steirische Jägerin 02-2023

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Verkaufspreis: €7,50

Das unabhängige Magazin für die Weidfrauen Österreichs

ausgestattet von kastner-oehler.at

www.steirische-jaegerin.at Ausgabe Sommer 2023
IM PORTRAIT Iris Magg Seite 06
THEMA
Hecht angeln Seite 68 THEMA
20
Problem Wolf! Seite

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Die Zustimmung zur Jagd sinkt weiter in der Bevölkerung. Misskommunikation, Meinungslosigkeit, Unwissenheit was die Jäger:innen eigentlich für unsere Gesellschaft leisten und der Fokus auf medial negative Repräsentation der Jägerschaft sind nur einige Punkte, die das Zukunftsbild der Jagd in Österreich eher schwarz aussehen lassen. Nicht nur von der Jäger:innen wird versucht dieses negative Bild ins rechte Licht zu rücken, auch die Steirische Jägerin will mit für unsere Gesellschaft und Kulturlandschaft wichtigen Themen die Meinungslosigkeit und das verzerrte Bild der Nicht-Jäger begradigen. Ein Strukturwandel der Jägerschaft, wie zum Beispiel in Burgenland, sollen die Jagd in eine positive Zukunft führen und ihr den Platz in der Mitte der Gesellschaft sichern. Ebenso soll ein neues Jagdvolksbegehren für eine bundesweite gesetzliche Regelung der Jagd sorgen, indem die Jagd in Österreich reformiert und der Tierschutz gestärkt wird, um damit mehr ökologisches Verständnis und Respekt gegenüber den Tieren zu erbringen. Doch auch die Politik muss hier mitmachen, klarere Akzente setzen und die erfolgs- und wirksamkeitslose Interessenspolitik endlich hinter sich lassen. Damit einher geht auch ein weiteres wichtiges Thema, die Biodiversität. Unzählige Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben betroffen und ein Paradigmenwechsel im Artenschutz – vom Käseglockenprinzip hin zum Motto „Schutz durch Nutzung“ – zieht viel Lärm und Diskussion mit sich. Gut so, denn den Jägern ist diese Problematik schon lange bekannt. An die Problematik Tier- und Artenschutz knüpft auch das Phänomen Wolf und Bär in unse-

rer Kulturlandschaft an. Der tödliche Bärenangriff auf einen Jogger in Italien lässt hier aufhorchen und zeigt, wie sehr der Mensch unter dem überbordenden Schutzstatus gewisser Tiere leiden muss. Der Wolf, zum Beispiel, ist sowohl durch nationale als auch europäische Gesetze streng geschützt. Daher hat das Land Steiermark bereit 2021 einen Wolfsmanagement-Plan entwickelt, um eine möglichst konfliktfreie Koexistenz von Wolf und Mensch gewährleisten zu können. Vieles bleibt noch ungeklärt, ob Herdenschutzhunde und -zäune z.B. die Lösung sind. Der Schrei nach einer unbürokratischen Entnahme von Wölfen von Seiten vieler Betroffenen wird immer lauter. Die jüngsten Regelungen in Tirol zeigen, dass bei den Entscheidungsträgern vor Ort die Botschaft angekommen ist und man bereit ist, zu handeln. Die Steirische Jägerin befasst sich in dieser Ausgabe aber nicht nur mit Bär, Wolf & Co. sondern auch mit Spannendem rund um den Hund, unsere Greifvögel und allerlei Wissenswertes über Böcke, von Blessböcken in Afrika, über den wahrscheinlich bisher größten Bock aus New Hampshire, bis zum Bock bei uns auf der Felswand. Wie die Protagonistin unserer Titelstory, Iris Magg, bereits gut zusammengefasst hat: Zufriedenheit im Leben und Respekt, Achtsamkeit und Pflege unserer Natur und der darin enthaltenen Lebewesen und Pflanzen, sind eine der wichtigsten Aufgaben und geht nicht nur die Jägerschaft an, sondern uns alle. Somit hoffe ich auf eine blühende Zukunft nicht nur für die Steirische Jägerin, sondern auch für die Jagd und unseren Kulturraum.

VORWORT
Christian Huemer
06 Coverstory Iris Magg 76 Steinadler 32 60 48 Afrika Teil 2 Volksbegehren Drohnen Brauchtum Hutfilzen Kolumne - Offen gesagt 52 56 24 Rechtsanwalt - Tipps Hundeausbildung Weiblich - Voll im Trend Der Bock vom Feldwald 86 78 44 26 70 Hecht angeln

IMPRESSUM

Herausgeber: Christian Huemer, 8055 Graz, Puchstraße 133 www.steirische-jaegerin.at, info@steirische-jaegerin.at

Redaktion:

Alia Bandhauer, Werner Beutelmeyer, Freydis Burgstaller-Gradenegger, Klaus Hackländer, Christian Huemer, Leif-Eric Jonas, Johannes Krautzer, Alexander Kubica, Magnus Pelz,

Tina Mende, Christoph Praschl, Andrej Sidenko, Esther Unterweger

Erscheinungsort: Graz

Anzeigenleitung: Christian Huemer, 0664/1457580, huemer@hcmedia.at

Grafik: bluepepper.at | Peter Jukel

Lektorat: Esther Unterweger

Vertrieb: Abo, redmail, steirische Trafiken, Einzelhandel

Coverfoto: bluepepper.at | Peter Jukel

Druck: Gravizki zavhod Hrvatske d.o.o., Croatia, 1000 Zagreb

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COVERSTORY Ab Seite 06 8 THEMA WOLF Ab Seite 20 8 AUTOTEST Seite 82 8 KULINARIK Seite 92 8 LEUTE Seite 94 INHALT
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TEXT: CHRISTIAN HUEMER

FOTOS: PETER JUKEL

Von der präzisen Sorte

Als Mensch und Jägerin hat Iris Magg ihre Vorstellung von Qualität klar definiert. Treffsicherheit und Achtsamkeit spielen dabei ebenso eine Rolle wie Zufriedenheit im Leben und Respekt gegenüber der Natur.

Die Geschichte von Iris Magg ist insofern schon einmal erzählenswert, weil sie ungewöhnlich beginnt. Und großartig weiterverläuft. Das sie vor drei Jahren ihren Jagdkurs auf Schloss Laubegg absolvierte, ist nämlich der Tatsache geschuldet, dass sie sich für Waffen brennend interessiert. Oder vielmehr der damit verbundenen Präzision und Technik. „Rückblickend hätte ich gerne den Beruf der Büchsenmacherin erlernt. Beim

Shoppen wird man mich auch nicht finden, dafür schaue ich mir gerne Autos an und finde den MotoGP extrem spannend und eben die Funktion und Präzision von Waffen“, verschlägt es die Pädagogin, die seit 19 Jahren mit Menschen arbeitet daher in der Freizeit auch immer wieder in die Schiessarena Zangtal. „Gemeinsam mit zwei Jagdfreunden schießen wir verschiedene Waffen ein. Es ist auch eine Art der Entspannung für mich, aber letztendlich geht es mir nicht um die Waffe an sich, sondern um die Treffsicherheit und die Perfektion. Es ist einfach so, dass ich gerne viel kann“, setzt die ausgebildete Imkerin auf absolute Achtsamkeit, die auch beim Abschuss oberste Priorität hat.

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IRIS MAGG
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Alleine die Vorstellung, dass ein Stück beim ersten Mal nicht niedergeht, ist für Iris Magg der blanke Horror: „Zwei- oder dreimal nachschießen ist für mich ein Schlachten. Schließlich bin ich kein Killer, sondern Jägerin. Und Vegetarierin. Und auch dahingehend ist die Ansage von Iris Magg absolut klar. Zwei Stück erlegt sie im Beisein von zwei Jagdkollegen und dabei handelt es sich ausschließlich um Rehwild, denn etwas anderes kommt nicht auf den Tisch: „Wild ist meiner Meinung nach einfach das gesündeste Fleisch und das einzige, dass ich zerwirke und zubereite: Ein Fasan, eine Ente oder ein anderes Wild wird von mir nicht erlegt. Immerhin geht es nicht ums Töten, sondern ums Verwerten.“ Die Vorstellungen der Jägerin sind klar definiert und basieren auf Qualität. Das gilt für die Jagd ebenso

wie für Freundschaften und im Grunde genommen für das Leben überhaupt. Jagen hat für Iris Magg viel mit Kümmerei, Hege und Pflege und mit Einstellung zu tun. Ehrlich und pur ist ihr Zugang und ihre Meinung dazu, wer die Ansichten nicht teilt, den versucht sie auch nicht zu überzeugen. „Mein Sohn hat mit seinen zwölf Jahren eine klare und wertschätzende Einstellung zur Jagd. Die teilt er mit seinen Freunden auch mit Genuss am Tisch, wenn es bei uns Reh gibt. Ich denke, es ist überhaupt wichtig, den Kindern beizubringen, dass der Wald ein Lebensraum ist, der Ruhe und Achtsamkeit verdient. Damit einher geht dann auch ein respektvoller Umgang“, bezeichnet sich Magg selbst und ihre Jagdfreunde gerne als erdige wie auch chillige Natur- und Waldmenschen, die durchaus aus Bäumen

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und Sträuchern ein gefälliges Blätter-Pesto kreieren. Die Gesamtkonstellation von Jagdfreunden, Revier und Erfahrungsaustausch passt für die vielseitige Jägerin einfach. Weil sie extrem gut in die Jagd aufgenommen wurde, ohne dabei über ein Netzwerk oder einen familiären Anschluss zu verfügen. „Es hat auch viel mit einem selbst zu tun. Wenn man sich für die Dinge wirklich interessiert, wird einem auch Zeit entgegengebracht. So hat mir unser Aufsichtsjäger mit viel Geduld etwa das Zerwirken gezeigt, weil er vermutlich auch gespürt hat, dass mir die Sache ein echtes Anliegen ist.“ Seid sie die Jagd ausübt, hat Iris Magg auch immer wie-

der Einladungen bekommen. Die meisten hat sie nicht angenommen. Weil ihr die Basis einfach so passt wie sie ist. Das Streben um gesellschaftliche Anerkennung ist ihr ebenso fremd wie das Sammeln von Trophäen. Viel lieber sitzt sie mit ihren Jagdfreunden am Hochsitz, hört die Blätter rauschen und wenn keiner auch nur ein Wort spricht, dann ist es nicht weniger fein. Und wenn sie durch den Wald streift und dieser mit Losungen und Fährten seine eigenen Geschichten erzählt, dann kann sie diese lesen sowie Bäume und Sträucher benennen. Das empfindet Iris Magg als Bereicherung. Weil sie gerne viel kann.

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STADTJAGD-EPISODEN

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Text: Mag. Freydis Burgstaller-Gradenegger, MBA

Das Jagen in Österreichs zweitgrößter Stadt ist eine Kategorie sui generis, d.h. ganz speziell. Manche Standeskollegen vertreten die Ansicht, es handle sich dabei um gar keine „echte Jagd“. Unbestritten bestehen Unterschiede: Dass ein Hochgebirgsjäger über die Flachländer schmunzelt, die „inmitten der Häuser“ dem Weidwerk nachgehen oder ausgefuchste Baujäger ob der „Dachbodenaktionen zum Schutz der Kleinhaustiere“ die Nase rümpfen, ist nachvollziehbar. Für passionierte Rotwildjäger existiert ohne das Vorhandensein von Rotwild ohnehin keine „echte Jagd“. Immerhin – einige Grazer Stadtreviere können mit Gamswild und mittlerweile – mit Blick auf Schaden- und Seuchengefahr allerdings unerwünscht – auch mit Schwarzwild aufwarten. Besonders spektakuläre „Wildauftritte“ finden sogar in den Medien Eingang. Man denke an das Reh auf der Keplerbrücke in Graz oder den Gams, der sich in das allgemeine Unfallkrankenhaus verirrt hatte.

In der Steiermark weist der kleinste Jagdbezirk, GrazStadt, mit zwölf Revieren (drei Eigenjagden und neun Gemeindejagdgebiete, darunter auch das unsere) insgesamt 12.700 Hektar Jagdgebietsfläche auf. Ein stetig zunehmender Teil davon besteht aus jagdlich nicht nutzbarer Fläche.

Jagen als Dienstleistung

Das Jagen in der Stadt ist größtenteils eine Dienstleistung: Verkehrsunfälle mit Wild, Raubwild in Hausgärten, Garagen oder auf Dachböden, in Zäune gehetzte oder in Garagentoren verfangene Rehe, in Pools ertrunkenes Wild, Sorge um zutrauliches, aufdringliches oder krankes Wild, bei der Mahd oder von Hunden verletzte oder getötete Rehkitze… etc.: Die Einsatz-Palette ist vielschichtig, die Verpflichtung groß, die Inanspruchnahme ebenfalls und die Verantwortung eine noch größere.

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In unserer Jagdgesellschaft besteht ein wochenweise rotierender „Bereitschaftsdienst“ . Während dieser Zeit befindet man sich quasi in Rufbereitschaft für Polizei und Feuerwehr. Besonders gefordert ist das Jagdschutzorgan mit nahezu täglichen Einsätzen im Revier bzw. entgegen genommenen Anrufen. Wir verzichten bewusst darauf, zu dokumentieren, was wir an „Arbeitszeit“ leisten, wie viel Kraftstoff wir verfahren, wie viele Gesprächsstunden wir aufbringen, um der Jagd, den Wildtieren, letztlich aber vor allem der Öffentlichkeit zu dienen.

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Dieser Umstand steht im Gegensatz zu den äußerst stabilen Wilddichten, vor allem bei den Rehen und Prädatoren (insbesondere Fuchs und Marder). Aber auch um die Feldhasen- und Naturfasan-Bestände ist es nicht schlecht bestellt. Dachse, Wanderfalken, Uhus, der Biber, Rabenvögel, der Goldschakal und selbst Möwen haben das Stadtgebiet aufgrund des Schutzes vor Fressfeinden und der Nahrungssicherheit als attraktiven Lebensraum für sich entdeckt.

Der Tisch ist reich gedeckt

Einer unserer Gemüsebauern im Revier behauptet, die Hasen hätten sich zu echten Gourmets entwickelt und zählt ihren Speisezettel der Präferenz nach auf. Für Rehe ist der Tisch ebenso ganzjährig gedeckt. In den noch ländlich geprägten Teilen des Stadtgebietes bieten sich zudem hervorragende Einstandsmöglichkeiten. Verwilderte (Bau-)Grundstücke bilden ökologische Nischen. Wir witzeln bisweilen, dass wir irgendwann angesichts ihrer Vielzahl ein Maklerbüro eröffnen werden. Aber gut, dass es diese Flächen noch gibt, denn sie stellen oftmals die letzten Refugien für Wild dar. Bisweilen handelt es sich jedoch zugleich um ökologische Fallen, wenn ein paar hundert Meter entfernt Hauptverkehrsrouten verlaufen.

Das eigentliche Jagen wird aufgrund zunehmender Verbauung immer schwieriger und muss doch nach wie vor die Erfüllung des Abschussplanes zum Ziel haben. Jagderlebnis? Ja, das kann man haben, aber in abgewandelter Form. Denn alleine ist man im Stadtgebiet nie. Die auf dem Balkon frühstückende Dame blickt unmittelbar auf den Hochsitz, Herrchen und Frauchen führen ihre Hunde aus, gestresste Stadtbewohner erholen sich beim Sport oder genießen die Natur, und das tatsächlich zu jeder Tages- und Nachtzeit. Manch einer empfindet keine große Freude beim Anblick einer bewaffneten Person, die vorhat, auf Tiere zu schießen. Wir erklären uns unermüdlich: „Wir nutzen die Natur nachhaltig (und im Übrigen gegen Entgelt), sorgen für Gleichgewicht und Artenvielfalt, schützen die Wildtiere, indem wir sie versorgen, kranke entnehmen, Bestände regulieren; wir retten Rehkitze, erlösen im Straßenverkehr verletztes Wild, verbessern die Lebensräume“…etc. (Dass wir recht brave Böcke im Revier haben, bleibt da unsere heimliche Freude.)

Unterschiedliche Haltungen und viele Erlebnisse

Bei den Städtern trifft man insgesamt auf sehr unterschiedliche Haltungen: Auf der einen Seite die „Reh-Hasser“, die ihre Blühgärten kompromisslos ungestört genießen und ihren Salat nicht mit dem Kulturfolger teilen wollen. Auch einige wenige Stadt-

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landwirte reihen sich hier mit entsprechenden Forderungen ein. Auf der anderen Seite die „Reh-Liebhaber“, die den Rehen Namen geben, sie füttern (rechtliche Anmerkungen sollen hier, wie auch an anderer Stelle, ausgespart bleiben) und sich selbst dann noch an ihnen erfreuen, wenn sie die gesamte Gartenernte vernichtet haben, weil sie ja immerhin mit ihren „Kindern“ wieder kommen werden. Die Bandbereite ist riesig!

