Die japanische Künstlerin Akiko Nakayama lässt zu Franz Liszts Faust-Symphonie ein multimediales Gesamtkunstwerk zwischen Musik und Malerei entstehen.
Sa, 13. Sep 2025, 19:30
Gatti & Sächsische Staatskapelle Dresden
Daniele Gatti und die Sächsische Staatskapelle Dresden kombinieren Gustav Mahlers 5. Symphonie mit Tōru Takemitsus Requiem für Streichorchester.
Do, 18. Sep 2025, 19:30
Chen, Fateyeva & ORF RadioSymphonieorchester Wien
Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien und Saxofonistin Asya Fateyeva präsentieren unter der Leitung von Mei-Ann Chen Werke von John Williams, Erich Wolfgang Korngold und Péter Eötvös.
So, 28. Sep 2025, 18:00
Bolton & TonkünstlerOrchester Niederösterreich
Ivor Bolton und das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich bringen Bruckners 9. Symphonie in einer in Linz noch nie gehörten viersätzigen Fassung zum Klingen.
brucknerfest.at
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Das Programm auf einen Blick
Die Klassische Klangwolke 25 präsentiert Ludwig van Beethovens 7. Symphonie im Spiegel zweier besonderer Werke: So hebt Aaron Coplands Appalachian Spring Aspekte des Tänzerischen wie des Spirituellen hervor, die auch in Beethovens Symphonie angelegt sind – Richard Wagner bezeichnete sie auch als »Apotheose des Tanzes«.
Ebenso archaische wie moderne Anklänge hat die Siebte – deren mitreißende Rhythmik schon Beethovens Schüler Carl Czerny mit antiken Versmaßen verglich – wiederum mit der Musik des ungarischamerikanischen Komponisten Miklós Rózsa gemein. In seiner Suite zum Monumentalfilm Ben Hur führt dieser nicht nur zurück ins ›Old Hollywood‹ der 1950erJahre, sondern taucht zugleich in das Römische Reich zu Beginn des ersten Jahrhunderts nach der Zeitenwende ein. Ben Hur gewann elf Oscars, einer davon ging an Rózsa für dessen Filmmusik.
Die Klassische Klangwolke 25 ist zugleich der Auftakt des BeethovenZyklus des Bruckner Orchester Linz und des Brucknerhauses Linz.
PROGRAMMBesetzung &
Bruckner Orchester Linz
Hard-Chor Linz
Alexander Koller Einstudierung
Markus Poschner Dirigent
Aaron Copland 1900–1990
Appalachian Spring. Suite für Orchester // 1944–45
Miklós Rózsa 1907–1995
Ben Hur. Suite für Orchester und Chor // 1959 [arrangiert und rekonstruiert von Daniel Robbins]
I Overture
II a Star of Bethlehem (Stern von Bethlehem)
II b Adoration of the Magi (Anbetung der Könige)
III Rowing of the Galley Slaves (Rudern der Galeerensklaven)
IV Alleluia
V Parade of the Charioteers (Parade der Wagenlenker)
VI Miracle & Finale (Wunder & Finale)
// Pause //
Ludwig van Beethoven 1770–1827
Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 // 1811–12
I Poco sostenuto – Vivace
II Allegretto
III Presto – Assai meno presto – Presto
IV Allegro con brio
Konzertende: ca. 21:00 Uhr
Die Klassische Klangwolke 25 wird live in den Donaupark übertragen.
