Bolero April 2010

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Das Schweizer Magazin für Mode, Schönheit und Kultur APRIL 2010 CHF 12.– € 8.– www.boleromagazin.ch

BekennenSie

Farbe! Der Trend für Mode, Beauty und Design

Kleider im Stil von Brigitte Bardot — GEWINNEN SIE: VERWÖHNFERIEN IM WALDHAUS FLIMS — Husmann/Tschaeni das Künstler-Duo startet durch — Mia Wasikowska Hollywoods neuer Star — Kostümpreis 2010 Theater Luzern DieFinalisten des Wettbewerbs

Spa-Spezial Die 5 schönsten Wellness-Oasen in Europa


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26.2.2010

14:04 Uhr

Seite 16

INSIDE

Bolero Zeitschriftenverlag AG Giesshübelstrasse 62i, 8045 Zürich Tel. 044 454 82 82, Fax 044 454 82 72 service@boleroweb.ch, www.boleromagazin.ch Abonnement/Vertrieb: Abo-Service Bolero Postfach, 4801 Zofingen Tel. 062 746 44 23, Fax 062 746 35 71 abo-service@ringier.ch, einzelverkauf@ringier.ch www.online-kiosk.ch

redaktion: leoni jessica hof

ALEX S. Jettet zwischen Mailand und Paris hin und her. Für Bolero machte sie einen Zwischenhalt und posiert ab Seite 102 als junge Bardot

Chefredaktorin: Sithara Atasoy Stv. Chefredaktorin: Marianne Eschbach Art Director: Jürg Sturzenegger

– liebt es, über die zugefrorene Alster zu schlittern und unter der Dusche zu singen – Macken: wackelt vorm Einschlafen mit den Füssen und stellt ihren Wecker nie auf gerade Uhrzeiten – träumt davon, in einem weissen Traumkleid von Vera Wang zu heiraten

Redaktion: Sithara Atasoy (sat), Mode (Leitung) Sara Allerstorfer (sal), Mode (stv. Leitung) Miriam Dembach (dmm), Mode-Redaktorin Marianne Eschbach (mes), Beauty & Health (Leitung) Leoni Jessica Hof (hfl), Kultur & Lebensart Tina Bremer (bm4), Reisen & Reportagen Béatrice Schmid, Korrektorat Grafik: Miki Karrer, Tamaki Yamazaki Bildredaktion: Duong Nguyen Textchefin: Tina Bremer Produktion: Bänz Lüthi Redaktionssekretariat und Honorare: Katarina Griesbach (kgr), Irina Possenti (pti) Giesshübelstrasse 62i, 8045 Zürich

Bolero: Ihre letzte gute Tat? Alex S.: Ich habe ein Schokoladen-

Mitarbeiterinnen im Ausland: Martina Riebeck (Modekorrespondentin Mailand) Elisabetta Cavatorta (Modekorrespondentin Paris)

Fondue für meinen Freund gemacht. Und meinem Papa Skype installiert, damit wir telefonieren können, wenn ich im Ausland bin.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Anoush Abrar, Kurt Aeschbacher, Salvi Atasoy (sad), Christophe Badoux, Joachim Baldauf, Peter Brunner, Gian Marco Castelberg, Quinn Cox, Giuseppe D’Alonzo, Eliane Dürst, Patricia Engelhorn, Vanessa Fink, Wladimir Kaminer, Claudia Landolt Starck, Alessandro Lucioni, Oliver Mark, Malena Ruder, Jörg Schwerzmann (jsc), Stella Starsky, Corinne Stoll, Gabriela Tscharner, David Willen, Erwin Windmüller, Nancy Wolf, Monsieur Z, Andreas Zimmermann, Armin Zogbaum Head of Marketing Zeitschriften: Thomas Passen Leitung Anzeigenmarkt Zeitschriften: Martin Tamas

– lebt mit Freund, Fisch und Büchern in Basel – spürt in ihrer Freizeit Trouvaillen in Vintageläden auf, tanzt Ballett und näht – ist Fan der Modeschöpferin Madeleine Vionnet – liebt es, in Aussenpools zu schwimmen, während es schneit Bolero: Was ist am längsten in deinem Besitz? Malena Ruder: Ein immer wieder

reparierter, emaillegefasster Spiegel, den mir meine Mutter von einer Kretareise mitbrachte.

CHRISTOPHE BADOUX Ist ein Bolero-Klassiker: er illustriert die Kolumne «Aeschbachers Welt»

GABRIELA TSCHARNER Weiss schon heute, über welchen Shootingstar morgen gesprochen wird

– ursprünglich aus Kentucky – spielt, schaut, zeichnet und redet gerne über Fussball – sein aktuelles Buch «Die fünfte Variable» ist eine Gesellschaftssatire über den Generationenkonflikt und das Schweizer Pensionskassensystem – arbeitet im Moment an einem neuen Comic, der mehr Seiten, aber dafür weniger Bilder haben wird

– Journalistin in L.A. – der Interview-Termin mit Mia Wasikowska (ab Seite 64) fand für Los-Angeles-Verhältnisse mitten in der Nacht statt, nämlich um 10 Uhr morgens – vermisst Schweizer Backwaren

Bolero: Ihr Rezept gegen Kreativitätsblockaden? Christophe Badoux: Meistens

hilft eine Runde töggele.

OBJEKT DER BEGIERDE, DOPPELNUMMER WINTER 2010

Dieses Objekt der Begierde wird Diana Ulrich aus Zürich auf den Leib geschneidert. Sie ist die Gewinnerin der edlen Mass-Korsage vom Zürcher Wäschelabel Lyn Lingerie. Farbe und Stoff darf sie frei wählen. Die Frage lautete: Wie hiess die Abschlusskollektion von Evelyn Huber, welche sie zu ihrem Lingerie-Label inspirierte? Mit der Antwort «Moulin Rouge» lag Diana Ulrich richtig.

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Bolero: Was war Ihr bisher beeindruckendstes Treffen? Gabriela Tscharner: Das mit

Joaquin Phoenix. Während eines Interviews musste er so lachen, dass er sich vom Stuhl fallen liess und sein Kopf in meinem Schoss landete – für eine gefühlte Ewigkeit.

KORRIGENDA

Anzeigenverkauf: Mehtap Bulut, Caroline Petter, Simone Widmer Leitung Produktion Zeitschriften: Roland Winkler Leitung Werbung Zeitschriften: Franziska Schmid

Fotos: Joachim Baldauf (1), Corina Flühmann (1)

MALENA RUDER Nächtigte als Erste in der Maison-Martin-MargielaSuite und berichtet ab Seite 78 im Spa-Spezial

In der letzten Ausgabe ist uns ein Fehler unterlaufen. Die Bildlegende auf Seite 118 lautet: Transparentes, bodenlanges Blumenkleid mit schwarzem Chiffon am Dekolletee, Roberto Cavalli.

Produkt Manager: Katja Bizjak Leitung Kooperationen: Mascia Thommen Anzeigenadministration: Beatrice Meyer Aloui, Tel. 044 259 61 97 Anzeigenverkauf Italien: Studiopep srl, Via Popoli Uniti 20, 20135 Milano, Tel. +39 02 2870496, Fax +39 02 2870171 Anzeigenverkauf Deutschland: Ringier Anzeigen International, Dufourstrasse 49, 8008 Zürich Tel. 044 259 65 11, Fax 044 259 69 96 Anzeigenverkauf übrige Länder: Ringier Anzeigen International, Dufourstrasse 49, 8008 Zürich Tel. 044 259 64 83, Fax 044 259 69 96 Lithos & Druck: Zollikofer AG, St. Gallen Bolero ist auf chlorfreiem Papier gedruckt Abonnementspreise: 1 Jahr CHF 110.–, 2 Jahre CHF 200.–, ab 3. Bezugsjahr Treuerabatt CHF 74.– statt CHF 110.– (inkl. MwSt.). Auslandpreise auf Anfrage, Studentenrabatt: 50%, 3-mal im Jahr sind BoleroMen sowie weitere Sonderausgaben im Abopreis von Bolero enthalten. Einzelverkaufspreis: CHF 12.– (inkl. MwSt.), Bolero erscheint monatlich (10-mal pro Jahr) Bolero wird von der Bolero Zeitschriftenverlag AG, einem Unternehmen der Ringier AG, 4800Zofingen,herausgegeben.DerVerwaltungsratsetzt sich wie folgt zusammen: Kurt Aeschbacher, Thomas Trüb, Martin Werfeli. Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion und Verlag jede Haftung abgelehnt. ISSN 1420-3944 Die Boleroausgabe 05/2010 erscheint am 14. April 2010.


