BIER MAGAZIN #1 – Frühling 2019

Page 1

01

LOREM IPSUM

TEXT – LOREM IPSUM

BIO

Bier ¤ 5,–

Nachhaltigkeit und Bio im Brauwesen

WIENER BIERFEST 10-JahresJubiläum

Umschlag für Issue.indd 1

AUSGABE 1 — FRÜHLING 2019 BIERMAGAZIN.AT

Biopionier Reinhold Barta vom Brauhaus Gusswerk

PINK BOOTS SOCIETY

Frauen an den Braukessel!

08.05.19 10:44


WILDSHUTER ERKENNTNIS

DAS STIEGL-GUT WILDSHUT BEREITET DEN BODEN FÜR MEHR ALS GUTES BIER

Stiegl-Gut Wildshut, das 1. Biergut Österreichs

S

tiegl steht neben Braukunst auf höchster Stufe auch für das 1. Biergut Österreichs. Hier in Wildshut bereiten wir den besten Boden für eine einzigartige Vision: Von der Bestellung der Felder bis zum Bierbrauen wird alles in die eigene Hand genommen. Das Ergebnis? Höchste Qualität und unverwechselbare Bierspezialitäten.

Wer den Biergarten Eden sucht, findet ihn zwischen Oberösterreich, dem Salzburger Land und Bayern. Dort, wo sich historisch ganz nah die Kornkammer Salzburgs und Münchens befand. Genauer gesagt, in einem kleinen Ort namens Wildshut. Dort liegt das 1. Biergut Österreichs, vermutlich sogar weltweit. Doch was macht dieses Gut so einzigartig? Es ist die ihm zugrunde liegende Vision, die seine Gründer beharrlich verfolgen. SELBST IST DAS BIERGUT

„Wir möchten einfach wieder alles selbst machen“, beschreibt Stiegl-Eigentümer Heinrich Dieter Kiener den Leitgedanken hinter dem Biergut. Dabei bezieht sich „alles“ auf den gesamten Brauprozess: vom Anbauen der

Umschlag für Issue.indd

seltenen Urgetreidesorten über die Verarbeitung in der eigenen Mälzerei und Rösterei bis hin zum Brauen in der Wildshuter Vollholzbrauerei. „Der Brauprozess beginnt bei uns schon im Boden“, bringt es Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl auf den Punkt. Doch was ist die Motivation hinter Wildshut? Neben dem guten Gefühl, einen Beitrag zu Bodengesundheit und Kreislaufwirtschaft zu leisten, ist es vor allem die Vielfalt der Urgetreidesorten, die in Wildshut angebaut werden und das Gut zu einer echten Herzensangelegenheit machen. WILDSHUTER SORTENSPIEL

In der gutseigenen Vollholzbrauerei entstehen die Wildshuter Bierspezialitäten. Eines dieser unverkennbaren Biere ist das „Wildshuter Sortenspiel“, eine hell-honigfarbene, obergärige Spezialität – gebraut aus feinstem „Wildshuter Urgetreide“, ausgewogen vollmundig und mild im Geschmack. Samtig weich auf der Zunge und harmonisch im Ausklang hinterlässt das „Wildshuter Sortenspiel“ einen bleibenden Eindruck. Weitere Informationen zum Produkt sowie zu Bodengesundheit auf www.bodengutbiergut.at

08.05.19 10:45


TEXT – MICKY KLEMSCH

EDITORIAL

03

GESCHÄTZTE BIERFREUNDE N

un ist es bereits fünf Jahre her, dass wir das 1515 Craft Bier Magazin von einem mit redaktionellen Inhalten gefüllten Ausstellerkatalog für das zweite Craft Bier Fest in Wien zu einem eigenständigen, qualitativ hochwertigen Magazin entwickelt haben. Jeder, der die Bierszene in dieser Zeit auch nur im Ansatz verfolgt hat, wird bemerkt haben, dass sich in dieser Zeit viel mehr bewegt hat, als in den 25 Jahren davor.

Nach einer Konzentration der Großbrauereien und Schließung zahlreicher Standorte in den 1990ern und frühen 2000er Jahren, schießt die Anzahl der Braustätten und auch die Vielzahl der Wanderbrauer wieder merklich in die Höhe. Die letzten Jahre haben im Bierland Österreich zu einer enormen Vielfalt an Brauereien und Bieren, insbesondere auch zu einer Erweiterung von Bierstilen geführt. In dem ganzen Reigen haben wir bemerkt, dass wir mit dem 1515 Craft Bier Magazin mittlerweile das einzige Magazin sind, das sich im Fokus mit dem Thema Bier beschäftigt. Parallel dazu wurde die Begriffserklärung von Craft Bier immer mehr zur Auslegungssache. Wir möchten mit unserem Magazin hier auch keine Grenzen ziehen, sondern viel mehr Brücken bauen. Es gibt zum Glück vielerlei verschiedene Geschmäcker und Vorlieben in Bezug auf Bier und damit vom leicht trinkbaren Lager und isotonisch wirkenden alkoholfreiem Weizenbier über das hopfenbetonte India Pale Ale bis hin zu Bockbier, Imperial Stout oder Barley Wine viel Interessantes zu verkosten. Und genau dieser Vielfalt und den Menschen, die dahinter stehen, wollen wir uns nun in seiner gesamten Bandbreite widmen. Denn österreichisches Bier braucht eine angemessene Bühne. Diese möchten wir ihm nun regelmäßig mit dem BIER MAGAZIN bieten. ××

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 3

Viel Spaß mit der Lektüre dieses neuen Formats und viele tolle Biermomente wünscht euch Micky Klemsch Chefredakteur

24.04.19 12:06


16

BIOBIER

Noch keine Erfolgsgeschichte

26

BIER!

Der beste Film, der je gebraut wurde

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 4

36

BILDER: BRAUHAUS GUSSWERK, FRITZ MOSER, MANUELA RUSTLER

INHALT

PINK BOOTS SOCIETY US-Frauen-Brauer-Bewegung

24.04.19 12:07


INHALT 3

8

22

32

46

58

Editoral

Kurz und gut

Wiener Bierfest

Sydney

Vorabdruck

Bierguide 2019

4

Inhalt

5

Impressum

6

News

Neues aus der Brauszene

14 Bild der Ausgabe

16

Biobier

10 Jahre Bierkultur in Wien am Hof

26 Bier!

Über den ultimativen Bierfilm

Biertipps für Reisende

36 Pink Boots Society

40

„Blaue Schatten“ von C. M. Sollmann

50

Homebrewing

Braumeisterbund

Biertermine

Biershops

Andreas Urban im Gespräch

Kevin kostet

Galerie

66

54

44

Alefried

60

IMPRESSUM Produktion und Medieninhaberin: Biorama GmbH, Wohllebengasse 16/6, 1040 Wien — Geschäftsführer: Martin Mühl — Chefredakteur: Micky Klemsch — Gestaltung: Michael Mickl, Lisa Weishäupl — Coverfoto: Brauhaus Gusswerk — Autoren: Romana Beer, Manuel Fronhofer, Roland Graf, Kevin Reiterer, Manuela Rustler — Druck: Walstead NP Druck, 3100 St. Pölten — Kontakt: info@craftbierfest.at

SAY GOODBYE TO THE MAINSTREAM.

WWW.BEERLOVERS.AT

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 5

24.04.19 12:07


06 BIER NEWS

SOMMERGAST ADELHEID

LANDPARTIE

BEER RALLY VIENNA

DOGFISH SUPER 8

OTTAKRINGER MOONSHINER

Nach den Vorstellungen bierkundiger Wirtsleute der Niederösterreichischen Wirtshauskultur braute die Privatbrauerei Zwettl ein obergäriges, naturtrübes Bier vom Typ Saison. Das Bier gibt es exklusiv in den Wirtshäusern der Mitgliedsbetriebe.

Sauer ist nicht sauer genug. Die US-Craft-Brauer von Dogfish Head haben nun ein neues Bier entwickelt, dass so sauer sein soll, dass man damit sogar Super-8-Filme entwickeln kann. Gebraut wird mit Birne, Mango, Boysenbeere, Brombeere, Himbeere, Holunderbeere, Kiwi, geröstetem Quinoa und etwas hawaiianischem Meersalz.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 6

Das neue Beer-Rally-ViennaGutscheinheft ist ein Leitfaden für Bierliebhaber. Die 2-für-1-Gutscheine für über 40 angesagte Wiener Bierlokale bieten auch in mehr als der Hälfte der Lokale Vergünstigungen von bis zu – 30 % auf die Gesamtrechnung. beerrallyvienna.at

Dass Bier vielfältig ist, zeigt sich auch am neuesten Produkt aus der Ottakringer Brauerei: der Ottakringer Moonshiner Edelbrand, destilliert aus bestem Ottakringer Dunkles und über fünf Jahre im Eichenfass herangereift. Eine Bieridee der anderen Art, kreiert gemeinsam mit Reisetbauer Edelbrände!

BILDER: MICKY KLEMSCH, CHRISTOPH KERSCHBAUM, OTTAKRINGER, DOGFISH DELIVERY

Gemeinsam mit dem Dipl.-Biersommelier Wolfgang Leinweber von der Anstalt für Getränke 42 aus Wiener Neustadt hat Alois Gratzer ein neues Sommerbier kreiert. Adelheid gilt als Kölsch-Style und gibt trotz nur 3,5 % Alkohol ein rundes Geschmackserlebnis.

24.04.19 12:07


BIER NEWS

07

BEER-TASTIC!

30 Städte in zwölf Ländern auf vier Kontinenten hat Bierpapst Conrad Seidl für die TV-Serie „Beer-Tastic!“ besucht. Die Serie, von der demnächst bereits die zweite Staffel gedreht wird, läuft schon im Langstreckenprogramm einiger Fluglinien und kommt demnächst auch ins TV.

BILDER: CHRISTIAN MACHACEK, STONE BREWING, H. HÖGLINGER, BOKU BREW CREW

EGGER-DESIGNRELAUNCH

Seit April ist der vollständige Relaunch der Biergebinde aus der Egger-Brauerei in Unterradlberg abgeschlossen. „Wertvoller Inhalt in wertvoller Verpackung“, beschreibt Marketingleiter Martin Eicher das neue Packaging. Neu dabei auch die 0,33-LiterGlasflasche, die es auch im 12er-Pack als „Egger Männerhandtasche“ geben wird.

MESSIAHS ZIEHT WEITER

2014 hat US-Bierguru und StoneBrewing-Gründer Greg Koch seinen Markteintritt in Deutschland aufsehenerregend im Rahmen einer Presseaktion bekanntgegeben. Vier Jahre später gibt er klein bei und übergibt den 100-Hektoliter-Braustandort Berlin an die schottischen Craft-Kollegen von Brew Dog, die wegen des Brexit die Mengen für das europäische Festland wohl steuerlich günstiger innerhalb der EU brauen werden.

A-GUTS-ALE TRAPPISTEN WEISSE

In Österreichs einziger Trappisten Brauerei im Stift Engelszell wird nun auch ein Weissbier gebraut. Gregorius, Nivard und Benno wurde nun eine regional spezifische Biersorte zur Seite gestellt, die mit 4,9 % Alkohol für ein Trappistenbier doch recht leicht daher kommt.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 7

Österreichs größte Privatbrauerei kooperiert mit einer der kleinsten. Gemeinsam mit der Boku Brew Crew wurde für den Tag der offenen Flasche von StieglKreativbraumeister Markus Trinker das A-GutsAle eingebraut, ein Mehrkorn-Ale aus Malzen vom Stiegl-Gut Wildshut.

24.04.19 12:07


08 BRAUHOF WIEN

BRAUHOF WIEN D

as Projekt ist insofern erwähnenswert, als dass es der erste Braustandort der Brau Union Österreich in der Hauptstadt sein wird. Unter der Ägide des neuen Kaltenhausener Kreativbraumeisters Martin Simion werden hier auf einer 10-Hektoliter-Brauanlage der bayrischen Firma Caspary saisonale Biere gebraut. Das neu gestaltete Haus am Standort des legendären Hotels Holzwarth, das später auch ein großes Restaurant der Wienerwald-Kette beherbergte, wartet mit zahlreichen Hotelzimmern in zentraler Lage und eben einem modernen Braugasthof auf. Betriebsleiter Stefan Wagenbichler, der zuvor lange für die bierigen Gastronomiebetriebe von Thomas Brandauer tätig war, betont die

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 8

Ausrichtung der Gastronomie: „Zu den Kaltenhausener Spezialbieren und saisonal gebrauten Bierspezialitäten werden wir den Gästen die klassische Wiener Küche offerieren – ergänzt um Burger und Streetfood.“ Der Brauhof bietet als Kaltenhausener Botschaft im Innenraum 140 Sitzplätze und einen zusätzlichen Extraraum. Im großen Innenhof finden unter alten Kastanienbäumen in der warmen Jahreszeit weitere 140 Gäste Platz. Hier steht auch eine historische Statue des heiligen Florian, Schutzpatron der Bierbrauer. Das Hotel wird ab 29. Mai geöffnet sein, der Betrieb der Gastronomie wird im Juli starten. ××

BILDER: BRAUHOF BILD: HERR CREDITWIEN

Lang war es still an dem Platz an der äußeren Mariahilfer Straße, an dem früher eines der Wienerwald-Flagship Restaurants gestanden ist. In der boomenden Gegend in Wien-Fünfhaus eröffnet demnächst ein Hotel mit modernem Braugasthof.

24.04.19 12:07


Heute einen Schatz heben. Entdecken Sie OberĂśsterreichs Biere in einzigartigen Erlebnissen! oberoesterreich.at/bierjuwel

Die EntwĂźrfe der Architekten lassen uns ein modernes Biergasthaus erwarten.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 9

24.04.19 12:07


RADLIKAL ANDERS.

DER NATÜRLICHSTE RADLER AM MARKT: MIT BIO-ZITRONENVERBENE UND WENIG ÖSTERREICHISCHEM RÜBENZUCKER VERFEINERT. FERME NTIERT MIT NATÜRLICHER MILCHSÄURE . TRUMER . AT

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 10

24.04.19 12:07


EDERVILLACH

OMES BIER

HOCH AM BERGE WIRD GEBRAUT

96

/100

Punkte

Clemens Walch, Patron des Hotel St. Gotthard in Lech am Arlberg setzt auf Selbstgemachtes. Das kann der Genussmensch auch gut vermitteln.