Man muss es jedenfalls mögen, sich auf Diskurse einzulassen, unter Beobachtung zu jagen, sich Zeit für Erklärungen zu nehmen und sich in jeder Sekunde der Verantwortung bewusst zu sein, denn überall und in jeder Sekunde hat der Sicherheitsaspekt im Mittelpunkt zu stehen.

Den Stadtjagd-Episoden liegen wahre Begebenheiten zu Grunde. Sie sollen diese besondere Form der Jagdausübung der Leserschaft mit einem Augenzwinkern näherbringen.

Ganz besonders freue ich mich, den großen, schillernden Künstler Hubert Weidinger für Begleit-Karikaturen gewonnen zu haben.

STADTJAGD-EPISODE 4

Der Rosenliebhaber

„Franzl, Susi, ja mei, der Peterl und der Flori, und schau, da kommt auch schon die Dorli!“ Was wie die Aufzählung einer fröhlichen Kinderschar klingt, spielt sich alltäglich auf dem gepflegten StadtGrundstück eines pensionierten Ehepaares ab, dessen weiblicher Part in die verzückte und überschwängliche Begrüßung verfallen ist: Ein Sprung Rehe befindet sich auf seinem morgendlichen Rundgang, oder vielleicht sollte man besser sagen: auf dem Weg zum Familienbrunch in den gepflegten Rosengarten.

Dessen Besitzer und passionierter Liebhaber englischer Rosen (der Ehemann), stürzt mit seiner Morgenzeitung bewaffnet und Schweißperlen auf der Stirn zu seinem letzten, noch nicht ganz verbissenen Rosenstock. Schwer atmend stellt er sich vor seine geliebte „Mary Rose“, fest entschlossen, den verbliebenen, 60 cm hohen Rosenstängel-Rest mit allen Mitteln zu verteidigen. Eine menschliche Bastion. Währenddessen säuselt seine Frau von der morgendlich gedeckten Frühstücksterrasse in liebevoller Tonlage: „Willst du den Kleinen etwa aus der Zeitung vorlesen?“

Sein grimmiges Lächeln kann die bebrillte Dame nicht genau einordnen und auch seine gemurmelte Antwort „Wart nur, jetzt ruf ich den Jäger an…“, hört sie nicht.

Zwei Häuser entfernt schleppt während-

dessen ein älterer Mann einen Wildfutter-Sack in den bewaldeten Teil seines Grundstücks. Mehrmals blickt er sich um, ob sein Nachbar, der Liebhaber englischer Rosen, ihn wohl nicht entdeckt hat. Denn dieser hält nichts davon, die Rehe auch noch durch extra Müslifutter anzulocken.

Dass Rehe im Sommer nicht gefüttert werden dürfen, dass das Füttern von Wild Unbefugten verboten ist und das vorgelegte Müsli den Rehen nicht gut bekommt, da es weder der Jahreszeit noch ihren Mägen entspricht, interessiert den Rehwildfütterer ebenso wenig wie die Meinung seines Nachbarn. Nachdem er seinen selbst gezimmerten Futtertrog mit den vermeintlichen Leckerbissen befüllt hat, winkt er der Ehefrau des Rosenliebhabers, die den Vorgang schon lange entdeckt hat, verschwörerisch zu. Diese setzt ihren morgendlichen Smalltalk mit den Rehen fort: „Habt’s euch gut ausgeruht? Peterl, bist du aber schon groß geworden!“

Das Zerstörungswerk im verbliebenen Blumengarten schreitet fort. Die Dame nimmt wieder Platz, um genüsslich ihren Morgentee zu trinken, die quasi in Frühstücksunion äsenden Rehe keine fünf Meter entfernt.

In genau diesem Moment läutet bei mir das Telefon. „Die Rehmeute,“, brüllt ein Mann und schnappt nach Luft, „die Rehmeute muss sofort aus meinem Rosengarten entfernt werden!“ - Andernfalls werde er sich an den Landeshauptmann wenden.

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Schwarze Katze im dunklen Raum

“Am schwierigsten ist es, eine schwarze Katze in einem dunklen Raum zu finden, besonders wenn keine Katze da ist” – da hat Konfuzius natürlich Recht, aber unter einer Bedingung: Der Suchende hat keine Hilfsmittel zur Hand.

Das menschliche Auge gehört zu den interessantesten und am weitesten entwickelten Instrumenten der Wahrnehmung der Umwelt, das Herrgott (die Evolution) uns geschenkt hat. Die Wissenschaftler meinen aber, dass unser Auge nicht vollkommen sei: Das Auge eines Kalmars soll optisch-technisch gesehen fortgeschrittener als dass eines Menschen sein. Einige Tiere sehen ein viel breiteres Spektrum oder anders gesagt einen breiteren Bereich der Schwingungen elektromagnetischer Wellen als nur das Licht der Regenbogenwelt, dass wir genießen können. So sehen Insekten, Wirbellose, diverse Meeresbewohner, Reptilien, viele Vogelgattungen, aber auch manche Säugetiere wie zum Beispiel Hunde, Katzen, unterschiedliche Nagetiere und Rentiere ultraviolettes Licht, was für das menschliche Auge unmöglich ist. Dafür hat aber Herrgott den Menschen den Verstand geschenkt. Somit haben wir uns so etwas wie einen wissenschaftlich-technischen Progress ausgedacht und im Rahmen dessen viele interessante Sachen erfunden, die uns bei der Erforschung der Welt um uns herum helfen und zum Teil die fehlenden Wahrnehmungsfähigkeiten ersetzen oder nachrüsten.

Das Wärmebad-Zielfernrohr InfiRay TUBE TL35SE, dass ich vom Eduard Kettner GmbH, Filiale Graz/Seiersberg zum Testen bekommen habe, überzeugt mich,

aber insbesondere meine Frau und meine 16-jährige Tochter Inna, die gerade eine frischgebackene Jungjägerin geworden ist, vor allem durch die sehr kompakte Bauweise eines 1-Zoll Zielfernrohres und durch sein erstaunlich niedriges für die Geräte solcher Art und Klasse Gewicht von sage und schreibe nur 720 Gramm! Auf dem Foto sieht man, wie kompakt das Zielfernrohr eigentlich ist. Zum Vergleich habe ich drei .30-06-Patronen beigelegt.

Die restlichen Fähigkeiten des Gerätes lassen sich zwar auflisten, sind aber heutzutage quasi Standard unter solchen Wärmebild-Zielfernrohren. Die angenehmen Eigenschaften des TUBE TL35SE, die wir von unseren digitalen ZFRs bereits lange kennen und anwenden, sind zum Beispiel: die Rückstoß aktivierte Videoaufnahme, die es erlaubt, automatisch insgesamt 1 bis zu 3 Minuten lange Video vor und nach dem Schuss aufzuzeichnen, die Möglichkeit durch zweifachen kurzen Druck der Controller-Taste (am Mittelrohr oben) Fotos aufzunehmen, der recht große interne Speicher von 32 GB, ein sehr einfaches Verfahren zum Einschießen und einfache Verbindung des Geräts per WiFi mit Smartphone.

Es überzeugt auch die Betriebsdauer bei der voll geladenen eingebauten Batterie: Die für ein Wärmebildgerät erstaunlichen 10 Stunden ununterbrochener Arbeitszeit sind schon sehr positiv. (Trotzdem wäre eine kompakte Power Bank samt einem USB-C Kabel eine Pflicht im Rucksack, wenn man auf die strombetriebenen Geräte beim Jagen angewiesen ist!) Ein digitales Zoom der dreifachen nativen optischen Vergrößerung erfolgt wie auf einem ordinären optischen Zoom-ZFR

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TEXT & FOTOS: MAG. ANDREJ SIDENKO

durch einen Ring am Okular, der aufsteigend von 3x bis 9x markiert ist. Bis auf 5x (meine subjektive Wahrnehmung)hält sich die Verpixelung des Bildes dank dem 12μm Vox Sensor und dem kontrastreichen hochauflösenden(1536 x 1080 Pixel) AMOLED Display (bei den angenehmen 50 Hz der Bildfrequenz) in Grenzen und stört nicht beim Beobachten. Die weiteren technischen Daten des Geräts lassen sich ebenso sehen: NETD ≤ 25 (dieser Wert – Noise Equivalent Temperature Difference – gibt den kleinstmöglichen Temperaturunterschied, der von einer Wärmebildkamera dargestellt werden kann, an; je kleiner der NETD-Wert ist, desto feiner und klarer ist das Bild), die modische (mir aber nicht gerade als nützlich vorkommende) Möglichkeit Bild im Bild Funktion (PIP Function) ist vorhanden. Das Gerät lässt sich auch mit einem Laser-Entfernungsmesser (extra zu erwerben) über Bluetooth verbinden und somit kann die Entfernung auf dem Bildschirm anzeigt werden, ein Mikrofon ist eingebaut, somit kann der Jäger seinen Freudenschrei nach dem erfolgreichen Schuss verewigen. Die Dioptrien lassen sich am Okular für die Kurzsichtigen bis -5 und für die Weitsichtigen bis +4 einstellen. Die Möglichkeit, zwischen fünf unterschiedlichen Darstellungsmodi zu wechseln, ist sehr praktisch. Die Zielschärfe lässt sich mit einem Parallaxenausgleichring

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am Objektiv einstellen. Am ehesten fürs mehr oder weniger adäquate Ansprechen, was bei den Wärmebildgeräten insgesamt verständlicherweise technischund darstellungsbedingt zumindest ab 100 Meter Entfernung eine Schwachstelle ist, hat mich der „Graustufen-Modus Weiß– heiß“ (mit dem Symbol der Sonne links oben am Display) angesprochen. Bei dem habe ich die meisten Details sowohl am Tage als auch im Finsteren wahrnehmen können. Um das Wild zu orten, wäre der Modus “Rot – heiß” hilfreich. Allerdings wird es schwieriger, in diesem Modus an sonnigen und warmen Tagen zu arbeiten. Weitere mögliche Modi sind: “Weiß – heiß” (schwarz-weiß), “Schwarz – heiß” und mehrfarbig. Ein wichtiger Punkt: Das Gerät kalibriert sehr leise, so ein diskretes „Klick-klack“ gehört schon fast der ruhigsten Naturumgebung zu. Am Foto 2 sieht man, von oben nach unten, folgende Aufnahmen, die ich mit dem TUBE TL35SE gemacht habe: eine Schafherde (Distanz 200 m), zwei Junggämse (Distanz 60 m), ein laufender Marder (Distanz 35 m, Ausschnitt aus dem Video), zwei Pferde (Distanz 60 m).

Der größte Vorteil der Wärmebildtechnik ist die Fähigkeit das Wild wahrzunehmen und zu orten, nicht nur bei starkem Bewuchs, sondern auch sogar bei schlechtem Wetter: Im vorigen Dezember habe ich es selbst erlebt, als ich mit einem kleinen Pulsar Axion im star-

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ken Morgennebel eine Geiß mit zwei Kitzen auf einer Entfernung von knapp 400 m sicher als solche ansprechen konnte!

Dem Gerät ist kein deutschsprachiges Benutzerhandbuch beigelegt. Eigentlich ist gar keine Benutzeranleitung dabei. Von der Herstellerseite, die erfreulicherweise auch in der deutschsprachigen Variante existiert, habe ich nur die englischsprachigen PDF-Dateien herunterladen können. Für mich ist es kein Problem. In der heutigen Zeit der totalen Digitalisierung versuchen viele Hersteller mehr und mehr, die Druckproduktion durch digitale Dokumente zu ersetzen. Trotzdem muss ich es als einen kleinen Minuspunkt erwähnen, da es nicht ausgeschlossen ist, dass der eine oder andere vielleicht ältere Jäger entweder mit dem Internet nicht sehr “befreundet” ist, um auf dem recht umfangreichen und verschachtelten Webportal des Herstellers die fehlenden Informationen zu finden, oder der englischen Sprache nicht gerade mächtig ist, da er zum Beispiel Französisch bevorzugt.

Als ein für alles Neue offener Jäger und Schütze, der nicht nur am Puls der momentanen Entwicklung der Zieleinrichtungen im jagdlichen Bereich ist, sondern noch dazu so viele technische Sachen und Versuche wie möglich selbst durchzuführen vermag und eine starke Neigung zum Experimentieren hat, weiß ich, dass es im Falle der Wärmebildtechnik im Bezug auf allgemeine zivile Verwendung im Moment nichts Neues gibt. Alles, was auf den Markt gebracht wird, ist nur eine Verfeinerung und geringfügige Weiterentwicklung der bereits existierenden Technik. Der Trend geht in die Richtung Minimalismus (da rede ich nicht über solche Monster wie Pulsar Thermion DUO DXP50, dass trotz der kombinierten Funktionalität fast schon unerklärlicherweise unter 1000 g wiegt) mit der gleichzeitigen Verbesserung der Funktionen und Erweiterung der Funktionalität durch die Software. An sich braucht wahrscheinlich kein Jäger, der in Mitteleuropa jagt, die ganze Fülle der Funktionen, die von den Herstellern in ihre Waren hineingepresst werden. Wenn man aber mit der Auflistung der ganzen Fülle der Möglichkeiten einen guten Marktplatz erkämpfen kann – warum nicht?

Resümierend kann man sagen, dass es eigentlich ziemlich egal ist, wie finster der Raum und wie schwarz die Katze ist: Haben sie so ein Gerät zur Hand, finden Sie

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diese Katze mit Sicherheit. Oder eben nicht, falls die Katze nicht im Raum ist.

Es ist sehr erfreulich, dass mehr und mehr Hersteller solch einem Markt-Riesen (fast schon Monopolisten) wie das weißrussische durch seine Tochterfirmen international agierende Unternehmen Yukon Advanced Optics Worldwide (die bekanntesten Marken sind “PULSAR” als Premium-Optik sowie “Yukon” als günstigere Optik) Paroli bieten. Für uns, Jäger, bedeutet es die Hoffnung auf einen Preiskrieg, den ich ehrlich gesagt viel lieber beobachten würde als alle anderen Arten von Krieg. Im Moment bekommt man das InfiRay TUBE TL35SE bei Kettner für € 2.699, - inkl. Montieren und Einschießen, solange der Vorrat reicht (eine Bemerkung nebenbei: Jeder Jäger muss meiner Meinung nach seine Zielvorrichtungen mit der an seine Waffe abgestimmten Munition selbst einschießen!).

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der Menschen und der Tiere, die das rote Licht sehen können, haben einen Schutzmechanismus gegen die IR-Strahlen entwickelt, damit das Bild auf der Netzhaut nicht verwischt wird.

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Dieses ZFR ist zweifellos ein unentbehrliches Instrument vor allem für diejenigen Jäger, die mit einer Schwarzwildplage in den Gebieten zu tun haben, wo nachtsichtfähige Visiereinrichtungen für die Jagd erlaubt sind. Zugleich könnte man mit dem TUBE TL35SE auch bei Tageslicht jagen, wobei zum genauen Ansprechen des Wildes selbstverständlich ein ordinäres optisches Gerät notwendig wäre. Ein Wärmebildbeobachtungsgerät würde ich aber heutzutage bereits fast als ein Muss für jeden aktiven Jäger betrachten, um rechtzeitig auch im Morgengrauen und bei schlechter Witterung das Wild orten zu können. Bevor man ein Wärmebild-Zielfernrohr in einem Jagdgebiet verwendet, sollte man sich natürlich vergewissern, ob es dort erlaubt ist. Im Übrigen sei hiermit auch erwähnt, dass die moderne Wissenschaft keine Wesen auf unserem Planeten kennt, die infrarote Strahlen oder Wärmestrahlen sehen können. Um infrarotes Licht auf die Netzhaut zu fokussieren, bräuchte man ganz andere Linsen als für das sichtbare Spektrum. Mehr sogar: Die Augen

Also, wie bereits am Anfang dieses Artikels gesagt, ist das menschliche Auge eines der sehr feinen Instrumente des menschlichen Körpers. Aber, wie einer der führenden zeitgenössischen Gehirnforscher, Professor S.W. Saweljew sagt: “Das Bild, das vom menschlichen Auge rein optisch geliefert wird, könnte man mit einer Sicht durch ein mit seifigem Wasser bedecktes Glas vergleichen; die schöne, scharfe, klare optische Wahrnehmung unserer Umwelt ist einzig und alleine das Resultat der Arbeit unseres Gehirns, das die optischen Fehler der Augen in Echtzeit korrigiert“. Ich würde dem Gedanken des berühmten russischen Professors folgend, in diesem konkreten Fall so sagen: Genauso, wie hinter den Augen ein funktionierendes Gehirn sein sollte, um die Welt um uns herum nicht nur klar und deutlich wahrnehmen und dabei die Spreu vom Weizen trennen zu können (siehe Mt. 3, 12 – was schon immer, aber insbesondere heutzutage mehr als aktuell ist), sollte auch hinter so einem technisch ausgeklügelten Beobachtungs- und Jagdhelfer wie dem InfiRay TUBE TL35SE das Auge eines fermen und gewissenhaft agierenden Jägers sein, der noch dazu mit seiner Waffe, mit darauf abgestimmter Munition und mit der dazugehörigen Zieleinrichtung regelmäßig trainiert. Wir als Jäger sind unseren Mitgeschöpfen gegenüber verpflichtet, einen präzisen und sauberen Schuss antragen zu können, um unnötiges Leiden zu vermeiden.

