WINGbusiness Heft 02 2022

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ISSN 0256-7830; 55. Jahrgang, Verlagspostamt A-8010 Graz; P.b.b. 02Z033720M business2/22WING Nichts ist so alt wie die Furcht vor Neuem 17undHerausforderungenlogienSchlüsseltechno-inEuropa:großeChancen13 75 Jahre Wirtschaftsingenieur*innen in Österreich – Zukunft gestalten 75 Jahre ÖsterreichingenieurInnenWirschafts-in9

Vom Instandhaltungszum Assetmanagement Konzepte, Lösungen, Erfahrungen Jetzt ANMELDEN !! | www.oevia.at | Die erste Adresse für Instandhaltung in Österreich Wertschöpfungsbeitrag der Instandhaltung Outsourcing & Leistungsportfolio Bewertung des Asset Managegments & Kennzahlen Change Management Ganzheitliche Optimierung des Anlagenmanagements Sicheres Instandhalten Personal im WissenDigitalerAnlagenmanagementShopfloorDigitaleZwillingeimAnlagenmanagement Im Fokus stehen folgende Themenbereiche: 36.Instandhaltungs-Internationalerkongress Die Österreichische Vereinigung für Instandhaltung und Anlagenwirtschaft präsentiert In Kooperation 5. – 6. Oktober | Asia Hotel & Spa Leoben

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Referent*innen und Autor*innen sehr herzlich für ihre Beiträge bedan Ihnen,ken! Leserinnen und Leser wünsche ich eine span nende Lektüre und einen erholsamen Sommer!

Es ist auch ein besonderer Anlass, auf 75 Jahre zurück blicken zu können, in denen sich das Wirtschaftsingeni eurstudium nach bescheidenen Anfängen sehr erfolgreich etablieren konnte.

Liebe Leserin, lieber Leser, unter dem Titel „75 Jahre Wirtschaftsingenieur*innen in Österreich – Zukunft gestalten“ fand heuer Anfang Juni unter großer Beteiligung der WING-Kongress 2022 an der TU Graz statt. Rund 260 Teilnehmer*innen hörten die Vorträge persönlich in der Aula und einem angren zenden Hörsaal vor Ort und mehr als 600 Zuhörer wa ren weiters über den Livestream dabei. Damit haben wir einen neuen Teilnehmerrekord erreicht, worüber wir uns sehr freuen!

3WINGbusiness 2/2022 EDITORIAL

Die Gründe sind darin zu sehen, dass die Absolvent*innen sich in der beruflichen Praxis ausgezeichnet bewährt haben und auch weiterhin den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes sehr gut gerecht werden. Damit das auch in Zukunft so bleibt und die Employabilität der Absolvent*innen hoch bleibt, entwickeln sich die Studien laufend weiter. Die Wirtschaftsingenieurwesen-Berufsbildstudie 2022 möch te dazu einen Beitrag leisten und sowohl einen Überblick über das gesamte Angebot als auch wesentliche inhaltliche Impulse für die Studiengestaltung geben. Damit können auch die Arbeitgeber*innen darauf vertrauen, dass die Qualität der Absolventen zu den Anforderungen passt. Wir konnten für die Vorträge TOP-Referent*innen ge winnen, die die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit, denen sich Wirtschaftsingenieur*innen mit ihrem technisch-naturwissenschaftlichen Grundverständnis, kombiniert mit ökonomischen und soziologischen Knowhow zu stellen haben, aufzeigten. Ich freue mich, dass wir Ihnen die Mehrzahl der Vorträge auch als Fachbeiträge zum Nachlesen in diesem Kongress-Heft zur Verfügung stellen können. Weiters finden Sie die Vortragsfolien aller Vortragenden auf der WING-Homepage.

liebe

Ihr Ulrich Bauer „75 Jahre Wirtschaftsingenieur*innen in Österreich –Zukunft gestalten“ UlrichDipl.-Ing.Univ.-Prof.Dr.techn.Bauer Foto: Clemens Nestroy Foto: Clemens Nestroy

Heute zählt das WING-Studium in vielfältigen Ausprä gungen mit derzeit 64 Studiengängen an 17 Hochschulen und Universitäten und rund 10.000 Studierenden zu den erfolgreichsten und weiterhin zukunftsträchtigsten Studi en in Österreich.

4 WINGbusiness 2/2022 TOP-Thema: 75 Jahre Wirtschaftsingenieur*innen in Österreich – Zukunft gestalten! Ulrich Bauer Wirtschaftsingenieurwesen- Berufsbildstudie 2022 6 Harald Kainz 75 Jahre Wirtschaftsingenieur*innen in Österreich 9 Bedeutung der Ausbildung von WING's am Beispiel der TU Graz Sabine Herlitschka Schlüsseltechnologien in Europa: 13 Herausforderungen und große Chancen Halbleiter als Schlüsseltechnologie und die Rolle Europas in der digitalen Welt Franz Schellhorn Nichts ist so alt wie die Furcht vor Neuem 17 Walter Oblin Nachhaltige Logistik der Zukunft 20 Einfach das Wichtige tun, um besser zu bleiben Peter Veit Life Cycle Management der Eisenbahninfrastruktur 24

5WINGbusiness EDITORIALInhaltsverzeichnis2/202275Jahre Wirtschaftsingenieur*innen in Österreich – Zukunft gestalten! 3 Uninachrichten Greenovet - Skills for a Green Europe 30 Christian Ramsauer Harvard Professor Stefan Thomke wird Ehrendoktorwürde der TU Graz verliehe 31 WING-digital Sigrid Weller, Marco Berger WING-digital ist gekommen, um zu bleiben! 32 WINGnet Felix Wiegele, Michael Mayr, Lukas Holder Das WINGnet Graz blüht wieder auf 33 Lukas Frankl WINGnet Wien 34 Lukas Frankl TIMES-FINALE 2022 WIEN 35 LEUTE/KÖPFE Barmherzige Brüder Österreich: Dipl.-Ing. Dr. Bertram Gangl neuer Kaufmännischer Direktor 34 WING-KONGRESS Sigrid Weller WING Kongress 2022 – Ein voller Erfolg! 36 WING-INTERN Sigrid Weller Wechsel im WING-Präsidium 37 IMPRESSUM Impressum 38

2. Das Berufsbild des Wirtschaftsin genieurwesens Core Values: WirtschaftsingenieurInnen sind be reit, verantwortlich zur Lösung der Probleme der menschlichen Gesell schaft, deren Umwelt und deren nachhaltigen Weiterentwicklung bei zutragen. Mission: WirtschaftsingenieurInnen überneh men Verantwortung indem sie: „ technologische Möglichkeiten mitentwickeln und gestalten, „ sie ökonomisch ausgewogen nut zen, „ unsere Welt nachhaltig lebens wert gestalten „ und durch eine positive, lebensbe jahende Geisteshaltung Mut ma chen und Vorbild sind.

Ulrich Wirtschaftsingenieurwesen-Bauer Berufsbildstudie 2022

Grundstruktur eines Wirtschaftsin genieur-Studiums: Zentral ist die Vermittlung eines so liden Basiswissens in technischen/ MINT-Fächern, eines breiten öko nomischen Ergänzungswissens und von Integrationsfächern, die auch den Erwerb sozialer Kompetenzen bein halten.Dementsprechend ist ein Minde stanteil an 50 % MINT-Fächern, 20 % ökonomischen Fächern und 10 % Integrationsfächern Vorausset zung für ein WirtschaftsingenieurStudium. Zentrale Kompetenzen von Wirt schaftsingenieurInnen: „ solides technisches/MINT-Basis wissen „ ökonomisches Gesamtverständ nis „ soziale Fähigkeiten und Füh rungsverantwortung „ Integrations- und Vermittlungs fähigkeiten „ Ganzheitliches, Gesamtverständnisinterdisziplinäres „ Begeisterungsfähigkeit. 3. Kernaussagen der Studie Studienangebot tifiziert,schaftsingenieurstudiengängeHochschulenchern.anMINT-Anteilalverhältnisbzw.gängeWirtschaftsingenieurwesen-StudiensindgrundsätzlichIngenieur-MINT-StudienmiteinemIdevonca.60 %Technik-/undca.40 %AnteilWirtschafts-undintegrativenFäEswurdenan17österreichischeninsgesamt64WirtidendiedemAnforderungsprofil

Abbildung 1: Kompetenzprofil von Wirtschaftsingenieur*innen

Die Wirtschaftsingenieurwesen (WING)-Berufsbildstudie 2022 gibt einen umfassenden Überblick über die WINGAusbildungslandschaft an den österreichischen Hochschulen und Universitäten, die erforderlichen Kompetenzen und die wichtigsten Erfolgsfaktoren für den Karriereweg von WirtschaftsingenieurInnen.

6 WINGbusiness 2/2022 WING-BERUFSBILDSTUDIE 2022

1. Einleitung: In regelmässigem Abstand von vier Jahren führt der Österreichische Verband der Wirtschaftsingenieure (WING) eine WING-Berufsbildstu die durch, um Transparenz in der ös terreichischen WING-Ausbildungs landschaft an Fachhochschulen und Universitäten zu schaffen und gleich zeitig Klarheit über die Struktur eines qualitativ hochwertigen WING-Stu diums zu geben. Dabei lehnt sich auch die vorlie gende Studie wieder an die vorherigen Studien an, um eine Vergleichbarkeit und Entwicklung über einen längeren Zeitraum sicherzustellen.

7WINGbusiness 2/2022 WING-BERUFSBILDSTUDIE der Grundstruktur eines WING-Stu diums entsprechen. Das sind 12 neue Studien im Vergleich zu 2018, eine bemerkenswerte Dynamik! Sie sind mit ihren wesentlichsten Kennzahlen überblicksmäßig dargestellt, sodass das gesamte österreichische Studien angebot im Wirtschaftsingenieurwe sen rasch identifizierbar ist.

Die Digitalisierung hat sich auch im Arbeitsumfeld von Wirtschaftsinge nieurInnen durchgesetzt und wird durchwegs positiv gesehen. So sind Online-Meetings und Home-Office mittlerweile unverzichtbare Elemente im Arbeitsleben und werden es auch bleiben. Dabei sind durchaus ambiva lente Auswirkungen auf das Arbeits klima zu beobachten und zu berück sichtigen, um Problemen frühzeitig zu begegnen und gegenzusteuern (siehe Abb.Immerhin3). weisen 111 Nennungen auf eher negative Auswirkungen und nur 67 Nennungen auf eher positive Auswirkungen hin. Der Rest kann als neutral eingestuft werden. Weiterbildung

Fach-, Methoden- und Sozialkom petenz Auch in Zukunft wird ein Gleich gewicht zwischen Fach-, Metho den- und Sozialkompetenz als Vo raussetzung dafür gesehen, dass WirtschaftsingenieurInnen die in sie gesetzten beruflichen Erwar tungen erfüllen können. Dabei hat die Gewichtung von Fachkompe tenz zu Lasten der Methodenkom petenz etwas zugenommen (siehe Abb.Dies1).ist

Die AbsolventInnen von Wirtschafts ingenieurstudien haben nicht nur sehr gute Aufstiegschancen, sondern über nehmen in hohem Ausmaß Führungs verantwortung. Der Prozentsatz von WirtschaftsingenieurInnen in Füh rungspositionen ist weiterhin hoch und liegt mittlerweile bei rund 80% im fortgeschrittenen Berufsleben. Digitalisierung im Arbeitsumfeld

Der Stellenwert von Weiterbildung hat gegenüber der letzten Studie wei ter zugenommen und wird auch in der Zukunft an Bedeutung gewinnen. Praktisch jede/r berufstätige Wirt schaftsingenieurIn absolviert laufend Weiterbildungen, bevorzugt im per sönlichkeitsbildenden, gefolgt vom technischen und wirtschaftlichen Be reich. 4. Resümee Es ist festzustellen, dass sich die Studienangebote kontinuierlich po sitiv weiterentwickeln, sowohl in haltlich als auch quantitativ. Den Universitäten, Fachhochschulen und Berufsverbänden erwachsen daraus Abbildung 2: Kompetenzen in der digitalen Arbeitswelt

Karrierestart Als Studienabschluss streben der überwiegende Teil der Studierenden einen Master- bzw. Diplomabschluss an. Speziell Personalverantwort liche bevorzugen bei der Einstellung von AbsolventInnen Master- bzw. Diplomabschlüsse vor Bachelorab schlüssen. Mittlerweile wird der Ba chelorabschluss aber wesentlich posi tiver gesehen als noch vor vier Jahren.

Der Berufseinstieg in ein Unterneh men erfolgt überwiegend direkt. Die Bedeutung von Online- Bewerbungs gesprächen liegt vor allem in der Vo rauswahl, während die Entscheidung meist im persönlichen Gespräch er folgt. Die hohe Nachfrage nach Wirt schaftsingenieurInnen schlägt sich auch in den Einstiegsgehältern nieder, die über dem österreichischen Durch schnitt liegen. Karriereweg WirtschaftsingenieurInnen sind sehr vielfältig einsetzbar. Dies zeigt sich in der großen Breite von Funktionsbe reichen, in denen sie tätig sind und die sie während ihres Berufslebens auch häufig mehrfach wechseln. Dabei zei gen sie hohe Anpassungsfähigkeit.

Internationalisierung Internationale Geschäftsaktivitäten sind eine wichtige Herausforderung in der beruflichen Praxis. Dabei wird Englisch als wichtigste Fremdsprache als unverzichtbare Voraussetzung be trachtet. Dementsprechend werden Auslandsstudien wie z.B. Erasmus aufenthalte insgesamt positiv gesehen und von AbsolventInnenen als auch Studierenden empfohlen. Gleichzeitig ist aktuell das Ausmaß an Ausland saufenthalten von Studierenden pan demiebedingt deutlich gesunken.

vor allem auf erforder liche Kompetenzen in der digitalen Arbeitswelt zurückzuführen, aber auch darauf, dass die Abgrenzung zwischen Fach- und Methoden kompetenz fließend ist. Kompetenzen in der digitalen Arbeitswelt Aufgrund der Anforderungen sind Fach- und Methodenkompetenzen im Vordergrund. Dazu zählen vor allem IT-Basiswissen und Orga nisationsfähigkeiten. Aber auch soziale Kompetenzen, die sich in persönlichen Haltungen wie Verän derungsfähigkeit, Digitalisierungs affinität und Wertschätzung aus drücken sind wichtig (siehe Abb. 2).

8 WINGbusiness 2/2022 WING-BERUFSBILDSTUDIE wichtige Qualitätssicherungsaufga ben, um die hohe Employabilität der AbsolventInnen sicherzustellen und dem Bedarf des Arbeitsmarktes ge recht zu werden. Das bedeutet, auf eine ganzheitliche Ausbildung mit solider naturwissenschaftlicher Basis mit einem „Idealverhältnis“ von ca. 60 % Technik/Naturwissenschaft und ca. 40% Wirtschaft/Integration zu Dabeiachten. sollte eine ausgewogene Verteilung zwischen Fach-, Metho den- und Sozialkompetenz ange strebt werden. Dies ist auch vor dem Hintergrund wichtig, dass Wirt schaftsingenieurInnen im Laufe Ihres Berufslebens in hohem Ausmaß Füh rungsverantwortung übernehmen. Ein WirtschaftsingenieurwesenStudium bietet nicht nur ein breites, spannendes Ein satzfeld mit ausge zeichneten Berufs chancen, sondern kann vielmehr als „DAS STUDIUM zur positiven und nachhaltigen Ge staltung unserer Zukunft“ den!empfohlenInteressiertenallenwer UlrichDipl.-Ing.Univ.-Prof.Dr.techn.Bauer Literaturhinweise: BAUER, U.; PRIEBERNIG, K.; SWO BODNIK, S.; ZUNK, B.M. (2018): Wirtschaftsingenieurwesen – Berufs bildstudie 2018, BWL Schriftenreihe Nr. 23 des Instituts für Betriebswirt schaftslehre und Betriebssoziologie der Technischen Universität Graz. BAUER, U.; WELLER, S.; PACHER, C.; OMAZIC, A.; EISENBEISS, F.; STEINACHER, K.; MAYR, M.; ZUNK, B.M. (2022): UniversitätBetriebssoziologietutsBWL-Schriftenreihegenieurwesen-BerufsbildstudieWirtschaftsin2022,Nr.28desInstifürBetriebswirtschaftslehreundderTechnischenGraz. Autor: Univ.Prof. Dipl.Ing. Dr. Ulrich Bau er ist seit 1997 Professor an der TU Graz und Leiter des Instituts für Be triebswirtschaftslehre und Betriebs soziologie. Abbildung 3: Auswirkungen der Digitalisierung auf das Arbeitsklima

Das Wirtschaftsingenieurwesen gilt dabei als eine besonders erfolg reiche Antwort auf einige der großen bildungsrelevanten Anforderungen. In Österreich nahm diese Verschrän kung von Technik und Wirtschaft in der Bildung ihren Ausgang an der TU Graz. Inspiriert durch einen USAufenthalt am Georgia Tech Mitte der 1940er Jahre etablierte Prof. Max Pietsch 1947 das Wirtschaftsingeni eurwesen als neue Studienrichtung an unserer Alma Mater. Wesentliche Unterstützung in der Umsetzung fand er in Rektor Prof. Bernhard Baule und Prof. Erich Friedrich. Erster Ab solvent des neu geschaffenen Studi ums war 1949 Heimo Kandolf. Auf Initiative von Karl Heinz Rüsberg sowie in weiterer Folge von Harald Wagner kam es 1964 zur Gründung Foto: Lunghammer - TU Graz

