Bolero_E-Paper_Januar-Februar2015

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WINTER 2014/15 CHF 8.50 € 6.– www.boleromagazin.ch Bolero – DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODE, SCHÖNHEIT UND KULTUR

Winter-Spezial Graubünden

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— Snociety in St.Moritz — Gourmet-Festival — Andreas Caminada im Interview — Snow Polo — Comeback des Kultlabels Jet Set Hausbesuch bei Tommy Hilfiger

Die Hairlooks vom Laufsteg Inselparadies

Unterwegs auf den Philippinen

e u e n e Di Mode 2015 t r o p e r d n e r T Grosser


ANGESAGT

Der neue Stern von Jet Set Die Schweizer Marke Jet Set knüpft wieder an alte Glanzzeiten an. Mit CEO Myriam Mele kehren der Fun und die Sexyness zurück. TEXT: SARA ALLERSTORFER PORTRÄTFOTO: FLORIAN KALOTAY

Nadine Strittmatter dreht kräftig an den Lautstärkereglern und tanzt ausgelassen im schwarzen, knallengen Jet-Set-Skioverall und Fellgilet durch den St. Moritzer Partykeller. «Stylish, Sexy, Swiss», genau so wollen es die neuen Macher der einstigen Kultmarke. Schliesslich ist der Name Jet Set ein Versprechen. Er erzählt von einem Lifestyle, in den sich zwar viele einkaufen wollen, zu dem jedoch nur die wenigsten gehören. Jet Set, das steht für rassige Skihäschen in St. Moritz und gebräunte Luxuskörper in St. Tropez. Fun und Lebenslust rund um die Uhr mit eingeschlossen. Die passende Mode dazu soll nun wieder aus der Schweiz kommen, wie schon in den Siebzigern und Achtzigern, als die Sportswear-Marke, seit 2010 im Besitz der Gaydoul-Group, die angesagteste auf der Piste war. Und in einem Atemzug mit Gunther Sachs, Gianni Agnelli und Brigitte Bardot genannt wurde. Dafür holte man das Ehepaar Myriam und Gégé Mele, das schon in den goldenen Jahren mit Gründer Kurt Ulmer die auffällige Luxus-Sportswear an Playboys, Stars und Sternchen vermarktete. >

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STIL backstage

Kunstpalast zum Wohlfühlen In Miami fand Modedesigner Tommy Hilfiger ein neues Zuhause für seine Familie – ganz im Zeichen der Kunst und des Designs. INTERVIEW: KIM SCHÄRER

«Das Haus zeigt eine ganz neue Seite von Tommy und ist eine Ode an die moderne Kunst und ans Design», freut sich Martyn Lawrence Bullard. Mit Tommy Hilfiger und dessen Frau Dee entwarf der britische Interior Designer sein neues Meisterwerk: ein Haus am Golden Beach in Miami. Obwohl die Villa mehr einer Ausstellungsfläche für Hilfigers persönliche Kunstsammlung gleicht, sind die fünf Schlafzimmer mit allem ausgestattet, was es fürs Wohlgefühl eines Familienclans braucht. Jeder der verspielten Räume hütet Schätze von grossen amerikanischen Künstlern wie etwa Andy Warhol oder Keith Haring. Martyn Lawrence Bullard bekennt sich als Fan des knallig roten Media Rooms: «Es ist der perfekte Ort, um Filme zu schauen. Er wirkt wild, fast AustinPowers-mässig und ist trotzdem unglaublich heimelig und gemütlich.» Auch die anderen Räume, alle mit verschiedenen Konzepten und Farbwelten, sind verspielt, mitunter unerwartet. Was sich wie ein roter Faden durch das komplette Anwesen zieht, ist die moderne Interpretation der Swinging Sixties, Tommy Hilfigers Coming-of-Age-Ära, die sich auch in seinen Modekreationen stets wiederfindet.

