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KGV-News
from SH Wirtschaft 2/2021
by BBF.CH
Bock auf Schaffhausen
Im vergangenen Jahr war unsere Region über Monate für viele der begrenzte Lebensraum. Man lernte seine Heimat besser kennen, die Angebote der Region wurden wahrgenommen und auch vielerorts gut genutzt. Wir hatten Bock auf Schaffhausen. Von MARCEL FRINGER
MARCEL FRINGER
Präsident des Kantonalen Gewerbeverbands Schaffhausen Grosse Teile des Gewerbes haben die Zeit der massiven Herausforderungen gut hinter sich gebracht. Die betroffenen Unternehmen haben den Stillstand mit viel Eigeninitiative, verschiedenen strukturellen Anpassungen an die neue Situation, Implementierung zahlreicher neuer Ideen und teilweise auch mit endloser Geduld durchgestanden. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht, dass ein Virus die globale Wirtschaft derart beeinflussen und so stark auf die Probe stellen kann, dass es sogar zu Grenzschliessungen kommt?
Jetzt heisst es aber den Blick nach vorne richten und das Vergangene finanziell, personell und strukturell zu verarbeiten. Ein Grossteil der Schaffhauser KMU sind bereits wieder gut unterwegs und auch für die Zukunft verhalten optimistisch. Bei all den positiven Zeichen aus der Wirtschaft darf man die Branchen, die bis heute keine wesentliche Verbesserung ihres angestammten Marktes verzeichnen können, keinesfalls aus den Augen verlieren. Es gibt Unternehmen, die bis heute mit einem faktischen Arbeitsverbot belegt, eigentlich arbeiten könnten und dürften, aber deren Angebote praktisch niemand nutzen möchte.
Unterstützung durch Gesellschaft nötig
Grundsätzlich haben viele KMU die schwierige Situation durch den Einsatz von Eigenmitteln, aber auch durch die Unterstützung der öffentlichen Hand sehr gut gemeistert, aber jetzt benötigen sie die Unterstützung der Gesellschaft. Es ist nun immens wichtig, dass vor allem die kleinen Gewerbebetreibenden eine langfristige Perspektive erhalten. Denn hinter vielen regionalen Geschäften steht ein Unternehmer oder eine Unternehmerin mit deren Familien und deren ganzen privaten Vermögen, eine regionale Geschäftsstelle mit Kunden sowie guten Mitarbeitenden und Ausbildungsplätzen. Diese Firmen unterstützen die Vereine in der Region und zahlen zum Schluss auch noch Steuern. Nebenbei tragen diese Unternehmen auch einen beträchtlichen Teil an unser Dorfleben, unsere Dorfkultur und unser Dorfbild bei. Sind wir bereit, diese Strukturen, die uns den Wohlstand brachten, aufs Spiel zu setzen und unseren Konsum aus der Region ins nahe Ausland oder gar in den Weltmarkt zu verlagern? Und wer zahlt den Preis dafür? Der Amazon-Gründer Jeff Bezos musste kürzlich 38,3 Mia. US-Dollar an seine Frau als Abfindung für die Scheidung bezahlen, und hat nebenbei eine neue Yacht im Wert von 100 Mio. bestellt. Wollen wir diese Konzerne weiter unterstützen, oder sorgen wir nicht besser dafür, dass die Unternehmer in der Region ihren Lebensunterhalt bestreiten und weiter ihren Beitrag an die ortsansässige Gesellschaft leisten können?
Lokal einkaufen statt ennet der Grenze
Seit Neuestem kann man auch die Vorzüge des billigen Einkaufens in der deutschen Nachbarschaft wieder «geniessen». Das ist kein Problem, wenn man billigend in Kauf nimmt, dass in unserem Nachbarland der Mindestlohn bei einem Drittel der Löhne in der Schweiz liegt, und wenn man auch billigend in Kauf nimmt, dass die Lebensmittel im Ausland meist nach Gesetzesgrundlagen, die weit weg der Vorschriften der Schweiz liegen, produziert werden. Hört das Tierwohl an der Landesgrenze auf?
Mir bleibt leider nur der Appell an die Gesellschaft, die wertvollen Unternehmen in der Region zu unterstützen. Die Politiker in Bern rufe ich dazu auf, wenn dann neben den Problemen der Fluggesellschaften mit der CO²-Abgabe und dem Pestizidproblem der Landwirtschaft ein Zeitfenster frei würde, sich auch wieder einmal die Probleme im eigenen Kanton anzuschauen.
Kantonaler Gewerbeverband Schaffhausen
Dachverband der Schaffhauser KMU www.gewerbe-sh.ch info@gewerbe-sh.ch