Bedeutung der Ausbildung von WING's am Beispiel der TU Graz

75 Jahre Wirtschaftsingenieur*innen in Österreich

Die Ausbildung von Wirtschaftsingenieur*innen, die für Österreich von der TU Graz vor 75 Jahren ihren Ausgang nahm, ist ein bundesweites Erfolgsmodell. An der TU Graz belegen heute bereits 20 Prozent aller Studierenden Studi en mit wirtschaftswissenschaftlichem Bezug. Globale Herausforderungen und die Universitätsautonomie im Jahr 2004 haben unsere Universität in Lehre, Forschung und Verwaltung in den vergangenen Jahren stark verändert und sie internationaler, wirtschaftsnah und unternehmerisch werden lassen. Die TU Graz-Studienangebote sind heute zuneh mend englischsprachig und stark forschungsgeleitet. Unsere Studierenden profitieren dabei von der hervorragenden Forschungsinfrastruktur und der Vernetzung mit renommierten Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie unserer Vorreiterrolle in neuen digitalen Lehr- und Lerntechnologien. Unsere Studierenden können in den weltweit erfolgreichen interdisziplinären TU Graz-Studierendenteams ihr Wissen in praktische Ergebnisse umsetzen. TU GrazAbsolvent*innen – besonders aus dem Wirtschaftsingenieurwesen – sind am Arbeitsmarkt äußerst gefragt und errei chen schnell und häufig Führungspositionen in bedeutenden nationalen und internationalen Unternehmen. Große globale Umbrüche und aktuelle Herausforderungen wie die COVID-19-Pandemie, der Ukraine-Krieg samt Versorgungseng pässen bis hin zur Klimaerwärmung wirken sich auch auf Universitäten und ihr Selbstverständnis aus. Die Anforderungen der Arbeitswelt sind komplex und Wissen ändert sich an gesichts großer, oft interdisziplinärer Fortschritte in Wissenschaft und For schung extrem rasch. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer starken positiven Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und einer zunehmenden Internationalisie rung des DemografischeWissenschaftsbetriebs.Entwicklungen  –besonders in Hochtechnologie-

Regionen – führen zu einem Fach kräftemangel, und der Zugang zu gut ausgebildeten, hoch motivierten Arbeitskräften ist für viele Betriebe standortentscheidend. Die Steiermark hat sich dabei mit einer exzellenten und vielschichtigen Bildungsland schaft und einer F&E-Quote von über fünf Prozent als eine der innova tivsten Regionen in ganz Europa pro filiert. Maßgeblich für diese gute Ent wicklung sind die forschungsfreudige Großindustrie und höchst innovative KMU vor dem Hintergrund eines ko operativen Klimas mit den lokalen Forschungsstätten wie beispielsweise der TU Graz.

9WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA

Harald Kainz

Heute zählt der Österreichische Verband der Wirtschaftsingenieure WING be reits 1.400 Mitglieder. Der Hauptsitz von WING befindet sich am Campus Neue Technik der TU Graz, und der Verband profitiert damit neben her vorragender Infrastruktur auch von der Anbindung an ein reges akade misches und wirtschaftliches Umfeld. An der TU Graz werden von der zeit 20 Bachelorstudien drei mit wirtschaftswissenschaftlichem Be zug angeboten. Von unseren 36 Masterstudien finden sich fünf im Wirtschaftsingenieurwesen, nämlich Elektrotechnik-Wirtschaft, Produc tion Science and Management, Soft ware Engineering and Auf1.000chelorstudiumausrundhaben.wissenschaftlichemrendende,GrazSüdosteuropa.aufwinnen,rungveau.letztendemografischensichring.Spacemation,gängeaktuellgrammeDrittelTUberufsbegleitendenSchoollischDoctoraltoratsausbildungmachtnationalisierungSprachedieserdeutetsen-Maschinenbau.senWirtschaftsingenieurwesen-BauweManagement,sowieWirtschaftsingenieurweDieBezeichnungschondaraufhin,dasszweiMasterstudieninenglischergeführtwerden.DieInterimStudienangebotsichbesondersinunsererDokbemerkbar.Alle14SchoolswerdenaufEnggeführt,soauchunsereDoctoralTechno-Economics.InunsererWeiterbildungGraz-LifeLongLearninghateinderpostgradualenMasterproebenfallsWirtschaftsbezug,sinddasdieUniversitätslehrLeadershipinDigitalTransforLeanBaumanagementsowieSystemsandBusinessEngineeDieStudierendenzahlenbewegenanderTUGrazaufgrundderEntwicklungindenJahrenaufkonstantemNiImZugederInternationalisieundumneueStudierendezugesetztdieTUGrazerfolgreichStudienmarketingkampagneninDerzeitzähltdieTUinsgesamtca.13.700Studierenwobeimehrals20 %allerStudieeinStudiummitwirtschaftsBezuggewähltInsgesamthabenwirjährlich3.300ausländischeStudierendemehrals100Ländern.DasBaschließenjährlichca.PersonenanderTUGrazab.jährlichrund800TUGraz-Ma

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2007 etablierte die TU Graz unter Fe derführung von Altrektor Prof. Josef Wohinz das englische Masterstudium Production Science and Management und war damit einmal mehr Vorrei terin.Die TU Graz setzt kontinuierlich auf zahlreiche Aktivitäten zur Stei gerung der Studierenden- und Leh renden-Mobilität und der internatio nalen Vernetzung. Letztes Jahr sind wir dem EU University Network for Innovation, Technology and Enginee ring (UNITE!) beigetreten. Ziel der neun beteiligten, sehr renommierten Technischen Universitäten ist es, ein neues Modell eines transeuropäischen interuniversitären Campus zu schaf fen. Die TU Graz besitzt als führende Universität im Bereich Digitalisierung in Österreich die besten Vorausset zungen für diese interuniversitäre und internationale Kooperation. Wir verstehen uns an der TU Graz nicht als bloße Wissensvermittler*innen. Die TU Graz-Studierendenteams ermögli chen bereits während des Studienver laufs, erlerntes Wissen in die Praxis umzusetzen. Mehr als 15 Wettbe werbs- und Fokusteams sind in ver schiedensten Disziplinen aktiv und werden von der Universitätsleitung bestmöglich gefördert. Die Themen reichen von Autonomem Fahren über Robotik zu Satellitenbau, von For mula Student über Synthetische Bio logie zu Raketenbau, von Stahlbrü ckenkonstruktion bis hin zum Bau Energieeffizienter Fahrzeuge. Die TU Graz-Studierendenteams sind welt weit in Wettbewerben höchst erfolg reich und erzielen regelmäßig Spitzen platzierungen und bringen Welt- und Europameistertitel nach Graz. Zwei Aktivitäten mit Bezug zum Wirtschaftsingenieurwesen darf ich an dieser Stelle herausgreifen: Die Lehrveranstaltung Grün dungsgarage unter Federführung von Vizerektor Prof. Stefan Vorbach un terstützt Studierende aller Studien richtungen und Hochschulen bei der Weiterentwicklung und Umsetzung von Geschäftsideen. Bisher wurden fast 150 Gründungsprojekte bearbei tet und diese mündeten in rund 50 Unternehmensgründungen.DaszweiteStudierendenteam wid met sich der Entwicklung innovativer Produkte. Im Projekt Product Innova tion (PI) werden dazu in acht Monaten von einem interdisziplinär und inter national zusammengesetzten Studie rendenteam reale Aufgabenstellungen aus der Industrie umgesetzt. Dabei gilt es, sowohl ein Produktkonzept, als auch einen Businessplan sowie Prototypen zu entwickeln. Im Laufe der Jahre kam es bereits mehrfach zu Patenteinreichungen der Studieren den. Die Beteiligung internationaler Unternehmen und Universitäten bein haltet klingende Namen wie Google und University of Oxford. Unmit telbar vor dem Jubiläumsevent zu 75 Jahre Wirtschaftsingenieurwe sen fand unter der Ägide von Prof. Christian Ramsauer die diesjährige PI Gala statt. Eine Kurzform des PI wird jährlich mit dem TU Austria In novations-Marathon im Rahmen des Forums Alpbach durchgeführt. Viele Entwicklungen auf univer sitärer Ebene wurden erst durch die Universitätsautonomie 2004 möglich. Diese brachte für die Universitäten eine eigenständige Rechtspersönlich keit und ermöglichte dadurch neue Dimensionen hinsichtlich aktiver For schungszusammenarbeit mit Indus trie und Wirtschaft. So können heute gemeinsame Forschungsinfrastruk turen betrieben und der Wissens- und Technologietransfer dadurch inten siviert werden. Dafür werden beson ders attraktive Forschungsförder schienen genutzt. So ist die TU Graz führend bei der Beteiligung an öster reichischen COMET Kompetenzzen tren. Sie ist in 28 von 41 Kompetenz zentren und K-Projekten involviert, in vielen davon federführend und mit Sitz an unserem Campusgelände. Ein

Unsere TU Graz-Absolvent*innen sind im In- und Ausland gefragt. Dies trifft in besonders hohem Maße auf Wirtschaftsingenieur*innen zu, die häufig und schnell in Führungsposi tionen und damit an den sprichwört lichen Schalthebeln zu finden sind.

TOP-THEMA eines neuen Interessensverbandes der Wirtschaftsingenieure.

sterabschlüsse kommen fast 20 % aus dem Wirtschaftsingenieurwesen. Zu sätzlich verzeichnen wir jährlich rund 180 abgeschlossene Doktorate. Durch die Umstellung auf eine durchgängig englischsprachige Doktoratsausbil dung und die große internationale Sichtbarkeit in der Forschung haben wir einen hohen Anteil ausländischer Doktorand*innen mit internationalen Bildungs- und Karrierewegen.

Ein großes Thema bleibt die finan zielle Ausstattung der Universitäten, um eine weitere gute Entwicklung der Forschungs- und Lehrtätigkeiten zu gewährleisten. Nicht zuletzt auf grund der Universitätsautonomie und der erfolgreichen Einwerbung von Forschungsförderungsmitteln

Gleichzeitig setzen wir auf Intra preneurship innerhalb der Universi tät: Durch Change Management und digitale Transformation wollen wir die Universitätsverwaltung zeitgemäß und serviceorientiert gestalten. Mit CAMPUSonline haben wir an der TU Graz seit 25 Jahren ein CampusManagement-System entwickelt, das mittlerweile an mehr als 40 Univer sitäten und Hochschulen im deutsch sprachigen Raum im Einsatz ist, da runter an so namhaften Institutionen wie der TU München, den Universi täten Stuttgart und Heidelberg und der RWTH Aachen.

11WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA ebenfalls gemeinsames langfristiges Forschungsinvestment zwischen Wis senschaft und Wirtschaft betrifft Christian Doppler Labors, von denen an der TU Graz derzeit 14 eingerich tetInsind.den etablierten fünf For schungsschwerpunkten, den Fields of Expertise, setzt die TU Graz neue Schwerpunkte im Bereich der interdisziplinären und univer sitäts-übergreifenden Forschung. Die enge Kooperation mit unseren Wissenschaftspartner*innen und der Industrie ist dabei ein wesentlicher Teil des Erfolges. Als erste österreichische Universi tät entwickelten wir 2020 eine eigene - inzwischen mehrfach prämierte Roadmap, mit der wir bis 2030 kli maneutral werden wollen. Wir setzen dabei auf ein Maßnahmenbündel aus grüner Energieproduktion, Steige rung der Energieeffizienz, Gebäude technologien mit geringem Ressour cen- und Energieverbrauch, aktiver und klimafreundlicher Mobilität sowie Kreislaufwirtschaft und Kom pensationsmaßnahmen. Das Wegener Zentrum Graz überprüft jährlich un sere Anstrengungen und testiert die Einhaltung der Roadmap. Neue Research Centers und Clu ster befinden sich derzeit zu den The men Wasserstoffforschung, Sustaina ble Construction, Railway Systems und Machine Learning im Aufbau und sollen die universitätsinternen fa kultätsübergreifenden Kompetenzen mit Wissenschaft und Wirtschaft ver netzen.Die Forschungsinfrastrukturen und neuen Zentren bzw. Cluster kommen im Sinne einer forschungs geleiteten Lehre auch unseren Studie renden zugute und nicht selten lassen bereits Masterstudierende mit ihren Ergebnissen in der Scientific Commu nity und bei wissenschaftlichen Kon ferenzen aufhorchen. Durch die Universitätsautonomie ist es uns seit 2004 möglich, wirk lich unternehmerisch zu agieren. Die TU Graz hält beispielweise gesell schaftsrechtliche Beteiligungen an 23 Unternehmen, viele davon im Rah men des oben erwähnten COMETProgramms. Diese Unternehmen ha ben bis dato 1.500 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Aus der TU Graz selbst gingen in den letzten zwanzig Jahren 170 Spin-offs und Start-ups hervor, und die TU Graz wurde 2021 vom Chairman des Eu ropean Innovation Council Boards Dr. Hermann Hauser als „unterneh merischste“ Universität in Österreich ausgezeichnet. Vom Deutschen Hoch schulverband wurden wir gleichzeitig für mehr als 20 eingeworbene Stif tungsprofessuren mit dem Fundrai sing-Preis ausgezeichnet.

Im Laufe ihrer 75-jährigen Ge schichte ist und bleibt die Ausbil dung zur Wirtschaftsingenieurin bzw. zum Wirtschaftsingenieur ein großes Erfolgsmodell. Eines, das durch Vernetzung und Standards eine große Umsetzungsvielfalt in ganz Öster-reich erfährt. Durch die Corona-Pandemie rü cken neue Lebensentwürfe und die digitale Transformation sowie di gitale Lehr- und Lerntechnologien zunehmend in den Fokus. Hier ist die TU Graz einmal mehr Vorrei terin: Wir betreiben mit iMooX.at Österreichs einzige Plattform für Massive Open Online Courses. Die se ermöglicht den Zugang zu ko stenlosen, nachhaltigen und offen lizenzierten Bildungsinhalten auf universitärem Niveau. Wir bieten zudem viele eigene MOOCs an und setzen auf frei zugängliche Bildungs inhalte (Open Educational Resour

zählt die TU Graz zu den drittmit telstärksten österreichischen Univer sitäten: Die jährlichen Drittmitteler löse konnten in den letzten Jahren auf etwa 80 Millionen Euro gesteigert werden und tragen damit wesentlich zur Finanzierung unserer Universität bei. Dazu kommt noch ein Umsatz von 150 Mio. € aus unseren Beteili gungen, die zum Großteil am Cam pus Inffeldgasse beheimatet sind und intensiv mit den Instituten und auch untereinander kooperieren. Die Vernetzung von Wissenschaft und Gesellschaft nimmt unter dem Titel Third Mission eine zunehmend wichtige Stellung ein. Das Forum Technik und Gesellschaft fungiert dabei als wichtiges Bindeglied im Diskurs zwischen TU Graz, Indus trie/Wirtschaft und Gesellschaft und bietet dazu zahlreiche Aktivitäten wie etwa die Publikumsveranstaltungs reihe „Top Think”. Weiters wurden zahlreiche Kooperationsformate für Unternehmen geschaffen, die von um fangreichen Career Info-Services über gemeinsame Stipendienprogramme unter dem Titel TU Graz 100 bis hin zu über 20 Stiftungsprofessuren und Laufbahnstellen reichen. Die Tech nische Universität Graz ist somit nicht nur in ihrem Ausbildungsange bot von den Wirtschaftswissenschaf ten bereichert, sondern ist selbst un ter Wahrung höchster akademischer Standards wirtschaftsaffin geworden.

Für die Frühphase von Unterneh mensgründungen bieten wir mit un seren Inkubatoren Science Park Graz und ESA Business Incubation Center umfangreiche Services und Räum lichkeiten. Seit 2020 besteht für ex terne Unternehmen auch die Möglich keit, sich direkt am Campusgelände der TU Graz einzumieten, um den Kontakt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft weiter zu stärken. Da für haben wir neue Gebäude, wie das „Electronics Based Systems Center“ und das „Data House“ mit Unterstüt zung des Landes Steiermark und der Europäischen Union errichtet.

Durch unsere international he rausragende Expertise im Bereich Cybersecurity konnten wir an der TU Graz mit industriellen Partner*innen ein von der Industrie finanziertes Forschungszentrum für Cybersecu rity installieren, in dem wir wichtige Beiträge zum Thema IT-Sicherheit in Lehre, Forschung und öffentlicher Verwaltung leisten.