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Bolero: Warum ein Haus in Miami? Tommy Hilfiger: Wir wollten ein Zuhause am Strand, wo wir uns zurückziehen können. Es gibt keinen Ort, an dem man sich besser vergnügen kann, als in Miami. Die Stadt ist modern, groovy und wohl der tollste Platz, um mit einer Familie Zeit zu verbringen. Was ist einzigartig an diesem Projekt? Das Design des Hauses ist anders als alles andere, was wir bisher geschaffen haben. Unser Zuhause in Greenwich, Connecticut, ist sehr ländlich und das in Mystique hat ein britisch-kolonialistisches Flair. Miami ist die perfekte Gelegenheit und der perfekte Ort, unsere Kunst zu zeigen und mit einer neuen Ästhetik zu spielen – alles wirkt sehr hell und ungezwungen. Wie war die Zusammenarbeit mit Martyn Lawrence Bullard? Martyn ist ein Design-Genie. Wir hatten eine klare Vorstellung, wie unser neues Zuhause aussehen soll – es sollte fröhlich und ein bisschen psychedelisch sein. Er hat es geschafft, unsere Vorstellungen in Zimmer und Plätze mit viel Energie zu verwandeln.


STIL porträt

LINKS: Printbluse und -hose, See by Chloé. Wollmantel im dezenten Oversize-Look, No. 21. Schwarze Pumps mit Schleife, Isabel Marant. OBEN IM UHRZEIGERSINN: Gemälde des Künstlers Andrea Giuseppe Corciulo. Skateboard-Serie des Fotografenpaares Knoepfel & Indlekofer. Sekretär von Konstantin Grcic, Corbusier-Hocker, darüber Zeichnung von Beni Bischof. Abendkleid, No. 21. Vergoldetes Bracelet, Aurélie Bidermann.

Kunstvoll entspannt Ihr grösstes Projekt begann vor gut einem Jahr: Nicole Auer eröffnete den Concept Store Le Soir Le Jour in St. Gallen. Dort eint die Ostschweizerin französischen Chic mit Berliner Hipness und heimischen Designlieblingen, stets sorgfältig ausgesucht und kombiniert mit zeitgenössischer Kunst. REDAKTION: ANDREA LUCIA BRUN FOTOS: GIAN MARCO CASTELBERG

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Mein Stil Geradlinig, feminin und entspannt. Ich unterscheide nicht zwischen Tages- und Abendgarderobe. Zum Dinner ziehe ich einfach hohe Schuhe an. Perfekte Looks langweilen mich, eine geplante Nachlässigkeit gibt dem Outfit Nonchalance. Lieblingskleidungsstück Mäntel, Mäntel, Mäntel. Eine Frau in einem coolen Mantel strahlt etwas Geheimnisvolles aus. Schmuck Trage ich nur, wenn er eine Bedeutung für mich hat. Das sind ein goldener Ring, ein Geschenk meines Liebsten, und ein Kreuzanhänger, der meinem Bruder gehörte. Sport Mein Morgen beginnt täglich um 6 Uhr mit einem sieben bis zehn Kilometer langen Lauf. Ein bis zweimal in der Woche mache ich Pilates. Wohnen Schön Wohnen ist sehr wichtig für mich. Zu Hause entspanne ich mich und geniesse die Aussicht auf den Alpstein. Ich mag es reduziert. Unser Haus besteht nur aus Beton, einheimischem Holz und Glas. Trotzdem ist es sehr heimelig, da es von grossem Baumbestand umgeben ist. Lieblingsstadt Paris. Ich liebe den Stil der Pariserinnen. Sie beherrschen die Kunst, sich so zu kleiden, als ob sie sich


STIL schmuck Glücksbote Welche Firma sagt schon von sich, «im Zeichen des Glücks» zu stehen? Van Cleef & Arpels tut es seit mehr als 100 Jahren und kreiert raffinierten Schmuck und Uhren voller Poesie. REDAKTION: MARIANNE ESCHBACH

1. HIN ZU DEN KUNDEN

2. HAUTE HORLOGERIE

Bereits vor 50 Jahren hat Van Cleef & Arpels ein Geschäft in Genf eröffnet, 2014 folgte eines in Zürich. «Von Zürich aus wollen wir den deutschsprachigen Raum erschliessen», sagt Guy Chatillon, Vize-Präsident und Europachef des zur Richemont-Gruppe gehörenden Pariser Juweliers. «Wir möchten, dass sich in unseren Salons eine lokale wie eine reisende Kundschaft wohlfühlt.»

«Poetische Komplikationen» sind eine Spezialität des Hauses. Z. B. die «Midnight Planétarium» mit sechs um die Sonne rotierenden Planeten aus Halbedelsteinen. Die kleinen Kugeln drehen in Echtzeit auf ihren Umlaufbahnen über das Zifferblatt aus Aventurin. So braucht die Erde 365 Tage für eine Umrundung, der Saturn hingegen 29 Jahre. Eine Sternschnuppe zeigt die Stunde an.

