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„die menschheit verbraucht ressourcen von 1,7 erden“
Der Earth Overshoot Day markiert den Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann, aufgebraucht hat. Dirk Steffens erklärt, was sich ändern muss
Je nach Ressourcenverbrauch erreicht jedes Land den Earth Overshoot Day früher oder später im Jahr. Wie schlägt sich Deutschland im Vergleich?
Dirk Steffens: Leider schlecht. Unser nationaler Overshoot Day liegt gut zwei Monate vor dem weltweiten im Juli. Das bedeutet, dass wir pro Kopf viel mehr Ressourcen als der Durchschnitt der Menschheit verbrauchen. Daran sieht man: Es sind nach wie vor hoch industrialisierte Länder wie Deutschland, die den größten ökologischen Impact haben. Das bei uns verbreitete Gefühl, in Sachen Umwelt besonders fortschrittlich zu sein, entspricht leider nicht der Realität.

Wie viele Erden bräuchten wir, wenn alle so leben würden wie wir?
Die Menschheit verbraucht derzeit die Ressourcen von etwa 1,7 Planeten Erde. Würden alle so verschwenderisch schön leben wie wir, wären es sogar ungefähr drei Erden. Man muss nicht Geophysik studiert haben, um zu erkennen: Das ist mehr, als wir haben. Viel mehr. Und deshalb müssen wir unseren Konsum in Zukunft auch besser organisieren. Einsparungen sind der eine Hebel, Wiederverwertung ist der andere.
Seit wann wird der Earth Overshoot Day ermittelt? Und wie hat sich der Ressourcenverbrauch seitdem entwickelt?
Der Welterschöpfungstag, wie wir auf Deutsch sagen, wird bereits seit 1961 ermittelt. Damals produzierte die Natur noch mehr, als die gesamte Menschheit ihr nahm. Anfang der 1970er Jahre kippte das Ganze dann. Seither liegt der Bedarf der Menschheit jedes Jahr über den natürlichen Möglichkeiten der Erde.
Welche Auswirkungen hat unser hoher Ressourcenverbrauch auf das Klima?
Die Folgen der RessourcenVerschwendung für das Klima sind geradezu katastrophal. Zum einen sind da natürlich die direkten Treibhausgas Emissionen, wenn wir Rohstoffe wie Kohle, Öl oder wissenschaftsjournalist und nachhaltigkeitsexperte
Gas verbrennen. Aber dann wird die Sache noch vertrackter, weil wir auch Ressourcen wie Wälder, Wasser oder Muttererde überstrapazieren. Damit verringern wir die Produktivität der Natur, beschädigen die Selbstheilungskräfte der Natur, etwa wenn auf einem degradierten Boden weniger Pflanzen wachsen, die dann eben auch weniger Atemluft oder Holz zur Verfügung stellen und weniger Treibhausgase binden können. Das ist ungefähr so, als würde ein Förster in einem Wald nicht nur ständig mehr Bäume fällen als nachwachsen, sondern gleichzeitig auch noch die Keimlinge rausreißen.
Welche Verantwortung haben wir gegenüber Ländern mit einem niedrigen Ressourcenverbrauch?
Wäre die Welt ein gerechter Ort, müsste der Gierige der Gemeinschaft etwas von seinem Reichtum abgeben, als Entschädigung. Der ökologische Fußabdruck Deutschlands ist viel größer als die Fläche unseres Landes. Wir verbrauchen also nicht nur unsere Naturgüter, seien es nun Wasser, Luft oder Fisch aus dem Meer, sondern wir nutzen auch die Ressourcen ärmerer Länder aus, die weniger aus der Natur entnehmen. Das auszugleichen, wäre fair.
Der mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftsjournalist, TV-Moderator und Biodiversitäts-Botschafter der deutschen Entwicklungspolitik engagiert sich bereits seit Jahren für den Umweltschutz
Wie können wir im Alltag mehr Ressourcen sparen?
Tage könnten wir den Earth Overshoot Day nach hinten verschieben, wenn 75 Prozent des Stroms durch erneuerbare Energiequellen erzeugt werden würden. Aktuell sind es weltweit aber nur 39 Prozent!
Quelle: WWF
Indem wir bewusster konsumieren, Müll vermeiden, Wertstoffe sammeln, wann immer möglich zu Bio Produkten greifen und so weiter. Wir haben kein Wissensproblem, sondern nur ein Umsetzungsproblem. Jeder und jede kann etwas tun, die eine mehr, der andere weniger, aber völlig machtlos ist niemand. Wir müssen aber auch moderner und smarter produzieren. Denn wir können ja nicht nichts verbrauchen. Also müssen wir es schaffen, es wie die Natur zu machen: Da geht nichts verloren, niemals. Alles wird wiederverwertet, umgewandelt, erneuert. Das ist das Vorbild. Wir brauchen Innovationen, viele und schnell.