»O appalachische Quelle!«
Aaron Copland // Appalachian Spring. Suite für Orchester
Zeit seines Lebens hat sich Aaron Copland immer wieder mit spezifisch amerikanischen Themen beschäftigt, musikalisch wie programmatisch. So gilt die Klangsprache des 1900 als Sohn litauischer Emigrant:innen in New York geborenen Komponisten in seiner Verwendung von Elementen aus Jazz, Spirituals, Folklore und Popularmusik bis heute als ›typisch amerikanisch‹ – eine Zuschreibung, die Copland selbst nicht unzutreffend fand und deren Absolutheit er doch hinterfragte: »Ich bekomme einen Wutanfall bei europäischen Musikliebhabern, die möchten, dass unsere Musik vollständig neu, brandneu, vollständig anders ist. Sie vergessen, dass wir, wie Waldo Frank einmal gesagt hat, das ›Grab Europas‹ sind, womit er, denke ich, meinte, dass wir von ihnen alles geerbt haben, was sie sind und wissen; wir sollten das alles aufsaugen und es ganz zu unserem Eigenen machen, ehe wir auf eine unverfälschte amerikanische Schöpfung hoffen können. Nichtsdestotrotz gibt es ein tiefes psychologisches Bedürfnis, nach gegenwärtigen Zeichen für diese Schöpfung Ausschau zu halten.«
Nachdem sich Copland in den Balletten Billy the Kid (1938) und Rodeo (1942) sowie den Orchesterwerken El Salón México (1936), Quiet City (1940) und Lincoln Portrait (1942) bereits intensiv mit der Geschichte seiner Heimat auseinandergesetzt hatte, erhielt er 1942 einen Auftrag der Pianistin und Mäzenin Elizabeth Sprague Coolidge – Tochter und Erbin eines Großhändlers in Chicago –, gemeinsam mit der Tänzerin und Choreografin Martha Graham ein »amerikanisches Thema« auf die Bühne zu bringen. Graham siedelte die Handlung im frühen 19. Jahrhundert in den Hügeln von Pennsylvania, westlich der Appalachen an: Inmitten einer Pioniersiedlung feiert ein junges Brautpaar die Einweihung seines neu gebauten Hauses. Glücksgefühle über die gemeinsame Zukunft stehen dabei auch den Sorgen vor dem Unbekannten und den Herausforderungen des Ehelebens gegenüber. Während ein älterer Nachbar ihnen mit Verweis
auf seine Lebenserfahrung Mut zuspricht, gemahnt ein Prediger mit seiner Anhängerschaft an die grausamen Seiten des menschlichen Schicksals. In der Schlussszene bleibt das Paar, ruhig und zuversichtlich in die Zukunft blickend, in der neuen gemeinsamen Wohnung zurück. Den
Aaron Copland // Appalachian Spring. Suite für Orchester
Martha Graham und Stuart Hodes mit Ensemble bei der Premiere von Appalachian Spring, 1944
Titel, den Graham dem gemeinsamen Werk geben wollte, erfuhr Copland erst nach Abschluss der Komposition, als er der Choreografin seine mit dem Arbeitstitel Ballet for Martha überschriebene Partitur übergab: Appalachian Spring. Graham hatte ihn dem Gedicht The Dance aus Hart Cranes poetischem Epos The Bridge entnommen, in dem die Reise eines amerikanischen Ureinwohners durch das Appalachengebirge beschrieben wird:
I took the portage climb, then chose A further valley-shed; I could not stop. Feet nozzled wat’ry webs of upper flows; One white veil gusted from the very top.
O Appalachian Spring! I gained the ledge; Steep, inaccessible smile that eastward bends And northward reaches in that violet wedge Of Adirondacks! […]
Ich stieg die Schleppstelle hinauf und fand einen Unterstand fern im Tal; ich blieb nicht stehen. Füße streiften Wassernetze des Aufwärtsstroms; ein weißer Schleier wehte von weit oben.