BILD: HOTEL ST. GOTTHARD

I

m Hotel auf über 1.400 Meter Seehöhe ist die „Old Bakery“ zum neuen, gemütlichen Treffpunkt für Gäste geworden. In der 500-Liter-Brauerei, die der alten Backstube neues Leben einhauchte, wird auch das Omes Bier gebraut. Benannt nach dem 2.557 Meter hohen Omeshorn, dem Hausberg der Lecher, gibt es das Omes in den Sorten Pale Ale, Arlbeer und Hefeweizen. Hier, in der zweithöchsten Brauerei Österreichs, werden Backkurse, Bierverkostungen und gesellige Gruppenevents mit Weißwurst, Käse- und Speckjause sowie diverse weitere Köstlichkeiten angeboten. ××

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 11

www.schleppe.at

24.04.19 12:07


012 12 WIRTSHAUSAUSTELLUNG

D

urch Oberösterreich fließt nicht nur die Donau, sondern viel flüssiges Gold in allerlei Schattierungen. Das Bundesland ist zweifelsohne ein Land der Biere. Das liegt zum einen an der Natur: Die kühlen Nächte und heißen Sommertage sind ideal für das größte Hopfenanbaugebiet des Landes. Kristallklares Wasser aus der Region trägt ein Übriges zum Bierbrauen bei. Zum anderen zählt Oberösterreich so viele Brauereien wie kein anderes Bundesland. Die Schatzmeister sprudeln nur so vor Kreativität. Oberösterreich ist stolz auf seine Bierjuwelen. Diesen Schatz wollen sie aber nicht verstecken, sondern

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 12

sehr gerne teilen – und nun auch touristisch vermarkten. Von den KultiWirten über Brauereien wie in Freistadt, Hofstetten oder Ried bis hin zu Veranstaltungen wie dem Innviertler Biermärz oder der Landesgartenschau mit Biererlebnispfad in der Stiftsbrauerei Schlägl – in der Bier-Schatzkarte findet man unvergessliche Biererlebnisse, eine Übersicht der Brauereien und viele interessante ×× Daten und Fakten zum Thema Bier. Jetzt zu bestellen unter oberoesterreich.at/bier-schatzkarte

BILD: ROBERT MAYBACH

OBERÖSTERREICHISCHE BIERJUWELEN

24.04.19 12:07

002V


NatĂźrlich nachhaltig gebraut.

www.goesser.at/gruene-brauerei

Den nächsten Generationen zuliebe.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 13 002V_NH_Inserat_Logistik_190x250_rd.indd 1

24.04.19 16:14 12:07 26.03.19


14

BILD DER AUSGABE

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 14

24.04.19 12:07


BILD DER AUSGABE

15

FÜR IMMER AUSGETRUNKEN

BILD: ARCHIV MUSEUMSVEREIN JUDENBURG

Die Brauerei Grünhübl bei Judenburg zählte um 1900 zu den bedeutendsten Brauereien der Region. Auf dieser historischen Aufnahme aus dem Jahr 1903 ist Brauherr Anton Köle zufrieden mit der Führungsmannschaft seiner Brauerei abgelichtet. Dabei wurde immer wieder über die schlechten Arbeitsbedingungen am Grünhübl berichtet. 1910 verkaufte der Realitätenbesitzer Köle die Brauerei mit angeschlossener Gastwirtschaft an die Gebrüder Reininghaus. Am 1. November 1910 berichtete das Grazer Volksblatt: „Ende unseres Brauhauses: Die Bierbrauerei Köle in Grünhübl, welche von der Firma Brüder Reininghaus in Graz-Steinfeld käuflich erworben wurde, bleibt zwar vorläufig unter der Leitung des früheren Besitzers Herrn Köle in Betrieb, aber bloß bis zum Frühjahr 1911, da sodann die Biererzeugung nach Aufarbeitung der vorhandenen Malz- und Hopfenvorräte gänzlich eingestellt wird.“ ××

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 15

24.04.19 12:07


16

COVERSTORY BIO

TEXT – ROMANA BEER

WARUM BIER DEN BIOBOOM VERPASST HAT

Der Trend zu Bio ist seit vielen Jahren nicht aufzuhalten. Nur beim Bier ist kaum etwas davon zu bemerken: Nicht einmal ein Prozent der Bierproduktion in Österreich ist biologisch. Wo ist der Nachhaltigkeitsboom beim Brauen geblieben?

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 16

24.04.19 12:07


COVERSTORY BIO

W

BILDER: ISTOCK.COM /ZLIKOVEC, BRAUHAUS GUSSWERK

enn das jetzt bio ist, schmeckt es mir nicht mehr“, hörte Reinhold Barta von Stammgästen, als er das Angebot in der Sankt Pöltner Gasthausbrauerei, in der er Braumeister war, auf Bio umstellte. Dabei hatte er da bereits sechs Monate lang biologisch gebraut. Doch auch seine Aufklärung („Das trinkst schon seit einem halben Jahr!“) nützte nichts: „Das Biozeug“ wollten manche Gäste nicht trinken – aus Prinzip: „Wir waren damals mit Vorurteilen konfrontiert.“ „Damals“, das war vor 20 Jahren. Seither hat sich viel geändert: Bioprodukte gibt es längst nicht mehr nur im Reformhaus, sondern in jedem Supermarkt – Milch und Käse, Nudeln und Reis, Gemüse und Obst, Kaffee und Wein. Absatz und Umsatz von Bioprodukten steigen seit Jahren konstant. Jedes fünfte im Supermarkt gekaufte Ei stammt mittlerweile laut aktuellen Zahlen der AMA Marketing aus Biohaltung. Und beim Brot sprießen seit einigen Jahren kleine, kreative Bäckereien aus dem Boden, die alte Handwerkskunst wiederaufleben lassen und für die regional und biologisch zum Selbstverständnis ebenso wie zum Image gehört. Dass Bio vom Nischen- zum Massenprodukt geworden ist, zeigt auch der hohe Anteil an Bioflächen in der Landwirtschaft: Laut Ministerium für Nachhaltigkeit wird mittlerweile rund ein Viertel aller Flächen biologisch bewirtschaftet. Die fast 24.500 Biobetriebe, die es in Österreich gibt, bestellen knapp 640.000 Hektar. Nur beim Bier ist der Biotrend kaum zu bemerken: Auf unter ein Prozent schätzt der Verband der Brauereien Österreich den Anteil von biologisch gebrautem Bier am Gesamtausstoß – für die Statistik wird es nicht einmal gesondert erfasst. Braumeister Reinhold Barta ist trotz aller Widrigkeiten beim Biobier geblieben – aus Überzeugung. Er betreibt heute in Hof bei Salzburg die Brauerei Gusswerk, in der ausschließlich Biobier mit großteils österreichischen Zutaten aus biologischdynamischem Anbau gebraut wird. Für den Lebensmittel- und Biotechnologen liegen die Gründe für Bio auf der Hand: „Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass auch die nächste und die übernächste Generation eine lebenswerte Umwelt haben.“

17

lich höher als beim Bier aus konventionellen Zutaten. Das liegt zum einen an den Rohstoffkosten. Biohopfen etwa kostet ungefähr zwei- bis dreimal so viel wie konventionell angebauter Hopfen, sagt Elisabeth Wiesen, Technical Manager bei Joh. Barth & Sohn, dem weltweit größten Anbieter von Hopfenprodukten. Laut Wiesen ist biologischer Anbau beim Hopfen zwar noch kein großes Thema – der Anteil von Biohopfen am weltweiten Hopfenmarkt liegt unter einem Prozent –, „aber das Interesse steigt aktuell stark an“. Zum anderen liegt der höhere Verkaufspreis von Biobier an den Prozentaufschlägen des Handels und der Gastronomie: Werden auf eine Flasche Bier, wie in der Gastronomie üblich, 300 Prozent aufgeschlagen, dann kostet ein konventionelles 1-Euro-Bier drei Euro mehr, während ein 1,5-Euro-Biobier gleich um 4,5 Euro mehr kostet. Zwar räumen laut einer Umfrage aus dem aktuellen Bierkulturbericht, den die Brau Union jährlich herausgibt, 70 Prozent der Befragten Biobier große Zukunftschancen ein – den Preis dafür möchten derzeit aber offenbar nicht so viele bezahlen. „Es gibt eine Grenze, was Kunden zahlen wollen“, sagt auch Barta und erklärt dies mit einem Vergleich: Beim Wein sind

„ICH MÖCHTE MEINEN TEIL DAZU BEITRAGEN, DASS AUCH DIE NÄCHSTE UND DIE ÜBERNÄCHSTE GENERATION EINE LEBENSWERTE UMWELT HABEN.“ – REINHOLD BARTA

Bio und die Preisfrage Ob sich das Engagement auch auszahlt, ist allerdings eine andere Frage. Und auf diese hat Barta zwei Antworten: „Persönlich: ja, immer! Wirtschaftlich: nein.“ Mehr als ein Drittel der Produktion von Gusswerk geht in die Bioschiene von Supermärkten und Gastronomie. Der Rest, meint Barta, würde wohl auch getrunken, wenn es nicht bio wäre. Trotzdem ist der Verkaufspreis deut-

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 17

24.04.19 12:07


18

TEXT – ROMANA BEER

COVESTORY BIO

Alexander Beinhauer (Next Level Brewing) verzichtet auf chemische Zusätze.

Eine Sache der Verfügbarkeit Brauereien, die wie Gusswerk zu 100 Prozent biologisch brauen, findet man in Österreich nicht viele: Die Neufeldner Biobrauerei aus Oberösterreich gibt es da etwa, oder die Brauerei Kobersdorf aus dem Burgenland. Und Wimitzbräu aus Kärnten. Dort werden die Zutaten fürs Biobier gleich selbst angebaut. Wegen „der Gefahr von Lieferengpässen und extremen Preisschwankungen bei qualitativ hochwertigen Rohstoffen“, wie es auf der Website heißt. Als die bisher verwendeten Bioaromahopfensorten auf Jahre ausverkauft waren, habe man sich entschlossen, einfach eigenen Hopfen anzubauen. Sucht man in Biosupermärkten nach Biobier, finden sich großteils deutsche Produkte, insbesondere von Riedenburger und Neumarkter Lammsbräu, das schon seit 1994 komplett biologisch braut. Und auch die großen Brauereien haben meist ein Biobier im Sortiment: Ottakringer das Gold Fassl Pur, Hirter das Biohanfbier, Stiegl das Paracelsus Bio-Zwickl, bei der Brau Union sind es die Biobiere von Schladminger. Tobias Frank, Erster Braumeister und Vorstand Technik bei Ottakringer, sieht das Gold Fassl Pur als

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 18

„BEIM WEIN SIND DIE KÄUFERINNEN UND KÄUFER SEHR UNTERSCHIEDLICHE PREISE GEWOHNT, DESHALB WERDEN HÖHERE PREISE EHER AKZEPTIERT. BIER HINGEGEN IST IN DEN KÖPFEN VIELER MIT EINEM BESTIMMTEN PREIS VERBUNDEN.“ – REINHOLD BARTA „logischen Bestandteil unseres Sortiments“. Doch was spricht eigentlich dagegen, das komplette Sortiment aus Biorohstoffen zu brauen? „Bio kostet“, sagt Frank. „Die deutlich höheren Rohstoffkosten bei Bioqualität würden zu höheren Bierpreisen führen.“ Zudem sei die Verfügbarkeit der Rohstoffe in Bioqualität bei Braugetreide aktuell nicht gegeben. Im Biolandbau sei aufgrund der Nachfrage nach anderen Biolebensmitteln die Konkurrenz auf den Anbauflächen groß. „Bei Biohopfen ist die Verfügbarkeit von verschiedenen Sorten in großer Menge sogar noch weiter eingeschränkt.“

BILD: HERR CREDIT BILDER: MICKY KLEMSCH, HIRTER

die Käuferinnen und Käufer sehr unterschiedliche Preise gewohnt, deshalb werden höhere Preise eher akzeptiert. Bier hingegen ist in den Köpfen vieler mit einem bestimmten Preis verbunden: „Kunden sind auf einen Kistenpreis von 16 Euro plus/minus geeicht. Wenn Bier teurer ist als dieser Durchschnitt, wird es nicht so stark gekauft.“

24.04.19 12:07


Das Reinheitsgebot „als Marketinginstrument“ Unter den Kreativbierproduzenten bietet Loncium aus Kötschach-Mauthen in Kärnten diverse Biobiere an, Gusswerk selbst etwa das Nicobar IPA, und auch Wimitzbräu ist mit einem IPA auf dem Markt. Gerade Kreativbrauer sind bei ihren IPAs und Pale Ales auf eine Vielfalt spezieller Hopfensorten angewiesen, oft importiert aus den USA oder Neuseeland. Ein Problem, das auch Alexander Beinhauer von Next Level Brewing kennt: „Es macht vom wirtschaftlichen Aspekt her wenig Sinn, Aufschläge bis zu hundert Prozent für Biomalze zu zahlen, wenn man das Bier dann nicht als Bio verkaufen kann, nur weil man einen modernen amerikanischen Aromahopfen einsetzen möchte, der überhaupt nicht in Bio angebaut wird.“ Next Level Brewing verzichtet allerdings auf Zusätze beim Brauen und verwendet tatsächlich nur Malz, Hopfen, Hefe und Wasser – und gelegentlich Früchte und Gewürze, diese dann aber in Bioqualität. Zusammen mit seinem Next-Level-Kollegen Johannes Grohs betreibt Beinhauer in Wien-Meidling den Beer Store Vienna, in dem es unter anderem Rohstoffe fürs Heimbrauen gibt. Die Nachfrage nach Bio sei zwar noch gering, erzählt Beinhauer, immer wichtiger werde den Hobbybrauern aber das Brauen mit regionalen Rohstof-

Hirter: als Pionier mit einem der ersten Biobiere am Markt

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 19

24.04.19 12:07


20 COVERSTORY BIO

TEXT – ROMANA BEER

fen. Der Beer Store Vienna bezieht sein Malzsortiment deshalb mittlerweile vom Grieskirchner Familienbetrieb Plohberger, der zu hundert Prozent österreichischen Anbau garantiert, und bietet nun auch ausgewählte Mühlviertler Hopfensorten an. Dass für kleine Kreativbrauerein, die ebenso großen Wert auf Handwerk und Natürlichkeit legen, Biorohstoffe nicht so sehr Thema sind wie etwa für viele kleine Bäckereien, erklärt Beinhauer damit, dass „die Menschen beim Bier nach wie vor auf die Sicherheit des Reinheitsgebots vertrauen“. Während beim Brot bekannt sei, „dass mit diversen Stabilisatoren, Aromen und Konservierungsmitteln gearbeitet wird“, müsse der Kunde beim Bier erst erfahren, „dass schon lange nicht mehr nur mit den vier Rohstoffen Malz, Wasser, Hopfen und Hefe gebraut wird und es in der Industrie gang und gäbe ist, mit Stabilisatoren und Kunststoffklärungsmitteln wie Polyvinylpolypyrrolidon zu arbeiten“. Der Begriff „Reinheitsgebot“ werde oft als Marketinginstrument benutzt, so Beinhauer.

Gusswerk-Chef Barta ist überhaupt überzeugt, dass Bio nicht gleich Bio sei und man in der Nachhaltigkeitsdebatte zwischen Produktqualität und Produktionsqualität unterscheiden müsse. Er verweist auf die Bioprodukte eines „bekannten Markendiskonters“: „Man kann Bio billig produzieren, wenn man in der Großindustrie produziert und die Produkte teilweise quer durch Europa transportiert. Damit kann man die Welt nicht retten, auch wenn Bio draufsteht. Das ist nicht nachhaltig und macht für mich keinen Sinn. Produktionsqualität heißt, man produziert handwerkliche Qualität in der Region.“ „Beim Wein gab es in den 1980ern den Glykolskandal, dadurch konnte sich der österreichische Wein neu erfinden“, sagt Reinhold Barta. „Bier hatte mit dem Reinheitsgebot dagegen immer das Image, dass es ohnehin ein sehr natürliches Produkt ist. Das ist in den Köpfen der Konsumentinnen und Konsumenten drinnen: Bier ist rein und natürlich. Da ist Bio nicht notwendig.“ Von diesem Argument hält Barta allerdings nicht viel: „Entweder ich habe konventionelle oder biologische Zutaten. Schauen Sie sich ein Gerstenfeld an: Was das gedüngt und gespritzt wird.“ Doch Barta ist optimistisch und hofft auf vier bis fünf Prozent Biobieranteil in Österreich: „Vielleicht dauert es einfach noch ein paar Jahre.“ Mehr Mitbewerber in seiner Nische würde der Biobrauer jedenfalls begrüßen: „Das wäre gut für den Markt und gut für die Konsumenten.“ ××

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 20

BILDER: BRAUHAUS GUSSWERK, MICKY KLEMSCH

„Damit kann man die Welt nicht retten“

24.04.19 12:08

ADV


BRAU UNION ÖSTERREICH:

Nachhaltige Bierkultur für die Zukunft

A

Nachhaltige Energieversorgung in der Brauerei Schladming: Braumeister Rudolf Schaflinger ist stolz, dass sein Schladminger Bier bald nachhaltig gebraut wird.

nachhaltig brauen: Die Brauerei Schladming – bekannt für ihre BIO-Biere – wird auf ein neues Energiekonzept umgestellt. Bereits im Dezember 2018 wurde die Brauerei an das Schladminger Fernwärmenetz angeschlossen, welches ein In der Brauerei Göss wird bestes Fünftel der notwendigen Energie liefert. Um beBier nachhaltig gebraut! sonders energieaufwändige Schritte des BrauAls reines Naturprodukt ist Österreichs bestes prozesses wie das Kochen der Würze ebenfalls Bier abhängig von einer intakten Umwelt. Desaus nachhaltigen Quellen speisen zu können, halb setzt die Grüne Brauerei in Göss ganz auf wird in den nächsten Monaten eine Pellets-HeizNachhaltigkeit: Neben sorgfältig ausgesuchanlage installiert. Mit Mitte des Jahres wird dann ten österreichischen Rohstoffen wird im Braudas Schladminger Bier zur Gänze mit grüner prozess ausschließlich erneuerbare Energie verEnergie gebraut. wendet. Für das umfassende Engagement im „Mit viel Liebe und noch mehr Zeit produzieBereich Nachhaltigkeit wurde die Braueren wir in der Brauerei Schladming jährrei Göss bereits mehrfach ausgezeichlich ca. 6,8 Mio Halbe bestes Bier. Danet: Unter anderem mit dem Energy für verwenden wir hauptsächlich Globe Austria, dem EU Sustainabheimische Rohstoffe – für das nale Energy Award inkl. EU Publiturtrübe BioZwickl sowie die feinkumspreis Citizens Choice Award prickelnde Schnee Weiße sogar und 2018 mit dem edie Sustainaaus rein biologischem Anbau. Gebility Leaders Award. nuss höchster Braukunst im Einklang mit der Natur - ab Mitte Nachhaltige Energieversorgung des Jahres wird ‚Insa Bier‘ sogar Die Brau Union Österreich inveszur Gänze mit grüner Energie getiert auch 2019 in eine nachhaltibraut“, schwärmt der Schladminge Produktion. Neben der „GrüGrüne Brauerei Göss: Das ger Braumeister Rudolf Schaflinnen Brauerei Göss“ wird bald eibeste Bier der Österreicher ger von seinem Bier. • ne weitere steirische Brauerei wird nachhaltig gebraut.

