Blattje Juli 2013

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Juli/August 2013

Holger Radmann vor einer Phantom. Diese wurde anlässlich des Flugtages in den Farben der 1970er Jahre lackiert. Fotos: de Buhr

OBERSTLEUTNANT HOLGER RADMANN AUS REMELS – SEIN LETZTER FLUG IN DER ALTEN LADY

„Phantom-Schmerz“ – Der letzte Takeoff Von Ulrich de Buhr Am 29. Juni war der letzte offizielle Flug einer Phantom F-4F, einem Kampfflugzeug, das genau 40 Jahre lang über unsere Köpfe hinweg flog. Eigentlich nichts besonderes für das „Uplengen Blattje“, schließlich stand es in allen Zeitungen. Aber für mehrere Uplengener ist der Flughafen auch Arbeitsplatz, sei es als Soldat oder als Zivilangestellter. Dieses Großevent Ende Juni, bei dem weit über 100.000 Menschen aus aller Welt dabei waren, wird auch Holger Radmann in Erinnerung bleiben. Der Remelser ist Militärflieger und hat die Phantom mehrere Jahre geflogen. An diesem Samstag war es nicht nur sein offiziell letzter Flug mit einer Phantom. Mit seinen 43 Jahren gehört er – als Besatzung von Strahlflugzeugen – schon zum alten Eisen. Auch wenn Radmann dieser Zeit mit Wehmut hinterher trauert, so ist er durch seine Tätigkeit als Kommandeur der Fliegenden Gruppe des Jagdgeschwaders 71 „Richthofen“ beschäftigt genug. Mit dem Abzug der Phantom wird das Geschwader aufgelöst und die Taktische Luftwaffengruppe „Richthofen“ ab dem 1. Oktober aufgestellt. Seit Anfang Juli wird die Alarmrotte mit dem Eurofighter durchgeführt. Das „Blattje“ durfte ein paar Tage nach dem Großereignis auf dem Fliegerhorst hinter die Kulissen schauen und den letzten (und endgültigen) Start zweier Phantoms begleiten. Währenddessen stand uns Holger Radmann für einige Fragen zur Verfügung.

Blattje: Pilott zu werden.. Davon träumt mt doch fast jee-der Junge. e. e. Was war Dein n Beweggrund, d diesen Beruf zu wählen? Radmann: Die Entscheidung, mich für den fliegerischen Dienst bei der Bundeswehr zu bewerben, fiel während meiner Ausbildungszeit zum Reserveoffizier. In dieser Zeit sprach ich im Fitnessstudio häufiger mit einem Piloten aus Wittmund. Er erzählte mir von seiner Ausbildungszeit in den USA und die Faszination des Fliegens. Das fand ich super spannend. Blattje: Wie verlief Dein Werdegang bei der Bundeswehr? Radmann: Nach meiner Offizierausbildung in Bayern begann meine fliegerische Ausbildung Anfang der 1990er Jahre in Texas, USA. Nach der Grundschulung und dem Abschluss auf der T-38 folgte die Waffensystemausbildung auf dem Jagdflugzeug F-4F Phantom am Flugplatz Holloman im Bundesstaat New Mexico, USA. 1994 ging es zurück nach Deutschland, wo meine Kameraden und ich beim JG 72 „W“ die deutschen Flugverfahren lernen mussten und das Fliegen bei „Schietwetter“ kennenlernten. Als Mitglied der 1. Jagdstaffel (711) ging die Ausbildung in Wittmund bis zur vollen Einsatzreife munter weiter. Teilnahme an Übungen im In- und Ausland, Luftbetankung von Deutschland nach Kanada und zurück sowie der scharfe Waffeneinsatz in den Lufträumen über See ge-

hörten dazu. Von 1998 hört hö rten ten en auch au bis bis 20 2002 02 ging es dann erneut in die die e USA, USA wo ich als Waffenlehrer lehr lehr le h err die die Hochwertausbildung unseres Fluglehrpersonals ununse unse un sere ere r s F terstützte. ters te rstü tütz tzte te. Nach meiner Rückkehr kehr zzum um m Jagdgeschwader 71 „Richthofen“ absolvierte ich von 2004 bis 2006 den Generalstabslehrgang in Hamburg und kehrte als Staffelkapitän der 2. Jagdstaffel (712) zurück. Danach ging es 2008 nach Aurich in das Kommando 4. Luftwaffendivision und im Anschluss an meinen Auslandseinsatz in Afghanistan wurde ich von 2009 bis 2011 in das Verteidigungsministerium nach Berlin versetzt. Derzeit bin ich Kommandeur der Fliegenden Gruppe Jagdgeschwader 71 „Richthofen“, die neben den zwei Jagdstaffeln und der Feuerwehr auch die Flugbetriebsstaffel und die Wetterberatung beheimatet. Ab Mitte Juli werde ich (wieder) einen Schreibtisch in Berlin „fliegen“. Blattje: Wie war „das erste Mal“, alleine zu fliegen? Radmann: Die Möglichkeit, in einer Phantom zu fliegen, ist immer etwas Besonderes. Während des Fluges aus dem Cockpit zu schauen und die Flügelmänner neben einem zu sehen, machen einem immer wieder deutlich, welches Privileg es ist, diesen Beruf über eine so lange Zeit gesund ausüben zu dürfen. Vor meinem ersten Flug als junge Besatzung konnte ich die Nacht davor nicht besonders gut schlafen. Neben Vorfreude auf den folgenden Tag schwang gehörige Portion Respekt mit. Angst habe ich aber nie gehabt.

Meike, Jann und Kaja waren beim allerletzten Flug und der Landung in Jever am 5. Juli dabei. Foto: Rich Cooper

Blattje: Hattest Du Einsätze oder besondere Erlebnisse, die Dir im Gedächtnis geblieben sind? Radmann: Ein besonderes Highlight meiner Phantom-Fliegerei war für mich eindeutig der 29. Juni 2013. Als einer von nur vier Besatzungen, die während des „Phantom Pharewell“ an den jubelnden Zuschauer vorbeifliegen zu dürfen und beim Rollen in die lachenden Gesichter blicken zu können, wird unvergesslich bleiben. Am liebs-


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