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26.2.2010

8:37 Uhr

Seite 11

INHALT april 2010

102>

112>

118>

Fashion >102

Working Class Heroine Mode im Stil der jungen Brigitte Bardot

>112

Bonbonfarben Der Frühling treibt den Winter aus – mit knalligen Farben wie Zuckerguss

114 >118

Carolines Arche Chopard präsentiert funkelnde Tiere zum 150-Jahre-Jubiläum Minimal Art Subtile Details statt Effekthascherei: Die Designer besinnen sich aufs Wesentliche

Stil 29

News Gehäkeltes von Chanel, Naturmaterialien von Louis Vuitton, Céline und D&G

30

Trend Die Liaison von Kunst und Mode. Sara Allerstorfer über bloggende 13-Jährige

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Fragen an Edmundo Castillo, jetzt auch Designer von Highheels für Santoni

34

Alltag Weisse Blusen sind alles andere als spiessig – elegant und romantisch kombiniert

38

Laufsteg Leder wird von den Modemachern grosszügig eingesetzt wie Meterware

40

Porträt Die Designerin Evelyne Roth liebt stilistische Überraschungen

44

Im Fokus Erdem Moralioglu bezirzt die Frauen mit Edelstein-Farben und floralen Drucken

46

Prix Juste-au-Corps Fünf Varianten für «Figaros Hochzeit»: Welche Kostümidee siegt?

50

Uhren Männliche Eleganz am Frauenarm, Diamanten auf sportlichen Zeitmessern

54

Schmuck- und Uhren-News Cindy Crawford für Omega; «La Captive» von Cartier

Cover

MODEL Alex S./Placemodels FOTO Joachim Baldauf REALISATION Martina Riebeck MAKE-UP Stefanie Willmann/Ballsaal HAIR Patrick Gorra/Ballsaal OUTFIT Seidenjersey-Kleid in Orange mit Batik-Print. Totenkopfschmuck. Beides Blumarine.

Beauty 89

Lippenstift Mit «Rouge Coco» von Chanel in 30 Farben sollen Frauen mutig auftreten

90

Pflege Sieben Produkte spenden Feuchtigkeit – so ist der Teint für trockene Zeiten gewappnet

92

Parfum Aus dem mysteriösen Maison Martin Margiela kommt der Duft «(untitled)»

94

Vanity Case Kultprodukte fürs Haar von John Frieda; Chanel-Tattoos; Pflegelinie von Sepai

96

Test Strahlender Teint aus der Tube? Miss B. hat fünf Seren unter die Lupe genommen

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Health Wer im Sommer viel Haut zeigen will, beginnt jetzt mit einem Soft-Treatment Unsere Titelthemen sind rot gekennzeichnet

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26.2.2010

8:42 Uhr

Seite 12

INHALT april 2010

Porträt >24

24>

Angesagt: Husmann/Tschaeni Die poetischen und modischen Welten des Künstlerpaars

Spa Spezial >77

Wochenend-Oasen in der Schweiz, Frankreich, Spanien und Italien:

Wer sich verwöhnen lassen will, muss nicht weit reisen

Kulturklub 57

Kunst Die virtuose und brachiale Technik des Malers Lucian Freud – zu sehen in Paris

58

Ausstellungen Deroubaix in St. Gallen, Mapplethorpe in Lugano, Hürzeler in Solothurn

60

Agenda Hörbuch, Lookbook, Film, DVD, Konzert, Comic und Ausstellungen

62

Bücher Lebenspanoramen von Alice Munro, Romane von Geiger, Kelly und Leky

>64

Film: Mia Wasikowska Sie ist der Superstar der nahen Zukunft – glauben die Kritiker

68

Musik Sa Ding Ding, der Musikstar aus der Steppe, dazu die fünf richtigen CDs des Monats

70

Design Farben beleben unsere vier Wände, Hochgestapeltes von Herzog & de Meuron

Art de vivre >131

64>

Shanghai Ab Mai lädt die chinesische Metropole zur Expo. Zu entdecken gibts aber viel mehr

135

Reisetipps Moschino-Hotel in Mailand, unterwegs mit Truman Capote, Ferien mit Panda

136

Sextrology Das Monatshoroskop für alle Sternzeichen von Stella Starsky und Quinn Cox

137

Gourmet-Enzyklopädie Peter Brunner wertet mit «Absolue», reinem Jasminöl, Gerichte auf

Rubriken

131>

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Inhalt

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Editorial Marianne Eschbach über Lichtblicke in der Garderobe

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Inside und Impressum

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Pinboard Last-Minute-News aus Mode, Schönheit, Kultur und Lifestyle

20

Salongespräch Die Schriftstellerin Sibylle Berg über ihre Lieblingsheldinnen

22

In Gedenken an Sara Allerstorfer zum Tod des Modeschöpfers Alexander McQueen

138

Aeschbachers Welt Ein Ferienhaus ist nicht nur für die Besitzer interessant

139

Event Boss Black mit fulminanter Show und rauschendem Fest an der Berliner Fashionweek

>140

Objekt der Begierde Drei Tage Entspannung zu zweit im 5-Sterne-Hotel Waldhaus in Flims

141

Verlosung «Master Cure»-Sets von Juvena of Switzerland

142

Adressen Corinne Grüter von Set&Sekt in Basel, neue Geschäfte, Schönmacher aus dem Web

144

Wo zu kaufen Sämtliche Bezugsquellen

145

Verlosung «She Wood»-Sets von Dsquared2

146

Kolumne Wladimir Kaminer hätte gerne mehr profitiert von alten weisen Menschen Unsere Titelthemen sind rot gekennzeichnet

140>


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26.2.2010

13:42 Uhr

Seite 29

STIL

IM UHRZEIGERSINN

Chanels interpretierter Milchmädchen-Look. www.chanel.com Pinkfarbener Fuchsschwanz mit goldenem Verschlusshaken, Louis Vuitton. Preis CHF 1190.– ; www.louisvuitton.com Plateau-Schuhe aus natürlichem Leder, Céline. Preis ca. CHF 850.– ; www.celine.com Handtasche «Miss Sicily» aus Stroh und Leder, Dolce & Gabbana. Preis auf Anfrage; www.dolcegabbana.it Ohrringe aus Gelbgold mit Zitrin und Diamanten, Chaumet. Preis ca. CHF 1012.– ; www.chaumet.com

—News und Trends. Der Sommer wird romantisch. Zeigen Sie Ihre natürliche Seite mit Materialien wie Holz und Stroh. Oder wie wäre es mit Gehäkeltem? REDAKTION: SARA ALLERSTORFER LAUFSTEGBILD: ALESSANDRO LUCIONI

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25.2.2010

16:34 Uhr

Seite 32

STIL fragen an Bolero: Edmundo Castillo, wann begann Ihre Liebe zu Schuhen? Edmundo Castillo: Alles begann mit einem Paar Pumps meiner älteren Schwester, vermutlich die höchsten Highheels, die ich je gesehen hatte. Ich liebte diese Schuhe. Sie waren marineblau und sehr sexy. Aber eines Tages kam meine Schwester von der Arbeit nach Hause und sagte: «Diese Schuhe werde ich nie mehr anziehen. Sie sind ja so unbequem!» Von diesem Moment an haben mich Schuhe nicht mehr losgelassen. BIS IN DEN HIMMEL Highheels aus der «Rose Collection» von Santoni.

Hand aufs Herz, jeden Tag begegnen wir Frauen, denen man ansieht, dass ihre Füsse in den Highheels schmerzen. Was denken Sie, wenn Sie das sehen? Poor girl! Sie sollte nicht leiden müssen. Worauf sollte man beim Schuhkauf achten? Leider wissen viele Frauen nicht, wie wichtig es ist, dass ein Highheel genau die richtige Passform hat. Oft kaufen sie die Schuhe eine halbe Nummer grösser, weil sie denken, dass sie dann bequemer sitzen. Oder sie kaufen Schuhe mit zu hohem Absatz, weil sie sich nicht bewusst sind, dass sich auch die Beine an die Höhe gewöhnen müssen.

INTERVIEW: SITHARA ATASOY

Mitte der siebziger Jahre gründete der Italiener Andrea Santoni in Corridonia, einer etwas über fünfzehntausend Einwohner zählenden Stadt in der Marken, das gleichnamige Familienunternehmen. Grundstein war ein kleines Atelier, das Oberschuhe produzierte. Heute wird Santoni in zweiter Generation von Sohn Giuseppe und Tochter Ilenia geführt. Giuseppe Santoni hat Distribution und Produktion vergrössert und die Kollektionen erweitert. Seit fünf Jahren produziert Santoni auch Damenschuhe. Zu Beginn stellte man vor allem tragbare Schuhe her, keine Himmelsstürmer. «Aber dann wollten wir höher hinaus. Unsere Modelle sollten raffiniert und sexy werden.» Das Know-how holte sich Giuseppe Santoni beim Designer Edmundo Castillo, der zuvor schon bei Donna Karan, Ralph Lauren und Sergio Rossi Erfahrungen gesammelt hatte. Gemeinsam haben die beiden einen Couture-Bereich aufgebaut: Die «Rose Collection» ist eine feine Highheel-Kollektion, mutig und raffiniert im Design, von bester Qualität und in Handarbeit hergestellt.