O appalachische Quelle! Ich erklomm den Vorsprung; Steiles, unzugängliches Lächeln, das sich ostwärts dehnt und nordwärts reicht in jenen violetten Keil der Adirondacks! […]
Schon bald nach der Uraufführung fertigte Copland eine Orchestersuite des ursprünglich für 13-köpfiges Kammerensemble instrumentierten Balletts an, wobei er an mehreren »primär choreografisch bedingten« Stellen Kürzungen und Umstellungen sowie Transpositionen einzelner Abschnitte vornahm. Nach einer kurzen Einleitung, in der Rufe der Bläser über einem flächigen Streicherklang das Idyll einer weiten Landschaft heraufbeschwören, beschreibt eine von hektischen Dreiklangsbrechungen bestimmte, dabei immer wieder von choralhaften Abschnitten durchwirkte
Allegro-Passage das geschäftige Treiben in der Siedlung, ehe die Bläser eine heitere Tanzmelodie anstimmen, die schließlich in die wohl berühmteste Passage des Werkes überleitet: In fünf Variationen über die Shakermelodie Simple Gifts – heute besser bekannt unter dem Titel Lord of the Dance – beschreibt die Musik den wechselhaften Alltag der zukünftigen Eheleute. Noch einmal kehren die idyllischen Klänge des Anfangs zurück und beschließen Coplands klingende Vision des amerikanischen Traums, für die er 1945 mit dem Pulitzer-Preis für Musik ausgezeichnet wurde.
Shaker christliche Freikirche in den USA, deren offizieller Name United Society of Believers in Christ’s Second Appearing lautet
Aaron Copland, um 1935
Ein Ungar in Hollywood
Miklós Rózsa // Ben Hur. Suite für Orchester und Chor
1945, im selben Jahr, in dem Aaron Copland Appalachian Spring zur Uraufführung brachte und dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, gewann Miklós Rózsa für seine Filmmusik zu Alfred Hitchcocks Spellbound seinen ersten Oscar. Zwei weitere sollten folgen: 1948 für die Musik zu George Cukors A Double Life und schließlich 1959 für William Wylers Monumentalfilm Ben Hur, der mit insgesamt elf Auszeichnungen bis heute – gemeinsam mit Titanic und Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs – den Rekord bei den prestigeträchtigen Academy Awards hält. »Ich habe meinen dritten Oscar für diese Filmmusik gewonnen und es ist diejenige, die ich am meisten schätze. Die Musik von Ben Hur ist meinem Herzen sehr nah«, hielt der Komponist in seiner Autobiografie Double Life fest.
1907 in Budapest geboren, war Rózsa nach seinem Kompositions- und Musikwissenschaftsstudium am Konservatorium in Leipzig 1931 nach Paris gezogen, wo er mit Werken wie seiner Serenade op. 10 oder dem Orchesterwerk Thema, Variationen und Finale op. 13 reüssier te – letzteres wurde von Dirigenten wie Karl Böhm, Georg Solti, Leonard Bernstein und Bruno Walter aufgeführt. Sein Kollege Arthur Honegger machte ihn schließlich auf die Möglichkeiten der Filmmusik aufmerksam, der sich Rózsa fortan verstärkt widmete. Ab 1937 zunächst in London tätig, kam er infolge des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs 1940 während der Arbeit an seiner Musik zu The Thief of Bagdad nach Hollywood. Dort blieb er und komponierte mehr als 200 Filmmusiken, wobei ihm das Kunststück gelang, sich mit Werken wie dem 1952 für Jascha Heifetz komponierten Violinkonzert oder seiner Sinfonia Concertante des Jahres 1966 auch auf den Konzertpodien zu behaupten. Rózsas Stil bewegt sich dabei geschickt zwischen postromantischem Klangrausch und virtuos polyphoner Satztechnik, die er durch raffinierte Instrumentationskunst verschränkt, wobei er selbst stets die zentrale Stellung seiner musikalischen Wurzeln in der ungarischen Volksmusik betonte: »Wie sehr ich meinen Stil auch modi-
fiziere, um wirksam für Filme zu schreiben, die Musik Ungarns ist auf die eine oder andere Weise unauslöschlich praktisch jedem Takt eingeprägt, den ich jemals zu Papier gebracht habe.«