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PROBLEM WOLF!

Der Wolf geistert derzeit durch alle Medien. Und das nicht als Protagonist in Märchen für Kinder, sondern im Zusammenhang mit Angriffen auf Weidetiere. Fotos von gerissenen Lämmern, wie zuletzt Anfang Mai im Steirischen Ennstal, schockieren nicht nur Bäuerinnen und Bauern und lassen Angst auch vor Angriffen auf Menschen aufkommen. Dementsprechend emotional wird die Thematik aktuell diskutiert. Die steirische Jägerin hat die Land- und Forstwirtin Andrea Pirker zum Gespräch gebeten und sie nach ihren Erfahrungen und ihrer Sicht zum Thema Wolf gefragt, und auch welche Maßnahmen ihrer Meinung nach sinnvoll und auch praktisch umsetzbar wären, um Schäden am Vieh und auch die Gefahr für den Menschen – und in diesem Zusammenhang auch für den Tourismus – so weit wie möglich zu begrenzen.

Wolfsmanagement in der Steiermark

Derzeit leben in Österreich zirka siebzig Wölfe. Die jährliche Zuwachsrate liegt bei beachtlichen 33 Prozent. Das bedeutet, dass sich der Bestand alle drei Jahre verdoppelt, wenn nicht eingegriffen wird. Auch

wenn die Risszahlen in der Steiermark aktuell noch niedrig sind, hat das Naturschutzressort des Landes eine Expert:innengruppe eingesetzt, die einerseits eine Verordnung zur Entnahme von sogenannten „Problemwölfen“ erarbeiten und andrerseits Bäuerinnen und Bauern bei Herdenschutzmaßnahmen finanziell unterstützen soll. Der Wolf ist sowohl durch nationale als auch europäische Gesetze streng geschützt. Daher hat das Land Steiermark bereits 2021 einen Wolfsmanagement-Plan entwickelt, um eine möglichst konfliktfreie Koexistenz von Wolf und Mensch gewährleisten zu können. Wie wichtig es ist präventiv einen proaktiven Wolfsmanagementplan vorausschauend zu entwickeln, zeigen die Risszahlen aus 2022. Das Österreichzentrum meldet mit Stand Februar 2023 791 getötete Weidetiere durch Wölfe, 69 Verletzte und 920 Vermisste. Rechnet man die nicht gemeldeten Risse hinzu inklusive Dunkelziffer kommt man 2022 schätzungsweise über 2.000 Fälle nicht eingerechnet Aborte und traumatisierte Herden nach einer Wolfsattacke (vgl. Risszahlen Österreichzentrum https://baer-wolf-luchs.at/monitoring/risszahlen).

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TEXT: ALIA BANDHAUER INTERVIEW MIT JÄGERIN ANDREA PIRKER Fotos: lk-stmk.at

Andrea Pirker führt eine Bio-Landwirtschaft mit etwa hundert Stück Rindern und zwischen zwanzig und dreißig Schafen. Den Sommer verbringen die Tiere auf einer gepachteten Alm. Außerdem ist die vierfache Mutter Hegemeisterin, Jagd- und Forstaufsichtsorgan und auch als Bio-Kontrollorin in ganz Österreich tätig, ebenso als Gerichtssachverständige. Und sie ist eine Vertreterin für Wolfskoordination im Kompetenzzentrum für Land- und Forstbetriebe in Gumpenstein. Von Wolfsangriffen ist sie persönlich in ihrer Funktion als Jägerin und Landwirtin betroffen. Sie berichtet von verschrecktem Rotwild bei der Fütterung und eindeutigen Fährten. Und die Wolfssichtungen in ihrem Revier nehmen zu: „Sobald es zur Rudelbildung kommt, ist es zu spät“, warnt sie eindringlich. Im Jahr 2019 wurden nur fünfzig Meter von der Haustür von Andrea Pirker entfernt fünf ihrer Schafe gerissen und das trotz Herdenschutzhund und Schutzzäunen.

Zum Gleichgewicht in der Kulturlandschaft

Da stellt sich natürlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit von teuren Schutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunden oder Zäunen. Andrea Pirker besitzt neben ihrem Jagdhund, einer Deutschen Wachtel, auch einen Bulgarischen Hütehund als Beschützer für Hof und Haus. Und sie ist nach Südtirol gereist, um sich dort bei einem Hirtenkurs über Herdenschutzmaßnahmen zu informieren. Dort hat sie mit Hirten gesprochen, die ihr erzählt haben, dass ein Wolf trotz Zaun und Hunden mitten am Nachmittag vor ihrer Nase ein Schaf gerissen habe. Das Argument, dass ohne Maßnahmen vielleicht mehr passiert wäre und so der Schaden möglicherweise begrenzt wurde, lässt sie nicht gelten: „Der Wolf kehrt wieder und wenn er im Rudel wiederkehrt, schaut die Sache schon ganz anders aus. Gerade im urbanen Raum haben viele Menschen eine romantische Vorstellung vom Wolf als eine Art Schoßhund. Unsere Kulturlandschaft ist eine stark besiedelte wie auch genutzte Landschaft, wo sich vor allem in den Berggebieten durch das Fehlen von Großraubtierpopulationen menschengemachte Artenvielfalt entwickelt hat. Viele Pflanzen wie auch Wildtiere haben im Schutzschirm von extensiver Landwirtschaft in dieser halboffenen Kulturlandschaft ihren Platz. Die unregulierte Rückkehr der Großraubtiere bringt dieses einzigartige Gefüge Mensch, Flora und Fauna komplett durcheinander, aber nicht im positiven Sinne. Das exponentielle Wachstum der Wölfe verunmöglicht zusehends die artgerechte Weidetierhaltung mit hohen Tierwohlstandards. Die Weidesaison war bisher für unsere Weidetiere wie Urlaub zur Sommerfrische – unbekümmert und frei ihren tierischen Bedürfnissen folgen zu können und dabei noch einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft zu leisten – eine absolute Win-Win-Situation für Mensch und Tier.“

Sind Herdenschutzhunde die Lösung?

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Die reinen Futterkosten für einen Herdenschutzhund belaufen sich auf etwa 2.000 Euro pro Hund und Jahr. Hinzu kommen aber noch die Kosten der Anschaffung von 5.000 Euro aufwärts, Tierarzt, Versicherung und der persönliche Zeitaufwand zur Betreuung. Die Förderungen für die Futterkosten liegen bei gerade einmal 500 Euro pro Jahr. Für einen guten Schutz benötigt man zwei bis drei bestens ausgebildete Herdenschutzhunde und einen Hirten, der ständig anwesend ist, denn die Hunde können nur bedingt alleine gelassen werden. Zu beachten gilt auch, dass ein Herdenschutzhund nur während der warmen Monate notwendig ist, in unserer Gegend also nur etwa fünf von zwölf Monaten beschäftigt ist, und sich so die Frage stellt, was mit den Hunden in der restlichen Zeit passieren soll. Die Erfahrung aus der Schweiz zeigt auch die Problematik mit touristisch genutzten Almen auf. Dort werden mittlerweile rund 240 Herdenschutzhunde eingesetzt, wobei im Jahr 2020 rund dreißig Beißattacken von Hunden auf Wanderer und deren Hunde dokumentiert wurden.

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Zäune und Entschädigungen

Die Kosten für Elektrozäune sind trotz Förderungen extrem hoch und ihre Errichtung nicht überall durchführbar: „Eine Alm mit einer Größe von 225 Hektar einzuzäunen ist nicht durchführ- und leistbar. Außerdem werden so auch Rotwild und Wanderer in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Denn ein ,sicherer‘ Zaun muss 60 Zentimeter tief unter der Erde und mindestens zwei Meter hoch sein und zusätzlich auch noch mit Strom versorgt werden.“ Es gibt keine Studien, wie sich der großflächige Einsatz von wilddichten Zäunen auf die Wildtierpopulationen auswirkt. Immer wieder findet man in Sozialen Medien Fotos von in Zäunen verhangenen grauenhaft verendeten Wildtieren.

Andrea Pirker fordert daher die Möglichkeit, sich und ihre Tiere, die für sie die Lebensgrundlage darstellen, zu schützen: „Wenn der Wolf keine Angst kennt, dann wird er mir nach Lust und Laune alles wegfressen. Von den fünf Schafen, die gerissen wurden, hat er nur eines ausgeweidet und die anderen im Blutrausch einfach nur umgebracht. Zu den fünf Rissen kamen noch Aborte bei den Mutterschafen hinzu, die von den Entschädigungen durch das Land überhaupt ausgenommen sind.“ Entschädigungen durch das Land erhalten Bäuerinnen und Bauern nur dann, wenn es zu hundert Prozent bewiesen werden kann, dass der Angreifer tatsächlich ein Wolf war. Und das kann in einem Spießrutenlauf mit den Behörden ausarten.

Forderungen nach Gesetzesänderungen

„Eine unbürokratische Entnahme von Wölfen sollte von Seiten des Gesetzgebers ermöglicht werden. Und das nicht nur für Jägerinnen und Jäger, sondern auch von betroffenen Bäuerinnen und Bauern – und zwar sobald sich ein Wolf in Hofnähe oder in die Nähe der Herden begibt“, präzisiert Andrea Pirker ihre Forderung nach Gesetzesänderungen.

Ähnlich äußert sich auch Landesjägermeister Franz

Mayr-Melnhof-Saurau zur Allianz zwischen dem Verein Wolfsstopp, der Kammer für Land- und Forstwirtschaft, dem Gemeindebund Steiermark und der Steirischen Landesjägerschaft, die dafür sorgt, dass die Steiermark mit den übrigen betroffenen Bundesländern gleichzieht: „Raubtiere in der Kulturlandschaft brauchen ein vorausschauendes und kompetentes Management. Wer die Entwicklungen einfach sich selbst überlässt, wird irgendwann aufwachen und eine Situation vorfinden, die sich kaum mehr bewältigen lässt. Unsere Steiermark ist ein Gesamtgefüge aus Kulturlandschaften, in denen die funktionierenden Kreisläufe der Landwirtschaft als wichtiger regionaler Versorger, die Forstwirtschaft mit nachhaltiger Nutzung der Wälder und ein sorgsames Wildtier- und Lebensraummanagement die Basis bilden.“

Andrea Pirker führt eine Bio-Landwirtschaft mit etwa hundert Stück Rindern und zwischen zwanzig und dreißig Schafen.

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Foto: AdobeStock | Ivan Kmit Sind Herdenschutzhunde die Lösung?

TAG UND NACHT

Night Pearl Felis ist ein sehr leistungsstarkes digitales Tag-/ Nachtsichtzielfernrohr, das äußerlich der traditionellen Form eines Tageszielfernrohrs entspricht. Im Okular erscheint ein kreisförmiger Bildausschnitt wie bei einem Tageszielfernrohr. Felis ist die perfekte digitale Optik für den universellen Einsatz in der Jagd, auch bei schlechten Lichtverhältnissen wird durch die hohe Empfindlichkeit des Sensors und des 940-nm-IR-Strahlers eine hervorragende Bildqualität bis zu einer Entfernung von 300m geliefert. Die wiederaufladbaren Batterien ermöglichen einen Betrieb des Zielfernrohrs bis zu 12 Stunden.

DIE RICHTIGE JAGDAUSRÜSTUNG

Die Zielfernrohre Manul M6 1-6x24 wurden speziell für den Einsatz bei Bewegungsjagden und der Pirsch konzipiert! Für den Sportschützen eignen sie sich für dynamische und statische Disziplinen. Das 1-6x24-Modell verfügt über ein Leuchtabsehen das in Stufen an die herrschenden Lichtverhältnisse angepasst werden kann. Die Absehenverstellung hat eine Empfindlichkeit von 0,5 MOA und wird mit Metallkappen vor Nässe und Schmutz geschützt. Das Absehen liegt in der zweiten Bildebene! Das Glas verfügt über ein Zero-Reset um die Absehenverstellung nach dem Einschießen in Nullposition zu bringen.

Das Manul M6 2,5-15x50 ist das universelle Zielfernrohr für alle Jagdgelegenheiten. Ob Bewegungsjagd, Ansitz oder Pirsch mit seinem großen Brennweitenbereich und einer Lichttransmission von über 92% ist es für alle Einsätze bei der Jagd geeignet. Wie alle Gläser der Manul M6 Reihe verfügt es über ein stufig verstellbares beleuchtetes Absehen. Die Verstellung ist mit Kappen und einem Zero Reset ausgestattet. Pro Klick wird das Absehen um 0,25 MOA verändert. Das Absehen liegt in der zweiten Bildebene! Zusätzlich ist das Zielfernrohr mit einem Parallaxenausgleich von 10m-unendlich ausgestattet.

Das Zielfernrohr Manul M6 4,5-27x56 wendet sich an alle Jäger die im Gebirge jagen oder im Ausland auf große Entfernungen! Aber auch für den Sportschützen, speziell für den Long Range Schützen, ist das Glas eine echte Alternative. Das Modell Manul M6 6 4,5-27x56 ist mit freiliegenden Einstelltürmen ausgestattet, die eine schnelle Verstellung des Absehens ermöglichen. Um eine unbeabsichtigte Verstellung zu verhindern ist eine Nullstoppfunktion vorgesehen. Natürlich ist auch ein Zero Reset vorhanden. Das beleuchtete MIL Absehen wird in Schritten von 0,1 mrad verstellt. Die Parallaxenkorrektur arbeitet von 25m bis unendlich!

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„Offen gesagt...“

TEXT: JOHANNES KRAUTZER

Wäre die Jagdpolitik in Österreich ein Fußballklub, würde man von notorischer Sieglosigkeit sprechen, von fehlendem Mut, von taktischer Feigheit, von der Unfähigkeit, Tore zu schießen. Zumindest in der Champions-Leage der Politik, der Öffentlichen Meinung.

Jüngstes Beispiel schwächelnder Interessenspolitik ist wieder einmal die anhaltende Diskussion über die Beutegreifer im Alpenraum, die klare Positionierung mit mehrheitsfähigen Argumenten und ein wirksames Lobbying speziell zum Thema Wolf.

Ja klar, der Wolf wird seit Jahren auch von der Jagd als „Problem“ tituliert. Natürlich, die Schadensliste der mittlerweile hunderten Wolfsrisse pro Jahr mit unglaublichen Schäden an Alm- und Berglandwirtschaft aber auch an der Jagdbewirtschaftung werden periodisch beklagt. Ja, es gibt einzelne Jagdfunktionäre, die sich trauen, manche Wahrheit auszusprechen und gewisse Maßnahmen einzufordern.

Aber NEIN und nochmals NEIN – nichts davon ist faktisch wirksam. Nichts davon wird in einer breiteren Öffentlichkeit vom Absender „Jagd Österreich“ wahrgenommen. Nichts davon erzeugt eine unmissverständliche, klare und mit unwiderlegbaren Argumenten unterlegte Positionierung. Warum?

Weil Jagdpolitik in Österreich seit vielen Jahrzehnten hauptsächlich aus Repräsentationspolitik besteht. Interessenspolitische Akzente werden traditionell fernab von Öffentlichkeit im „kleinen Kreis“ gesetzt. Das Ver-

ständnis von Macht mündet zu oft in Arrangements mit anderen Machtträgern der meist regionalen Politik. Gemeinsam aufgesetzte professionelle Kampagnen der neun Österreichischen Jagdverbände für wesentliche Themen sind nicht sichtbar. Größere Konflikte werden traditionell durch „Aussitzen im medialen Latscheneinstand“ bereinigt, was zu oft – scheinbar - auch gelingt. Erfolg ist demnach, wenn niemand etwas Kritisches über die Jagd sagt oder sagen kann.

Thema Wolf 2023: Nach einer Bilanz des Schreckens –2022 hat der Wolf allein in Tirol mehr als 300 Schafe gerissen – nun die Pfingstkatastrophe auf den Prägratenalmen bei Lienz mit 41 gerissenen oder vermissten Schafen. In hundert Osttiroler Jagdgebieten darf nun acht Wochen lang der eine Wolf erlegt werden. Tatsächlich ergreift der heuer vorsitzende Landesjägermeister aus Oberösterreich, Herbert Sieghartsleitner im Mai beherzt das Wort, spricht von bereits 20.000 Wölfen in Europa und fordert „Wolfsmanagement“ und „Wolfsrecording“ …. und sieht die Europäische Union in Verantwortung.