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Wie hoch ist der höchste Absatz in Ihrer Kollektion? Da beträgt die Wölbung des Leistens 10,5 Zentimeter. Mit Plateau gibt das eine Höhe von 13 Zentimetern. Was war Ihre Inspiration für die «Rose Collection»? Sie können es glauben oder nicht, es war die Herrenkollektion, entsprechend wollte ich, dass das Feminine im Fokus steht. Gleichzeitig habe ich versucht, das Erbe von Santoni mit einzubeziehen: beste Materialien und Handarbeit. Und der wichtigste Trend für den kommenden Sommer? Ich hasse schnelle Modetrends. Ich wünsche mir, dass meine Kreationen eine Seele haben und für sich selber sprechen.

Fotos: Giuseppe d'Alonzo (1) Wo zu kaufen Seite 144.

Ein Schuhhaus will hoch hinaus Santoni, bekannt für luxuriöse Herrenschuhe, will jetzt die Damenwelt erobern. Bolero sprach in Mailand mit dem Designer Edmundo Castillo über die neue Highheels-Kollektion.

Was heisst das? Angenommen, Sie sind flache Schuhe gewohnt und möchten nun Highheels tragen. Dann gehen Sie am besten stufenweise vor: Beginnen Sie mit einer für Sie angenehmen Absatzhöhe, dann steigern Sie die Höhe nach und nach. Tragen Sie die Schuhe jeweils so lange, bis sich Ihre Beine an die Höhe gewöhnt haben.


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26.2.2010

14:26 Uhr

Seite 36

STIL im alltag

ROMANTISCH KOMBINIERT: SANFTE FARBEN VERLEIHEN ROMANTIK, AUCH OHNE RÜSCHEN UND BLUMEN.

VON OBEN NACH UNTEN: Steckkamm, Gripoix, ca. CHF 878.–. Goldfarbener Gürtel, Roger Vivier, ca. CHF 717.–. Sandale, Lele Pyp, ca. CHF 695.–. Ährenring, Aurélie Bidermann, ca. CHF 200.–. Tasche «Ondie», Nina Ricci, ca. CHF 2269.–.

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Bluse, Woolrich, ca. CHF 248.–. Overall aus Crêpe de Chine, Vanessa Bruno, ca. CHF 484.–. Ankle Boots «Aldiva», Bally, CHF 725.–. Tasche «Lolita» aus Canvas mit Kettenhenkel, Christian Louboutin, ca. CHF 1019.–. Wo zu kaufen Seite 144.


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26.2.2010

9:48 Uhr

Seite 50

STIL uhren Baume & Mercier Klassisch-elegant: Die «Classima Executive Dual Time Chronograph» zeigt eine zweite Zeitzone an. Poliertes Stahlgehäuse (42 mm), Alligatorlederband. CHF 3700.–

Girard Perregaux Stilikone mit Retro-Look: Die «1966 Kleine Sekunde» ist in limitierter Auflage aus dem seltenen Metall Palladium gefertigt, das mit Platin verwandt ist (38 mm). CHF 13 500.–

IWC Top-Modell aus der berühmten Uhrenfamilie: «Portugieser Chronograph Automatic». Gibt es in diversen Ausführungen. Hier mit Edelstahlgehäuse (40,9 mm) und Alligatorlederband. CHF 8200.–

Panerai Eine feine Version der sonst wuchtigen italienischen Marine-Uhren. «Radiomir Oro Rosa» mit kleiner Sekunde und Handaufzug. Roségoldgehäuse (42 mm), Alligatorlederband. CHF 16 700.–

Vacheron Constantin Schlicht, klar, edel: Die «Patrimony Traditionelle» zeigt mit Stunden, Minuten und kleiner Sekunde das Wesentliche. Handaufzug, Weissgoldgehäuse (38 mm), Alligatorlederband. CHF 18 100.–

Ralph Lauren Der Designer ist seit einem Jahr im Uhrengeschäft mit der Genfer RichemontGruppe. Die «Sporting Chronograph» läuft mit Jaeger-LeCoultre-Automatikwerk. Edelstahlgehäuse (39 mm), Alligatorlederband. CHF 8100.–

A. Lange & Söhne Das legendäre Modell der Manufaktur aus Glashütte, jetzt mit einem neu entwickelten Automatikwerk: «Lange 1 Daymatic». Platingehäuse (39, 5 mm), Krokoleder band. CHF 55 200.–

Wo zu kaufen Seite 144

Maskulin ist schön feminin Der Genfer Uhren-Salon SIHH hob Grenzen auf und zeigte, wie gut sich männliche Eleganz am Frauenarm macht. REDAKTION: MARIANNE ESCHBACH

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25.2.2010

KULTUR 16:36 Uhr

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abendmode | fashion | bolero

—Der direkte Blick Lucian Freud malt, als ginge es um Leben oder Tod.

TEXT: JÖRG SCHWERZMANN

Der englische Maler Lucian Freud, 1922 in Berlin geboren, ist ein Enkel von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Man muss das nicht wissen, um den analytischen, unbarmherzig direkten Blick zu spüren, den Freud in seinen Aktbildern und Porträts auf seine Modelle richtet. Was der Künstler sieht, wird virtuos, aber mit brachialer Maltechnik auf die Leinwand gebracht; schonungslos, als ginge es um alles oder nichts. Neben David Hockney ist Freud nach dem Tod seines Freundes Francis Bacon einer der letzten Heroen einer figürlichen Malerei in Europa. Manche halten ihn für den bedeutendsten Porträtmaler der Gegenwart. Allerdings, so hörte man, war Queen Elizabeth nicht sonderlich erbaut über ihr Porträt, für das sie Freud vor zehn Jahren Modell stand. Zu direkt war ihr wohl des Künstlers Blick. «Lucian Freud», Centre Pompidou Paris, 10. März bis 19. Juli. www.centrepompidou.fr «Lucian Freud 1996–2005», Monografie mit 109 farbigen Abbildungen, Knesebeck Verlag

OBEN: Lucian Freud, «Working at Night», 2005. Copyright: David Dawson, Courtesy of Hazlitt Holland Hibbert, London. UNTEN: Lucian Freud, «Night Portrait, Face Down», 1999–2000. Copyright: Lucian Freud 1996–2005, Knesebeck Verlag.

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26.2.2010

14:12 Uhr

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KULTUR agenda

Luzia Hürzeler, «Selbstporträt für die Katz», 2006.

Ausstellung

WENN DIE KATZE DIE KÜNSTLERIN ZUM FRESSEN GERN HAT

Damien Deroubaix, «Grinders», 2006.

Ausstellung

Apocalypse now! Das Kunstmuseum St. Gallen zeigt tragikomische Schau-Stücke von Damien Deroubaix. TEXT: LEONI JESSICA HOF

Skelette, Blutkaskaden und niedergemetzelte Milka-Kühe: Damien Deroubaix (*1972, Lille) gehört zu den Aufsehen erregenden Künstlern seiner Generation in Frankreich (2009 war er für den «Prix Marcel Duchamp» nominiert). Seine Skulpturen, Tuschezeichnungen, Aquarelle und grossformatigen Papierarbeiten werden nun in einer umfassenden Präsentation gezeigt. Die jagt dem Betrachter so manchen Schauer über den Rücken und lässt ihn gleichzeitig nicht mehr los. Deroubaix’ Motive scheinen einem Albtraum entsprungen und entwickeln eine eigene visuelle Kraft. Sie sind grell und direkt, es brodelt in Giftküchen, Welten gehen unter. Thematisch nimmt der Künstler mit seinen Arbeiten das sich im 14. Jahrhundert etablierte Motiv des Totentanzes wieder auf. Schriftzüge und Logos erinnern an Graffiti und Plakate. So verbindet er kunsthistorische Traditionen mit der Anmutung moderner Medien, mit Trash-Ästhetik und dem Flair von Undergroundcartoons. Das Kunstmuseum St. Gallen zeigt neue, teils eigens für die Ausstellung konzipierte Werke. Damien Deroubaix, «Die Nacht», Kunstmuseum St. Gallen, bis 16. Mai.

Die Videokünstlerin Luzia Hürzeler präsentiert ihre erste Einzelausstellung. Eine Katze leckt mit ihrer rauen Zunge über eine Büste. Nichts ist für die Ewigkeit, scheint die ironisch betitelte Videoarbeit «Selbstporträt für die Katz» zu suggerieren. Die Büste stellt die Künstlerin Luzia Hürzeler (*1976) selbst dar. Eigentlich ist ein solcher Abguss für die Ewigkeit gemacht, dieser hier aber ist aus Katzenfutter und wird Stück für Stück weggeschleckt. Die in Genf lebende Videokünstlerin Luzia Hürzeler hat bereits in Jahresausstellungen auf sich aufmerksam gemacht. Nun widmet ihr das Kunstmuseum ihrer Heimatstadt Solothurn eine Einzelausstellung. Neben ausgesuchten Frühwerken wird erstmals eine dreiteilige Werkgruppe präsentiert, zu welcher der Videofilm «Il nonno» gehört, der die Begegnung zwischen einem ausgestopften und einem lebendigen Löwen zeigt. Es geht um Schein und Sein und um die Vergänglichkeit, wie sie sich am Nebeneinander der (Tier-)Generationen zeigt. Ein eigener Saal fasst Hürzelers ungewöhnliche «Selbstbildnisse» zusammen. «Luzia Hürzeler», Kunstmuseum Solothurn, bis 16. Mai.

