Junge Wilde
14. MAI 2023 SONNTAGSMATINEEN V SAISON 2022/23

Jakob Lehmann & Eroica Berlin
Junge Wilde
Sonntag, 14. Mai 2023, 11:00 Uhr Großer Saal, Brucknerhaus Linz
Saison 2022/23 – Sonntagsmatineen V 5. von 6 Konzerten im Abonnement


Junge Wilde
Sonntag, 14. Mai 2023, 11:00 Uhr Großer Saal, Brucknerhaus Linz
Saison 2022/23 – Sonntagsmatineen V 5. von 6 Konzerten im Abonnement
Norbert Burgmüller (1810–1836)
Ouvertüre F-Dur/f-moll zur Oper Dionys, op. 5 (1825)
Konzert für Klavier und Orchester fis-moll, op. 1 (1828–29)
I Allegro ma non troppo
II Larghetto con moto
III Allegro moderato
– Pause –
Juan Crisóstomo Arriaga (1806–1826)
Ouvertüre D-Dur zur Oper Los esclavos felices (1819–20)
Sinfonie D-Dur (1824)
I Adagio – Allegro vivace – Presto
II Andante
III Minuetto. Allegro – Trio
IV Allegro con moto
Konzertende ca. 13:00
Aaron Pilsan | Klavier
Eroica Berlin
Jakob Lehmann | Dirigent
Wen die Götter lieben, den lassen sie jung sterben. (während er gesund, empfindsam und wissend ist).
Längst sind diese Zeilen aus der Komödie Bacchides des römischen Dichters Plautus, bei denen es sich um eine Paraphrase des Ausspruchs „Einer, den die Götter lieben, stirbt jung“ aus dem Werk Δὶς
ἐξαπατῶν (Der Zweimalbetrüger) seines griechischen Kollegen Menander handelt, zum geflügelten Wort geworden, wenn man über jene spricht, deren Leben bereits in jungen Jahren, gewissermaßen ,vor ihrer Zeit‘, ein Ende fand. Vor allem im Bereich der Künste bleibt in diesen Fällen ein Gefühl der Leere zurück, die Frage nach dem „Was wäre, wenn“, auf ewig unbeantwortet über dem hinterlassenen Werk schwebend, erfüllt uns mit Wehmut und ermuntert uns zugleich, in den zarten Trieben jungen Künstlertums das zu voller Blüte entfaltete Genie zu entdecken. Gerade einmal 20 beziehungsweise 26 Jahre alt wurden Crisóstomo Arriaga und Norbert Burgmüller, und doch treffen wir in ihren Werken auf eine kompositorische Meisterschaft, die den frühen Verlust dieser herausragenden Künstler umso schmerzhafter erscheinen lässt und die es umso mehr gebietet, der Musik, die sie in ihrer kurzen Wirkungszeit zu Papier brachten, Gehör zu verschaffen.
Ouvertüre F-Dur/f-moll zur Oper Dionys & Klavierkonzert fis-moll
Norbert Burgmüller wurde am 8. Februar 1810 als dritter Sohn der Klavierpädagogin Therese von Zandt und des Düsseldorfer Musiklehrers und späteren Städtischen Musikdirektors Friedrich August Burgmüller geboren, von denen er auch seinen ersten Unterricht erhielt. Nach dem Tod des Vaters 1824 hatte der Vierzehnjährige das Glück, finanzielle Unterstützung durch den Grafen Franz von Nesselrode-Ehreshoven zu erhalten, der ihn 1826 nach Kassel empfahl, wo Burgmüller Violine bei Louis Spohr und Musiktheorie bei dessen Schüler Moritz Hauptmann studieren konnte. Hier trat er sowohl als Orchestermusiker wie auch als Pianist – etwa mit Ludwig van Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-moll op. 37 –erstmals öffentlich in Erscheinung. Am dortigen Hoftheater, wo er gelegentlich als Korrepetitor aushalf, lernte er die Sopranistin Sophia Roland kennen, mit der er sich 1829 verlobte.
