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Gerade jetzt: Flagge zeigen für die Stiftungen

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Auf ein Wort

Auf ein Wort

Die 12. Berliner Stiftungswoche findet online statt n Von Stefan Engelniederhammer

Am 13.4.2021 startet die 12. Berliner

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Stiftungswoche mit wieder insgesamt elf Apriltagen im Zeichen der Stiftungen – so weit, so gut. Und dennoch ist diese Stiftungswoche nicht mit den Vorgängerjahren vergleichbar. Üblicherweise reihen sich in dem 2010 erstmals aufgesetzten Kooperationsformat über 150 Veranstaltungen und Ausstellungen dicht an dicht aneinander – ein gut gefülltes Programmheft liegt bereits einige Wochen vor dem Auftakt an öffentlichen Orten wie Bibliotheken, Volkshochschulen, Theatern und Restaurants aus. Aber 2021 sind Theater und Restaurants bekanntlich pandemiebedingt geschlossen oder kaum nutzbar, andere öffentliche Orte sind nur eingeschränkt erreichbar. Programmhefte auszulegen und Zeitungen zu verteilen, ist in Zeiten von Corona weder möglich noch sinnvoll, von Veranstaltungen mit Publikum ganz zu schweigen. Aus diesem Grund hat die Berliner Stiftungsrunde (als Trägerin der Stiftungswoche) frühzeitig beschlossen, die diesjährige Ausgabe konsequent digital stattfinden zu lassen. Alles online – das ist also die Devise für den April 2021, mit einem Schwerpunktthema und mit einer klaren Haltung.

Kurzer Rückblick: Erfahrungen 2020

Bereits vor einem Jahr, im Frühjahr 2020, wurden die Vorbereitungen zur damals 11. Berliner Stiftungswoche von der nahenden Pandemie überschattet. Exakt vier Wochen vor dem geplanten Auftakt hatte dann die Bundesregierung den ersten Lockdown verkündet. Somit blieben 2020 nur wenige Tage, um die durchgetaktete Stiftungswoche so gut wie möglich in digitale Ersatzformate zu überführen oder geplante Veranstaltungen zu verschieben. So wurden ad hoc Diskussionsrunden als Zoom-Meetings organisiert und Vorträge auf Facebook oder YouTube gestreamt. Einige der verschobenen Events konnten auch wirklich im Sommer und im frühen Herbst 2020 nachgeholt wurden, als die gesunkenen Fallzahlen sogar kleinere Veranstaltungen mit Publikum und entsprechenden Hygienekonzepten zugelassen hatten. Ironischerweise lautete das Schwerpunktthema der Stiftungswoche im Vorjahr »Glück heute?«. Nach mehr als einem Jahr Pandemie haben wohl alle Beteiligten ein stärkeres Gespür dafür entwickelt, was Glück heute bedeuten kann.

Lessons learned – konsequent digital

Als Konsequenz aus den Erfahrungen des Vorjahres hat das Organisationsteam der Stiftungswoche sämtliche Vorbereitungen zur Ausgabe 2021 erneut an der Entwicklung der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Auswirkungen auf das öffentliche Leben ausgerichtet. Bereits ab dem Herbst 2020, als sich die zweite Welle angedeutet hat und dann leider auch massiv eingetreten ist, wurden sämtliche Planungen in Richtung digitaler Formate geführt.

Die Berliner Stiftungen wurden entsprechend frühzeitig über die Medien der Stiftungswoche informiert. In jedem Newsletter und in jeder Rundmail wurde darauf hingewiesen, dass die Stiftungswoche 2021 als Plattform für ihre digitalen Veranstaltungen fungieren wird. Damit verbunden war von Anfang an auch das Angebot zur individuellen Beratung. Dies ist auch ein Lerneffekt aus den Vorjahreserfahrungen. Wie für nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche haben auch viele Stiftungen durch die Pandemie in der Digitalisierung ihrer Arbeit einen Sprung nach vorne machen müssen. Im März 2020 waren Begriffe wie Zoom, Teams oder Jitsi für viele noch neu. Auch das Teilen von Bildschirmen oder das Nutzen von Chatfunktionen war oftmals ebenso ungewohnt wie die Möglichkeit, eine Veranstaltung bei Vimeo live zu streamen oder eine Online-Pressekonferenz durchzuführen.

Neue Formen der Gremienarbeit und neue Medien

Das hat sich gewaltig verändert: Der Umgang mit Ringleuchte und Headset gehört mittlerweile zum Alltag. Dies gilt übrigens

Die Bereitschaft, sich auf neue technische Wege der Kommunikation einzulassen, hat nach unseren Erfahrungen kaum etwas mit dem Alter zu tun, auch wenn das oft kolportiert wird. «

auch in der Gremienarbeit der Berliner Stiftungswoche, die ebenfalls zu 100 Prozent ins Digitale verlagert werden musste und mittels Videokonferenzen sehr gut funktioniert.

Auch neue, digitale Medien sind entstanden, alternative Kommunikationswege wurden gefunden. So gibt es inzwischen auch einen eigenen Podcast für die Stiftungswoche. Unter dem Titel »Anstiften« wird in den einzelnen Ausgaben zu verschiedenen Dingen angestiftet, wie etwa zu einer unverkrampften und angstfreien Nutzung digitaler Medien in Ausgabe 1 der Podcast-Reihe.