Gut gesagt? Ja, aber sonst nichts. Nicht einmal die halbherzig geführte übergreifende Plattform „Jagd Österreich“ hat Notiz zu den Aussagen des vorsitzenden Landesjägermeisters genommen. Landesmeisterkollege Larcher in Tirol sieht zwar für den Wolf „keinen Platz“, verwehrt sich aber gegen die Rolle des Tiroler Jägers als „Vollstrecker“. LJM Pröll in Niederösterreich will zwar auch keine Wölfe, sorgt sich aber hauptsächlich um „die Sicherheit der Menschen“. Als gelernter

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Fotos: AdobeStock

Partei-Politiker musste Pröll natürlich auf die ausgelaufenen Koalitionsinteressen Schwarz-Grün in seinem Bundesland Rücksicht nehmen, er wird sicher abwarten, wie die neuen Machtverhältnisse in Niederösterreich mit Schwarz-Blau seine Standpunkte verändern. Franz Mayr Melnhof Saurau in der Steiermark fordert zwar „Neuregelungen“, aber ebenfalls ohne breites mediales Echo. Kärnten fordert ein „wolfsfreies Kärnten“ und dank der Landesregierung gibt es vereinzelt Wolfsabschüsse.

Jagdpolitik wie immer schon. Kleine Ansagen mit großem Warten auf Andere. Tatsächlich hat nun im Frühjahr 2023 die Jagdpolitik in Österreich eine einmalige Chance verpasst, die Spur der erfolgs- und wirksamkeitslosen Interessenspolitik zu verlassen, um einmal klare Akzente zu setzen: Sie hätten nur über die Grenze blicken und eine 100 prozentige Chance nutzen müssen. Sie hätte sich nur dem mächtigen Ministerpräsidenten des mächtigsten deutschen Bundeslandes und Freistaats Bayern, Markus Söder anschließen müssen, der mit einem Satz die schwelende Diskussion um den Wolf und die Öffentliche Meinung mit einem Knall neu definiert hat:

„EIN RISS REICHT“ und der Wolf wird abgeschossen. In Bayern. Und die entsprechende Regierungsverordnung folgte neun Tage nach der Ansage! Ergebnis der blauweißen Wolfsoffensive ist in Deutschland eine spektakuläre mediale Präsenz und ein komplettes Drehen der öffentlichen Meinung, sieht man von den üblichen Protesten der notorischen Wolfsbefürworter ab.

Jagdpolitiker kommentieren höchstens Zustände anstatt mit klaren Konzepten konkrete Änderungen an den entscheidenden Machthebeln einzufordern. Präzise, stark, mit Partnern und kraftvoll kompetent mit dem Rückenwind der öffentlichen Meinung. Wer keine Tore schießt, wird welche bekommen. Ja –So verliert man nicht nur beim Fußball entscheidende Spiele.

Das Thema Wolf wird uns also weiter mit gelegentlichem Wehklagen begleiten. Akzente werden andere setzen, nicht die Interessensvertreter der Jagd in Österreich. Und am Horizont deutet sich bereits das nächste Thema an, wo die heimischen Funktionäre jede Themenhoheit durch Nichtstun in der Öffentlichkeit billig herschenken: Seit Jahren arbeitet der Deutsche Jagdverband an Richtlinien über den Umgang mit den neuen erneuerbaren Energieparks aus der Sicht der Jagd. Man rechnet damit, dass allein 70.000 Hektar Solarparks in Planung stehen. Es gibt bereits klare Vorgaben für die Bebauung, eine wildtierfreundliche Bauordnung ist in Ausarbeitung, Korridore für Wildtiere werden geplant und die Jagdgebiete sollen trotz notwendiger Energiewende erhalten bleiben können.

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In Österreich gibt es bis dato keinerlei Richtlinien, keinerlei öffentliche Diskussion und somit auch keinerlei Themenführerschaft der Jagd zu den Herausforderungen unserer Zeit.

Mehr Info unter: steirische-jaegerin.at/abo/

P.S.: Im Fußball werden sieglose Mannschaften durch neue Trainer und neue Spieler ersetzt.

Es wäre so leicht gewesen. Die Jagd Österreich schließt sich mit allen betroffenen Interessensgruppen – Landwirtschaft, Fremdenverkehr und Regionen – den bayrischen Forderungen als gemeinsames Interesse des Alpenraums an und macht Dampf auf Landes- und Bundespolitik und natürlich auch auf die EU, wo sich soundso ein Umdenken zum Problem Wolf abzeichnet. Es wäre ganz leicht gewesen, die Meinung breiter Kreise zu gewinnen und sich nach vorne zu stellen. In schwierigen Zeiten braucht man nicht lange um das Verständnis ringen, dass der Alpenraum ein Kulturland darstellt und dass die Ansiedlung des Wolfes schwerste Schäden für Lebensräume von Tier und Mensch und auch der wirtschaftlichen Infrastruktur verursacht hat. Es ist ganz leicht, Menschen zu überzeugen, dass unsere Almen, unsere Schaf- und Ziegenherden, unser Fremdenverkehr und unsere Erholungsräume das Problem Wolf nicht brauchen und nicht wollen. Tatsächlich aber hat die Jagdpolitik wieder einmal alles versäumt. Sie hat die aufgelegte Chance der medialen Fokussierung auf das Thema mit Millionen Zusehern versemmelt, hat keine Akzente gesetzt und bleibt medial unsichtbar.

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DER BOCK VOM FELSWALD

Ein uriger Rehbock hat seinen Einstand in einem engen Gebirgstal, das von himmelhohem Gewänd überragt wird. Im extrem steilen, felsdurchsetzten Bergwald zieht er heimlich seine Fährte und ist von der Schneeschmelze bis zur Hirschbrunft nur selten einmal zu erschauen. Sein Leben lang hat er gewiss keine Fütterung gesehen und sich Jahr für Jahr ohne menschliche Hilfe durch die entbehrungsreichen Bergwinter geschlagen, meterhohem Schnee getrotzt und unter breitastigen Fichten Schutz vor eisigen Stürmen gesucht.

Vor zwei Jahren schon wäre er mir einmal beinahe zur Beute geworden. Der Juni hatte seine Mitte bereits überschritten, als ich über ein lockeres Geröllfeld hö-

herstieg und mich schließlich im äußersten Winkel des Felswaldes hinter einen bleichgrauen Baumstamm niedersetzte.

Anderthalb Stunden mochten vergangen sein, bis am rechten Rand einer winzigen Bergwiese plötzlich völlig überraschend ein Rehbock austrat und an einer Jungfichte herumfegte. Vorsichtig hob ich das Glas an die Augen, sah die hohen Stangen und die langen Enden, ließ das Glas auf die Brust sinken und griff nach der Bockbüchsflinte. Schon zog der Bock in flottem Troll weiter. Während ihn mein Anschrecken brettlbreit verhoffen ließ, glitt der Spannschieber nach vorne und der Schaft ging an die Schulter. Das Fadenkreuz fasste das Blatt des Bockes, der Finger legte sich an den Abzug – und da erst fiel mir auf, wie jung dieser Bock wirklich

TEXT UND FOTOS: LEIF ERIC JONAS
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war! Der schlanke Wildkörper stand auf hohen Läufen, der Träger war keineswegs besonders stark, das Haupt bunt und schmal, die Rosen schwach, die Rosenstöcke hoch. Rasch entspannte ich die Bockbüchsflinte.

Diesen zweifellos guten Bock, der in einem der verschwiegensten Winkel des Reviers gewachsen war, bekam ich nicht mehr aus dem Kopf. Das Jahr neigte sich dem Winter entgegen, ein neues begann und ging vorüber. Und hin und wieder begegnete ich dem langendigen Bock.

Im Laufe eines Jagdjahres verbringt man unzählige Stunden damit, in diesem engen Tal die jeweils andere Talseite abzuglasen. Doch obwohl man auf diese Weise große Flächen überblickt und in die abgelegensten Blößen und verstecktesten Winkel hineinsieht, war der Bock so kaum einmal zu erschauen. Er war also offenbar einer, der im urigen Felswald eine kaum je einmal gestörte Sommerzeit verbringen wollte und die Freiflächen weitgehend mied. Erst wenn die ersten Herbststürme über die schroffen Grate heulten und durch die Kronen der alten Bergbäume rauschten, verließ er seinen schwer zugänglichen Sommereinstand und zog hinüber auf den Schattenhang mit seinen mäßig steilen Weidewäldern und üppigen Almwiesen, um sich genügend Feist anzuäsen und am sonnigen Taleingang die entbehrungsreichen Monate ein weiteres Mal zu überstehen. Anders als in seinem Sommereinstand bekam man ihn hier auch recht verlässlich in Anblick. So kam das dritte Jahr – und mittlerweile war der Begehrte ganz gewiss in ein reifes Alter hineingewachsen.

Der Julimonat neigt sich schon langsam seinem Ende entgegen, als ich im ahnenden Graulicht des heraufdämmernden Bergmorgens zu meinem ersten Pirschgang auf den langendigen Bock aufbreche. Am Rande des Bachbettes wandere ich das Tal hinauf, dann geht es weiter durch eine wasserdurchrieselte Felsfurche. Dahinter folgt flacher, lichter Bergwald, der schließlich in ein Latschenfeld übergeht. Als sich schon erste matte Farbtöne aus dem fahlen Dämmergrau schälen, setze ich mich unweit des Gerölls auf einer Blöße des Latschenfeldes nieder und richte den Rucksack als Auflage her.

Genau vis-à-vis meines Ansitzplatzes zieht ein schmaler Wiesenstreifen vom Bachbett durch den nach oben hin immer lichter werdenden Almwald hinauf. Etwas links davon liegt ein sanfter Almboden: die Breitraste. Bis zu ihrem nahesten Winkel sind es knapp zweihundert Meter, bis zu ihrem äußersten beinahe das Doppelte. Der Blick hinüber zur Breitraste gibt meiner hoffnungsfrohen Stimmung jedoch einen argen Dämpfer, denn mittig an ihrem unteren Rand lagert Vieh! Dennoch entscheide ich, zu bleiben. Die Breitraste ist schließlich groß und so mag in einiger Entfernung zum Almvieh durchaus Wild austreten – außerdem ist da ja

noch der Wiesenstreifen.

Der Morgen schreitet voran. Alle drei Wildarten des Gebirges kommen mir Anblick, doch vom langendigen Bock erschaue ich kein rotes Haar. Dichte Wolken treiben über die Felsgipfel und erste Regentropfen bilden dunkle Punkte am weißgrauen Kalkgeröll. Eine Weile harre ich noch aus, doch der Himmel verfinstert sich immer mehr und auch der Tropfenfall wird stärker. So gebe ich schließlich auf und steige zur Forststraße hinunter.

Auch am nächsten Tag hängt schweres Gewölk über dem Gebirge, unaufhörlich prasselt starker Regen hernieder und die Temperaturen sinken in den einstelligen Bereich. Erst am Abend wird es heller, der Regen lässt nach. Und als ich am Morgen darauf wieder den knapp halbstündigen Weg zu meinem Ansitzplatz unter die Bergschuhsohlen nehme, funkeln schon wieder unzählige Sterne vom nachtschwarzen Firmament. Die intensiven Niederschläge haben jedes Rinnsal und jeden Bach zu reißenden Fluten anschwellen lassen und die Luft dieses sonst so stillen Tales ist erfüllt vom Rauschen und Tosen der reißenden Wasser.

Dann habe ich meinen Ansitzplatz erreicht und mich eingerichtet. Das Vieh hält sich immer noch auf der Breitraste und auch der Anblick gleicht jenem des

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vergangenen Pirschgangs. Mittlerweile habe ich nicht mehr das Gefühl, die Breitraste könnte der richtige Ort sein, um den langendigen Bock zu überlisten. Das weniger, weil ich ihn bei diesen zwei Ansitzen nicht in Anblick bekommen habe – eher ist es das Vieh, das mich zweifeln lässt. Und so überlege ich, welche anderen Möglichkeiten ich habe. Interessant erscheint mir vor allem ein recht neuer Kahlschlag, der sich rund zweihundert Meter zu meiner Linken befindet. Also breche ich auf, gehe über lockeres Geröll zum Bach hinunter, quere drüben die Breitraste und strebe ihrem jenseitigen, unteren Eck entgegen.

Durch das Geäst von Lärchen und Fichten sieht von hier auf den neuen Schlag hinüber. Und an seinem linken Rand erhascht mein Auge eine rotbraune Bewegung – ein Rehkitz. Vorsichtig steige ich nun von der flachen Breitraste einige Schritte den steilen Wald hinab, erlange zwischen den Bäumen bald freien Blick auf den Schlag und setze mich im reichlich kniehohen Farn nieder. Bis hinunter zum Bach misst die Distanz kaum fünfzig Meter und bis zum oberen Rand des Schlages sind es reichlich zweihundert. Dass ich hier keine wirkliche Auflage für die Bockbüchsflinte habe, spielt also keine Rolle – am Bergstock anzustreichen und den Ellbogen aufs Knie zu stützen, sollte bei diesen Entfernungen genügen.

Schon nach kurzer Zeit schimmert im Spiel von Sonnenlicht und Waldschatten wieder sekundenkurz die Kontur eines Rehs durch das Nadelgezweig. Eine ganze Weile ist vergangen, bis das Kitz mit seiner Mutter dann auf den freien Schlag herauswechselt. Kurz nur äsen die beiden dort umher, machen bald kehrt und entschwinden wieder in den hochstämmigen Bergwald.

Als ich das Glas dann auf einen schmalen, aber langen Kahlschlag richte, der jenseits eines tief eingefurchten Schottergrabens weiter talauswärts liegt, entdecke ich im lichten, hirschhohen Jungwuchs ein Kalb. Kurz darauf folgt ihm das Tier. Im hellen Sonnenschein äsen die beiden Stücke dort oben – rund vierhundert Me-

ter entfernt – vor sich hin. Gerade als ich mich dann wieder auf den Weg machen will, steht die Rehgeiß plötzlich erneut am linken Schlagrand. Ohne jede Hast quert sie mit dem Kitz den Schlag und wechselt in das rechts angrenzende, kleinflächige Stangenholz hinein. Nachdem die beiden fort sind und kein Bock folgt, packe ich meine Siebensachen zusammen und steige zum Forstweg hinab.

Das Sitzen und Schauen vis-à-vis des neuen Schlages hat mir gefallen und ich habe ein recht gutes Gefühl, den langendigen Bergbock hier früher oder später in Anblick zu bekommen. Deshalb fasse ich den Entschluss, auch die Abendzeit dort zu verbringen. Doch es tut sich wenig Neues.

Anderntags mache ich es mir in den frühen Abendstunden erneut hier gemütlich. Eine halbe Stunde später huschen rasend schnell zwei rehrote Wildkörper über den steilsten Abschnitt des älteren, weiter entfernten Schlages. Bis ich das Glas an den Augen habe, sind sie schon nach rechts in den felsdurchsetzten Bergwald entschwunden. Doch nur ein paar Herzschläge später kehren die beiden zurück. Das vordere Stück ist eine Geiß, das hintere ein hoch aufhabender Bock. Viel mehr kann ich auf diese Entfernung durchs Glas nicht erkennen – und bis ich das Spektiv eingerichtet habe, hat das halsbrecherische Treiben die beiden Stücke schon wieder in den Hochwald geführt. Ob der Bock der Gesuchte ist? Ich bin mir mehr als unsicher! Im ahnenden Graulicht des folgenden Morgens gehe ich – im finsteren Wald mitunter mehr tastend als sehend – wieder den schmalen Steig zur Breitraste hinauf und beziehe meinen Ansitzplatz im Farnwuchs. Hinter den zackigen Ostgraten steigt schon das Licht empor und verdrängt das schattige Schwarz des Nachthimmels. Nur wenige dünne Wolken dämpfen das verblassende Sternengefunkel und bald schälen sich erste Farben aus der Dämmerung. Die Temperaturen haben etwas zugelegt, wollen aber immer noch nicht recht zu einem Hochsommermorgen passen.

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Kaum eine halbe Stunde ist vergangen, bis ich das erste Wild in Anblick bekomme. Genau vis-à-vis meines Ansitzplatzes – links unten am neuen Schlag – ist das Kitz ausgetreten. Etwas hektisch zieht es umher, äst einmal hier, einmal dort, um dann mit ein paar übermütigen Sprüngen den Hang hinaufzutollen. Bald schon macht es jedoch kehrt und wechselt nach links fort in den Hochwald.