Internationali sierungsstrategie in weltweiten Ran Fürkings.das von ihm initiierte Projekt „Klimaneutrale TU Graz 2030“ wurde die TU Graz mehrfach ausge zeichnet. Seine Erfolge machen ihn zum ersten Rektor in der Geschichte der TU Graz, der gleich drei Mal in Serie in dieses Amt gewählt wurde. Univ.-Prof. Dipl.Ing. RektorHaraldDr.h.c.mult.Dr.techn.KainzderTUGraz

Foto: Lunghammer - TU Graz

12 WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA ces) und zahlreiche Lehr- und Lern videos. Die Zukunft möchten wir an der TU Graz in bewährter Tradition und frei nach unserem Motto Wis sen – Technik – Leidenschaft mitge stalten und prägen. Autor: Harald Kainz ist seit 2011 Rektor der TU Graz. Als Bau- und Wirtschafts ingenieur blickt er auf eine zehnjähri ge Wirtschaftserfahrung im Bereich der Abwasser- und Abfallwirtschaft zurück, davon acht Jahre als Ge schäftsführer und Vorstand. Als Pro fessor für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau veröf fentlichte er über 285 Publikationen. www.miba.com Rektor Kainz fördert die TUpositioniertgründungenUnternehmungsfeldertigeforciertdieLehre,ForschungundmitZusammenarbeitengeWirtschaftIndustrieinundunterstütztdigitaleLehre,zukünfForschungsgenausowieunddieGrazdurchseine

Engagement.Foto:Copyright

13WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA

Schlüsseltechnologien Technologiesouveränitätund

Betrachtet man den Begriff „Schlüs seltechnologie“, so bezeichnet dies eine Technologie, die nicht nur in einem Arbeitsgebiet anwendbar ist, sondern Gestaltungspotenzial für viele Wirtschaftszweige als auch die nachhaltige Weiterentwicklung un serer Gesellschaft besitzt. Prioritär ist, dass diese Schlüssel technologien nachweislich starken Einfluss auf die Schaffung von neuem Sabine SchlüsseltechnologienHerlitschka in Europa: Herausforderungen und große Chancen

Halbleiter als Schlüsseltechnologie und die Rolle Europas in der digitalen Welt Globalen Krisen wie die Pandemie, der Klimawandel als auch die anhaltende starke Nachfrage nach Mikrochips und die Verwerfungen in der Lieferkette führen uns deutlich vor Augen, welche Bedeutung Technologien und insbesondere Halbleiter für gesellschaftliche, politische und kulturelle Entwicklungen haben. Zudem rücken mit Beginn des An griffskrieges auf die Ukraine die Dringlichkeit der Energiewende als auch der Wert freiheitlich-demokratischer Ge sellschaften in unser Bewusstsein. In ihrer Gestaltung und Nutzung spiegeln intelligente Technologien zentrale Werte einer Gesellschaft wider. Es stellt sich dabei die Frage, wie Europa systemrelevante Schlüsseltechnologien stärken, als auch zukunftsorientierte Weiterentwicklungen vorantreiben kann, um mit China und den USA konkurrenzfähig zu sein. Denn mit dem digitalen Wandel werden Forschung, Innovation und industrielle Produktion zu geopolitisch strategischen Faktoren. Der Wettbewerb der wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Modelle wird durch Know-how und Technologie entschieden. Europa hat jetzt die Chance, in diesem hochrelevanten Feld der Schlüsseltechnologien souveräner und handlungsfähiger zu werden und die Zukunft nachhaltig entsprechend unseren Werten zu gestalten.

Wissen und von hochqualitativen Ar beitsplätzen haben. Sie beeinflussen gesamte Wertschöpfungsketten von der Forschung, Entwicklung bis hin zur Produktion und sind grundlegend für alle Innovationen, Systeme und Technologien im Bereich der Digita lisierung. Diese Technologien unter stützen ein nachhaltiges Wachstum, verbessern den Schutz und die Sicher heit von Menschen, beeinflussen die medizinische Versorgung als auch die Bereitstellung von erneuerbarer und leistbarer Energie. Für all diese Be reiche spielt die Mikroelektronik und damit auch die Halbleiterindustrie eine wesentliche Rolle. Mikrochips fungieren als Bindeglied zwischen realer und digitaler Welt und sind zentraler "enabler" für die Digita lisierung. Sie sind die Bausteine des modernen Lebens und die dominante Schlüsseltechnologie für viele Pro dukte und Leistungen. Damit haben sie auch eine hohe Relevanz für ge sellschaftliche Partizipationsprozesse und die Unterstützung von demokra tischem Infineon Austria

uns intelligente Zugänge basierend auf europäischen Werten, um global zu wirtschaften, sich zu vernetzen und gleichzeitig die Kompetenzen für strategisches Knowhow und Technologie selbst zu be halten und zugänglich zu haben. Bei einem „Stresstest“ wie der Pandemie wurde sichtbar, wie abhängig wir in einigen Bereichen geworden sind. Die Frage der Technologie-Souveränität wird daher umso wichtiger. In der Umsetzung muss unterschieden wer den, was national getan werden kann und was auf europäischer Ebene un ternommen werden muss. Initiativen dazu werden seit Längerem bearbeitet und vorangetrieben. Unter anderem auch vom Österreichischen Rat für Forschung tikgiesensitivenBedeutungtransferkanäleundresilientegutveränitätPapier(RFTE),Technologieentwicklungundderim10-Thesen-zurTechnologiesouinsbesondereauchfunktionierendeundinternationalenationaleTechnologiealsauchdieeinertechnoloBildungspolihervorhebt.

Technologie als „Währung“ Im Hightech-Bereich ist seit vielen Jahren erkennbar, dass sich die ge opolitischen Verhältnisse verändern und Technologie als neue „Währung“ gehandelt wird. China und die USA investieren massiv in Schlüsselkom petenzen, wie beispielsweise die Mi kroelektronik, Künstliche Intelligenz oder Biotechnologie. Im Zeitraum von 2014 bis 2030 steckt China mehr als 150 Milliarden Dollar in den Auf bau seiner Halbleiterressourcen und will bis 2049 zur „leading manufac turing superpower“ werden. Die USA mobilisieren seit Juni 2021 über den US-Chips Act rund 52 Milliarden Dollar, um ihre derzeit bestehende Vormachtstellung über 5 Jahre aus zubauen.Undwo steht Europa? Studien von AT Kearney zeigen zwar, dass Europa zur Jahrtausendwende noch ein füh render Standort in der Herstellung von Halbleitern war, 20 Jahre später jedoch zwei Drittel der weltweit ins gesamt rund 1 Billion an produzierten Chips in Asien hergestellt werden. Die Gründe liegen etwa in gestiegenen Kosten für die Herstel lung von Halbleitern und im vergleichswei se niedrigen Lohnni veau in Asien. Heute beträgt nach Angaben der EU der europä ische Halbleiteranteil nur noch rund 10 Pro zent. Von den trageninternationalenKonsolidierungennochkommenHalbleiterherstellernTop-20-derzeitnurdreiausEuropa.amMarktdasübrigedazu

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bei. Angesicht der Tatsache, dass Halbleiter als Schlüsseltechnologie zentrale Bausteine der Zukunft sind, ist der Handlungsbedarf dringender denn je. Die Geschwindigkeit in der Umsetzung entscheidet, denn China und die USA bleiben nicht stehen. Eu ropas Industrie ist dann erfolgreich, wenn sie auf Innovation, Forschung und Technologie setzt. Voraussetzung dafür ist, das Know-how und die Pro duktion von Schlüsselbereichen in Europa zu stärken. Das ist das Wesen der Technologie-Souveränität. Europas „Chips Act“ In der Rede zur Lage der Nation hat EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen folgendes gesagt: „Ziel ist es, gemeinsam ein hochklassiges europä isches Chip-Ökosystem zu schaffen, das die Produktion miteinschließt.

Das gewährleistet unsere Versor gungssicherheit und erschließt neue Märkte für bahnbrechende europä ische Technologien… Lassen Sie uns deshalb erneut mutig sein, diesmal bei den Halbleitern.“ In Zahlen bedeutet dies, dass bis 2030 der Halbleiteran teil Europas am weltweiten Umsatz 20 Prozent betragen soll. In einem Weltmarkt, der ich an sich bis 2030 voraussichtlich verdoppeln wird, kommt dies einer Vervierfachung der Produktion gleich. Die Relevanz und Hebelwirkung der Mikroelektronik wird deutlich, wenn man deren po tenziellen Anteil am weltweiten Brut toinlandsprodukt (BIP) betrachtet, das laut Schätzungen zwischen 10 bis 50 Prozent betragen soll. Diese Entwicklungen werden sich aller Vo raussicht nach fortsetzen, denn der digitale Wandel und die grüne Trans Abb.2: In die neue High-Tech Chipfabrik in Villach wur den 1,6 Milliarden Euro investiert. Copyright: Infineon Abb.1: Der Infineon Standort in Villach vereint Pro duktion, Forschung und Entwicklung sowie globale

Geschäftsverantwortung.

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Insbesondere durch die Pandemie und die Klimakrise wurde die Be deutung der Mikrochips auf breiter Ebene für viele spürbar - ob beim kontaktlosen Bezahlen, bei der Te learbeit oder beim Homeschooling, in Server-Farmen, der Datensicherheit, der Energieversorgung, den erneuer baren Energien oder in medizinischen Geräten. All das führte zu einem mas siven Schub in der Digitalisierung mit Auswirkungen für die Arbeitswelt, die Kommunikation und das Konsumver halten. Mikrochips wurden weltweit zum hochgefragten Gut. Gleichwohl wird der Umgang mit Technologie und die dadurch generierten Daten zum Symbol der gesellschaftlichen Werte kultur. Denn Technologie ist nie neu tral, sie ist mit Werten verbunden, die gesellschaftliche Ideale und den Um gang mit ihnen sichtbar macht - vom chinesischen „Social Credit System“, das Bürger bewusst kontrolliert, der absoluten Datenfreiheit bis hin zum verantwortungsvollen Daten- und Konsumentenschutz.Esbrauchtdaherfür

Versorgungssicherheit

3) Koordinierung & Krisenreaktion Überwachung des Halbleiterange bots, um Engpässe vorhersagen zu können sowie ein Koordinierungsme chanismus mit starken Befugnissen der Kommission in Krisenzeiten.

1) „Chips for Europe Initiative“ Unterstützung des Aufbaus von Infrastrukturen in Synergie mit den Forschungsprogrammen der EU. Of fen zugängliche Strukturen sollen die Teilhabe von Start-ups und KMUs fördern.2)

15WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA formation erhöhten die Nachfrage nach Halbleitern langfristig.

Milliarden in eine vollautomatisierte Hightech-Pro duktion als auch der Erweiterung der Forschungs- und Entwicklungszen tren in Österreich. Es ist die größte private Investition in Österreich seit Jahrzehnten und eine der großen In vestitionen des Infineon- Konzerns. Damit werden nicht nur hochqua lifizierte Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch der Standort insgesamt gestärkt. Infineon zeigt als weltweit führendes Halbleiterunternehmen, dass es auch in der wettbewerbsinten siven Mikroelektronik möglich ist, attraktive Produktionsstätten in Eur opa zu errichten, wenn Innovations kraft und Kosteneffizienz verbunden werdenInfineonkönnen.kann dabei auf dem jahre langem Know-how, kontinuierlicher Weiterentwicklung und führenden Spitzentechnologien aufbauen, die hier am Standort Österreich vom Team entwickelt werden. Was vor mittlerweile 52 Jahren in Villach als verlängerte Werkbank begonnen hat, vereint heute in Österreich über 4.800 Menschen aus 73 Nationen. Mit 2.100 F&E Beschäftigten sind rund ein Fünftel der F&E-Belegschaft des gesamten Infineon-Konzerns in Ös terreich beschäftigt. Die wirkungs volle Kombination von Forschung und Entwicklung, Produktion sowie globale Geschäftsverantwortung macht den Standort auch als Arbeit geber international attraktiv. Dies ist insbesondere in Zeiten des sich zu spitzenden Fachkräftemangels hoch relevant. Wir sind hier seit Langem sehr aktiv, setzen gezielt auf Diversi tät und finanzieren Stiftungsprofes suren, kooperieren mit Schulen und Elementareinrichtungen, um junge Menschen so früh wie möglich für Technik zu Strategischbegeistern.hatder Infineon-Kon zern schon vor vielen Jahren auf die richtigen Themen gesetzt, wie Ener gieeffizienz, Mobilität, Sicherheit und Daten in einer digitalen, vernetzten Welt. Mit dem Ansatz „Vom Produkt zum System“ stellt Infineon Systemlö sungen für die gesellschaftlichen He rausforderungen wie die Klima-, die Energiekrise oder Sicherheit bereit.

Mit dem European Chips Act und der Investition von 43 Milliarden Euro für die kommenden 10 Jahre hat die Europäische Kommission ein strategisch ausgerichtetes Förder programm geschaffen, das Europas Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz in puncto Halbleitertechnologien und -anwendungen erhöhen und so einen Beitrag zum digitalen und öko logischen Wandel leisten kann. Der „Chips Act“ beruht auf drei Säulen:

Im Bereich der Leistungshalbleiter ist Infineon weltweit die Nummer eins. Sie kommen weltweit in zahlreichen Anwendungen wie im Auto, E-La destationen, im Industrieroboter, in Solar- oder Windenergieanlagen, im Smartphone oder in Haushaltsgeräten zum Einsatz, um Energie effizient zu wandeln und Energieverluste zu mi nimieren. Alleine die 8,7 Milliarden Energiesparchips von Infineon Ös terreich tragen in den Anwendungen dazu bei, rund 7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einzusparen. Das entspricht in etwa rund 50 Prozent der jährlichen PKW-Emissionen in Österreich und ist durchaus beacht lich. Mit Innovation und intelligenten Technologien können wir so aktiv zur digitalen und grünen Transformation beitragen und die Nachhaltigkeit in vielen Bereichen Zusammenfassendsteigern.zeigt sich, dass es jetzt darum geht, die Segel in die richtige Richtung zu setzen. Krisen mobilisieren Kräfte. Technologie und Innovation sind mächtige Werkzeuge, um unsere Welt gut und nachhaltig weiterzuentwickeln. Diese Chance hat Europa, haben Unternehmen und Organisationen jetzt mehr denn je. Die schnelle und konsequente Umset zung ist das Gebot der Stunde. Ganz im Sinne einer digitalen und grünen

Abb.3: Halbleiter sind integrale Bausteine des modernen Le bens und sind ein wesentlicher Hebel zur Energiewende und mehr Nachhaltigkeit. Copyright: Infineon

Investitionen in neue und „firstof-a-kind“ Produktionsanlagen für Halbleiter, Errichtung von Open EU Foundries, als Produktionsstätten, die Komponenten für andere indus trielle Akteure entwickeln und her stellen sowie „Integrated Production Facility“, für sektorspezifische Pro dukte, wie z. B. Prozessoren.

Der Digital Chips Act bildet einen strategischen Rahmen, der in Kombi nation mit nationalen Beteiligungen die Grundlage für die Etablierung eines europäischen Halbleiteröko systems auf globalem Spitzenniveau legt. Damit einhergehen vielfältige Instrumente und Projekte wie IP CEI (Important Project of Common Interest), Key Digital Technologies Joint Undertaking (KDT JU vormals ECSEL), „Digital Europe“ der „Pact Skills for Microelectronics“. Hier geht es vor allem eine Fachkräfte-Of fensive, um die Qualifizierung, Um schulung und Gewinnung neuer Ta lente und Fachkräfte voranzubringen. Infineon Technologies Der EU Chips Act ist ein wichtiges und richtiges Zeichen. Bei alledem bleibt der unter nehmerische Mut zu Investitionen, zu Kooperation und Infineonvorweggenommen.quasidieseInfineon-KonzernJahrortleiterfürneuenDurchgefragterInnovationdennje.denStartderChipfabrikLeistungshalbimStandinVillachim2021hatderEntwicklungschonmutiginvestiert1,6

16 WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA Transformation, die uns sicherer, un abhängiger und nachhaltiger macht. Literatur: AT Kearney (2021)„Europe’s urgent need to invest in a leading-edge semi conductor Europäischehttps://www.kearney.com/ecosystem“Kommissionzum Euro päischen Chip Gesetz www.infineon.com/austriaInfineonhttps://ec.europa.eu/info/strategy/(2022)TechnologiesAustria: Autorin: Sabine Herlitschka ist seit 2014 Vor standsvorsitzende und Chief Techno logy Officer der Infineon Austria. Sie ist lesenStationenIhrederratsvorsitzendesowiegieentwicklungundfürsitzendevertretendevereinigung,derVizepräsidentinIndustriellenStellVordesRatsForschungTechnoloAufsichtsFHKärnten.beruflichenumfasdieindustrielBiotech-Forschung, internationale Forschungs- und Technologiekoope ration sowie -finanzierung, Fulbright Wissenschaftlerin und GründungsVizerektorin an der Medizinischen Universität Graz sowie von 20182021 Vorsitzende des europäischen öffentlich-privaten Partnerpro gramms ECSEL (jetzt KDT - Key Di gital Technologies). 2021 wurde Sie vom Wirtschaftsmagazin Trend zur Managerin des Jahres des gewählt. Dipl.-Ing. in Dr. in Sabine Herlitschka, giesderTechnikdeVorstandsvorsitzenMBAundVorstandfür&InnovationInfineonTechnoloAustriaAG Have you got what it takes to shape the future of racing, high performance-vehicles or aerospace? pankl.com/jobs

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Franz NichtsSchellhornistso

In eine erfolgreiche Zukunft werden uns nicht jene führen, die den Untergang prophezeien. Sondern jene, die Lö sungen für die offensichtlichen Probleme anbieten. Zuerst die Corona-Pandemie, jetzt auch noch der Krieg in der Ukra ine. Als wäre das nicht schon genug, taumeln die großen Wirtschaftsblö cke in die Rezession. An schlechten Nachrichten herrscht dieser Tage kein Mangel. Zuversicht schafft in diesen Stunden nur eines: Das Identifizieren und Lösen von Problemen. Staats hilfen auszubezahlen ist kein Regie rungsprogramm. Und sich Unmengen von Geld unverzinst von der EZB drucken zu lassen, ist keine Lösung. Die Regierung muss schleunigst da mit beginnen, den Reformstau aufzu lösen. Schritt für Schritt. Der Bedarf an Erneuerung ist überbordend. Was zu tun wäre:

2. Die öffentlichen Ausgaben brem sen. So wie Odysseus sich an den Schiffs mast binden ließ, um nicht dem Sire nengesang nachzugeben, sollte sich die Bundesregierung mit einer Aus gabenbremse vor der Versuchung schützen, sich permanent auf Kosten nachkommender Generationen zu verschulden, um die eigene politische Karriere abzusichern. Die Ausga benbremse sollte nicht vor 2025 ein geführt werden, aber bis dahin vor bereitet werden. Ein Haushaltsplan sollte für die jeweils folgenden fünf Jahre festlegen, wie viel Geld in den einzelnen Ressorts ausgegeben wer den darf. In Nicht-Krisenzeiten dür fen die Ausgaben nicht stärker wach sen als die Einnahmen. Länder wie die Schweiz, Schweden, Dänemark oder Deutschland zeigen, wie das geht, ohne die sozialen Sicherungssysteme zu gefährden.

