DER BIEBRICHER, Ausgabe 293, April 2016

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Tag der offenen Tür des Schützenvereins Biebrich

Wer neu einsteigen will, kann beim Schützenverein auch Leihwaffen erhalten, und auch diese werden in speziellen Schränken aufbewahrt, „zu denen bei uns nur drei Leute einen Schlüssel haben“, so Pfnorr. Der traditionsreiche Schützenverein, der um die 135 Mitglieder zählt, hat seine Räumlichkeiten zum großen Teil unter die Erde verlegt. Das Grundstück gehört dem Verein, berichtet Pfnorr. „Wir standen, als das Wohngebiet Gräselberg gebaut wurde, vor der Entscheidung, entweder hier weg oder unter die Erde

Schützenvorsitzender Hartmut Pfnorr präsentiert den unterirdisch gelegenen Kleinkaliber-Schießstand.

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zu gehen. Da haben wir uns für den Schießstand im Keller entschieden.“ Unten wird mit Kleinkaliberwaffen geschossen, auf die 50- oder auf die

es mir zeigt: Leicht gedreht, die linke Hand am Körper – und dann muss noch berücksichtigt werden, dass ich ein „Exot“ bin: Rechtshänderin, ART

Dass das nicht passiert – heute nicht und auch an keinem anderen Tag – dafür stehen die Schützen ein, denn Sportschießen „hat nun wirklich nichts mit Herumballern zu tun“, sagt Vorstandsvorsitzender Hartmut Pfnorr. Sicherheit im Umgang mit den Waffen ist hier das oberste Gebot. Noch immer sehen sich Schützenvereine mit dem einen oder anderen Vorurteil gegenüber ihrem Sport konfrontiert. „Aber man darf die Waffen nicht einmal offen über die Straße tragen“, informiert Pfnorr: Sie müssen in einem verschlossenen Koffer vom Auto in den Schießstand getragen werden und erst dort werden sie herausgenommen.

ART

Verflixt noch mal, ständig vergesse ich das Wichtigste: Die kleine Klappe an der Luftpistole nach jedem Schuss aufzuklappen, als Zeichen, dass sie leer ist und nicht schussbereit. „Das ist das Allererste, was wir unseren Neulingen beibringen“, sagt Alexander Gangluff. Der Spitzensportler ist beim Tag der offenen Tür des Schützenvereins Biebrich 1864, wo er als sportlicher Leiter fungiert, natürlich dabei – so hat jeder die Chance, einmal von einem echten WMTeilnehmer in die Geheimnisse des Schießsports eingeweiht zu werden. Die Sache mit der Luftpistole habe sich ihm auch schon als Junge eingeprägt, berichtet Gangluff: „Als ich das mal vergessen hatte, musste ich zur Strafe 30 Liegestütze machen.“ Die erspart er mir dann doch, obwohl sich bei meinen Schießversuchen auf dem Schießstand in der ErichOllenhauer-Straße dann einige Dutzend Übungen angesammelt hätten: Denn man denkt einfach nicht gleich daran, die kleine Klappe aufzumachen. Die Luftpistole wirkt auch eher wie ein Spielzeug mit ihrer roten Farbe und ihrem leisen Knall, der eher ein Klacken ist, aber natürlich ist sie eine Waffe, mit der man durchaus auch Unheil anrichten könnte.

Alexander Gangluff demonstriert beim Tag der offenen Tür des Schützenvereins Biebrich den richtigen Umgang mit der Luftpistole.

25-Meter-Distanz: Ein riesiger Kellerraum, den man hier nicht vermutet. Das ist für Anfänger ungeeignet, und deswegen dürfen diese oben über zehn Meter mit Luftgewehr oder Luftpistole schießen. Mitglieder des Vereins erklären geduldig, wie man mit den Waffen umgeht. Ab 55 Jahren darf man diese sogar auflegen. Ich bin da noch drei Jahre drunter, doch ich nutze die Möglichkeit zum Ablegen der Pistole auf dem kleinen Stützrohr sehr gerne: Kimme und Korn wackeln doch ganz schön vor der zehn Meter entfernten Scheibe, nicht auszudenken, wenn ich die Pistole am langen Arm frei halten müsste. Alexander Gangluff erklärt sehr ausführlich die spezielle Atemtechnik, die er im Wettkampf benutzt. Das müsse ich jetzt aber nicht machen, sagt er. „Nur einfach mal das Gefühl für die Waffe bekommen.“ Der Abzug reagiert sehr prompt, hat nur einen ganz kleinen Weg. Ich stelle mich genau so hin, wie Gangluff

aber mit einem dominanten linken Auge, denn automatisch kneife ich das rechte beim Zielen zu. Die kleine quadratische Scheibe treffe ich aber dann doch auf Anhieb, sogar ziemlich in die Mitte. Wohl ein Zufallstreffer, denn die nächsten beiden Schüsse gehen relativ weit daneben. Man muss sich doch sehr konzentrieren und gleichzeitig aber auch entspannen. Vor allem am jugendlichen Nachwuchs fehlt es momentan, so Pfnorr. „Da sind wir aber nicht der einzige Verein mit diesem Problem“ – zu viel Konkurrenz, zu viel schulische Belastung lassen Sport- wie Musik- und andere Vereine um Nachwuchs langsam wirklich bangen. Hier ist auch eher die ältere Generation zum Tag der offenen Tür erschienen: Eine ältere Dame mit Rollator legt neben mir gerade das Luftgewehr an. Und hat dabei eine Menge Spaß, wie man deutlich sieht. (art)

Internet

www.schuetzenverein-biebrich.de


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