ADV_Brauunion.indd 3 DoeBm Kern 02 LEKT.indd 21

E NTGE LTL I C HE E I N SC HA LT U NG

Bild: © Tom Euscher

ls größtes Brauereiunternehmen des Landes ist sich die Brau Union Österreich ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung bewusst. Daher strebt das Unternehmen nach einer nachhaltigen Bierkultur – von Feld bis zur Flasche, vom Korn bis zum Kunden. Bier ist ein natürliches Getränk und kann nur so gut sein wie die Rohstoffe, aus denen es besteht. Klares Wasser von bester Qualität, feinster Hopfen und beste Braugerste brauchen eine intakte Umwelt. Zwei Vorzeigeprojekte im Bereich Nachhaltigkeit sind in der Steiermark: die Grüne Brauerei Göss und die Brauerei Schladming.

23.04.19 24.04.19 11:04 12:08


10 JAHRE WIENER BIERFEST

TEXT – MICKY KLEMSCH

10 JAHRE WIENER BIERFEST AM HOF Im Mai feiert das legendäre Fest für die österreichische Bierkultur in der Wiener Innenstadt sein Jubiläum. Das Bier Magazin hat die beiden Organisatioren zu einem gemeinsamen Rückblick getroffen.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 22

BILDER: WIENER BIERFEST, MICKY KLEMSCH

22

24.04.19 12:08


10 JAHRE WIENER BIERFEST

23

W

ir treffen Joe Furtner und Klaus Glavanics natürlich auf ein Bier im Hopferl, dem Bierlokal unmittelbar in der Nähe der Veranstaltungslocation, einem Platz direkt im historischen Zentrum von Wien. Am Hof, dort ist auch die Wiener Feuerwehr zu Hause. Aber rund um das dritte Wochenende im Mai, wird von dort aus nicht nur das Feuer gelöscht, sondern insbesondere der Durst der Bierliebhaber und -innen. Kennengelernt haben sich die beiden vor fast zwei Jahrzehnten in der Wiener Beislszene. Klaus, der Gastronom, hat damals das Lokal Vulcania in der Judengasse betrieben. Es war ein beliebter Treffpunkt für Burgenländer und so hat es auch Joe, den Ex-Profifußballer und Polizisten dorthin verschlagen. Gemeinsam ersannen die beiden dann das Burgenland-Fest, das nun schon seit 17 Jahren zu den beliebten Kulinarik-Großveranstaltungen in Wien zählt. Einen Haken hatte diese Veranstaltung aber für Joe und Klaus: Die beiden waren passionierte Biertrinker und am Burgenlandfest gab es damals nur Wein. So machten sie aus der Not eine Tugend und veranstalteten nach sieben Jahren zusätzlich noch das erste Wiener Bierfest.

Fixtermin im Mai Obwohl Versuche von anderen, teils viel profilierteren Veranstaltern mit dem Format eines Bierfests zu starten eher im Sand verlaufen sind, setzte man auch beim Verband der österreichischen Brauer auf das Konzept der beiden. Und das, wie man nach zehn erfolgreichen Jahren sagen kann, völlig zurecht. Während das erste Fest am Hof noch rund um den Brausilvester gefeiert wurde, setzte man schon ab 2010 auf den Termin im Wonnemonat Mai. „Ende September sind wir damals wie Eiszapfen

frierend an den Biergläsern gesessen“, sagt Glavanics und hält seitdem am dritten Wochenende im Mai als Termin fest. Nun kann man glauben, dass der Termin nach dem Wochenende des Burgenland-Fests auch logistisch sehr praktisch gewählt ist, stehen die Holzhütten für die Aussteller dann ja bereits Am Hof. „Wir müssen wegen des Antiquitätenmarktes alles abbauen und drei Tage später wieder aufbauen“, entgegnet Furtner, der nach Angaben seines Partners mittlerweile den Großteil des Arbeitsaufwands übernommen hat. Nach den ersten Jahren, als wegen einer Hotelbaustelle ein Teil des Platzes noch mit Baucontainern vollgerammelt war, ist das Wiener Bierfest 2014 vergrößert worden. In den neu gewonnenen Bereichen im hinteren Teil Richtung Hauptfeuerwache wurden damals erstmals die Klein- und Kreativbrauer platziert. Die neuen Biersorten der Craft-Brauer ergänzten das herkömmliche Sortiment

„ENDE SEPTEMBER SIND WIR DAMALS WIE EISZAPFEN FRIEREND AN DEN BIERGLÄSERN GESESSEN.“ – KLAUS GLAVANICS

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 23

24.04.19 12:08


24 10 JAHRE WIENER BIERFEST

TEXT – MICKY KLEMSCH

„WIR WOLLEN SEIT DEM ERSTEN FEST DIE HEIMISCHE BIERKULTUR FÖRDERN.“ – KLAUS GLAVANICS

der bekannten Brauer perfekt und gaben den Tausenden Besuchern, die an den vier Tagen den Trubel und die Bierkultur am Hof genossen, einen zusätzlichen Anreiz.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 24

bel genug. Mit dem Platz Am Hof ist man dennoch sehr zufrieden, ein stimmiges Ambiente und die Vielzahl an vorbeiziehenden Gästen und Touristen findet man an kaum einem anderen Ort. Wobei die meisten ja nicht vorbeiziehen, sondern auf ein paar gute Seidln Bier bleiben. Besonders stolz ist man – und da spricht der Polizist aus Joe Furtner – dass es in all den zehn Jahren trotz der großen Menge an Bier keine Zwischenfälle gegeben hat. Und auch in den nächsten Jahren soll sich das Angebot auf heimisches Bier und passende kulinarische Begleiter beschränken. Wein wird es hier nie geben. Dafür gibt es ×× ja ihr Burgenland-Fest am Wochenende davor.

BILDER: WIENER BIERFEST

Erstmals fünf Tage Zum zehnjährigen Jubiläum des Wiener Bierfests wird die Veranstaltung erstmals schon am Mittwoch eröffnet und auf Wunsch von Brauereien und Besuchern um einen Tag verlängert. Die Kommunikation mit den Ausstellern und die Wünsche der Gäste sind den beiden Veranstaltern sehr wichtig: „Viele Gäste aus dem Ausland schreiben uns schon an und fragen nach dem Termin des nächsten Jahres. Sie planen ihren Wien-Urlaub nach dem Datum des Bierfests.“ Was ein besonderes Alleinstellungsmerkmal der Veranstaltung ist, sind die angebotenen Biere. Es werden ausschließlich Brauer aus dem Bierland Österreich als Aussteller akzeptiert: „Wir wollen seit dem ersten Fest die heimische Bierkultur fördern“, sagt Glavanics und erinnert sich an eine spezielle Anfrage aus dem Jubiläumsjahr 2016. „Anlässlich von 500 Jahren deutsches Reinheitsgebot hat damals die deutsche Landwirtschaftskammer über die hiesige Handelskammer anfragen lassen, ob sie mit 70 deutschen Brauereien am Wiener Bierfest präsent sein kann.“ Dazu fehlte aber sowohl der Platz als auch der Wille der Veranstalter, die das Wiener Bierfest weiter als Marktplatz der österreichischen Bierkultur mit ausschließlich heimischen Brauern ausrichten wollen. Das Bierland Österreich präsentiert sich vielfältiger denn je. 300 Brauereien vom Neusiedler bis zum Bodensee lassen mit weit mehr als 1.000 verschiedenen Bierspezialitäten keinen Wunsch von Biergenießerinnen und Biergenießern offen. Heuer sind Österreichs Biere zum zehnten Mal zu Gast beim Wiener Bierfest, das längst zu einer bierigen Institution geworden ist – die perfekte Gelegenheit, sich von der heimischen Sorten- und Geschmacksvielfalt zu überzeugen. Ein großer Wunsch der beiden wäre es übrigens, die populäre Veranstaltung aus Platzgründen auf den Wiener Rathausplatz zu übersiedeln. Dort ist man aber ob des gewünschten Veranstaltungszeitpunkts nicht flexi-

24.04.19 12:08

ADV


Echte Leidenschaft für Biervielfalt Ein erlesenes Sortiment für viele Geschmäcker.

W

as unterscheidet ein gutes Bier von einem einzigartigen Bier? Eine Kombination aus hochwertigen Zutaten, dem Handwerk des Brauens und der Leidenschaft der Personen die hinter dem Naturprodukt stehen. Seit 1270 zeichnet die Privatbrauerei Hirt vieles aus, was heute gefragter ist denn je: Regionalität, Qualität, Tradition und natürliche Rohstoffe. In jedem der 15 Hirter Bierspezialitäten stecken hochwertige Zutaten und reinstes Wasser aus eigenen Quellen. Jedes Bier hat seine eigene Rezeptur und dadurch einen eigenständigen Charakter sowie Persönlichkeit. Beim Hirter Kellermeister hat man die Werte der Kärntner Privatbrauerei mehr denn je in einem Bier vereint. „Als Traditionsbrauerei mit Slow Brewing Zertifizierung ist es uns schon immer ein Anliegen, besonders naturbelassene, unbehandelte Biere zu brauen“, sagt HirterGeschäftsführer Niki Riegler. Die rein biologischen Rohstoffe werden ausschließlich von österreichischen Biobauern produziert und sind verantwortlich für die prägnante Eigennote. Genauso wichtig wie die Tradition des Brauens ist für die Hirter Brauerei aber auch der Fortschritt. Braumeister Raimund Linzer hat spezielle und innovative Biere kreiert: das Hirter Beerique, das Hirter Imperial Porter und das Hirter Honig Bier. Letzteres zeichnet sich durch seinen besonders hohen Anteil an echtem, regionalem Bienenhonig aus und ist wahre Handwerkskunst auf höchstem Niveau.

ADV DoeBm Hirter Kern 04.indd 02 LEKT.indd 1 25

Hirter Kellermeister: Stammwürze: Alkoholgehalt: Hefe: Bierstil: Biokontrollnr.:

11,6° Plato 4,8 % Vol. untergärig Zwickl AT-BIO-301

Passt besonders gut zu: Mittelkräftig gewürzte Hauptspeisen, milde Fischgerichte, Nudelgerichte, cremige Suppen, vegetarische Gerichte.

Hirter Honig Bier: Stammwürze: 14,5° Alkoholgehalt: 6,3 % Vol. Bierstil: Kreativbier mit Blütenhonig Passt besonders gut zu: Harmonisiert ausgezeichnet zu Desserts mit Schokolade, aber auch zu Fisch und Gemüse.

Das Hirter Honigbier ist in der Hirter Bierathek bzw. im Onlineshop (www.bierathek.at) sowie in der Hirter GenussTheke (in der Koschatstraße in Klagenfurt) in der 0,75 Liter Flasche erhältlich. Genießen können Sie das Hirter Honigbier auch im Hirter Braukeller.

18.04.19 24.04.19 15:41 12:08


26

BIER – DER BESTE FILM, DER JE GEBRAUT WURDE

TEXT – MICKY KLEMSCH

BIER! DoeBm Kern 02 LEKT.indd 26

24.04.19 12:08


27

BILD: FRIEDRICH MOSER

BIER – DER BESTE FILM, DER JE GEBRAUT WURDE

DER BESTE FILM, DER JE GEBRAUT WURDE Ein österreichischer Film über die weltweite Kunst des Brauens.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 27

24.04.19 12:08


28

BIER – DER BESTE FILM, DER JE GEBRAUT WURDE

I

n den Tiroler Bergen arbeitet Christoph Bichler daran, mit seiner Marke Bierol das beste Bier der Welt zu brauen. Der aus Belgien stammende Kult-Braumeister Peter Bouckaert arbeitet in Fort Collins, Colorado, daran, die größte Vielfalt an Bieren zu brauen – jedes dieser Biere braut er aber nur ein einziges Mal. Steve Hindy hat mit der Brooklyn Brewery eine Weltmarke aufgebaut, gegen den Widerstand der Mafia und der großen Braukonzerne. Und Julia Herz vom Craft-Bier-Verband in Boulder, Colorado, hat die größte Crowdfunding-Kampagne der Geschichte ins Leben gerufen, um den 213 Milliarden Dollar schweren, größten Bierkonzern der Welt, AB InBev, zu kaufen und zu zerschlagen. Diese vier Geschichten verbindet ein Thema: Bier. Und genau darüber hat der österreichische Produzent und Regisseur Friedrich Moser nun einen Film gedreht, der nach dem Sommer in die Kinos dieser Welt kommen wird. Es ist der erste Kinofilm in Spielfilmlänge, der der Kunst des Brauens gewidmet ist.