3. Die soziale Gießkanne wieder ein packen. So nachvollziehbar es ist, die Bürger vor den Folgen der Teuerungswel le zu schützen, so verheerend ist es, mit der sozialen Gießkanne durch das Land zu spazieren. Zwei Euro je Liter Treibstoff sind schmerzhaft – aber für weite Teile der Bevölkerung verkraft bar. Die Regierung sollte sich um die sozial Schwächsten kümmern und dafür sorgen, dass diese ihre Grund bedürfnisse decken können. Der Rest der Bevölkerung muss mit Wohl fahrtsverlusten leben. Denn die Krise, die niemand spürt, ist noch nicht er funden worden.

4. Aus den Staatshilfen aussteigen. So richtig und wichtig die rasche fi nanzielle Unterstützung im ersten Lockdown für Arbeitnehmer und Un ternehmen war, so notwendig ist jetzt der rasche Ausstieg aus den üppigen Foto: stock.adobe.com

alt wie die Furcht vor Neuem

1. Die Staatsfinanzen in Ordnung bringen. Die Vorbilder sind nicht Italien und Frankreich. Sondern Schweden und Dänemark. Diese Länder haben mit ähnlich hohen Steuer- und Abgaben quoten nur halb so hohe Staatsschul den wie Österreich. Weil die vorwie gend sozialdemokratisch geführten Regierungen beider Nordländer in guten Jahren verlässlich Budgetüberschüsse erwirtschaftet haben. Während Österreich selbst in BoomJahren unbeirrt Defizite angehäuft hat. Seit 1954 hat das heimische Bun desbudget zweimal einen Überschuss ausgewiesen, 66-mal ein Defizit. Das muss sich ändern. Weil der Staat mit Rekordeinnahmen das Auslan gen finden kann und die Zinsen für die Schulden nicht dauerhaft niedrig bleiben werden. Und weil junge Men schen das Recht auf einen finanzier baren Staat haben.

5. Anreize für Arbeit erhöhen. Viele Unternehmer müssen mitten in einer verheerenden Krise Aufträge ablehnen, weil sie keine Mitarbeiter finden. Über 250.000 Stellen sind derzeit unbesetzt. Das hat auch sehr viel damit zu tun, dass der Staat hohe Anreize bietet, weniger statt mehr zu arbeiten. In Österreich müssen schon Durchschnittsverdiener fast die Hälf te ihrer Arbeitsleistung an den Staat abliefern. Nur Belgien und Deutsch land liegen vor Österreich. Gemessen an den Arbeitskosten hat Österreich also die drittniedrigsten Nettolöhne der EU. Gleichzeitig dürfen Arbeits lose in Österreich 485 Euro (Gering fügigkeitsgrenze) im Monat steuerfrei dazuverdienen, ohne die staatliche Unterstützung zu verlieren. Dahinter steht ein guter Gedanke: Die Arbeits suchenden sollten Kontakt zur Ar beitswelt halten. Wir von der Agenda Austria haben nachgerechnet. Ein Durchschnittsver diener, der seinen Job verliert, muss 29 Stunden arbeiten, um finanziell besser auszusteigen als mit Arbeits losengeld und dem Einkommen aus der geringfügigen Beschäftigung. Bei arbeitslos gewordenen Niedrigstver dienern (1500 Euro brutto im Mo nat) sind es 38 Stunden. Wer rechnen kann, sucht sich keinen Job, sondern bleibt zu Hause. Deshalb sollte die Möglichkeit, geringfügig steuerfrei dazuverdienen zu dürfen, auf maxi mal ein Jahr beschränkt werden.

6. Die Pensionen sichern. Auch wenn es keiner mehr hören kann: Österreichs Pensionssystem ist in einer gewaltigen finanziellen Schieflage. Die Gründe dafür sind bekannt: Wir gehen viel zu früh in Frühpension. Dabei zahlt niemand für seine eigene Pension ein, jeder Arbeitnehmer und Unternehmer fi nanziert mit seinen Beiträgen die Pensionen der Vorgängergeneration.

18 WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA Staatshilfen. Sie werden zu teuer und verlieren zunehmend an Wirkung. Das Kurzarbeitsgeld sollte nur mehr in Zeiten von Lockdowns ausgezahlt werden, danach rasch auslaufen. Ab gegolten werden sollten nur tatsäch lich ausgefallene Stunden. Derzeit be zahlt der Staat allen Arbeitnehmern dasselbe Kurzarbeitsgeld – egal, ob sie 20, 50 oder 80 Prozent arbeiten. Das bietet einen großen Anreiz, mög lichst wenig zu arbeiten. Dasselbe gilt für die Unternehmen, die lieber erst gar nicht aufsperren, um nicht Gefahr zu laufen, staatliche Förderungen zu verlieren. Das muss ein Ende haben. Denn sonst ist der Anreiz für die Un ternehmen zu hoch, sich die Auftrags schwankungen von der Allgemeinheit bezahlen zu lassen.

Im Vorjahr haben alle Aktiven rund 35 Milliarden Euro in die staatliche Pensionskasse eingezahlt, gleichzeitig wurden 62 Milliarden Euro an Pen sionen ausbezahlt. Es fehlen also 27 Milliarden Euro. Das sind die gesam ten Lohnsteuereinnahmen von Jänner bis November, die für das Stopfen des Pensionslochs benötigt werden. Und das jedes Jahr. Die Lösung: Das Pensionsalter muss mit der steigenden Lebenserwartung „mitwachsen“. Wir müssen nur jedes Jahr ein paar Mo nate später in Frühpension gehen.

7. Den Klimaschutz entideologisie ren. Aus der Klimakrise werden uns nicht jene führen, die den Untergang pro phezeien. Sondern jene, die innova tive Lösungen finden. Entscheidend ist, dass diese Lösungen in Europa gefunden werden. Die Bundesre gierung sollte sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, nicht Verbren nungsmotoren und Kraftwerkstypen zu verbieten, sondern zu erfüllende Emissionswerte zu definieren. Wie diese zu erreichen sind, sollte nicht der Staat entscheiden, sondern einer möglichst freien Wirtschaft überlas sen bleiben. Nur in einem technolo gieoffenen Umfeld entstehen jene In novationen, die das Klima retten und unseren hohen Wohlstand sichern.

10. Das Eigentum fördern. Die Bürger dieses Landes zahlen hohe Steuern und werden dafür vom Staat in allen Belangen versorgt. Das ist schön – allerdings haben die immer weniger werdenden Jungen mit ihren Steuern und Sozialbeiträgen immer mehr Ältere zu finanzieren. Wenn der Regierung schon der Mut zu ei ner Erneuerung der Sozialsysteme fehlt, sollte sie Jungen die Möglich

9. Die Verwaltung digitalisieren. Die Digitalisierung wird in Öster reich wie eine schwer ansteckende Krankheit behandelt, die es rasch einzudämmen gilt. Nichts ist so alt wie die Furcht vor Neuem. Dabei hat insbesondere die Pandemie gezeigt, wie hilfreich die Digitalisierung sein kann, wenn man sie nur lässt. Wäh rend Unternehmen innerhalb kür zester Zeit ihre Geschäftsmodelle anpassten, waren öffentliche Stellen über Monate nicht erreichbar. Homeoffice ohne Zugang zu den Ser vern der Dienststelle. Das darf sich nicht wiederholen. Der Staat sollte seine Verwaltung rasch und radikal digitalisieren. Jobs gehen langfristig nicht dort verloren, wo digitalisiert wird. Sondern dort, wo nicht digita lisiert wird. Das kleine Estland hat es vorgemacht: Dort ist der gesamte Schulbetrieb digitalisiert, kein Bür ger muss mehr mit Zetteln von einem Amt zum nächsten pilgern.

8. Sozial Schwächere besser bilden. In Österreich kann jeder fünfte Pflichtschüler im Alter von 15 Jah ren nicht sinnerfassend lesen. Eben so viele beherrschen die Grundrech nungsarten nicht. Und das in einem Land mit den dritthöchsten Bildungs ausgaben pro Schüler weltweit. Be troffen von schlechter Bildung sind im Sozialstaat Österreich vor allem Kinder von Eltern mit niedriger Bil dung und hohem Migrationshinter grund. Deshalb braucht es mehr Geld für Schulen mit Kindern aus einem schwierigen sozialen Umfeld. Aber auch mehr Kontrolle, ob dieses Geld auch zu besseren Ergebnissen der Schüler führt. London hat gezeigt, wie es geht: Schulen mit schlechten Ergebnissen bei den nationalen Bil dungstests bekamen mehr Geld zur Verfügung gestellt. Sie durften sich die Lehrer frei wählen und konnten sich von namhaften Organisations beratern helfen lassen. Ihre Schü ler mussten aber innerhalb von fünf Jahren bessere Ergebnisse vorweisen – sonst wurde die Schule geschlossen. Dieses Schicksal ist einigen wenigen Schulen nicht erspart geblieben. Der Großteil schaffte aber die „London Challenge“. Noch heute zählen die einstigen Londoner Problemschulen zu den besten öffentlichen Schulen Englands. Obwohl das Programm 2008 eingestellt wurde.

FranzDr. AgendaDirektorSchellhornAustria

19WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA keit geben, steuerfrei für sich selbst vorzusorgen. Etwa über den Ausbau der privaten Altersvorsorge (die gerne auch vom norwegischen Staatsfonds verwaltet werden kann). Oder über die Abschaffung der Grunderwerbs steuer für die erste Immobilie. Oder sie sollte es Unternehmen ermögli chen, engagierten Mitarbeitern jedes Jahr bis zu 5000 Euro als steuer- und sozialversicherungsfreien Bonus aus schütten zu dürfen.

ONFOLLOWwww.ats.netAT&SSOCIALMEDIA

Gleichzeitig sollte es Österreich den Schweden nachmachen, indem Aus gaben für die private Immobilie von der Steuer abgesetzt werden können. Das Land braucht nicht höhere Steu ern, sondern mehr Eigentümer – und mehr unternehmerische Freiheit. Noch immer schreibt der österrei chische Staat seinen Bürgern vor, wer ihre Interessen zu vertreten hat. Und wer sich selbstständig machen darf und wann ein Unternehmen zu- und wann aufzusperren hat. Österreich hat die strengste Gewerbeordnung und den rigidesten Ladenschluss in ganz Europa. Jeder Bürger sollte nach

Autor: Dr. Franz Schellhorn leitet seit Fe bruar 2013 den in Wien ansässigen Think tank Agenda Austria, der sich mit relevanten wirtschaftspolitischen Fragen beschäftigt. Franz Schellhorn studierte Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien, das er 1997 abgeschlossen hat. Vor seinem Studium absolvierte er eine Bankausbildung bei der Creditanstalt in Wien und in Salzburg, kehrte aber nach der Hochschule nicht in die Fi nanzwirtschaft zurück, sondern heu erte bei der Tageszeitung „Die Presse“ an, für die er 15 Jahre lange arbeiten sollte. Von 2004 bis 2013 leitete Franz Schellhorn das Wirtschaftsressort der „Presse“, ab dem Jahr 2011 fungierte er zudem als Mitglied der Chefredak tion. Während seiner Tätigkeit bei der „Presse“ schloss Franz Schellhorn im Jahr 2004 sein Doktoratsstudium ab.

wannnachgehenihrenmerUndKundenundTätigkeit,deltseigründenseinJahrLehreabgeschlossenerundeinemBerufspraxisUnternehmendürfen,esdenn,eshansichumeinedieLeibLebendergefährdet.alleUnternehsollendannGeschäftendürfen,sieundihre Beschäftigten das für richtig halten. So wie das in ganz Europa reibungslos funktioniert.

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Integrierte Unternehmens- & Nach haltigkeitsstrategie Für die Österreichische Post steht fest: Eine nachhaltige Ausrichtung der Ge schäftstätigkeit ist grundlegend, denn sie macht das Unternehmen zukunfts fähig und sichert den langfristigen Erfolg. Die integrierte Strategie der Post macht diesen Ansatz deutlich. Neben den wirtschaftlichen Aspekten berücksichtigt die Strategie auch die ökologischen und sozialen Faktoren derDieUnternehmensführung.ÖsterreichischePost hat als führende Logistikdienstleisterin die Veränderungen am Markt, in der Umwelt und der Gesellschaft genau im Blick, um sich stetig weiterzuent wickeln und ihre erfolgreiche Position weiter auszubauen. Die Digitalisie rung verändert seit Jahren konsequent den Post- und Logistikmarkt. Die COVID-19 Pandemie hat diese Ent wicklung nochmals beschleunigt. Mit dem Trend zur E-Substitution geht zwar ein Rückgang im Briefgeschäft

Die Österreichische Post AG – ein international tätiger Post-, Logi stik- und Dienstleistungskonzern mit herausragender Bedeutung für Ös terreich. Das Unternehmen steht für höchste Qualität und bietet ein umfas sendes Produkt- und Serviceportfolio, um aktuelle Kund*innenbedürfnisse bestens abzudecken. Die Post bündelt ihre Geschäftsaktivitäten in drei Di visionen: Brief & Werbepost, Paket & Logistik und Filiale & Bank. Inter national ist die Post selektiv präsent in den Märkten Deutschland, sieben Ländern Zentral- und Osteuropas und der Türkei. Mit einem Umsatzwachstum von 15 % und Rekord-Paketmengen in allen Märkten blickt die Post auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück. Der Umsatz von rund 2,5 Mrd. EUR be legt den erfolgreichen nationalen und internationalen Wachstumskurs. Das zeigt zuallererst, dass die Stra tegie gegriffen hat: Die Post konnte ihren Footprint sowohl auf dem ös terreichischen Heimatmarkt als auch auf internationalen Märkten, wie etwa in der Türkei, ausweiten. Ob gleich die Rahmenbedingungen al les andere als einfach waren und die Pandemie die Post nun schon deutlich länger begleitet als erhofft. Logistisch betrachtet lag im Jahr 2021 die große Herausforderung in der Verbindung eines enormen Wachstums beim Paketaufkommen mit einer sehr hohen Volatilität und Prognoseunsicherheit – kurz gesagt: Anders als in „normalen“ Jahren konnte im Sommer keiner absehen, mit welchen Mengen die Post zum Jahresende rechnen musste. Trotz der minimalen Planungssicherheit und unter den besonderen Arbeits bedingungen der Pandemie, haben es die hoch motivierten Post-Teams geschafft, in der Spitze mehr als eine Million Pakete gleich an mehreren Tagen im Dezember zu bearbeiten und dafür zu sorgen, dass alle Weih nachtsgeschenke pünktlich unter dem Baum eingetroffen sind.

Einfach das Wichtige tun, um besser zu bleiben Was der Post wichtig ist, wird auch in die Tat umgesetzt. Ob es um bessere Kund*innenlösungen geht, grünere Wege in der Zustellung oder mehr Miteinander: Die Post kennt die Herausforderungen der Post- und Logistikbranche und spricht die Themen aktiv an. Das Ziel ist es, messbare Ergebnisse auf die Straße zu bringen.