Ebenfalls neu ist das elektronische Medium, das im Jahr 2021 sowohl das gedruckte Programmheft als auch die Zeitung der Stiftungswoche, das ExtraBlatt, ersetzen soll. Mit einem E-Magazin schlägt die Stiftungswoche auch hier ein neues Kapitel auf. Damit sollen die Programminhalte der 12. Stiftungswoche mit redaktionellen Inhalten über die Stiftungsarbeit verbunden werden. Anders als der bereits bekannte Online-Kalender ist das E-Magazin nicht nur ein funktionales Medium, sondern soll auch zum digitalen Blättern und Querlesen einladen.

Kleiner Side-Step gegen Vorurteile und falsche Kausalitäten

Jede Menge Neues, jede Menge Digitales also, um die Stiftungswoche 2021 zu ermöglichen. Klappt das denn alles? Erreicht das auch alle wichtigen Zielgruppen? Interessieren sich denn etwa auch Ältere für die digitalen Angebote und kommen Sie damit überhaupt zurecht? An dieser Stelle sei ein kleiner Side-Step erlaubt, der ein bestimmtes Vorurteil ausräumen soll. Die Bereitschaft, sich auf neue technische Wege der Kommunikation einzulassen, hat nach unseren Erfahrungen kaum etwas mit dem Alter zu tun, auch wenn das oft kolportiert wird.

Auch wer kein Digital Native ist, kann sich schnell mit den digitalen Medien arrangieren, sofern eine entsprechende Einführung stattfindet. So ist in der konkreten Beratung vieler Stiftungen zu erleben, wie sie ihre geplanten Veranstaltungen ins Digitale übertragen oder gleich rein digital konzipieren. Ob zwischen dem Alter und den digitalen Präferenzen eine Korrelation besteht, mögen Statistiker errechnen. Eine Kausalität besteht mit Sicherheit nicht: Veränderungsbereitschaft ist keine Frage des Alters. Das gilt für Menschen, die sich in Stiftungen engagieren, und das gilt für Menschen, die als Publikum für die Stiftungen erreicht werden sollen.

Das Schwerpunktthema: Stiftungen im Spannungsfeld des Klimawandels

Jede Stiftungswoche stellt ein bestimmtes Schwerpunktthema in den Mittelpunkt – so auch in diesem Jahr. Dabei war es den Veranstaltern der Stiftungswoche wichtig, ein Thema zu wählen, das aufgrund der Corona-Pandemie zwischenzeitlich an Aufmerksamkeit in Politik und Medien verloren hatte: »Eine Frage des Klimas«. Denn die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels sind existenziell. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind seit langer Zeit eindeutig. Dennoch wurde in Politik und Wirtschaft bislang nicht genügend

dagegen getan. Fakten wurden ignoriert oder teilweise auch beschönigt. Was können Stiftungen im Großen wie im Kleinen bewirken, etwa in der Förderung wissenschaftlicher Forschung oder durch konkrete Unterstützung von Projekten im Bereich Klimaschutz?

Aber Veränderungen im Klima beschäftigen uns auch auf anderen Gebieten – im persönlichen Umgang miteinander und in politischen Auseinandersetzungen. Und dies nicht erst seit Corona. Was hilft gegen Hass und Feindseligkeit? Wie gelingen mehr Empathie und Solidarität? Auch das sind Aufgabenfelder, in denen sich viele Stiftungen engagieren, etwa im täglichen Kampf gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Demokratieverachtung. In der Stiftungswoche werden auch zu diesen Themen Online-Veranstaltungen stattfinden und Projekte vorgestellt.

Kurz & knapp

Die gelegentlich in Pressegesprächen gestellte Frage, ob die Organisatoren der Stiftungswoche 2020 oder vielleicht auch in diesem Jahr schon einmal daran gedacht hätten, die Stiftungswoche ausfallen zu lassen, kann klar verneint werden – denn wo sollten die Stiftungen ihre Arbeit außerhalb ihrer eigenen Zirkel vorstellen und über ihre Projekte berichten, wenn mitten im Lockdown auch noch die Stiftungswoche als Plattform wegfallen würde? Gerade jetzt, gerade in dieser besonderen Ausnahmesituation zeigt sich, was ein derartiges Format leisten kann: Engagement sichtbar machen und zwar das breite Engagement der vielen großen und kleinen Stiftungen, ihrer hauptamtlichen Teams und ihrer ehrenamtlichen Kräfte – solange es nicht anders geht, eben online. Und sicherlich irgendwann auch wieder mit Publikumsveranstaltungen und persönlichen Begegnungen. n Der Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Stiftung&Sponsoring (02/2021) erschienen.

Mehr Informationen unter:

www.berlinerstiftungswoche.eu

»Veränderungen im Klima beschäftigen uns auch auf anderen Gebieten – im persönlichen Umgang miteinander und in politischen Auseinandersetzungen. Und dies nicht erst seit Corona.

Was hilft gegen Hass und Feindseligkeit? Wie gelingen mehr Empathie und Solidarität? Auch das sind Aufgabenfelder, in den sich viele Stiftungen engagieren, etwa im täglichen Kampf gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Demokratiever-

achtung. In der Stiftungswoche werden auch zu diesen Themen

Online-Veranstaltungen stattfinden und Projekte vorgestellt.«

ÜBER DEN AUTOR

Stefan Engelniederhammer ist Mitglied der Geschäftsführung der Berliner Kommunikations-agentur Kaiserwetter. Seit 2013 ist er ehrenamtlich als Geschäftsführer der Berliner Stiftungswoche gGmbH tätig.

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