In diese Zeit des beruflichen und privaten Glücks fällt auch die Komposition des Konzerts für Klavier und Orchester fis-moll op. 1, dessen Uraufführung am 14. Jänner 1830 unter der Leitung Spohrs und mit Burgmüller selbst als Solisten zu einem großen Erfolg geriet,
Norbert Burgmüller
Ouvertüre F-Dur/f-moll zur Oper Dionys & Klavierkonzert fis-moll
wenn auch die Kritik der tonangebenden Allgemeinen musikalischen Zeitung eher nüchtern ausfiel: „Die Composition war, zumal als erster Versuch, sehr lobenswerth, nur zum Nachtheile der Hauptstimme ein wenig zu stark instrumentirt, besonders im zweyten Stücke, wo das Violoncell so obligat war, dass es für eine zweyte Principalpartie und also das Ganze für ein Doppelconcert gelten konnte. Hr. Burgmüller bewiess eine ausgezeichnete Fertigkeit und viel Geschmack in seinem Vortrage.“
Doch auf Glück und Erfolg folgte alsbald tiefste Verzweiflung. Am 17. Oktober 1830 verstarb Sophia Roland unerwartet, nachdem sie von einer Konzerttournee aus Paris zurückgekehrt war. Niedergeschlagen und von Gerüchten über eine mutmaßliche Affäre seiner Verlobten zutiefst getroffen, stürzte der junge Komponist in eine tiefe
Norbert Burgmüller im Jahr seines Todes, Lithographie von Jakob Becker, 1836
Ouvertüre F-Dur/f-moll zur Oper Dionys & Klavierkonzert fis-moll
Depression. Seine sich stetig verschlechternde Gesundheit, die sich in epileptischen Anfällen äußerte, sowie seine wachsende Alkoholsucht führten schließlich zum Bruch mit Spohr, sodass Burgmüller noch im Frühjahr 1830 wieder in sein Düsseldorfer Elternhaus zurückkehrte. Hier hangelte er sich von Auftrag zu Auftrag, wirkte als Privatlehrer, Pianist, Sänger, Bratschist, Dirigent und bewarb sich erfolglos um die seit dem Tod seines Vaters vakante Stelle des Städtischen Musikdirektors. 1833 war es schließlich kein Geringer als Felix Mendelssohn Bartholdy, der den nun als „Generalmusikdirektor“ betitelten Posten errang und mit dem Burgmüller trotz der beruflichen Konkurrenz bald eine enge Künstlerfreundschaft verband. So spielte Mendelssohn etwa am 3. Mai 1834 Burgmüllers Klavierkonzert in Düsseldorf – vermutlich unter Burgmüllers Leitung – und brachte nach dessen Tod die im November desselben Jahres uraufgeführte Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 2 im Leipziger Gewandhaus zu Gehör. Als Mendelssohn Düsseldorf 1835 in Richtung Leipzig verließ blieb Burgmüller bei der Suche nach einem Nachfolger abermals unberücksichtigt, statt seiner wurde Julius Rietz Generalmusikdirektor.
Verzweifelt über seine missliche Lage, beschloss er im Frühjahr 1836 nach Paris zu reisen, wo sein älterer Bruder Friedrich bereits seit mehreren Jahren Erfolge als Klavierlehrer und Komponist von Salonstücken und Etüden feierte. In Aachen, wo er mit seinem Reisebegleiter Karl von Ferber Station machte, um die dortigen Heilbäder aufzusuchen, verstarb er am 7. Mai 1836 aus bis heute ungeklärten Umständen, wobei die Spekulationen von Selbstmord bis hin zu Ertrinken infolge eines epileptischen Anfalls reichen. Zu seiner Beerdigung am 11. Mai 1836 in Düsseldorf komponierte Mendelssohn den Trauermarsch a-moll op. 103 für Blasorchester, der mit Burgmüller in seinem letzten Lebensjahr eng befreundete Dichter Christian Dietrich Grabbe widmete ihm einen hymnischen Nachruf im Düsseldorfer Fremdenblatt. Nach Burgmüllers Tod war es vor allem Robert Schumann, der sich öffentlich und mit Nachdruck für dessen Werke einsetzte, 1851 gar das Scherzo von Burgmüllers fragmentarischer Sinfonie Nr. 2 D-Dur instrumentierte und sich zeitweise an einer Vollendung des nur skizzierten Schlusssatzes versuchte.
