Gemeinsam für Bangladesch
Jahresbericht 2007
Foto: Zahidul Karim Salim
NETZ kämpft für Menschenwürde und gegen Hunger in Bangladesch. Partnerschaftlich und professionell unterstützt NETZ Selbsthilfe – für Ernährung, Bildung und Menschenrechte.
Liebe Leserin, lieber Leser, bei Naturkatastrophen im Jahr 2007 konnten wir mit Ihrer Hilfe 182.300 Menschen in Not helfen. Aber haben Sie sich diese Frage nicht auch schon einmal gestellt: Macht die Unterstützung Bangladeschs überhaupt Sinn, wenn die Fluten regelmäßig alles zerstören? Dieser Jahresbericht gibt eine eindeutige Antwort. Ja, die Unterstützung der Menschen macht Sinn! Aber woher kommen eigentlich die immer schwereren Überschwemmungen? 1. Von Norden: aus Niederschlägen und Schmelzwasser des Himalajas, also aus Indien, China und Nepal. Massive Abholzungen der Wälder dort verstärken die Fluten. 2. Von Süden: durch den Anstieg des Meeresspiegels und die Zunahme von Wirbelstürmen als Folgen des Klimawandels, der von den Industrienationen verursacht wird. Die Ursachen liegen außerhalb des Landes. Die Auswirkungen treffen Bangladesch – und hier vor allem die Ärmsten. Die Ursachen werden wir nicht so schnell ändern können. Aber wir können helfen, dass die Menschen sich rechtzeitig auf die Gefahren vorbereiten. Weil langfristige Hilfe zur Selbsthilfe genau das macht:
Die Frauen und Männer in den Selbsthilfe-Organisationen der Ärmsten erwirtschaften eigenes Einkommen. Dadurch sind ihre Kinder besser ernährt und deshalb während einer Flut weniger anfällig für Krankheiten. Die Familien sind eingebunden in Flut- und Wirbelsturm-Vorwarnsysteme.
Bessere Bildung ist eine zentrale Vorraussetzung für Selbsthilfe: für höheres Einkommen, für bessere Ernährung und Gesundheit und für den Schutz vor Naturkatastrophen. 2007 haben wir zusätzlich 247 neue Schulen vorbereitet, die ab 2008 vielen tausenden Kindern eine Zukunft geben. Wir danken allen, die das 2007 ermöglicht haben, vor allem im Namen der vielen Familien in den Projekten. Und ich bitte Sie eindringlich: Bleiben Sie an unserer Seite. Nur gemeinsam werden wir die Menschen unterstützen können, die dramatischen Veränderungen aus eigener Kraft zu meistern.
Vielen Dank, Ihr Ingo Ritz, Geschäftsführer
Entwicklungsministerin würdigt die Arbeit von NETZ Heidemarie Wieczorek-Zeul und Manfred Krüger, 1. Vorsitzender von NETZ, in der Geschäftsstelle von NETZ in Wetzlar. „NETZ leistet einen entscheidenden Beitrag, die Armut in Bangladesch bis zum Jahr 2015 zu halbieren“, so Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
Das Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat NETZ das Spenden-Siegel verliehen. Es steht für einen sorgsamen Umgang mit den uns anvertrauten Spenden.
Foto: Niko Richter
Gemeinsam für Bangladesch
Für sein entwicklungspolitisches Engagement in Bangladesch sowie seinen Einsatz gegen Diabetes erhielt Manfred Krüger am 29. August 2007 das Bundesverdienstkreuz.
NETZ Jahresbericht 2007 1
Entwicklungszusammenarbeit mit Bangladesch Projektbereich 1: Gründbedürfnisse Wer hungert, wird krank. Wer krank ist … Wege aus dem Teufelskreis
Hunger und Not haben viele Gründe. Ursachen und Wirkung drehen sich in einem Teufelskreis. Wer keine Schule besucht hat, verdient sehr wenig. Wer kein Geld hat, kann seine Familie nicht ernähren. Wer hungert, ist häufiger krank. Und wer entkräftet ist, kann seine Fähigkeiten nicht entfalten. NETZ setzt sich deshalb für die Ärmsten der Armen ein. Für die Menschen, die nie Lesen und Schreiben lernen durften. Die von keinem Arzt behandelt werden. Die kaum wissen wie es sich anfühlt, abends satt ins Bett zu gehen.
