NETZ Bangladesch Jahresbericht 2016

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Jahresbericht 2016

„Wir haben jetzt eigenes Land und unsere Rechte werden geachtet.“ Anisa Khatun, Kleinbäuerin

„Mein größter Wunsch ist es, später selbst als Lehrerin zu arbeiten.“ Parvin Akter, Schülerin an einer Dorfschule

„Häusliche Gewalt gegen Frauen gibt es dank unserer Arbeit im Dorf nicht mehr.“ Amina Begum, Menschenrechtsaktivistin

Das Deutsche Zentral­ institut für soziale Fragen DZI hat NETZ das Spenden-Siegel „Geprüft + Empfohlen“ verliehen. Es steht für einen sorgsamen Umgang mit uns an­ vertrauten Spenden.

Gemeinsam für Bangladesch


Ä

Netz kämpft für Menschenwürde und gegen Hunger in Bangladesch. Partnerschaftlich und professionell unterstützt NETZ Selbsthilfe – für Ernährung, Bildung und Menschenrechte.

170.000 Menschen haben sich dauerhaft aus der Armut befreit

Projektbereich 1: Ein Leben lang genug Reis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

35.368 Kinder erhalten Grund- und Vorschulbildung

Projektbereich 2: Grundbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

5.000 Menschenrechtsaktivisten engagieren sich im Einzugsgebiet von insgesamt 700.000 Frauen und Männern für die Wahrung der Menschenrechte

Projektbereich 3: Menschenrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Politischer Dialog und Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

6.000 Ehrenamtliche sind in Deutschland für Bangladesch aktiv

Globales Lernen und Völkerverständigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Finanzbericht 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Titelbild: Monica Malo ist eins von mehr als 100.000 Kindern, deren Ernährung sich durch das Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ verbessert hat. (Foto: Peter Dietzel)

NETZ und seine Partner vor Ort Manab Kallyan Parished (MKP)

Jagorani Chakra Foundation (JCF)

Menschenrechte

Ein Leben lang genug Reis Grundbildung

Pollisree

Ein Leben lang genug Reis Menschenrechte

Ashrai

Ein Leben lang genug Reis Grundbildung

Sachetan

Ein Leben lang genug Reis

Gana Unnayan Kendra (GUK) Ein Leben lang genug Reis Grundbildung

.

Mahideb Jubo Somaj Kallayan Somity (MJSKS)

Rangpur

.

Rajshahi

..

.

Ein Leben lang genug Reis

Development Research Communication and Services Centre (DRCSC)

.

Khulna

Ein Leben lang genug Reis

Projektregionen: Ein Leben lang genug Reis Grundbildung Ein Leben lang genug Reis und Grundbildung Menschenrechte: in Dhaka und 19 Distrikten Projektregion in Westbengalen und Jharkhand (Indien)

.

Sabalamby Unnayan Samity (SUS)

Sylhet

Ein Leben lang genug Reis

NETZ

Dhaka Tagore Society for Rural Development (TSRD)

Ein Leben lang genug Reis Grundbildung

Qualitäts- und Finanzmanagement Menschenrechte Katastrophenvorsorge

Research Initiatives Bangladesh (RIB)

Barisal

Menschenrechte

.

Chittagong

Ain o Shalish Kendra (ASK)

Menschenrechte

0

25

50

100 km


Liebe Leserin, lieber Leser, „wir haben den Hunger überwunden, weil wir die Chance dazu bekommen haben“, sagt Selestina Tirky. Sie hat im NETZ-Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ Produktivkapital und Schulungen erhalten, erwirtschaftet nun „jedenTag­drei Mal zu essen“, wie sie sagt, und schickt ihre beiden Kinder zur Schule. Mit ihrer Selbsthilfe-Organisation vertritt sie in ihrer Gemeinde die Interessen der Menschen, die am stärksten benachteiligt sind. 2016 hat eine neue Entwicklungsära­ begonnen. Alle 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN) haben die globale Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. „Den Hunger beenden“ lautet das zweite der insgesamt 17 Ziele. Die Armut beseitigen, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten, Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen verwirklichen sind weitere Ziele. Bis 2030 sollen diese erreicht werden. Die Strategie von NETZ für den Zeitraum 2016 bis 2021 passt mit dieser Agenda zusammen. Die Agenda 2030 folgt auf die acht Millenniumsziele der UN für die Jahre 2000 bis 2015. Nachweislich haben die Menschen in Bangladesch hier beachtliche Fortschritte erreicht.

NETZ und die Millenniumsziele

NETZ hat mit seiner Arbeit dazu beigetragen. Selestina Tirky und weitere 51.602 Frauen haben den Nachweis erbracht, dass sich die Menschen mit eigener­ Kraft dauerhaft aus dem Hunger befreien können. Sie zeigen auch, wie dies einhergehen kann mit gesellschaftlicher Teilhabe. Niemand muss bis 2030 warten. Bereits heute dürfte kein einziges Kind in Bangladesch mehr hungrig zu Bett gehen und unterernährt aufwachsen. Dazu sind Strukturen aufzubrechen, die den Menschen ihr Recht auf Nahrung verwehren. Gleichgültigkeit kann überwunden und jede Menge Kreativität darf entwickelt werden, um diesen Weg der Befreiung zu ermöglichen. Ich danke Ihnen allen sehr, die im letzten Jahr zu den vielen positiven Veränderungen beigetragen haben. Engagieren Sie sich bitte auch jetzt – mit Ihrer Hoffnung, Ihrem Mut und Ihrer konkreten Unterstützung.

Von 2000 bis 2015 hat die Entwicklungspartnerschaft von NETZ viele Veränderungen ermöglicht: 1. Bekämpfung des Hungers: 171.000 Menschen haben im Programm „Ein Leben lang genug Reis“ dauerhaft den Hunger überwunden. 2. Grundbildung: 26.098 Kinder haben eine NETZ-geförderte Grundschule besucht, weitere 33.427 wurden an staatlichen Grundschulen unterstützt. 3. Frauen stärken: 53.078 Frauen haben an Schulungen teilgenommen; sie treten für ihre Rechte ein und gestalten die Entwicklung ihrer Dörfer mit. 4.-6. Kindersterblichkeit verringern, Gesundheitsversorgung für Mütter, Krankheiten eindämmen: Verbesserte Ernährung, Trinkwasserversorgung, hygienische Toiletten und Gesundheitsvorsorge als Ergebnis des Programms „Ein Leben lang genug Reis“ kommen Kindern, Müttern und Vätern zugute. Schüler an NETZ-geförderten Schulen werden ärztlich behandelt. 7. Ökologische Nachhaltigkeit: Unter anderem haben Familien im Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ insgesamt 551.234 Bäume gepflanzt. 8. Entwicklungspartnerschaft: NETZ

Peter Dietzel, Geschäftsführer

und bangladeschische NGOs, Freiwilligendienste und Schulpartnerschaften

haben die Zusammenarbeit zwischen Bangladesch und Deutschland gestärkt.

Von jedem Euro verwendet NETZ

88 Cent für direkte Veränderungen in Bangladesch

cet

%

5 Cent für Völkerverständigung und Globales Lernen

7 Cent für die notwendige Verwaltung und Werbung laut DZI-Richtlinien

»

Darüber hinaus haben in diesem Zeitraum 38.469 Frauen und Männer an Schulungen in Menschenrechten teil-

/

genommen; sie schreiten gegen Gewalt und Diskriminierung ein.

Mit Erfolg und Energie Ich bin sehr beeindruckt, mit welchem

ist. Die hohe Qualität, auf die NETZ

Erfolg und welcher Energie die Frauen

setzt, sollte langfristig fortgeführt

in NETZ-Projekten ihre kleine Land-

werden. Für die Spender ist es gut zu

Dr. Thomas Prinz,

wirtschaft führen. Vor allem, wenn man

wissen, dass das Geld dort ankommt,

Deutscher Botschafter

bedenkt, wie es ihnen vorher ergangen

wo es hin soll.

in Bangladesch

«

3

Gemeinsam für Bangladesch


NETZ Jahresbericht 2016

Projektbereich 1: Ein Leben lang genug Reis

V

170 000 Menschen haben den Hunger besiegt

Foto: Ronjit Sarker

Hunger ist in Bangladesch für Millionen von Menschen Realität. Viele Familien vor allem in strukturschwachen ländlichen Regionen sind betroffen. Mütter können ihre Kinder weder mit genügend Essen, noch Kleidung und Medizin versorgen. Weil sie kein ausreichendes Einkommen haben und ihre Grundrechte missachtet werden. Diese Situation dauerhaft zum Positiven zu ändern, ist möglich. Mit Starthilfe bauen sich die Familien zukunftssichere Existenzen auf – für ein Leben ohne Hunger. Wer sich bei NETZ mit Spenden oder auf andere Weise engagiert, bereitet den Weg dafür. 1 51.603 Familien hat NETZ 2015 durch

das Programm „Ein Leben lang genug Reis“ unterstützt, dauerhaft eigenes Einkommen zu erwirtschaften und sich selbstständig vom Hunger zu befreien – darunter Familien in den indischen Bundesstaaten Westbengalen und Jharkhand. Mit der Replizierung des Projekts in Indien fördert NETZ den Süd-Süd-Austausch. 2 Insgesamt 211.800 Menschen hat das

Programm bereits erreicht. Über 170.000 haben dauerhaft den Hunger besiegt. 3 719 Familien hat NETZ 2015 neu in das

Programm aufgenommen.