Bereits in der 1825 noch vor seinem Studium bei Spohr komponierten Ouvertüre F-Dur/f-moll zu seiner unvollendeten, auf Friedrich Schillers Ballade Die Bürgschaft basierenden Oper Dionys op. 5 zeigt sich Burgmüllers Fähigkeit, eigene Wege auf der Grundlage Beethoven’scher Melodik und Motivik zu beschreiten – wobei auch Einflüsse seines Lehrers Spohr unverkennbar sind. So schrieb etwa die Zeitschrift Signale für die Musikalische Welt über eine Aufführung der Ouvertüre am 28. Jänner 1864 im Abonnementkonzert des Leipziger Gewandhauses: „Referiren wir zuerst über die Ouverture von Burgmüller und sagen wir, daß sie […] als ein Erzeugniß voll Saft und Blut uns recht sehr behagt hat. Unzweideutige Beweise legt sie ab von seiner Begabung und seinem Geschick, und offenbart sich letzteres vornehmlich in einer sehr wirkungsvollen Instrumentirung.“
Erstmals zur Entfaltung gelangte das Talent Burgmüllers in seinem 1828 und 1829 komponierten, „S[einer] Excellenz dem Herrn Grafen Franz von Nesselrode in tiefster Ehrfurcht und Dankbarkeit“ gewidmeten Konzert für Klavier und Orchester fis-moll op. 1. Anders als seine Zeitgenoss*innen legte der Komponist den Fokus hier nicht auf die virtuosen Kapriolen des Soloinstrumentes, sondern flocht den Klavierpart organisch in den sinfonisch konzipierten Orchestersatz ein, wobei er sogar auf die obligatorischen Solokadenzen verzichtete. Selbst Clara Schumann war von diesem Umstand irritiert, als sie sich in den 1860er-Jahren mit Burgmüllers Werken beschäftigte: „Das Conzert, von dem Sie sprechen, habe ich durchgespielt“, schrieb sie Wilhelm Schausiel, dem Verwalter von Burgmüllers Nachlass, „jedoch trotz vieler schöner, feiner Züge darin auch viel Veraltetes gefunden namentlich in bezug auf die technische Behandlung des Claviers. Mancher Musiker würde es wohl aus Interesse für die Composition spielen, um es eben genau kennen zu lernen, jedoch ein Stück für Virtuosen würde es nie werden. Wird aber ein Verleger ein Conzert drucken in solcher Voraussetzung? und dürfte man sie ihm verhehlen? gewiss nicht.“
Der fehlenden virtuosen Brillanz steht auf der anderen Seite jedoch, nicht zuletzt unterstützt durch den Einsatz von Posaunen, eine gera-
Nach Franz Schubert’s frühzeitigem Tod konnte keiner schmerzlicher treffen als Burgmüller‘s. Anstatt daß das Schicksal einmal in jenen Mittelmäßigkeiten decimiren sollte, wie sie schaarenweise herumlagern, nimmt es uns die besten Feldherrentalente selbst weg. Franz Schubert sah sich zwar noch bei seinen Lebzeiten gepriesen; Burgmüller aber genoß kaum der Anfänge einer öffentlichen Anerkennung und war nur einem kleinen Kreise bekannt, und diesem vielleicht noch mehr als ein „curioser“ Mensch, wie als Musiker. So ist es denn Pflicht, wenigstens dem Todten die Ehren zu erzeigen, die wir dem Lebenden, vielleicht nicht ohne sein Verschulden, nicht erzeigen konnten.