Ausstellung und Konzert

SEELENVERWANDT: ROBERT MAPPLETHORPE & PATTI SMITH IN LUGANO TEXT: JÖRG SCHWERZMANN

Das Kunstmuseum Lugano zeigt mit über 90 Arbeiten einen Rückblick auf das Werk des US-amerikanischen Fotografen Robert Mapplethorpe (1946–1989). In seinem kurzen Leben hat der Fotokünstler eine Bildsprache entwickelt, die er in Porträts von Künstlerkolleginnen und -kollegen und homoerotisch bestimmten Aktaufnahmen zu einer Feier des Ästhetischen entwickelte. Während seines Studiums am Pratt Institute in New York lernte er die Musikerin und Poetin Patti Smith kennen und verliebte sich in sie. Da trafen sich wohl zwei verwandte Seelen. Patti Smith wurde in der Folge zur Galionsfigur einer feministischen Rockkultur, Mapplethorpe zu einer Ikone der schwulen Kunstszene. Er starb mit 43 Jahren an Aids, Patti Smith ist seit ein paar Jahren wieder präsent in der Musikszene. Im Andenken an ihren Gefährten gibt die immer noch grossartig rebellische Musikerin in Lugano ein Konzert.

«Ajitto», Robert Mapplethorpe, 1981.

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Patti Smith während eines Konzerts, 2005.

Ausstellung: Robert Mapplethorpe, Museo d’Arte Lugano, 21. März bis 13. Juni. www.mdam.ch Konzert: Patti Smith & Band, Palazzo dei Congressi Lugano, 31. März. www.ticketcorner.com

Fotos: Kunstmuseum St.Gallen (1), Robert Mapplethorpe Foundation, 1981 (1)

TEXT: LEONI JESSICA HOF


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26.2.2010

14:20 Uhr

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KULTUR talent Mia Superstar Die Filmkritiker sind sich einig: Nächstes Jahr um diese Zeit wird Mia Wasikowskas Name in aller Munde sein. Ihre Lieblingsfilme sind nicht «Avatar» oder die Verfilmung des ersten Teils der «Twilight»-Saga, sondern Jane Campions «The Piano» oder Krzysztof Kieslowskis «Trois couleurs: Rouge». Sie trägt Klamotten aus dem Second-Hand-Laden und ihre blonden Haare kurz. Mia Wasikowska ist gerade mal 20 Jahre alt, ihre beruflichen Vorbilder, die Schauspielerinnen Gena Rowlands und Holly Hunter, sind wesentlich älter. Ob Hollywoods neues It-Girl sich deshalb als «alte Seele» bezeichnet? «Ich habe mit Leuten meines Alters wenig gemeinsam», sagt sie und zupft am Kragen ihrer weissen Spitzenbluse, die sie zum Interview trägt. Und fügt etwas pathetisch an: «Ich fühle mich Menschen, die etwas erlebt haben, emotional viel näher.» Seit sie vor zwei Jahren vom Branchenmagazin «Variety» zu einer der zehn talentiertesten jungen Schauspielerinnen Hollywoods gewählt wurde, steht Mia Wasikowskas Name ganz oben auf der Besetzungsliste der Filmemacher. Vergangenes Jahr spielte sie in «Defiance» an der Seite von

Foto: Getty Images

TEXT: GABRIELA TSCHARNER

Bond-Darsteller Daniel Craig eine polnische Jüdin auf der Flucht vor den Nazis. Als junge Flug-Pionierin Elinor Smith machte sie in «Amelia» Hilary Swank Konkurrenz und derzeit erntet sie von den Kritikern Lob für ihre Darstellung in Tim Burtons «Alice in Wonderland». Ein bisschen wie die grüne Alice im unbekannten Wunderland fühlte sich die Australierin, als sie zum ersten Mal in der Traumfabrik arbeitete. «Hollywood war definitiv ganz anders als die Welt, die ich gewohnt war», sagt sie. «Das Leben auf

einem Filmset, sich selbst auf einer Leinwand zu sehen, das war alles sehr bizarr und surreal für mich.» Aufgewachsen in Australiens Hauptstadt Canberra, verbrachte Mia ihre Mädchenjahre im Ballettstudio. Sie wollte Primaballerina werden. Doch die rosa Tutus und die Krönchen im Haar verloren bald ihren Reiz. «Die beinahe unerreichbare Perfektion, die diese Kunstform anstrebt, hat mir auf die Dauer die Freude geraubt», sagt sie. «Ich >

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Die Gesichter der Mia Wasikowska: in der TV-Serie «In Treatment» (1); mit Johnny Depp in Tim Burtons «Alice in Wonderland» (2); mit Richard Gere in «Amelia» (3); mit Jamie Bell in «Defiance» (4).

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26.2.2010

13:53 Uhr

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KULTUR design Strenge Linien und weiche Kurven

Schönheit auf der ganzen Linie Eine «Hommage to Mondrian» von Shiro Kuramata für Cappellini: Die Behälter sind aus lackiertem Holz, auf Rädern montiert, im Inneren gibt es Fächer und Schubladen für Sammelnswertes. Preis ab ca. CHF 11 544.–

Von Ligne Roset kommt das Sofa «Ruché» der französischen Designerin Inga Sempé. Die gesteppte Sitzunterlage erinnert an Rüschen, die Sofakonstruktion an mondäne Hollywoodschaukeln. «Ruché» ist ab Sommer 2010 im Handel erhältlich. Preis ab ca. CHF 4345.–

Die Farben des Regenbogens

Charlotte Perriand hatte eine Leidenschaft für Farben. Jene der Tischplatten der fünf Tischchen «Petalo» für Cassina erinnern an einen Regenbogen. Sie können gestapelt oder wie Blütenblätter zu einem Kreisbogen arrangiert werden. Preis ca. CHF 5750.–

Beistelltisch? Stehpult? Notebookständer?

Konstantin Grcics Serie von Stahlblechtischen für ClassiCon (hier «Diana C») ist offen für Interpretationen. Genauso wie aus Buchstaben Worte entstehen, gruppieren sich die «Diana»-Tische zu immer neuen visuellen Zusammenhängen mit anderen Möbeln und Objekten. Ab ca. CHF 671.–.

Der Universalstuhl

Ronan und Erwan Bouroullec haben gemeinsam mit Vitra einen universellen Stuhl für drinnen und draussen entwickelt, dessen Formen der Natur entlehnt sind. «Vegetal» bildet flache Aststrukturen, die zu einer runden Sitzschale verwoben sind. Preis CHF 492.–

Konfetti für die Augen FarbebringtLebeninunserevierWände.Besondersschönwirkt eineinzelnerFarbklecks.IndramatischemRot?OderOrange? OderhaltenSieesmitdemArchitektenWalterGropius(1883–1969), dermeinte:«BuntistmeineLieblingsfarbe.» TEXT: LEONI JESSICA HOF

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SPASPEZIAL

26.2.2010

13:56 Uhr

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die schönsten wochenend-oasen

DieSchweiz,Italien,FrankreichundSpanien:BolerostelltIhnen diespannendstenSpasEuropasvor. VomTophotelinBarcelona biszur«IleauxOiseaux»inBordeaux(Foto)mitderexklusiven Martin-Margiela-Suite.Perfekt,umsichmit einerFreundinoder demLiebsteneineAuszeitzunehmenundneueKraftzutanken.

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26.2.2010

13:56 Uhr

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SPA-SPEZIAL_die schรถnsten wochenend-oasen


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26.2.2010

13:56 Uhr

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Bordeaux-Martillac | HeilendeQuelleimWeinberg In einem rustikalen Pfahlbau beherbergt das «Les Sources de Caudalie» eine Suite, eingerichtet vom Maison Martin Margiela. für das französische Mode- und Designatelier, eine überdimensionale rote Lippe darstellt – typisch für das Maison Margiela wäre weiss, wie die grosszügig ausgelegten Kuhfelle, die den Boden bedecken. Die Platten des Badezimmerbodens sind aufgedruckt, ebenso der offene Kamin; das Feuer wird durch grosse, weisse Kerzen visualisiert, deren Wachs über den Boden fliesst.