Als es dann gerade richtig Tag geworden, das Morgenlicht aber noch ein wenig matt ist, steht neben einem rötlich braunen Baumstock auf halber Höhe des Schlages – nahe seines rechten Randes – wieder ein Reh. Eigentlich vermute ich die Geiß – doch irgendwie kommt mir dieses Stück anders vor. Schnell hebe ich das Glas an die Augen, sehe, dass es sich um einen besseren Bock handelt, lasse das Glas sofort wieder sinken und greife nach dem Spektiv. Bis ich es eingerichtet habe, ist der Bock einige Schritte auf den Schlag herausgezogen und fegt nun an einer schütteren Jungfichte herum, sodass ich seine Krone vorerst nicht recht anzusprechen vermag. Nach einer kurzen Weile setzt er seinen Weg nach links fort. In Sekundenbruchteilen fügt sich das Geschaute zu dem Schluss zusammen, dass dies der Gesuchte ist. Links des Jungwuchses bleibt nur noch eine wenige Rehlängen breite Lücke,

an die sich der uneinsehbare Hochwald anschließt. Rasch ergreife ich die auf meinen Oberschenkeln liegende Bockbüchsflinte und gehe in Anschlag. Schon zieht der Bock hinter den Jungfichten hervor. Ich ahme einen Schrecklaut nach – der Bock verhofft augenblicklich und brettlbreit. Das Fadenkreuz steht leidlich ruhig am Blatt und Augenblicke später gellt der Schuss übers Tal. Der Bock fällt im Knall und walgt einige Meter den steilen Schlag herab, bis er hinter einem Reisighaufen liegen bleibt.

Nur eine kurze Weile hält es mich noch an meinem Ansitzplatz. Dann verstaue ich meine Ausrüstung im Rucksack, steige zum Bach hinunter und am Gegenhang den Schlag hinauf. Als ich wenig später an meine Beute herantrete und die Krone aus dem Berggras hebe, bin ich ein wunschlos glücklicher Jäger. Denn obwohl alles so schnell gegangen ist, habe ich mich nicht getäuscht. Es ist ohne jeden Zweifel der Gesuchte – jener langendige Bock, den ich damals in letzter Sekunde als zu jung pardoniert und seitdem nur wenige Male in Anblick bekommen habe. Seine Krone ist die eines ungefütterten Bergbockes – schlicht, aber urig. Die recht hohen, mittelstarken Stangen sind kaum geperlt, die Enden lang und dünn, die Auslage durchschnittlich, die Kranzrosen breit und stark.

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Ein Traum in Rosé

Blaser bietet ein neues Modell, dass sowohl optisch als auch funktionell das Jägerinnenherz höherschlagen lässt: Die R8 Ultimate Rosé.

Sie wünschen sich eine besondere Jagdbegleiterin? Exklusiv und elegant? Dann hat Blaser genau die richtige Büchse für Sie: Die R8 Ultimate Rosé. Entwickelt von Jägerinnen für Jägerinnen. Der wachsenden Zahl von Waidfrauen widmete Blaser bereits vor einigen Jahren ein eigenes, auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes, Modell. Die dann vorgestellte R8 Intuition verfügt über einen speziell für Damen gestalteten Hinterschaft aus edlem Walnussholz in Monte Carlo-Form sowie einen steileren Pistolengriff als die Unisex-Modelle. Besonders zierliche Frauen kommen so intuitiver in den

Anschlag, können den Pistolengriff leichter umfassen und damit per se präziser schießen. Technisch bereits die perfekte Waffe für Frauen.

Bei der R8 Ultimate Rosé wählten die Entwicklerinnen den Ultimate Schaft als Basis. Der ergonomisch perfektionierte Synthetikschaft

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Fotos: Blaser

erfreut sich seit seiner Einführung großer Beliebtheit und bietet eine Alternative zum Holzschaft der R8 Intuition. Aufgrund ihrer Farbgebung ist der Neuzugang auf den ersten Blick als Damenmodell erkennbar. Das feminine Rosé findet sich in vielen Details dieser Ladies Edition wieder und macht die attraktive Jagdbegleiterin damit unverwechselbar. Als Extra ist auch ein roséfarbenes Abzugszüngel möglich. Das Argali-Logo, auf der Einstelltaste für den verstellbaren Schaftrücken, schmeichelt ebenso dem Auge in Rosé wie sein Pendant auf dem Gehäuse, wo sich der Argali statt dem sonst üblichen R8 Schriftzug präsentiert. Auf dem schwarzen Pistolengriffkäppchen ist der Schriftzug Ladies Edition in Rosé zudem harmonisch mit Arabesken verziert. Die Kammergriffkugel ist aus Stahl und mit einer Blume geschmückt. Ein Rändelprofil macht die Kammergriffkugel besonders

handgerecht und erleichtert damit das schnelle Repetieren.

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Das anthrazitfarbene Veloursleder an Schaft und Vorderschaft bildet eine elegante Ergänzung zu dem schwarzen Schaft. Die roséfarbene Kontrastnaht sorgt für das besondere Etwas, das viele Frauen schätzen. Einfach elegantes Unterstatement. Die Ladies Edition verfügt über die kürzere Compact Schaftkappe. Sie berücksichtigt die weibliche Silhouette und ermöglicht mehr Jägerinnen auf Anhieb einen perfekten Anschlag.

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Den an der Entwicklung der Ladies Edition beteiligten Jägerinnen war es wichtig, ein in sich stimmiges Gesamtbild zu bieten. Deshalb gehört zur Ladies Edition auch ein Gewehrriemen aus anthrazitfarbenen Veloursleder mit dem Schriftzug « Ladies Edition », welcher ebenso wie die Kontrastnähte in einem zarten Rosé gehalten ist. Wer möchte die R8 Ultimate Rosé auch in der Silence-Ausführung wählen.

UVP R8 Ultimate Rosé: ab 7.558 EUR (mit optionalen Extras 8.063 EUR)

Zur Ladies Edition gehört auch ein Gewehrriemen aus anthrazitfarbenen Veloursleder mit dem Schriftzug « Ladies Edition »

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Das feminine Rosé findet sich in vielen Details dieser Ladies Edition wieder und macht die attraktive Jagdbegleiterin damit unverwechselbar.
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Afrika!

Fortsetzung aus Ausgabe 01/2023

Zügig wandern wir los, wieder die Sonne im Rücken und den Wind im Gesicht. Trotz ihrer enormen Größe sind Giraffen, und wir haben hier in den letzten Tagen etwa 9 verschiedene Tiere gezählt, extrem schwer in dieser Buschlandschaft auszumachen und, wenn sie sich nicht bewegen, kaum zu erkennen. Und wir wollen ja auch nicht irgendeine bejagen, sondern diesen einen alten, dunklen Bullen erpirschen. Wir sind schon mehrere Kilometer unterwegs, als Phillip plötzlich innehält und vor sich auf den Boden deutet. Deutlich steht dort eine riesige Spur im sandigen Boden. Wir hocken uns hin und begutachten ehrfürchtig die klaren Abdrücke im Sand, die zweifelsfrei von eben diesem alten Bullen stammen, denn keine andere Giraffe in dieser Gegend kommt an Größe und Masse an ihn heran. Die Spur ist noch frisch und lässt auf ein eher gemütliches Tempo des Tieres schließen, aber mit ihren langen Läufen legt selbst eine langsam ziehende Giraffe eine enorme Geschwindigkeit vor. Wir folgen der Fährte einige Kilometer und da ich ja keine Waffe, sondern eine Kamera trage, kann ich die Schönheit der Landschaft genießen, während ich gedankenverloren hinter Phillip und Boris herlaufe. Die beiden allerdings sind hochkon-

zentriert, bleiben ab und zu stehen, begutachten die Fährte, prüfen den Wind und pirschen dann weiter. Eine Bewegung knapp 100 m vor uns reißt mich aber aus den Gedanken und holt mich ins Hier und Jetzt zurück! Haben wir die Giraffe bereits jetzt eingeholt? Nein, vor uns stehen drei Warzenschwein-Überläufer im Schatten unter einem Busch. Wind haben sie keinen von uns bekommen und da ihr Sehvermögen im Vergleich zu allem anderen afrikanischen Wild eher gering ist, haben sie uns auch nicht eräugt. Was tun? Wir wissen nicht ganz genau, wie weit wir noch von dem Bullen entfernt sind, und drei flüchtende Warzenschweine können ihn leicht mit sich in die Flucht ziehen. Nach kurzer Beratung beschließen Boris und Phillip, die urigen Tiere unter ihrem Busch rechtsherum im Halbkreis zu umschlagen und zu hoffen, dass wir die Giraffenfährten auf der anderen Seite wiederfinden. Wir pirschen also weiter, weg vom Wechsel durch jetzt doch eher dichten Busch, bleiben unentwegt an den mit Widerhaken besetzen „Wait-a-bit“-Büschen hängen, die ihren Namen absolut zu Recht tragen. Nur langsam kommen wir hier vorwärts, aber nach wenigen 100 m stehen wir wieder vor unseren Giraffenspuren und können die Verfolgung auf dem Wechsel nun wieder zügiger aufnehmen. Inzwischen sind wir wohl

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TEIL 2
TEXT & FOTOS: MAGNUS PELZ

schon 10 km gelaufen, als wir ca. 300 m vor uns zum ersten Mal die gelb-braun gefleckte Flanke einer Giraffe zu Gesicht bekommen. Jedoch nur für eine Sekunde und dann ist sie auch schon wieder in der dichten Vegetation verschwunden. Aber wir sind dicht dran, wir haben sie eingeholt. Ab jetzt geht alles in Zeitlupe. Phillip vorn, dicht gefolgt von Boris und dann mir, pirschen wir in geduckter Haltung weiter. Der Busch ist hier so dicht, dass wir uns immer wieder hinknien und versuchen, unter den Ästen hindurch die Läufe der Giraffe zu entdecken. Boris ist schließlich der erste, der sie wiederfindet. 40 Meter vor uns zieht der Bulle, dessen enorme Größe uns immer wieder aufs neue fasziniert, schräg nach links von uns weg, verschwindet immer wieder hinter Bäumen, taucht wieder auf. Mal sehen wir nur die Läufe, dann wieder taucht unvermittelt das Haupt hoch über den Baumwipfeln auf, was uns zur absoluten Bewegungslosigkeit zwingt. Als der Bulle unvermittelt stehen bleibt und sich an einigen Blättern hoch oben im dornigen Ästegewirr gütlich tut, ist das Boris‘ Chance. Schnell, aber vorsichtig pirscht er mit Phillip weiter nach links, um so den Bullen auf einer kleinen, freien Schneise abzupassen, sollte er in seine bisherige Richtung weiterziehen. Aber der lässt sich Zeit, hat augenscheinlich einen Baum gefunden, an dem die Blätter besonders gut schmecken. Boris ist im Anschlag und als der Bulle nach Minuten, die uns fast wie Stunden vorkommen, einige Schritte hinaus in die von Phillip erhoffte Richtung zieht, ist Boris‘ Absehen auf dem Blatt und er lässt fliegen. Selbst aus dieser relativ kurzen Entfernung ist der Kugelschlag als dumpfer Aufprall deutlich zu hören, tödlich getroffen versucht das Tier noch eine Flucht, aber die schnelle zweite Kugel von Boris knapp hinters Blatt fällt den riesigen Recken endgültig. Es ist für uns alle ein so ungewöhnliches Gänsehauterlebnis zu sehen, wie der Bulle zu Boden geht, denn der Aufprall dieses massigen Tierkörpers aus dieser Höhe wirkt einfach irreal, so fremd, so anders als alles, was wir jagdlich bisher erlebt haben. Staub wirbelt auf und es ist, als bliebe die Zeit stehen, als fiele der alte Bulle in Zeitlupe. Völlig versteinert stehen wir noch da, als sich der Staub längst gelegt hat und sich um uns herum nichts mehr regt. Schweigen! Phillip und ich bleiben zurück, als Boris sich schließlich aus seiner Starre reißt und in diesem unglaublich emotionalen Moment langsam zu seiner Giraffe geht, sich neben das riesige Haupt kniet, die beiden Hörner umfasst, die dunkle Zeichnung des Fells am Hals streichelt. Alles ist still und ich spüre, dass auch Boris genau wie ich einen Klos im Hals hat. Giraffenjagd ist Emotion pur und lässt den Jäger zwischen Freude, Wehmut, Stolz und Schmerz zurück wie keine andere Jagd. Weidmannsheil, Boris! So geht dann nach 10 Tagen eine unvergessliche Zeit mit vielen tollen Erlebnissen auf der Farm Mungu Zawadi zu Ende. Boris wird zu Hause in Deutschland im

Büro erwartet, aber ich habe noch die Möglichkeit, einige Tage bei Freunden in Vereeniging in der Provinz Gauteng südlich von Johannesburg zu verbringen. Ich bin eingeladen, mit Johan und seiner Tochter Carisa auf einer Farm von deren Freunden im noch südlicher gelegenen „Free State“ auf Blessbock zu weidwerken. Das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen, denn wann bekommt man schon einmal die Möglichkeit, völlig free-range auf Blessbock zu jagen - und das nicht kommerziell, sondern gesellig mit Freunden? Die Farm ist mit ca. 10.000 ha ansehnlich groß und lediglich von niedrigen Weidezäunen begrenzt, das Wild wechselt hier nach Belieben ein und aus. Johan und Carisa jagen hier regelmäßig, für sie ist dies so eine Art „Supermarkt für Biltong (Trockenfleisch) und Boerewors (Bauernwurst)“, kommen sie doch oft zur Wildbret-Gewinnung hierher.

Die Frage Johans: „Wie weit traust du dir denn zu schießen zu?“ weckt in mir eine vage Vorahnung, dass man hier wohl etwas weiter rausreichen muss. Zum Glück habe ich auf meiner Mauser M03 in 8x68S das taktische Zielfernrohr ZP5 von MINOX montiert, so dass ich über die Schnellverstellung mit wenigen Klicks die gewünschte Entfernung auf Fleck stellen kann. Mit der richtigen Auflage traue ich mir deshalb durchaus Schüsse bis 500 m zu.

Empfindlich kühl ist es, als wir am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang unsere Sachen im Geländewagen verstauen und uns auf den Weg ins etwa 50 km südlich gelegene Jagdgebiet machen. Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegen, wird die Landschaft um uns herum karger und karger, bis zuletzt fast gar keine Büsche oder Bäume mehr zu sehen sind. Ganz anders noch als weiter nördlich in der Limpopo Provinz gibt es hier nichts, aber auch wirklich gar nichts, was Deckung beim Pirschen verheißen könnte. Das Ganze erinnert mich an mein Jagderlebnis auf Gabelhornantilopen den Weiten der Prärie in Wyoming, nur dass hier erschwerend hinzukommt, dass das Terrain abso-

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lut flach ist und nicht die kleinste Wellung aufweist. Dies wird also ein ganz anderes Jagen als noch vor ein paar Tagen auf Phillips Farm Mungu Zawadi. Auch verstehe ich jetzt, was Johan meinte, als er mich auf meine maximale Schussentfernung ansprach. Schon als wir durch das Gatter zum Farmgelände rollen, sehe ich in weiter Entfernung große Herden von Wild, kann aber nicht genau ausmachen, um welche Spezies es sich hier handelt. Carisa scheint meine Gedanken zu lesen: „Das sind schon die ersten Blessböcke. Bei der letzten Bestandsaufnahme sind ca. 2.900 Tiere gezählt worden. Daneben gibt es hier noch Strauße, Zebras und Springböcke“! Ich nehme mein Fernglas und versuche mehr als nur braune Punkte zu erkennen, aber auf diese Entfernung gelingt mir das noch nicht. „Sind Springböcke auch jagdbar hier?“ frage ich. Als Antwort zieht Carisa ihr Handy aus der Tasche, es folgt ein kurzes Gespräch auf Afrikaans, in dem ab und zu das Wort „Springboken“ fällt, dann wendet sie sich an mich und sagt: „Der Farmer hat grünes Licht gegeben - wenn ein braver Bock kommt, kannst du gerne dein Glück versuchen“. Ich bin begeistert.

Wir halten irgendwo mitten im Nirgendwo, nehmen Rucksack, Gewehr, Fernglas und Munition vom Wagen und wandern los, wieder einmal den Wind im Gesicht und die Sonne im Rücken. Johan erklärt mir, dass es unmöglich sein wird, sich unbemerkt einer Herde Blessböcke zu nähern. Vielmehr werden wir schauen, wie groß die Fluchtdistanz der Antilopen heute ist. Beim Angehen müssen wir also genau darauf achten, ab welcher Entfernung die Tiere anfangen nervös zu werden und wann sie abspringen. Irgendwo dazwischen wird heute meine Schussentfernung liegen. Als wir uns der ersten Herde nähern, werfen die ersten Tiere bereits auf, als wir noch über 400 m entfernt sind, und äugen zu uns herüber. Besonders beunruhigt wirken sie allerdings nicht und erst als wir auf ca. 300 m heran sind, geht die Herde ab, allerdings nur wenige hundert Meter, bis eine sichere Distanz wieder hergestellt ist.

