Blattje November 2012

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November/Dezember 2012

Blattje-Bericht löste Informationsflut aus Von Werner Strate In unserer September/OktoberAusgabe 2011 haben wir mit Text und Bild über die legendäre und wunderbare Kolonistenfrau „Jantjemöh“ aus Voßbarg berichtet. Noch im hohen Alter von 103 Jahren kam diese Frau zu hohen Ehren: sie wurde auf Postkarten verewigt und darauf als älteste ostfriesische Moorkolonistenfrau als „Gruß aus Ostfriesland“ in alle Welt verschickt. Nach der Veröffentlichung im Blattje, haben sich viele, viele Leserinnen und Leser telefonisch wie auch schriftlich bei dem Verfasser gemeldet. Dabei gab es eine regelrechte Flut von Informationen, um die der Verfasser in dem Bericht gebeten hatte. Alle Informationen überarbeitet und aneinandergereiht wären mit Sicherheit ein informatives Druckmaterial für eine ganze Blattje-Ausgabe geworden. Doch der wir müssen aus Platzgründen den Text kurzhalten und bringen dafür eine Zuschrift, die der Verfasser von Heinz Saathoff aus Voßbarg erhielt. Der Verfasser und das Blattje-Team bedanken sich bei allen Informanten, die uns Informationen zukommen ließen. Die uns übermittelten Fotos von JANTJEMÖH werden wir nach und nach in unserer Serie „MOOREXKURSION“ veröffentlichen. Auch über das Leben dieser angesehen ersten Kolonistenfamilie in einer fernabgelegenen Wüstenei, werden wir noch näher eingehen. Nachstehend der Brief von Herrn Saathoff aus Voßbarg: Sehr geehrte Herr Werner Strate, verehrtes Team des Uplengen Blattje! Mit viel Freude habe ich einige Ihrer Blattjes „durchgestöbert“. Mein Fazit: Unsere Nachbargemeinde hat ein überaus gelungenes Gemeindemagazin! In der Ausgabe September/Oktober 2011 fand der Artikel ‚Ururgroßmutter im Blattje‘ mein besonderes Interesse. Es handelt sich bei der Großmutter um die le-

gendäre Jantjemoy, die früher einmal in unserer Ortschaft Voßbarg wohnte. (Anderenorts auch Jantjemöj oder Jantjemöh geschrieben). Aus Anlass des 200-jährigen Bestehens der Ortschaft Voßbarg (Stadt Wiesmoor) im Jahre 1987, habe ich mich damals als Ortsvorsteher u.a. natürlich mit unserer, weit über den ostfriesischen Grenzen bekannten ehemaligen Einwohnerin, die immerhin 105 Jahre alt wurde, befasst. Hiermit möchte ich dem Wunsch des Uplengen Blattjes nachkommen und einen kleinen Beitrag zu dem Leben der Jannchen (Jantje) Willms Saathoff, geborene Brinkmann, leisten. Jannchen Brinkmann ist am 25. Oktober 1803 in Spetzerfehn geboren. Ihre Eltern waren Willm Janssen Brinkmann und Frau Gretje geb. Tomsen (Clöver). Jannchen hatte sechs Geschwister, zwei – auch jeweils mit dem Vornamen Jannchen – waren vor ihrer eigentlichen Geburt bereits verstorben. Drei Jungen und ein weiteres Mädchen sind nach ihr geboren worden. Darunter auch Märten Willms Brinkmann, 1813 in Großefehn geboren. Dieser heiratete 1845 in Strackholt Tütter Jürgens Hackmann (geb. 1818) aus Zwischenbergen. Beide verstarben 1901 in Moorlage. So ist wohl die Verbindung der Jannchen von Spetzerfehn aus über die Ehe ihres Bruders Märten Brinkmann mit Tütter Hackmann nach Zwischenbergen, beziehungsweise später dem angrenzenden Voßbarg, zu erklären. Der Vater von Tütter Hackmann stammte aus Lotte/ Osnabrück und wurde 1827 Kolonist in Zwischenbergen. Er hatte in 1. Ehe sieben Kinder (u.a. Tütter) und in 2. Ehe vier Kinder. Ein Sohn aus der 2. Ehe, Hermann Jürgens Hackmann (geb 1832), hat die Nachfolge auf der Kolonistenstätte angetreten und Nachkommen der Familie Hackmann wohnen auch weiterhin dort am Zwischenberger Weg, westlich des Bagbander Tiefs an der unmittelbaren Grenze zu Voßbarg. Jannchen Brinkmann (Jantjemöj)

