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KLIMASCHUTZ UND SPAß DABEI
Die radioeins-Rubrik »Thursday for Future« stellt Lösungsansätze vor
Von Julia Vismann
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Während wir weltweit gegen das Corona-Virus kämpfen, schwebt über allem eine andere große Krise: Der Klimawandel. Schon die Pandemie hat unsere Welt, wie wir sie kannten, aus den Angeln gehoben, wirtschaftlich, politisch und sozial. Was können wir daraus für den Umgang mit dem Klimawandel lernen? Auf radioeins thematisieren wir immer wieder den Klimaschutz und stellen in der Rubrik »Thursday for Future« Lösungsansätze vor.
»Wir haben das Eis schmelzen sehen«, sagt Markus Rex, der Leiter der größten Arktis-Expedition aller Zeiten vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Ein Jahr lang ist der Eisbrecher festgefroren an einer Eisscholle durch das Nordpolarmeer gedriftet. Eindrucksvoll schildert der Professor für Atmosphärenphysik im Interview auf radioeins, wie es sich anfühlt, in einer lebensfeindlichen Umgebung bei minus 40 Grad in der dunklen Polarnacht Messungen auf der Eisscholle zu machen und dabei Eisbären zu begegnen. »Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann wäre die Arktis im Sommer bald eisfrei, mit unabsehbaren Folgen für unser Klima und Wetter hier«, warnt der Klimaforscher.
Durch seine emotionale Schilderung vom nördlichen Ende der Welt wird klar: Wir müssen handeln! Maja Göpel, Direktorin des Thinktank »The New Institute« sagt, gegen den Klimawandel sei die Corona-Krise »Pillepalle«.
Im »wach & wichtig«-Podcast von radioeins fordert sie das 1,5 Grad Ziel zur Priorität zu machen! Das sei nicht einfach, aber aus ökonomisch-technischer Perspektive machbar und sinnvoll. »Das ist das Geschenk unseres Planeten, dass die Erde einen Großteil der Ressourcen wieder regeneriert. Das Einzige, was wir hinbekommen müssen ist, nicht zu stark zu intervenieren und das zu stören,« sagt die Ökonomin.
Die Klimakrise ist auch eine Biodiversitätskrise. Was übermäßiger Ressourcenverbrauch und intensive Landnutzung anrichten kann, sehen wir gerade an der Pandemie. Wir nehmen Wildtieren den Lebensraum, Mensch und Tier rücken näher zusammen und dadurch kann die Übertragung von Infektionskrankheiten befördert werden.
Die Erde hat Fieber, aber dagegen gibt es keine Impfung! Während wir bereit sind, gegen die Covid-19-Pandemie drastische Maßnahmen wie einen Lockdown in Kauf zu nehmen, fällt es uns schwer, konsequent den Klimaschutz durchzusetzen und CO2-neutral zu werden.
»Gesunde Menschen können nur auf einem gesunden Planeten existieren«, sagt Sabine Gabrysch, die erste Professoring für Klimawandel und Gesundheit von der Berliner Charité. Planetary Health nennt sich diese neue Forschungsrichtung, die versucht, Menschen klar zu machen, dass der Klimawandel für viele existenzbedrohend ist.
Die Kölner Medienpsychologin Maren Urner beantwortet auf radioeins die Frage, warum es so schwierig ist, das Verhalten zu ändern, auch wenn wir uns der Gefahren bewusst sind. »Wir müssen uns fragen, was brauchen wir wirklich, um glücklich zu sein?« Nur so kämen wir aus dieser erlernten Hilflosigkeit raus und würden wieder zu handlungsfähigen Wesen, meint Maren Urner.
Dazu gehört aber auch Musik, Tanzen und Feiern. Klimaschutz bedeutet nicht gleich Verzicht, beruhigt uns Konstanze Meyer vom BUND Berlin. Sie hat das Clubtopia Projekt mitgegründet, in dem Clubbetreiber beraten werden, wie Feiern künftig klimafreundlich ablaufen kann. »Wir wollen mit dem Projekt Clubtopia, den Leuten den Exzess nicht verbieten. Wenn wir dem Klimawandel etwas entgegensetzen wollen, dann müssen wir alle gemeinsam anpacken. Das macht auch vor dem Nachtleben nicht halt. Wenn man nach Hause kommt nach einer schönen Party und ein bisschen an das Morgen danach gedacht hat, funktioniert das besser.«
Wir müssen gemeinsam handeln. Wie Ideen im Kleinen ganz groß werden können, dabei hilft der »Klimakoffer« des gemeinnützigen Vereins »Friends4Future«. Mit ihrem Gesellschaftsspiel, das wie ein Kreativ-Workshop aufgebaut ist, sollen Freund*innen und Arbeitskollege*innen ermutigt werden sich auszutauschen und angesichts bedrohlicher Meldungen nicht zu resignieren, sagt Erfinderin Annekaryn Ranné: »Jeden Tag eine kleine Sache anders zu machen, das Fahrrad zu nehmen statt des Autos und diese kleinen Dinge auch zu feiern und sich auch stark darin zu fühlen und dann mache ich den nächsten Schritt.«
Kein Fleisch mehr essen und die Büro- Kantine von einem vegetarischen Tag in der Woche überzeugen, einen Reparatur- Kreis in der Nachbarschaft gründen, damit kaputte Hosen, Toaster oder Wasserkocher nicht auf dem Müll landen, sondern repariert werden. Die Liste der Ideen, was jeder Einzelne machen kann, ist lang.

Julia Vismann stellt auf radioeins in ihrer Rubrik »Thursday for Future« nachhaltige Zukunftsideen vor. Zum Beispiel verpackungslos einkaufen, Upcycling Mode oder Ideen gegen Lebensmittelverschwendung. Sie ist Host des rbb Wissenschaftspodcasts »Talking Science_Wenn Wissenschaft auf Gesellschaft trifft«.
https://www.radioeins.de/programm/sendungen/mofr1013/thursday_for_future/
https://www.rbb-online.de/talkingscience/podcast/talking-science-podcast.html