Bei den Blessböcken tragen sowohl die männlichen als auch die weiblichen Tiere Hörner, so dass ein sehr genaues Ansprechen nötig ist, was besonders schwierig ist, da die Tiere einer Herde, die bis zu 100 Exemplare und mehr umfassen kann, meist dicht beieinander stehen. Carisa ist mit Ihren gerade mal 22 Jahren bereits ausgebildete Berufsjägerin, so dass ich mich voll auf ihr Urteil verlassen kann (und auch muss, denn für mich sehen aus 400 m Entfernung alle Blessböcke gleich aus). Wir pirschen an diesem Vormittag mehrere Herden an, aber jedes Mal gehen diese flüchtig ab, noch bevor wir aus dem Gewirr an Läufen und Hörnern einen guten Bock haben ausmachen können. Carisa findet diesen zwar immer mit sicherem Blick, aber mir dann zu erklären, welches Tier sie nun auserkoren hat, das dauert seine Zeit - bisher zu lange. Gegen Mittag, die Sonne steht hoch am Himmel und hat die Steppe bereits kräftig aufgeheizt, gehen wir eine Gruppe von etwa 50 Blessböcken an, bei der etwas abseits ein guter Bock steht, dessen lange, gebogene Hörner sogar ich als kapital erkenne. Lustiger Weise hat sich ein einzeln gehender Springbock dieser Herde angeschlossen und grast friedlich inmitten der Blessböcke. Aber unser Augenmerk liegt auf dem braven Blessbock, denn die Gelegenheit, dass er nicht inmitten seiner Herde steht, ist günstig. Darüber hinaus haben Johan und Carisa diesen Bock als einen alten, sehr kapitalen angesprochen. Bis auf 400 Meter kommen wir problemlos an die Tiere heran, dann fangen einige weibliche Stücke an, nervös zu werden, aufzuwerfen und zu uns herüber zu sichern. Der Bock hingegen äst noch vertraut. Eine flüchtende Herde würde aber auch ihn mitziehen, somit müssenwir ab jetzt extrem vorsichtig sein. Wir pirschen in stark gebückter Haltung weiter, um unsere Silhouetten zu verkleinern und somit einen größeren Abstand zu suggerieren. Weitere 50 m können wir uns so der Herde nähern, aber inzwischen sind alle Tiere in erhöhter Alarmbereitschaft, was deutlich an ihrer Körpersprache zu erkennen ist. Wir legen uns flach auf den Bauch, ich versuche die Waffe auf meinem Rucksack aufzulegen, um eine einigermaßen stabile Schussposition zu finden. Unruhig ziehen alle Stücke nun umher, der Bock ist inzwischen in die Mitte seiner Herde gewechselt, aber ich kann ihm im Zielfernrohr gut folgen. So langsam, da wir uns nicht mehr bewegen, beruhigt sich die Herde wieder und einige Tiere gehen sogar erneut zum Äsen über, aber der Bock zieht noch unruhig umher. Ich habe mein taktisches Zielfernrohr auf 350 m justiert, kann also auch auf diese Entfernung Fleck anhalten. Carisa gibt mir den Bock frei, ermahnt mich aber zu warten, bis er stehen bleibt. Dieser denkt gar nicht daran, zieht weiter unschlüssig umher, ent-

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fernt sich aber wenigstens nicht weiter von uns. Was mir wie eine Ewigkeit vorkommt, sind vermutlich nur wenige Minuten und plötzlich bleibt der Bock stehen, steht breit und frei. Ein Schuss zerreißt die Stille und während ich repetiere und der Bock auf der Stelle zu Boden geht, meine ich sogar den Kugelschlag gehört zu haben. Dann ist wieder alles gespenstisch still. Erstaunlicher Weise haben sich alle anderen Tiere überhaupt nicht vom Schuss beeindrucken lassen. Einige schauen zu uns herüber, andere äsen weiter, als wäre nichts geschehen. Auch der Springbock, der sich unter diese Herde gemischt hat, zeigt überhaupt keine Anzeichen von Nervosität oder gar Flucht. Etwas verwundert schaue ich zu Carisa rüber und ihr Blickt scheint zu sagen: „Na, du wolltest doch einen Springbock - der hier ist gut, also wenn du magst, dann schieß“. Ich brauche meine liegende Position nur ein klein wenig zu korrigieren, die Schnellverstellung meines MINOX-Zielfernrohres stimmt noch, so dass ich auch hier Fleck anhalten kann. Ich habe den Springbock, der doch ein ganzes Stück kleiner ist als ein Blessbock, im Fadenkreuz, meine Auflage auf dem Rucksack ist immer noch sehr stabil und ich lasse wiederum fliegen. Das Norma Swift A-Frame lässt auch den Springbock an der Stelle blitzartig zusammensacken, an der er stand, aber sicherheitshalber repetiere ich durch, bleibe noch einige Zeit im Ziel, aber nichts passiert. Unglaublich, dass ich innerhalb von einer Minute doppeltes Weidmannsheil hatte. Wir stehen auf, gehen die 350 m zu der Stelle, wo meine beiden Böcke

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gerade mal 20 m auseinander liegen. Carisa rät mir, zuerst zum Springbock zu gehen, solange dieser noch die Rückenhaare zu dem für Springböcke so charakteristischen Kamm aufgestellt hat. Mit der Hand fahre ich durch sein Fell, das einen angenehmen, minzigen Duft verströmt. Die Trophäe ist, so erfahre ich, für diese Region durchaus ansehnlich, weiter südlich ist aber die wahre Heimat kapitaler Springböcke. Dann wende ich mich dem Blessbock zu, dem ja mein eigentliches Ansinnen galt. Was für ein kapitaler Bursche! Mit beiden Händen umfasse ich die starken Hörner, fasziniert fahre ich mit den Fingern darüber und wie schon bei meinem Goldmedaillen-Impala mischen sich Stolz und Schwermut und ich brauche einige Minuten der Besinnung, bevor wir einige Erlegerbilder machen. Biltong, das ich so liebe und das in Deutschland so schwer zu bekommen ist, ist für die nächsten Wochen auf jeden Fall gesichert. Welch ein krönender Abschluss unserer 14-tägigen Safari in diesem wunderschönen Land, die mir und besonders auch Boris ganz sicher nicht nur aus jagdlicher Sicht immer in Erinnerung bleiben wird!

Biltong, das ich so liebe und das in Deutschland so schwer zu bekommen ist, ist für die nächsten Wochen auf jeden Fall gesichert. Welch ein krönender Abschluss unserer 14-tägigen Safari in diesem wunderschönen Land, die mir und ganz besonders auch Boris ganz sicher nicht nur aus jagdlicher Sicht immer in Erinnerung bleiben wird!

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Zustimmung zur Jagd sinkt weiter

bis 2030 kippt die Stimmung in der Bevölkerung

Text und Grafiken: Dr. Werner Beutelmeyer

Die wichtigste Aufgabe eines Unternehmers ist ein Zukunftsbild für sein Unternehmen zu entwerfen. Dieses braucht es, weil sich Märkte und Gesellschaft gravierend ändern. Dieses Zukunftsbild muss auch die Voraussetzungen des eigenen Unternehmens berücksichtigen. Zurück zur Jagd: Vor dieser Fundamental-Führungs-Aufgabe stehen die Verantwortlichen für die Jagd in Österreich. Wie sieht das Zukunftsbild der Jagd in Österreich aus?

Das Beschwören von Traditionen, das Beharren auf dem Gewohnten und das Management by „the same procedure as every year“ kann in einer Welt der rasanten Veränderung nicht funktionieren. Eine ganz wesentliche Grundlage für so ein aktiv zu gestaltendes Zukunftsbild der Jagd in Österreich sind Daten darüber wie die Bevölkerung über die Jagd denkt, welches Informationsniveau sie besitzt und welche Veränderungsdynamik diese Daten im Zeitablauf haben. Die nachfolgende Datenlage ist statistisch abgesichert und sie sollte beunruhigen. Ein erster Reflex zur Erhaltung des Seelenfriedens der obersten österreichischen Jagdverantwortlichen könnte das Negieren und Abtun der Ergebnisse sein oder gar der Ruf nach Message-Control. Das wäre naiv und fahrlässig, also stellen wir uns

den Ergebnissen und ihrer Diskussion. In den letzten acht Jahren hat sich die Befürwortung der Jagd um 15 Prozentpunkte reduziert. 2015 war noch eine relative Mehrheit von 42 Prozent aller Österreicher für die Jagd. Inzwischen vertreten nur mehre 27 Prozent ein klares Ja zur Jagd. Die Mehrheit der Bevölkerung ist indifferent geworden, hat eher keine Meinung. Ein knappes Fünftel (19 Prozent) lehnt Jagd in Österreichs Natur dezidiert ab. Die Gruppe der „Meinungslosen“ war bereits vor acht Jahren auffällig hoch. Dieses Segment ist inzwischen weiter angewachsen. Hohe Meinungslosigkeit gegenüber der Jagd bedeutet nichts Gutes, sondern ein erhebliches Risikopotential, welches schnell umschlagen kann in eine „gefühlsmäßige“ Ablehnung.

Mit etwa minus zwei Prozent sinkt derzeit jedes Jahr die Zustimmung zur Jagd in Österreich. Dass sich dieser Trend fortsetzen wird, offenbart sich auch in den Alterssegmenten. Bei den Jungen, also den unter 40jährigen Österreichern, übertrifft die Ablehnung bereits jetzt die Zustimmung. Junge und urbane Bevölkerungsgruppen sind besonders aussagekräftige Indikatoren für Zukunftsentwicklungen.Das Informationsniveau (sehr gut bzw. gut informiert) über Jagd in Österreich

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lag 2008 bei mageren 24 Prozent. 15 Jahre später findet sich in den Daten nur eine recht bescheidene Aufwärtsentwicklung beim Informationsstand. Der „Transparenz-Zuwachs“ in Sachen Jagd war jährlich etwa plus 0.3 Prozent, der Verlust an Zustimmung hingegen macht jährlich ca. minus zwei Prozent aus.

Nächste Fragestellung: „Sind Sie dafür, dass in Österreich Jagd auf Wild gesetzlich erlaubt bleibt, oder sollte die Jagd ihrer Ansicht nach in Österreich generell verboten werden?“ Auf diese Frage resultieren aktuell 58 Prozent, die eine gesetzliche Erlaubnis der Jagd befürworten und nur 20 Prozent treten für ein generelles Jagdverbot ein. Doch auch hier der Negativ-Trend: 2016 lag die Zustimmung noch bei 69 Prozent. 11 Prozent Zustimmung zur gesetzlichen Möglichkeit der Jagd sind in den letzten neun Jahren verloren gegangen. Wenn dieses Veränderungstempo anhält, verliert die Jagd bis 2030 die

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die andere Seite kippt und sie ins Anti-Jagd-Lager rutscht.Warum dieser Negativ-Trend? Vermutlich hat es sehr viel mit dem allgemeinen gesellschaftlichen Misstrauen zu tun. Die Österreicher misstrauen der Politik, großen Konzernen, den Medien und inzwischen auch zunehmend der Wissenschaft. Der Jagd begegnen die Österreicher ebenfalls mit einem gehörigen Maß an Misstrauen. 40 Prozent der Bevölkerung fordert strengere Kontrollen für die Jagd. Gar 48 Prozent der Jungen sind für mehr „Überwachung“ der Jagd. Dieser Wert wird mit 64 Prozent der Jagdablehner noch deutlich getoppt.

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Bemerkenswert: Selbst gut Informierte über Jagd treten zu 38 Prozent für strengere Kontrollen der Jäger

absolute Mehrheit im Meinungsgefüge. Die bis 30jährigen verspüren offenbar keinen großen Trennungsschmerz, falls die Jagd in Zukunft gesetzlich verboten wird. Die Unentschiedenen (von der Fragestellung nach der Befürwortung) sind zu 57 Prozent derzeit noch eher positiv zur gesetzlichen Jagderlaubnis eingestellt. Da braucht es dann auch nicht viel, dass die Antwortverteilung auf

ein. Jagd löst offenkundig ziemliches Misstrauen auch bei den „jagdnahen“ Österreichern aus. Warum? Liegt es nur am schwer verständlichen Jägerlatein oder handelt es sich um einen gravierenderen „Fehler im Jagdsystem“, der da im Meinungsbild offenkundig wird. Ob mehr „Grünvorlagen“ oder mehr „grüne

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Punkte“ die Glaubwürdigkeit da noch retten können? Wie gut ist der Ruf des Jägers? Was macht sein Image aus? Wenn schon der Infostand über die Jagd eher bescheiden ausfällt, so überrascht es nicht, dass auch das Image der Jäger noch erheblichen Entwicklungsspielraum besitzt. Betreiben wir ein einfaches Benchmarking: Wie ist der Ruf des Nutztierma-

nagements im Vergleich zum Wildtiermanagement? Es geht also um das Bild des Jägers im Vergleich zum Bauern mit Viehhaltung? Anhand von acht Kriterien erfolgt die Bewertung. Die nachfolgende Grafik zeigt auf den ersten Blick zwei sehr unterschiedlich große Flächen. Hellgrün ist das Meinungsbild über nutztierhaltende Landwirte und dunkelgrün ist das Image der Jäger. Erste Erkenntnis daraus. Jäger haben im direkten Vergleich ein viel schwächeres Anmutungsbild als Landwirte mit Viehwirtschaft. Mit anderen Worten: Das Bild des Jägers ist vergleichsweise blass. Die Detail-Ergebnisse haben es in sich. Während Bauern mit Viehhaltung als sehr relevant für die Gesellschaft gesehen werden,

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Vergleiche Umfrage Market-Insitut: MT2330 KW16 2023, 1.000 Befragte ab 16 Jahren; Erhebungsmethode: Online, Bevölkerungsrepräsentativ; max. statistische Schwankungsbreite: +/- 3,16 Prozent

bricht in diesem Punkt die Bewertung der Jäger massiv ein. Noch mehr Diskrepanz tut sich beim „Sinn“ auf. Dass österreichische Jäger etwas Sinnvolles machen erschließt sich nur wenigen in der Bevölkerung.

Was sind die Plus-Punkte beim Jäger-Image? Jäger kennen sich mit der Natur gut aus und sie essen gerne Fleisch. Was sind die Minus-Punkte? Jäger sind wenig sympathisch und man kann ihnen nicht vertrauen. Starker Tobak welcher eine weitergehende Analyse unbedingt erforderlich macht. Wenn Jäger sich gut mit der Natur auskennen, dann werden sie wohl wichtige Verantwortungsträger für eine intakte Natur sein?

Wer sind die glaubwürdigen und wichtigen Verantwortungsträger für eine intakte Natur in Österreich? Nicht die Jäger. Im Trendverlauf gab es auch bei dieser Frage eine Verschlechterung der Kompetenz-Wahrnehmung. Die Hüter der intakten Natur sind aus Sicht der Bevölkerung die österreichischen Nationalparks, Naturschutzvereine sowie die Bundesforste.

Auf „Handwerksebene“ betrachtet rangieren Förster und Landwirte weit vor der Jägerschaft. Die NGO´s sind beispielsweise drauf und dran uns Jägern den Rang in Sachen Naturkompetenz abzulaufen. Diese Ergebnisse verlangen nach einer Neuorientierung der Jägerschaft. Wir werden an unserem Beitrag zur Biodiversität, zu Umbau in Richtung klimafitter Wäldern und zum Umgang mit Großprädatoren (Luchs, Wolf und Bär) gemessen. Beliebige Grünpunktstatistiken, das Beschwören der Tradition und das Vermeiden von „heißen“ Themen bringen uns nicht weiter, sondern manövrieren uns immer tiefer in die Sackgasse. Wenn einige eher alte (zumindest im Denken) männliche Jagdfunktionäre in manchen Bundesländern derzeit über die Einführung oder Intensivierungen von „Ehrengerichten“ befinden, um damit Weichenstellungen für die Zukunft der Jagd zu setzen, dann haben sie immer noch nicht die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf die Jagd begriffen. Denn anstelle von männlich, alt und „ehrlich“ ist Spielraum zu geben für - jung, urban, offen und weiblich.

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Kleine Menge große Wirkung?

Nahrungsergänzungen für Hunde gibt es fast wie Sand am Meer: Vitamine, Algen, Kräuter, Grünlippmuschel und Öle. Doch was macht wirklich Sinn für unsere Vierbeiner, woran erkennt man gute Qualität, und was kann vielleicht sogar schaden?

Rechtliches

Alles, was zur Verfütterung an Tiere bestimmt ist, wird im Futtermittelrecht geregelt. Es regelt u. a., wie Futtermittel beschriftet werden müssen und auch, wie geworben werden darf. Das gilt ebenso für die umgangssprachlich „Nahrungsergänzungen“ genannten Produkte, die korrekt „Ergänzungsfuttermittel“ oder „Mineralfuttermittel“ sind. Es muss die „Zusammensetzung“ (die verwendeten Zutaten) in absteigender Reihenfolge ihres Anteiles angegeben sein sowie alle verwendeten Zusatzstoffe (Vitamine, Spurenelemente, Aminosauren). Sofern es sich nicht um Diätfuttermittel handelt (die in einer separaten EU-Verordnung geregelt sind), darf nicht mit Aussagen geworben werden, die sich auf die Linderung oder Heilung von Krankheiten beziehen. Außerdem darf ein Futtermittel nicht den Anschein eines Medikamentes erwecken. Behauptungen müssen auf jeden Fall nachweisbar sein. So sind Kräuterpräparate, die angeblich gegen Parasiten wirken sollen, oder pauschale Aussagen wie „unterstützt den Stoffwechsel“ jedenfalls wenig glaubwürdig. Fragen Sie im Zweifel nach klinischen Studien!