„Ein Leben lang genug Reis!“
Gesundheit für Mutter und Kind
13.410 Not leidende Familien hat NETZ im Jahr 2007 unterstützt, damit sie künftig selbst und dauerhaft drei Mahlzeiten am Tag erwirtschaften können. 6.698 Familien wurden neu in das Programm „Ein Leben lang genug Reis“ aufgenommen.
108 Dorfgruppen hat NETZ im Jahr 2007 unterstützt, um die Gesundheit in ihrer Region zu verbessern.
Noch nicht mal 1 € pro Tag … Minu war oft verzweifelt. Besonders wenn ihre beiden Kinder Nasma und Mizanur hungrig waren und sie ihnen nichts zum Essen geben konnte. Ihr Mann verdient als Tagelöhner in der Ziegelfabrik 1 € am Tag. Vier Monate im Jahr ist er ohne Arbeit. Das ist weniger als die Hälfte des zum Überleben notwendigen Mindestlohnes (laut Welternährungsprogramm). Seit 2007 macht Minu in unserem Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ mit. Mit ihrem Startkapital schaffte sie sich eine Nähmaschine an und Wellblech für ein neues Dach. Darunter, auf der Veranda vor ihrer Lehmhütte, näht sie jetzt jeden Tag ein paar Stunden. Aufträge hat sie genug. Und endlich auch jeden Tag Linsen, Gemüse und Reis für sich und ihre Kinder.
Sie installierten Wasserpumpen und bauten Toiletten. Kinder lernten, wie sie z.B. durch Hände-Waschen gesund bleiben. Mütter achteten auf Hygiene und gesunde Ernährung und ließen ihre Kinder impfen. Hebammen leisteten Vorsorge und Geburtshilfe. Das Gesundheitsprojekt 2007 im Überblick Wer hat die Unterstützung erhalten? 108 Dorfgruppen arbeiteten für die Verbesserung der Gesundheit
1.902 engagierte Dorfbewohner/ innen
64 Kinder-Gruppen leisteten Aufklärung
1.300 Kinder machten mit
Schulungen zu Geburtshilfe und Vorsorge
71 Hebammen
Berufsausbildung: Schützt auch gegen Kinderheirat Noch immer wird die Hälfte der Mädchen in Bangladesch vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet – manche bereits mit 12 Jahren. Sie brechen die Schule ab, werden in jungen Jahren schwanger. Darunter leiden ihre Gesundheit und die ihrer Kinder. Ausbildungsplätze für Mädchen sind auf dem Land kaum vorhanden. Dabei ist eigenes Einkommen ein wirksamer Schutz gegen frühe Verheiratung.
Foto: Peter Dietzel
Sobald Minu ein regelmäßiges Einkommen erzielt, zahlt sie einen Teil zurück, und weitere Familien profitieren.
Projekt für Einkommen und Ernährung „Ein Leben lang genug Reis“ im Überblick
Wer hat die Unterstützung erhalten?
Aufbau von Selbsthilfe-Strukturen der Ärmsten
13.410 Mütter aus den ärmsten Familien machen mit
Startkapital: 5.435 Familien haben Kühe erhalten 958 Familien züchten Ziegen 203 Familien haben Rikschas 78 Familien starteten Handwerk 621 Familien haben ein Kleingewerbe 988 Familien bauen Reis und Gemüse an
Insgesamt 56.300 Familienmitglieder, die bisher unter chronischem Hunger leiden mussten
Einkommen zur Überwindung der Hunger-Krise: durch Arbeit bei der Aufschüttung von 10 Flutschutz-Arealen
2.000 von der Flut betroffene Familien mit unterernährten Kindern
2
Foto: Klaus Dorbath
51 jungen Frauen ermöglichten wir eine einjährige HandwerksAusbildung. Sie stammen aus den ärmsten Familien und waren am stärksten gefährdet, früh verheiratet zu werden.
NETZ Jahresbericht 2007
Projektbereich 2: Bildung Dauerhafter Weg aus der Not
4,6 Millionen Kinder zwischen 6 und 10 Jahren gehen in Bangladesch nicht zur Schule. Und selbst von denen, die die Grundschule besuchen, macht nur die Hälfte einen Abschluss. Die meisten stammen aus armen Familien in ländlichen Regionen. Sie sind gezwungen, arbeiten zu gehen, anstatt zur Schule. Ohne Schulausbildung beginnt der Teufelskreis der Armut aufs Neue. Es ist erwiesen, dass Kinder seltener krank und besser ernährt sind, wenn ihre Eltern die Schule besucht haben.