Big Beer vs Indie Beer Die ursprüngliche Idee war eigentlich, die Unterschiede zwischen „Big Bier“ und „Indie Bier“ besser zu beleuchten. Mit dem Anliegen, bei Heineken zu drehen, sind Moser und sein belgischer Koproduzent Maarten

TEXT – MICKY KLEMSCH

Schmidt aber genauso angerannt wie bei AB Inbev oder den anderen weltumspannenden Braukonzernen dieser Dimension. Der Wunsch des Filmemachers war ein Dreh mit dem Global Brewmaster Willem van Waesberghe, der die Hand auf weltweit allen Rezepten von Heineken hat. Dabei ging es Moser aber keineswegs darum, Aufdeckungsjournalismus zu betreiben. Vielmehr fand er es durchaus interessant, dass es der Job des Holländers ist, dafür zu sorgen, dass der Geschmack von Heineken aus insgesamt 82 Braustandorten weltweit immer gleich ist – ein Herausstellungsmerkmal, das sich die niederländische Biermarke seit Jahren auf die Fahnen schreibt. Während der Global Brewmaster gerne beim Film dabei gewesen wäre, kam aus den Tiefen der Corporate Communication des zweitgrößten Bierkonzerns der Welt letztendlich ein Nein. Friedrich Moser, der selber ein großer Fan der neuen Kreativbiere im Craft-Bier-Segment ist, und genau dadurch auf dieses Filmthema angefixt wurde, ist in seiner Berichterstattung aber durchaus neutral: „Ich kenne viele Leute in meinem Umfeld, die trinken lieber ein Heineken, bevor sie ein Craft-Bier von Bierol aufmachen.“ Das Thema im Kontext Heineken hätte Moser sehr interessiert: „Wie machst du es, mit einer Marke und einem Biertyp in so vielen verschiedenen kulinarischen Räumen erfolg-

BILDER: FRIEDRICH MOSER

„ES WAR EINE EXPLOSION AUS AROMEN UND GESCHMACK, WIE ICH SIE ZUVOR NUR VON SPITZENWEINEN GEKANNT HABE.“

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 28

24.04.19 12:08


BIER – DER BESTE FILM, DER JE GEBRAUT WURDE

29

reich zu sein? Wie schafft man die geschmackliche Schnittmenge dieser Kulturen?“ Die Neugier hat ihn von Beginn an angetrieben. Ende April 2014 hat er in Washington DC für seine Dokumentation „A Good American“ gedreht. An den Moment, als er zum ersten Mal auf Craft-Bier gestoßen ist, kann er sich genau erinnen: nach Drehschluss bei einem Treffen in Kramers Bookshop, ein netter Treff im Zentrum der US-Hauptstadt – eine Mischung aus Buchladen und Café. Das Bier, das bei ihm dann Liebe auf den ersten Schluck war, ist ein Imperial IPA aus der Port City Brewery gewesen. Durchaus ein Knaller und auch geschmacklich sehr intensiv. „Es war eine Explosion aus Aromen und Geschmack, wie ich sie zuvor nur von Spitzenweinen gekannt habe.“ Und mit Weinen kennt er sich auch aus, lebte der gebürtige Oberösterreicher doch auch zwölf Jahre in Südtirol, wo er auch Wein-Dokus machte. Als er vom Dreh in Washington wieder zurück in Wien war, machte er sich auf die Suche nach solchen Bieren.

Craft-Bier in Österreich

„ICH KENNE VIELE LEUTE IN MEINEM UMFELD, DIE TRINKEN LIEBER EIN HEINEKEN, BEVOR SIE EIN CRAFT-BIER VON BIEROL AUFMACHEN.“ – FRIEDRICH MOSER

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 29

Nur zwei Monate später ist er doppelt fündig geworden. Vis-à-vis seiner Wiener Wohnung eröffnete mit dem Brauhund eine kleine Bar, die sich schon früh auf CraftBiere spezialisierte. Und in dem Gourmetladen Grand Cru auf der Kaiserstraße entdeckte Mosers Lebensgefährtin ein Schild „Wir führen Craft-Bier“. Dort entdeckte er dann das Mountain Pale Ale von Bierol, und schon bald hat er begonnen bei Bierol in Schwoich „ab Hof“ zu kaufen. Ein Begriff, der ihm als Sohn einer Bauernfamilie sehr nahestand. „Es gibt mit Bevog, Brew Age oder den Sauerbieren von Alefried eine Menge guter kleiner Brauer, aber die IPA-Variationen von Bierol bleiben für mich die besten Biere Österreichs.“ Kein Wunder, war Bierols Mountain Pale Ale bereits beim ersten Craft Bier Fest am Donaukanal zum beliebtesten Bier gewählt worden. „Vom Körper, gepaart mit diesen Hopfennuancen, die sie da drinnen haben, hat Bierol die beste Balance für meinen Gaumen.“ Mit seinem belgischen Freund und Kollegen Maarten Schmidt wollte Moser schon lange gemeinsam einen

24.04.19 12:08


30

„NUR EINIGE CRAFT-BRAUER SCHREIBEN HEUTE DIE SORTEN DER HOPFEN ODER DER MALZE AUF DIE ETIKETTEN. KEIN WEINBAUER WÜRDE SCHREIBEN: ROTE TRAUBEN.“

Film machen. Konkretisiert hat sich die Idee zum Bierfilm 2017 bei einem Treffen im Rutland Arms Pub im Rahmen des Sheffield Dokumentarfilmfestivals. Bei einer Diskussion und dem Verkosten von vielen Bieren stießen Moser und Schmidt auf die verblüffende Tatsache, dass es noch nicht DEN Film über Bier gab. Klar gibt es viele Filme mit lokalen Aspekten, insbesondere über US-CraftBrauereien. Auch nach einer Woche Recherche hat man keinen Film gefunden, der dieses Thema global beleuchtete. Mit Unterstützung vom Österreichischen Filminstitut, dem Filmstandort Austria und Fördermitteln aus Belgien wurde das Projekt schließlich angegangen.

Der Blick hinter die Kulissen Gleich zu Beginn war klar: „Wir erzählen diese große internationale Geschichte über Bier. Wir bieten den Blick hinter die Kulissen.“ Nur ein Aspekt als Beispiel: „Zwei Händler kontrollieren den weltweiten Hopfenmarkt: Barth Haas bei Nürnberg und HopSteiner in New York. Bauern pflanzen Hopfen im Verlagssystem an und sind dadurch keine unabhängigen Bauern mehr. Die Ernte wird vorfinanziert, der Bauer wird dadurch eigentlich zum Angestellten der Hopfenhändler oder Großbrauereien und kann den Preis nicht mehr kontrollieren.“ Es geht auch um die Transparenz auf den Etiketten. „Bei den gewöhnlichen Bieren in den Supermärkten steht heute bei den Inhaltsstoffen: Hopfen, Malz und Wasser. Nur einige Craft-Brauer schreiben heute die Sorten der Hopfen oder der Malze auf die Etiketten. Kein Weinbauer würde schreiben: rote Trauben.“

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 30

Fritz Moser ist voller Neugier, einer Kraft, die ihn auch als Filmemacher antreibt: „Ich habe beim Bier zwar immer das Überlieferte gemocht – dort, wo ich herkomme, war das halt Zipfer – gleichzeitig war ich aber immer schon auch neugierig auf Neues, und ich hab mir dann halt auch Grieskirchner, Kapsreiter, Rieder, Eggenberger und was es sonst so Ende der 1980er Jahre bei uns in der Gegend gab, besorgt. Einfach, um es zu probieren. Und später, wo immer ich hingekommen bin, zunächst beim Studium und dann durch meinen Beruf, war es mir wichtig, was Lokales zu essen und zu trinken. Ich hab in Salzburg studiert und da waren es halt Stiegl, Trumer, Schnaitl, Wieninger und in den Gastgärten sind wir zur Weissbierbrauerei oder zum Müllnerbräu gegangen.

BILDER: FRIEDRICH MOSER

– FRIEDRICH MOSER

Die Braumeister bei Stiegl

24.04.19 12:08


31

Gib dem Sommer ein HEL OTTAKRINGER

Später hab ich dann belgische und englische Ales für mich entdeckt. Aber den richtigen Knalleffekt hat es in Washington DC mit dem ersten Imperial IPA gegeben.“

LES+ GINGER.

: hte Bierliebhaber Der Radler für ec Helles er ing kr te des Ot ta die feinherbe No uch Ingwer. To en nd he sc er fri veredeltmit einem

Direktvertrieb Mit dem Film will Friedrich Moser nicht unbedingt nur in die klassische Schiene der Kinos. Vielmehr will er neben dem klassischen Verleih auch die Brauereien und Bierlokale direkt ansprechen. „Von uns bekommen sie die große internationale Geschichte, an der sie dann selbst ihre eigenen lokalen und regionalen Geschichten aufhängen können – welche Malze, welcher Hopfen, welche Hefen, welche Bierstile.“ Der Film zeigt die tatsächliche Welt des Bieres, keine Marketingwelten, die uns in der Werbung vorgegaukelt werden. „Bier ist ein Naturprodukt. Wir zeigen die Landwirtschaft dahinter und die regionalen Aspekte.“ Der Film ist aber nicht als Lehrfilm gedacht. Es gibt keinen Abriss über die Geschichte und Entwicklung des Bieres. „Aber wir zeigen zum Beispiel das Urbier der Stiegl-Brauerei in Wildshut. Es wird nach einem mindestens 4.000 Jahre alten Rezept ohne Hopfen gebraut. Und es schmeckt umwerfend!“ Eine Handvoll von persönlichen Geschichten geben Einblick in die Welt des Bieres. Der Film wird am 30. August 2019 in den Kinos starten und dann auch auf Tour gehen – zu Brauereien, Bierpubs und zu all jenen, die ein geselliges Screening des Films veranstalten wollen. Aufs Fernsehen wird Moser verzichten: „Wir wollen, dass die Leute zusammenkommen, über Bier reden und sich darauf einlassen, die ganze Vielfalt der Bierwelt zu entdecken.“ ××

NEU

otta-HELLESGINGER-Sujet_78x226mm.indd 1 DoeBm Kern 02 LEKT.indd 31

24.04.19 11:52 24.04.19 12:08


32

SYDNEY

TEXT – ROLAND GRAF

DIE SUDE VON SYDNEY

BILD: ISTOCK.COM/NATE HOVEE

Austria und Australia soll man nicht verwechseln. In puncto Bier gibt es einige Gemeinsamkeiten, auch wenn die Emanzipation von den Konzernen „down under“ schneller ablief. Ein Besuch in Sydneys Brauereien.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 32

24.04.19 12:08


SYDNEY

33

F

oster’s, vielleicht noch „VB“, wie die Aussies ihr geliebtes Victoria Bitter nennen, kennt der Österreicher. Dass es trotz der vermeintlichen Exporterfolge der australischen Brauereien lange düster aussah für die Biervielfalt, liegt an der Marktdominanz zweier Player, die ihre Wurzeln nicht am Fünften Kontinent haben: Kirin (Japan) und SAB Miller (Südafrika, heute selbst Teil von AB InBev) kontrollierten zu den besten/schlechtesten Zeiten knapp 90 % des australischen Biermarktes. Dieses Vorwissen ist wesentlich, um sich nicht gleich in einer Diskussion mit dem ersten Brauer zu verheddern. Denn „craft beer“ hören diese gar nicht so gerne, klärt Dan Hampton auf. Der Marketing-Mann hinter einer der größten Bier-Erfolgsstorys – binnen sechs Jahren wurde Young Henry’s zur Nummer zwei der Indie-Brauereien – sieht die Unabhängigkeit als wichtigsten Faktor der „kleinen“ Brauer an: „Früher sprach man wie bei den Weingütern von ‚Boutique Breweries‘.“ Der Einfluss des pazifischen Nachbarn USA habe dann „Craft“ gebracht, „doch das wurde von den großen Firmen gekidnapped“. Mittlerweile gibt es diese Konzernfreiheit auch verbrieft: „Certified Independent“ nennt sich das Label, das von einem Verein verwaltet wird und Verbrauchern zumindest in puncto Eigentümerschaft eine Orientierung gibt.

Melonen-Pils in Marrickville Wer als Beerlover im Stress ist, hält sich in Sydney jedenfalls am besten im Stadtviertel Marrickville auf. Gleich fünf Brauereien finden sich hier wie an einem Kalthopfungs-Kreisverkehr aufgereiht, 14 sind es in einem größeren Radius. Da wäre etwa die imposante Reifehalle von Stockade Brewing mit ihren 250 Bourbon-Fässern. Oder der sonnige Biergarten der Sauce Brewing Company. Eine Straßenecke weiter hat man die Wahl zwischen zwölf Zapfhähnen – von Watermelon Pilsner bis Oatmeal Stout – bei The Grifter. Es ist also keine Überraschung, dass sich hier mit Bucket Boys auch einer der bestsortierten Biershops (1.000 verschiedene Flaschen) der australischen Metropole angesiedelt hat. Und auch die experimentelle Wildflower-Brauerei, die auf Spontangärung mit Wildhefen setzt, die im ganzen Land „gesammelt“ werden, steht in Marrickville. Deren Amber mit seiner Zitrusfrische über einem beachtlichen Malzkörper rinnt etwa im neuen In-Hotel Paramount House aus einem Zapfhahn an der Rezeption. Welcome-Drinks müssen ja nicht Kraft Naturgesetz klebrige Cocktails sein – zum Nachmachen durchaus auch in Österreichs Hotellerie empfohlen!

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 33

24.04.19 12:08


34 SYDNEY

TEXT – ROLAND GRAF

Zapfhähne an der Rezeption: Paramont House

Ausgesperrt mit dem Bierglas Man glaubt Mike Bennie aufs Wort, dass Newtown eigentlich ein Dorf und nur zufällig auch ein Teil von Sydney ist. Zuletzt hat das der Teil der Verwaltungseinheit Inner West bei der Ablehnung der „Lockout Laws“ bewiesen. Diese Vorschriften verbieten den Aufenthalt mit Alkohol – vor allem vor Lokalen – nach Mitternacht. Der liberale Bezirkschef von Newtown ließ die anderen Viertel ihre

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 34

Lokalszene schädigen, hier darf sogar rund um die Uhr geöffnet sein. Womit ein Großteil der gastronomischen

„ANFANGS GINGEN RUND 40 KEGS DIE WOCHE AN LOKALE PUBS. SECHS MILLIONEN LITER WAREN ES AM ENDE DES VORJAHRES.“ – DAN HAMPTON

Belegschaft Sydneys sein Feierabendbier in Inner West trinkt. Oder eben vor der Schicht bei Young Henry’s vorbeischaut, wo man sieben Tage die Woche zapft. Essen gibt es wie bei den Kollegen meist am Wochenende, aus rechtlichen Gründen liefern Foodtrucks die Unterlage zu den Bieren. Die Lokalszene war wesentlich für die Vermarktung der Biere, erinnert sich der eingangs zitierte Dan Hampton. Der prototypische Rauschebart und das lockere Einschenken eines Pitchers Aussie Pale Ale lassen es kaum vermuten: Ehe er Anteile an der Brauerei von Oscar McMahon und Richard Adamson (er gründete auch Barons

BILDER: ROLAND GRAF

Das jüngste Bier-Baby von Topher Boehm und Chris Allen entstand mit Mike Bennie, einem Gourmetjournalisten, der dafür eines seiner tasmanischen Weinfässer („ein Hobby, nicht mehr“, so Bennie) gestiftet hat. 2.500 Liter fasst das „Fuder“, ein altes Weinmaß, und das Foudre No. 1 wurde mit 30 % Dinkel und den neuseeländischen Hopfensorten Fuggles und Pacific Hallertau eingebraut. Die spontanvergorene Mischung bringt intensive Brettanomyces-Noten mit, der Antrunk ist aber frisch und säuerlich. „Wir sind ja die meiste Zeit am Strand“, bemüht Bennie ein Australien-Klischee, „da passt das bestens“. Von seinem Büro über einem Bottle-Shop, der neben Weinraritäten auch Craft-Bier führt, blickt Basecap-Fetischist Bennie auf die nächste Braustätte, diesmal aber im Hipster-Bezirk Newtown. Das Käsegeschäft Stinking Bishop reiht sich hier an den Baristaladen 212 Blu und bei Continental Delicatessen säbelt man einem Känguru-Mortadella herunter, wenn es keine Sardinendose (selbst eingelegt mit einer Maschine aus den 1960ern) sein soll.

24.04.19 12:08


SYDNEY Brewing und Black Wattle Ale) erwarb, war er als Polizist im Einsatz. Nun erklärt er den Aufstieg des Newtowner, des populärsten Young-Henry’s-Bier: „Anfangs gingen rund 40 Kegs die Woche an lokale Pubs.“ Um Supermärkte machte man lange einen Bogen und auch die Flaschenabfüllung schob man hinaus. „Frisch vom Hahn konsumierten die Leute unsere Biere einfach schneller“, lacht Hampton über die Gründerzeiten ab 2012. „Sechs Millionen Liter waren es am Ende des Vorjahres“, die zu zwei Drittel in New South Wales abgesetzt werden.