Ausgewogen muss es sein

Ob ein Tier zusätzlich zu seinem „Hauptfutter“ weitere Nährstoffe braucht, hängt davon ab, was man füttert: Dosen- und Trockenfutter sind in der Regel Alleinfutter. Das bedeutet, sie müssen alle Nährstoffe in der korrekten Dosis enthalten, die Hunde täglich brauchen – so ist es gesetzlich vorgeschrieben. Zusätzliche Nährstoffe sind für einen gesunden Hund also überflüssig. Bei manchen Krankheiten kann eine höhere Dosis an gewissen Nährstoffen hilfreich sein – dafür gibt es Präparate beim Tierarzt. Wer hingegen kocht oder barft, muss Mineralstoffe und Vitamine gezielt ergänzen – denn auch mit den hochwertigsten Zutaten alleine, egal ob gekocht oder roh, ist eine ausgewogene Ernährung kaum möglich. Barfer bevorzugen meist einzelne Ergänzungen, wie Seealgenmehl fürs Jod oder Lebertran fürs Vitamin D. Es gibt auch schon fertige „Barf-Mischungen“ – dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Nährstoffgehalte angegeben sind, damit man weiß, wie man diese Produkte dosieren muss. Möchte man nicht „klassisch Barfen“, sondern es einfacher haben, eignen sich sogenannte komplette oder vitaminisierte Mineralfutter, die alle Vitamine und Mineralstoffe ergänzen, die in den „Hauptzutaten“ (Fleisch, Gemüse, Kohlenhydra-

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TEXT UND FOTOS: DR. ARMIN DEUTZ

te) fehlen, wie Kalzium, Phosphor, Natrium (Salz), Magnesium, Eisen, Kupfer, Zink, Jod, Mangan, Selen, Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E und B-Vitamine. Da Spurenelemente und Vitamine gesetzlich geregelte Zusatzstoffe sind, müssen diese auch bei Mineralfutter unter der Überschrift „ernährungsphysiologische Zusatzstoffe“ gelistet sein, unter Angabe der chemischen Bezeichnung bzw. Zulassungsnummer und Menge/kg des Produkts.

Eierschalen und Futterkalk

Salz

Umgangssprachlich meinen wir mit „Salz“ in der Regel das Kochsalz oder Speisesalz (Natriumchlorid). Es ist das für Menschen und Tiere wichtigste Mineral und wird aus der Natur durch Bergbau (Steinsalz) oder aus dem Meer gewonnen. Da das Steinsalz durch Austrocknung von Meeren und Ablagerung von Meersalz vor Jahrmillionen entstand, ist es weitgehend ident. Speisesalz enthält 38 % Natrium und 60 % Chlorid sowie eine geringe Menge Wasser und mineralische Verunreinigung. Diese Verunreinigungen sorgen dafür, dass manche „exotische Salze“, wie etwa Himalayasalz oder Vulkansalz, Verfärbungen aufweisen – eine besondere Wirkung haben sie deswegen aber nicht. Da Fleisch und Innereien Natrium und Chlorid in der Gewebsflüssigkeit enthalten, benötigen Hunde zusätzlich wenig Salz. Außerdem erleiden sie keine großen Salzverluste durch Schwitzen, wie Pferde und Menschen. Wer für seinen Hund kocht, kann gern eine Prise Salz verwenden, das verbessert auch die Akzeptanz. Auch Mineralfutter enthalten meist Natriumchlorid. Speisesalz für Menschen wird oft mit Jod versetzt, um einem Jodmangel der Bevölkerung vorzubeugen. Jodiertes Salz schadet einem Hund nicht. Der Jodgehalt im Salz reicht aber nicht aus, den Jodbedarf des Hundes zu decken, da dieser höher ist als der des Menschen.

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Lebertran

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Eierschalen bestehen zu 90 % aus Kalziumkarbonat („Kalk“) – oder anders ausgedrückt: 37 g Kalzium pro 100 g – und sind daher zur Ergänzung von Kalzium gut geeignet. Man kann sie fertig gemahlen kaufen oder die im Haushalt anfallenden verwenden – diese sollten aber sicherheitshalber erhitzt werden, um sie zu desinfizieren. Futterkalke bestehen hauptsächlich aus Kalziumkarbonat und werden aus Kalkstein (Kreide) hergestellt. Sie enthalten 36–40 % Kalzium. Da sie nicht tierischen Ursprungs sind, sind sie auch für Allergiker geeignet.

Knochenmehl

Gemahlene Knochen enthalten rund 14–33 % Kalzium und 7–18 % Phosphor – je nachdem, welche Knochen verarbeitet wurden und wie viel organisches Material noch dabei ist. Bei allergischen Hunden muss man sorgfältig lesen, von welchem Tier das Knochenmehl stammt – oder man verwendet sicherheitshalber mineralisches Mono- oder Dicalciumphosphat.

Lebertran („Fabriktran“) wird hauptsachlich aus der Leber von Kabeljau, aber auch von Schellfisch, Seehecht, Pollack oder Rochen gewonnen. Er besteht aus leicht verdaulichen Fetten (darunter auch Omega-3-Fettsäuren) und enthält hohe Mengen an Vitamin A und D, außerdem Vitamin E, Jod und Phosphor. Mit Lebertran kann man einfach und natürlich eine ausreichende Vitamin D-Zufuhr gewährleisten. Dafür reicht pro Woche ein Teelöffel pro zehn Kilogramm Körpergewicht – wie bei allen Ergänzungen, sollte der exakte Gehalt an Vitaminen bekannt sein. HINWEIS: Lebertran ist nicht dasselbe wie Fischöl, welches aus dem Fettgewebe von Kaltwasserfischen (Lachs, Hering) hergestellt wird. Fischöl enthält mehr ungesättigte Omega-3-Fettsäuren, aber kein Vitamin D.

Bierhefe

Die Bierhefe (oder Backhefe, lateinischer Name Saccharomyces cerevisiae) ist ein Pilz, der beim Bierbrauen eingesetzt wird, um die alkoholische Gärung einzuleiten. Die Hefe ernährt sich von Glukose und setzt sie zu Alkohol um. Die sich vermehrende Hefe wird dann herausgefiltert und getrocknet. Hefe enthält reichlich B-Vitamine (außer Vitamin B12), Eiweiß und Mineralstoffe (Zink, Magnesium). Bierhefe wird beim Barfen als Vitamin B-Quelle und zum Aufpäppeln und Appetitanregen verwendet. Ein Mangel an B-Vitaminen beim Hund ist

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Es gibt viele Nahrungsergänzungen für Hunde, nicht alle sind sinnvoll und manche können sogar schaden (Fotos: A. Deutz)

extrem unwahrscheinlich, eine Überdosierung schadet allerdings auch nicht. Schließlich werden diese wasserlöslichen Vitamine über den Harn ausgeschieden. Wichtig: Bei eiweißarmer oder purinarmer Diät (aufgrund von Urat-Harnsteinen) darf Bierhefe nicht eingesetzt werden.

Hagebuttenpulver

Hagebutten sind die Früchte wilder Rosen. Sie schmecken säuerlich und enthalten viel Vitamin C und werden auch von Menschen genutzt, meist für Tee und Marmelade. Da Hunde im Körper selbst Vitamin C produzieren, ist eine Ergänzung nicht nötig. Am ehesten kann eine zusätzliche Vitamin C-Gabe in stressreichen Situationen, nach Krankheiten, bei alten Hunden und Krebspatienten sinnvoll sein – fragen Sie aber sicherheitshalber Ihren Tierarzt!

Kieselerde

Ist ein unscharfer Begriff für Mineralien und Sedimente mit hohem Siliziumgehalt. In der Ernährung meint man damit Kieselgur (Diatomeenerde), die aus den Schalen fossiler Kieselalgen und damit aus amorphem (nicht-kristallinem) Siliciumdioxid (SiO2) besteht. In der Humanernährung wird Kieselerde bei bruchigen Haaren und Fingernägeln sowie zur Unterstützung des Bewegungsapparates empfohlen – ein Nachweis einer solchen Wirkung fehlt.

Algen

Bei Algen als Nahrungsergänzung muss man grundsätzlich zwischen den Seealgen (Ascophyllum nodosum), eigentlich Tang, und den Süßwasseralgen Chlorella und Spirulina unterscheiden. Erstere enthalten viel Jod und werden daher beim Barfen und auch in manchen Fertigfuttermitteln als Jodquelle eingesetzt. Dabei sollte man immer wissen, wie der Jodgehalt der jeweiligen Charge ist, denn dieser kann stark schwanken. Seriöse Hersteller haben diese Information.

Chlorella und Spirulina werden als „Superfoods“ vermarktet, die den Körper „entgiften“ und allgemein die

Gesundheit fordern sollen. Für solche Aussagen fehlen jegliche wissenschaftlichen Beweise.

Honig, Propolis, Blütenpollen

Bienenprodukte, vor allem das Bienenharz (Propolis), haben antimikrobielle und antioxidative Eigenschaften durch die Inhaltsstoffe der Pflanzen, aus denen die Bienen sie erzeugt haben. Sie werden daher in der Volksmedizin zur Hautpflege, Wundbehandlung, als Kosmetika und allgemein zur „Stärkung der Gesundheit“ und zur Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt. Doch auch dafür gibt es keinerlei Nachweise, und wie für viele „Wundermittel aus der Natur“ gilt: Was in der Petrischale funktioniert, gilt nicht automatisch auch für einen ganzen Organismus. Honig besteht hauptsächlich aus Fruchtzucker und Traubenzucker. Er war lange Zeit, bis zur Entwicklung der Zuckerherstellung aus Zuckerrüben und Zuckerrohr, das einzige Süssungsmittel. Er hat eine höhere Süsskraft als Saccharose, aber auch etwas mehr Kalorien. Gesundheitliche Vorteile von Honig gegenüber industriell hergestelltem Zucker gibt es nicht, die Bedeutung der enthaltenen Mineralstoffe ist gering im Verhältnis zum Tagesbedarf eines Hundes. Wenn Ihr Hund den Geschmack mag, kann er gerne Honig in sein Futter oder als Snack bekommen.

Kokosöl, Kokosflocken

Kokosöl und Kokosflocken sind in den letzten Jahren als Ergänzung für Hunde modern geworden, sowohl beim Barfen als auch zur „Behandlung“ gegen Parasiten, innerlich wie äußerlich. Dazu ist zu sagen: Bitte behandeln Sie Ihren Hund gegen Parasiten mit Mitteln vom Tierarzt! Diese wirken nachweislich, sind sorgfältig getestet und haben selten Nebenwirkungen! Berichte in sozialen Medien von „Vergiftungen“ und anderen schrecklichen Nebenwirkungen sind fast immer falsch oder stark übertrieben. Würden „natürliche Mittel“, wie Öle oder Kräuter, tatsächlich gegen Parasiten helfen, würden Tierärzte sie mit Freuden einsetzen! Als Nahrungsergänzung ist Kokosöl auch nicht sinnvoll, da es keine essentiellen Fettsäuren enthält. Mag Ihr Hund den Kokosgeschmack, spricht nichts dagegen, aber dann muss er zusätzlich andere Pflanzenöle mit essentiellen Fettsäuren erhalten.

Heilerde

Heilerde besteht aus Löss-, Ton- oder Moorerde mit einem hohen Anteil an Silikaten, dazu auch Feldspat, Kalkspat oder Dolomit, je nach Abbaugebiet. Heilerde wird bei Menschen sowohl äußerlich, bei Entzündungen, Schwellungen und unreiner Haut, als auch innerlich bei Verdauungsstörungen und Magenübersäuerung eingesetzt. Einen wissenschaftlichen Beweis für eine Wirkung gibt es nicht, allerdings machen manche

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Tierhalter positive Erfahrungen bei Verdauungsproblemen. Da es kaum Nebenwirkungen gibt, kann man es also versuchen – allerdings nicht dauerhaft und nicht zusammen mit Medikamenten, da diese sonst gebunden werden könnten. WICHTIG: Zur Ergänzung von Mineralstoffen, wie manchmal empfohlen, ist Heilerde NICHT geeignet.

Für die Gelenke

Besonders beliebt bei Hunden sind Ergänzungen „zur Unterstützung der Gelenke“, wie Glukosamin/Chrondroitin, Grünlippmuschel, Kollagen, Teufelskralle (Wüstenteufelskralle, Harpagophytum procumbens) oder organisch gebundener Schwefel wie Methylsulfonylmethan (MSM) oder Dimethylsulfon. Dazu ist zu sagen, dass es keine 100%ige Garantie gibt, dass sie tatsächlich wirken. Es gibt klinische Studien, die eine Wirkung nachweisen konnten, andere fanden nur einen Placebo-Effekt. Da aber kaum Nebenwirkungen bekannt sind, lohnt sich ein Versuch. Die besten Effekte sind bei leichten und mittelschweren Formen von Arthrose zu erwarten. Dabei greift man am besten zu Mitteln vom Tierarzt, bei denen Inhaltsstoffe und Dosierung genau angegeben sind. Als am besten gesichert gilt die entzündungshemmende Wirkung der ungesättigten Omega-3-Fettsäuren (PUFA = engl.: polyunsaturated fatty acids, deutsch: mehrfach ungesättigte Fettsäuren). Sie sind in Öl aus Meeresfischen (Lachs, Hering) zu finden. Achten Sie darauf, dass Lachsöl mind. 30 % davon [EPA (Eicosapentaensäure) + DHA (Docosahexaensäure)] enthält. Man kann auch Lachsölkapseln für Menschen geben (eine Kapsel auf zehn Kilogramm Körpergewicht vom Hund). Für Vegetarier und Allergiker gibt es mittlerweile auch Omega-3-Öl-Produkte aus Algen.

Kräuter

Der Zoohandel hat eine Vielzahl an Kräutermischungen, die bei verschiedenen Beschwerden wirken sollen, sowie zur „Kräftigung“ oder „Entgiftung“. Wie bereits erwähnt, darf ein Futtermittel nicht den Anschein eines Medikaments erwecken. Für viele Kräuter gibt es keine Untersuchungen, ob und wie sie beim Hund wirken. Dazu kommt, dass bei solchen Mischungen die Dosis jedes einzelnen Krauts klein ist, und auch die Qualität ist oft nicht bekannt. Kräutermischungen aus dem Zoohandel sind daher sehr wahrscheinlich wirkungslos. Auch zur Ergänzung von Spurenelementen und anderen Nährstoffen sind Kräuter in üblicher Dosis nicht geeignet. Sie können Ihrem Hund jedoch gern Küchenkräuter wie Petersilie, Majoran, Oregano, Kerbel, Minze oder Melisse ins Futter geben, wenn er das mag,. Nur bitte keinen Schnittlauch (kann beim Hund zu Anämie führen)!

HINWEIS: Häufig setzen Menschen Kräuter und Heilpflanzen ein, da sie diese für weniger schädlich als Medikamente halten. „Natürlich“ bedeutet aber keineswegs automatisch „harmlos“! Die Natur hat gefährliche Gifte hervorgebracht. Während Medikamente sorgfältig überwacht und zugelassen werden, sind mögliche Schadwirkungen von vielen Kräutern und „Naturstoffen“ am Hund völlig unbekannt.

Richtig verabreichen

Die meisten Nahrungsergänzungen können Sie dem Hund mit dem Futter vermischt geben. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Zink sollte immer auf nüchternen Magen verabreicht werden. Nimmt das Tier das Futter wegen des fremden Geruchs nicht an, können Sie das Präparat auch in einem geruch- und geschmacksintensiven Leckerbissen, wie Leberpastete, Schmalz oder Käse, verstecken. Fragen Sie aber bei kranken Tieren Ihren Tierarzt, welche Leckerlis erlaubt und welche „tabu“ sind! Klappt das nicht, ist das Eingeben von Tabletten aber grundsätzlich kein Problem, da Sie in der Apotheke Pulver in Kapseln abfüllen lassen können.

WICHTIG: Vorsicht ist generell geboten bei Tieren mit Futtermittelallergien. Viele Ergänzungen enthalten Geschmacks- und Trägerstoffe, wie Geflügelprotein, Weizenstärke oder Milchprodukte. Lesen Sie daher sorgfältig die Zusammensetzung und vergleichen Sie verschiedene Hersteller! Während einer Ausschlussdiät sollte auf jegliche Nahrungsergänzungen verzichtet werden

Achtung bei Allergikern: Die Kapseln bestehen i.d.R. aus Gelatine von Rindern oder Schweinen. Es gibt aber auch Kapseln aus pflanzlicher Zellulose (Foto: A. Deutz).