Außerschulische Bildung: Wo Schule nicht geht.
Foto: Niko Richter
Grundbildung: Durchbricht den Teufelskreis. An 71 Grundschulen war NETZ aktiv: 2.263 Schulkinder lernten hier Lesen, Schreiben und Rechnen – das Handwerkszeug für eine bessere Zukunft. Denn Wissen ebnet nachhaltig den Weg aus der Armut. Zudem hat NETZ alle Voraussetzungen geschaffen, um ab 2008 weitere 7.400 Kinder einschulen zu können: 247 Schulen wurden für den Schulbetrieb vorbereitet.
Viele Familien sind zu arm, um ihre Kinder in die Schule schicken zu können. NETZ fördert diese Mädchen und Jungen in außerschulischen Lerngruppen. Neben Rechnen und Schreiben lernen sie wichtiges Alltagswissen: Wie Durchfall oder Malaria vermieden werden, welche negativen Auswirkungen Früh-Ehen haben. 408 Kinder – überwiegend Mädchen – nahmen 2007 an diesen Lerngruppen teil. Projekte für Bildung 2007 im Überblick
Wer hat die Hilfe erhalten?
Grundschulen Unterricht in 71 Schulen
2.263 Kinder aus armen Familien
Außerschulisches Lernen Alphabetisierung, Hygiene, Verhinderung von Kinder-Ehen, Vorbeugung von Krankheiten, Sexualkunde
408 Mädchen und Jungen, die keine Schule besuchen
Projektbereich 3: Menschenrechte Weil Menschenrechte auch für Arme gelten. Recht haben und Recht erfahren ist zweierlei. Vor allem für die, die keinen Besitz und keine Macht haben. Wir machen sie stark. Weil die Menschenrechte für alle gelten.
Menschenrechte auf Dorfebene 1.433 Frauen und 1.092 Männer aus armen Familien erhielten gezielte Unterstützung von engagierten Rechtsanwälten/innen. 4.930 Frauen und Männer waren in zehn Landkreisen als „Beobachter/innen zur Einhaltung von Menschenrechten“ aktiv. In 851 öffentlichen Aufführungen haben ehrenamtliche
Foto: Zahidul Karim Salim
Sie schritten in 1.274 Fällen bei Gewalt gegen Frauen ein. Sie organisierten Beistand für Opfer von Menschenrechtsverletzungen und trugen in 409 Schiedsgerichten maßgeblich dazu bei, dass eine einvernehmliche Konfliktlösung gefunden wurde. In Rechtsangelegenheiten werden sie von der Dorfbevölkerung aufgesucht und um Rat und Hilfe gebeten.
Theatergruppen insgesamt 304.582 Zuschauer/innen über
Unser Projekt gegen Kinder-Ehen packt die Probleme an der Wurzel: mit umfassender Aufklärung in einem gesamten Landkreis für Jugendliche, Eltern sowie Meinungsführerinnen und Meinungsführer wie Bürgermeister/innen, Leiter der HeiratsRegister, Ärzte/innen und Lehrer/innen.
Vom Dorfrat in Bangladesch bis zu EU-Abgeordneten in Brüssel – NETZ tritt überall dort für eine bessere Politik ein, wo es Wirkung verspricht. Die ärmsten 20% der Bevölkerung sollen ihre Rechte erhalten und Menschenrechtler/innen keinen Repressalien ausgesetzt sein. Durch NETZ finden ihre Forderungen in Bangladesch Deutschland und auf EU-Ebene Gehör.
Gemeinsam für Bangladesch
das Unrecht von Früh-Ehen und Mitgift, über Korruption und rechtswidrige Schiedsverfahren informiert.
Einsatz für Menschenrechtsverteidiger
3
Projektbereich 4: Katastrophenhilfe Schnell, effektiv – und dauerhaft Im Jahr 2007 wurden die Menschen in Bangladesch von schweren Naturkatastrophen getroffen: im Januar von bitterer Kälte im Nordwesten, einer verheerenden Flut im Hochsommer und dem zerstörerischen Wirbelsturm „Sidr“ am 15. November.