Go German! Gose und Lager Das „easy drinking“ Pale Ale aus Newtown sieht man mit der Mischung aus Topaz-, Cascade- und Victoria’sSecret-Hopfen stilistisch als Mittelding zwischen englischem Ale und US-Pale-Ale. Vorbild sind aber auch deutsche Bierstile, wie das Lager beweist. Dass man 10 % Weizen verwendet und aufkarbonisiert, sorgt für eine ungewöhnliche Trinkfreude. Stil-Polizist ist bei Young Henry’s jedenfalls keiner im Dienst. „Bei Wettbewerben landet ein und dasselbe Bier mitunter in drei Kategorien, da ist mir die Beliebtheit bei den Gastronomen schon wichtiger als Stilvorgaben.“ Verrückte Ideen laufen hier unter dem eigenen Label B-Sides, einer Anspielung auf

35

verborgene Schätze auf Vinylsingles. Auch die Zwetschken-Gose Coral Sour war eine Hommage an Deutschlands Biertradition. Man hätte auch mehr verkaufen können vom rosaroten Bier, „leider müssen wir diese Flaschen im Vorhinein bestellen, was uns manchmal ärgert“. Und zum Abschied gibt uns Dan Hampton daher statt einer Flasche Gose noch zwei Tipps für alle Brauer mit: „Tut was für eure Gastronomen und vor allem achtet auf die Kontinuität – „Biere dürfen nicht nach zwei Batches am Hahn plötzlich anders schmecken“. Da kann auch der Ex-Polizist plötzlich ganz streng schauen. ××

Sydney für Bierliebhaber Brauereitour: Thematische und regionale Touren zu den Brauereien in und um Sydney bietet Dave’s an. Neben „Hops und Hipsters“ besonders beliebt unter den ab vier Gästen durchgeführten Rundfahrten: Axtwerfen und Ales („Axes and Ales“). daves.com.au/sydney/brewery-tours

Brew-Pub: 1841 gegründet, beherbergt das Lord Nelson Hotel das älteste Brew-Pub Australiens. Seit über 30 Jahren spezialisiert man sich am Hafen auf Ales; das Peking Poppy (mit Sternanis und Fenchelsaat) gibt es auch zum Mitnehmen. 19, Kent Street, The Rocks NSW 2000, lordnelsonbrewery.com Festival: 200 Biere – darunter auch neuseeländische – warten beim jährlichen Cheers Fest im Botanischen Garten von Barangaroo, einem Teil der Sydney Beer Week Anfang November. 1, Merriman Street, Barangaroo NSW 2000, cheersfest.com, sydneybeerweek.com.au

Infoquelle: Seit 2010 berichtet das Online-Magazin Crafty Pint über alles Bier-Relevante von Jobangeboten in Australiens Brauereien über neue Abfüllungen bis zum nächsten Bier-Yoga-Termin am Strand. craftypint.com

Sauerbier: Ausgangspunkt für die Wildflower Brewery waren die holzgereiften Sauerbiere der Brasserie des Franches-Montagnes (CH). Experimentiert wird mit Wildhefen und vor allem verschiedenen Weinfässern, etwa beim süffigen Amber. 11–13, Brompton Street, Marrickville NSW 2204, wildflowerbeer.com Young Henry’s Newtown Taphall

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 35

24.04.19 12:08


36 PINK BOOTS SOCIETY

TEXT – MANUELA RUSTLER

PINK BOOTS SOCIETY Der Weltfrauentag am 8. März hat in der amerikanischen Bierszene eine ganz besondere Bedeutung. Was diesen Tag so außergewöhnlich macht, unterstreicht die Pink Boots Society, eine Vereinigung von Frauen, die in Brauereien beschäftigt sind.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 36

24.04.19 12:08


PINK BOOTS SOCIETY

D

ie Non-Profit-Organisation Pink Boot Society wurde 2007 von einer amerikanischen Braumeisterin gegründet, nachdem diese auf einer Reise durch die amerikanische Braulandschaft festgestellt hatte, dass es gar nicht so einfach ist für Mädels, sich in der von Männern dominierten Brauwelt Platz zu verschaffen. Die preisgekrönte Braumeisterin Teri Fahrendorf beschloss eine Vereinigung zu gründen, in der sich Brauerinnen austauschen und gegenseitig unterstützen können und die es sich auch zum Ziel gesetzt hat, Mädels zu ermutigen, ins Brauerei-Business einzusteigen. Mittlerweile ist die Mitgliederzahl von anfangs 22 auf weltweit fast 3.000 gestiegen. Es gibt regelmäßig Treffen der regionalen Gruppen (der sogenannten Chapters) in denen aktuelle Themen besprochen werden, Bierfeste speziell mit Brauereien, in denen Mädels mitarbeiten, und es werden auch Stipendien für Mitglieder angeboten. Alles um die Bierlandschaft durch mehr Diversität unter den Mitarbeitern bunter, vielfältiger und interessanter zu gestalten.

Internationaler Frauentag

BILD: MANUELA RUSTLER

Zurück zum Internationalen Frauentag am 8. März. Die Pink Boots Society ruft ihre Mitglieder jährlich dazu auf,

DIE PREISGEKRÖNTE BRAUMEISTERIN TERI FAHRENDORF BESCHLOSS EINE VEREINIGUNG ZU GRÜNDEN, IN DER SICH BRAUERINNEN AUSTAUSCHEN UND GEGENSEITIG UNTERSTÜTZEN KÖNNEN UND DIE ES SICH AUCH ZUM ZIEL GESETZT HAT, MÄDELS ZU ERMUTIGEN, INS BRAUEREIBUSINESS EINZUSTEIGEN.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 37

37

rund um diesen Tag ein so genanntes Collaboration-Bier zu brauen. Das bedeutet, zwei oder mehrere Brauereien brauen gemeinsam ein Bier. Sie kreieren gemeinsam das Rezept, kümmern sich darum, dass alle Rohstoffe vorhanden sind und entscheiden dann, in welcher ihrer Brauereien das Bier gebraut werden soll. Das fertige Bier wird letztendlich zwischen den mitwirkenden Brauereien aufgeteilt und als Pink-Boots-Collaboration-Brew ausgeschenkt. Da die Pink Boots Society mittlerweile einen großen Bekanntheitsgrad erlangt hat, werden diese Collaboration-Biere von einem der weltweit größten Hopfenproduzenten unterstützt, Yakima Chief Hops in Washington State. Im Rahmen des Great American Beer Festivals im Herbst 2018 in Denver, Colorado, wurde von Yakima und der Pink Boots Society eine genau abgestimmte Hopfenmischung zusammengestellt, die für diese Collaboration-Biere zur Verfügung gestellt wurde. Alle teilnehmenden Brauereien konnten diese Hopfenmischung von Yakima kaufen, ein großer Teil des Erlöses ging in den Stipendientopf der Pink Boots Society. Die diesjährige Mischung (auch „blend“ genannt) bestand aus den fünf Sorten Loral, Glacier, Mosaic, Sabro und Simcoe. Neben etlichen Brauereien aus Nordamerika nahmen auch viele aus anderen Ländern teil: Peru, Argentinien, England, Frankreich, Spanien, Portugal, Deutschland, Schweden, Finnland und die Ukraine sind dieses Jahr vertreten. Im asiatischen Raum machen Brauereien aus Japan, China und Hongkong mit. Und auch ein paar australische Brauereien sind dabei. Dies sind die offiziell genannten Brauereien im Jänner 2019, es kann gut sein, dass letztendlich noch Länder dazu gekommen sind. Total international also.

Erst einmal Brauerinnen finden In meiner Brauerei (Ever Grain Brewing Company in Camp Hill, Pennsylvania) beschlossen wir im Jänner 2019, beim diesjährigen Pink Boots Collaboration Brew mitzumachen, und ich schaute mich nach Brauereien um, die in Frage kommen. Die Anzahl bierbrauender Frauen in der Umgebung von Harrisburg ist eher überschaubar, es gibt jedoch eine richtig gute Brauerei im Besitz eines netten Brauer-Ehepaars in Selinsgrove, nur 45 Minuten von der Ever-Grain-Brauerei entfernt. Steve und Heather haben vor 22 Jahren ihr Selinsgrove Brew-Pub nördlich von Harrisburg am Susquehanna River gegründet und sich damit einen sehr guten Namen am regionalen Biermarkt erarbeitet.

24.04.19 12:08


Heather war gleich begeistert von der Idee und so machten wir uns alsbald daran, ein Rezept zu erarbeiten. Es sollte etwas Besonderes werden. Wir entschieden uns für ein Farmhouse Ale dem wir neben dem Pink-Boots-Hopfenmix auch Rosen- und Hibiskusblüten zusetzen wollten. Ein wenig Honigmalz und etwas Amber-Malz zur Schüttung, um eine schöne Farbe zu kreieren – das könnte doch was Tolles werden. Wir hatten beim Rezept-Erstellen viele tolle Ideen und ließen unserer Kreativität freien Lauf.

Gemeinsamer Brautag Am 4. März fand unser gemeinsamer Brautag in der Ever-Grain-Brauerei statt, an dem neben viel Kaffee natürlich auch das eine oder andere Bier verkostet wurde. Meine Marketingkollegin Angella war auch mit dabei. Wir drei Mädels hatten viel Spaß beim gemeinsamen Bierbrauen, tauschten Tipps und Tricks aus und konnten viel voneinander lernen. Drei Wochen nach unserem gemeinsamen Brautag kam Heather mit einer ihrer Mitarbeiterinnen nochmal in unsere Brauerei nach Camp Hill, diesmal um unser gemeinsames Bier zu verkosten. Das Bier hatte eine wunderschöne rötliche Farbe und ein unglaublich vielfältiges Aroma verschiedenster Früchte entwickelt, mit einer feinen und angenehmen Hopfenbittere. Bei jedem Schluck entdeckte man neue Geschmackseindrücke, die Zugabe der Blüten hat sich ausgezahlt, das Dry-Hopping (zusätzliche Hopfengabe gegen Ende der Fermentation, etwa eine Woche nach dem Brautag) auch. Da war uns etwas wirklich Besonderes

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 38

TEXT – MANUELA RUSTLER

DAS BOLD WOMEN AND BEER FESTIVAL, ÜBERSETZT „TAPFERE FRAUEN UND BIER“, HÖRT SICH LUSTIG AN, DA MÜSSEN WIR NATÜRLICH DABEI SEIN … gelungen und wir waren alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis unseres gemeinsamen Projekts. Wir nannten unser Farmhouse Ale Trois Fleurs nach den zugegebenen Blumen bzw. Blüten Hibiskus, Rose und Hopfen, Hopfen kann ja durchaus als Blüte angesehen werden. Es wurde noch ein Tag vereinbart, an dem wir das Bier offiziell an den Zapfhahn hängen, das Ausschenken des Collaboration-Bieres soll in beiden Brauereien gleichzeitig passieren. Außerdem werden wir gemeinsam am 4. Mai an einem Pink Boots Festival in Philadelphia teilnehmen, dem Bold Women And Beer Festival, übersetzt „tapfere Frauen und Bier“. Hört sich lustig an, da müssen wir natürlich dabei

BILDER: MANUELA RUSTLER

38 PINK BOOTS SOCIETY

24.04.19 12:08


PINK BOOTS SOCIETY

39

sein. Außerdem ist Philadelphia nicht weit entfernt und biermäßig sowieso immer eine Reise wert. Natürlich müssen wir sicherstellen, dass wir bis dahin noch etwas von unserem Trois-Fleurs-Bier übrig haben, um es dort ausschenken zu können. Viele der dort teilnehmenden Brauereien werden ihre Collaboration-Biere vorstellen, das wird interessant, haben wir doch alle die gleiche Hopfenmischung verwendet. Ich bin schon neugierig, was daraus alles Spannendes gebraut wurde. Selbstverständlich sind sämtliche Veranstaltungen, die von der Pink Boots Society organisiert werden, für jedermann und -frau zugänglich. Das sind in keinster Weise Mädels-only-Veranstaltungen, es soll hier lediglich den weiblichen Mitarbeitern in der Braubranche eine Gelegenheit gegeben werden zu zeigen, dass man kein Mann mit langem Bart sein muss, um gutes Bier zu brauen, und dass es mehr Brauereien mit weiblichem Personal gibt, als man vermuten würde. Und natürlich ist es klasse, so ×× viele bieraffine Mädels auf einmal zu treffen. pinkbootssociety.org boldwomenandbeer.com selinsgrovebrewing.com evergrainbrewing.com

Gemeinsam macht den Ladys das Brauen noch mehr Spaß.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 39

24.04.19 12:19


40

BIEROLOG/INNEN

BIERSHOPS IN ÖSTERREICH

BILD: KEVIN REITERER

DAVID RAIDL (HOPFEN & SOEHNE, EISENSTADT)

Das Hopfen & Soehne startete als Pop-up-Bar und ist mittlerweile zu einem Gastro- und Shop-Fixpunkt in der Eisenstädter Fußgängerzone geworden. David Raidl vom Manufakturbierhändler Bierfracht ist für die Bierauswahl zuständig, neben vier Fassbieren kuratiert er auch die vier Bierkühlschränke, in denen sich über 60 verschiedene Craft-Biere aus aller Welt tummeln. Das Motto „Genießen ohne Beliebigkeit“ steht dabei an oberster Stelle. Im Shop lädt eine große zentrale Bar zum Vorab-Verkosten ein. Und immer wieder stehen spannende Side-Events sowie Verkostungen auf dem Programm. hopfenundsoehne.at

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 40

24.04.19 12:09

Und


DER BITTER

www.underberg.com

Underberg Anzeige AT Bierguide DoeBm Kern 02 LEKT.indd 41 190x250mm.indd 1

16.04.19 24.04.19 09:15 12:09


42

BIEROLOG/INNEN

BIERSHOPS IN ÖSTERREICH

BILD: HANNES KLATZER

FERDINAND SERSCHEN (HIRTER GENUSSTHEKE, KLAGENFURT)

Nach der Hirter Bierothek in den Räumlichkeiten der Brauerei in Micheldorf, haben die Kärntner nun auch ein Outlet in der Landeshauptstadt eröffnet. Das Team um den dipolomierten Sommelier Ferdinand „Ferdi“ Serschen (im Bild links) wartet hier mit Bier, Wein und regionaler Kulinarik auf. Serschen weiß um die Wichtigkeit der Herkunft und kennt auch die Produzenten und somit die Geschichte hinter den Lebensmitteln und Getränken. Neben allen Spezialitäten der Hirter Brauerei und Produkten wie dem Hirter Bieressig, finden sich unter den mehr als 40 verschiedenen Bieren auch internationale Spezialbiere.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 42

24.04.19 12:09

KOP


B E T R I E B S H Y G I E N E

Hygiene beginnt im Kopf

IHR HYGIENE GESAMTAUSSTATTER Geschirr- & Gläserwäsche Küchen- / HACCP-Hygiene Sanitärraumhygiene Objekthygiene Hygieneschulungen

HYGIENE IN CRAFT BRAUEREIEN ENTKALKEN

SAM GEMEIN ER TN IHR PAR ETTE PL FÜR KOM NEHYGIE EN LÖSUNG

BITTE KONTAKTIEREN SIE UNS: KOPFINGER Betriebshygiene A-1190 Wien, Iglaseegasse 72 Tel. +43 1 320 85 62 Fax +43 1 320 30 00 hygiene@kopfinger.at

www.kopfinger.at

KOP_INS_190x250h_Partner_RZ.indd DoeBm Kern 02 LEKT.indd 43 1

REINIGUNG & DESINFEKTION REINIGUNGSADDITIVE BANDSCHMIERUNG SCHUTZ VOR BIOFILM

ZWEIFEL ODER FRAGEN? Bitte kontaktieren Sie mich und wir finden eine Lösung. Lorenz Schmittner Area Sales Manager M +43 676 840 663 200 E lorenz.schmittner@christeyns.com

