TRAIL 2/2021

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MOMENT FOTO DER AUSGABE Foto: DAVID CARLIER

(Neusee)landesmeisterschaften Der legendäre Tarawera Ultramarathon in Neuseeland findet in diesem Februar tatsächlich statt. Die Welt von aussen aber schaut diesmal nur zu. Geht das in diesem Jahr also schon wieder los – beziehungsweise weiter – mit den Rennen, die pandemiebedingt abgesagt werden müssen. Mit Rennserien, die gar nicht oder nur sehr holprig starten. Einen Ultratrailklassiker immerhin kann die aktuelle Weltlage nichts anhaben. Aber natürich ist auch beim Tarawera Ultratrail auf der neuseeländischen Nordinsel alles anders als sonst. Aus einem internationalen Rennen, das Trailtourist*innen und Topathlet*innen gleichermaßen auf der Karte hatten, ist quasi eine interne neuseeländische Landesmeisterschaft geworden. Ein Rennen fast wie vor 13 Jahren, als die Ultratrail-Szene noch jung war und einige Unerschrockene zum ersten Mal auf die lange Runde durch die von heißen Quellen und Geysiren geprägte Landschaft rund um die Stadt Rotura aufgebrochen sind. Ja, unser Sport sollte mit den Flugmeilen sorgsam umgehen. Aber der Tarawera Ultratrail ist definitiv einer dieser Einmalim-Leben-Läufe. Verbunden mit einem langen Urlaub in einer Landschaft, von der wir jetzt nicht erzählen wollen, dass hier etwa die diversen Herr-der-Ringe-Verfilmungen gedreht worden sind. Neuseeland hat da mehr verdient. Etwa eine Bemerkung über die zupackende, dennoch bürgenahe Corona-Politik der Regierung um Premierministerin Jacinda Ardern, die mit einem kurzen, harten Lockdown und immer noch geltenden Reisebeschränkun-

gen eine coronafreie Insel geschaffen hat. Zugegeben, die exzentrische Lage Neuseelands mag da auch hilfreich gewesen sein. Sam Ellis, Race Direktor des schon traditionell zur Ultra-Trail World Series gehörenden Tarawera Ultramarathon, sieht die besonderen Bedingungen, unter denen das Rennen am 12. Februar ausgetragen werden wird, so auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits ist er froh über die überschwängliche Resonanz der lokalen Community, über ein „tatsächlich recht großes und auch kompetitives Starterfeld.“ Andererseits weiß er um die Strahlkraft eines Rennens, „das für viele Trailläufer*innen aus den USA, Europa und zunehmend auch den asiatischen Ländern willkommener Anlass für eine Begegnung mit unserer Natur und Kultur gewesen ist.“ Niemand fliegt ja einmal um den halben Erdball, um dann „nur“ hundert Meilen zu laufen. Es wird auch wieder einen ganz und gar unpandemischenTarawera Ultramarathon geben. Und überhaupt ganz viele unpandemische Ultraläufe auf der ganzen Welt. Die diesjährige Austragung zeigt aber schön, dass es durchaus funktionieren kann, sich auch mal an das Motto „stay local" zu halten. Auch wenn aus einer Ultra-Trail World Tour quasi eine neuseeländische Landesmeisterschaft geworden ist.


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