hat 1834 in Aurich-Oldendorf den Balze Janssen Saathoff geheiratet. Balze war um 1807 geboren und ist 1900 gestorben. Er ist im Kirchenbuch zu Strackholt zwar als Colonist von Zwischenbergen eingetragen, aber sie hatten sich in der Ortschaft Voßbarg am jetzigen Zwischenberger Weg, ostwärts des Bagbander Tiefs, eine Moorkate als Wohnstätte hergerichtet. Derzeit stehen in unmittelbarer Nähe zu dieser ehemaligen Kate vier Eichenbäume. Balze und Jannchen Saathoff hatten sechs Kinder. Vorehelich waren es die Gretje, die im April 1831 geboren und bereits im Januar 1832 verstorben ist, sowie Margarethe, die im November 1832 geboren ist.

Jantjemöh aus Voßbarg in ihrem 103. Lebensjahr.

Als drittes Kind wurde dann 1838 Gretje Balzen Saathoff geboren, als viertes Johanna Balzen Saathoff 1842, dann Jan Balzen Saathoff 1845 und als letztes Kind Wilim, der Ende 1848 geboren und bereits eine Woche später verstorben ist. Die Tochter Margarethe heiratete 1873 in Aurich-Oldendorf den Gerd Hinrichs Jülfs. Diese beiden wohnten später in Velde (Felde). Die dritte Tochter von Jantjemöj, Gretje, war mit Michel Becker (geb. 1837) aus Voßbarg verheiratet. Sie wohnten in Voßbarg gegenüber der ehemaligen Gaststätte Freude und sie hatten acht Kinder. Der jüngste Sohn, Michel (geb.1882), ist älteren Voßbargern durchaus noch bekannt. Das Haus wird auch weiterhin von den Nach-

kommen der Beckers (Schaake) bewohnt. Ein Bruder von Michel war Willm Becker (geb.1872). Er war der Großvater des in Ihrem Blattje erwähnten Wiard Becker aus Remels. Es ist bekannt, dass etliche Nachfahren der Jantjemöj in dem Vertriebsbereich des Uplengen Blattje wohnen. Auf einem wunderschönen Foto in Ihrem Blattje ist Jantjemöj sitzend vor ihrer Moorkate zu sehen. Rechts von ihr ist ein Mann mit einem Ochsen- oder Kuhgespann vor einem Ackerwagen. Es ist durchaus anzunehmen, dass dieser Mann der Schwiegersohn von Jantjemöj, Jacob Jelschen Hanken (geb. 1842 in Firrel), ist. Jacob Hanken war mit der vierten Tochter, Johanna, verheiratet und sie bewirtschafteten eine Kolonistenstelle in Zwischenbergen. Jantjemöj‘s Sohn Jan hat 1872 in Holtrop, die aus Neuemoor/Bagband stammmende Mettje Hinrichs Meyer geheiratet, und dieses Paar erarbeitete sich hinter Velde (Großefehn/Felde) eine Colonistenstelle. Bei Jan und seiner Familie verbrachte Jantjemöj die letzten beiden Jahre ihres Lebensabends. Sie verstarb am 25.11.1908 im gesegneten Alter von 105 Jahren. Während ihrer Lebenszeit in Voßbarg hatte die rüstige, humorvolle Jantjemöj viele Besucher aus Nah und Fern. Viele Postkarten, besonders von ihrem 100sten Geburtstag wurden in Umlauf gebracht. Mit mehreren Textseiten und Bildern würdigten 1987 die Einwohner von Voßbarg in einer Festschrift zum 200-jährigen Ortsjubiläum das Leben dieser ehrwürdigen Person. Desweiteren singt seit 25 Jahren die Frauengruppe ‚De Jantjemöjs‘ in historischen Kleidern plattdeutsche Lieder. Übrigens: Am 30. November gibt die Gruppe „De Jantjemöjs“ ein Jubiläumskonzert anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens im Gasthof Fiedler in Voßbarg, Beginn ist um 19.30 Uhr. Mit freundlichen Grüßen Heinz Saathoff


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