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3. UHREN

4. SCHMUCK

5. HAUTE JOAILLERIE

Pierre Arpels (M.) hatte 1949 eine elegante, schlichte Uhr für sich entworfen, die ihn sein Leben lang begleitete. Ab 1967 wurde die «Pierre Arpels» für den Verkauf gefertigt. Vor zwei Jahren ist sie neu lanciert worden. 2014 kamen ein Modell mit Zeitzonen-Anzeige und eines aus Platin auf den Markt. Die Uhr hat ein Werk mit Handaufzug. Es gibt sie in zwei Grössen und auch mit Diamanten.

Das bekannteste Schmuckdesign heisst «Alhambra» mit kleeblattförmigen Motiven, entworfen in den sechziger Jahren. Aus den kugeligen «Alhambra»Fassungen entstand 2008 die Linie «Perlée», die jetzt neue Goldringe «Perlée Couleurs» mit farbigen Steinkugeln wie Malachit bekommt. Typisch sind die «Between the Finger»-Ringe, wie das Modell «Cosmos» (oben).

In der Königsdisziplin lässt sich Van Cleef & Arpels von fantastischen Inspirationen leiten. Für die neue Kollektion, aus welcher der Clip «Prince Rouge» stammt, ist es das Märchen «Peau d’Ane» (Eselshaut) aus dem 17. Jahrhundert und vor allem dessen Verfilmung von 1970 mit Catherine Deneuve. Das Juwelierhaus hat die Restaurierung des legendären Märchenfilms finanziert.

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STIL im fokus

Charms und Chakren Thomas Sabo feierte in Zürich zwei Premieren: die Eröffnung des Flagshipstores an der Bahnhofstrasse und die Lancierung einer exklusiven FineJewellery-Kollektion. INTERVIEW: SITHARA ATASOY WO ZU KAUFEN SEITE 128

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in Roségold, mit 0,83 Karat Brillanten mit 57 Facetten. Sabos Lieblingsanhänger ist das Stirnchakra «Ajna», das Wahrnehmung, Intuition und Willenskraft stärken soll und abends zum Empfang von Thomas Sabos hübscher Ehefrau Luz Enith getragen wird. Bolero: Thomas Sabo, Sie sind ursprünglich von Beruf Feinmechaniker. In den achtziger Jahren haben Sie begonnen, Schmuck aus Asien zu importieren und in Deutschland zu verkaufen. Warum dann eine eigene Kollektion? Thomas Sabo: Vom ersten Tag an haben wir auch eigenen Schmuck realisiert. Durch die Zusammenarbeit mit unserer Kreativdirektorin Susanne Kölbli Anfang der neunziger Jahre haben wir dann sehr intensiv an eigenen Designs gearbeitet. Und es war dann auch klar, dass wir dem Kind einen Namen geben mussten. Unsere Schmuckstücke kennzeichnete schliesslich eine eigene Handschrift, die bis heute durch die ganze Kollektion führt. Was ist typisch für den Schmuck von Thomas Sabo? In den neunziger Jahren waren wir die erste Firma, die Silberschmuck in Kombination mit grossen bunten Steinen verarbeitet hat. Wir hatten die Rohmaterialien importieren lassen. Die waren hier gar nicht verfügbar. Diese Stilistik haben wir damals auf den Markt gebracht und andere sind uns gefolgt.

