Basel Sinfonietta aktuell 2012/13

Page 1

aktuell Saison 2012/13 Editorial

Liebes Konzertpublikum Liebe Freundinnen und Freunde Liebe basel sinfonietta SinfoniETTA bezeichnet eine kürzere Sinfonie, ein verkleinertes Sinfonieorchester. Es geht noch bescheidener: SinfoNINA. Diese Diminutiv-Formen werden nun dem so einzigartig mutigen Basler Klangkörper überhaupt nicht gerecht! Schon eher die Vergrösserung: SinfoNONE! Wenn ich zurückblicke auf die vielen Konzerte, welche ich seit der Gründung mit dem Orchester realisieren konnte, stelle ich fest: Es waren immer grossbesetzte, gewichtige Werke, sehr aufwendige, da oft unbekannte, ungewöhnliche Stücke, meist neue und neuartige, viele als Erstoder Uraufführungen. Ganz besonders aufwendig war zum Beispiel das Konzert zum hundertsten Geburtstag des Schweizerischen Tonkünstler-Vereins: Wir bastelten aus Sequenzen von 100 Schweizer Komponisten eine Klang-Collage, welche zu Honeggers «PACIFIC» ablief. A propos Honeggers rasende Lokomotive: Bei unserem Beitrag zum Festival Lokomotiv-Depot der SNCF kam das Publikum mit einem Spezialzug, die Orchestermitglieder wurden in SanitätsWagen aus dem 1. Weltkrieg untergebracht und ich in einem alten Wagen der Eisenbahnpost. Ein anderer denkwürdiger Event ereignete sich während eines Gastkonzertes an der Musikhochschule in Freiburg: Weil unser Essen vor dem Konzert ausfiel, mussten wir hungrig auf die Bühne. Während des Furien-Chors aus Haydns Orpheus-Oper wurde ein junger Sänger vor Hunger ohnmächtig und fiel mit grossem Getöse ins Schlagzeug. Eben: Man erlebt Ungewöhnliches in Fülle mit der SinfoNONE! Ohne Unterstützung und ohne treues, neugieriges Publikum wären diese Erlebnisse unmöglich. Ohne den Idealismus und den Einsatz der vielen Musiker und Musikerinnen auch nicht! Dass so aufwendige Konzerte überhaupt verwirklicht werden konnten – und hoffentlich auch in Zukunft erlebt werden können – grenzt an ein Wunder. Also, füllt bitte weiterhin die Wundertüte!

Jürg Wyttenbach, Komponist und Dirigent

Wir tun alles für unser Publikum! Seit Februar 2012 ist Matthias Gawriloff neuer Geschäftsführer der basel sinfonietta. Wir sagen nachträglich: Herzlich willkommen! Mitgebracht von seiner vorherigen Tätigkeit aus Bern hat er viele Ideen sowie eine reichhaltige Auswahl an spannenden Vorträgen. basel sinfonietta: Sie sind ursprünglich Klarinettist und haben mehrere Jahre im Orchester gespielt. Was hat Sie damals bewogen, von der Konzertbühne ins Management zu wechseln? Matthias Gawriloff: Es war eigentlich das Resultat einer stetigen Entwicklung. Vom Orchestermusiker über solistische Aufgaben mit sehr eigenwilligem Repertoire «Von Kammermusik bis Jazz» musste ich sehr oft meine eigenen Konzerte und Festivals selbst organisieren. Die Projekte wurden immer grösser, und ich musste Mitte der 90er Jahre eine Entscheidung treffen. Musiker und Management zusammen ging eines Tages nicht mehr. Seit einigen Monaten sind Sie nun Geschäftsführer der basel sinfonietta. Wie haben Sie das Orchester in dieser Zeit erlebt? Ganz unterschiedlich und immer sehr spannend. Bei der basel sinfonietta ist immer was los. Vor allen Dingen bin ich wirklich überrascht, wie breit das Orchester im Repertoire aufgestellt ist. Sehr genossen habe ich das Mär & Nightmare-Projekt mit Rimski-Korsakows Scheherazade unter Stefan Asbury, und dann natürlich das Konzert am Lucerne Festival mit Peter Eötvös. Das selbstverwaltete Orchester kann ein Modell für die Zukunft sein.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen der nächsten Jahre für die basel sinfonietta? Wie bei allen anderen Orchestern ist die Frage der Finanzierung eine entscheidende. Wie wird es möglich sein, in Zeiten von Umverteilungskämpfen die Musikkultur am Leben zu erhalten? Das Orchester braucht unbedingt stabilere Verhältnisse. Angefangen beim Probenraum über den Etat bis hin zu einer längerfristigen Planung: Alles hängt zusammen und ist immens wichtig umzusetzen. Dann wird das Orchester auch noch bessere Chancen auf dem «Markt» haben. Wir müssen uns auch noch mehr um unser Publikum in Basel kümmern. Gespräche, Vorträge und lebendige Einführungen sind essentiell für die Art von Musik, die wir spielen. Neue Musik spielte für Sie immer eine wichtige Rolle, Sie haben selbst viele ungewöhnliche Konzertprogramme auf die Beine gestellt. Haben Sie bereits konkrete Projektideen, die Sie gerne mit der basel sinfonietta realisieren möchten? Es gibt so viele Ansätze für ganz aussergewöhnliche Programme. Die aktuelle Musik ist so vielfältig interessant – da reichen sechs Konzerte pro Jahr fast nicht. Die Programmgruppe sprüht vor


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Basel Sinfonietta aktuell 2012/13 by Basel Sinfonietta - Issuu