FEEL SAFE WITH US WWW.CHRISTEYNS.COM

15.04.19 24.04.19 15:16 12:09


44

TEXT – KEVIN REITERER

KEVIN KOSTET

… die Biere von Alefried

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 44

BILD: HERR CREDIT

BILDER: ALEFRIED

M

it dem Saison Fladerant hat Alfried Borkenstein sein Projekt Alefried 2015 gestartet, schnell folgten drei weitere Sorten – alle mit knalligen Etiketten und gewitzten Namen. Mittlerweile gilt seine Leidenschaft dem Ausgefallenen. Wobei ausgefallen in Alefrieds Welt ohnehin ein wandelbarer Begriff ist. War vor einigen Jahren selbst der Fladerant bzw. ein Saison in Österreich ausgefallen, experimentiert er heute mit Aprikose, Quitte, Marille oder Fichtenwipfeln in seinen Bieren. Dazu gesellen sich verschiedene, meist von belgischer Braukunst inspirierte, (Sauer-)Biere, etwa mit der markanten, kantigen Brettanomyces-Hefe. Die entstandenen Biere blendet er abschließend auch selbst, also er verschneidet verschiedene Biere zu einem neuen, vielschichtigen Bier, das es dann als Sonderedition bzw. zu speziellen Anlässen zu kaufen gibt. Das Wissen dafür hat er sich größtenteils in Eigenregie mit viel Tüfteln selbst beigebracht. Das ist auch der Weg, den Borkenstein in Zukunft mit der Marke Alefried einschlagen möchte. Weitere Experimente stehen auf dem Programm – immer einen neuen, kreativen Zugang zum Bier suchen, sowie die Zutaten selbst finden, pflücken und anschließend verarbeiten. Dabei soll sich kein Bier wiederholen, das langweile ihn. Auch wenn er sich aktuell noch zwischen Natur und urbaner Umgebung bewegt, zieht es ihn in die Wälder. Der nächste große Schritt wird sein Fermentorium südlich von Graz sein, dort will er in absehbarer Zeit seine Kreationen lagern, verfeinern, blenden und ausbauen. Alefried 2.0 sozusagen. ××

24.04.19 12:09


BIOKÜCHE ÖSTERREICH 2019: DAS BIORAMA-BOOKAZINE FÜR ALLE, DIE WERT AUF BIOLOGISCHE KÜCHE LEGEN. (MONOPOL VERLAG)

6 AUSGABEN BIORAMA

25,–

+ PRÄMIE UM € 29,— *

Auf 116 Seiten stellt die BIORAMA-Redaktion Trends aus der Biolebensmittelszene vor und besucht innovative ProduzentInnen. Neben den interessantesten Biogastronomiebetrieben wird auch das Angebot an Kochkursen für Bioaffine vorgestellt. Tennisweltstar Dominik Thiem erzählt, warum er so auf Bio steht. Dazu gibt es zahlreiche Rezepte und Küchentipps.

* plus eine Aboprämie. Weitere Prämien unter www.monopol.at/shop. Solange der Vorrat reicht.

Biorama_Abo_Anzeige_158x112_BiermagazinQuer.indd 1

23.04.19 17:40

IM NAMEN DER SCH AUMKRONE!

www.mutermilchbrewery.at

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 45

MuttermilchBrewery

24.04.19 12:09


46

VORABDRUCK

BLAUE SCHATTEN

M

it Bier zu handeln war im Unterschied zu Gras stressfreier und nicht verboten. Bier, das alte Prolo-Getränk, wurde von neuen Käuferschichten entdeckt. Snobs, die früher Wein tranken, sammelten jetzt Bier. Viele Haus- und Hobbybrauer betraten den Markt. Es gab Privatinitiativen von unabhängigen Brauereien, die gegen die böse Industrie kämpften. Ich hatte Klemens damals angeraten, sich selbständig zu machen: „Die Konsumenten wollen nicht nur von der Brau AG abhängig sein. Es gilt heute als rebellisch, von kleinen, unabhängigen Brauern zu kaufen. Neben Greenwashing gibt es längst auch schon Anti-Industry-Washing. Das heißt nichts anderes, als dass auch multinationale Konzerne so tun, als ob sie eine Schar selbstausbeute-

rischer Idealisten wären. Mit jeder Flasche Bier, die du verkaufst, wird die Welt ein besserer Ort.“ Klemens hatte gelacht; unabhängig zu sein war eine Geschäftsentscheidung, keine ideologische Grundsatzfrage. Und da er einen Markt sah und keinen Job hatte, beschloss er, Bierfachhändler zu werden. Wenn sich die Leute besser fühlten, wenn sie von kleinen Klitschen was kauften und durch Biersaufen die Welt retten wollten, war ihm das nur recht. Für Klemens war alles Verkauf. Er hatte mit Balkonen und Türen gehandelt, nach seinem Ausscheiden aus der Schule alles Talent in Verkaufstechnikseminare investiert. Sein Onkel hatte NLP in den 1970er Jahren nach Österreich gebracht, die erste Welle des Mineralwasserkults begründet, dann Politiker gecoacht und nachher alles verkauft, was ihm aufgetragen wurde zu verkaufen. Von ihm hatte Klemens das Verkaufen gelernt. Es war ihm völlig egal, was er verkaufte, er liebte den Akt des Verkaufens. Er dachte und verdiente pro verkaufter Flasche. Mit 41 wollte er als kleiner Gewerbetreibender sesshaft werden. Als eigener Chef unabhängig seine Brötchen verdienen. Er wusch

ALS MUTTER KONNTE SIE SICH NICHT JEDEN TAG WIE ER DICHTMACHEN, ZWEI TRINKTAGE PRO WOCHE KRISTALLISIERTEN SICH ALS BESTES LEBENSMODELL FÜR DAS JUNGE LIEBESGLÜCK HERAUS. DoeBm Kern 02 LEKT.indd 46

BILD: JULIAN HOCHGESANG

Mit „Blaue Schatten“ (Dachbuch Verlag) legt der österreichische Autor Christian Moser-Sollmann sein zweites Buch vor. Bevor das Werk Ende Mai erscheint, dürfen wir euch hier einen bierigen Vorabdruck präsentieren, aus dem man erahnen kann, dass auch (Craft-)Bier im Umfeld der Hauptpersonen eine große Rolle spielt.

24.04.19 12:09


TEXT – LOREM IPSUM

die Gläser von Hand. Die Miete vom Marktstand zu finanzieren, war anfänglich schwer. Viele Biertrinker konnten mit der neuen Mode noch nichts anfangen und kauften lieber im Supermarkt ihr gewohntes Bier. Doch Klemens gab nicht auf, begann frisches Bier aus sauberen Leitungen zu zapfen und nur mehr ausgewählte und in Supermärkten nicht erhältliche Biersorten aus Österreich zu verkaufen. Diese Entscheidung war seiner Verkaufsstrategie und keinem Lokalpatriotismus geschuldet. Die belgischen und internationalen Bierklassiker importierten auch die großen Lieferanten und Händler, mit denen er preislich nicht mithalten konnte. Klemens setzte auf lokale Nischenanbieter, die keiner kannte, die aber herausragende Biere brauten. Bier zu verkaufen war auch der einzig mögliche Kompromiss. Nach seinem Gefängnisaufenthalt war es für Klemens schwierig, eine Stelle am Arbeitsmarkt zu finden. Sein Bewährungshelfer drängte, ja zwang ihn zur Selbstständigkeit. Also wurde er Gründer und sah sich als Förderer der heimischen Bierkultur. Im Biergeschäft saß er an der Quelle, finanzierte seinen Eigenkonsum und wurde langsam zum Treffpunkt für alle notorischen Biertrinker im Bezirk. Tom hatte das Biergeschäft seit Weinachten nicht mehr betreten. Er wusste auch nicht, dass mir Klemens noch immer den Hof machte. Wie Tom war er polyto-

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 47

LOREM SOLLMANN IPSUM

47 47

xisch geeicht. „Bei Klemens gibt es neben Bier auch andere Sachen“, verriet ich Tom. Nach dem Auffliegen von René hatten sich neue Interessengemeinschaften und Knotenpunkte gebildet. Das Geschäft kannte keine Pausen. Tom trank mit Dorli bei Klemens Feierabendbiere, um sich einen Überblick zu verschaffen. Der empfahl Dorli ein fruchtiges India Pale Ale namens Affenkönig. Trinken und Mutterschaft war ein gesellschaftliches Tabu, aber auch Mütter hatten das Recht, sich zu betrinken. Dorli kannte das Trinken von ihrem Vater. Die Mischung aus Bier, Fisherman’s Friend und Parfüm roch sie gerne. Sie war überrascht, wie oft Tom sich bei ihr meldete. Sie hatte sich auf ihr heutiges Rendezvous gefreut, Tom hatte dieses altmodische Wort tatsächlich verwendet. Hinter seinen verquollenen Augen entdeckte sie echtes Interesse an ihrer Person. Während sie ein Bier trank, trank er drei. Er war einfühlsam und ein guter Zuhörer. Er wollte viel über ihren Sohn Oliver wissen. In welche Klasse er ging, wie oft sein Vater ihn besuchte und ob das Leben einer Alleinerzieherin nicht anstrengend war. Als Mutter konnte sie sich nicht jeden Tag wie er dichtmachen, zwei Trinktage pro Woche kristallisierten sich als bestes Lebensmodell für das junge Liebesglück heraus. Warum zog Tom Dorli mir vor? Sie war kleiner, pummeliger und weniger attraktiv als ich. Um einen Ver-

24.04.19 12:09


48 VORABDRUCK gleich mit Börsenunternehmen zu wagen: Ich hatte den Wert von Apple und Nike, sie von Lehmann oder Deutsche Bank. Sie genoss das Leben, mochte ihren Beruf und wohnte gerne mit ihrem Sohn zusammen. Lange hatte sie gezögert, Männer mit zu sich nach Hause zu nehmen, um ihr Kind nicht zu verstören. In ihrer Arbeit hatte sie nur Kontakt zu Teenagern, mit Kollegen fing sie sich nichts an, Zufallsbekanntschaften beim Weggehen waren fast immer verheiratet oder kauzige Eigenbrötler mit Mutterkomplex. Einen richtigen Mutterkomplex spürte sie bei Tom nicht. Tom beunruhigte die bevorstehende Amtsvorladung kein bisschen. Nur mehr pinkeln zu müssen, ohne überhaupt angeklagt zu werden, war ein Fortschritt für den Rechtsstaat, betonte er. Er stellte ein Bier auf den Tisch und steckte Dorli ein Päckchen Gras in ihre Tasche, damit wenigstens sie die grüne Brille genießen konnte. „Was, du darfst hier auch anschreiben?“ „Wenn ich bei Klemens nicht mehr anschreiben darf, wo dann?“ „Ach ja, ich vergaß, du bist ja überall Stammkunde. Woher kennst denn den schon wieder?“ Dorli mochte den Kutschkermarkt. Sie trank sich durch die Empfehlungen von Klemens. Trinkfreudige Kunden wie sie und Tom hatte Klemens bitter nötig. Tom grüßte Georgie, einen ehemaligen Laufburschen von René. Georgie war kein Biertrinker. Wenn der hier einkehrte, war es geschäftlich. Wegen Dorli konnte Tom ihn nicht direkt auf Gras ansprechen. Der einzige Nachteil an Klemens’ Bierhandlung, die er mäßig originell Sixpack genannt hatte, war das Rauchverbot. Wer rauchen wollte, musste vor die Tür gehen. Wenigstens verfügte der 15 Quadratmeter kleine Stand über ein Klo. Klemens beriet gerade eine Juristenrunde. Als Verkäufer war er einmalig. Neben den Juristen gehörten Sozialarbeiter, Arbeitslose und Sonderlinge zu seinen Gästen und alle hingen sie an seinen Lippen. Klemens redete allerhand sinnfreies Zeugs: „Die spontanvergorene Maische verleiht der belgischen Biohefe das spezielle Aroma. Sowas bekommt die Industrie nie hin. Durch die spezielle Flaschengärung spürt ihr hinten am Gaumen einen nuancierten Schwefelgeruch, der dennoch aromatisch zurückhaltend ist. Dezente Karamellnoten wechseln sich mit Bio-Zitronen und einer leichten Anisnote ab.

Und dennoch werdet ihr gleich fett wie von einem herkömmlichen Bier. Es schmeckt nur besser.“ Die Juristenrunde vertraute Klemens magischen Bierselektionsfähigkeiten; er hatte Pils aus dem Burgenland, Mandarinweizen aus Vorarlberg sowie Märzen und Stout aus Wien. Für jeden Biertrinker wählte er mit professioneller Kennerschaft das Richtige aus. Seine eigenen Vorlieben verschwieg er bei seinen Verkaufsgesprächen nie. Bierverkostungen lehnte er als Anbiederung an den Zeitgeist und als lächerliche Modeerscheinung ab. Als Nächstes schwatzte er der Runde belgisches Weizen um 25 Euro auf. Tom trank lieber ein klassisches Pils von Storchenbräu. Das rann gut und man bekam kein Kopfweh. Mehr verlangte er nicht von einem Bier. Das Aufstellen des Zapfhahnes, von dem er täglich zwei frische Biersorten zapfte, war Klemens erster Publikumserfolg. Wenigstens in dieser Hinsicht unterschieden sich die neuen Biertrinker von den alten nicht, alle tranken am liebsten Fassbier. Klemens reinigte die Leitungen täglich mit einer speziellen Lauge und kühlte das Bier auf optimale sechs Grad. Sein Stand mauserte sich im Krebsgang zur ersten Anlaufstation für die Feierabendbierentspannungstrinker im Bezirk. Den Begriff Craft-Bier vermied Klemens. Lieber sprach er von handwerklichem, nicht industriell gebrautem Bier, weil er so besser gegen die großen Konzerne stänkern konnte. Seinen Schnitt machte er mit dem Verkauf größerer Kontingente an Privatkäufer, die originell zusammengestell-

ES GAB EINE UNMENGE SELBST ERNANNTER BIERKENNER, BIERFLÜSTERER, BIERPROPHETEN, BIERPHILOSOPHEN, BIERPÄPSTE ODER BIERGEGENPÄPSTE, BIERKRITIKER UND HOBBYBRAUER. UND JEDER WAR DER KLÜGSTE.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 48

te Bierkörbe erwarben. Mit den acht Verkostungsplätzen im Lokal verdiente er sich nur ein Zubrot. Es gab eine Unmenge selbst ernannter Bierkenner, Bierflüsterer, Bierpropheten, Bierphilosophen, Bierpäpste oder Biergegenpäpste, Bierkritiker und Hobbybrauer. Und jeder war der Klügste. Diese Klugscheißerei nervte Klemens im

24.04.19 12:09


VORABDRUCK

Unterschied zu Tom nicht. Er konnte stundenlang von Malznoten schwärmen und über Hopfensorten sprechen. Er selbst war sein bester Kunde. Sieben Prozent seines Monatsumsatzes setzte er als Eigenkonsum ab. Nüchtern konnte man diesen Beruf nicht erfolgreich ausüben. Klemens empfahl Tom das neue Pils aus der Brauschmiede in Oberösterreich, referierte kurz über die Charakteristik des Getränks und für den Rest des Abends hielt Tom derselben Marke die Treue. Mehrmaliges Biersorten-Wechseln pro Abend vertrug sein angegriffener Magen nicht mehr. Neben den Talgablagerungen in den Schultern war sein Magen seine zweite Schwachstelle. Das viele Leben griff ihn an. Doch nicht nur seine Magenschmerzen, auch Dorli hielt ihn von übermäßigem Alkoholkonsum ab. Er wollte bei Sinnen sein, wenn er mit ihr schlief, sich von seiner besten Seite zeigen und sie wiedersehen. „Wir werden das jetzt nicht groß Beziehung nennen und wir machen kein Tamtam, aber natürlich sind wir exklusiv und Freund und Freundin, wir nennen das nur nicht so. Du brauchst keinen Vaterersatz für deinen Sohn und ich mag nicht gleich zusammenziehen“, meinte er. Tom wollte nichts überstürzen, aber das war doch so etwas wie eine Liebeserklärung gewesen. Dorli verstand das. Zwei Tage später tranken die beiden erneut händchenhaltend Bier bei Klemens. Georgie saß gemeinsam mit Xaver, Gerald, Horst, Gitti und mir am Tisch. Tom registrierte sofort, dass ich mit Gitti sprach, was ihn verwunderte. Bislang hatte ich die Kunststudentin immer ignoriert. Dass wir jetzt plötzlich beste Freundinnen waren, machte ihn misstrauisch. Da er mit Dorli unterwegs war, kümmerte er sich nicht weiter um uns. Ich schaute sie mir genau an. Dorli war eine Landpomeranze und ich wusste nicht, was er an ihr fand. Nach unserem Kuss hatte ich beschlossen, Tom nicht mehr zu besuchen. Es war übrigens nur konsequent, dass er sich mit dieser harmlosen und durchschnittlichen Frau traf und nicht mit mir. Immer, wenn er was Großes erreichen hätte können, machte er einen Rückzieher. Er war eben doch nur ein Typ aus einer Sozialbausiedlung ohne gesellschaftliche Aufstiegsambitionen. Solange er Bier nuckeln konnte, war er zufrieden. Um ihn ein wenig eifersüchtig zu machen, besuchte ich jetzt öfters Klemens, der ein bisschen verliebt in mich war. Mittlerweile hatte ich mich mit Klemens angefreundet und er hatte mich in alle Details des gesprengten Drogenrings eingeweiht. Nur der gutgläubige Tom wusste von nichts. Ich beriet Klemens, wie er das Sixpack mithilfe des Craft-BierBooms zu einer Goldgrube ausbauen konnte. Bei einem

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 49

49

Der Autor Christian Moser-Sollmann arbeitete als Journalist für den Osttiroler Boten und FM4, bevor er sich auf PR-Texte mit dem Schwerpunkt Drucktechnologie und Medienproduktion spezialisierte. Zwischen 2004 und 2010 war er Lehrbeauftragter am Institut für Publizistik und seit 2009 ist er Geschäftsführer des Friedrich Funder Instituts. Er veröffentlichte bislang Texte für Die Zeit, De:Bug, Falter, Furche, Kurier, Datum und The Gap. Seit 1994 ist der promovierte Kulturwissenschaftler als Researcher und Texter tätig. Sein Romandebüt gab er 2017 im Dachbuch Verlag mit „Tito, die Piaffe und das Einhorn“.