Zum Beispiel: Anisa Khatun „Bevor wir hier mit dem Selbsthilfeprojekt begonnen haben, überlebten wir mit einer Mahlzeit am Tag, höchstens zwei“, erklärt Anisa Khatun aus dem Dorf Char Baghdora. Wie viele andere besaß sie weder eigenes Land noch Vieh, war als eine der ärmsten Frauen stigmatisiert und vom Dorfleben ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am NETZ-Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ begann Anisa Khatun, ihre Lebensgrundlage zu verbessern: Die 32-Jährige erhielt eine Kuh, Hühner und Saatgut, dazu Schulungen in Anbau und Tierhaltung. Damit baute sich die Familie eine Existenz auf, ihre Gewinne konnte Anisa Khatun investieren, unter anderem für eigenes Land. Zusammen mit anderen Frauen im Dorf gründete sie eine Gruppe – der Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Dorfentwicklung. Zu den wöchentlichen Gruppentreffen bringt jede Frau eine Handvoll Reis mit. Über 25 Kilogramm hat die Gruppe bereits in ihrer „Reisbank“ gesammelt. „Damit unterstützen wir Familien, die in Not geraten“, erklärt Anisa Khatun.

Kleinbäuerin Anisa Khatun zeigt dem deutschen Botschafter Dr. Thomas Prinz stolz ihre Kühe.

Wenn der Hunger besiegt ist: Selbstständig entwickeln Frauen wie Anisa Khatum zeigen, wie erfolgreich der Selbsthilfeansatz funktioniert: Nachdem die Familien mit Hilfe von Startkapital eine kleine Landwirtschaft aufgebaut und den eigenen Hunger überwunden haben, tragen sie die Veränderung weiter ins Dorf. Frauen, die früher ob ihrer fatalen Lebensumstände verachtet und ausgestoßen waren, sind inzwischen geachtete Akteurinnen der ländlichen Entwicklung. Heute sind ihre Dorfgruppen Ansprechpartner und Ratgeber für die Gemeinschaft. Die Frauen unterstützen andere dabei, gegen korrupte Strukturen in der Lokalverwaltung vorzugehen und Rechte sowie Sozialleistungen einzufordern. Einige versorgen als Veterinärhelferinnen Nutzvieh im Dorf, andere beraten die Nachbarschaft

4

bei der Gemüsezucht. Mit eigenständig verwalteten Kredittöpfen unterstützen die Frauengruppen in Not geratene Familien und geben Anschub für neue, eigene Projekte. Die Frauen kennen die Situation und wissen: Armut und Hunger sind nicht selbst verschuldet. Betroffene haben aber keine Chance, sich zu wehren, wenn politische und gesellschaftliche Entscheidungsträger nicht auf ihre Belange eingehen. Das ändern die Frauengruppen des NETZProjekts mit ihrem Einsatz und ihren Selbsthilfestrukturen. Ansatz und Erfolge des Projekts sind für Entwicklungsexperten und andere Interessierte detailliert auf der NETZ-Plattform www.end-extreme-poverty.org veröffentlicht.


Grund zum Feiern Im November 2015 hat die „Aamra Joiye Society“ als erste eigenständige Organisation extrem armer Frauen in Bang­ ladesch ihre offizielle Registrierung erlangt. In der „Aamra Joiye Society“ haben sich mehr als 6.700 Frauen aus 268 Dorfgruppen zusammengetan, die zuvor von täglich weniger als 0,20 Euro pro Kopf gelebt hatten.

NETZ und seine Partnerorganisation Jagorani Chakra Foundation haben die Frauen seit 2002 unterstützt.

Herausforderungen: Strukturen verbessern Für neu aufgenommene Familien ist das Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ der erste und entscheidende Schritt auf dem Weg aus Armut und Hunger. Nachdem die Projektteilnehmerinnen ein einigermaßen gesichertes Einkommen erreicht haben, gehen sie gemeinsam gegen strukturelle Ursachen von Armut und Hunger vor: Landraub, schlechte Arbeitsbedingungen für Tagelöhner auf den Feldern sowie Korruption in den Behörden. Durch den Dialog mit Entscheidungsträgern aus Lokalpolitik und Gesellschaft nehmen die Frauen Einfluss auf bestehende Verhältnisse. Die Impulse dafür entstehen innerhalb der Dorfgruppen des Projekts. Doch die wirtschaftliche und familiäre Weiterentwicklung der Teilnehmerinnen ist

situationsabhängig unterschiedlich. Zudem sind nicht alle Gruppen gleichermaßen aktiv und selbstbewusst in ihrem Auftreten. Die Nutzung von Ressourcen wie staatliches Land wird entlang gesellschaftlicher Machtverhältnisse entschieden; bis Menschen in Armut ihre Rechte erhalten und an demokratischen Entscheidungen gleichberechtigt teilhaben können, ist es ein langer Weg.

Ziele 2016 1 NETZ will die bestehende Selbsthilfe

von 51.500 Frauen und ihre gesellschaftliche Teilhabe weiter stärken, um die Verantwortung schrittweise komplett an die Teilnehmerinnen zu übertragen. 2 Für 16.680 dieser Frauen will NETZ ein

Neuprojekt ermöglichen, das mithilfe von Spenden und dem Bundesentwicklungsministerium finanziert werden soll. 3 NETZ will 160 Frauen mit ihren Famili-

en neu in das Projekt aufnehmen.

Programm „Ein Leben lang genug Reis“

Was und wer wurde erreicht?

Aufbau von Selbsthilfestrukturen der Men­ schen in extremer Armut.

51.603 Frauen haben sich in 2.544 Dorfgruppen organisiert.

ein Ausweitungsprojekt, durch das mindes-

Schulungen: Landwirtschaft und Viehzucht, Gründung kleiner Geschäfte, Frauen- und Bürgerrechte, Gesundheitsvorsorge.

11.256 Frauen haben teilgenommen und wurden von Entwicklungsarbeitern gezielt auf die Projektarbeit vorbereitet.

terernährung überwinden und ihre Rechte

Die 51.603 Familien erzielen mit ihrem Start­ kapital und gestärkt durch die Schulungen dauerhaft eigenes Einkommen.

Über 170.000 Familienmitglieder haben eine sichere und wesentlich verbesserte Ernährung.

Startkapital: Kühe, Ziegen, Hühner, Saatgut, eine Rikscha oder Pachtland für den Anbau von Reis und Gemüse.

719 Familien hat NETZ 2015 neu in das Programm aufgenommen.

Die Frauen sind Akteurinnen der Dorfent­ wicklung, setzen ihre Rechte und die Anlie­ gen von benachteiligen Menschen durch.

In 7.428 Fällen haben Familien mit Beistand der Dorfgruppen die staatlichen Sozialleistungen erhalten, die ihnen zustehen.

desch und die Auseinandersetzung mit

Sie engagieren sich für eine Lokalpolitik zugunsten der Ärmsten.

Vertreterinnen der Dorfgruppen haben 230 Selbsthilfeverbände gegründet, die in der Lokalpolitik Gehör finden. 5 Frauen waren in ihrem Gemeinderat tätig.

Engagement bei NETZ kann ich diese

4 Gemeinsam mit Partnern entwickelt NETZ

tens 8.000 weitere Familien nachhaltig Unerstreiten können.

»

Wertvolle Erfahrungen Durch meinen Aufenthalt in Banglaentwicklungspolitischen und gesellschaftskritischen Themen habe ich mich persönlich weiterentwickelt. Mit meinem wertvollen Erfahrungen teilen und junge Menschen anregen, global zu denken und über den Tellerrand zu blicken. Die NETZ-Projekte liegen mir am Herzen –

Katastrophenhilfe

die Teams in Bangladesch und DeutschReserven für den Notfall an, Schulge-

land leisten täglich tolle, menschennahe

Naturkatastrophen wie Überschwemmun-

bäude werden durch aufgeschüttete

Arbeit.

gen und Wirbelstürme treffen Bangladesch

Erdschichten vor Überflutung ge-

häufig und haben weitreichende Folgen

schützt. Bei extremen Katastrophenfäl-

Lena Boeck,

für die Bevölkerung, insbesondere für

len unterstützt NETZ jene Bevölkerung,

Promotorin der

Menschen in Armut. NETZ leistet Vorsorge

die von humanitärer Hilfe durch den

entwicklungspoli-

in flutgefährdeten Projektgebieten. Die

Staat nicht erreicht wird; 2015 war dies

tischen Bildungs-

Menschen erhalten Schulungen und legen

nicht erforderlich.

arbeit

5

«

Gemeinsam für Bangladesch


ó

NETZ Jahresbericht 2016

Projektbereich 2: Grundbildung

Zukunftsperspektive für über 35000 Mädchen und Jungen

Bildung ist elementar: Lesen, Schreiben und Rechnen sind wichtige Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben. Über 2,6 Millionen Kinder wachsen in Bangladesch ohne diese Perspektive auf – weil sie nicht zur Grundschule gehen. Diese Mädchen und Jungen gehören zu Familien, die in Armut leben. Um das zu ändern, schafft NETZ Zugang zu inklusiver und qualitativ hochwertiger Grundbildung in strukturschwachen Gebieten. Foto: Jagorani Chakra Foundation

1 393 Grundschulen hat NETZ mit Partnerorganisationen 2015 in Bangladesch unterstützt – in abgelegenen, von Armut geprägten Regionen. 2 35.368 Mädchen und Jungen haben dort qualitativ hochwertige Vor- und Grundschulbildung erhalten.