TEXT: MALENA RUDER

Wer den von Hecken umrankten Vorgarten des Spa-Hotels Les Sources de Caudalie überquert, betritt eine verwunschene Märchenwelt. Der Architekt Yves Collet rezyklierte Materialien aus der Region und achtete darauf, die Gebäude des Hotels perfekt in die Landschaft einzubetten. Das Interieur ist einzigartig: Antiquitäten und Trouvaillen aus verschiedenen Epochen treffen aufeinander, jedes Zimmer hat seinen eigenen Charme. Alice Tourbier, die das Hotel gemeinsam mit ihrem Mann Jérôme leitet, hat alle Räume des Hotels eingerichtet – alle bis auf einen. Und in dem darf ich wohnen. Nebel liegt über dem Spiegel des Sees, der den Mittelpunkt des Anwesens bildet. Lautlos gleiten zwei Schwäne über das Wasser, ich steige die kleine Treppe zum Pfahlbau «L’Ile aux Oiseaux» empor, der wegen des Nebels zu schweben scheint. Raues Holz, rustikale Stühle auf der Terrasse – die Hütte eines Fischers vielleicht? Doch wer die Tür öffnet, betritt eine andere Welt: die Welt des Maison Martin Margiela. Ein Team des französischen Modehauses hat der Suite ein völlig neues Gesicht gegeben. Alice Tourbier erklärt, warum sie das Maison Margiela für eine Zusammenarbeit anfragt hat: «Bordeaux wird als ein sehr traditioneller Ort angesehen. Natürlich servieren wir immer noch gutes Essen und guten Wein, aber die Suite gibt uns die Möglichkeit, neuen Esprit einzubringen!» Es ist das erste Mal, dass das französische Modehaus sich auf eine solche

Alice Tourbier und ihren Mann Jérôme eint die Liebe zum Wein: Alice lernte auf dem Gut ihrer Eltern, Jérôme hat ein Diplom im Weinverkosten von der Universität Bordeaux.

Kooperation eingelassen hat. Sandra Marquis, Innenarchitektin des Maison Margiela, hat das Projekt geleitet. «Wir hatten Carte blanche – also richteten wir die Suite ganz nach unserem Gusto ein. Der Raum hebt sich deutlich vom Rest des Hotels ab; wir spielen mit dem Realitätssinn des Betrachters, um eine surreale Welt zu erschaffen.» Schwarzweiss-Fotos von Interieurs im «Haussmannien»-Stil bedecken die Wände wie Tapeten; aufgedruckte Türen öffnen sich gegeneinander ins Nirgendwo – oder es verbirgt sich ein Schrank dahinter. Ein Himmel aus Kopfkissen kippt das Bett optisch um einen 90 Grad Winkel, Spiegel schaffen Weite und täuschen das Auge des Betrachters. Die Einrichtung erinnert an die avantgardistischen Boutiquen des Labels; irritierend ist einzig das Sofa, das, untypisch

Die Freude über die Eröffnung der Suite wird von einer Nachricht getrübt: Es ist definitiv, Monsieur Margiela wird das Haus verlassen, das er 20 Jahre lang geleitet hat. Sandra zuckt mit den Schulten. «Natürlich sind wir traurig. Aber dieser Schritt kam für uns nicht überraschend, seit Monaten schon zog Martin sich immer mehr zurück.» Das Maison Margiela wird keinen neuen künstlerischen Leiter erhalten; seit jeher haben die Mitarbeiter in Teams gearbeitet, die in regem Austausch miteinander waren, um den unverwechselbaren Stil des Hauses zu behalten – und so wird es weitergehen. Das Erwachen am nächsten Morgen ist verwunschen. Sonne fällt durch die Fenster, Vögel zwitschern und weisse Pfauen schreiten würdevoll über den Rasen des Parks, der die fünf Häuser des Hotels mit seinen beiden Restaurants und das Spa umgibt. Die Entstehungsgeschichte von Les Sources de Caudalie klingt selbst wie ein Märchen: Florence und Daniel Cathiard, die Eltern von Alice, erfüllten sich im Jahr 1990 einen >

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26.2.2010

13:47 Uhr

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BEAUTY pflege Ende der Dürrezeit Wassernot? Wir helfen! Denn die richtige Feuchtigkeitspflege bringt die Haut wieder auf Vordermann. Mit diesen sieben Produkten für das Gesicht ist auch Ihr Teint für trockene Zeiten gewappnet. TEXT: VANESSA FINK FOTOS: ARMIN ZOGBAUM

Die Haut ist nicht nur das grösste Organ, sondern auch anspruchsvoll. Damit sie schön und vor allem gesund bleibt, muss die Wasserverteilung optimal funktionieren. Das Problem: Im menschlichen Organismus befinden sich Biomembranen, die verschiedene Bereiche in den Zellen abtrennen. Da diese in ihrem Innern wasserabweisend sind, leiten sie Wassermoleküle nur in geringem Masse weiter. Gewisse Proteine, so genannte Aquaporine, schaffen Abhilfe: Sie bilden in der Zellmembran Kanäle und

FEUCHTIGKEITSELIXIER «Hydra Sparkling Velvet Luminescence Moisturizing Cream» von Givenchy versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und wirkt einem fahlen Teint entgegen: Die Wirkstoffe durchdringen sämtliche Hautschichten und revitalisieren lebenswichtige Funktionen der Epidermis. Die leichte Textur der Creme zieht schnell ein. (CHF 84.–)

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bewirken den rascheren Transport von Wassermolekülen. Je besser dieses Netzwerk ausgebaut ist, desto mehr Feuchtigkeit kann an die Haut abgegeben und verteilt werden. Forschung in Sachen Aquaporine ergab, dass sie eine Art Pore in der Zellwand formen, die den Wassertransport erleichtert. Spezielle Feuchtigkeitspflegen wirken Wassermangel entgegen: Sie regulieren den Feuchtigkeitsgehalt der Haut und schützen vor dem Austrocknen. Wo zu kaufen Seite 144.

FRISCHLUFT «Skin Therapy Anti-Ageing Oxygen Moisturizer Fluid-Concentrate» von Lancaster ist nicht nur Feuchtigkeits-, sondern auch Anti-Ageing-Pflege: Das O2-Fixierungssystem des Fluid-Konzentrates führt der Haut Sauerstoff zu und hält ihn gleichzeitig fest: Der Zellstoffwechsel wird angeregt. Der Teint wirkt praller und strahlender. (CHF 89.–)

MINERALIENLIEFERANT «Hydrationist Maximum Moisture Creme» von Estée Lauder wirkt gegen Trockenheit, Falten und fahlen Teint: Wichtige Mineralien wie Magnesium, Kalzium und Zink unterstützen die Zellerneuerung und Reparaturfunktion der Haut: Feine Linien werden gemildert, die Haut nachhaltig mit Feuchtigkeit versorgt. Der Teint wirkt praller, glatter und strahlender. (ab CHF 64.–)


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26.2.2010

MEERESLAVENDEL Die «Advanced Marine Biology Day Cream SPF 20» von La Prairie wirkt dem umweltbedingten Hautalterungsprozess entgegen: Eine bereits geschädigte Epidermis wird mit Ginseng- und Schachtelhalm-Extrakten restrukturiert und mit Wirkstoffen aus Meerespflanzen gefestigt. Meereslavendel spendet zusätzlich Feuchtigkeit. (CHF 230.–)

13:47 Uhr

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JUNGBRUNNEN Die gelartige Tageslotion «Lotion Energisante Eclat du Jour» von Clarins ist speziell für junge Haut geeignet. Sie belebt mit einem Vitamincocktail aus Johannisbeer-, grünen Kaffeebohnen- und weissen Tee-Extrakten und duftet nach Früchten: Die Haut ist straffer, wird mit Feuchtigkeit versorgt und Unreinheiten werden gemildert. (CHF 28.–)

SPRÜHREGEN «Cellular Performance Hydrachange Mist» von Sensai wirkt, morgens und abends aufgetragen, erfrischend und Feuchtigkeit spendend. Sandelholz, Rosen, und Jasmin verleihen der Essenz eine blumige Duftnote. Vor der «Hydrachange»-Creme aufgetragen, bewirkt der Spray eine schnellere Aufnahme der Produktwirkstoffe. (CHF 100.–)

WASSERSPENDER Die Aufbaucreme «Hydramax + Active Nutrition» von Chanel bekämpft trockene Haut und versorgt sie zugleich mit Nährstoffen: Morgens und abends aufgetragen, wird die Epidermis elastischer und geschmeidiger. Wirkstoffe wie RosmarinLiposome, Baumwollsamenöl-Extrakte und Rosenwachs schützen zusätzlich vor schädlichen Umwelteinflüssen. (CHF 98.–)

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26.2.2010

12:32 Uhr

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BEAUTY health ERSTE MASSNAHME:

Entgiften mit grünen Kräutern

Knackig wie Grünzeug

Der Sommer wird kurz – zumindest in textiler Hinsicht. Wer viel Haut zeigen will, beginnt schon jetzt, den Körper zu formen. Bolero präsentiert fünf Soft-Treatments für eine schlanke Silhouette. TEXT: CLAUDIA LANDOLT STARCK FOTO: DAVID WILLEN