Zwölf Drehbuchversionen, vier verschiedene Drehbuchautoren, sechs Jahre Vorbereitungszeit, 50.000 Statist:innen und ein Budget von 15 Millionen (heute etwa 160 Millionen) Dollar: Ben Hur, der bis heute zu den aufwändigsten und eindrucksvollsten Produktionen der Filmgeschichte zählt, behandelt die Geschichte des fiktiven jüdischen Fürsten Judah BenHur – gespielt von Charlton Heston –, der Opfer der Rachsucht seines mittlerweile als Statthalter in Diensten des römischen Reiches stehenden
Gene Kelly (r.) überreicht Miklós Rózsa (l.) den Oscar für die Filmmusik zu Ben Hur, 1959
Filmplakat von Reynold Brown zu Ben Hur, 1959
Miklós Rózsa // Ben Hur. Suite für Orchester und Chor
Jugendfreundes Messala wird. Zum Sklavendienst auf den Galeeren verurteilt, rettet er bei einem Überfall durch makedonische Piraten dem Konsul Quintus Arrius das Leben, der ihn nach Rom bringt und adoptiert. Nach seiner Rückkehr nach Jerusalem berichtet ihm seine Geliebte Esther, dass seine von Messala inhaftierte Mutter Miriam und seine Schwester Tirzah tot seien. Ben-Hur beschließt, an einem Wagenrennen im Circus von Jerusalem teilzunehmen, um sich dort an Messala zu rächen. Er gewinnt das Rennen und erfährt von dem bei einem Sturz tödlich verwundeten Messala, dass seine Mutter und Schwester nicht tot, sondern an Lepra erkrankt und im Tal der Aussätzigen untergebracht sind. Am Ende des Films wird er Zeuge der Kreuzigung Jesu, den er als jenen Mann erkennt, der ihm als Sklave in Nazareth einst Wasser zu trinken gegeben hatte. Bei Jesu Tod zieht ein schweres Unwetter auf und Miriam und Tirzah werden durch göttliches Wunder geheilt.
Gegen Ende seines Lebens plante
Rózsa, Orchestersuiten einiger seiner Filmmusiken zu erstellen, konnte dieses Projekt jedoch bis zu seinem Tod 1995 nicht in die Tat umsetzen. Auf Anregung von Erich Kunzel, Chefdirigent des Cincinnati Symphony Orchestra, und unterstützt von Rózsas Sohn Nick, arrangierte der Komponist und RózsaSpezialist Daniel Robbins eine Suite für Chor und Orchester aus der Filmmusik von Ben Hur, die mit dem heutigen Konzert erstmals in Österreich erklingt. Die Ouvertüre »holt die Zuhörer unmittelbar in die Atmosphäre der Epoche von Ben Hur«, wie Rózsa selbst die suggestive Wirkung seiner Musik beschrieb. Mit archaischen Fanfarenklängen hebt das von Quintklängen geprägte Einleitungsmotiv an, das der Komponist mit »Anno Domini« (»Jahr des Herrn«)
»[Der Regisseur William Wyler] fragte mich: ›Kannst du musikalisch ausdrücken, was im Kopf eines Mannes vor sich geht, der für seine persönlichen Ambitionen seinen besten Freund und dessen Familie opfert?‹ Ich sagte, dass ich das könne. Er machte Mittagspause und sagte mir, dass er die Szene noch einmal filmen wolle, auf eine Art und Weise, die mir mehr Raum für die musikalische Interpretation gäbe.«
Miklós Rózsa in seiner Autobiografie Double Life, 1982
Miklós Rózsa // Ben Hur. Suite für Orchester und Chor
überschrieb. Ihm folgt ein orientalisch geprägtes, über treibenden Pizzicati vorwärtsdrängendes Thema, mit dem das Leben in Jerusalem dargestellt wird und das zum Schluss der Ouvertüre in das von warmen Streichklängen getragene ›Liebesthema‹ übergeht. Der zweite Satz Star of Bethlehem – Adoration of the Magi beschreibt den Weg des Sterns von Betlehem und die Anbetung des neugeborenen Kinds durch die drei Weisen mit strahlenden, renaissancistisch anmutenden Harmonien und choralhaften Melodien und bildet so einen ruhigen Gegenpol zur motorischen Wucht und harmonischen Schärfe des folgenden Rowing of the Galley Slaves (Rudern der Galeerensklaven). Hier setzen unnachgiebige Paukenschläge, kraftvolle Rhythmen, Glissandi in den Blechbläsern und ein stetig steigender Puls die mechanische Arbeit der rudernden Sklaven in Szene.