Schülerin Parvin Akter Die Zehnjährige lebt in der Uferregion­ des Tiesta-Flusses im Norden Bangla­ deschs. Die Gegend ist ländlich, die In­frastruktur unzureichend. Im Heimatort Bagdohra gab es früher keine Schule. Und Parvins Familie hatte weder Geld für den Transport noch für die Unterbringung an einer weiter entfernten Schule. Das Mädchen wäre gezwungen gewesen, zu Hause zu bleiben und im Haushalt mitzuarbeiten. Als NETZ gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation die Dorfschule in Bagdohra einrichtete, erhielt Parvin umgehend einen Platz – ohne dass den Eltern dafür Kosten entstanden sind.

Grundschulabschluss für eine Zukunftsperspektive: Schülerin Parvin Akter.

„Meine Eltern sind nie zur Schule gegangen – für mich ist das anders,“ erklärt Parvin. Ende 2015 machte das Mädchen die Grundschul-Abschlussprüfung. Jetzt geht sie auf eine weiterführende Schule, um sich später ihren großen Wunsch erfüllen zu können: selbst als Lehrerin in ihrem Dorf zu arbeiten.

NETZ fördert vier Schultypen

»

1. Anandalok-Schulen (Gemeinde-

Vielfältige Projekte

Grundschulen) langfristig in Trägerschaft der Dorfgemeinschaft verwaltet. 180 Kinder

Da ich kein eigenes Kind habe, wollte

besuchen jeweils eine Schule.

ich das dadurch gesparte Geld anderen

2. Dorfschulen in schwer zugänglichen

Kindern zukommen lassen. Auf der Suche

Regionen: 30 Mädchen und Jungen werden

nach passenden Entwicklungsorganisa-

pro Schule zusammen unterrichtet.

3. Unterricht an staatlichen Grundschulen: Bildungs-Sozialarbeiterinnen fördern besonders benachteiligte Kinder und tragen zu Verbesserungen im staatlichen Schulsystem bei. 4. Vorschulen: zur gezielten Förderung der frühkindlichen Entwicklung.

Ob Kinder mit Behinderung, aus indigenen Bevölkerungsgruppen oder aus den ärmsten Familien – jedes Mädchen und jeder Junge hat ein Recht auf Bildung. Doch gerade sie sind oftmals vom staatlichen Bildungssystem ausgeschlossen. Je ärmer eine Familie ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Kinder nicht zur Schule gehen: die Eltern können die Kosten nicht tragen, die Mädchen und Jungen werden als Arbeitskräfte gebraucht oder der weite Schulweg ist dauerhaft nicht zu bewältigen. Fast jedes zweite Kind schließt die Grundschule nicht ab. Hier setzt NETZ an: Mit Spenden und Zuschüssen aus Deutschland erreichen unsere Partner vor Ort die Integration der Kinder, die am meisten benachteiligt sind. Das Bildungsprogramm bringt qualitativ hochwertige kinderzentrierte Lehr- und Lernmethoden in abgelegene, ländliche Regionen Bangla­deschs. An den geförderten Schulen können sich die Mädchen und Jungen entfalten und

tionen fiel mir NETZ durch differenzierte Informationen und Berichterstattung auf. Die Konzentration auf ein Land finde ich gut, die Vielfalt der Projekte und Themen überzeugen mich. Bangladesch klingt in meinen Ohren fremd und geheimnisvoll – dass man mit verhältnismäßig wenig Geld dort eine ganze Dorfschule finanzieren

«

kann, ist unglaublich. Dorothea Recknagel,

Pastorin und WeltklasseSchulpartnerin

Das Bildungsprogramm 2015 im Überblick Was und wer wurde erreicht? Unterricht an insgesamt 393 Grundschulen ermöglicht und verbessert.

35.368 Kinder; 9.277 davon haben die Grundschul-Abschlussprüfung abgelegt.

100 Vorschulen für frühkindliche Entwicklung. 2.550 Mädchen und Jungen. Unterricht an Anandalok-Grundschulen in Trägerschaft der Dorfgemeinschaft.

4.400 Kinder.

Bildungsqualität an 100 staatlichen Grundschu­ 20.951 Mädchen und Jungen, darunter len verbessert. viele aus Familien in Armut. Frauen im Programm „Ein Leben lang genug Reis“ leiten 23 Vorschulen eigenständig.

647 Kinder.

Schulungen in kinderzentrierten Lehr- und Lernmethoden.

459 Lehrkräfte nahmen an regelmäßi­ gen Weiterbildungen teil.

6


Foto: Niko Richter

erhöht. Die Lehrkräfte werden in Katastrophenvorsorge geschult. AnandalokSchulen, die auf Flussinseln oder an Flussufern stehen, sind so konstruiert, dass Teile abmontiert und andernorts temporär aufgebaut werden können, um den Unterricht fortzuführen. Vor allem bei Mädchen der Klassen 4 und 5 ist Frühverheiratung ein Grund, die Schule abzubrechen. Eine Einbindung der Eltern in den Schulbetrieb ist essenziell: durch regelmäßige Hausbesuche, Treffen mit den Lehrkräften sowie die Mitgliedschaft in Schulmanagement-Komitees.

Raum zur Entfaltung und für Kreativität: Unterricht an einer AnandalokSchule in Gangachara.

ihre Fähigkeiten entdecken. Ihnen werden Schulmaterialien zur Verfügung gestellt, ohne dass den Eltern dafür Kosten entstehen. Zudem finden ärztliche Untersuchungen statt und in einkommensschwachen Monaten wird in der Schule Mittagessen angeboten. Kinder indigener Gruppen werden auch in ihrer Muttersprache unterrichtet. Der Unterricht folgt dem staatlichen Lehrplan, ergänzt um kreative Methoden. Im November 2015 haben insgesamt 9.277 Schulkinder an der staatlichen Grundschul-Abschlussprüfung teilgenommen. 99 Prozent haben bestanden und können nun eine weiterführende Schule besuchen. Fast ein Drittel der Kinder erhielt die Note „sehr gut“. Die Ergebnisse lagen deutlich über dem landesweiten Durchschnitt. Bei den Anandalok-Grundschulen lag die Erfolgsquote bei 100 Prozent; 80 Prozent der Schulkinder erhielten die Note „sehr gut“.

WeltKlasse! Partnerschaft mit Schulen in Bangladesch Unterstützer in Deutschland und Österreich haben 2015 insgesamt 115 Schulen über das NETZ-Programm WeltKlasse! gefördert. Eine Partnerschaft mit einer Schule in Bangladesch einzugehen, bedeutet, gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten. Es sind Kirchengemeinden, Schulen, Vereine, Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen. Durch Post aus Bangladesch stehen die Unterstützer in Kontakt mit den Kindern ihrer Partnerschule.

Ziele 2016 1 Unterstützt durch das BMZ, Stiftungen und Spender ermöglicht NETZ ab 2016 40.020 Kindern den Schulbesuch. 2 1.195 Schulkinder an 40 Dorfschulen im Distrikt Kurigram werden auf die Abschlussprüfung Ende 2016 vorbereitet. 3 Gemeinsam mit Partnerorganisationen entwickelt NETZ ein Ausweitungsprojekt, durch das ab 2017 bis zu 20.000 weitere Kinder Schulbildung erhalten sollen. 4 20 Kinder aus Slumgebieten von Bangla-

www.bangladesch.org/weltklasse

deschs Hauptstadt Dhaka erhalten qualitativ hochwertige Vorschulbildung.

Herausforderungen

5 NETZ weitet Partnerschaften für inklusive,

Naturkatastrophen können den Schulbetrieb in flutgefährdeten Regionen beeinträchtigen. Um vorzubeugen, sind die Schulgelände durch Aufschüttung

gerechte und qualitativ hochwertige Bildung

Wirkungsbeobachtung

onen und Projektteilnehmerinnen diskutiert.

ohne das Projekt keine Grundschule be-

In der Planungsphase jedes Projekts defi-

Alle Erkenntnisse fließen kontinuierlich in die

sucht oder abgeschlossen. Über 75 Prozent

nieren die Partnerorganisationen und NETZ

Weiterentwicklung ein: in die konzeptionelle

der Kinder besuchten zum Zeitpunkt des

exakt die angestrebten Ziele und Wirkungen.

