Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 22/11/2021
vergangenen Jahr rückläufig war, erfährt in diesem Jahr eine Erholung. Die Exporte dürften gegenüber dem Jahr 2020 um rund sieben Prozent steigen. Im kommenden Jahr zeichnet sich eine weitere Expansion der Produktionsleistung um rund vier Prozent ab. Die Dynamik fällt dabei allerdings deutlich geringer aus als in den Sommermonaten dieses Jahres: Dies liegt einerseits daran, dass mittlerweile auch in der Herstellung pharmazeutischer Produkte deutliche Engpässe bei der Belieferung mit Vorprodukten zu beobachten sind. Vor allem Verpackungsmaterialien aus Glas, Kunststoff und Kartonage sind zunehmend schwieriger am Markt zu beziehen. Mittlerweile berichten mehr als zwei Drittel der Hersteller von entsprechenden Problemen. Diese dürften allerdings vorübergehender Natur sein. Beispielsweise fehlt es bei der Herstellung von Papiererzeugnissen an entsprechenden Recyclingmaterialien, da in den Monaten der Pandemie der Papierverbrauch deutlich rückläufig war. Auch andere Rohstoffe dürften allmählich wieder zu beziehen sein, so dass sich die Schwierigkeiten voraussichtlich lösen. Andererseits sind die Produktionskapazitäten im Laufe dieses Jahres deutlich ausgeweitet worden und laufen im Bereich der Impfstoffherstellung an der Kapazitätsgrenze. Angebotsseitig ist daher im kommenden Jahr kein neuerlicher Schub in der Produktionsleistung angelegt. Mit der globalen Erholung und auch der Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens dürfte die Nachfrage nach anderen Arzneimitteln und pharmazeutischen Produkten wieder zulegen, was insbesondere eine weitere Belebung des Auslandsgeschäfts bedeutet. Die Auslandsumsätze dürften im kommenden Jahr um gut fünfeinhalb Prozent steigen, sofern die Störungen der Lieferketten keine anhaltenden Schwierigkeiten in der Herstellung bereiten. Die Krise hat gezeigt, wie schnell die pharmazeutische Industrie innovative Produkte entwickeln und Produktionsstrukturen hochfahren kann. Der Technologiesprung im Bereich der Impfstoffentwicklung zeigt die Potenziale der Industrie, die sich auch in harten wirtschaftlichen Kennzahlen niederschlagen. Allein das Unternehmen BioNTech dürfte in diesem Jahr einen Wachstumsbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt von gut 0,5 Prozentpunkten leisten. Die damit verbundenen Steuereinnahmen für die Stadt Mainz führen von einem geplanten Defizit in Millionenhöhe in diesem Jahr zu einem Haushaltsüberschuss von mehr als einer Milliarde Euro. Diese Potenziale weiter zu heben, sollte Ziel wirtschaftspolitischer Anstrengungen sein.
Kontakt: Dr. Claus Michelsen; Tel.: +49 30 2060 4120; E-Mail: c.michelsen@vfa.de
Lage der Stahlindustrie Die Stahlmengenkonjunktur in Deutschland hat sich bis zum Herbst 2021 schneller als erwartet von der pandemiebedingten Rezession erholt. Die Rohstahlerzeugung ist von Januar bis September gegenüber dem Vorjahr um rund 16 Prozent angestiegen. Die Auftragseingänge wiesen im gleichen Zeitraum mit plus 17 Prozent ein ähnliches Wachstum auf. Etwas schwächer verlief die Entwicklung bei den Lieferungen. Zuletzt hat der Gegenwind auf die Stahlmengenkonjunktur in Deutschland jedoch spürbar zugenommen. Bremseffekte gingen von den Lieferengpässen im industriellen Bereich aus. Im dritten Quartal kam es bei der Rohstahlproduktion in Deutschland zu einer Wachstumsverlangsamung auf plus zwölf
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