Zu Streitigkeiten zwischen Scuol und dem österreichisch gebliebenen Tarasp kam es indessen auch nach dem Loskauf. Erst nach 1900 konnten die letzten Konflikte um Waldnutzungsrechte beigelegt werden.
Westlicher Teil der Siedlung von Scuol mit der noch weitgehend unbewaldeten Val Chalzina und der Motta Naluns (Bild: Rathe Fehlmann, nach 1913)
drei Bünde im Jahre 1575 in Innsbruck. Eine Beschwerdeschrift enthält zahlreiche Artikel, die sich gegen die Scuoler richteten. Einer davon betrifft die Wälder: «Der Bergrichter, die Schmelzherren, die Gewerken, die von den freien Gruben, und die ganze Gesellschaft in S-charl beschwerten sich gegenüber der Gemeinde Schuls, dass dieselbe die Wälder unschonlich verwüste, ohne Vorwissen des Bergrichters sie verschwende, und nach eigenem Gutdünken das schönste Holz schlage, reute, fälle und hinwegführe, die Kohlenplätze zerreisse, zerbreche und verderbe; auch hätten sie im Sinn, sogar den Wald über dem Dörfchen anzugreifen und zu verhacken, wodurch für dasselbe und dessen Einwohner zur Winterzeit die grösste Lawinengefahr entstünde, so dass sie Häuser verlassen müssten.» Der Bergbau von S-charl verlor aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrunderts zunehmend an Bedeutung. Im Jahre 1652 kauften die Unterengadiner Gemeinden die tirolischen Hohheitsrechte los, die zu staatsrechtlichen Servituten verkümmert waren. Seither sind die Unterengadiner Gemeinden nicht nur de facto, sondern auch de jure berechtigt, die Wälder auf ihrem Gemeindegebiet zu nutzen.
Köhlerei An einzelnen Orten im Val S-charl findet man noch heute Spuren von Kohlenmeilern. Auf ebenen Flächen sind feine Reste von Holzkohle sichtbar, welche die ganze Humusschicht schwarz färben. Der mehrfach vorkommende Flurname «La Charbunera» (das romanische Wort «charbun» bedeutet Kohle) ist ein weiterer Zeuge dieser alten Form, Holz zu nutzen. Die Holzkohle wurde vor allem für die Erzgewinnung und -verarbeitung im Val S-charl gebraucht. Der Bergbau-Sachverständige Georg Landthaler, welcher im Jahre 1814 die Gruben im Hinblick auf eine neue Abbauperiode untersuchte, nennt in seinem Bericht verschiedene Standorte früherer Kohlenmeiler. Er ermöglicht so eine Schätzung des Umfangs und eine grobe Lokalisierung der Köhlerei für den Bergbaubetrieb des 16. und 17. Jahrhunderts. «Das wichtigste, woraus man einen vieljährigen Betrieb dieses Grubenbaues schliessen kann, ist die sehr ausgedehnte (und) vervielvältigte Köhlerey, welche nicht nur in denen schon erwehnten Thälern [...] zu sehen ist, sondern im Scharlthal selbst sind, bald ohne Zahl, noch alte Kohlplätze, von zu Innerst oder vom Montfalein bis hinaus auf Bradatsch, zu sehen, welches eine Länge von 5/4 Stunden ist.» Auch die lokalen Schmieden brauchten Holzkohle, in geringerem Masse zwar, dafür im Gegensatz zum Bergbau ohne zeitliche Unterbrechungen. Sie mussten sich bei den dafür nötigen Holzschlägen an strikte Regeln halten. Für die Bevölkerung galt zeitweise sogar ein allgemeines Verbot, Köhlerei Bündner Wald 2/2010 13