NachhaltigeOblin

Bilder: Österreichische Post AG

Walter

Logistik der Zukunft

Die Post trägt als großes Logistik unternehmen eine besondere Verant wortung gegenüber der Umwelt und dem Klima. Daher bekennt sich das Unternehmen vorbehaltslos zu den Globalen Klimazielen. Die Wich tigkeit der Thematik hat die Post schon vor zehn Jahren erkannt und die Initiative CO2 NEUTRAL ZU GESTELLT ins Leben gerufen. Seit 2011 werden jährlich die Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Treibhausgase missionen berechnet und die Bericht erstattung einer externen unabhängi gen Prüfung unterzogen. Die derzeit nicht vermeidbaren CO2-Emissionen der Post AG in Österreich werden über anerkannte Klimaschutzpro jekteDiekompensiert.Postbetrachtet die Klimakri se und deren Auswirkungen auch im Rahmen des konzernweiten Risiko managements. Dafür werden Szena rioanalysen genutzt und die finanzi ellen Auswirkungen der physischen und transitorischen Klimarisiken und -chancen„Umweltbewertet.&Klima“ ist ein Hand lungsfeld der integrierten Unterneh mens- und Nachhaltigkeitsstrategie sowie des Masterplans Nachhaltig keit 2030. Durch diese Verknüpfung stellt die Post sicher, dass Umweltund Klimaschutzmaßnahmen mit allen Unternehmensaktivitäten abge stimmt sowie Risiken und Chancen entsprechend berücksichtigt werden.

Im Jahr 2020 hat die Post die Un ternehmensstrategie umfassend über arbeitet. Die integrierte Unterneh mens- und Nachhaltigkeitsstrategie zeigt, wo das Unternehmen hinwill –Vorwärts in die Zukunft. Masterplan Nachhaltigkeit 2030 Der Masterplan, bei dessen Erstel lung der Gesamtvorstand sowie alle Bereichsleiter*innen eingebunden waren, definiert in drei strategischen Handlungsfeldern der Nachhaltigkeit „Wirtschaft & Kund*in“, „Umwelt & Klima“ sowie „Mensch & Soziales“ ambitionierte Ziele und dazugehörige Maßnahmen.Fürdiedrei Handlungsfelder gibt es jeweils einen Nachhaltigkeitsan spruch: „ Wirtschaft & Kund*in: Nachhal tige und kund*innenorientierte Produkte und Dienstleistungen „ Umwelt & Klima: Ökologische, energieeffiziente Logistikprozesse und betriebliche Abläufe Mensch & Soziales:

undBasisMaßnahmenhaltigkeitszielerelevantependivisionsübergreifendenligenMaßnahmenment.AbteilungDiefolgskontrollekeitenStrukturNachhaltigkeitundsorgtvoneinanderundsicher,daranMaßnahmenpaketendermessenefische,Zueszugeordnet.HandlungsfeldernwerdenMasterplansbildensentlichen14tunglicherundMitarbeiter*innenmitparbeitgeberinTovielfältigengesellschaftVerantwordefinierteweThemendenKerndesunddendreiderNachhaltigkeitFürjedeswesentlicheThemagibtstrategischeNachhaltigkeitsziele.derenErreichungwurdenspezimessbare,erreichbare,angeundterminierteZiele(i.S.SMARTLogik)erarbeitetundmithinterlegt.EinangepasstesMonitoringstelltdassalleThemenmiteinandernichtlosgelöstundunabhängigbetrachtetwerden.EineeigeneProgrammorganisationfürdiestrategischeSteuerungUmsetzungdesMasterplans2030.DurchdiesekönnenVerantwortlichpräzisefestgelegtundeineErgewährleistetwerden.ProgrammleitungliegtbeiderCSR&UmweltmanageDieoperativeUmsetzungdererfolgtdurchdiejeweiFachbereiche.Inabteilungs-undArbeitsgrupwerdenaktuellenachhaltigkeitsThemenbehandelt,Nachabgeleitetundumgesetzt–immeraufderintegriertenUnternehmens-Nachhaltigkeitsstrategie.

On the Road to Paris – Die Kli mastrategie zur Dekarbonisierung des Kerngeschäfts

„

21WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA einher, der E-Commerce-Boom bietet aber im Paketbereich neue Chancen. Deshalb ist es wichtig, das Paketge schäft weiter zu stärken. Dies muss jedoch vom Aufbau anderer Ge schäftsfelder begleitet werden, um auch in Zukunft die Ertragskraft zu gewährleisten.Darüberhinaus ist es Anspruch der Post, bei allen unseren unter nehmerischen Aktivitäten nachhaltig zu agieren, denn das Unternehmen versteht sich als moderne Postgesell schaft und will ihrer Verantwortung auf allen Ebenen nachkommen. Dabei maßgeblich ist die Unternehmensstra tegie, mit der sich die Post hohe Ziele setzt. Außerdem kann das Unterneh men dadurch immer schnell und treff sicher auf veränderte Marktanforde rungen reagieren.

Für die vier wesentlichen Themen des Handlungsfelds „Umwelt & Kli ma“ (Grüne & effiziente Mobilität, Grüne & effiziente Immobilien, Res

22 WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA sourceneffiziente Prozesse und Kreis laufwirtschaft) gibt es jeweils Ziele, Maßnahmen und eine Messung über Leistungsindikatoren.AbOktober2022 wird in Öster reich eine „CO2-Steuer“ eingeführt. Diese eigenständige Abgabe wird bei den Inverkehrbringern von Kraftund Heizstoffen eingehoben und die Post indirekt über höhere Kosten in der Beschaffung dieser Energieträger treffen. Die Post unterliegt darüber hinaus keiner direkten Abfuhrver pflichtung. Als Einstiegspreis sind 30 EUR pro Tonne CO2 vorgesehen. Eine Erhöhung wird schrittweise er folgen und der Preis soll im Jahr 2025 55 EUR betragen. Diese Entwicklung war absehbar, weshalb die Post eine umfassende Strategie „On The Road To Paris“ zur Dekarbonisierung des Kerngeschäfts verfolgt. Diese bein haltet strikte CO2- Reduktionsziele für die Jahre 2025 und 2030 im Einklang mit wissenschaftlichen Er kenntnissen und der Science Based Targets Initiative. Zur Reduktion hat die Post entsprechende Maßnah menpakete definiert, welche zeitlich gestaffelt umgesetzt werden. Diese beinhalten hauptsächlich Maßnah men zur CO2-Emissionsvermeidung (bspw. E-Fahrzeuge). Es gibt aber auch Maßnahmen, welche die Aus wirkungen des Klimawandels auf die Post reduzieren sollen (bspw. Schutz vor sommerlicher Übererwärmung durch Verschattung).

Der große Wendepunkt der Kli mastrategie „On The Road To Paris“ wird 2030 erreicht. Dann wird die ge samte Zustellung innerhalb Österrei chs auf E-Fahrzeuge umgestellt und CO2-frei sein – insofern CO2-frei als dass bei der Zustellung keine di rekten CO2-Emissionen mehr durch die Verbrennung von fossilen Kraft stoffen entstehen. Das Ziel der 100 % Umstellung auf E-Fahrzeuge in der Zustellung wurde bei der internatio nalen Climate Group EV100-Intiative eingereicht.DiePost nimmt im Hinblick auf die wissenschaftlich fundierte He rangehensweise für die Erarbeitung eines CO2-Reduktionsziels eine Vor reiterrolle ein. Seit 2017 nehmen wir an der Science Based Targets Initia tive (SBTi) teil, einer internationalen Organisation, die unter anderem vom WWF unterstützt wird. Die Initiative verfolgt das Ziel, Unternehmen aktiv in den Klimaschutz einzubinden.

Die Post hat – als zweites österrei chisches Unternehmen überhaupt –ein sogenanntes Science-Based Target für die Beschränkung der Erderwär mung auf 2 °C eingereicht. Seit der Berechnung des ersten Science-Based Target im Jahr 2017 haben sich die für die Berechnung verwendeten An nahmen des Paketwachstums und die Rahmenbedingungen erheblich ver

ändert. Deshalb wurde im Jahr 2020 im Rahmen eines Projekts des Klima& Energiefonds mit der Erarbeitung neuer Science-Based Targets begon nen. Die neuen Ziele sollen zu einer Erderwärmung von maximal 1,5 °C beitragen.DieVerpflichtung zu diesen ganz heitlichen wissenschaftlichen Zielen fordert eine Reduktion der CO2Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie umfassen nicht nur Emissionen, die im unmit telbaren Einflussbereich der Österrei chischen Post AG liegen (Scope 1 und Scope 2), sondern auch CO2-Emis sionen von Frächter*innen (Scope3-Ziele). Entsprechend wird die Post bei der Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen noch intensiver auf die Umweltfreundlichkeit der Geschäfts prozesse verringern.dungstonneundrelativendietransportierternisentsprichtmaschutzprojektesionenfolgen.verfügbarenstufenweiseseumCO2-EmissionenwerdenundMithilfeachten.derCO2-ReduktionszielediverseroperativerMaßnahmendiedirektenundindirektenbiszumJahr2040zumindest90 %reduziert.DiemassiveDekarbonisierungwirdundimEinklangmitdenUmwelttechnologienerDieverbleibendenRestemiswerdenüberanerkannteKliausgleichen.DiesdemderzeitigenVerständvonNet-Zero/Netto-Null.AuchdierelativenEmissionenproSendungstonnewillPostreduzieren.Zielistes,dieEmissionenzwischen20092030protransportierterSenummindestens70 %zu

23WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA Reduktionsmaßnahmen: Das Kon zept der CO2-neutralen Zustellung

Die 2011 für das Kerngeschäft in Österreich gestartete Initiative CO2 NEUTRAL ZUGESTELLT, bildet den Kern des Engagements und der Leistungen des Handlungsfelds „Um welt & Klima“. Mit ihr verfolgt die Post das Ziel, die eigenen Treibhaus gasemissionen kontinuierlich und weitreichend zu reduzieren Im ersten Schritt will die Post die Effizienz in den Kernprozessen stei gern. Die Maßnahmen betreffen beispielsweise die energetische Op timierung der Gebäude und der Be leuchtung sowie die kontinuierliche Erneuerung der Fahrzeugflotte. Aber auch die technische Infrastruktur wie Förderanlagen in den Logistikzentren wird energetisch analysiert und ver bessert.Imzweiten

Schritt erfolgt die Nut zung von alternativen Energieformen. Bereits seit 2012 setzt die Österrei chische Post AG ausschließlich auf Strom aus erneuerbaren Energie quellen und Technologien. Seit An fang 2017 bezieht die Post nur noch erneuerbaren Strom aus Österreich, seit 2018 gilt dies auch für alle ös terreichischen Konzernunternehmen. So verfügt die Post derzeit über 2.500 E-Fahrzeuge (davon etwa 1.100 E-Bi kes, E-Lastenräder, E-Mopeds und ETrikes sowie fast 1.400 E-Transpor tern) und betreibt damit die größte E-Flotte des Landes. Seit Anfang März kauft sie für die Zustellung ausschließlich E-Fahr zeuge an, dadurch kommen allein 2022 800 neue E-Fahrzeuge hinzu, 2023 sollen es bis zu 1.300 weitere werden. Bis spätestens 2030 wird damit die komplette Zustellung in Österreich mit E-Fahrzeugen oder al ternativen Antrieben erfolgen. Schon seit Oktober 2021 ist Graz die erste Großstadt Europas, in der die PostZustellung komplett CO2-frei statt findet.Die Post ist zudem grüne Energie erzeugerin: Auf Logistikzentren und anderen Gebäuden betreibt sie derzeit neun Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 3,5 Megawattpeak (MWp). Weitere Anlagen mit einer Leistung von 1,8 MWp sind in Pla nung, der Ausbau von zusätzlichen 2,6 MWp ist vorgesehen.

Briefvertreter,Generaldirektor-StellWalterDipl.-Ing.OblinVorstand&Finanzen(CFO)

Im dritten Schritt erfolgt die Kom pensation aller nicht vermeidbaren Emissionen. Alle bei Annahme, Sor tierung, Zustellung und Overheadpro zessen entstehenden CO2-Emissionen, die derzeit nicht vermeidbar sind, werden in einem dritten Schritt durch die Unterstützung von nationalen und internationalen Klimaschutzprojekten kompensiert. Somit ist der komplette Wertschöpfungsprozess – angefangen bei der Zustellung, zu allen Prozessen in Logistikzentren und Zustellbasen bis hin zu den Emissionen der exter nen Dienstleister*innen – bilanziell CO2- neutral. Durch diese Maßnah men stellt die Post bereits seit 2011 alle Sendungen in Österreich CO2-neutral zu. Dies wird jährlich vom TÜV Aus triaDiebestätigt.„CO2 Antriebsmöglichtätaufihresquenteherunterladen.post.at/co2neutralnutzenKommunikationLogoZUGESTELLT“-„CO2könnenvergangeneÖsterreichischeRundrerdiekönnengennenProzentauchZUGESTELLT“-InitiativeNEUTRALkommtinderBevölkerunggutan.62derÖsterreicher*innenkendieKennzeichnung,wieUmfrazeigen.Geschäftskund*inneneinZertifikatanfordern,dasCO2-neutraleZustellungallerihSendungendesVorjahresbestätigt.670solcherZertifikatehatdiePostalleinfürdasJahrausgestellt.ZudemGeschäftskund*innendasNEUTRALfürihreundunterDurchdiekonseUmstellungFuhrparkesElektromobiliundalternative keiten, ist die Österreichische Post am besten Weg in der Zustellung den Umstieg von CO2-Neutralität zu einer 100%igen CO2-Freiheit bis 2030 zu schaffen. Autor: Dipl.-Ing. Walter Oblin ist seit 1. Juli 2012 Finanzvorstand der Österrei chischen Post. Zudem verantwortet er seit 01.01.2019 die Geschäftsfelder Brief & Werbepost sowie Business Solutions und wurde im Zuge dessen auch zum Generaldirektor-Stellver treter des Konzerns ernannt. Im Fi nanzressort sind mit den Bereichen Konzern-Rechnungswesen & Treasu ry, Konzern-Controlling, KonzernImmobilien, Konzern-IT & -Einkauf sowie Konzern-Recht wesentliche Steuerungs- und Dienstleistungs funktionen für den Konzern Öster reichische Post AG zusammengefasst.

Die Verantwortung des Segments Brief & Werbepost beinhaltet zu sätzlich die Marketing- & Vertriebs aktivitäten in den Bereichen Brief-, Werbe- & Medienpost sowie die phy sischen & digitalen Leistungsange bote des Bereichs Business Solutions inklusive der jeweils zugehörigen Be teiligungen.

Management der Eisenbahninfrastruktur

Das Eisenbahnwesen erfährt erfreu licher Weise steigende Bedeutung und sieht sich damit auch mit wachsenden Anforderungen konfrontiert. Ziel der europäischen Verkehrspolitik ist die Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene. Österreich ist in Bezug auf den Modal Split der Bahn EU weit in einer führenden Rol le. Dennoch ist die Zielsetzung, die Zugzahlen bis 2040 zu verdoppeln. Dies ist über einen Ausbau der In frastruktur in dieser Zeitachse nicht erreichbar, da – zufolge der langen Dauern der rechtlichen Durchsetzung von Strecken(aus)bauten – davon aus zugehen ist, dass das Netz 2040 ge nau das heutige zuzüglich der bereits in Bau befindlichen Abschnitte ist. Es wird also verstärkt Augenmerk auf betriebliche Optimierungen, wie bei spielsweise die Reduktion der Zugfol gezeiten, zu legen sein.

Nachhaltigkeit ist bei Systemen mit sehr langen Nutzungsdauern, wie der Eisenbahninfrastruktur, von es sentieller Bedeutung. Dabei ist Nachhaltigkeit als technische, wirtschaftliche und ökologische Nachhal tigkeit zu verstehen. Nachstehend werden die Ziele, Wege und die bisherigen Erfolge der Implementie rung von Asset Management im Sinne eines Life Cycle Managements (LCM) bei den ÖBB vorgestellt. Foto: ©Lunghammer

24 WINGbusiness 2/2022

der Ei senbahn in Österreich umfasst rund 10.000 km Gleise und 16.000 Wei chen, die stark divergierende Rand bedingungen aufweisen und sich da her auch unterschiedlich verhalten.

Dennoch bedeutet das vor allem für den Fahrweg eine Belastungs steigerung, und das ausgehend von heute bereits realisierten Belastungen von bis zu 120.000 GesBt pro Tag und Gleis. Ein Mehr an Zügen führt gleichzeitig zu einer Reduktion der für Instandhaltung zur Verfügung stehenden Zeit. Die Belastungsstei gerungen führen zu steigenden Ver schlechterungsraten im Hinblick auf Gleislage wie auch den Komponen tenverschleiß, was einen erhöhten

Der technische Bereich der Forschung liefert parameterspezifische Beschrei bungen der Infrastruktur, die auf dem jeweiligen Verhalten von Gleis und Weiche aufbauen und somit auch Prognosen erlauben. Die wirtschaft liche Bewertung berücksichtigt die Spezifika der Infrastuktur, wie stark unterschiedliche aber jedenfalls lange Nutzungsdauern, sowie die Tatsache, dass den Maßnahmen der Infrastruk tur keine Erlöse zugeordnet werden können. Umweltaspekte werden durch eine schrittweise Internalisie rung der Kostenpositionen vor allem in der Angebotsbewertung berück sichtigt. Herausforderung durch Erfolg, ein Teufelskreis?