Fotos: David Biedert

Thomas Sabo hat in den neuen Store an der Zürcher Bahnhofstrasse eingeladen und selbst aus Deutschland sind Gäste und Presse gekommen. Der 180 Quadratmeter grosse Flagshipstore glänzt mit edlem Interieur, mit von Hand gemalten Koi-Karpfen, versilberten Wandflächen, venezianischen «Fortuny»-Seidenleuchten und fernöstlichen Dekoelementen. Sabo hat keine Kosten gescheut zur Lancierung seiner Fine-Jewellery-Kollektion. Morgens um elf treffen wir Thomas Sabo zum Interview. Unverkennbar sein langes Haar. Ein kräftiger Händedruck. Über die mitgebrachten Pralinen lacht er, schaut an sich herunter und fragt: «Für meine Linie?» Thomas Sabo trägt Schwarz. «Das macht es mir einfach im Leben», sagt er. «Ich muss mich nie fragen, was ich anziehen soll.» Seine Lederhose ist schwarz, genauso wie Pullover und Westernboots. Als wir ihn fragen, welches Schmuckstück er abends zum Cocktailempfang tragen werde, antwortet er: «Den ‹Infinity›-Ring aus der neuen Kollektion, er ist aus Sterlingsilber und 18 Karat Gold, mit schwarzen Diamanten besetzt. Man muss Schmuck nicht immer als Überdosis tragen. Im Moment ist mir dieser Ring ans Herz gewachsen. ‹Infinity› steht für die Unendlichkeit und unendlich sollte auch unsere Firmengeschichte werden.» Hauptthema der Fine-Jewellery-Kollektion sind die sieben Chakren, entworfen von Kreativdirektorin Susanne Kölbli. Sie beinhaltet sieben opulente, von der hinduistischen Chakra-Lehre inspirierte Anhänger. Glänzendes 18-Karat-Rosé- und -Gelbgold, Sterlingsilber, Diamanten und farbintensive Edelsteine wie Amethyst, Granat, Citrin oder Topaz sind charakteristisch für die Chakra-Linie. Die Schmuckstücke bewegen sich in einer Preisklasse zwischen drei- und zehntausend Franken. Das teuerste Stück kostet 12 800 Franken. Es ist das aufwändig gearbeitete Karmarad


KULTUR

Geheimnisvolles Leuchten: Miriam Cahn bringt die Farbe zum Glühen. TEXT: JÖRG SCHWERZMANN

Die Schweizer Künstlerin Miriam Cahn (*1949) wurde zu Beginn der achtziger Jahre mit expressiv-düsteren Zeichnungen in Schwarzweiss bekannt, in denen sie sich, geprägt durch die Friedens- und Frauenbewegung, mit gesellschaftlichen und politischen Zuständen auseinandersetzte. Zehn Jahre später begann sie zu malen und zunehmend Farbe in ihre Bilder zu bringen. Tiere, Menschen, Pflanzen oder Häuser schweben, wie von innen erleuchtet, in den Bildräumen, mal realistisch dargestellt, mal skizzenhaft, wie irrlichternde Schemen. In glühenden Farben wird eine Welt dargestellt, wie man sie vielleicht in fiebrigen Träumen erlebt. Cahns Kunst ist der permanente Versuch, das Unsagbare zu formulieren, darzustellen, was sich nicht darstellen lässt. Vergangenes Jahrwurde Miriam Cahn mit dem erstmals verliehenen «Basler Kunstpreis» ausgezeichnet. Nun zeigt das Aargauer Kunsthaus das Werk dieser bedeutenden Vertreterin der neueren Schweizer Kunst.

OBEN: «schnell weg!» 11.12.2013. Courtesy Meyer Riegger, Berlin/ Karlsruhe & Galerie Jocelyn Wolff, Paris. PORTRAIT: Miriam Cahn, 2005.

«Miriam Cahn, körperlich – corporel», Aargauer Kunsthaus Aarau, 24. Januar bis 12. April 2015.

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CHARLESAELLENCOMPANY

#HAIR #NEWS #PFWSS2015

Hairstylist Charles Aellen besucht zwei Mal im Jahr die Pariser Modewoche. Für Bolero schreibt er regelmässig über seine Eindrücke von den Laufstegen: «Fasziniert haben mich die Haare in der Show von Givenchy. Riccardo Tisci zeigte keinen Einheitslook (Chignon oder Pferdeschwanz), wie das sonst üblich ist. Jedes Model trug einen ganz persönlichen Hairstyle. Selten habe ich so viele spannende Haarschnitte wie in dieser Show gesehen.»

REALISATION: CHARLES AELLEN FOTOS: ALESSANDRO LUCIONI

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BEAUTY health Alles im grünen Bereich Kneift die Hose nach den Festtagen? Mit den nährstoffreichen Green-Smoothies starten Sie nicht nur gesund und vital ins neue Jahr, sondern lassen dabei auch überflüssige Pfunde schmelzen. TEXT: VANESSA FINK

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FOTO: MATHIAS ZUPPIGER

STYLING: PETRA SCHÄFLE


BEAUTY make-up

Bei der Entwicklung seiner Make-up-Produkte vertraut Giorgio Armani seit Jahren auf Linda Cantello.

