jahren wurde es kommt es auch beim Erinnern auf einen kritischen und selbst­ populär, sich auf die Geschichten einzelner Individuen zu konzen­ trieren. Dieser Ansatz kam zunächst bei der Erinnerung an den reflektierenden Umgang an. Susan Sontag hat dies in ihrem Essay Holocaust auf, wo zuvor viel mit ‚Schockmomenten‘ gearbeitet »Regarding the Pain of Others« wunderbar ausgedrückt: »Vielleicht wurde. An die Stelle von Leichenbergen und namenlosen, abge­ wird der Erinnerung zu viel Wert beigemessen und dem Denken magerten KZ-Gefangenen rückten nach und nach Erzählungen von nicht genug.« Einzelschicksalen. Mittlerweile ist diese Praxis auch im Bezug auf andere Gräueltaten verbreitet. Wie so oft hatte die Auseinander­ setzung mit dem Holocaust auch hier eine ‚Vorbildfunktion‘, die tt Larissa Schober ist Redakteurin im iz3w und hat zu Erinne­ rungsarbeit in Post-Konflikt-Gesellschaften geforscht. für andere schmerzhafte Erinnerungen herangezogen wird. iz3w • Juli / August 2019 q 373

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