Zwar kennen wir nur Weniges von ihm: eine Symphonie, die, nur einmal an uns vorübergegangen, noch in der Erinnerung mit Freude erfüllt, ein Heft Lieder, das die Zeitschrift schon früher besprochen und erhoben, eine Sonate, eine Rhapsodie und wieder ein Heft Lieder, die drei letzten erst vor Kurzem erschienen. Dies Wenige aber reicht hin, die Fülle von Kraft, die nun gebrochen, auf das Innigste betrauern zu müssen. Sein Talent hat so leuchtende Vorzüge, daß über dessen Dasein nur einem Blinden Zweifel aufkommen könnte; selbst die Masse, glaub’ ich, würde er später zur Anerkennung gezwungen, der Reichthum seiner Melodieen müßte sie gepackt haben, wenn sie auch die wahrhaft künstlerische Bearbeitung der Theile nicht zu würdigen verstanden. […]
Der Verleger, der noch mehre Compositionen von Burgmüller im Besitz hat, möge rasch an ihrer Veröffentlichung arbeiten lassen; er wird es nicht zu bereuen haben. Verleger scheinen mir auch oft wie Fischer; unwissend, was Glück und Zufall bringen, werfen sie ihre Netze aus und es fängt sich allerhand großes und kleines Gesindel, bis denn einmal das schwere Gewicht einen seltenen Gast verheißt und der Fischer hocherfreut einen kostbaren Schatz aus der Tiefe zieht. Ein solcher glücklicher Zug war Burgmüller.
Robert Schumann in der Neuen Zeitschrift für Musik vom 30. August 1839Ouvertüre D-Dur zur Oper Los esclavos felices & Sinfonie D-Dur
dezu sinfonische Klangfülle und eindrucksvoll geschlossene Dramaturgie des Werkes gegenüber. Mit dem Einsatz eines Solovioloncellos im zweiten Satz scheint Burgmüller gar Johannes Brahms’ Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur vorweggenommen zu haben.
Juan Crisóstomo Arriaga, vier Jahre vor Burgmüller am 27. Jänner 1806 im spanischen Bilbao geboren, erhielt seine erste musikalische Ausbildung in seiner Heimatstadt bei Lehrern wie Fausto Sanz und Pedro Estorqui, wobei er nach François-Joseph Fétis’ 1835 erstmals erschienener Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique schon vor diesen ersten Unterweisungen „die
glücklichste Veranlagung zur Musik“ zeigte: „Er lernte die ersten Grundsätze dieser Kunst fast ohne Mühe, geleitet von seinem Genie. Ohne Kenntnis der Harmonie schrieb er eine spanische Oper, in der sich reizvolle und originelle Ideen finden.“ Tatsächlich wurden nicht wenige Werke, die Arriaga bereits vor seinem zwölften Lebensjahr komponierte, in Konzerten der Academia Filarmónica in Bilbao aufgeführt. Bei der von Fétis erwähnten Oper handelt es sich um Los esclavos felices (Die glücklichen Sklaven), die Arriaga im Alter von 13 Jahren komponierte und deren Uraufführung 1820 in Bilbao zu einem großen Erfolg geriet. Im Jahre darauf schickte ihn sein Vater schließlich nach Paris, wo er Luigi Cherubini, dem Direktor des renommierten Conservatoire de musique et de déclamation sein kurz zuvor komponiertes Stabat mater vorlegte, der, wie er später selbst in seinen Memoiren festhielt, erstaunt ausrief: „Unfassbar! Du bist die Musik in Person!“ Unmittelbar nach seiner Ankunft nahm Arriaga ein Studium am Konservatorium auf, wo er Violinunterricht bei Pierre Baillot sowie Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt bei Fétis erhielt. Letzterer hielt in seiner Biographie universelle staunend fest:
Seine Fortschritte grenzten an ein Wunder: Weniger als drei Monate genügten ihm, um eine vollkommene Kenntnis der Harmonielehre zu erlangen und nach zwei Jahren gab es keine Schwierigkeiten im Kontrapunkt oder in der Fuge, die er nicht spielend meisterte. Arriaga hatte von Natur aus zwei Fähigkeiten, die nur selten bei ein und demselben Künstler anzutreffen sind: die Gabe der Erfindung und die vollendete Begabung, sich allen Schwierigkeiten der Wissenschaft zu stellen.