Ebenfalls ein Gegensatzpaar bilden das ätherische Alleluia – im Film beispielsweise während der Bergpredigt Jesu zu hören – und die berühmte Parade of the Charioteers (Parade der Wagenlenker): Das prunkvoll orchestrierte Stück stellt in seiner schlichten A-B-A-Form ein Messala zugeordnetes Motiv (A) dem Motiv des Ben-Hur (B) gegenüber, das nach der Wiederkehr des A-Teils noch einmal in einer kurzen Coda zu hören ist. Die ersten Takte des abschließenden Satzes Miracle & Finale, in denen Rósza mit verminderten Akkorden, Tremoli und flatternden Bläsermotiven den Sturm nach der Kreuzigung Jesu nachzeichnet, wurden im Film zugunsten der tatsächlichen Sturmgeräusche gestrichen. Ihnen folgt die musikalische Untermalung des göttlichen Wunders am Ende des Films: die Heilung von Miriam und Tirzah, dargestellt durch das triumphal überhöhte ›Alleluia‹-Motiv. Im nahtlos anschließenden Finale führt Rózsa noch einmal verschiedene motivische Stränge seiner Partitur zusammen und krönt damit nicht nur einen der eindrucksvollsten Filme, sondern auch eine der bedeutendsten Partituren der Filmgeschichte.
Andreas Meier
Alles ist Rhythmus
Ludwig van Beethoven // Symphonie Nr. 7 A-Dur
»Diese Symphonie ist die Apotheose des Tanzes selbst: sie ist der Tanz nach seinem höchsten Wesen, die seligste That der in Tönen gleichsam idealisch verkörperten Leibesbewegung. Melodie und Harmonie schließen sich auf dem markigen Gebein des Rhythmus wie zu festen, menschlichen Gestalten, die bald mit riesiggelenken Gliedern, bald mit elastisch zarter Geschmeidigkeit, schlank und üppig fast vor unsren Augen den Reigen schließen, […] bis im letzten Wirbel der Lust ein jubelnder Kuß die letzte Umarmung beschließt.« Mit diesen viel zitierten Worten versuchte niemand anderer als Richard Wagner, das bis heute ungebändigte rhythmische und tänzerische Potenzial von Ludwig van Beethovens 7. Symphonie A-Dur op. 92 mit Worten einzufangen.
Seine tänzerischste Symphonie hat Ludwig van Beethoven 1813 zur Uraufführung gebracht – und das überaus erfolgreich: Kaum ein Werk des reifen Beethovens reüssierte so unmittelbar wie die Siebte. Dazu dürften nicht nur der Schwung und Elan des Werks beigetragen haben, sondern auch die Rahmenbedingungen der Premiere. Während es mit Beethoven in privater Hinsicht bergab ging – Geldnöte, Krankheit und Ertaubung marterten ihn –, liefen die Vorbereitungen für seine beiden Akademien im Dezember 1813 wunschgemäß.
Beethoven bekam das Placet, seine neue Symphonie in der Aula der Universität Wien zu präsentieren und er konnte ein großes, illuster besetztes Orchester zusammenstellen:
Akademien Bezeichnung für öffentliche Konzerte
Gefeierte Musiker wie Antonio Salieri, Louis Spohr, Johann Nepomuk Hummel und Giacomo Meyerbeer wirkten an den Aufführungen mit. Ein Prominentenauftrieb, der wohl auch mit der patriotischen Note dieses Konzertereignisses aus der Zeit der Befreiungskriege zu tun hatte. Die Einnahmen der beiden Termine, bei denen auch Beethovens martialisches Klanggemälde Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria erschallte, kamen den versehrten österreichischen und bayerischen Soldaten der Schlacht bei Hanau (Oktober 1813) zugute.