NETZ-Geschäftsführer Ingo Ritz berichtete damals live im ZDF-Mittagsmagazin aus dem vom Wirbelsturm verwüsteten Gebiet: „Über vier Millionen Menschen leiden unter den Folgen des Sturms. Hunderttausende Häuser sind zerstört und die Reisernte, die unmittelbar bevorstand, Foto: Simon Heidegger ist komplett vernichtet. Es fehlt an sauberem Wasser. In der Küstenregion sind die ersten Kinder bereits an Durchfall-Erkrankungen gestorben.“
Soforthilfe: Rettung für eine Viertel Million Menschen 1.300 extrem arme Familien erhielten Decken und warme Kleidung während der Kältewelle. 34.260 sehr bedürftige Familien erhielten Nahrungsmittel während der Flut und nach dem Wirbelsturm. Damit wurde das Überleben von etwa 181.000 Menschen – darunter 102.000 Kinder – gesichert. Um den Anbau von Reis und Gemüse wieder zu ermöglichen, erhielten 13.500 Familien Saatgut, Setzlinge und Dünger. 500 der ärmsten Familien erhielten Baumaterial für den Wiederaufbau ihrer Hütten.
Foto: Zahidul Karim Salim
Durch die Unterstützung von NETZ wurden zehn Flutschutzareale aufgeschüttet: 25.000 Menschen finden dort Zuflucht im Fall einer Überschwemmung.
Die Katastrophenhilfe 2007 im Überblick
Wer hat sie erhalten?
Kältewelle, Januar 2007 Decken und warme Kleidung
1.300 bedürftige Familien
Fluthilfe, Sommer 2007 192 Tonnen Reis, 26 Tonnen Babynahrung, 11 Tonnen Linsen, 12.795 Liter Speiseöl
15.045 der ärmsten Familien
Rettung mit Booten
2.100 Familien
Saatgut und Setzlinge
13.500 der ärmsten Familien
Baumaterial für Notunterkünfte
500 der ärmsten Familien
Medizinische Versorgung
7.500 Menschen
Wirbelsturmhilfe, Nov – Dez 2007 281 Tonnen Reis, 33 Tonnen Babynahrung, 37 Tonnen Linsen, 19.814 Liter Speiseöl, 841.660 Wasserreinigungstabletten, Kleidung, Hygieneartikel, Kerzen und Streichhölzer, medizinische Erstversorgung
19.215 der ärmsten Familien
Medizinische Versorgung und Hilfsmittel
1.933 Menschen mit Behinderung
Aktionen und Veranstaltungen 2007 in Deutschland für NETZ
Nur die enorme Hilfsbereitschaft vieler NETZ-Freundinnen und Freunde machte diese effektive Hilfe möglich. In ganz Deutschland und Bangladesch gab es beeindruckende Solidaritätsaktionen: Benefizveranstaltungen, Filmvorführungen, Gottesdienste, Verkaufsstände und vieles mehr. Wir danken allen, die den Menschen in ihrer größten Not beigestanden haben!
Rostock
Weener Hannover Stadthagen
Wilsum
Berlin
Veldhausen
Schutz vor künftigen Katastrophen: dauerhaft Werne
Tönisforst
NETZ legt auch die Grundlage, um die Folgen von Naturkatastrophen zu mindern. Die Selbsthilfe ermöglicht den Familien – dauerhaft ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften, – finanzielle Reserven anzulegen, – die gesundheitliche Versorgung sicherzustellen, – den Zugang zu Bildung zu sichern. Zudem unterstützt NETZ Dorfgemeinschaften darin, Schutzmaßnahmen gegen künftige Fluten zu ergreifen. Trainings zur Katastrophenvorsorge werden durchgeführt. Diese Prävention und die langfristige Aufbauarbeit helfen den Familien nicht nur die Notzeit zu überstehen. Sie tragen dazu bei, dass sie nach einer Naturkatastrophe nicht wieder bei Null anfangen müssen. Erlernte Fertigkeiten und erworbenes Wissen kann Ihnen kein Sturm mehr nehmen.