Bereits 1824 wurde Arriaga Fétis’ Assistent und noch im selben Jahr erschienen beim Pariser Verleger Philippe Petit seine drei Streichquartette – die einzigen zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Werke. Aufgrund der kraft- und zeitraubenden Tätigkeit am Konservatorium sowie seiner unermüdlichen kompositorischen Studien und Arbeiten verschlechterte sich sein Gesundheitszustand allerdings zusehends.
Am 17. Jänner 1826, nur zehn Tage vor seinem 20. Geburtstag, starb er an Tuberkulose.
Die vermutlich im Jahr 1824 während der Zeit seines Unterrichts am Konservatorium vollendete Sinfonie D-Dur zeigt eindrücklich, in welcher Weise Arriaga die klassischen Formen – allen voran die Sonatenform – mit neuen Ideen füllte und dabei eine virtuos konstruierte, durch kleine motivische Bausteine getragene, thematische Einheit über das ganze Werk zu spannen imstande war.
Mit einer feierlichen D-Dur-Intrada hebt der Kopfsatz an, dessen erste Takte fast wie ein Zitat des Beginns von Ludwig van Beethovens in derselben Tonart stehenden Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 wirken, ehe der Satz mit expressiven Sekundreibungen und spannungsvoll klagenden Holzbläsermotiven seine ganz eigene Klangwelt eröffnet. Demgegenüber steht das über motorischen Begleitfiguren voranpreschende Allegro in d-moll, dessen Tonsprache eigentümlich zwischen der Mozarts und Beethovens zu schwanken scheint, während der lyrische Seitensatz eher an die Musik Franz Schuberts erinnert. Ebenfalls hörbar an klassischen Vorbildern – diesmal eher an Haydn und Mozart als an Beethoven – angelehnt ist das in A-Dur stehende Andante, dessen liedhaftes Thema nur im Mittelteil einem kurzen dramatischen Intermezzo weicht. Mit seinen neckisch verschobenen Taktschwerpunkten und unerwarteten Modulationen, die im Trio einem schlichten, volksliedhaften Flötensolo Raum geben, scheint im Minuetto wieder der Einfluss Beethovens die Oberhand gewonnen zu haben, ehe das unruhig vorwärtsdrängende Finale in seiner eigentümlich folkloristischen
Ouvertüre D-Dur zur Oper Los esclavos felices & Sinfonie D-Dur
Melodik und den unablässig zwischen heiteren und dramatischen Abschnitten wechselnden Stimmungen schließlich vollends Arriaga ist. Erst ganz zuletzt weicht auch hier das unheilvolle d-Moll einem strahlenden D-Dur-Schluss.
Obwohl er nach seinem Tod als „spanischer Mozart“ populär wurde, mit dem er nicht nur seine beiden Vornamen – Mozarts Taufname lautet Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus –, sondern auch das Geburtsdatum teilt, greift die Reduzierung von Arriagas Vermächtnis auf diesen Vergleich, so schmeichelhaft er auch sein mag, deutlich zu kurz. Aus musikalischer Sicht könnte man ihn ebenso gut als „spanischen Haydn“, „spanischen Beethoven“ oder „spanischen Schubert“ bezeichnen; oder, und nur damit würde man seinem Talent wohl gerecht, schlicht und einfach als: Juan Crisóstomo Arriaga.
