BAUKADER 7/8 2013

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In der Tiefe des Bürgerberges

und zwei Betonmischer mit 300 und 120 Litern Fassungsvermögen im Einsatz. Zweischichtenbetrieb zu je elf Stunden, sechs Tage die Woche. Es ist schliesslich Krieg.

Sprengen und warten Gesprengt wird stets zum Ende der Schicht. Zwischen den Schichten gibts eine Stunde Pause, damit sich der Staub und die giftigen Dämpfe auch ohne Lüftung aus dem Staub machen können. Gesprengt wird meist mit Cheddit. Im Profil so geladen und gezündet, dass zuerst der Kern, dann die äusseren Kammern gesprengt werden. Zur Auslösung dient eine Zündschnur, die Zündung erfolgt von Hand, so wie an jenem 12. März 1941, als sich ein Mineur selber in die Luft jagt. Die Suva schickt einen Experten. Schon damals. Doch er hat keine Kontrollmarke und darf das streng bewachte Areal nicht betreten. Es ist schliesslich Krieg. Die Arbeiten gehen zügig von der Hand. Das Ausbruchmaterial kommt auf den Friedhof von Stansstad, der im Sumpfgebiet liegt. Den Rest kippen die Tagelöhner in den See direkt vor dem Stollenloch. So auch Ein 200 Meter langer Hauptstollen führt in die Festung

am 24. März 1941. Carbidlampen beleuchten das Innere des Bergs, die Luft ist staubund stickig. Draussen am Fels arbeitet Josef Flüeler-Baumann an der frischen Luft. Zu Hause warten Frau und Kinder. Dort, wo der See das Gestein aus dem Fels schluckt, da nimmt er auch Josef Flüeler auf. Und gibt ihn nicht mehr her. Taucher suchen nach dem Verunglückten. Vergeblich. Eine Gedenktafel am Fels erinnert heute an ihn. Aus Geheimhaltungsgründen durfte sie erst 1988 angebracht werden.

Lohnerhöhung Noch 16 Wochen verbleiben German Murer und seinen Mannen. Auch Jugoslawien verdingt sich den Achsenmächten am 25. März 1941. Aber das Bauunternehmen Murer plagen andere Sorgen. Das Baubüro in Luzern erhält Post aus Beckenried. «Unter Hinweis auf mein Schreiben vom 24. 3. 1941 teile ich Ihnen heute mit, dass gestern abend folgende Mineure nicht mehr zur Nachtschicht angetreten sind und meines Wissens von der Unternehmung TH.Bertschinger A.G., Baustelle Grafenort eingestellt worden sind: Mathis Walter, Mathis

Ferdinand, Schuler Jos. Da es sich bei diesen drei Leuten um sehr gute Mineure handelt, bedeutet mir deren Abgang ein empfindlicher Verlust.» Weil die Stollenarbeiter andernorts mehr verdienen, muss Murer reagieren – und erhöht das Stundensalär um 20 Rappen. Nun geht es ans Auskleiden der insgesamt 53 Räume, Gänge und Nischen, die dereinst Küche, Kampfstand und Kommandantenunterkunft für 80 Mann beherbergen werden. Rundeisenarmierungen von 16 bis 18 Millimetern Durchmesser verlegen German Murers Maurer im Abstand von 25 Zentimetern, mittels Innenvibratoren einvibriert. Darauf kommt eine 5 Zentimeter starke Magerbetonschicht. Und Hitler greift derweil die Sowjetunion an. Unternehmen Barbarossa. Der Anfang vom Ende. 22. Juni 1941. In vier Wochen muss in Fürigen der Rohbau stehen. Doch dann eine weitere Hiobsbotschaft. Bei der Sprengung bricht ein Siegel. 1. Juli 1941: Ein Riss klafft in der Schrattenkalkwand. «Die feststellbare Verschiebung beträgt aber nur Bruchteile eines Millimeters und zwar in horizontaler Richtung», beGut spreng- und brechbar: Schrattenkalk im Bürgenberg

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