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Alltagstauglicher als radikale Fastenwochen sind Frühlingskuren mit entschlackenden Kräutern aus dem heimischen Garten. Bitterstoffe wie Bärlauch, Brennnessel und Löwenzahn eignen sich dafür besonders, meint die in Zürich ansässige Ernährungsberaterin Anja Pascale Barmet. «Bärlauch unterstützt den Körper bei der Entgiftung von Schwermetallen und die Brennessel öffnet die Nierenventile zur Ausscheidung. Auch Löwenzahn, Petersilie oder Gänseblümchen haben eine reinigende Wirkung, vor allem, wenn sie mit basenreicher Ernährung kombiniert werden», sagt Barmet. Sprich: sehr wenig tierische Eiweisse, idealerweise mageres Fleisch oder Fisch, und viel Gemüse. «Beides hilft dem Körper bei der Entsäuerung.» Der ayurvedische Geheimtipp Petersilientee ist zwar nicht besonders schmackhaft, dafür sehr effizient: Man spürt förmlich, wie sich die Schlacken davonmachen. Für einen halben Liter Petersilientee braucht es zwei gehäufte Esslöffel gehackten Peterli. Dieser wird mit kochendem Wasser aufgegossen und muss 15 Minuten ziehen. Wer will, kann den ayurvedischen Petersilientee anreichern. Zu den zwei Esslöffeln Peterli z. B. je ein TL Goldruten. und Zinnkraut (Schachtelhalm) dazugeben. Wenn der Tee abgekühlt ist, eine Handvoll zuvor in kaltem Wasser eingelegte Bärentraubenblätter dazufügen. Zinnkraut enthält ausgesprochen viel Kieselerde, Goldrute ist besonders harntreibend, Bärentraubenblätter sind bekannt für ihre schützende Funktion. www.praxis-barmet.ch


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26.2.2010

12:32 Uhr

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ZWEITE MASSNAHME:

DRITTE MASSNAHME:

VIERTE MASSNAHME:

FÜNFTE MASSNAHME:

Akupunktur macht unschönen Dellen den Garaus. Die Jahrtausende alte chinesische Heilmethode erlebt im Zuge des Soft-Aging-Booms ein neues Hoch, begreift sie doch jegliche Unvollkommenheit des Körpers als ein Ungleichgewicht im Organismus. Jean-Philippe Rüegg aus Zürich ist einer der ersten, die kosmetische Akupunktur anbieten. Nicht nur Falten, Augenringe und Pölsterchen können mit klassischer Akupunktur in Verbindung mit Massagen und Moxibustion behandelt werden, sondern auch Cellulite. Rüegg schwört dabei auf eine Kombination von Akupunktur und Schröpfen. Feinste Akupunkturnadeln werden an den Meridianen des Körpers eingesetzt. So soll das Ungleichgewicht der körpereigenen Ablagerungen wieder hergestellt werden. Parallel dazu wird geschröpft. Schröpfen ist eine uralte Therapieform, die nach dem Prinzip der Ableitung von Krankheitsstoffen funktioniert. Rüegg erklärt das Prinzip: «An bestimmten Reflexpunkten des Körpers werden gläserne Schröpfköpfe aufgesetzt, bei denen man durch Luftpumpen eine Saugwirkung erzielt. Verschiebt man die Schröpfköpfe, wird der Lymphfluss angeregt. Die Lymphbahnen beeinflussen das Bindegewebe und damit die Cellulite, die sich unter der obersten Hautschicht befindet.» Für einen lang anhaltenden Effekt sind rund zehn Anwendungen im Abstand von jeweils einer Woche nötig.

Eximia ist der Name für ein Gerät, das an die guten alten Hometrainer erinnert. Nur, dass es statt zwei Haltegriffen zwei grosse Ultraschallsonden aufweist, welche die weiblichen Problemzonen attackieren. Diese Ultraschallsonden sind kombiniert mit elektromagnetischen Sonden, wie man sie etwa von der Fototherapie kennt. Die beiden Ultraschallapparate werden über Bauch, Hüfte und Oberschenkel gefahren, wo sie das Gewebe regelrecht – und in verschiedenen Intensitätsstufen – durchkneten. Danach folgt eine in der Regel intensive, von vier Händen durchgeführte Lymphmassage, die den Transport von Wasser und Schlackenstoffen aus dem Körper fördert. Die maschinelle und manuelle Massage schmerzt etwas, ist aber effizient: Laut Ronit Raphael, der bislang einzigen Anbieterin von Eximia in der Schweiz, verliert man in Kombination mit Sport und gesunder Ernährung in zwei Monaten bis zu insgesamt zehn Zentimeter an Umfang.

Die Maschine mit dem exotisch anmutenden Namen IyashiDome ist eine Kombination von Schwitzkasten und Infrarotgerät – de facto ein HighendSchwitzkasten, der sich als radikaler Zentimeterräuber entpuppt. Die Technologie stammt aus Japan, wo es zum alljährlichen Ritual gehört, sich im Frühling einer Entschlackungskur zu unterziehen. In einer solchen Schwitzkabine wird der Körper – anders als in der Sauna – mittels Infrarotstrahlen von innen erwärmt. Die Schwitzliege ist optisch ein der Länge nach durchgeschnittener Zylinder, ähnlich einer Kernspinröhre. Eine halbe Stunde darin liegen (der Kopf liegt dabei frei) beansprucht den Körper so sehr wie ein 20-Kilometer-Lauf. Die Zellen kribbeln, das Herz pumpt – und es wird geschwitzt. Nach 30 Minuten auf der Stufe 6 ist man buchstäblich gar – und so erschöpft wie nach einer anstrengenden Joggingrunde. 600 Kilokalorien und rund 1,3 Liter Flüssigkeit verliere man in einer dreissigminütigen Anwendung, versichert Sylvie Frankel, ehemals Managerin bei Cartier und L’Oréal, und seit vergangenem Jahr stolze Besitzerin zweier «Iyashi Dome-Espace Beauté»Studios in Lausanne und Genf. Für ein optimales Resultat braucht es acht Anwendungen.

Der ultimative Beauty-Geheimtipp für Arme und Beine ist die Mesotherapie. Ein Soft-AgingTreatment, das bereits mit grossem Erfolg an Gesicht, Dekolletee und Händen angewendet wird. Neu ist es nicht – es wurde vom Franzosen Michel Pistor bereits 1952 entwickelt. Das Prinzip ist einfach: Es beruht auf der Annahme, dass der Regenerationseffekt der Haut durch kleinste, manuell zugefügte, aber kaum spürbare Verletzungen in der Mesodermis (die mittlere Hautschicht zwischen Epidermis und Edodermis) drastisch erhöht wird. Injiziert wird gleichzeitig ein spezieller Cocktail, der die Lymphen stimuliert, das Fettgewebe reduziert und Wassereinlagerungen eindämmt. Dr. Violette Gribinski, Schönheitsärztin am Institut Laclinic bei Montreux und Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Mesotherapie: «Diese Methode eignet sich bestens für eine Verfeinerung der Silhouette. Der Umfang der Oberschenkel nimmt deutlich ab, das Hautbild wird glatter und feiner, und auch die Orangenhaut geht zurück.» Den grössten Erfolg verspricht eine Kur: acht Anwendungen in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen. Danach reichen drei bis vier Auffrischungen pro Jahr.

Mit Nadeln gegen Dellen

www.tcmswiss.ch, www.newleaf.ch; eine Akupunktursitzung kostet ca. 100 Franken

Lösung per Ultraschall

«Eximia Slimming» bei www.l-raphael.com; je nach Körperzone ab 690 Franken für eine einstündige Behandlung

Japanisch schwitzen

www.iyashidome.com (für grundlegende Informationen). Iyashi Dôme in der Schweiz: Studio Chado, Chemin du Bois des Arts 57, 1226 Thonex-Genève; Harmony-Askesis, Chemin de la Crosette 4, 1026 Denges. 30 Minuten kosten ca. 120 Franken

Mesotherapie für die Beine

www.laclinic.ch www.mesotherapy.ch Eine Mesotherapie-Awendung kostet ca. 250 Franken

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26.2.2010

9:24 Uhr

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Ă„rmelloses graues Neopren-Seidentop, am Dekolletee mit Plastiksteinen bestickt. Schwarzer Seidenslip. Beides Prada. Stiefel, Pierre Hardy. Tischdecke, Nordmeyer & Kortmann.

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26.2.2010

9:24 Uhr

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Ärmelloses Kleid aus türkisfarbener Baumwolle mit kleinem Kragen, vorne geknöpft, Luisa Cerano. Gürtel, American Apparel. Schmuck, Thomas Sabo.


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26.2.2010

9:31 Uhr

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Carolines Arche

Hereinspaziert!Zum150.GeburtstagbrilliertChopard miteinerveritablenMenagerie:JuwelierinCaroline Gruosi-ScheufeleliessTiereausGold,Diamantenund Edelsteinenfertigen–vonderAmeisebiszumEisbären. TEXT & REALISATION: MARIANNE ESCHBACH FOTOS: ANOUSH ABRAR

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9:31 Uhr

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«Enthusiasmus ist das Wichtigste»: Die Chopard-Co-Präsidentin mit dreidimensionalem Turteltauben-Medaillon. Abendkleid, Prada.

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Rückenfreies Lammlederkleid in Beige-Rosa mit V-förmigem Dekolletee, Hermès. Armband aus Eidechsenleder, Barbara Bui.