Ludwig van Beethoven, Stich von Blasius Höfel nach einer Zeichnung von Louis Letronne, 1814
Die 7. Symphonie ist zum Glück frei von solchen Tönen. Richard Wagner hat sie »die Apotheose des Tanzes selbst« genannt und dafür finden sich schon im Kopfsatz gute Gründe. Während der langsamen Einleitung entsteht allmählich ein pochender Rhythmus, der sich im weiteren Verlauf als zentraler Taktgeber erweist. Ist er erst einmal in der Welt, beschleunigt sich das Geschehen auf ein Vivace-Tempo. Ein Bewegungsdrang bestimmt ab nun das musikalische Geschehen und äußert sich durchaus kontrastreich: Bald prescht die Musik voran, bald tritt sie nervös auf der Stelle, mal schleicht sie auf leisen Sohlen, mal lässt sie gewissermaßen den Motor aufheulen. Der zweite Satz zählt zu Beethovens bekanntesten Schöpfungen überhaupt: Er ist vom Werbefernsehen ebenso gekapert worden wie von Blockbustern aus Hollywood (in X-Men: Apocalypse gar
als Begleitmusik zum Weltuntergang). Ein leiser werdender Quartsextakkord leitet dieses Allegretto ein und beendet es auch – ein Dreiklang, der für damalige Ohren einen instabilen Eindruck machte und darum selten an prominenter Stelle stand. Beethoven benutzt ihn dagegen wie Anführungszeichen. Auch dieser Satz ist von einem zentralen Rhythmus geprägt, einem bedächtig schreitenden, der den Eindruck einer Prozession (Wolfgang Osthoff) erwecken kann. Über einer wiederkehrenden, düsteren Akkordfolge ranken sich immer mehr Melodiebögen und bauen sich allmählich zu erhabener Größe auf. Unverhofft verfliegt die Dunkelheit: Die Musik hellt sich von a-Moll nach A-Dur auf, Holzbläser singen entspannt, sanft umströmt von Achteltriolen der Violinen. Doch das Idyll ist nur von kurzer Dauer. Mit zwei Paukenschlägen kehrt der Moll-Teil zurück, mündet dieses Mal in ein gewispertes Fugato, bevor er sich wieder zu schicksalhafter Lautstärke aufbäumt. Nach einer erneuten Wiederkehr des Dur-Teils verklingt das Allegretto in fahlem a-Moll. Ab hier steigt die Stimmung jäh: Das Scherzo vermittelt mit seinem sanguinischen Tempo und Thema überschäumende Freude – das Finale übertrifft dies noch durch seine ekstatische Tanzlust. Beethoven schwelgt hier in punktierten Rhythmen, lässt manische Sechzehntelketten rasen und berauscht sich an immer neuen Steigerungswellen: ein überwältigender Schluss, aber seinerzeit auch radikal in seiner Heftigkeit.
Dass Beethoven damit ein weiteres Mal Grenzen auslotete, beweist nicht zuletzt ein ablehnendes Diktum von Clara Schumanns Vater Friedrich Wieck: Der ätzte aufgrund des Überschwangs der Musik, die Außensätze seien vermutlich in betrunkenem Zustand komponiert worden – ein Urteil, das Richard Wagner gewissermaßen ins Positive wendete, als er der Symphonie in seiner Schrift Das Kunstwerk der Zukunft (1850) eine »bacchantische Allmacht« beschied.
Christoph Irrgeher
Bruckner Orchester Linz
Das Bruckner Orchester Linz (BOL) zählt zu den führenden Klangkörpern Mitteleuropas, blickt auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück und trägt seit 1967 den Namen des Genius Loci. Das BOL ist Botschafter Oberösterreichs und seines Namensgebers auf Konzertpodien weltweit und nimmt im Linzer Musiktheater seine Aufgaben als Orchester des Landestheaters wahr. Seit dem Amtsantritt von Markus Poschner als Chefdirigent vollzieht das BOL einen weithin beachteten Öffnungsprozess, der neue Formate generiert, unerwartete Orte aufsucht, in der Vermittlung überraschende Wege findet und vor allem für künstlerische Ereignisse in einer unnachahmlichen Dramaturgie sorgt. Das BOL wurde beim Österreichischen Musiktheaterpreis 2020 als ›Orchester des Jahres‹ und 2024 mit dem ICMA Special Achievement Award für die Gesamteinspielung der Bruckner-Symphonien unter Markus Poschner ausgezeichnet.