Dreh über den Bierboom in Österreich drehte ich in seinem Laden. Seine Umsätze stiegen im Folgemonat um 300 Prozent. Klemens schwärmte über die Vorzüge von spontan vergorenem Bier und der neuen 100-Blumen-Brauerei. Die Eigentümer wollten den klassischen Wiener Bierstil wieder zur Blüte führen und Klemens träumte davon, mit ihnen einen Biergarten zu eröffnen. Beim Verkaufen war er in seinem Element. Immer öfter tauchte internationales Publikum auf, das in englischsprachigen Blogs aufs Sixpack aufmerksam wurde. Touristen, Kellner, Journalisten, Lehrer, Architekten, Zuckerbäcker sowie Arbeitslose bildeten an Klemens Stand eine Feierenklave. War Klemens besoffen, pries er seine Biere an, versank in Selbstreflexionen und entschuldigte sich bei den Gästen für seine Wutanfälle. Seine Besessenheit und sein Stänkern, weil er sich selbst nicht mochte, fand ein bestimmter Kundentyp anziehend. Er erzog sein Publi×× kum ganz nach seinem Geschmack.

24.04.19 12:09


50 ÖSTERREICHISCHER BRAUMEISTERBUND

TEXT – MICKY KLEMSCH

Unter dem Dach des Bundes österreichischer Braumeister und Brauereitechniker hat sich diese angesehene Berufsgruppe versammelt. Seit Herbst 2018 ist der Schwechater Braumeister Andreas Urban deren Präsident.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 50

BILD: MICKY KLEMSCH

BRAUEN VEREINT

24.04.19 12:09


ÖSTERREICHISCHER BRAUMEISTERBUND

Was genau ist der österreichische Brauerbund? Die ordentlichen Mitglieder sind eine Vereinigung von Kollegen, die eine gehobene brautechnische Ausbildung haben. Zusätzlich gibt es noch unterstützende Mitglieder, die aus dem Reigen der zuliefernden Industrie kommen und mit ihren Beiträgen die Tätigkeiten und Veranstaltungen der Vereinigung mitfinanzieren. Unter der Ägide von Günther Seeleitner, der dem Bund vor mir 16 Jahre vorgestanden ist, haben wir im Rahmen unserer Veranstaltungen einen Marktplatz entwickelt, wo sich Zulieferer den Braumeistern präsentieren können. Immerhin erreichen sie dort an einem Tag fast 80 % aller heimischen Braumeister. Fix sind unsere beiden jährlichen Veranstaltungen: der gemeinsame Ausflug im Frühling und die große Tagung im Herbst. Diesen Frühling ging es zu oberösterreichischen Bierjuwelen? Heuer sind wir am 6. April zu Marcus Mautner Markhof in die Brauerei Grieskirchen und danach zum neuen Innviertler Brauturm in die Brauerei Raschhofer nach Altheim gefahren. Bei der Frühlingsfahrt ging es dabei um ein Social Get-Together ohne Vorträge. Mit zwei Bussen reisten die Teilnehmer von Wien bzw Salzburg an. Was den österreichischen Braumeisterbund auszeichnet, ist die Unabhängigkeit in der Diskussion. Die Wertschätzung im Gespräch ist immer gegeben – egal, ob du heute im größten Unternehmen oder in einer Microbrewery tätig bist. Unter den Technikern gibt es zum Beispiel einen viel besseren Zusammenhalt als unter Marketingleuten von konkurrierenden Brauunterneh-

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 51

„WENN HEUTE JEMAND ZU HAUSE IN DER BADEWANNE BIER BRAUT, DANN DARF ER SICH AUCH BRAUMEISTER SEINES BIERES NENNEN.“

men. Diese Besonderheit bestätigen uns auch deutsche Zulieferunternehmen, die einen derartigen Zusammenhalt bei unseren Nachbarn nicht kennen. Dies ist schon ein Verdienst des Braumeisterbundes. Was versteht der oberste Brauer Österreichs als „gehobene Ausbildung“. Ab welchem Level darf man dazugehören? Nach dem Ausschlussverfahren fällt mir das einfacher. Es gibt durchaus auch Quereinsteiger ohne klassische Ausbildung, die sehr gute Biere machen – wie zum Beispiel der leider schon verstorbene Gerhard Forster und jetzt seine Frau Elfi. Sie werden aber keine Mitglieder sein können. Ein gelernter Brau- und Getränketechniker mit einigen Jahren Praxis könnte aber durchaus dazugehören. Viele von denen machen danach aber ohnehin bei Doemens oder Weihenstephan eine zusätzliche Ausbildung. Abgängerinnen und Abgänger dieser Institute wären die klassische Rekrutierung für den Bund.

BILD: HERR CREDIT

S

chon zu Zeiten der k. u. k. Monarchie gab es den „Verband der Absolventen der österreichischen Akademie für Brauindustrie“ und den „Brauund Malzmeisterverein Österreich-Ungarn“. Bei über 1.400 Brauereien im Kaiserreich machten zwei Vereinigungen durchaus Sinn. Nach dem Zusammenbruch der Doppelmonarchie wurden die beiden Organisationen zusammengeschlossen, mit dem Anschluss 1938 allerdings zerschlagen. Erst 1950, nach dem Ende der Zwangsbewirtschaftung für Lebensmittel, wurde der Bund im Salzburger Gablerbräu neu gegründet. DI Dr. Andreas Urban ist seit einigen Monaten der neunter Vorsitzende des Braumeisterbundes. Wir haben mit ihm in der Brauerei Schwechat gesprochen.

51

Wo liegen die Problemstellen? Wogegen der Brauerbund gezielt auftritt, ist die Lehrlingsausbildung an nicht ganz so qualifizierten Stellen. Hier sind wir – auch gegenüber der Wirtschaftskammer – noch nicht besonders erfolgreich. Es sollte nicht sein, dass ein auch noch so beseelter und gute Biere brauender Quereinsteiger Lehrlinge ausbilden darf. Ihm fehlt die Berechtigung, denn im Worst Case weiß der Lehrling dann mehr als der Brauherr. Ich selbst kann auch ganz gut Glühbirnen wechseln und Sicherungen austauschen – ich maße mir aber nicht an deswegen einen Elektrikerlehrling ausbilden zu können. In einigen

24.04.19 12:09


52

TEXT – MICKY KLEMSCH

ÖSTERREICHISCHER BRAUMEISTERBUND

kleinen Betrieben fehlt zum Beispiel eine Filtration oder die Flaschenabfüllung. Das sind für den Brauer ganz essenzielle Bereiche, die ein Lehrling in manchen Betrieben gar nicht kennenlernen würde, weil diese Vorgänge dort einfach nicht gemacht werden. In ganz Österreich haben wir zuletzt sechs solche Beispiele gefunden. Da sind wir auch im Gespräch mit der Wirtschaftskammer, die für eine Lehrausbildung oft nur die arbeitsrechtlichen Fakten prüft, auf der fachlichen Seite aber zu wenig überprüfen kann.

fach über zwei Semester. Wir haben zurzeit auch zwei sehr gute Leute, die zuvor bei der ÖBB die Ausbildung zum Mechatroniker absolviert und bei uns eine zweite Lehre gestartet haben. Auf die Matura kann man zum Beispiel auch eine Lehre mit verkürzter Lehrzeit von zwei Jahren aufsetzen. Für die Ausbildung zum Diplombraumeister an der Uni in Weihenstephan benötigt man zumindest sechs Monate Praktikum in einer Brauerei.

Es gibt also gute Kontakte zu den Kleinbrauereien? Gerade von unserer Seite in Schwechat gibt es da ein sehr gutes Verhältnis. An die 45 Brauer holen sich bei uns die untergärige Hefe ab. Wir verrechnen dafür nicht einmal etwas, das wäre viel zu aufwendig. Die bringen auch mal ein Bier vorbei und man spricht darüber.

Was brachte die Craft-Bier-Bewegung der Branche? Die Kreativbiere – wie wir sie gerne nennen – finde ich sehr bereichernd. Auch die größeren Brauereien brachten sie zum Nachdenken und mit Stiegl (Stiegl-Gut Wildshut), Ottakringer (Brauwerk) und der Brau Union (Hofbräu Kaltenhausen) haben diese auch kleinere Einheiten für Kreativbiere geschaffen. Aber auch andere, zum Beispiel die Brauerei Raschhofer, haben schon früh neue Produktlinien geschaffen, bevor der Begriff Craft-Bier in Österreich zum Thema wurde. Peter Kramer in Hofstetten war hier immer schon sehr aktiv. Darum haben es die kommerziellen Brauereien aufgenommen. Und alle der kleinen Brauereien und auch Kleinstbrauer tragen mit ihrem Schaffen zur Bierkultur im Bierland Österreich bei. Leider gibt es aber auch Brauer, die glauben, dass sich alleine mit kreativer Aufmachung, skurillem Etikett oder funky Namen hier abcashen lässt. Wenn dann aber Qualität und Kontinuität nicht gegeben sind, dann richten sich diese Marken selbst und sind – wie so manche – schnell wieder verschwunden.

Wo kann man sich heute seriös für die Branche ausbilden lassen? Welchen Weg kann man da einschlagen? Momentan ist das Interesse größer als das Angebot. Daher geht man mit dem Berufsbild gar nicht auf Messen oder Ausbildungsplattformen. Also ich habe an der Universität für Bodenkultur Lebensmittel- und Biotechnologie studiert, das hieß zuvor noch Lebensmittel- und Gärungstechnologie. Damals war das Fach Technologie der Brauerei noch ein Diplomprüfungs-

Wie sieht die Zukunft in diesem Bereich aus? Bei der letzten Pressekonferenz des Brauereiverbandes wurde bei einer Gesamtanzahl von 298 Brauereien im Bierland Österreich ein Marktanteil von etwa 1 % bei Kreativbieren genannt. Bei Bieren mit hoher Drinkability ist da sicher auch noch Potenzial drinnen, die sehr ausgefallenen Kreativbiere werden aber nicht viel dazugewinnen können. Aber auch dieses Segment wird ×× Bestand haben.

Ab wann darf man sich eigentlich Braumeister nennen? Braumeister ist leider ein freies Gewerbe. Wenn heute jemand zu Hause in der Badewanne Bier braut, dann darf er sich auch Braumeister seines Bieres nennen. Ob er den Titel zu Recht trägt, entscheidet die Bierqualität. Das soll aber absolut nichts gegen kleinere Brauereien oder Hobbybrauer sein. Bei unseren Treffen – es gibt auch Brauerstammtische in den Bundesländern – haben wir auch schon die Kobersdorfer oder die Golser Brauerei besucht. Der letzte Stammtisch der Niederösterreicher fand bei Brauschneider in Schiltern statt. Das bei Brauschneider eingesetzte Flexibrew-System stammt ja aus den Hirnen der Brau Union-Brauer Gilbert Moser (Puntigam) und Alfred Ramsauer (Wieselburg).

„DIE KREATIVBIERE – WIE WIR SIE GERNE NENNEN – FINDE ICH SEHR BEREICHERND. AUCH DIE GRÖSSEREN BRACHTEN SIE ZUM NACHDENKEN …“

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 52

24.04.19 12:09


1. APRIL POSTINGS

53

53

1. APRIL – AUCH BRAUER BELIEBEN ZU SCHERZEN

BILDER: PILSNER URQUELL, OTTAKRINGER, CRAFTBEER.COM, DIE BIEROTHEK, NEXT LEVEL BREWING

Den Start in den April haben auch so manche Brauer nicht ausgelassen und Fake-Meldungen im Netz lanciert. Ein paar feine Beispiele haben wir für euch zusammengestellt.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 53

24.04.19 12:09


54 BIERMOMENTE Peter Krammer (Brauerei Hofstetten) hat gemeinsam mit Brian Patton (Brauerei Me & Uwe) im Brickmakers das neue IPA Straight Outta Neubau präsentiert.

RUND UMS BIER

Karl Schwarz (Brauerei Zwettl), Landesrätin Petra Bohuslav, Braumeister Heinz Wasner, Harald Pollak (NÖ Wirtshauskultur) präsentieren die Zwettler Land-Partie.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 54

24.04.19 12:09


BIERMOMENTE

55

BILDER: KEVIN REITERER, CHRISTOPH KERSCHBAUM, MAHRINGER (CITYFOTO), BRAUEREI GEBR. MAISEL

Präsentation des neuen Stiegl-Hausbiers Ginder: (v. l.): Kreativbraumeister Markus Trinker, Biersommelier-Doppelstaatsmeister Michael Kolarik-Reingartner, Biersommelière Marlene Freudenthaler, Gin-Experte Peter Affenzeller und Biersommelier-Vizeweltmeister Felix Schiffner

links: Verkoster des Hobbybrauerwettbewerbs in Bayreuth; rechts: Heiko Müller (Mitte) gewinnt die Hobbybrauermeisterschaft bei Maisels.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 55

24.04.19 12:09


56 BIERMOMENTE

Dieses Bild und rechte Seite: Hochstimmung am Hochkönig – das Craftbier Festival der Alpen versammelte Ende März zahlreiche handwerkliche Brauer in den Hütten und an den Pisten der Salzburger Skiregion.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 56

BILDER: CHRISTIAN LENDL, EDITH DANZER

(v. l.) Bürgermeister Michael Ludwig, Bundesministerin Margarete Schramböck, Paul Blaguss und Stadtrat Peter Hanke, stoßen auf die Eröffnung des Donaubräu an.

24.04.19 12:09


MIT DER ORF RADIOKULTURHAUS-KARTE

MINUS 50%

AUF ALLE VERANSTALTUNGEN!

© filous

( ausgenommen Miet- und Sonderveranstaltungen )

ORF. WIE WIR.

ORF. WIE WIR.

