KUNST & KULTUR
Die Burg St. Petersberg bei Silz im Oberinntal beherbergte im 13. Jahrhundert des Staatsschatz Graf Meinhards II. von Tirol. Sie war Start- und Zielpunkt zahlreicher Geldtransporte, die gemünztes Silber in ovalen Fässern transportierten. Foto: Ailura/wikimedia.
Die Burg als Tresor
D
er Begriff „Burg“ hängt im Mittelalter mit dem Wort „bergen“ im Sinne von „verbergen“ oder „schützen“ zusammen. Entsprechend meint die Endung „-berg“ (im Mittelhochdeutschen „-berc“) in den Burgnamen wie Straßberg, Trostberg oder Dornsberg nicht eine Erhebung sondern eben ein schützendes Gebäude. In Zeiten fehlender staatlicher Ordnung waren vermögende Personen im Besonderen darauf angewiesen ihr Gut sicher zu bergen und errichteten sich dazu in vielen Fällen eben eine Burg. In dieser konnte das Kostbarste in Sicherheit gebracht werden: das Archiv mit den Urkunden, welche die Besitztitel beweisen konnten, die Erträge in Geld und Naturalien aus den verschiedenen Einkünften und schließlich die eigene Familie und Nachkommen, an welche der Besitz weiter vererbt werden konnte. Burgen waren also Tresor und Lebensversicherung, Bankkonto und Schatzkammer in einem. Die festen Mauern, starken Tore, die Türme und Zinnen hatten den Zweck Feindliches von dem eigenen Gut fernzuhalten. Man fürchtete aber auch andere Katastrophen: feuersichere Gewölbe sollten Papier und Pergament sichern und da Tierhaut und das Bienenwachs der Siegel den Mäusen und Ratten mundete, wurden sie in eisenbeschlagenen Truhen verwahrt.
BURG UND STEUERN 14
Die Burg spielte aber auch eine Rolle in der
Verwaltung des Landes und insbesondere beim Einheben und Verwahren der Steuern, Zollgelder und Mautbeträge. Die Grundzinse – teils in Naturalien, seit dem 13. Jahrhundert aber auch schon zunehmend in gemünztem Geld – mussten von den Bauern auf die Burgen der Herrschaft geliefert werden. Was man an Tieren und Getreide, an Eiern und Käse nicht auf der Burg verbrauchte, wurde auf dem nächstgelegenen Markt versilbert. Die meist unscheinbar kleinen Münzen wurden in Fässern aufbewahrt, die im Schatzgewölbe der Burg lagerten. Diese Fässer hatten meist keinen runden, sondern einen elliptischen Querschnitt und waren daher geeignet auf die Lastensättel von Saumpferden, Maultieren und Eseln gebunden zu werden. Die alltäglichen Ausgaben bestritt auch der Adelige mit abgezählten Münzen. Bei größeren Beträgen wurde allerdings gewogen: Pfund und Mark waren gängige Zähleinheiten, aber keine Münzen, sondern eine bestimmte Gewichtsmenge an Silbermünzen.
DIE „LANDESKASSE“ IN ST. PETERSBERG Die Hauptkasse des Tiroler Landesfürsten Graf Meinhard II. (1258-1295) befand sich im Inntal auf der Burg St. Petersberg. Dort lagerten offenbar zwei „Kisten“, eine cista maior und eine entsprechend kleinere, die minor genannt wurde. Zahlreiche schriftliche
Belege vermerkten seit 1293 Einlagen und Behebungen in St. Petersberg. Dabei achtete man sorgsam darauf, dass man bei den Ausgaben zuerst die ältere Münztype der Adlergroschen ausgab und die neueren Meinhardzwanziger eher auf die hohe Kante legte. Für die Einnahmen und Ausgaben war der Kämmerer zuständig. Zu Meinhards Zeiten war dies ein Mann namens Ortolf. Doch auch er konnte sich nicht allein Zutritt zum Schatz im Bergfried von St. Petersberg verschaffen, denn dazu benötigte man zwei Schlüssel. Den Zweiten verwahrte – als besondere Vertrauensperson – der Abt des von Meinhard II. gegründeten Klosters Stams.
DAS VORDEPOT IN STEIN Die Wege nach St. Petersberg waren weit und im Mittelalter mühsam und gefährlich. Deshalb verwundert es nicht, wenn die es für die Geldtransporte sichere Zwischenlager gab. Zu diesen gehörte die Burg Stein am Ritten, die sich seit 1267/68 in Besitz Meinhards II. befand und die Funktion eines sicheren „Vordepots“ für die Münzen hatte. Von hier machten sich die streng bewachten Geldtransporte nach St. Petersberg, oder – in umgekehrter Richtung – nach Schloss Tirol auf. In Schloss Tirol lagerte nach 1286 das Silbergeld neben anderen wertvollen Dingen im sogenannten Tempel, in der Krypta der Burgkapelle und im daran angrenzenden untersten