4
Halle
Krefeld Solingen Neuss Kassel Oberbreidenbach Übach-Palenberg Bergisch-Gladbach Marburg Hürth Lohmar Hohensolms Eschweiler Gießen Blankenheim Lich Fulda Vettelschoß Wetzlar Schwalbach Schönbach Frankfurt Mainz Offenbach
Neustadt/W.
Karlsruhe
Neuenbürg-Birkenfeld Bösingen Lauterbach
Feldberg/Schwarzwald
Alzey
Limbach-Oberfrohna
Bayreuth
Hardheim
Nürnberg
Bad Mergentheim Heidelberg
Ludwigsburg
Tübingen-Hirschau
Rottenburg Rottweil Lenzkirch Ravensburg Neuenburg
Bitte teilen Sie uns Ihre Veranstaltung mit.
NETZ Jahresbericht 2007
Ein Stück Bangladesch nach Deutschland holen, Beziehungen stärken und neue Brücken bauen: Das ist das Ziel der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit von NETZ. Wir fördern die differenzierte Wahrnehmung der Stärken, Schwächen und Chancen Bangladeschs sowie der Gefahren für das Land. Denn das ist die Grundlage für solidarisches Handeln und wirksame Unterstützung der Ärmsten. Dazu sprechen wir gezielt an: Interessengruppen, Schulen, Vereine, Weltläden, Vertreter/innen aus Wirtschaft und Politik sowie die breite Öffentlichkeit. Wir informieren authentisch und sachlich, diskutieren glaubwürdig und verlässlich. Differenziertes Wahrnehmen und Verstehen, Mitfühlen und Handeln stehen im Mittelpunkt der Bildungsveranstaltungen, Vorträge und Aktionstage.
Entwicklungspolitische Arbeit: Aktiv in Deutschland – wirkungsvoll in Bangladesch
Bildungsarbeit 8.821 Menschen in 94 Veranstaltungen lernten in 2007 die Beiträge von NETZ zur Halbierung der Armut bis 2015 kennen. NETZ-Beitrag zur Aktion „Deine Stimme gegen Armut“ Durch die unermüdliche Unterstützung vieler engagierter Ehrenamtlicher hat NETZ im Jahr 2007 einen beachtlichen Beitrag zur Aktion „Deine Stimme gegen Armut“ geleistet: Über 10.000 Unterschriften wurden gesammelt, über 500 Video-Klickspots aufgenommen und 43 Aktionen und Veranstaltungen durchgeführt, um die Bundesregierung an ihr Versprechen zu erinnern, alles zu tun, um bis zum Jahr 2015 weltweit die extreme Armut zu halbieren. Unsere Aktion in Wetzlar im Jahr 2005 wurde mit dem Ökumenischen Förderpreis 2007 ausgezeichnet. „NETZ unterstützt seit 1989 erfolgreich benachteiligte Menschen in meiner Heimat Bangladesch. Und in Deutschland informiert die Organisation auf Aktionen und Veranstaltungen über diese Arbeit und die Menschen in Bangladesch. Mich beeindruckt die Professionalität der Arbeit von NETZ und das Engagement aller Haupt- und EhrenamtliLipi Mahjabin Ahmed, chen. Als ich vor einem Jahr gefragt wurde, Pädagogin an der Eichen- ob ich mich im neugegründeten Arbeitskreis dorffschule Hannover Bildung bei NETZ ehrenamtlich engagieren möchte, war ich sofort Feuer und Flamme. Mir ist es ein Herzensanliegen insbesondere Kindern von Bangladesch zu berichten: Sie beteiligen sich stets mit großem Interesse und Neugier. Gemeinsam diskutieren wir darüber, wie auch sie die Arbeit von NETZ unterstützen können.“
NETZ ist mit der Geschäftsführung des Netzwerks Bangladesch-Forum beauftragt. Hier arbeiten wir zusammen mit amnesty international, Brot für die Welt, dem Evangelischen Entwicklungsdienst, Misereor, Shanti und anderen. Das Bangladesch-Forum hat 2007 durch einen kontinuierlichen Dialog und in Zusammenarbeit mit Vertreter/innen der Bundesregierung, der EU, sowie zivilgesellschaftlichen Akteur/innen aus Bangladesch, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft Bangladeschs und zum Schutz von Minderheiten leisten können. Kampagne für ‚Saubere’ Kleidung: Gegen Arbeitsrechtsverletzungen in Textilfabriken NETZ setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in Bangladeschs Textilfabriken ein. 90% aller Hosen, Hemden und Pullover, die wir in Deutschland kaufen, werden in Entwicklungsländern und Osteuropa hergestellt. NETZ hat sich an einer Untersuchung der Arbeitsbedingungen beteiligt, unter denen Kleidung in Bangladesch hergestellt wird. Näherinnen berichten über einen Stundenlohn von 9 Cent, zahllose unbezahlte Überstunden bis spät in die Nacht und die Verhinderung jeglicher gewerkschaftlicher Tätigkeit. Eine Broschüre dokumentiert Arbeitsrechtsverletzungen in Fabriken, in denen Unternehmen für den deutschen Markt produzieren lassen, insbesondere die Discounter KiK und Lidl. Herausgeber ist die „Kampagne für ‚Saubere’ Kleidung“, ein Zusammenschluss von Gewerkschaften und Hilfswerken. NETZ ist Mitglied der Kampagne. In Dhaka wurden Textilarbeiter/innen auf Schulungen über ihre Rechte informiert und wie sie diese einfordern können.
Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst und Schülerinnenaustausch Siebzehn junge Menschen arbeiteten 2007 in Bangladesch mit. Sie schauen die Welt nun aus dem Blickwinkel der Menschen an, die sonst nur in Statistiken als anonyme Masse der Armen auftauchen. Diese Erfahrung setzen sie nach ihrer Rückkehr um: in Vorträgen und Projektwochen.
Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit Es gab über 100 Veröffentlichungen in Zeitungen, im Fernsehen und im Hörfunk. Interessenten senden wir gerne den NETZPressespiegel 2007 zu. Die Bangladesch-Zeitschrift NETZ ist eine wichtige Informationsquelle zu Bangladesch in deutscher Sprache. Themen 2007: „Freiwillige in Bangladesch“, „Deine Stimme gegen Armut“, das Sonderheft „Eisenfresser“ zum gleichnamigen Dokumentarfilm des bangladeschischen Regisseurs Shaheen Dill-Riaz, „Film in Bangladesch“ und „Slums in Dhaka“.
Gemeinsam für Bangladesch
In den Begegnungen lernen unsere Freiwilligen Ursachen der
Foto: Niko Richter
Armut verstehen – und Wege zu ihrer Überwindung.
5
Finanzbericht 2007 EINNAHMEN (ohne Einnahmen in Bangladesch*) in €
in %
Spenden (inklusive Sternsingeraktionen) Mitgliedsbeiträge Staatliche Zuschüsse
512.905,15 10.448,16 1.547.814,55
Arbeitsagentur Wetzlar
Einnahmen zweckgebunden zu verwenden für Bangladesch Deutschland
21,4 0,4 64,4
505.991,26
1.948,00
Auswärtiges Amt
1.948,00
250.000,00
250.000,00
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
468.062,00
468.062,00
Europäische Komission
776.227,00
776.227,00
InWEnt/BMZ
30.277,55
Land Hessen
20.800,00
20.800,00
500,00
300,00
Stadt Wetzlar
30.277,55
Zuschüsse kirchlicher Institutionen
136.772,69
Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden
4.858,45
4.858,45
10.000,00
10.000,00
Brot für die Welt
16.750,00
3.015,00
1000,00
500,00
Kirchenkreis Braunfels Evangelischer Entwicklungsdienst
16.698,78
Jute-Team, Ludwigsburg
11.800,00
11.800,00
Kindermissionswerk
58.915,46
58.915,46
Misereor
16.750,00
11.055,00
Deine Stimme gegen Armut (VENRO)
20.179,13
Entwicklungshilfeklub, Wien
62.222,68
Heinrich Böll Stiftung
6,9 11.055,00 20.179,13 62.222,68
3.249,45
Help e.V., Bonn
3.249,45
50.002,78
50.002,78
Initiative Bangladesch, Aachen
2.000,00
2.000,00
Kinder in die Mitte
5.000,00
5.000,00
Rotary Club Hochschwarzwald
4.430,00
4.430,00
Sternstunden
6.800,00
6.800,00
Stiftung Umverteilen, Berlin
1.000,00
1.000,00
Teilnehmerbeiträge Verkäufe Zeitschrift und Medien (wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb) Honorare Zinserträge Bußgelder Erstattungen und Rückzahlungen (Steuern, Projektgelder)
9.672,95 9.035,55 1.700,00 984,26 1.600,00 4.336,88
3.120,00
9.672,95 9.035,55 1.700,00 984,26 1.600,00 1.216,88
2.401.209,23 100,0 2.251.241,18
149.968,05
NETZ und die Projekte in Bangladesch
Gesamt-Einnahmen
6 NETZ Jahresbericht 2007
500,00
16.750,00
165.939,04
Asha e.V.