Gestaltung von Aktivitäten, in die Lehrpläne,

Gutachtens eine weiterführende Schu-

Bei Projektbeginn erheben lokale Mitarbei-

in Schulungskonzepte der Bevölkerung und

le – ein enormer Erfolg im Vergleich zum

ter in Bangladesch die wichtigsten Daten

Projektmitarbeiterinnen sowie in die Gestal-

landesweiten Durschnitt (zirka 58 Prozent).

über die Ausgangssituation. Zum Ende der

tung von Neuprojekten und in die Strategie-

Die Unterstützung staatlicher Grundschulen

Projektlaufzeit werden diese Daten erneut

planung von NETZ.

hat die dortige Unterrichtsqualität, das Lern-

erfasst. Auf dieser Basis erstellt NETZ eine

Anfang 2015 haben zwei unabhängige

umfeld, die Einschulungsrate von Kindern

Wirkungsanalyse. Im Verlaufe eines Projekts

Gutachter das NETZ-Bildungsprogramm

aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen

aus, unter anderem mit dem Bildungsnetzwerk CAMPE in Bangladesch und der deutschen Stiftung Childaid Network.

dokumentieren die Partner vor Ort jährlich die evaluiert. Sie bewerteten die Qualität, Wirkung Zwischenergebnisse. Zudem besuchen die

und Nachhaltigkeit der von 2008 bis 2011 um-

zuständigen NETZ-Mitarbeiter in Bangladesch gesetzten Maßnahmen. Das Fazit: Die Arbeit

sowie das Schulmanagement deutlich verbessert, unter anderem durch den Einsatz von Bildungs-Sozialarbeiterinnen und die

in der Regel vierteljährlich alle Regionen,

in den Projektregionen hat einen wichtigen

aktive Mitarbeit der Lokalbevölkerung in

wo sie die Umsetzungsqualität sowie die

Beitrag zu den staatlichen Bildungszielen

Bildungsbeiräten. Die Evaluierung ist in der

Fortschritte analysieren. Die Ergebnisse der

geleistet. Die Bildungsinfrastruktur konnte

Mediathek auf www.bangladesch.org er-

Wirkungsbeobachtung werden dokumentiert wesentlich verbessert werden: 70 Prozent der und in Workshops mit den Partnerorganisati-

Kinder an NETZ-geförderten Schulen hätten

7

hältlich, ebenso weitere Studien und Ergebnispapiere aus den NETZ-Projektbereichen.

Gemeinsam für Bangladesch


NETZ Jahresbericht 2016

Projektbereich 3: Menschenrechte

NETZ kämpft für Gleichberechtigung aller Menschen

à

Systematisch und in vielen Einzelfällen werden Grundrechte ganzer Bevölkerungsgruppen in Bangladesch verletzt: Frauen leiden unter häuslicher Gewalt, religiöse Minderheiten und Indigene werden diskriminiert. Viele Mädchen werden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, Mitgiftzahlung ist gängige Praxis. Der Staat verwehrt Familien, die unter der Armutsgrenze leben, das Recht auf Nahrung. Gemeinsam mit bedeutenden Menschenrechtsorganisationen fördert NETZ zivilgesellschaftliches Engagement, um staatliches und gesellschaftliches Unrecht zu stoppen. 1 5.000 Menschrechtsaktivistinnen setzen sich für benachteiligte Bevölkerungsgruppen ein. 2 Im Einzugsgebiet von insgesamt 700.000 Menschen arbeiten die Aktivistinnen gewaltfrei gegen Diskriminierung und Unrecht. 3 1.023 Projektteilnehmerinnen haben

legenen Dörfern und Städten zu ihren Rechten. Sie bringen Opfer von Menschenrechtsverletzungen mit Anwälten in Verbindung, begleiten sie in Krankenhäuser oder zur Polizei. Oder sie erklären, wie Behörden rechenschaftspflichtig gemacht werden können.

ten nutzen politische Instabilität aus oder religiöse Identität als Vorwand, um eigene Interessen durchzusetzen und sich beispielsweise Land anzueignen, welches religiösen Minderheiten oder indigenen Bevölkerungsgruppen zusteht. Zudem führen politische

lichen Stellen eingefordert und erhalten.

Kämpfen als

4 In 2.165 Fällen wurden Behördenaus-

Menschenrechtler

künfte eingefordert. 89 Prozent wurden

gegen Diskriminie-

beantwortet.

rung und Willkür:

Foto: Peter Dietzel

ihnen zustehende Sozialleistungen bei staat-

marginalisierte Be-

Menschenrechtsanwältin Hamida Begum

völkerungsgruppen

Nachdem sie von Gewalttätigkeiten gegen eine Witwe in Kishoreganj erfahren hatte, machte sich Menschenrechtsanwältin Hamida Begum auf den Weg. Sie traf dort auf die allein lebende Ambia Akhter, die von ihren Nachbarn misshandelt wurde – nur weil sie ihr Recht geltend machte. Das benachbarte Ehepaar hatte begonnen, ein Haus auf einem Stück Land der Witwe zu bauen. Diese ging dagegen vor und erstattete Anzeige. Daraufhin misshandelten die Nachbarn Ambia Akhter, um sie zum Schweigen zu bringen. Weil das Ehepaar in der Gemeinde sehr einflussreich ist, unterstützte niemand die Witwe – bis Menschenrechtsanwältin Hamida Begum ins Dorf kam und bei der Lokalverwaltung vorsprach. Zuerst versuchte der leitende Beamte, Hamida Begum abzuwimmeln. Doch nachdem sie ankündigte, die Witwe bei einer Klage zu unterstützen, bestätigte die Behörde deren Rechtsanspruch und Ambia Akhter bekam ihr Land wieder. Die Partnerorganisationen von NETZ, Ain o Salish Kendra (ASK) und Research Initiatives, Bangladesh (RIB), schulen und unterstützten Menschenrechtaktivistinnen. Diese beraten Menschen in ent-

diese Straßenkehrer

in Bangladesch wie in Saidpur.

294 Menschenrechtsgruppen spielen hierbei eine entscheidende Rolle. 2015 fanden 1.942 Treffen statt, in denen die Aktivistinnen Lösungsstrategien erarbeiteten. Die Menschenrechtsgruppen bringen die Anliegen ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen bei wichtigen, die ganze Gemeinschaft betreffenden Entscheidungen ein. Sie machen sich insbesondere für Frauenrechte stark und schaffen ein Bewusstsein in ihren Gemeinden. So bekommen Frauen Zugang zu öffentlichen Entscheidungsprozessen beispielsweise lokalen Schiedsgerichten.

Machtkämpfe zu einem Anstieg von Gewalt und repressiven Aktionen gegen Andersdenkende. Um zu ermöglichen, dass politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen sowie der sozio-ökonomische Wandel des Landes friedlich und gerecht verlaufen, ist es erforderlich, Kompetenzen einer gewaltfreien Konflikttransformation auf- und auszubauen.

Ziele 2016 1 NETZ wird die Menschenrechtsarbeit

der Aktivistinnen der bestehenden 294 Gruppen weiter stärken. 2 2016 wird mit finanzieller Unterstüt-

Herausforderungen

zung der EU die Gründung von 172

Konflikte um den Zugang zu Ressourcen werden zunehmend gewalttätig ausgetragen. Dadurch sind benachteiligte Bevölkerungsgruppen von Landraub, schlechtem Zugang zu qualitativ guter Bildung sowie Ungleichheit bei beruflichen Chancen betroffen. Eli-

Gruppen ermöglicht, in denen sich 4.200

8

Menschenrechtsaktivistinnen mit lokalen Behörden für den Schutz der Rechte benachteiligter Bevölkerungsgruppen einsetzen. Zudem werden gezielt Kompetenzen gewaltfreier Konflikttransformation entwickelt.


ê

Politischer Dialog und Vernetzung

Gemeinsam Menschenrechte und Armutsbekämpfung stärken

Foto: Sharaf Ahmed

Bangladeschs Zivilgesellschaft hat in der Vergangenheit erfolgreich und gewaltfrei demokratische Räume erweitert und ist für die Rechte eingetreten. Sie fordert, dass der Staat im Einklang mit Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit handelt und die Freiheit der Meinungsäußerung gewährleistet. Der sozio-ökonomische Wandel, innerpolitische Auseinandersetzungen und die Vergangenheitsbewältigung sind Herausforderungen für Bangladesch und seine Menschen auf dem Weg in eine friedliche Zukunft. NETZ versteht politischen Dialog und Vernetzung als Möglichkeit, Menschenrechte und Armutsbekämpfung zu stärken.