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26.2.2010

9:02 Uhr

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26.2.2010

9:02 Uhr

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Schwarzes Seiden-Minikleid mit Puff채rmeln, Bruno Pieters. Armband, Barbara Bui. Schwarze Overknee-Stiefel, Gianvito Rossi.

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26.2.2010

14:42 Uhr

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Für die Expo wurde hier der Verkehr zum Teil unter Tag verlegt: Uferpromenade und Ausgehmeile Bund. Pyjama-Distrikt: die Altstadt Puxi.

Wie nebenbei wurden für mehrere hundert Millionen Dollar Teile des Verkehrs am berühmten Bund unter die Erde verlegt, die Uferpromenade begrünt, die nächtliche Fassadenbeleuchtung erneuert. Shanghai soll strahlen, wenn am 1. Mai 240 Nationen, Kommunen und Institutionen der Eröffnungszeremonie beiwohnen. Dass dies die grösste, schönste, spektakulärste Expo von allen werden soll, versteht sich in der 20-Millionen-Metropole von selbst. Denn Shanghai ist eine Stadt der Superlative, beständig auf der Überholspur, rasant, hektisch, laut, anstrengend. Doch während im Stadtteil Pudong, dem Finanzzentrum Shanghais, die Glas- und Stahltürme immer höher und die Strassen immer breiter werden, lebt man in der Altstadt Puxi noch dicht gedrängt und in zweistöckigen Häuschen mit Bäumen und Wäscheleinen vor der Tür. So auch in der stillen Lane 355 an der Jianguo Xi Lu im französischen Konzessionsviertel. Hier wohnen Menschen ohne Internet, die kein Wort Englisch verstehen und nicht wissen, dass während der Expo ein Schlafanzug-Verbot verordnet wurde. Sie verbringen ihre Tage weiterhin im Pyjama, mit Vorliebe an den niedrigen Mahjong-Tischen, die vor ihren Häuschen im Freien stehen. Nur wenn David Huang seine unverschämt lange Tafel deckt, kommt Leben in die Hinterhof-Idylle. Gazellenhafte Schönheiten stöckeln auf hohen Absätzen die unebene Gasse entlang, verwegen aussehende Typen biegen auf Hightech-Rennrädern um die Ecke. «Meine Nachbarn kennen das schon», sagt David Huang, «sie freuen sich über die Paradiesvögel, die zu meinen Partys kommen». Die Art-déco-Villa, die David Huang von seinem Grossvater geerbt hat, steht zwischen blühenden Magnolien und Frangipani-Bäumen und ist alles andere als bescheiden: ein dreistöckiges Gebäude mit hohen Räumen, diversen Terrassen und einem matt schimmernden Parkett. «Ich wollte das Haus wieder zu dem machen, was es einmal war: ein Treffpunkt für interessante Menschen», sagt David Huang, «also habe ich es in ein Gästehaus verwandelt».

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Elisabeth de Brabant ist ein gern gesehener Gast. Die weizenblonde Galeristin hat oft einen ihrer Künstler im Schlepptau, etwa Chinas Star-Fotografin Xiao Hui Wang, oder die in Paris lebende Malerin Shan Sa. «Bei David darf jeder mitbringen, wen er möchte, deshalb kommt immer eine lustige und bunt gemischte Runde zusammen», sagt Elisabeth de Brabant und stellt zwei wagenradgrosse Apfeltorten, die sie gerade in der französischen Patisserie Manne et Santé abgeholt hat, auf den Bartresen. Ihre Galerie, die Patisserie, das Guesthouse – alles befindet sich nur ein paar Strassen voneinander entfernt, man könnte problemlos zu Fuss gehen. Was erstaunlich ist in dieser Mega-Stadt, aber der äussere Westen des französischen Konzessionsviertel ist ein InsiderTipp, sehr beliebt unter Shanghais Kreativen und vom Tourismus noch weitgehend unentdeckt. Auch Han Feng, eine Modedesignerin mit Kunden in der Film- und Opernwelt, hätte zu Fuss kommen können. «Aber nicht in diesen Schuhen», sagt sie lachend und streckt ihre hochhackigen schwarzen Louboutin-Pumps in die Höhe. «Sie sind ganz neu, ich habe sie auf dem Fake-Market gekauft», erzählt sie, «für nicht einmal 30 Dollar». Han Feng wohnt an der schönen Maoming Lu im imposanten, Mitte der dreissiger Jahre von Shanghais ImmobilienTycoon Sir Victor Sassoon erbauten «Grosvenor House». In der 7. Etage des denkmalgeschützten Backsteingebäudes ist ihr Atelier mit Showroom, ein paar Etagen höher ihre Wohnung. Han Feng hat lange in New York gelebt und ihr Loft dort bis heute behalten. «Aber im Moment gibt es für mich kein spannenderes Land als China», sagt sie. «Die Energie hier ist unvergleichlich, es ist immer etwas los.» Spannender als New York City? «Ja, unbedingt. New York ist so brav und ordentlich geworden, aber Shanghai ist immer noch das reine Abenteuer.» Es beginnt oft mit einer Taxifahrt. Zwar ist in den meisten chinesischen Taxis seit den Olympischen Spielen in Peking ein Auf-


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26.2.2010

14:42 Uhr

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Unsere Shanghai-Tipps REISEVERANSTALTER Kuoni Anlässlich der Expo 2010 bietet Kuoni eine Architektur-Reise nach Hongkong und Shanghai an. Erleben Sie Hongkong und die Expo 2010 unter fachkundiger Führung.

Reise-Termine: «Der achte Himmel der Architektur», 12.-21. Mai oder 17.-26. September. Ab CHF4850.–, www.cultimo.ch

UNTERKUNFT Guesthouse Number 9 In chinesischer Umgebung wohnt, wer eines der sechs stilvoll eingerichteten Zimmer bucht. Dafür muss manaufDuschenverzichten, die perfekt funktionieren.

«Immer noch eine Gänsehaut»: Galeristin Elisabeth de Brabant.

DZ ab CHF 120.– 9 Lane 355 Jianguo Xi Lu, Tel. +86 21 64 71 99 50, ad50192907@online.sh.cn

Mao als Souvenir.

kleber angebracht, auf dem eine Notfall-Nummer steht, die man anrufen kann, wenn man mit dem Taxifahrer nicht klarkommt. Aber wer macht das schon? Man versucht sein Glück und sagt, wo man hin will: Xintiandi, zum Beispiel, ein hippes Einkaufs- und Ausgehviertel. Vor allem am Abend schieben sich Touristen, trendbewusste Einheimische und die jungen Mitglieder der in Shanghai lebenden Ausländergemeinde durch altertümlich gepflasterte und spärlich beleuchtete Gassen. In Läden wie Shanghai Tang hängen fein bestickte, hochgeschlossene und figurbetonte Seidengewänder, wie man sie aus den Filmen von Wong Kar-Wai kennt – «made in China» steht auf den Etiketten, und niemand denkt dabei an Billigproduktion. Auch Szenelokale wie das TMSK mit seinen extravaganten Glasmosaiken oder das nostalgische Restaurant Yé Shanghai, dessen rote Laternen und dunkel schimmernde Teakholzböden an längst vergangene Zeiten erinnern, locken ein zahlungskräftiges Publikum an. Dass die Atmosphäre in Xintiandi ein wenig künstlich wirkt und die Preise längst westliches Niveau erreicht haben, scheint niemanden zu stören – Hauptsache Jackie Chan, Gong Li oder Michelle Yeoh lassen sich gelegentlich hier blicken. Zwei Strassen weiter ist Xintiandi vergessen, denn an der schmalen Dong Tai Lu werden Antiquitäten, jede Menge Krimskrams und witzige Mao-Memorabilia verkauft. Die Verkaufs-Kabäuschen stehen Wand an Wand, die Verkäufer davor, jeder von ihnen hat einen Taschenrechner in der Hand, auf den der Preis von allem, was ein potenzieller Kunde in die Hand nimmt oder zu lange betrachtet, eingetippt wird. Ein paar Strassen weiter duftet es verführerisch. Als hätten sie sich verabredet, brutzeln, dämpfen und frittieren alle paar Meter Frauen in ihren handtuchgrossen Garküchen. Natürlich spricht keine davon ein Wort English, doch sie sind Meister der Verständigung und so sitzt man schliesslich auf einem Plastikhocker an einem der wenigen Tische, die gleich neben der Kochstelle oder auf dem Gehweg vor der Tür stehen. Es gibt eine köstliche >

The PuLi Hotel & Spa Neues Wow-Hotel im modernen reduzierten AsienStil. Die Zimmer und Suiten sind grosszügig geschnitten, mit teilweise offenen Bädern und wandhohen Fensterfronten.

DZ ab CHF 500.– 1 ChangDe Road, Tel. +86 21 32 03 99 99, www.thepuli.com

RESTAURANTS 1221 Moderne Shanghai-Küche inlässig-schickemAmbiente. Bestseller: Crevetten mit Orangenschale, Chili und Ingwer, Poulet mit Frühlingszwiebeln und SojaSauce oder frittierter Tofu. 1221 YanAn Road West, Tel. +86 21 62 13 65 85

Mr & Mrs Bund In diesem angesagten Restaurant gibts Büchsensardinen als zarte Mousse in ihrem ursprünglichen Behälter zum Brot.