Der Teint der Models an der Show wird mit dem neuen «Crema Nera Extrema Supreme Recovery Oil» vorbereitet.

Leidenschaft für Make-up Sie hat einst das «Smokey Eye» lanciert. Jetzt erfindet Linda Cantello die Kreation von Make-up-Looks von Grund auf neu. Bei Giorgio Armani entstehen die Saisonfarben ab sofort im Backstage der Modenschau. INTERVIEW: MARIANNE ESCHBACH

Visagisten gibt es wie Sand am Meer. Sand ist auch die Inspirationsquelle für Giorgio Armanis Frühling-Sommer-Mode – den Auftakt der Show an der Mailänder Modewoche hat der Kurzfilm «Sabbia» von Filmemacher Paolo Sorrentino gemacht. Für sein Make-up hingegen verlässt sich der Modeschöpfer seit Jahren nur auf das Talent einer einzigen Make-up-Künstlerin: Linda Cantello. Die einflussreichste Make-up-Artistin der vergangenen 15 Jahre beherrscht vom Catwalk- über den Redcarpet-Look bis zum ausgeflippten Kunst-Make-up das gesamte Repertoire. Sie zählt Topmodels (Kate Moss) und Filmstars (Diane Kruger) zu ihren Kundinnen. Die Engländerin ist zudem Lady Gagas Lieblings-Visagistin. Dem immensen Interesse, das Modebühnen heute weltweit dank sozialer Netzwerke und Livestreams auslösen, begegnen die Makeup-Magierin und der Modemeister mit einem ganz neuen und für die Branche ziemlich schnellen Ansatz. «Runway» steht im Haus Armani nicht mehr nur als Bezeichnung für den Laufsteg, sondern für ein neues Tempo beim Realisieren von Make-up-Looks. Bolero hat Linda Cantello während der Vorbereitungen am Vorabend der Armani-Show im September in Mailand zum Interview getroffen.

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Bolero: Linda, morgen wollen Sie mit Giorgio Armani das Make-up neu erfinden. Was ist der Grund? Linda Cantello: Die Kreation funktioniert für uns nicht mehr so wie zuvor. Die Herstellung von Make-up ist ein langwieriger Prozess. Ich gebe Ihnen ein Paar Beispiele: Einen Lidschatten zu produzieren dauert zwölf Monate, die Fertigstellung der Verpackung 18 Monate. Eine neue Technologie zu entwickeln dauert sogar zwischen drei bis sieben Jahre. Man kann nur hoffen, dass die Farben dann zur Laufstegshow drei Jahre später passen. Das ändern wir nun alles. Unser neues Konzept heisst «Runway». Was darf man darunter verstehen? Es ist eine sehr neue Idee, das hat noch niemand gemacht. Wir bauen eine neue Kreations- und Produktionsstruktur auf. Der Look der Show morgen wird seine eigene Lidschattenpalette haben, seinen eigenen Lippenstift und Nagellack. Alles wird extra produziert. Dafür haben wir ein Farblabor, das Color Lab, im Backstage installiert. Wir werden ab jetzt alles in sechs statt zwölf oder 18 Monaten entwickeln. Konkret heisst dies, dass Sie den Make-up-


TREND REPORT S/S2015 Die Seventies sind zurück. Und wie!

Selten waren sich die Designer so einig wie für den kommenden Sommer. Schlaghosen, Blümchenmuster, Jeans und Plateaustiefel führen die Moderevolution an. Dabei reicht die Ära der Re-Interpretationen, grosszügig gerechnet, von den Hippies der 68er bis hin zur Disco-Ära Anfang der 80er. Wir lassen uns nur zu gerne von dieser bilderstürmerischen Kleidung davontragen, holen uns alte Filme wie «Love Story» und «Annie Hall» als Inspiration aufs iPad, lassen uns zum Nude-Look und zu Farah Fawcetts Föhnwelle überreden. Blättern Sie um und machen Sie mit beim schicken Sit-in im Stil von Dries Van Notens Show-Finale. Dries Van Noten

Redaktion: Sara Allerstorfer Laufstegfotos: Alessandro Lucioni Wo zu kaufen Seite 128. | winter 14/15 | bolero |