Das Bangladesch-Forum

Das Bangladesch-Forum: Dialog der Zivilgesellschaft mit Politik und Wissenschaft.

zuschränken, sondern auszuweiten. Aktivisten, die off- und online kritische Sichtweisen auf politische Prozesse, Staat und Religion verbreiten, sind zu schützen. Die Zivilgesellschaft muss ihre Rolle wahrnehmen können, staatliches Handeln zu kontrollieren. Foto: Sven Wagner

Das Bangladesch-Forum mit Büro in Berlin ist ein Zusammenschluss von Organisationen und Einzelpersonen, die zu Bangladesch arbeiten, darunter Brot für die Welt, Misereor, Amnesty International, Shanti, Mati sowie Diaspora-Organisationen und Vertretern aus Wissenschaft und Forschung. Als Mitglied ist NETZ mit der Geschäftsführung beauftragt. Das Netzwerk hat ein breites Spektrum an Partnern in Bangladesch und kann durch intensiven Dialog zu vielen Themen professionell arbeiten. Inhalte und Forderungen – basierend auf der Arbeit der Zivilgesellschaft in Bangladesch – bringt das Bangladesch-Forum in Gespräche mit staatlichen Entscheidungsträgern ein. Im Jahr 2015 hat das Netzwerk politische Entscheidungsträger in Deutschland und Europa dafür sensibilisiert, welche Risiken Bangladeschs gegenwärtige Strategie des unbedingten wirtschaftlichen Wachstums für die soziale Gerechtigkeit und den Zusammenhalt der Bevölkerung birgt. Wenn Wachstum zu Lasten von Mensch und Umwelt geht, sind soziale Konflikte vorprogrammiert, vor allem beim Zugang zu natürlichen Ressourcen. Mit Abgeordneten des Deutschen Bundestags und des Europäischen Parlaments sowie mit Ministerien in Berlin und der Europäischen Kommission wurden die Auswirkungen dieser Prozesse auf Menschen, die in extremer Armut leben, diskutiert. Gemeinsam mit Partnern in Bangladesch hat das Bangladesch-Forum die Erarbeitung friedlicher Konfliktlösungen sowie den Ausbau von Konfliktlösungskompetenzen vorangetrieben. Staat und Gesellschaft in Bangladesch sind herausgefordert, Handlungsspielräume von NGOs und Medien nicht ein-

tretern der EU-Institutionen in Brüssel und des Auswärtigen Amtes in Berlin zusammengebracht, um diese Themen und gemeinsame Handlungsoptionen zu diskutieren. Das Bangladesch-Forum hat 2015 mit dem deutschen Verband Entwicklungspolitik VENRO und mit CONCORD, dem EU-weiten NGO-Dachverband in Brüssel, kooperiert. Die Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Organisationen in die Erstellung von EU-Länderstrategien und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung standen im Mittelpunkt.

NETZ setzte sich in Gesprächen mit dem Bundesministerium für wirt-

Ausblick 2016

schaftliche Zusammenarbeit und

Das Bangladesch-Forum wird weiterhin Gespräche anregen, wie Ansätze der Konflikttransformation verstärkt in die Entwicklungs- und Menschenrechtsarbeit in Bangladesch integriert werden können. Aufgrund einer Vielzahl bestehender Konflikte steigt auch die Zahl zivilgesellschaftlicher Akteure in Bangladesch, die sich damit beschäftigen. Das Bang­ladesch-Forum wird hier als Partner verstanden, der Vertreter der bangladeschischen Zivilgesellschaft mit internationalen Experten aus dem Globalen Süden und Norden zusammenbringen kann.

Entwicklung sowie Bundestagsabgeordneten dafür ein, dass Bangladesch in die Sonderinitiative „Welt ohne Hunger“ aufgenommen wird: NETZGeschäftsführer Peter Dietzel im Gespräch mit Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller.

Das Bangladesch-Forum hat im Jahr 2015 Menschenrechtsverteidigerinnen aus Bangladesch – unter anderem Meghna Guhathakurta, Geschäftsführerin der NETZ-Partnerorganisation RIB – mit Ver-

9

Gemeinsam für Bangladesch


NETZ Jahresbericht 2016

Globales Lernen und Völkerverständigung

Wir bewegen viel 1 Frankfurt

Menschen machen bei NETZ mit 2 Saigaus Überzeugung und 3 Kappel aus Verbundenheit mit den Familien in Bangladesch, die Wilsum 4 Solms Hannover zu den ärmsten gehören. Das Engagement von Akti5 Schwalbach Schüttorf 6 Lützelinden Bielefeld onsgruppen, Ehrenamtlichen7und jungen Leuten, die Waldstetten Mülheim/Ruhr 8 Marburg einen Freiwilligendienst in Bangladesch geleistet Bad Salzungen Oberhausen/Sterkrade Krefeld haben, setzt deutschlandweit 910 Zeichen gegen gloBad Wimpfen Essen Tönisvorst 11 Wasserburg bale Ungerechtigkeit und für Veränderung. Neuss Bergisch-Gladbach

12 Essen 13 Brockum 14 Engen 15 Pfinztal 16 Heuchelheim 17 Caddzburg Das Engagement von Aktionsgruppen 18 Duderstadt und Einzelnen ist so vielfältig wie die Akti19 Oftersheim 20 Mühlheim ven selbst: Schulklassen, Eltern- und Leh-

Entwicklungspolitische Bildungsarbeit

Lauterbach Unterbreizbach Lich Hüttenberg Waldsolms

Senftenberg

Limbach-Oberfrohna

Bayreuth

Frankfurt Mannheim Birkenfeld, Neuenbürg, Straubenhardt

Pforzheim Berghausen

Bad Mergentheim Cadolzburg Ludwigsburg

Stuttgart Tübingen Rottenburg a. N. Augsburg Ulm Nagold Herrsching Rottweil Saig München Kappel Lenzkirch Aulendorf Starnberg Schluchsee Freiburg Ravensburg Feldberg/Altglashütten Friedrichshafen

Gemeinsam aktiv für Bangladesch: Aktionen und Veranstaltungen in Deutschland 2015.

Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst

Bitte teilen Sie uns Ihre Veranstaltungen mit!

Bis Ende August 2015 waren fünf junge Menschen in Bangladesch im Einsatz. Sie haben NETZ-Partnerorganisationen unterstützt, die Entwicklungsprojekte dokumentiert und den Austausch zwischen Deutschland und Bangladesch gefördert. Die Freiwilligen engagieren sich für Grundsicherung, Grundschulbildung und Menschenrechte und verdeutlichen Verbundenheit und Freundschaft über Ländergrenzen hinweg. Aufgrund der Sicherheitslage in Bangladesch musste der Freiwilligendienst für die nachfolgende Gruppe im Oktober abgebrochen werden. 13 Freiwilligendienst-Rückkehrerinnen haben sich 2015 bei der bildungspolitischen Arbeit eingebracht und ihre Bangladesch-Erfahrung in Deutschland weitergeben.

Presse- und Medienarbeit zu Bangladesch in Deutschland 69 Presseberichte haben lokale, regionale und überregionale Medien 2015 über NETZ veröffentlicht. Darunter waren Beiträge zur Kinotour, Reportagen über das Programm „Ein Leben lang genug Reis“ und Solidaritätsaktionen in Deutschland sowie Berichte von NETZ-Freiwilligen. Der Pressespiegel ist unter www.bangladesch.org/pressespiegel abrufbar. NETZ gibt die Bangladesch-Zeitschrift heraus, die wichtigste Informationsquelle in Deutschland zu Bangladesch. Themen der Ausgaben 2015: Textilindustrie, Bangladeschische Diaspora in Deutschland, Ziele Nachhaltiger Entwicklung (Doppelausgabe). Alle Ausgaben gibt es unter www.bangladesch.org/ Zeitschrift. Fotos: MEG, S. Wagner, A. Mahade

rerverbände, Kirchengemeinden, Vereine, Weltläden sowie Unternehmer und Privatpersonen haben sich 2015 für Menschenwürde und gegen Hunger und Unrecht in Bangladesch starkgemacht. Allein durch Sternsinger-Aktionen haben 27 Kirchengemeinden in Deutschland insgesamt 2.900 Kindern in Bangladesch den Schulbesuch für ein Jahr ermöglicht. Insgesamt 80 Veranstaltungen wie Projekttage, Vortragsabende, Fotoausstellungen oder Sponsorenläufe haben die Unterstützer umgesetzt. In einer bundesweiten Kinotour hat NETZ den FreiwilligendienstDokumentarfilm „Fernglück“ präsentiert. 900 Menschen kamen in die Kinos und haben angeregt über den Film und die Begegnung mit Bangladesch diskutiert. Die entwicklungspolitische Bildungsarbeit von Aktionsgruppen, NETZ-Mitarbeitern und Bangladesch-Rückkehrern regt an, sich mit globalen Herausforderungen am Beispiel Bangladesch auseinanderzusetzen. Vor allem durch öffentliche Aktionen, z.B. in der Frankfurter und Münchener Innenstadt, haben die Anliegen der Bildungsarbeit von NETZ die Menschen erreicht. Themen 2015 waren Klimawandel, Ernährungssicherung, Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, Grundschulbildung und Menschenrechte.

