Kontakt 2016 02

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Grafiken: BDKJ Speyer

Schwerpunkt

kooperativ und mit Gemeinwohlorien­

tungen – „Sozialkapital“ – aufgebaut

batten begleitet, die sich um die Frage

tierung ausgeübte Tätigkeit. Ein weit

und gepflegt. Diese Aneignung indivi­

drehen, ob das in Migrantenorganisati­

gefasstes Verständnis von zivilgesell­

dueller Kompetenzen und Verhaltens­

onen und -netzwerken vorzufindende

schaftlichem Engagement beinhaltet

muster kann positiv auf andere gesell­

Engagement eher desintegrativ bzw.

ein breites Spektrum unterschiedlicher

schaftliche Bereiche ausstrahlen und

separierend, also abschottend gegen­

traditioneller und innovativer Formen

für ein Klima des Vertrauens sorgen.

über der Aufnahmegesellschaft wirke

sozialen und politischen Engagements:

(„bonding social capital“), oder mit

neben dem klassischen Ehrenamt als

Vor diesem Hintergrund ist im Einwan­

nach außen gerichteten Gruppen- und

Schöff_in, Wahlhelfer_in oder in El­

derungsland Deutschland in den letzten

Vertrauensbeziehungen eher integra­

ternbeiräten beispielsweise auch Tä­

Jahren das Engagement von Migrant_in­

tionsfördernd sei („bridging social ca­

tigkeiten im Rahmen selbstorganisier­

nen zunehmend in den Blick von Wis­

pital“). Angesichts der Pluralität der

ter Initiativen oder in Projekten in der

senschaft und Politik geraten. Es wird

Migrantenorganisationen und der He­

Flüchtlingshilfe, die ganz verschiedene

als ein Indikator für Integration und Par­

terogenität der Zuwanderergruppen

Formalisierungsgrade aufweisen kön­

tizipation sowie die Stärkung des gesell­

ist eine pauschale Grundsatzdebatte

nen.

schaftlichen Zusammenhalts betrachtet

über die Funktion von Migrantenor­

und kann dazu beitragen sowohl bei den

ganisationen als Integrationsbrücken

Zugewanderten als auch in der Aufnah­

oder -fallen nicht sinnvoll. Es sollte

megesellschaft

Lern-

stattdessen von jeweils fallspezifi­

und Öffnungsprozesse, ein respektvol­

schen, unterschiedlichen Einsatzfel­

les und toleranteres Miteinander und

dern, Motivlagen, Anreizstrukturen und

Funktionen und Formen zivilgesellschaftlichen Engagements von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund

interkulturelle

eine höhere Identifikation mit dem Auf­

kulturspezifischen Verständnissen von

Dem Engagement wird eine wichtige so­

nahmeland zu fördern. Dabei wird zum

Engagement ausgegangen werden. Mit

zialintegrative Funktion beigemessen:

einen der Einsatz der Aufnahmegesell­

dem Integrationsanspruch – im Sinne

Aufgrund der Einbindung der Individuen

schaft für Migrant_innen und zum ande­

einer aktiven Teilhabe und Partizipa­

in soziale Beziehungsnetzwerke wer­

ren auch das Engagement von Zugewan­

tion von Menschen mit Migrationshin­

den soziales Vertrauen, Kooperationen,

derten für andere betrachtet. Letzteres

tergrund – zeigt sich zunehmend die

wechselseitige Solidarität und Hilfeleis­

ist jedoch umstritten und wird von De­

Vielfalt und das breite Spektrum ihres

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