Das Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswissenschaft der Technischen Universität Graz be schäftigt sich seit den 1990-ern in en ger Kooperation mit Bahnen – allen voran den ÖBB – und der bahnaffi nen Industrie mit Asset Management speziell für die Fahrwegkomponen ten. Ziel war und ist die Erhöhung der Nachhaltigkeit der Bahninfra struktur. Nachhaltigkeit wird dabei als technische, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit verstan den. Zufolge der hohen finanziellen Bedeutung wurden die Methoden zu Beginn für Gleise entwickelt, bald da nach auf Weichen und schließlich auf den Fahrweg als Ganzes ausgewei tet. Prinzipiell ist die Methodik für sämtliche verschleißbehafteten Kom ponenten, bis hin zu Fahrzeugen, an wendbar.DieProduktionsanlage

LifePeterTOP-THEMAVeitCycle

„ Wirtschaftliche Nutzungsdauer: Wann ist das Gleis zu reinvestie ren? Dass diese Fra gen nur gemein sam beant wortet werden können und LCMSchrittediegendenrung.SystemanfordesondernreneineistmentCycledermuss,entsprechenLiegedauernzeitraumBetrachtungsderdenliegtaufHand.LifeManage(LCM)damitnichtvonmehreOptionen,eineImFolwerdeneinzelnenfürimHintereinander technische Beschreibung, wirtschaftliche Bewer tung und Berücksichtigung von Um welteffekten diskutiert. Standardelemente – Technische Be schreibung des Assets Oberbau Das Ziel, die Nachhaltigkeit des Oberbaus weiter zu verbessern, er fordert ein Verstehen des Gleisver haltens. Dies kann durch die Analyse des Verhaltens der derzeitigen Ober bausysteme gewonnen werden. Die vom Institut entwickelte Methode der Standardelemente identifiziert in einem ersten Schritt aus Analysen des Instandhaltungsbedarfs die für das Gleisverhalten relevanten Parameter, um danach für jeden relevanten Para metermix (= die Summe aller auf ein spezifisches Gleis wirkenden Rand bedingungen) Standardelemente zu beschreiben.Dazukönnen Dank der weit fort geschrittenen Digitalisierung und der Messwagendaten Zeitreihen von bereits 20 Jahren herangezo gen werden. Abbildung 2 zeigt die wesentlichen Parameter, die Nut zungsdauern und Instandhaltungs bedarf massiv beeinflussen. Der Weg von den Daten zum Verständnis des Gleisverhaltens ist ein mehrstufiger. Abbildung 3 zeigt die dazu erforder lichen Schritte: „ Prüfung der Daten auf Vollstän digkeit „ Verifizierung der Daten „ Synchronisierung der verschie denen Messdaten einer Mess fahrt „ Positionierung der Messdaten verschiedener Messfahrten „ Bildung von Zeitreihen für Ab schnitte mit denselben Parame tern „ Trendanalysen

„

25WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA Instandhaltungsbedarf nach sich zieht. Die Reaktion ist die Entwick lung leistungsfähiger Maschinen, um in geringeren Zeiten (Sperrpausen) Maßnahmen umsetzen zu können. Gleichzeitig kommt es zu kürzeren Bauabschnitten und damit höheren Instandhaltungskosten. Kürzere Bau abschnitte führen wiederum zu einem Mehr an Unstetigkeitsstellen, da Ab schnittsbeginn und -ende durch seine Unstetigkeiten potentielle Störstellen darstellen. Damit resultiert ein wei ter steigender Instandhaltungsbedarf, den umzusetzen die Sperrpausen feh len. Und schon ist der Teufelskreis perfekt.Nun ist bekannt, dass das Gleis auf zu wenig Instandhaltung erst nach einem Zeitversatz von rund drei bis fünf Jahren reagiert. Diese „stra tegische Reserve“ soll jedoch keines falls genutzt werden. Die Reaktion des Gleises auf Vernachlässigung der Instandhaltung ist eine später, auch mit intensivierten Maßnahmen nicht mehr abwendbare Reduktion der Nutzungsdauer des Oberbaus. Berücksichtigt man zudem die Zu sammensetzung der Lebenszyklusko sten des Oberbaus (Abbildung 1), ist erkennbar, dass eine Nutzungsdau erreduktion wirtschaftlich gesehen kontraproduktiv ist. Vielmehr müs sen alle Anstrengungen auf ihre Ver längerung abzielen.

DiePrognosenBeschreibung der Standardele mente ist in Abbildung 4 dargestellt.

Der Teufelskreis – mehr Züge füh ren zu steigendem Instandhaltungs bedarf zu dessen Umsetzung die Sperrpausen fehlen – kann nur durch Steigerung der technischen Nachhal tigkeit begegnet werden.

Asset Management Fahrweg Prinzipiell sind auch im Anwendungs fall Eisenbahninfrastruktur die Stan dardfragen des Asset Managements zu beantworten: „ Investitionsstrategie: Welche Komponenten sind bei welchen Randbedingungen einzusetzen? „ Instandhaltungsstrategie: Welche Komponenten sind wann Instand zu halten?

Diese Darstellung fasst das Verhal ten eines spezifischen Gleises, de finiert durch die auf den Oberbau Abbildung 1: Zusammensetzung der Lebenszykluskosten eines stark belasteten Oberbaus Abbildung 2: Parameter Oberbau

In diesem Fall werden Ergebnisse von Testabschnitten mit dem Verständnis des Gleisverhaltens und damit der Erwartungshaltung verschnitten.DieAuswahl der wirtschaftlich günstigsten Oberbauform und damit die Identifizierung von Investitionsund Instandhaltungsstrategie erfolgt mittels der Annuitätenmethode. Die se ist erforderlich, da die langen Nut zungsdauern statische Auswertungen verbieten und die Kapitalwertme thode zufolge der unterschiedlichen zu betrachtenden Nutzungsdauern ausscheidet. Der Vergleich beruht primär auf Kosten, da Erlöse weder den Gleisarbeiten noch den dabei er zielten Qualitäten zugeordnet werden können. Eine wesentliche Ausnahme ist hier jedoch zu erwähnen: Die Nut zungsdauer des Oberbaus kann auch durch betriebliche Einschränkungen statt Instandhaltungsmaßnahmen erzielt bzw. verlängert werden. Da Nichtarbeiten billiger ist als Arbei ten, erscheint dies im ersten Augen blick leider als reizvolle Alternati ve. Betriebliche Einschränkungen, in der Regel eine Herabsetzung der zulässigen Geschwindigkeit, stellen allerdings eine Reduktion der Ver fügbarkeit dar. Daher sind Kosten der Nichtverfügbarkeit zu berück sichtigen. Diese Kosten resultieren aus Verspätungen, Umleitungen, Er satzverkehren und Ähnlichem. Be triebserschwerniskosten sind daher Bestandteil des LCM für die österrei chische Eisenbahninfrastruktur. So werden für jede Gleisarbeit, über die dazu erforderliche Sperrdauer und, auf Basis vereinfachter Betriebssimu lationen und damit unter Berücksich tigung der Verkehrsbelastung, die spe zifischen Betriebserschwerniskosten bestimmt, und im Zahlungsstrom berücksichtigt. Ebenso werden gege benenfalls Betriebserschwerniskosten zufolge Dauerlangsamfahrstellen (= qualitätsbedingte Geschwindigkeits reduktion) berücksichtigt.

„ Werden die LCM-basierten Kom ponentenstrategien umgesetzt?

„ Wird die wirtschaftliche Nut zungsdauer umgesetzt?

Die Komponentenstrategien sind pa rameterspezifisch veröffentlicht, eine Überprüfung der Umsetzung daher sehr einfach. Allerdings wird bei Abweichungen nach Ursachen ge fragt, da in Einzelfällen spezifische Lösungen zufolge sehr spezieller Randbedingungen möglich sind, die als punktuelle Einflüsse u.U. in der Strategie nicht abgedeckt sind. Ab weichungen werden daher hinterfragt und erforderlichenfalls wirtschaftlich bewertet.DerBedarf an Reinvestition wird vom aktuellen Zustand und damit Abbildung 3: Von Daten zu Wissen Abbildung 4: Standardelement

26 WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA wirkenden Randbedingungen, in Form seiner Nutzungsdauer und des Instandhaltungsbedarfs zusammen.

Bei spezifischen Untersuchungen wer den die Instandhaltungskosten durch Kostenfunktionen ersetzt, da die Ko sten von Gleisarbeiten stark von den zur Verfügung stehenden Arbeits zeiten abhängen (Tag – Nacht, Länge der Sperrpause). Im Fall der Bewer tung von Innovationen kann nicht auf vorliegende Daten zurückgegrif fen werden.

„ Ist die Baulänge für die Reinvesti tion nachvollziehbar?

Wirtschaftliche Bewertung der Stan dardelemente Da die spezifischen Kosten der einzel nen Gleisarbeiten in Form ihrer Ein heitskosten bekannt sind, kann durch Ersetzen der Häufigkeit der Maßnah men durch die damit einhergehenden Kosten in einfacher Weise ein Zah lungsstrom über die gesamte Nut zungsdauer bestimmt werden. Durch Vergleich verschiedener Standard elemente für dieselben Randbedin gungen kann der wirtschaftlich effizi enteste Oberbau für die vorliegenden Randbedingungen bestimmt werden.

Projektbewertung Reinvestitionsprojekte des Ober- und erforderlichenfalls auch Unterbaus werden seit 2011 einer speziellen Überprüfung auf Basis von LCM unterzogen, wobei die Methodik seitdem stetig geschärft wird. Basis ist eine Prognose sämtlicher Instand haltungsarbeiten für den spezifischen Anwendungsfall. Die im Folgenden beschriebene Vorgangsweise ist für Gleise bereits implementiert, für den Anwendungsfall Weiche teilweise, da derzeit noch an einzelnen Prognose modellen gearbeitet wird.

Im Rahmen der Projektbewertung sind drei Fragen zu beantworten:

27WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA dem bewertetVerlustUmsetzungskostenVergleich,fizienzsatzzeitpunkten.ähnlichenvonfürterkostensprechentenReinvestitionszeitpunkwasAbschnittterungsratenfigverhaltenVerschlechterungsdefiniert.HäusinddieVerschlechineinemunterschiedlich,zuverschiedenenführt.AndererseitssinkendeMederUmsetzungdasZusammenziehenBauabschnittenmitoptimalenErDieEfkanndurcheinenReduktionderversusvonAnlagewert,werden.InderRegel

AbbildungAnnuitätenmonitoring6:Bedarfsprognose

ist ein Zusammenziehen von Abschnitten zwischen ein und drei Jahren sinn voll.Bei den ÖBB ist eine Reinvestition entsprechend der sechsjährigen rol lierenden Finanzplanung sechs Jahre im Voraus mit Angabe des Investi tionsbedarfs und der erforderlichen Sperrpause anzumelden. Damit stellt sich projektspezifisch die Frage der wirtschaftlichen Nutzungsdauer. Dazu wurde 2011 die Methode des Annuitätenmonitorings entwickelt. Die beiden den optimalen Investiti onszeitpunkt bestimmenden gegen läufigen Trends sind die Reduktion der Abschreibung und das Anwach sen der Instandhaltung. Dazu müs sen aus den spezifischen Zeitreihen des Projektabschnitts sämtliche In standhaltungsmaßnahmen für den Oberbau über den erwarteten Rein vestitionszeitpunkt hinaus prognosti ziert werden (Abbildung 5 oben). Zur Bestimmung des Minimums werden schließlich die Annuitäten für die ver schiedenen Nutzungsdauern (1 Jahr, 2 Jahre, …) bestimmt. Das Minimum der Annuitätenkurve stellt theore tisch den optimalen Zeitpunkt dar. Auf Grund der Trägheit des Systems wird als Reinvestitionszeitpunkt ein Jahr nach dem Minimum vorgeschla gen (Abbildung 5 unten). Dieser Ansatz gilt streng genom men nur für Reinvestitionen mit einem 1:1 Ersatz. Sollten neue Tech nologien vorliegen, die die Annuität neuer Gleise senken, könnte dies im Modell in einfacher Weise durch die Annuitätendifferenzen berücksichtigt werden.DerReinvestitionsbedarf schwankt in einer gewissen Bandbreite, womit es Jahre gibt, in denen nicht alle als wirtschaftlich erkannten Reinvestiti onsprojekte umgesetzt werden kön nen. Es ist daher auch erforderlich, die Projekte zu reihen. Die Annui tätenkurve zeigt immer denselben Trend. Nach einem Absinken der Annuitäten über lange Jahre (Reduk tion der Abschreibung > steigende In standhaltung) tritt ein Annuitätenmi nimum auf, nach dem die Annuitäten steigen (Reduktion der Abschreibung < steigende Instandhaltung). Das An steigen ist jedoch projektspezifisch unterschiedlich.Jesteilerder Anstieg nach dem Minimum ist, d.h. je höher die Zu satzkosten durch das Verschieben der Reinvestition ist, desto wichtiger ist die Umsetzung dieser Projekte. Als Projektranking wird daher der rela tive Anstieg der Reinvestitionskosten bei Projektverschiebung (Abbildung 5 rechts) definiert. Mengenprognosen Nach dem beschriebenen und unter anderem bei den ÖBB umgesetzten LCM wird das Netz als Summe von Standardelementen verstanden. Da das Alter aller Abschnitte bekannt ist, können mit den Längen der ein zelnen Standardelemente netzweit der Bedarf an Reinvestition und der einzelnen Instandhaltungsmaß nahmen bestimmt werden. Abbil dung 6 zeigt eine derartige Prognose für die Gleisneulage. In diesem Fall ist das Absinken des Bedarfs auf die Implementierung von Innovati onen – besonders der Einführung des Oberbaus mit Schwellenbesohlung und einer Asphaltschutzschicht – zu verdanken. Die „Wellen“ stellen die üblichen Bedarfsschwankungen in Netzen dar. Diese Prognose geht al lerdings von konstantem Verkehr aus. Berücksichtigt man ein Anstei gen der Verkehrsbelastung, wird das Absenken des Reinvestitionsbedarfs durch den Mehrbedarf zufolge gestei gerter Verkehrsbelastung in Zukunft kompensiert. Dies kann nur bedeu Abbildung 5:

Gleisneulage

Implementierung ökologischer As pekte Nach der Beschreibung von tech nischer und wirtschaftlicher Nach haltigkeit sei noch kurz auf den dritten, den jüngsten Aspekt, der ökologischen Nachhaltigkeit, einge gangen. Dabei wird versucht, durch eine Internalisierung von CO2-Äqui valenten in der Angebotsphase diesem Aspekt Gewicht zu verleihen. Dies ist ebenfalls nur durch eine Bestimmung der CO2-Äquivalente für die gesamte Nutzungsdauer zielführend.

Die Berücksichtigung ökologischer Argumente nimmt in den letzten Jah ren Fahrt auf. Auswertungen für den Oberbau liegen bereits vor, ebenso reagiert die Industrie beispielsweise durch Änderung der Antriebstechno logien bei Bahnbaumaschinen. Wa ren diese vor kurzem grundsätzlich mit Diesel- bzw. dieselelektrischem Antrieb ausgestattet, sind heute Bahnbaumaschinen mit Elektroan trieb (über Oberleitung), aber auch mit Batterie- und Wasserstoffantrieb amTechnischMarkt. gesehen steht eine Dis kussion der Eingriffsschwellen auf Basis von Asset Management auf der Agenda, genauso wie ein verstärktes Zusammenspiel von Fahrweg- und Fahrzeugdaten.DieMethodik ist in der Schweiz vollinhaltlich implementiert, in Skan dinavien teilweise. Diskussionen des Instituts mit internationalen Ent wicklungsbanken führten zu ersten bedeutenden Ergebnissen. Entwick lungsbanken (co )finanzieren grund sätzlich Investitionen. Es konnte nachgewiesen werden, dass das nicht immer nachhaltig ist, da der Inve stition aus Mangel an finanziellen Ressourcen oft keine oder keine aus reichende Instandhaltung folgt. Dies führt beim Fahrweg der Eisenbahn jedoch zu einer Verkürzung der Nut zungsdauer um bis zu 50 %, womit die Wirtschaftlichkeit der Investition nicht mehr gegeben ist. Diese Nach weise führten zu einer andauernden Kooperation mit der ADB (Asian Development Bank), die 2019 eine Finanzierungsschiene aufgelegt hat, in der sich die Kreditsumme aus rund 80 % Investitionsmitteln und bis zu 20 %

Umsetzung Das Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft der Technischen Universität Graz arbeitet seit Ende der 1990-er Jahre sehr eng mit den ÖBB bei der Entwicklung des Asset Managements für die Infrastruktur Fahrweg zusammen. Bei der Um setzung von LCM waren die ÖBB europaweit Taktschläger. So wurde bereits Mitte der 1990-er ein Kal kulationsmodell zur Bestimmung der Betriebserschwerniskosten ent wickelt, das 2006 weiterentwickelt wurde. In den Jahren 2000 bis 2002 wurden europaweit erstmalig sämt liche Investitionsstrategien basierend auf LCM Auswertungen definiert, anschließend auch die internen Re gelungen für die Instandhaltung. So wurden beispielsweise Investitions strategien für Oberbaukomponenten entwickelt. Dabei konnten effiziente Einsatzbereiche verschiedener Schie nenprofile und Schienengüten identi fiziert werden. 2011 wurde das Mo nitoring von Reinvestitionsprojekten eingeführt und seitdem ständig wei terentwickelt. Als nächster Schritt wird die Anwendung auch für Wei chenDieumgesetzt.Weiterentwicklung der Pro gnosemethoden erlaubt es Testphasen zu verkürzen und damit Innovationen rascher in die Netze zu bringen. Dies gelang erstmals bei der Implementie rung der Schwellenbesohlung, erste Gleistests 2003, Implementierung als Standardoberbau in den Oberbauvor schriften 2007, Umsetzung seit 2009.