Andreas MeierMit nur 27 Jahren hat sich der österreichische Pianist Aaron Pilsan in der internationalen Musikwelt einen Namen gemacht, indem er bereits zahlreiche Preise erhielt und in einigen der prestigeträchtigsten Konzertsälen der Welt, darunter die Carnegie Hall in New York City, die Wigmore Hall in London und das Wiener Konzerthaus, aufgetreten ist. Vom einflussreichen Deutschen Magazin FONO FORUM als bester Nachwuchskünstler des Jahres 2011 ausgezeichnet, wurde er von der European Concert Hall Organization 2014 als „Rising Star“ ausgewählt und erhielt in der Folge Einladungen in einige der renommiertesten Konzerthäuser. Er studierte unter anderem bei Karl-Heinz Kämmerling und Lars Vogt in Hannover, wichtige Mentor*innen waren Sir András Schiff, Maria João Pires und Daniel Barenboim.
Aaron Pilsan tritt oft mit dem Cellisten Kian Soltani auf, mit dem er gemeinsam Aufnahmen für die Deutsche Grammophon gemacht hat. Einhellig lobte die Kritik seine Einspielung des ersten Teils von Bachs Wohltemperiertem Klavier beim Label Alpha Classics in Kooperation mit dem Deutschlandfunk, die vom Magazin Gramophone zu einer der besten Aufnahmen 2021 gewählt wurde. Er spielte das Wohltemperierte Klavier an bedeutenden Orten wie dem Wiener Konzerthaus und dem Festival Bach à Montréal (Kanada).
Um mit seinem Publikum im engen Austausch zu stehen und jungen Künstler*innen zu helfen, gründete er die Pilsan Academy, in der er Amateurpianist*innen und angehende Profis betreut.
Aaron Pilsan glaubt an die Kraft der Musik und die Möglichkeit, Menschen mit Musik zu verändern. Aus diesem Grund spielte er 2022 in der Mieczysław-Karłowicz-Philharmonie in Stettin einen Bach-Marathon für die Ukraine, um sein Talent für Menschen in Not einzusetzen. Das Konzert wurde von Partner*innen in den USA, in Europa und in Australien unterstützt.
Das Kammerorchester Eroica Berlin wurde 2015 von Jakob Lehmann gegründet. Die direkte Übertragung von Emotionen sowie das Einbeziehen der Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis vereinen das Ensemble ebenso wie die Überzeugung, dass in der heutigen Eventkultur trotz allem die Musik selbst im Mittelpunkt stehen muss. Eroica Berlin gastierte unter anderem in der Berliner Philharmonie, der Elbphilharmonie in Hamburg und 2021 erstmals im Brucknerhaus Linz. Es arbeitet mit Solist*innen wie Lioba Braun, Mojca Erdmann, Aaron Pilsan und Julia Sophie Wagner zusammen. Am Theater im Delphi in Berlin präsentierte es eine Reihe von Projekten mit Werken von Johann Sebastian Bach, Gioachino Rossini, Sofia Gubaidulina und Arvo Pärt. Das Kammerorchester tritt im Sommer erstmals beim Bachfest Leipzig auf und wird die Preisträger*innen-Konzerte des Deutschen Musikwettbewerbs begleiten.