Eschweiler Zülpich, Wichterich Gießen Wetzlar Vettelschoß Schöffengrund Schwalbach

Berlin

Michael-Ende-Gymnasium: 15 Jahre Partnerschaft

Kinotour „Fernglück“

Öffentliche Aktion in Rottenburg, Neckar

10


Foto: Sven Wagner

Zusammen mit Regisseur Shaheen Dill-Riaz hat NETZ eine DVD-Edition des Freiwilligendienst-Dokumentarfilms „Fernglück“ herausgegeben. Der Kurzfilm „Ein Leben lang genug Reis“ von Journalistin Lisa Simonis über das gleichnamige NETZ-Programm wurde bei der Verleihung des Bürgermedienpreises in Münster mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.

Organisationsstruktur NETZ hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e.V.) und ist als gemeinnützig anerkannt (Nummer VR1790, Vereinsregister Amtsgericht Wetzlar). Der Verein hat 277 stimmberechtigte Mitglieder (Stand 31.12.2015). Oberstes Organ ist die Mitgliederversammlung. Ihr obliegen u.a. Entscheidungen über die Grundsätze von NETZ, Satzungsänderungen, die Wahl des ehrenamtlich tätigen Vorstandes und dessen Entlastung, die Wahl der ehrenamtlichen Rechnungsprüfer, die nicht dem Vorstand angehören dürfen, die Bestimmung des unabhängigen Wirtschaftsprüfers und die Entgegennahme des Jahresabschlusses. Der Vorstand Mitgliederversammlung NETZ e.V. wählt auf 2 Jahre

Vorstand Geschäftsführung

Entwicklungszusammenarbeit mit Bangladesch

Entwicklungszusammenarbeit mit Bangladesch

Globales Lernen und Völkerverständigung

Spenden, Verein, Verwaltung

Herzog, Manfred Krüger (Vorsitzender), Dr. Dieter Klein, Dr. Bernhard Hoeper und Felicitas Qualmann (beide stellvertretende Vorsitzende), Dr. Juliane Rytz.

Basis erhalten vier Mitarbeiter in Leitungsverantwortung einschließlich beider Geschäftsführer monatlich 3.062 Euro brutto; zusätzlich erhalten alle Mitarbeiter für jedes unterhaltspflichtige Kind 110 Euro. Das Jahresgehalt des Geschäftsführers betrug 2015 netto 24.378 Euro.

Stand: Juni 2016

führt die laufenden Geschäfte in

Bangladesch

neuen Vorstand gewählt (von links): Jana Schubert, Martina

Reale Bruttomo­ Leitung natsgehälter nach Referent/innen Gehaltsgruppen

ernennt und kontrolliert

Deutschland

Am 5. Juni 2016 hat die NETZ-Mitgliederversammlung einen

von 3.062 – 3.172 € 1.693 (60%) – 3.062 € (100%)

Praktikant/innen 450 €

Qualitätsmanagement Wirksame Entwicklungsarbeit bedeutet für NETZ: 1 im Fokus stehen Menschen, die am stärksten benachteiligt sind 2 sie nehmen am Unterricht und an Schulungen teil

Ein Leben lang genug Reis Grundbildung Menschenrechte Katastrophenhilfe

3 lokale Selbsthilfe entsteht und wächst 4 die Menschen nehmen aktiv an Entscheidungen teil 5 sie erwerben die Fähigkeit, ihre Rechte durchzusetzen

Globales Lernen und Völkerverständigung

6 gemeinsam erwirken wir dauerhafte Strukturveränderungen 7 Korruption und Vetternwirtschaft werden unterbunden

Das NETZ-Team in Bangladesch und Deutschland stellt dies sicher.

wird für die Dauer von zwei Jahren gewählt. Der Vorstand beschließt die Kooperation mit Partnern, die Förderung der Projekte, das Jahresbudget und beruft die Geschäftsführung. Diese führt die laufenden Geschäfte von NETZ und ist an die Satzung sowie die Beschlüsse des Vorstands und der Mitgliederversammlung gebunden. Die 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland (10,3 Stellen) und 28 in Bangladesch (Stand 31.12. 2015) sind hauptamtlich tätig.

Gehaltsstruktur in Deutschland Das monatliche Grundgehalt beträgt 2.120 Euro brutto für eine Vollzeit-Stelle inklusive VWL (Stand Juni 2016). Dieses erhöht sich nach Grad der Verantwortung, Berufserfahrung und geforderten Kompetenzen. Nach zwei Jahren Organisationszugehörigkeit wird ein Betrag von 55 Euro zusätzlich gezahlt, nach drei Jahren 110 Euro. Auf dieser

11

NETZ ist durch hohes ehrenamtliches Engagement geprägt Rund 6.000 Ehrenamtliche sind im ganzen Bundesgebiet im Verlauf eines Jahres in der Partnerschaft mit Bangladesch aktiv. Freiwillige leisten ihren Dienst in Bangladesch. Der Vorstand ist ehrenamtlich tätig und trägt seine Reisekosten selbst, auch nach Bangladesch. Hauptamtliche engagieren sich über ihre Arbeitszeit hinaus. Alle tragen gemeinsam dazu bei, dass NETZ sparsam und effektiv mit den zur Verfügung gestellten Mitteln zugunsten der Partnerschaft mit Menschen in Bangladesch arbeitet. Aufwandsentschädigungen in Höhe von maximal 60 Euro werden an ehrenamtliche Referentinnen und Referenten für entwicklungspolitische Bildungsveranstaltungen gezahlt. 2015 waren das insgesamt 1.560 Euro bei 24 Veranstaltungen.

Gemeinsam für Bangladesch


NETZ Jahresbericht 2016

Einnahmen 1. Januar 2015 – 31. Dezember 2015 in Euro Vereinsjahr 2015

2014

Einnahmen zweckgebunden zu verwenden für Entwicklungs- Völkerver­ zusammenständigung in % arbeit

498.237,86 10,5

Spenden (ohne Sternsinger-Sammlungen) Geldspenden

496.832,83

Spenden in Form von Verzicht auf Aufwandserstattung

417.198,14

81.039,72

501.800,17

417.198,14

79.634,69

499.792,67

1.405,03

16.089,92

Mitgliedsbeiträge

0,3

1.405,03

2.007,50

16.089,92

17.243,97

3.788.700,15 79,6

Staatliche Zuschüsse

in EUR

2.541.421,85

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick­ lung (BMZ) 1.248.724,44

1.248.724,44

748.550,00

Department for international Development (DFID) der Britischen Regierung

1.862.627,16

1.197.238,70

1.862.627,16

Engagement Global (BMZ) für entwicklungspolit. Bildung Europäische Union

0,00

4.000,00

597.339,57

21.247,45

500.457,47

6.020,00

6.020,00

24.800,00

Lotto Hessen

500,00

500,00

2.400,00

Stadt Weener

500,00

500,00

500,00

Hessisches Ministerium für Wirtschaft und Landesentwicklung

Stadt Wetzlar „weltwärts-Programm“ (BMZ)

100,00

100,00

200,00

72.888,98

72.888,98

63.275,68

216.356,17

Zuschüsse kirchlicher Institutionen Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden Bischöfliches Ordinariat Limburg Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst Kindermissionswerk: Sternsinger-Sammlungen Misereor

235.283,39

4.726,78

4.726,78 16.500,00

19.727,92 152.901,47

22.500,00 4,8 6.050,00

19.088,00

19.088,00

7.500,00 6.675,00

0,00

Asha e.V., Nürnberg

15.000,00

2.055,00

2.055,00

20.000,00

20.000,00

comfutura-foundation, Saarbrücken

36.300,00 189.773,11

6.050,00

Antonia Ruut Stiftung, Trier

59.110,45 137.872,94

22.500,00

226.913,58

2.000,00 0,00

19.727,92

152.901,47

AK 5%, Düsseldorf

Childaid Network Stiftung, Königstein

4,5

16.500,00

Zuschüsse privater Organisationen Alternaid Stiftung, Linden

576.092,12

0,00 0,00

0,00

11.109,00

Ensinger-Stiftung, Nufringen

2.800,00

2.800,00

5.800,00

Entwicklungshilfe-Klub, Wien

90.593,40

90.593,40

69.908,98

German Doctors, Bonn

10.386,61

10.386,61

36.530,98

help alliance, Frankfurt

12.000,00

12.000,00

0,00

2.080,00

2.080,00

500,00

Lions-Club Lauterbach-Vogelsberg NETZ Partnerschaft Baden-Württemberg, Freiburg/Br. Plant-for-the-Planet Foundation, Uffingen