Damit sollte es gelingen, die end lose Diskussion Billigbieter versus Bestbieter wenigstens im Bereich der ökologischen Argumentation zu ver hindern. Aktuell werden dazu welt weit Datenbanken erstellt, um Inve stitionen unter Berücksichtigung der Umsetzung und der Instandhaltung sämtlicher Komponenten bewerten zu können. Diese CO2-Footprints werden monetär bewertet und zum eigentlichen Angebotspreis addiert. Dieser Summenpreis stellt dann die monetäre Entscheidungsgröße zur Angebotsbewertung dar.

Allgemeingültige Ergebnisse Sämtliche Analysen zeigen, dass die wirtschaftliche Effizienz der Infra struktur der Eisenbahn nur durch eine Steigerung des im internationa len Vergleich ohnehin hohen Quali tätsniveaus gesteigert werden kann.

Autor: Dr. Peter Veit, *1959. Studium des Wirtschaftsingenieurwesens Bauwe sen an der Technischen Universität Graz, anschließend Univ.-Ass. am In stitut für Eisenbahnwesen, TUGraz, 1992 Promotion, 1999 Habilitation zur wirtschaftlichen Bewertung der Eisenbahninfrastruktur, 2000-2002

Alle bisherigen Auswertungen zei gen, dass Kurzfristeinsparungen das System langfristig massiv verteuern, Qualitätsstrategien jedoch zu langfri stigen Kostensenkungen führen.

28 WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA ten, dass eine weitere Steigerung der technischen Nachhaltigkeit des Ober baus, also weitere Innovationen, die einzige Möglichkeit ist, den oben an gesprochenen Teufelskreis nachhaltig zu brechen.

Auch bei geringen Budgets kann LCM schrittweise implementiert wer den. Ein wachsendes Problem ist die abnehmende für die Instandhaltung zur Verfügung stehende Zeit. Den noch sehe ich international, nicht in Zentraleuropa und schon gar nicht in Österreich, als Haupthindernis das Festhalten von Kurzzeitzielen anstatt dem Durchbruch von Langzeitden ken. Aussagen wie „Heute müssen wir sparen, aber dann kommt die Qualitätsstrategie“ negieren die Tat sache, dass ein Verschieben von Qua litätsstrategien deren Implementie rung verteuert und damit allzu oft zu einem Warten auf Godot führt.

Warum ist Nachhaltigkeit dennoch ein derart nachhaltiges Problem? Die Ursache liegt nach meiner Überzeu gung nicht in Budgetrestriktionen.

GeorgienistjektederminarenKlientenländerKooperationzusammensetzt.InstandhaltungsmittelnImRahmendieserwurdenundwerdendiederADBinLCM-Segeschult,denenbeiInteresseBahnenImplementierungsprofolgen.EinderartigesProjektbereitsabgeschlossen,einesmitbefindetsichinUmsetzung.

29WINGbusiness 2/2022 TOP-THEMA ÖBB Projektleiter Strategie Fahrweg, 2002 ao. Univ.-Prof., seit 2010 Uni versitätsprofessor und Vorstand des Instituts für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft (TUGraz). Mit autor von 4 Büchern und Verfasser von zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln zur Optimierung des Sys tems Bahn mit dem Life-Cycle-Management,SchwerpunktInter Univ.-Prof. Dipl.Ing. Dr. Peter Veit Vorstand des Instituts für GrazTechnischeschaftundEisenbahnwesenVerkehrswirtUniversität nationale Vor trags- und zeugeneTagungVeranstalterschriftderMitherausgeberlungstätigkeit,SchuFachzeitzev-rail,derModerSchienenfahr WIR ENGINEERINGFÜRVERSTÄRKUNGSUCHENUNSERWirinvestiereninunserkompetentesEngineeringteamundsuchenBauingenieurInnenundIngenieurInnenmitGebäudetechnik(TGA)Know-HowinganzÖsterreich.Neugieriggeworden?StartejetztdeineKarrierebeiHilti.InformieredichüberunsereoffenenPositionenaufwww.careers.hilti.atT0800-818100www.hilti.at

30 WINGbusiness 2/2022 UNINACHRICHTEN GREENOVET – Skills for a Green Europe

GRETA setzt auf Schulungen von mehr als 100 LehrerInnen, um Exzellenz im Unterricht zu gewährleisten und die Beschäftigungsfähigkeit von AbsolventInnen zu stärken Damit leistet GRETA einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung und Professionalisierung der Arbeitskräfte von morgen. Zudem werden im Rahmen der Vereinstätigkeiten von GRETA mehr als 16 regionale und 2 internationale Nachhaltigkeitsprojekte mit Unternehmen umgesetzt, die zur Förderung einer nachhaligen Transition beitragen.

Nutzen für Bildung/Wirtschaft/Gesellschaft

GRETA bündelt die Kapazitäten der wichtigsten regionalen Akteure und Synergien zwischen Partnern und assoziierenden Akteuren ermöglichen GRETA fördert die Qualifizierung der Arbeitskräfte in der Steiermark und anderen österreichischen Regionen trägt zur Wettbewerbsfähigkeit und einer nachhaltigen Enwticklung in der Steiermark bei

Ziele GRETA dient als Partnernetzwerk, das für neue Mitglieder offen ist und zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Bildungsanbietern, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor beiträgt.

Österreichische Partner GREENOVET Kontakt GRETA Abb. 1 Länderkarte (A=Universität; B=Berufsbildende Höhere Schule; C=Unternehmen/Unternehmensvertreter

Dr. Ernst Kreuzer Geschäftsführer GRETA Mail: Telefon:ernst.kreuzer@tugraz.at+433168734931 Dr. Doris Kiendl Geschäftsführerin GRETA Mail: doris.kiendl@fh joanneum.at Telefon: +43 316 5453 6810 www.greenovet.eu greentechacademy.at

Das Zentrum für berufliche Exzellenz trägt dazu bei, junge Menschen und Erwachsene mit Fähigkeiten für erfüllende Berufe auszustatten, die den Anforderungen einer innovativen, wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Wirtschaft entsprechen. Zur nachhaltigen Entwicklung wurde im Jahr 2021 in Österreich ein gemeinnütziger Verein namens Green Tech Academy Austria kurz GRETA gegründet.

GREENOVET ist ein internationales Projekt mit 18 Projektpartnern aus 4 europäischen Ländern, welches vom Erasmus+ Programm der Europäischen Union kofinanziert wird. Das Projekt fördert die Entwicklung von Kompetenzen in der beruflichen Weiterbildung (engl. Vocational Education and Training VET) in Bezug auf grüne Innovation in ganz Europa Die Einrichtung von Zentren für berufliche Exzellenz dient der Entwicklung einer innovativen, integrativen und nachhaltigen Wirtschaft. GREENOVET vereint Berufsbildungsanbieter, Unternehmen, Wirtschafts und Arbeitgebervertretungen, Verwaltungen sowie regionale Innovationsagenturen und Cluster auf nationaler und internationaler Ebene Zentren beruflicher Exzellenz

Christian HarvardRamsauerProfessor Stefan Thomke wird Ehrendoktorwürde der TU Graz verliehen Am 17. März 2022 wurde William Barkley Harding Pro fessor of Business Administration Stefan Thomke in Anerkennung sei ner herausragenden wissenschaft lichen Leistungen auf dem Gebiet des Innovationsmanagements die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Graz verliehen. Seine For schungsergebnisse auf dem Gebiet Business Experimentation machen Stefan Thomke zu einer weltweit an erkannten Koryphäe im Fachbereich Innovationsmanagement. Neben vie len weiteren Publikationen ist Prof. Thomke Autor des Buchs „Experi mentation Works: The Surprising Power of Business Experiments“ welches 2020 veröffentlicht und vom Forbes Magazine zu einem der „Top Ten Technology Books of 2020“ ge kürt wurde.

Im Zuge seines Aufenthalts an der TU Graz stand Prof. Thomke auch für einen Gastvortrag im Rahmen der Lehrveranstaltung „Enabling In novation“ am Institut für Innovation und Industrie Management zur Ver fügung. 50 Studierende unterschied licher Studienrichtungen bekamen die Möglichkeit die exklusive Vorle sung im Schumpeter Labor für Inno vation zu besuchen. Am Abend fand zudem ein Meet & Greet statt, bei welchem sich die Mitarbeiter des IIM mit Prof. Thomke und ausgewählten Gästen austauschen konnten.

NATURISTENERGIEDEINEUNSERE

Prof. Thomke hat mit zahlreichen Unternehmen in den Bereichen Pro dukt-, Prozess- und Technologie entwicklung, Gestaltung von Kun denerfahrungen, organisatorische Veränderungen und Innovationsstra tegien zusammengearbeitet. Bereits seit vielen Jahren pflegt er die Bezie hung zur TU Graz und unterstützt diese auch durch den Wissensaus tausch mit dem Fachbereich Wirt schaftswissenschaften. Mitunter ist Prof. Thomke Ideengeber für den Harvard Case Study Teaching Semi narraum am Institut für Innovation und Industrie Management.

31WINGbusiness 2/2022 UNINACHRICHTEN

WIR GLAUBEN AN EINE WELT, DIE ZU 100 % VON ERNEUERBAREN ENERGIEN BEWEGT WIRD –UND WIR ARBEITEN JEDEN TAG DARAN. Unsere Mission ist das Erzeugen, Übertragen und Verkaufen von regenerativer Energie. Als innovativer Lösungsanbieter inspirieren und überzeugen wir unsere Kunden. kelag.at Foto: Lunghammer - TU Graz

Sie möchten der WING-Commu nity etwas mitteilen und haben eine Idee für eine WING-digital Veran staltung? Dann kontaktieren Sie uns gerne per office@wing-online.atE-Mail:ZukünftigeVeranstaltungen wer den auf unserer Homepage, via EMail Newsletter und auf LinkedIn angekündigt.

Explore our Digital World – Erfahren Sie mehr über unsere Produkte und Anwendungen unter www.tdk.com/world www.tdk-electronics.tdk.com/de/karriere

„Wie künstliche Intelligenz für Un ternehmen Sinn macht“ zeigte Assoc. Prof. (FH) Mag. Dr. Paul Hofmann (FH JOANNEUM Kapfenberg). Dank des enormen Zuwachses an Rechenleistung und kostengünstigen Cloud-Lösungen kann Künstliche Intelligenz zur Reduzierung des Un ternehmensrisikos und zur Verbesse rung der Marge eingesetzt werden. Dafür müssen Unternehmen jedoch einen gewissen Reifegrad an Digita lisierung erreicht haben. Wie dieser erreicht wird und welche Vorausset zung erforderlich sind, veranschau lichte Herr Prof. Hofmann anhand einiger Anwendungsfälle.

Marco Berger, Sigrid Weller WING-digital ist gekommen, um zu bleiben!

Im Juni berichtete Herr Mag. Ri cardo-José Vybiral , MBA (KSV1870) über die Thematik „Wirtschaftsauf schwung in Warteposition“. In sei nem Vortrag wurde verdeutlicht, dass der jüngste Wirtschaftsaufschwung ins Stocken geraten ist. Während im August 2021 noch 65 % der Unter nehmen ihre Geschäftslage mit „Sehr gut“ und „Gut“ bewerteten, sind es aktuell um 10 %-Punkte weniger. Die Gründe dafür sind: Preiserhöhungen, Inflation, fehlende Fachkräfte und politische Konflikte.

32 WINGbusiness 2/2022 WING-DIGITAL

Superior Solutions for a Smart World

Im April zeigte die WING-Com munity großes Interesse an dem Vor trag von Herrn Univ.-Prof. MMag. Dr. Wolfgang Güttel (TU Wien) über „Leadership neu in einer digitalisier ten Welt“. Herr Univ.-Prof. Güttel untermauerte, dass Leadership in der digitalen Evolution immer bedeu tender wird und Führungskräfte be nötigt werden, welche die Prozesse der Technologieentwicklung und -implementierung gestalten. Denn es sind nicht die digitalen Fähigkeiten, die als bedeutsam erachtet werden, sondern viel mehr die Fähigkeit zu führen, Veränderungsprozesse zur Einführung neuer digitaler Technolo gien überzeugend zu gestalten und ein architektonisches Verständnis aufzu bauen, wie Technologien, Teams und der Mensch miteinander interagieren.

Die Veranstaltungsreihe „WINGdigital“ wurde aufgrund der weltweit herrschenden Pandemie im Jahr 2020 eingeführt. Diese bietet der WING-Community die Möglich keit, online an spannenden Vorträgen teilnehmen zu können. Seit der Ein führung konnten bereits 17 Vorträge zu unterschiedlichen Themen abge halten werden.

Der Standort Deutschlandsberg ist ein wichtiges Entwicklungs- und Fertigungszentrum von TDK Electronics und des gesamten TDK Konzerns. Das Werk ist hauptverantwortlich für Material- und Technologieentwicklung sowie Produktinnovationen im Bereich keramischer Bauelemente. Weiterer Fokus liegt auf neuen Anwendungen und Technologien in der Automobil- und Industrie-Elektronik sowie auf Schlüsseltechnologien wie Robotik, 3D-Druck-Verfahren und Industrie 4.0 in der Automatisierungstechnik.

Die letzten zwei Jahre waren si cherlich nicht die Leichtesten, auch das WINGnet Graz hatte schwer zu kämpfen. Die Covid-19 Pandemie führte auch im WINGnet zu eini gen Problemen. Aufgrund der harten Richtlinien und Lockdowns konnten keinerlei Events veranstaltet werden, wodurch wichtige Einnahmequellen, Werbung und vor allem neue Mitglie derAlsausblieben.derVerein im Frühjahr 2022 kurz vor dem Ende stand, war somit das Ziel klar: Es musste mit neuer Energie dem WINGnet Graz Leben eingehaucht werden. Am 06. April wurde in der jährlichen Generalver sammlung ein vollständig neues Vor standsteam auserkoren. Dieses Team setzte sich zum Ziel, mit der Locke rung der Corona Regelungen neuen Schwung in den Verein zu bringen. Diese Strategie stellte sich als groß er Erfolg heraus. Seit den Neuwahlen gelang es dem Vorstand rund 40 neue aktive Mitglieder anzuwerben um das Netzwerk wiederaufzubauen. Gleich zwei Wochen nach dem „Wel come Meeting“, in dem das Team ei nen Großteil seiner Neumitglieder er hielt, organisierten sie den jährlichen WINGnet Spritzerstand. Durch das vorbildliche Engagement des gesamt en Vorstands und aller neuen Mitglie der konnte einer der meist besuchten Spritzerstände in der WINGnet Ge schichte veranstaltet werden. Nach dem Erfolg des ersten Events ging es direkt in die Organisation des WING-Kongresses 2022. Dank der Zusammenarbeit zwischen Vor stand und Kongressteam konnten die Mitglieder tiefe Einblicke in die Organisation eines Events mit rund 250 Teilnehmern bekommen und wichtige Beziehungen aufbauen. Es wurden viele interessante Gespräche geführt und auch wichtige Kontakte an den Recruitingständen geknüpft.