18 Zhong Shan Dong Yi Road, Tel. +86 21 63 23 98 98

GuYi Die rustikal-scharfen Gerichte der Hunan-Region gibts hier mit englischen Menükarten. Nicht verpassen: Gurkensalat mit SojaSauce und Chili, gebratene Bohnen mit Knoblauch und Chili sowie die Hotpots. 87 Fumin Road, Tel. +86 21 62 47 07 58

AUSGEHEN Kee Club Neuer «members only»Club mit unkomplizierter Gästeliste. Die Bar und die dazugehörende Veranda sind erste Wahl bei arrivierten Einheimischen, welche die über 200 Wein- und Champagner-Etiketten sowie die aus aller Welt eingeflogenen DJs schätzen. 796 Huai Hai Lu, Tel. +86 21 33 95 08 88

Jia Shanghai Dynamisches Designhotel in perfekter Shopping-Lage. Schöne Zimmer, nettes Restaurant mit italienischer Küche und hilfsbereitem Personal. Die vorwiegend europäischen Gäste treffen sich in der Lobby zu GratisKaffee und Drinks. DZ ab CHF 300.– 931 West Nanjing Road, Tel. +86 21 62 17 90 00, www.jiashanghai.com

Glamour Bar Lässiger Chic, entspannte Retro-Musik, europäisches Ambiente und gute Drinks. Wer einen Fensterplatz ergattert, blickt direkt auf den Bund. 20 Guangdong Lu, Tel. +86 21 63 50 99 88

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26.2.2010

11:29 Uhr

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AESCHBACHERS WELT illustration: christophe badoux

Die Räuber Auch in seinem FerienhausParadies ist nicht alles eitel Sonnenschein. Das musste Kurt Aeschbacher am eigenen Leib erfahren. Die Idylle war perfekt: Mein guter alter Freund

Heinz und ich sassen nach einem opulenten Znacht philosophierend am Pool meines südfranzösischen Steinhaufens. Eine lauschige Sommernacht, Cecilia Bartoli trällerte ihre Kastratenarien aus dem CD-Player, Lavendelduft umnebelte uns, liebestolle Frösche quakten. Wir unterhielten uns mit einem Glas Cognac in der Hand angeregt über die Unendlichkeit des Universums. Bis uns auf einen Schlag die Endlichkeit des Seins bewusst wurde. Drei Taschenlampen tauchten aus dem Nichts auf und blendeten uns ins Gesicht. Von einer Sekunde auf die andere war die Welt nicht mehr rosarot, sondern rabenschwarz. So schwarz wie die drei vermummten Herren, die uns hinter ihren Stablampen unmissverständlich klarmachten, dass es sich um einen Überfall handelte und wir zweifelsohne «in der Scheisse steckten». Da brachte auch mein Heldenmut nicht viel: Dem Ersten warf ich mein Glas ins Gesicht, dem Zweiten die Flasche, der

Dritte setzte mir dann ein Messer an den Hals und schwang dazu einen Vorschlaghammer. Dann ging alles relativ schnell. Freund Heinz wurde seiner Habseligkeiten entledigt. Ich war noch etwas widerspenstig, beugte mich jedoch schnell der Überzahl und dem Messer am Hals. Folgsam wie zwei Konfirmanden folgten wir den drei sportlichen Herren in Schwarz ins Haus. Am Küchentisch schwärmte mir der Eine vor, welche Methoden für die rasche Liquidation eines Schwächlings wie mir angewendet werden, der Zweite flösste Freund Heinz Angst ein und der Dritte trug in meinen Koffern, Taschen und Beuteln (man reist ja schliesslich nicht mit einem Rucksack) all das aus dem Haus, was sich einpacken liess. Die Chose zog sich belastend lang hin. Schliesslich bequemten sich die Herren zum Aufbruch und brausten mit meinem Auto (der Lappilabrador Bombay sass übrigens während des ganzen Intermezzos zitternd in einer Ecke ) in die sternenklare Nacht. Erstaunlich: Wochen später eruierte man nach einigen Razzien in einschlägigen Kreisen eines dieser Individuen. Die

Beweislage war relativ klar, denn als fürsorglicher Gauner beschenkte er seine Freundin mit meinem Gepäck (Louis Vuitton als Morgengabe). Dumm für mich. Denn aus Mitleid beschenkten mich einfühlsame Freunde und Bekannte mit ihren ausrangierten Koffern und Taschen, damit ich mit den übrig gebliebenen Habseligkeiten doch noch in die Heimat aufbrechen konnte – per Zug, nota bene, denn mein Fahrzeug wurde von den unliebsamen Besuchern abgefackelt. Seit der Rückerstattung meiner (leeren) Koffer durch die Polizei bin ich nun im Besitz eines mittelgrossen Gepäckladens und versuche, die überflüssigen Stücke zwecks Schadensminderung auf dem Flohmarkt zu verscherbeln...

Kurt Aeschbacher prägt seit 25 Jahren das Schweizer TV-Geschehen, in der Vergangenheit unter anderem mit Sendungen wie «Grell Pastell» und «Casa Nostra». Der Berner moderiert den TV-Talk «Aeschbacher». Dieser wird in seinem Club, der «Labor Bar» in Zürich, aufgezeichnet.

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26.2.2010

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ART DEVIVRE enzyklopädie des genusses Stichwort: Absolue Jasmin duftet nicht nur verführerisch, sondern wertet auch Gerichte auf, weiss Peter Brunner. FOTO: ARMIN ZOGBAUM

Jasminblüten sind eine der beliebtesten und kostspieligsten Ingredienzien der Parfumindustrie. Für ein Kilogramm «Jasmin

Absolue», das naturreine Jasminöl, benötigt man etwa acht Millionen Blüten, was auch den Preis von weit über 5000 Franken erklärt. Ich mag diesen intensiven Honigduft mit seinen fruchtigen und floralen Noten sehr und habe mir deshalb überlegt, ob wir diese herrlichen Blüten nicht auch in unserer Küche nutzen könnten. Schliesslich pflücken wir jedes Frühjahr Holunderblüten und backen sie in Bierteig aus; Orangenblüten sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil vieler Süssspeisen. Merkwürdigerweise habe ich aber keine Kochrezepte mit Jasmin gefunden. Einzig der thailändische Jasminreis kam mir in den Sinn, aber der hat nichts mit der Jasminpflanze zu tun. Also war ich auf eigene Experimente angewiesen und dafür benötigte ich erst mal küchentauglichen Jasmin. In Reform-

häusern fand ich zwar Jasminöl, aber das war laut Verpackung nicht für Kochzwecke geeignet. Das reine Jasminöl ist wie die meisten ätherischen Öle viel zu konzentriert für die Küche. Wenn man Jasminöl aber verdünnt, beispielsweise indem man 2 bis 3 Tropfen mit 1 dl normalem Speiseöl mischt, kann man bestens damit kochen. In Wasser löst es sich dagegen nicht auf, weil sich Öl und Wasser bekanntlich abstossen. Ich habe eine andere Möglichkeit gewählt und bin dabei von der Teezubereitung ausgegangen. Zuerst habe ich Läuterzucker hergestellt, indem ich 1 dl Wasser mit 100 g Zucker gut durchgekocht und den Schaum auf der Oberfläche abgeschöpft habe. Dann habe ich 2 bis 3 EL getrocknete Jasminblüten darin etwa 5 bis 7 Minuten ziehen lassen und danach abgesiebt. Mit diesem Jasminsirup kann ich nun beliebige Desserts parfümieren. Beispielsweise das folgende Schokoladeglacé, für das man keine Glacémaschine benötigt. PARFAIT GLACÉ AU CHOCOLAT MIT JASMINDUFT 6 Eigelb mit 2 dl heissem Jasminsirup schaumig schlagen, bis sie weiss-gelb werden. 400 g dunkle Schokolade (70% Kakao) in 1,5 dl Milch schmelzen,warm in die Eimasse giessen und dabei kräftig weiterschlagen.

Anschliessend bei mittlerer Geschwindigkeit weiterrühren, bis die Masse ausgekühlt ist. 4 dl sehr kalten Rahm mit 1 dl Doppelrahm steif schlagen und sorgfältig unter die Schokoladenmasse heben.

In eine Kuchenform oder Ähnliches abfüllen und für ein paar Stunden in den Tiefkühler stellen. Etwa 30 Minuten vor dem Servieren in den Kühlschrank räumen, damit das Parfait nicht zu hart ist beim Essen.

Peter Brunner ist Mitinhaber des Restaurants Kaiser’s Reblaube in der Altstadt von Zürich. Der gebürtige Zürcher ist Koch aus Leidenschaft und hat in den vergangenen Jahren mehrere Kochbücher verfasst.

| april 10 | bolero

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