4.491,07

3.000,00

14.347,00

14.347,00

0,00

9.257,50

9.257,50

9.257,50

Rivera Stiftung, Bochum Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin

1.491,07

0,00

0,00

2.911,65

Rotary Clubs in Deutschland

25.765,00

25.765,00

16.080,00

Stiftung Umverteilen, Berlin

7.500,00

7.500,00

8.500,00

500,00

500,00

0,00

Ursula Rahman Stiftung, Düsseldorf Sonstige: Projektberatungen, Verkäufe, Zinsen im Büro Dhaka

8.500,84 0,18

8.500,84

6.580,31

Teilnehmerbeiträge für Tagungen und Begegnungsprogramme

2.020,52 0,04

2.020,52

3.027,46

Verkäufe Zeitschriften und Medien, Honorare (Zweckbetrieb)

3.610,88 0,08

3.610,88

7.881,02

5,14

Zinsen

0,0

5,14

100

4.499.470,98

0,00

Bußgelder

Gesamteinnahmen 4.760.435,06

12

150,98 0,00

1.800,00

260.964,08

3.504.962,26


Ausgaben 1. Januar 2015 – 31. Dezember 2015 in Euro Vereinsjahr 2015 in EURO A Entwicklungszusammenarbeit

in %

4.471.729,63

Finanzierung von Entwicklungsprojekten

4.158.431,10

Ein Leben lang genug Reis

2014 in EURO

90,6

3.196.841,34

84,3

2.838.814,70

3.398.696,13

68,9

2.073.912,18

Grundbildung für Kinder

374.518,97

7,6

570.430,28

Menschenrechte

385.216,00

7,8

194.472,24

0,00

0,0

0,00

234.392,18

4,8

239.709,24

78.906,35

1,6

118.317,40

5,2

217.692,96

94.503,86

1,9

63.840,17

davon Personalkosten: 53.281,19

91.062,17

1,8

75.757,89

Bangladesch-Zeitschrift NETZ; davon Personalkosten: 17.197,23

31.791,35

0,6

25.346,23

39.379,70

0,8

52.748,67

4,2

200.423,14

3,1

135.146,18

Katastrophenhilfe Projektentwicklung, Qualitäts- und Finanzmanagement; davon Personalkosten: 194.533,28

Politischer Dialog und Vernetzung für Armutsbekämpfung, Menschenrechte, Sozialstandards und zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Bangladesch; davon Personalkosten: 47.910,38

B

Globales Lernen und Völkerverständigung

256.737,08

Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst in Bangladesch und Austauschpro­ gramme; davon Personalkosten: 35.984,93 Entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland;

Presse- und Medienarbeit zu Bangladesch in Deutschland; davon Personalkosten: 31.314,26

C Spenden, Verein, Verwaltung zum Zweck der Entwicklungszusammenarbeit und der Völkerverständigung

205.702,59

Spender/innen-Kommunikation und Spendenwerbung; davon Personalkosten: 99.634,61

152.984,63

Allgemeine Verwaltung und Vereinsarbeit; davon Personalkosten: 46.057,59

52.717,96

1,1 100

65.276,96

Gesamtausgaben

4.934.169,30

3.614.957,44

Jahresfehlbetrag, übertragen auf 2016

-173.734,24

-109.995,18

Gesamt

4.760.435,06

3.504.962,26

Menschenrechte 7,8 %

Grundbildung 7,6%

Projektentwicklung, Qualitäts- u. Finanzmanagement

4,8 %

Politischer Dialog und Vernetzung

1,6 %

1,9% Bildungsarbeit in Deutschland 1,8% Freiwilligendienst, Begegnungsprogramme

Katastrophenhilfe

0%

0,8 % Presse- und Medienarbeit

0,6 % Bangladesch-Zeitschrift NETZ

3,1% Spender/innen-Kommunikation, Spendenwerbung

68,9 %

1,1 % Allgemeine Verwaltung und Vereinsarbeit

Ein Leben lang genug Reis

H

Mehr als 25.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit haben Aktive im Jahr 2015 in der Partnerschaft mit Bangladesch geleistet.

13

Gemeinsam für Bangladesch


NETZ Jahresbericht 2016

Bilanz zum 31. Dezember 2015 in Euro AKTIVA

Vereinsjahr 2015

Anlagevermögen

8.224,26

Büroausstattung

6.017,39

Mietkaution

2.206,87

Umlaufvermögen

8.561,32 6.354,45 2.206,87

221.303,06

Bank, Kasse und Vorschüsse für Ausgaben

Vorjahr

29.453,73

191.962,33

28.605,97

776,86

847,76

Forderungen und sonstige kurzfristige Vermögensgegenstände Rückforderung aus Überweisung nach Bangladesch

28.563,87 Bilanzsumme

0,00 229.527,32

38.015,05

PASSIVA Eigenkapital zum 31.12.2014 Jahresfehlbetrag 2015

32.812,74

142.807,92

-173.734,24

-109.995,18

Eigenkapital zum 31.12.2015

-140.921,50

Freie Rücklagen

0,00

Gebundenes Eigenkapital (analog Anlagevermögen) Verlustvortrag

32.812,74 0,00

8.224,26

8.561,32

-149.145,76

24.251,42

Kurzfristige Verbindlichkeiten

370.448,82

aus Lohnsteuer und Sozialversicherung

5.202,31

4.493,03

5.060,76

22.527,79

141,55

aus EU-Projekt in Bangladesch: Verbindlichkeiten gegenüber Partnern

193.428,00

0,00

Darlehen der Wilhelm-Oberle-Stiftung

100.000,00

0,00

50.000,00

0,00

gegenüber BMZ: Rückzahlung von Zuschüssen

Darlehen der Linner Apotheke

Bilanzsumme

Einnahmen 2015 Die Vereinseinnahmen betrugen 4,7 Millionen Euro. Dies sind die höchsten Jahreseinnahmen, die NETZ bis dato je erzielt hat. Sie lagen 36 Prozent höher als im Jahr 2014. Die Spenderinnen und Spender haben sich mit 498.238 Euro in der Partnerschaft mit Bangladesch engagiert. Staatliche Zuschüsse, die den größten Anteil der Einnahmen ausmachen, betrugen 3,8 Millionen Euro und lagen 49 Prozent höher als im Vorjahr. NETZ konnte sein Programm „Ein Leben lang genug Reis“ deutlich ausweiten: Die Zuschüsse des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) stiegen um 67 Prozent auf 1,2 Millionen Euro. Ebenso stieg der Zuschuss vom britischen Department for International Development (DFID) um 56 Prozent. Im Bereich Menschenrechte begann am 1. Januar 2016 ein neues Projekt zur Stärkung demokratischer Entwicklungen. Hierfür ging bereits im Dezember 2015 der erste Zuschuss der Europäischen Union (EU) ein. Die entsprechenden Verpflichtungen gegenüber den Partnern in

229.527,32

38.015,05

Ausgaben 2015 Bangladesch im Jahr 2016 in Höhe von 193.248 Euro sind als Verbindlichkeiten in der Bilanz ausgewiesen. Die kirchlichen Zuschüsse lagen 8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Zuwendungen privater Organisationen hingegen stiegen um 20 Prozent. 149.700 Euro betrugen die Zuschüsse staatlicher, kirchlicher und privater Institutionen zur Finanzierung der Völkerverständigung. Dies beinhaltet den politischen Dialog, das Globale Lernen und die entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit vorwiegend in Deutschland. Die Spenden setzen sich zusammen aus Sammelaktionen von Gruppen, Kirchengemeinden und Schulen­sowie Spenden von Privatpersonen und Unternehmen. Sie werden entsprechend des jeweiligen Verwendungszwecks eingesetzt, den die Spender angeben. NETZ nimmt Spenden nur von solchen Unternehmen an, deren Firmenpolitik sich nicht negativ auf die Situation der Ärmsten auswirkt oder in anderer Form den Werten von NETZ entgegensteht.

14

Bei der Verwendung der Vereinsmittel wird entsprechend der Satzungszwecke von NETZ unterschieden. Dies sind (A) die Entwicklungszusammenarbeit mit Bangladesch und (B) Globales Lernen und Völkerverständigung. Die Ausgaben für (C) Spendenakquise, Verein und Verwaltung dienen beiden Satzungszwecken. 90,6 Prozent der Ausgaben hat NETZ für die Entwicklungszusammenarbeit mit Bangladesch und Indien eingesetzt. Die Personal- und Betriebskosten sind entsprechend dem tatsächlichen Zeitund Geldaufwand direkt dem jeweiligen Bereich zugeordnet. Die Details sind auf www.bangladesch.org dargestellt. Insgesamt betrugen die Personalkosten in Deutschland 525.913,46 Euro.