DIRIGENT
Jakob Lehmann
FLÖTE
Olga Koring
Hanna Keller
OBOE
Frauke Tautorus
Marianne Mittenzwey
KLARINETTE
Josef Lehmann
Constance Morvan
FAGOTT
Maximilian Bartel
Sebastian Adrion
HORN
Michaela Müller
Johanna Müller
Una Weske
Robert Franz
TROMPETE
Moritz Lopper
Valentin Fischer
POSAUNE
Huba Cser
Reka Regina Szaborek
Daniil Petrik
PAUKE
Adrian Schmid
VIOLINE 1
Luiza Labouriau (Konzertmeisterin)
Meriel Bizri
Johannes Brzoska
Teresa Haase
Edi Kotler
Elena Lichte
Ignacio Rodríguez
Martínez de Aguirre
Roman Tulchynski
VIOLINE 2
Angelika Wirth (Stimmführerin)
Florian Bartl
Malin Grass
Marine Grosjean
Laura Kania
Leopold Nicolaus
VIOLA
Francesca Rivinius (Stimmführerin)
Alexina Hawkins
Karina Lewicka
Fridolin Schöbi
VIOLONCELLO
Alexander Nicholls (Stimmführer)
Majella Münz
Jakob Nierenz
Marei Schibilsky
KONTRABASS
Peter Ferretti (Stimmführer)
Alexander Tarbert
Jakob Lehmann ist ein Musiker, für den Stilistik, Werktreue und historische Informiertheit die Voraussetzungen für emotionale und energetische Interpretationen bedeuten. Als Dirigent musiziert er sowohl mit klassischen Sinfonieorchestern wie den Wiener Symphonikern, dem Tonkünstler-Orchester und den Bochumer Symphonikern als auch mit Ensembles der historischen Aufführungspraxis wie Concer to Köln, dem Orchestra of the Eighteenth Century und dem Australian Romantic & Classical Orchestra und arbeitet mit Solist*innen wie Dmitry Shishkin, Sergey Malov, Karine Deshayes, Chouchane Siranossian und Véronique Gens zusammen. Jakob Lehmann ist künstlerischer Leiter von Eroica Berlin. Sein Vertrag als Associate Artistic Director des New Yorker Belcanto-Festivals Teatro Nuovo wurde kürzlich bis 2025 verlängert. Er ist Vorsitzender der Deutschen Rossini Gesellschaft und Mitglied der American Rossini Society.
im Internationalen Brucknerfest Linz 2023
SO 10 SEP 18:00
MARKUS
POSCHNER & BRUCKNER
ORCHESTER LINZ
Liebes-Dialoge
Werke von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Ethel Smyth, Dora Pejačević
DI 3 OKT 19:30
JÉRÉMIE RHORER & LE CERCLE DE L’HARMONIE
Vorkämpferinnen
Werke von Marie Jaëll, Camille Saint-Saëns, Louise Farrenc, Emilie Mayer
MI 11 OKT 19:30
STIFTSBASILIKA ST. FLORIAN
HAN-NA CHANG & BRUCKNER
ORCHESTER LINZ
Festliches Abschlusskonzert mit Werken von Lili Boulanger und Ethel Smyth
VORSCHAU :
Mozart, der Revolutionär
Sonntag, 5. Juni 2023, 11:00 Uhr
Großer Saal, Brucknerhaus Linz
Werke von Wolfgang Amadé Mozart
Stefan Gottfried | Klavier & Dirigent
Concentus Musicus Wien
Karten und Info: +43 (0) 732 77 52 30 | kassa@liva.linz.at | brucknerhaus.at
Herausgeberin: Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
CEO: Mag. Dietmar Kerschbaum, Künstlerischer Vorstandsdirektor LIVA, Intendant Brucknerhaus Linz; Dr. Rainer Stadler, Kaufmännischer Vorstandsdirektor LIVA
Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte: Mag. Jan David Schmitz
Redaktion: Andreas Meier | Der Text von Andreas Meier ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.
Biographien: Romana Gillesberger | Lektorat: Mag. Claudia Werner | Gestaltung: Pamela Stieger, Anett Lysann Kraml
Abbildungen: M. Borggreve (S. 21 [3. v. o.]), D. Cerati (S. 21 [1. v. o.]), N. Gilbert (S. 20), Heinrich-Heine-Institut
Düsseldorf (S. 8), N. Navaee (S. 21 [4. v. o.]), S. Pauly (S. 21 [2. v. o.]), privat (S. 12 & 14–15), Shutterstock (S. 20), Stadtmuseum Düsseldorf (S. 7), M. Staggat (S. 17), G. Tedeschi (S. 18), O. Wuttudal (S. 21 [5. v. o.])
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