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Balanceakt

FOTOS: CORTIS & SONDEREGGER REDAKTION: SARA ALLERSTORFER REALISATION: JÜRG STURZENEGGER

Die ersten Frühlings-Accessoires sind da. Sie strahlen in Zitronengelb, Silber und Stahlblau. Das Schweizer Fotografen-Duo Cortis und Sonderegger inszenierte die vier Objekte wie eine zeitgenössische Kunstinstallation – stundenlange Handarbeit und Augenzwinkern inklusive. Ein genauer Blick lohnt sich. Abendtasche «Sylvie» in Zitronengelb, Schwarz und Nude mit Kristallen und Federn, Paula Cademartori.

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Foto: Bildagentur Huber/R. Schmid

ZU GAST IN DEN BERGEN

150 Jahre Winterwonderland Verschneite Wälder, weite Pisten, urchige Dörfer und Berge, die den Himmel zu küssen scheinen: Graubünden ist ein Sehnsuchtsziel, wenn es um Ferien im Schnee geht – wurde hier doch der Wintertourismus der Schweiz geboren. Entdecken Sie in unserem Graubünden-Spezial, was den Reiz der Region ausmacht – etwa das «Snow Polo», das «St. Moritz Gourmet Festival», Sternekoch Andreas Caminada und natürlich zahlreiche Events. | winter 14/15 | bolero |

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Gestreiftes Seidenkleid mit blauen Musterdetails, Emilio Pucci. Schwarzer Leder- und Nietengurt, YVY. Weisser Rollkragenpullover auf allen Bildern, Uniqlo. Weisser Spitzenkragen mit Satinschleife auf allen Bildern, privat.

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Spiel mit mir

FOTOS: SVEN BÄNZIGER STYLING: MIRIAM DEMBACH MAKE-UP & HAIR: RACHEL BREDY/STYLE COUNCIL MODEL: ALIZ/VIVA MODEL MANAGEMENT PARIS

FOTOASSISTENZ: PHILIPP RUGGLI & ANDREAS GRABER

LOCATION: HERZLICHEN DANK FÜR DIE FREUNDLICHE UNTERSTÜTZUNG POLO PARK ZÜRICH/PFERDEZUCHTBETRIEB «LA IRENITA»

Man sagt, Polo sei der Sport von Königen. Faszinierend, erhaben und elegant. Gute Gründe also, die erste Frühlingsmode mit ihren mutigen Mustern auf dem Polofeld zu inszenieren. Auch als Vorgeschmack auf den sportlichen Höhepunkt der St. Moritzer Wintersaison: dem «Snow Polo»-Turnier. | winter 14/15 | bolero |

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ART DE VIVRE Das Lächeln, der blinde Passagier Die Philippinen gelten als eines der schönsten Inselparadiese der Welt. Und doch sind es nicht die weissen Strände und Palmen, die das Land so besonders machen, weiss Textchefin und Reiseredaktorin Tina Bremer. TEXT & FOTOS: TINA BREMER

Ja, es stimmt. Die Strände auf den Malediven sind weisser. Das Essen in Thailand ist feiner. Die Hotels in Indonesien haben einen höheren Standard. Das alles ist richtig, keine Frage. Und doch: Auf dem Rückweg im Flieger nach Zürich habe ich ein Souvenir im Gepäck, das dies alles aufwiegt. Noch die ganzen nächsten Wochen. Als die Wolken am Himmel grau und zäh wie Haferschleim sind, die schwarzen Stiefel von weissen Schneerändern gezeichnet werden, der Bus mir vor der Nase wegfährt und die Mails den Posteingang zu blockieren drohen. Stets ist das Souvenir an meiner

Seite. Dieses warme Gefühl im Bauch, das auf einmal den Hals hochkrabbelt und zu einem Lächeln wird. Auf der Journalistenschule haben die Dozenten uns eingebläut, tunlichst die Ichform beim Schreiben zu vermeiden. Schliesslich soll das Geschehen im Mittelpunkt stehen und nicht der Schreibende. Erlebnis statt Ego. Macht auch Sinn, finde ich. Einzige Ausnahme: Wenn der Journalist etwas Aussergewöhnliches, Einmaliges erlebt, das es rechtfertig, seine eigenen Gefühle wiederzugeben. Wie etwa auf > | winter 14/15 | bolero |

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