Bilanz 2015 NETZ verfügt über keine Rücklagen. Das Anlagevermögen beläuft sich auf 8.224 Euro für Büroausstattung und Mietkaution. Die offenen Forderungen zum 31.12.2015


Jahresabschluss 2015 Der Jahresabschluss von NETZ ist erstellt nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB), den Leitlinien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) sowie dem VENRO-Verhaltenskodex zur Transparenz und Kontrolle. Die von der Mitgliederversammlung gewählten ehrenamtlichen Rechnungsprüfer Jürgen Dupuis und Moritz Goldbeck haben am 4. April 2016 in der Geschäftsstelle Wetzlar die Finanzbuchhaltung 2015 von NETZ geprüft. Sie bestätigen, dass die Ausgaben nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und satzungsgemäß erfolgt sind. Ihr Prüfbericht wurde der Mitgliederversammlung am 5. Juni 2016 vorgelegt. Die Mitgliederversammlung am 30. Mai 2015 hat beschlossen, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Fricke Dr. Hilberseimer Schulze und Partner mbB, Wetzlar, mit der Prüfung des Jahresabschlusses 2015 beauftragt wird. Der Wirtschaftsprüfer hat die Buchführung von NETZ für das Geschäftsjahr 2015 und die Aufstellung des Jahresabschlusses geprüft und am 20. April 2016 den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt, ohne jegliche Einwendungen: „Nach den bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnissen entspricht der Jahresabschluss den

gesetzlichen Vorschriften und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Vereins.“ Die unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Aziz Halim Khair Choudhury hat den Jahresabschluss des Landesbüros von NETZ in Dhaka für das Jahr 2015 geprüft und dessen Ordnungsmäßigkeit am 15. Februar 2016 bescheinigt.

Steuerliche Verhältnisse NETZ ist wegen der Förderung der Entwicklungshilfe und der Völkerverständigung nach dem letzten Freistellungsbescheid des Finanzamtes Wetzlar ab dem 18. September 2015 als mildtätig und gemeinnützig anerkannt und für das Jahr 2014 nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer befreit (Steuernummer: 39 250 5182 5). Foto: NETZ

beliefen sich auf 29.341 Euro und beziehen sich vor allem auf eine ausstehende Rücküberweisung aus Bangladesch. Der Bank- und Kassenbestand zum 31.12.2015 betrug 191.962 Euro. Der errechnete Jahresfehlbetrag 2015 beläuft sich auf 173.734 Euro. Der Verlustvortrag betrug 149.145 Euro. Das negative Eigenkapital zum 31.12.2015 ergibt somit 140.921 Euro. Zum Jahresende 2015 bestanden kurzfristige Verbindlichkeiten von 370.448 Euro. Dies beinhaltet die Lohnsteuer im Monatswechsel, Verbindlichkeiten aus Projektvereinbarungen sowie Darlehen von 150.000 Euro, die von der W.Oberle-Stiftung und der Linner Apotheke in Krefeld zur Verfügung gestellt wurden. Damit ist NETZ auf engagierte Spenden angewiesen.

ative Transparente Zivilgesellschaft“ sowie den ethischen Grundsätzen des Fundraisingverbandes. NETZ berichtet wahrheitsgemäß und transparent über die Arbeit vor Ort und überprüft laufend, dass die gesetzten Standards in der Geschäftsstelle, im Landesbüro in Dhaka und in den Projekten eingehalten werden. An erster Stelle der Berichterstattung stehen für uns die persönliche Information und der Erfahrungsaustausch: in Gesprächen, bei Veranstaltungen, durch Berichte aus Bangladesch. In vier Spendenbriefen pro Jahr informieren wir interessierte Personen direkt und bitten um Unterstützung. Auf unserer Internetseite www.bangladesch.org, in der NETZ-Zeitschrift, per Newsletter und in diesem Jahresbericht legen wir Rechenschaft ab über die Ziele, Strategien und Ergebnisse unserer Arbeit. Über PresseInformationen geben wir in der Öffentlichkeit Auskunft über unsere Tätigkeiten. Für unseren Dialog fallen Personal-, Druck-, Porto- und Fahrtkosten an. Wir arbeiten nicht mit Fundraisern auf Provisionsbasis zusammen. NETZ kauft keine Adressen für Spendenwerbung. Kostspielige Werbekampagnen führt NETZ nicht durch.

NETZ ermöglicht Austausch und persön-

DZI Spenden-Siegel

liche Begegnung – seit über 35 Jahren

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat die satzungsgemäße, sparsame Arbeit von NETZ bestätigt und am 13. Mai 2016 erneut das Spenden-Siegel zuerkannt. Die Werbe- und Verwaltungsausgaben hat das DZI in der Kategorie „niedrig“ eingestuft.

Kommt mein Geld an? Alle Menschen, die sich bei NETZ engagieren, wollen gemeinsam einen wirksamen Beitrag zur Überwindung von Armut und Unrecht leisten. In Verantwortung gegenüber benachteiligten Menschen in Bangladesch haben sich die hauptamtlichen Mitarbeiter­ innen von NETZ zu wirksamer und kosteneffizienter Arbeit verpflichtet. Als aktives Mitglied im Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) richtet sich NETZ nach dem VENROKodex zu Transparenz, Organisations­ führung und Kontrolle und dem „Kodex Entwicklungsbezogene Öffentlichkeitsarbeit“. Zudem folgt der Verein den Leitlinien der „Initi-

15

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Für jeden Euro, den Sie spenden, kann NETZ insgesamt 5 Euro in Bangladesch einsetzen. Dies ist möglich, weil sich das hauptamtliche Team um Zuschüsse für die Projekte kümmert. Nur mit entsprechenden Spenden kann NETZ diesen Hebel nutzen. Verwaltungskosten halten wir so niedrig wie möglich. Informieren Sie sich unter www.bangladesch.org/transparenz

Gemeinsam für Bangladesch


Foto: Snigdha Zaman

85 Euro ebnen den Weg aus der Armut! Im NETZ-Programm „Ein Leben lang genug Reis“ erhalten Familien, die zu den ärmsten in Bangladesch zählen, Schulungen und Startkapital: eine Kuh, Ziegen oder Pacht für Land. So bauen sie zukunftsfähige Existenzen auf und können dauerhaft den Hunger besiegen. Unterstützen Sie eine Familie – mit 85 Euro für eine Zukunft ohne Armut. Spendenkonto/IBAN Volksbank Mittelhessen

DE 82 5139 | 0000 | 0000 | 0062 | 62 |

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BIC: VB MH DE 5F

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NETZ ist als gemeinnützig anerkannt. Eine Spendenbescheinigung bekommen Sie automatisch zugeschickt. Bitte geben Sie dafür bei der Überwei­ sung Ihre vollständige Adresse an.

Gemeinsam mit Ihnen setzen wir uns für mehr Gerechtigkeit ein Fragen, Ideen, Anregungen? Wir freuen uns über Ihr Interesse an der Arbeit von NETZ. Kontaktieren Sie uns jederzeit.

Das Team in der Geschäftsstelle

schenrechte), Tatjana Filinski (Buchhaltung,

Von links: Sven Wagner (Öffentlichkeitsar­

Spendenbelege), Peter Dietzel (Geschäfts­

beit, NETZ-Zeitschrift), Philipp Kappestein

führer), Niko Richter (stellv. Geschäftsführer),

(„Ein Leben lang genug Reis“), Anastasia Rau

Dagmar Schwarze-Fiedler (Spender-Dialog).

(Grundbildung, Menschenrechte), Karola

Nicht auf dem Bild sind Dirk Saam (Politischer

Helinski (student. Hilfskraft), Sabrina Syben

Dialog), Diana Hoffmann-Krüger (Kaufm. Lei­

(Spender-Dialog, entwicklungspol. Bildung),

tung), Florian Albrecht (Öffentlichkeitsarbeit)

NETZ ist Mitglied von

Kai Fritze („Ein Leben lang genug Reis“, Men­

und unser/e Praktikant/in.

1 Verband Entwicklungspolitik deut-

Foto: Eva Meinlschmidt

scher Nichtregierungsorganisationen e.V. (VENRO) 3 Bangladesch-Forum (NETZ mit Ge-

schäftsführung beauftragt) 4 Aktionsgemeinschaft Dienst für den

Frieden e.V. (AGDF) 5 Entwicklungspolitisches Netzwerk

Foto: Landesbüro Dhaka

Hessen e.V. (EPN Hessen)

Das Team von NETZ in Bangladesch 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vollzeit sind zuständig für Qualitätsund Finanzmanagement, Stärkung der Zivilgesellschaft und Freiwilligendienst/ Begegnungsprogramme. Alle Namen und Zuständigkeitsbereiche finden Sie unter www.bangladesch.org Moritz-Hensoldt-Str. 20

Impressum:

D-35576 Wetzlar

Redaktion: Sven Wagner, Peter Dietzel

Tel.: 0(049) 6441/9 74 63-0

Layout: studiofuergestaltung.net

NETZ Partnerschaft für

Fax: 0(049) 6441/9 74 63-29

Druck: Druckerei Mergard,

Entwicklung und Gerechtigkeit e.V.

netz@bangladesch.org

100% Recyclingpapier

www.bangladesch.org

Titelfoto: Peter Dietzel


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