Felix Wiegele, Michael Mayr, Lukas Holder

Auch am Kongresstag selbst war das WINGnet Graz eine große Hilfe, sei es bei der Abwicklung des Empfanges oder dem Abbau, das Team half, wo es nur konnte. So wurde in weniger als drei Mo naten aus einem totgeglaubten Verein wieder ein Team, dass sich bei groß en Events beweisen konnte und auch für die Zukunft einige interessante Veranstaltungen, Exkursionen und Kooperationen mit verschiedensten Firmen geplant hat. Kontaktieren Sie uns via Email unter:

wingnet.graz@gmail.comFoto: Felix Wiegele

Das WINGnet Graz blüht wieder auf! Foto: Clemens Nestroy

33WINGbusiness 2/2022 WINGNET

Foto: DI Dr. Bertram Gangl, Kaufmännischer Direktor der Österreichischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder. © Barmherzige Brüder

Wien

34 WINGbusiness 2/2022 WINGnetLukasWINGNETFrankl

Nach nun einer vergangenen Peri ode als Vorstand von WINGnet Wien, lässt sich ein erstes Resümee ziehen. Doch zuallererst möchten wir uns nochmal herzlich vorstellen. Wir, das sind Lukas Frankl (Ob mann), Marco Maier (ObmannStellvertreter), David Wohlmuth (Finanzreferent), Marcel Ammerer (Schriftführer) und Maximilian Ei senberg (Local Responsible), haben die Vorstandspositionen im Juni 2021 übernommen und blicken auf eine sehr erfolgreiche erste Periode zurück.DasJahr 2021 stand angesichts der Corona Pandemie gerade für Universi tätsvereine in keinem besonders guten Licht. Dennoch war es uns möglich, als Veranstalter des TIMES-Finale, ein sehr prestigeträchtiges Event in der schönen Stadt Wien organisieren zu dürfen und konnten durch eine durchwegs hervorragende Organisa tion und ein höchst motiviertes Team, ein High-Class Event der Superlative mit namhaften Sponsoren wie Deloi tte, auf die Beine stellen. Dieses fand dann im April 2022 statt und wur de mit einem zusätzlichen Networ king Event in Kooperation mit dem WING-Verband zu einem großen Erfolg.Umdie Studierenden von der Coro na-Müdigkeit zu befreien, organisier ten wir ebenfalls zwei Online-Events mit den Consulting Unternehmen Kearney und mm1, wo durch einen interaktiven Austausch, den Studie renden das Berufsfeld Consulting und wie der Wirtschaftsingenieur in die sem Feld tätig werden kann, näherge bracht wurde. Mit dem Unternehmen mm1 wur de auf den Online-Vortrag aufbau end, ein Event vor Ort in ihrem wun derschönen Büro im ersten Wiener Bezirk veranstaltet, wo Studierende die Möglichkeit hatten, sich an einer realen Case Study zu versuchen und so hautnah miterleben konnten, wie der Alltag in einem Tech-Consulting Unternehmen aussieht. Neben span nenden Themen und guten Gesprä chen, konnten sich die Studierenden durch die hervorragenden Endprä sentation ihrer Lösungsansätze auch schon für einen möglichen zukünf tigen Arbeitgeber empfehlen. Da wir ebenfalls daran interessiert sind, den Studierenden nicht nur den Zugang und Kontakt zu Firmen an zubieten, sondern auch mittels Work shops und Fortbildungsmöglichkeiten den bestmöglichen Benefit für unsere Vereinsmitglieder liefern möchten, haben wir in Kooperation mit der Knorr-Bremse GmbH einen LEAN SIX SIGMA Greenbelt-Kurs veran staltet und somit Vereinsmitgliedern die Möglichkeit geboten, ein äußerst renommiertes Zertifikat samt Prak tikum bei Knorr-Bremse zu bekom men.Zu guter Letzt möchten wir noch den Ausblick darauf geben, dass wir in den nächsten Monaten und vor allem zum Semesterstart, den Stu dierenden ein breites Programm und vielen persönlichen Kontakt bieten möchten und freuen uns auf alle zu künftigen Events, Gespräche und eine gute gemeinsame Zeit. Euer Vorstand von WINGnet Wien. Barmherzige Brüder Österreich: Dipl.-Ing. Dr. Bertram Gangl neuer Kaufmännischer Direktor

Mit Juni 2022 übernahm DI Dr. Bertram Gangl die Kaufmännische Lei tung der Österreichischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder. In die ser Funktion trägt er die operative Verantwortung für die kaufmännischen Funktionsbereiche der Provinzverwaltung. Dieser obliegt die Koordination und Leitung der Einrichtungen des Ordens in Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Bertram Gangl studierte an der TU Graz Wirtschaftsingenieurwesen für Ma schinenbau und schloss mit einem Doktorat ab. Neben dem Studium war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für BWL und Betriebssoziologie der TU Graz, arbeitete als Finanzbuchhalter und war nach seiner Promotion Unternehmensberater bei Austin, Pock + Partner. 2011 wechselte er zur Anton Paar GmbH, einem Unternehmen aus dem Be reich Entwicklung und Produktion von Präzisionslaborgeräten und Prozess messtechnik, das u. a. auch maßgeschneiderte Automations- und RobotikLösungen anbietet. Hier war er als Senior Controller und Process Specialist FI/CO unter anderem für die konzernweite Einführung neuer Prozesse im Controlling sowie die Digitalisierung des Reportings verantwortlich. Darüber hinaus ist er seit 2004 Lehrbeauftragter für „Betriebliches Rech nungswesen/BWL“ an der FH Campus 02 Fachhochschule der Wirtschaft in ImGraz.Oktober 2020 wechselte Gangl in die kaufmännische Direktion der Le benswelten der Barmherzigen Brüder Steiermark in Kainbach bei Graz.

Dies erfolgte am ersten Abend in Kooperation mit dem WING-Ver band durch ein erstklassiges Networ king-Event im höchsten Stockwerk der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften, wo angefan gen von einem atemberaubenden Aus blick über die Stadt Wien bis hin zum ausgezeichneten Catering-Dinner, alle Sinne verwöhnt wurden.

Foto: Arthur Buss

Vertreter unseres Hauptsponsoren Deloitte Austria sowie Mitarbeiter des Managementinstituts der technischen Universität Wien, durchbohrten die Finalisten mit ihren gezielten Fra gen und brachten dadurch nicht nur die einzelnen Teams ins Schwitzen, sondern sorgten auch für angeregte Diskussionen, welche an Spannung kaum zu übertreffen waren.

Die Finalisten wurden für ihre he rausragenden Leistungen in den Vor runden mit einem erstklassigen Fina le in der geschichtsträchtigen Stadt WienZweibelohnt.fordernde Case-Studies, wel che vom Hauptsponsor Deloitte Aus tria zur Verfügung gestellt wurden, warteten darauf, von den Finalisten bearbeitet zu werden.

Es gibt nur eine Gewinner-Strate gie. Das ist die genaue Analyse des Zielmarktes und ein hervorragendes Produkt für genau diesen Markt.“

Das Grande Finale im Wiener Rat hauskeller, abgerundet durch Anspra chen vom Gemeinderat Wiens sowie einem Vertreter von Deloitte Austria und dem Obmann vom WINGnet Wien, unterstrich am letzten Abend den perfekten Abschluss eines presti geträchtigenAbschließendEvents. möchte sich WINGnet Wien ganz herzlich bei den Sponsoren Deloitte Austria, IBB Adaptive Solution GmbH , der HTU Wien und der Stadt Wien bedanken, ohne die diese hochkarätige Veran staltung in dieser Form nicht reali sierbar gewesen wäre.

Nach zwei fordernden Vor runden bestehend aus einer lokalen Qualifikation im jeweiligen Land, so wie einem Semi-Finale durchgeführt als Online-Event, konnten sich aus über 350 Teams, die besten 7 Teams für das Finale qualifizieren.

Lukas TIMES-FINALEFrankl

2022 WIEN

Nach einer vierstündigen Bearbei tungszeit war der Moment der Wahr heit für jedes Team gekommen und ihre Lösungen wurden einer Fachjury der Extraklasse präsentiert.

35WINGbusiness 2/2022 WINGNET

Frei nach diesem Zitat von Philip Kotler, einem Wirtschaftswissen schaftler, fand dieses Jahr nach ei ner zweijährigen pandemiebedingten Zwangspause der renommierte CaseStudy-Wettbewerb TIMES endlich wieder vor Ort statt. Das Event wird von der europäischen Vereinigung der Wirtschaftsingenieure, kurz ESTIEM veranstaltet und ist der europaweit größteDiesesFallstudienwettbewerb.Jahrhattedielokale Grup pe Wien (WINGnet Wien) die eh renvolle Aufgabe, das Finale dieses hochkarätigen Events in Wien aus zutragen.

So unterschiedlich die Lösungs ansätze und die einzelnen Nationa litäten der Teilnehmer auch seien mochten, umso verbundener und aus gelassener wurde miteinander nach Bewältigung der Case-Studies auf die erfolgreichen Umsetzungen der Teil nehmer angestoßen.

Schlossberg ÜbergabeWINGnetder Geschäftsführung

Der Abschluss des überaus inte ressanten und informativen Kon gresstages begann mit dem Empfang im Schlossbergrestaurants über den Dächern von Graz. Bei ausgelas sener Stimmung hatten über 290 Teilnehmer*innen die Möglichkeit den gelungenen Kongresstag Revue passieren zu lassen und hitzige Dis kussionen zu führen. Bei einem aus gezeichneten Menü in stilvollem Am biente wurde noch länger gefeiert.

Nach einer langen und intensiven Vorbereitungszeit fand endlich unser WING Kongress vom 02.-04. Juni 2022 zum Thema „75 Jahre Wirtschaftsingenieur*innen in Öster reich – Zukunft gestalten!“ in Graz statt. TOP-Vortragende aus Wirt schaft und Wissenschaft zeigten bei spielhaft die Herausforderungen auf, an denen sie heute arbeiten, um die erfolgreiche Weiterentwicklung ihrer Organisationen und damit auch un serer Gesellschaft insgesamt langfri stig sicherzustellen. Parallel fanden auch die 15. EPIEM Konferenz in Kooperation mit EurOMA sowie das PERISCOPE Multiplayer Event statt. Erstmals fanden dieses Jahr am Donnerstagabend zwei Get-together statt. Beim Get-together im weißen Saal der Grazer Burg mit über 130 Teilnehmer*innen aus 18 Ländern wurde auf Einladung des Landes hauptmannes der Steiermark erste Kontakte geknüpft und bestehende gepflegt. Bei ausgelassener Stimmung und einem steirischen Menü wurde die Vorfreude auf den anstehenden Kongresstag groß. Für die Studieren de unserer WINGnets wurde ein Gettogether im Café KORK am Campus der technischen Universität Graz vom WINGnet Graz organisiert. Über 70 Studierende unserer vier WINGnet Teams haben sich untereinander ken nengelernt und ausgetauscht. Später kamen auch noch Teilnehmer*innen vom Get-together in der Burg dazu, um den lauen Sommerabend gemein sam ausklingen zu lassen. Am Kongresstag begrüßte un ser Präsident Dr. Gress über 200 Teilnehmer*innen in der Aula der TU Graz und eröffnete den Tag. Die Vorträge wurden mittels Livestream übertragen, um auch den Mitgliedern die Teilnahme zu ermöglichen, die nicht vor Ort sein konnten. Mit 670 Aufrufen des Livestreams erwies sich dies als voller Erfolg! Dipl.-Ing. Hagenauer moderierte am Vormittag durch ein spannendes Programm. Univ.-Prof. Kainz (Rek tor TU Graz) begann mit einem in formativen Vortrag über die „Bedeu tung der Ausbildung von WING`s am Beispiel der TU Graz“. Gefolgt von Dr.in Herlitschka (CEO Infineon Technologies Austria AG) die einen interessanten Beitrag zum Kongress leistete und über „Schlüsseltechnolo gien in Europa“ sprach. Anschließend hielt Dr. Schellhorn (Direktor Agenda Austria) einen informativen Vortrag zum Thema „Wohlstand durch Inno vation“. Über das aktuell vieldisku tierte Thema „Zukunft und Techno logieansätze von Antriebssystemen“ informierte Prof. List (CEO AVL List GmbH). Beim anschließenden Lunch bot sich die Möglichkeit, intensive Fachdiskussionen zu führen und neue Netzwerke bei einem ausgezeichne ten Buffet zu knüpfen. Auch konnten die Teilnehmer*innen während der Mittagspause die Recruiting-Stände unserer Sponsoren besuchen und so Kontakte zu Unternehmen her stellen. Dipl.-Ing Kaiser übernahm nach dem Lunch die Moderation des Nachmittag Programms. Dipl.-Ing. Anzengruber (CEO CEOs for Future GmbH) startete den Kongressnach mittag mit einem interessanten Vor trag über „Nachhaltigkeit als Beitrag zur Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft“ gefolgt von Dipl.Ing. Oblin (CFO Österreichische Post AG) mit einem aufschlussreichen Beitrag über „Nachhaltige Logistik der Zukunft“. Anschließend hielt Univ.-Prof. Veit (Institut für Eisen bahnwesen und Verkehrswirtschaft, TU Graz) einen substantiellen Vor trag zum Thema „Life-Cycle-Costing und Sustainability in der Bahninfra struktur“. Univ.-Prof. Bauer (Insti tut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie, TU Graz) stellte abschließende die spannenden Ergeb nisse der „WING-Berufsbildstudie 2022“ vor und zog Vergleiche mit den Studien aus den Jahren 2014 und 2018. Im Anschluss an den Kongress fand die Generalversammlung statt.

36 WINGbusiness 2/2022 WINGSigridWING-KONGRESSWellerKongress 2022 – Ein voller Erfolg!

Ein herzliches Dankeschön an un ser Kongress-Team, bestehend aus Marco Berger, Felix Wiegele, Mi chael Mayr und Lukas Holder für die Organisation, Durchführung und Nachbereitung des gelungenen Kon gresses sowie an unsere großzügigen Sponsoren und die Vortragenden. He rausragender Dank gebührt natürlich auch unseren Gästen, die zum Erfolg des Kongresses beigetragen haben!

Die Bilder und Vortragsfolien vom Kongress sind auf unsere Homepage zu finden! Fotos: Clemens Nestroy EmpfangFotogalerie:des Landeshauptmannes in der Grazer GaladinnerKongresstagBurgamGrazer

Mit der spannenden Führung durch die smartfactory@tugraz nahm der WING Kongress 2022 am Sams tag ein Ende.

WING-intern I m Zuge unseres WING Kon gresses fand zwischen dem span nenden Kongressprogramm und dem unvergesslichen Kongress Dinner im Schlossbergrestaurant unsere Gene ralversammlung am 03.06.2022 in der Aula der TU Graz statt. Neben Tagesordnungspunkten wie dem Bericht der Geschäftsfüh rung über die Mitgliederentwick lung und unsere Veranstaltungen und dem Budget für das Jahr 2022 wurde auch das Präsidium entlastet und neugewählt bzw. bestellt. Zwei Positionen wurden neu bestellt: Wir dürfen DI Michael Kaiser als Vizepräsident für Image und Trade mark herzlich im WING Präsidium willkommen heißen. DI Kaiser enga giert sich schon lange für den WING und das WINGnet Wien. An dieser Stelle danken wir DI Alexander Kai ner für seinen jahrelangen Einsatz für den WING.

37WINGbusiness 2/2022 WING-KONGRESS

Auch in der Geschäftsführung gibt es eine Neubestellung. Nach über fünf Jahren darf ich die Ge schäftsführung an DI Marco Berger übergeben. Ich bedanke mich bei un seren Mitgliedern und dem Präsidi um für das Vertrauen und die Unter stützung die mir entgegengebracht worden sind und wünsche dem neu en „alten“ Präsidium alles Gute für die Zukunft. Natürlich bleibe ich dem WING auch in Zukunft als en gagiertes und interessiertes Mitglied erhalten! Sigrid Weller Foto: Clemens Nestroy Übergabe der Geschäftsführung von Frau DI Sigrid Weller, BSc an Herrn DI Marco Berger, BSc

38 WINGbusiness 2/2022 IMPRESSUM WINGbusiness Impressum Medieninhaber (Verleger) Österreichischer Verband der Wirtschaftsingenieure Kopernikusgasse 24, 8010 Graz ZVR-Zahl: 026865239 Editor Heft 2/2022 Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Ulrich Bauer E-Mail: ulrich.bauer@tugraz.at Redaktion/Layout Chefin vom Dienst & Marketingleiterin: Mag. Beatrice Freund Tel. +43 (0)316 873-7795, E-Mail: office@wing-online.at Editorial Board Dipl.-Ing. Sigrid Weller BSc E-Mail: sigrid.weller@tugraz.at Dipl.-Ing Thomas Draschbacher, BSc E-Mail: thomas.draschbacher@tugraz.at Dipl.-Ing. Florian Schierlinger-Brandmayr E-Mail: florian.schierlinger-brandmayr@tugraz.at Dipl.-Ing. Theresa Passath, BSc E-Mail: theresa.passath@unileoben.ac.at Dipl.- Dipl.-Ing. Ralph Stöckl, BSc E-Mail: ralph.stoeckl@tugraz.at Dipl.-Ing. Andreas Kohlweiss, BSc E-Mail: andreas.kohlweiss@tugraz.at Dipl.-Ing. Marco Berger, BSc E-Mail: marco.berger @tugraz.at Anzeigenleitung/Anzeigenkontakt Mag. Beatrice Freund Tel. +43 (0)316 873-7795, E-Mail: office@wing-online.at Druck Druckhaus Scharmer GmbH, Europastraße 42, 8330 Feldbach Auflage: 1.800 Stk. Titelbild: (c) Lunghammer - TU Graz WING-Sekretariat Kopernikusgasse 24, 8010 Graz, Tel. (0316) 873-7795, E-Mail: office@wing-online.at WING-Homepage: www.wing-online.at Erscheinungsweise 4 mal jährlich, jeweils März, Juli, Oktober sowie Dezember. Nachdruck oder Textauszug nach Rücksprache mit dem Editor des „WINGbusiness“. Erscheint in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit den einschlägigen Instituten an den Universitäten und Fachhochschulen Österreichs. Der Wirt schaftsingenieur (Dipl.-Wirtschaftsingenieur): Wirtschafts ingenieure sind wirtschaftswissenschaftlich ausgebildete Ingenieure mit akademischem Studienabschluss, die in ihrer beruflichen Tätigkeit ihre technische und ökonomische Kom petenz ganzheitlich verknüpfen. WING - Österreichischer Verband der Wirtschaftsingenieure ist die Netzwerkplattform der Wirtschaftsingenieure. ISSN 0256-7830

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