INFOS UND BESTELLUNG:

radiokulturhaus.ORF.at/karte ORF. WIE WIR.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 57

24.04.19 12:09


58

TEXT – MICKY KLEMSCH

BIERGUIDE 2019

DER BIERPAPST KRÖNT DIE BESTEN BIERADRESSEN FÜR 2019

Restaurant Jati, Sölden

H

euer jährt sich das Erscheinen von Österreichs Standardwerk für Bierliebhaber zum 20. Mal. Wieder hat Bierpapst Conrad Seidl österreichweit Brauereien, Gasthäuser und Bierpubs besucht und deren Auswahl und Bierkompetenz bewertet. Unter den besten Adressen des Jahres 2019 finden sich viele neue Namen. Der Bierguide wurde Ende April bei einem bierigen Fest im Wiener Schweizerhaus präsentiert. ××

Sudhaus, Graz

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 58

24.04.19 12:09


BIERGUIDE 2019

59

DIE BESTEN BIERLOKALE DES JAHRES 2019 Bierapotheke Murau

BILDER: JATI, ANTON PAAR, BRAUEREI MURAU, MICKY KLEMSCH

Bierwelt Tirol

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 59

Donaubräu, Wien

BURGENLAND Hopfen & Soehne Eisenstadt ———————————————————————————————— KÄRNTEN Hotel Prägant Bad Kleinkirchheim ———————————————————————————————— NIEDERÖSTERREICH Denkenhof Kilb ———————————————————————————————— OBERÖSTERREICH Fruhstorfer Vöcklabruck ———————————————————————————————— SALZBURG Markterwirt Altenmarkt ———————————————————————————————— STEIERMARK Bierapotheke Murau ———————————————————————————————— TIROL Jati Sölden ———————————————————————————————— VORARLBERG Löwen in Tisis Feldkirch ———————————————————————————————— WIEN Bierraum 17., Wien ———————————————————————————————— BIERGESCHÄFT Bierwelt Tirol Innsbruck ———————————————————————————————— MIKROBRAUEREI DES JAHRES Sudhaus Anton Paar Graz ———————————————————————————————— BIERGARTEN Donaubräu 22., Wien

Jedes Lokal, jede Brauerei und jeder Shop kann nur einmal die Auszeichnung in der Bestenliste erhalten. Eine Übersicht über alle bewerteten Betriebe gibt es auf bier-guide.net, wo man die aktuelle Ausgabe auch um € 14,90 bestellen kann. ××

24.04.19 12:09


60 HOMEBREWING

DER MAIBOCK DER PAULS E

DAS ERSTE SELBSTGEMACHTE BIER – EIN BERNSTEINFARBENES ALE – WAR NACH EIGENER AUSSAGE NATÜRLICH DAS BESTE BIER DER WELT.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 60

BILDER: SONJA UND MARTIN PAUL

s ist schon sehr lange her, dass in Stockerau zuletzt kommerziell gebraut wurde. Seit Herbst 2016 brauen die Pauls, wie sich Sonja und Martin Paul auch selbst nennen, dort nun als Hobbybrauer. Die beiden, im Brotjob in der IT tätig, hatten schon immer einen Drang, möglichst viel selbst herzustellen. Dabei ist ihnen auch Folgendes aufgefallen: „90 % der Hobbybrauer kommen aus der IT oder aus der Werbebranche.“ Man findet kaum Handwerker oder körperlich tätige Menschen. Das Brauen ist auch ein super Ausgleich zum Bürojob.“ Und mit dem DIY-Drang machten sie auch beim Bier nicht halt, das für sie immer eine große Leidenschaft war. Bei einer Brauereiführung im Rahmen der Ottakringer Braukulturwochen wurden sie angefixt. Hier haben sie gesehen, dass Bierbrauen gar nicht so kompliziert ist. Und im kleinen Maßstab versuchten sie es

24.04.19 12:10


über 298 Österreich verfügt en, davon ätt ust Bra heimische ereien. rau sind 126 Hausb

In Österrei

t es über 1.000 verschchiegib de

ne Biere – Sortenreichtum und Geschmac ksvielfalt sind ein zigartig!

2018 b aus

Auf rund 32.000 e Einwohner kommt ein Brauerei – damit besintzt hste Österreich eine der höc it! Brauereidichten weltwe

etrug

der G

9,8 Mi stoß an Bier r esamtu llione n Hek nd Das 1,96 M sind umgerec toliter. hnet i (0,5 Lit lliarden Krüge er)! rl

lingsgetränk

Bier ist das Lieb . en und Österreicher der Österreicherinn d n hierzulande run rde we h tlic nit r) Durchsch alkoholfreiem Bie kl. (in er Bi r 106 Lite ossen. gen son Per pro r im Jah

Basierend auf dem historisch en Brausilvester ist der 30.09. de r offizi

elle Tag des österreichisch en Bieres.

te este Biersor Die beliebt rinnen he ic re er st der Ö s icher ist da und Österre

I♥BIER

ärzenbier. Lager- / M

Österreichs Brauer lassen die Kasse klingeln. Bier spülte 2018 rund

700 Millionen € in die heimische Staatskasse.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 61

Österreich, genauer der Verband der Brauereien, entwickelte als erstes Land ein

zertifiziertes dreistufi ge Ausbildungsprogram s m für Biersommeliers.

Trumpf ! Rohstoffe sind Heimische nn 0 To en rund 160.00 2018 wurden 0 Tonnen 45 nd ru wie Braugerste sos der österreichischen Hopfen au aft verarbeitet. Landwirtsch

24.04.19 12:10


62 HOMEBREWING

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 62

MAIBOCK „HORNY“ Rezept für 20 Liter, Flaschengärung

Zutaten 2,4 kg 3,2 kg 0,3 kg 0,1 kg 6,0 kg

27 g 16 g 2 × 11 g

Pilsner Malz Wiener Malz Cara Pils Cara Hell Gesamt Saazer, 3,2 % Magnum, 13 % Lallemand Diamond Lager

Wasser

Hauptguss: Nachguss:

Maischen

Einmaischen: Eiweißrast: Maltoserast:

Dekoktion

20 Liter nach Bedarf

57 °C 55 °C (10 Min.) 62 °C (30 Min.)

1/3 Dickmaische (ca. 8 Liter) entnehmen, in einem Kochtopf auf 72 °C erhitzen und 10 Min. rasten. Zum Kochen bringen und 10 Min. kochen. Die Dickmaische wieder in den Einkocher geben, die Gesamtmaische hat dann 72 °C. Verzuckerungsrast: 72 °C (30 Min.) Abmaischen: 78 °C

BILDER: SONJA UND MARTIN PAUL

dann zu Hause selbst. Beim Brauen teilen sie sich die Arbeit auf, ein Spezialgebiet gibt es aber für Martin: Er ist der Wasseraufbereiter. Mit Umkehrosmose wird das Stockerauer Wasser dem jeweiligen Bierstil angepasst. Bei dem Thema kniet er sich richtig rein. Anfänglich starteten die Pauls mit einem 25-Liter-Einkocher. Das erste selbstgemachte Bier – ein bernsteinfarbenes Ale – war nach eigener Aussage natürlich das beste Bier der Welt. Mit der Zeit – immehin ist der aktuelle Maibock der insgesamt 45. Sud der beiden – stiegen die Ansprüche, und mit dem Weihnachtsfest 2018 erfüllten sie sich den nächsten Traum: ein eigener Speidel Braumeister. Die Pauls besuchen regelmäßig die Hobbybrauerstammtische der Bier IG. Hier wird auch über Rezepte fachgesimpelt. Hinsichtlich der Bierstile orientierten sich die beiden vorrangig an den Kategorien, in denen bei der Austrian Beer Challenge bewertet wird. Im vergangenen Herbst konnten sie bei der Staatsmeisterschaft für ihr Black IPA auch das Qualitätssiegel der Bier IG erringen. Die Rohstoffe beziehen sie online über Mash Camp, so sind die bestellten Rohstoffe schon am nächsten Tag da. Sonja und Martin sind auch ausgesprochene Starkbierfreunde. Statt eines Deserts gönnen sie sich nach einem guten Essen gerne mal gemeinsam ein Starkbier. Dies merkt man auch an ihrer Auswahl an selbstgebrauten Bieren. Im Keller soll noch ein Imperial Stout für besondere Anlässe liegen. Und natürlich präsentieren sie im BIER MAGAZIN auch eines dieser besonderen Biere, ein Maibock mit 17 °P und etwa 7,1 % Alkohol. Diesen besonderen Bock brauten sie mit Dekoktion, was dem Bier seinen kernigen, malzigen Geschmack gibt. ××

24.04.19 12:10


hr Rund um die Urs.at www.BeerLoveop Online Sh

Österreichs Grösster Craftbeer Store

Würzekochen

70 Minuten 1. Hopfengabe: 16 g Saazer zur Vorderwürze 2. Hopfengabe: 16 g Magnum 10 Min. nach Kochbeginn 3. Hopfengabe: 11 g Saazer bei 80 °C in den Whirlpool

Über 1.500 kreative Biere Mehr als 100 Brauereien Begehbarer Kühlschrank Homebrewing-Equipment Bierverkostungen Business Incentives Brautage

Gärung/Lagerung

Stammwürze: 17 °P Farbe: EBC 16 Hopfenbittere: 28 IBU Gärtemperatur: Anstellen bei 10 °C. Über 24 Stunden auf 12 °C kommen lassen. Nach 2/3 der Hauptgärung die Gärtemperatur pro Tag um 1 °C bis auf 16 °C erhöhen (Diacetylrast). Nach Abschluss der Hauptgärung auf 2 °C abkühlen (Cold Crash). Gärdauer: ca. 2 Wochen Abfüllen/Karbonisierung: 4,7 g/l mit Zucker in Flaschen, ergibt ca. 7 % Alkohol Nachgärung: bei 20 °C bis Zieldruck 1,9 bar Kaltreifung: mindestens 2 Monate

Gumpendorfer Straße 35, 1060 Vienna MO-FR 11 - 20 Uhr, SA 10 - 17 Uhr +43 (0) 1/58 10 513, office@BeerLovers.at BeerLoversVienna

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 63

@BeerLoversAT

@beerloversvienna

24.04.19 12:10


64 OTTAKRINGER BRAUKULTURWOCHEN

TEXT – MICKY KLEMSCH

SOMMER DER BRAUKULTUR M

an möchte gar nicht glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Schon seit 2013 pilgern Bierfans in den Sommermonaten nach Ottakring; sogar bei Regen tummeln sich die leidenschaftlichsten unter ihnen unter den Vordächern und unter den großen Schirmen, die am Vorplatz der Traditionsbrauerei aufgestellt sind. Nicht nur das gesamte Sortiment der Hausherren lässt sich an diversen Bier- und Speisestationen verkosten, auch hat man seit den Anfangsjahren immer Gastbrauereien eingeladen, die der Vielfalt der Bierauswahl zuträglich sind und auch konsequent markentreue Biergenießer einmal über den Tellerrand blicken lassen. Unter den Gastbrauereien befanden sich stets die kreativen Highlights aus dem Bierland Österreich, zu-

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 64

BILDER: OTTAKRINGER, MICKY KLEMSCH

Die Bierkultur macht in Wien keine Sommerpause. Ganz im Gegenteil. Gerade da haben Bierfreunde im Rahmen der Ottakringer Braukulturwochen die Gelegenheit aus einer Vielzahl von Bieren zu wählen.

24.04.19 12:10


OTTAKRINGER BRAUKULTURWOCHEN

65

meist kleine Start-ups und mittelständische Familienbrauereien, deren Biere man in Wien zuvor nicht so leicht bekommen konnte. Und die aufmerksamen Besucher konnten am Gelände auch die Entwicklung eines der großen Lagertanks verfolgen. Dieser wurde mit der Zeit zum Brauwerk umgebaut. Die Craft-Brauerei und Marke der Hausherren ist seit 2015 auch am Open-Air-Fest vertreten.

Buntes Rahmenprogramm Auch das Rahmenprogramm wird heuer von 27. Juni bis 28. August wieder viele Gäste in die Brauerei locken. Die Mischung aus jungen, aufstrebenden Künstlern und bekannten Live-Acts, dem mittlerweile legendären Bierkistlsingen, kostenlosen Brauereiführungen und Specials wie Bier-Yoga machen die Ottakringer Braukulturwochen zu einem Hotspot des sommerlichen Wiener Lebens. Wie gewohnt werden jeden Donnerstag ausgesuchte Ottakringer Bierspezialitäten von den Braumeistern angestochen und können direkt aus dem Holzfass verkostet werden. Vom Klassiker Ottakringer Helles unfiltriert und frisch aus dem Tank über den Ottakringer Bock, der bis Herbst weiter in den Lagerkellern der Brauerei reifen wird, bis hin zu saisonalen Specials des Ottakringer Brauwerks.

Matthias Gruber und Enzo Frauenschuh (Frau Gruber/Augsburg) feiern Ö-Premiere.

Family Business: Die Brauerei Sakiskiu Alus aus Vilnius bringt Craft-Bier aus Litauen.

Internationale Gastbrauer Die Gastbrauereien kommen dieses Jahr aus Österreich, Deutschland, England, Litauen und Israel. Gemeinsam mit dem Ottakringer Brauwerk gibt es dafür auch heuer wieder mit der „Craft-Bier-Area“ einen eigenen Bereich. Begrüßt und vorgestellt werden die Gastbrauereien wie gewohnt am Donnerstag und am Montag um 18.00 Uhr. Außerdem gibt es jeden Montag ab 18.30 Uhr das wöchentliche Brauwerk-Special zu genießen. ×× Mehr Infos zu den Gästen, den Bieren, zu Kulinarik und Programm gibt es zeitnah auf ottakringer.at.

Auch die Xaver Brauerei, Nachbar aus Ottakring, ist diesen Sommer wieder mit dabei.

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 65

24.04.19 12:10


66 BIERTERMINE

INTERESSANTE BIERTERMINE 2019 10. – 12. Mai 2019 Mikkeller Beer Celebration

D E N — Kopenhagen, Øksnehallen mikkeller.dk

17. – 18. Mai 2019 Alpe Adria Craft Beer & Cider Festival

AU T — Klagenfurt, Hafenstadt brewersforum.eu

20. – 26. Mai 2019 Budapest Beer Week HUN — Budapest

22. – 26. Mai 2019 10. Wiener Bierfest

AUT — Wien, Am Hof

B E L — Antwerpen brewersforum.eu

8. Juni 2019 Sommerfest 100 Blumen Brauerei

30. September 2019 Tag des österreichischen Bieres AUT — diverse Locations

18. – 19. Oktober 2019 Beertasting Event

AUT — Wien, Atzgersdorf 100blumen.at

AUT — Salzburg, Panzerhalle beertasting.shop

26. – 27. Juli 2019 Craft Bier Fest @ Festival2 Berlin

22. – 23. November 2019 Craft Bier Fest Wien

DE — Berlin, RAW-Gelände berlinbeerweek.com

DoeBm Kern 02 LEKT.indd 66

AUT — Wien, Marxhalle craftbierfest.at

BILD: CHRISTOPH ADAMEK

3. – 4. Juni 2019 The Brewers of Europe Forum

24.04.19 12:10


eco fashion

sustainable design

organic food

2 1 . ––– 2 3 . J U N I E H E M A L I G E S S O P H I E N S P I TA L BIORAMA Fair Fair im Stadtrefugium! Komm in den 7. Bezirk und genieße Bio-Streetfood und -Drinks, Eco Fashion, Design und Sustainable Goods im Sophienspital. Zwischen Kaiserstraße und Neubau-Gürtel. FAIRFAIR. AT #FAIRFAIR 19

Umschlag für Issue.indd BIOR FairFair Biermagazin 190x250.indd 1

08.05.19 16:46 10:45 23.04.19


Was machen zwei bayrische Braumeister in einer österreichischen Brauerei?

RICHTIG

GUTES

BIER.

egger-bier.at

Umschlag für Issue.indd 4 Egger_2BM_Biermagazin_190x250abf.indd 1

08.05.19 17.04.19 10:45 11:43


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.