Hard-Chor
Der 2007 gegründete Linzer Hard-Chor und sein Leiter Alexander Koller stehen für routinierte Auftritte, bunte Chorliteratur und viel Experimentierfreude. Seine Repertoireliste umfasst Werke aller Epochen, oft auch Gegenwartsmusik und Uraufführungen. 2017 vertrat der Chor Österreich beim Europäischen Song Contest der Chöre in Riga, zwei Jahre später debütierte er im Musikverein Wien und führte beim Woodstock der Blasmusik Bruckners e-Moll-Messe auf. Besonders gern gehört ist der HardChor in der Linzer Konzertreihe Musica Sacra. 2023 wirkte er an der Welturaufführung von Sir Karl Jenkins One World im Brucknerhaus Linz unter der Leitung des Komponisten mit. Im Jubiläumsjahr 2024 war der HardChor prominent für Anton Bruckner im Einsatz, unter anderem beim Festakt zur Eröffnung des Internationalen Brucknerfests und beim spektakulären Konzert Bruckners Salz in den Salinen Ebensee.
Markus Poschner
Dirigent
Seit der Auszeichnung mit dem Deutschen Dirigentenpreis gastiert Markus Poschner regelmäßig bei Spitzenorchestern und Opernhäusern der Klassik-Welt, darunter das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, die Staatskapelle Berlin, die Sächsische Staatskapelle Dresden, das SWR Symphonieorchester, die Bamberger Symphoniker, die Wiener Symphoniker, das Orchestre Philharmonique de Radio France, das NHK Symphony Orchestra Tokyo, die Staatsopern in Berlin, Wien, München und Hamburg sowie das Opernhaus Zürich. Im Jahr 2022 eröffnete er die Bayreuther Festspiele mit einer Neuproduktion von Tristan und Isolde und leitete diese Produktion auch 2023.
Zur Spielzeit 2026/27 wird der gebürtige Münchner, der zudem leidenschaftlicher Jazzpianist ist, neuer Chefdirigent des traditionsreichen ORF Radio-Symphonieorchesters Wien, bereits 2025/26 tritt er die Position als Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel an und ab 2027/28 übernimmt Markus Poschner außerdem die Position als Music Director der Utah Symphony. Von 2015 bis 2025 war er Chefdirigent des Orchestra della Svizzera italiana, mit dem er den renommierten International Classical Music Award (ICMA) 2018 für die Gesamteinspielung der BrahmsSymphonien sowie erneut 2025 für seine Hindemith/Schnittke-Aufnahme gewann. Seine Einspielung von Jacques Offenbachs Maître Péronilla mit dem Orchestre National de France wurde mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik 2021 ausgezeichnet. Für die Gesamtaufnahme sämtlicher Bruckner-Symphonien mit dem Bruckner Orchester Linz, dessen Chefdirigent Markus Poschner seit 2017 ist, und dem ORF RadioSymphonieorchester Wien erhielt er 2024 den Special Achievement Award des ICMA. Gemeinsam mit dem Bruckner Orchester Linz wurde er außerdem beim Österreichischen Musiktheaterpreis 2020 mit den Auszeichnungen ›Orchester des Jahres‹ und ›Dirigent des Jahres‹ geehrt.
Library of Congress, Washington, D.C. (S. 7 & 9), gemeinfrei (S. 11, 12 & 16), R. Winkler (S. 18), C. Börner (S. 19), Orchestra della Svizzera italiana/K. Kikkas (S. 21)
Programm-, Termin- und Besetzungsänderungen vorbehalten
LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz
Wir danken für Ihren Besuch und wünschen Ihnen ein schönes Konzert!
Mit unserer eigenen Hammerkopfproduktion entfesseln wir das volle tonliche Spektrum unserer Flügel und Klaviere –eine Kunst, die Leidenschaft, Erfahrung und Disziplin erfordert. www.bechstein-linz.de