ISBN 978-3-7020-2037-8

Stefanie Handl und Armin Deutz

HUNDEFUTTER

Bedarfsorientiert füttern

Mit Rezeptideen zum Selbermachen Optimale Ernährung

144 Seiten, Hardcover 24,90 €

Die Autoren:

Dr. Stefanie Handl, Fachtierärztin für Ernährung und Diätetik, ist seit 2013 als tierärztliche Ernährungsberaterin mit einer Futterambulanz selbstständig.

Univ.-Doz. Dr. Armin Deutz ist Veterinärmediziner mit Spezialisierung auf Zoonosen und Tierseuchen und Autor vieler erfolgreicher Bücher (z. B. „Wildkrankheiten, Hundekrankheiten, Zoonosen“).

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SCHNÜFFLER IM KAMPF GEGEN DIE AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST

Bei einer Kooperation zwischen der Polizei und dem Jagdverband Niederösterreich werden im Sommer dieses Jahres Jagdhunde zu Kadaver-Suchhunden ausgebildet. Ziel der Ausbildung im Polizeidiensthundezentrum Strebersdorf ist es, die Hunde so zu trainieren, dass sie an der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verendete Wildschweine aufspüren können und so die weitere Verbreitung der Tierseuche verhindern.

Ausbildung durch die Wiener Polizeidiensthundeeinheit

„Die Afrikanische Schweinepest (ASP) birgt ein enormes Risiko für die heimische Landwirtschaft. Daher ist es wichtig, dass vorbereitende Maßnahmen zur Eindämmung getroffen werden. Das Ausbildungszentrum Strebersdorf ist seit Jahren ein Garant für Expertise rund um das Diensthundewesen und somit der perfekte Partner für diese Ausbildung“, sagte Innenminister Gerhard Karner anlässlich der Präsentation der Kooperation des niederösterreichischen Jagdverbandes und des Innenministeriums am 28. April 2023 in Strebersdorf.

An der Ausbildung nehmen neun Jagdhunde der Rassen Deutsch Kurzhaar, Deutsch Langhaar, Magyar Vizsla Drahthaar, Kleiner Münsterländer und Basset Fauve de Bretagne mit ihren Hundeführern teil. „Die Unterschiede zwischen Polizeidienst- und Jagdhunden sind nicht groß“, erläutert Rudolf König, Kommandant der Wiener Polizeidiensthundeeinheit. Die Zusammenarbeit mit dem Niederösterreichischen Jagdverband sei darum für die Polizei eine „Erweiterung des Wissens“. Die Jagdhunde, deren Ausbildung auf lebendige, beziehungsweise frisch verendete Wildtiere aus-

gerichtet ist, erlernen die notwendigen Techniken und Kompetenzen zum Auffinden von Wildschwein-Kadavern. Die Hunde werden zunächst an einem Trainingsstoff konditioniert, danach erfolgt über Geruchspaarung die Ausbildung am Echtstoff. Anschließend wird die Ausbildung in Revieren in Niederösterreich fortgesetzt. Abgeschlossen wird der 16-tägige Kurs mit einer Prüfung, die durch die Veterinärbehörde des Landes Niederösterreich beziehungsweise den Niederösterreichischen Landesjagverband abgenommen wird. Dabei müssen die Teams aus Hundeführer und Hund das erlernte Wissen in realen Einsatzbedingungen unter Beweis stellen.

Einzigartiges „Train the Trainer“-Konzept

Bei der Kooperation zur Ausbildung von Kadaver-Suchhunden kommt neben dem diesjährigen Kurs auch ein „Train the Trainer“-Konzept zum Tragen. Das in

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TEXT: ALIA BANDHAUER

der Ausbildung von der Polizeidiensthundeeinheit Wien vermittelte Wissen, soll dann von den Hundeführern weitergegeben werden, betont der für die Jagdhundeausbildung zuständige St. Pöltener Bezirksjägermeister Johannes Schiesser. So soll in Zukunft eine selbstständige ASP-Suchhundeausbildung durch den Niederösterreichischen Jagdverband ermöglicht werden.

Im Herbst sollen die ersten neun Hunde einsatzbereit sein. Die Kosten der Ausbildung werden vom Land Niederösterreich übernommen. Ziel der Zusammenarbeit ist es, das Projekt bei Bedarf auch bundesweit auszurollen. Die Entscheidung liegt allerdings im Verantwortungsbereich der jeweiligen Länder. „Die Suche mit Jagdhunden hat den Vorteil, dass sie ein Gebiet deutlich effizienter und schneller absuchen können als eine Menschenkette und dass sie für weniger Beunruhigung im Wald sorgen. Das gefundene Fallwild wird dann derart aus dem Wald verbracht, dass eine weitere Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest verhindert wird“, erklärt Landesjägermeister Josef Pröll.

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GARMIN ALPHA

Neu im Rudel: Die neue Alpha Hundeortungssystem-Serie bestehend aus Handgerät und GPS-Hundehalsband von Garmin

Eine starke Verbindung zwischen Hund und Mensch: Um diese auch auf der gemeinsamen Jagd stets aufrechtzuerhalten, bringt Garmin die neue Generation des Alpha-Hundeortungssystems, bestehend aus dem Alpha 300 K Handgerät und dem Alpha T20 K GPS-Hundehalsband, auf den Markt. Die Alpha 300 K-Serie bietet jetzt eine fast dreimal so lange Akkulaufzeit wie ihr Vorgänger, ein helles 3,5-Zoll Touchdisplay und neue Funktionen, die die Arbeit der Anwenderinnen und Anwender im Feld vereinfachen. Das neue kompatible GPS-Halsband Alpha T20 K in Universalgröße eignet sich für große und kleine Hunderassen, bietet eine Reichweite von bis zu 10 Kilometern, eine Aktualisierungsrate von bis zu 5 Sekunden und eine optimierte Akkulaufzeit.

Nimmt Fährte auf

Die Alpha 300 K-Serie wurde speziell für die Bedürfnisse bei der Jagd entwickelt. Der wiederaufladbare und austauschbare Lithium-Ionen-Akku des Handgeräts mit einer Laufzeit von bis zu 55 Stunden hält auch längere Jagdeinsätze durch.

Um auch in großen Gruppen oder in dicht besiedelten Gebieten entspannt jagen zu können, trägt die neue Channel View-Funktion dazu bei, Störungen durch andere Halsbänder zu reduzieren. Die Funktion zeigt wie viele Garmin Geräte in der Umgebung auf welchem Funkkanal aktiv sind, sodass weniger genutzte Kanäle ausgewählt werden können.

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Die Alpha 300 K-Serie im Detail

• Handgerät für die Hundeortung mit 3,5 Zoll Display

• Zuverlässige Ortung von bis zu 20 Hunden gleichzeitig in einem Umkreis von bis zu 10 Kilometern, Aktualisierungsrate von 5 Sekunden

• Birdseye-Satellitenbilder für eine schnelle Orientierung im Gelände

• Lange Akkulaufzeit von bis zu 55 Stunden bzw. 50 Stunden mit aktivierter inReach-Technologie beim Alpha 300i K

• Multi-Frequenz Empfang: Durch GPS und Galileo präzise und schnelle Positionsbestimmung

• Vorinstallierte TopoActive Europa-Karten für eine detaillierte Ansicht des Geländes

• inReach-Technologie und Kompatibilität zur Garmin Messenger-App für mehr Sicherheit

beim Jagen (nur beim Alpha 300i K)

• Verbindung zur Garmin Explore App für noch mehr Funktionalität: Anzeige der Hundeposition in Echtzeit als Kartenoverlay, Speichern und nachträgliches Analysieren von Tracks

Das Alpha T20 K im Detail

• GPS-Hundehalsband mit austauschbarem Akku

www.steirische-jaegerin.at

• Reichweite bis zu 10 Kilometer, Aktualisierungsrate der Hundeposition von 5 Sekunden

• Dynamische Anpassung der Aktualisierungsrate für verlängerte Akkulaufzeit

• Lange Akkulaufzeit von bis zu 68 Stunden, mit erweitertem Akkupack von bis zu 136 Stunden

Den ganzen Artikel gibt es im Abo...

• Mehrfarbige LED-Ortungslichter für zusätzliche Sichtbarkeit

• Automatische Softwareupdates über WLAN

Mehr Info unter: steirische-jaegerin.at/abo/

Abbildung 1: Im Forschungsprojekt Bambi werden Drohnen für Wildtierzählungen eingesetzt.

Hinter die Kulissen blicken

Ein innovatives Forschungsprojekt ist Hirsch und Co auf den Fersen.

Neben der Klimakrise ist der Verlust der Biodiversität eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Naturnahe Lebensräume und damit einhergehend die Artenvielfalt auf unserem Planeten sind bedrohter denn je und nehmen rapide ab, sodass wir uns mittlerweile im sechsten großen Artensterben befinden. Unzählige Tier- und Pflanzenarten sind weltweit akut vom Aussterben bedroht, was zu einem Kollaps ganzer ökologischer Netzwerke führen könnte. Das Zusammenwirken einzelner Arten wird oftmals erst im Nachhinein vom Menschen erkannt, meist ist dann bereits ein massiver Schaden entstanden. Um ein solches Aussterben von Arten zu verhindern, ist es nötig, ein möglichst exaktes und verlässliches Monitoring durchführen zu können. Dadurch wird es möglich Tierbestände genau zu erfassen und einen möglichen Rückgang, aber ebenso eine Steigerung von Populationen, beispielsweise durch invasive Arten, frühzeitig zu erkennen und darauf durch gezielte Managementmaßnahmen zu reagieren. Bei Landtieren werden zu diesem Zweck zumeist Kamerafallen genutzt, welche automatisch Fotos oder kurze Videosequenzen aufnehmen, sobald ein Tier den beobachteten Bereich passiert. Alternativ werden ebenso Analysen von indirekten Nachweisen wie Trittsiegeln, Fährten oder Losungsnachweisen als Monitoringgrundlage verwendet. All das, um die Anzahl der Individuen und so den Zu-

stand einer Population beziehungsweise eines Lebensraumes mithilfe von statistischen Methoden abschätzen zu können.

Alle diese Methoden haben das Problem örtlich sehr beschränkt zu sein sowie nur sehr kleine Stichprobengrößen zu liefern. Genau diese Problematik wird im Rahmen des Forschungsprojekts „Biodiversity Airborne Monitoring based on Intelligent UAV Sampling“ (BAMBI), unter der Leitung des Campus Hagenberg der Fachhochschule Oberösterreich, adressiert. Die Idee dahinter ist simpel: Anstelle einer stationären Kamerafalle werden Drohnen eingesetzt, um große und vor allem durchgehende Areale abdecken zu können und so einen detaillierteren Überblick über das tierische Geschehen zu bekommen. Ähnliche Verfahren werden heutzutage bereits regelmäßig zur Rettung von Rehkitzen bei Mäharbeiten genutzt: Das bewirtschaftete Areal wird mithilfe von Drohnen und Thermalkameras abgesucht, um Rehkitze zu detektieren und vor dem Mähtod zu retten. Dabei gibt es jedoch zwei große Unterschiede: Zum einen werden die Aufnahmen bei der Rehkitzrettung derzeit in der Regel manuell durch den Piloten/die Pilotin ausgewertet und zum anderen finden solche Kitzrettungen in weitestgehend baumfreien Arealen statt. Im Forschungsprojekt BAMBI liegt der Fokus jedoch nicht auf Freiflächen, sondern auf einem der wichtigsten Lebensräume unseres Planeten: dem Wald. Dieser Lebensraum macht laut Bundesforschungszentrum für Wald mit über vier Millionen

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TEXT: CHRISTOPH PRASCHL Foto: AdobeStock Niko_Dali

Abbildung 2: Farb- (links) sowie Thermalaufnahme (mitte) eines Drohnenüberflugs

über ein Waldgebiet. Erst durch die Verwendung der Lichtfeldtechnologie (rechts)

können störende Faktoren wie Baumkronen entfernt und drei Rehe (rot markiert), die sich am Waldboden befinden, sichtbar gemacht werden.

Hektar knapp 48% der österreichischen Staatsfläche aus – in der Steiermark sind es sogar über 60%. Im Gegensatz zu Wiesen und Äckern, kommt in Wäldern jedoch ein zusätzlicher, erschwerender Faktor hinzu. Denn hier befinden sich die Tiere meist nicht in direkter Sichtlinie zur Drohne, sondern sind versteckt unter dichten Baumkronen. Eine einfache Luftaufnahme erlaubt es hier nicht einen Blick unter das Blätterwerk zu werfen, um so Tiere ausfindig zu machen. Aus diesem Grund wird im Forschungsprojekt die sogenannte Lichtfeldtechnologie eingesetzt. Im Gegensatz zu einfachen Foto- oder Videoaufnahmen, speichert ein Lichtfeld zusätzlich die Richtung der einzelnen Lichtstrahlen. Dadurch ist es möglich, eine ausgewählte Szene aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten. Lichtfelder können mithilfe von spezialisierten Kameras oder durch eine einzelne, sich bewegende Kamera erstellt werden. Eine Drohne ist daher perfekt geeignet, um nicht nur klassische Foto- oder Videoaufnahmen, sondern auch Lichtfelder von einem Gebiet zu erstellen. Dies geschieht durch die Kombination der einzelnen Wärmebild- als auch Farbaufnahmen eines Überflugs, mit Oberflächenmodellen des Fluggebiets und exakten geografischen Positionsdaten, welche mithilfe von GPS Zentimeter genau erfasst werden. Doch welchen Vorteil bringt nun eine solche Lichtfeldaufnahme? Dadurch, dass auch die Richtung der einzelnen Lichtstrahlen in den Bildinformationen gespeichert ist, lassen sich mithilfe von Lichtfeldern zwei Modifikationen vornehmen: Zum einen kann die Perspektive angepasst und so ein anderer Blickwinkel auf eine Szene geworfen werden und zum anderen kann der Bildfokus im Nachhinein verändert werden. Gerade Letzteres birgt hier einen enormen Vorteil gegenüber klassischen Fotoaufnahmen bei Verdeckungen durch Baumkronen. Denn bei BAMBI kann der Fokus mithilfe der Lichtfeldaufnahmen auf den Waldboden gesetzt werden und Störquellen wie Bäume weggerechnet werden. So ist es im Umkehrschluss auch möglich Tiere, welche sich in Bodennähe befinden, sichtbar zu machen. Vergleichbar ist dieses Verfahren mit dem Suchen von Puzzleteilen, bei dem aus den Lichtfelddaten genau jene Lichtstrahlen ausgewählt werden, welche dem Waldboden entsprechen.

Ein weiterer Unterschied von BAMBI gegenüber der Rehkitzrettungen ergibt sich in der Art und Weise, wie die Bilddaten ausgewertet werden. Denn dies soll vollautomatisiert mittels Lernalgorithmen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz geschehen. Um dies zu erreichen, ist es zunächst erforderlich Beispielaufnahmen zu sammeln, anhand derer der Algorithmus lernen kann, wie Tiere aus der Luft aussehen. Mithilfe dieser Bilder und der Information über die Artzugehörigkeit der abgebildeten Tiere kann ein Algorithmus trainiert werden, um diese Tierarten zukünftig automatisch in Bilddaten zu erkennen und auf Arten- wie Geschlechtsniveau zu klassifizieren. Dieses Vorgehen ist dem menschlichen Lernen sehr ähnlich, denn auch wir Menschen lernen durch Wiederholung und Prägung bestimmter Muster, um so Konzepte der Welt zu erlernen. In Verbindung mit regelmäßigen Drohnenflügen entsteht so ein System, welches in der Lage ist Tiere zu identifizieren und zu zählen. In naher Zukunft, soll dadurch ein flächendeckendes Monitoring von Tierpopulationen möglich werden.

Innerhalb des Forschungsprojekts wird die Anwendbarkeit dieser Methodik vorerst an heimischen Arten wie Rot-, Gams-, Reh- und Schwarzwild getestet. Um ausreichend hochqualitative Daten für das Training der künstlichen Intelligenz sammeln zu können, werden regelmäßig Flüge über Wälder, Wildtiergatter aber auch in Tierparks wie jener in Stadt Haag oder in Grünau im Almtal (Cumberland) mit naturnah strukturierten Gehegen durchgeführt. Dies geschieht mit Einverständnis der Verantwortlichen, zusammen mit Jäger:innen und Wildtierbiolog:innen und stehts unter der Prämisse die Tiere möglichst nicht zu stören. Das Forschungsprojekt Bambi wird durch Mittel des Klimaministeriums durch die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert und in Kooperation mit dem Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft, mit dem Dienstleister Umweltdata und mit dem Drohnenspezialisten ViewCopter durchgeführt. Wenn das Projekt in zwei Jahren endet, sollen sowohl die entwickelten Methoden als auch die erhobenen Daten veröffentlicht und anderen Expertinnen und Experten für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden.

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