13.735,00 16.698,78
Zuschüsse privater Organisationen
NETZ hat Einnahmen vor Ort in Bangladesch erhalten, die direkt für Projekte eingesetzt wurden und in dieser Einnahmerechnung nicht enthalten sind. Es handelte sich umgerechnet um: einen Beitrag der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in Höhe von 12.232,84 € zur Unterstützung des Trainings zu Frauenrechten, eine Spende des Deutschen Clubs in Dhaka von 3.052,37 € für Hilfe nach dem Wirbelsturm, eine Unterstützung der Hilfe nach dem Wirbelsturms durch Studierende des Goethe-Instituts in Bangladesch mit 128,01 € und einen Zuschuss der Deutschen Botschaft in Dhaka von 199,37 € aus Mitteln des Auswärtigen Amtes zu den Kosten eines Menschenrechtstheaters zum Thema interreligiöser Dialog mit dem Islam.
200,00
5,7
Bistum Limburg
* Einnahmen in Bangladesch:
6.913,89 10.448,16
0,4 0,4 0,1 0,0 0,1 0,2
NETZ und die Projekte in Bangladesch Udayan Swabolombee Sangstha (USS)
Gana Unnayan Kendro (GUK)
Ein Leben lang genug Reis Bildung Katastrophenhilfe
Ein Leben lang genug Reis Bildung Katastrophenhilfe
Sabalamby Unnayan Samity (SUS) Ein Leben lang genug Reis Projekt gegen Kinder-Ehen Bildung Katastrophenhilfe
Ashrai
Acid Survivors Foundation (ASF)
Ein Leben lang genug Reis Bildung
Sylhet
Rajshahi
Jagorani Chakra Foundation (JCF) Ein Leben lang genug Reis Bildung
NETZ-Team
Ain o Shalish Kendra (ASK)
Khulna
Katastrophenhilfe
Action on Disability & Development (ADD)
Menschenrechte
Barisal
Katastrophenhilfe
Community Development Centre (CODEC) Katastrophenhilfe
Qualitäts- und Finanzmanagement Menschenrechte
Dhaka
Manab Mukti Sangstha (MMS)
Projekt gegen Säureattentate
Chittagong
Madaripur Legal Aid Association (MLAA) Menschenrechte
BASTOB Rupantar
Katastrophenhilfe
Angikar
UDDIPAN
Katastrophenhilfe
Katastrophenhilfe
Gesundheit Bildung Kleinkredite
NETZ Jahresbericht 2007
AUSGABEN
in € 1.917.390,30
A Entwicklungszusammenarbeit mit Bangladesch Finanzielle Beiträge zu Projekten
in % 85,3
1.796.871,42
Entwicklungsprojekte für Grundbedürfnisse
1.108.623,71
49,3
Grundbildung für Kinder
42.606,50
1,9
Menschenrechtsprojekte
212.699,83
9,5
Ernährung und Einkommen: Ein Leben lang genug Reis
909.005,38
Aufschüttung von Flutschutz-Arealen
178.350,00
Gesundheit: Projekt gegen Müttersterblichkeit
21.268,33
176.184,83
Menschenrechte auf Dorfebene Projekt gegen Kinder-Ehen
23.000,00
Einsatz für Menschenrechtsverteidiger/innen
11.015,00 2.500,00
Trainings für Textilarbeiter/innen Katastrophenhilfe
432.941,38
19,3
Vernetzung und Dialog für Armutsbekämpfung und Menschenrechte
30.125,90
1,3
Projektfindung, Qualitäts- und Finanzmanagement
90.392,98
4,0
B Entwicklungspolitische Arbeit in Deutschland
228.791,72
10,3
Bildungsarbeit
76.102,60
3,4
Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für Bangladesch
50.688,74
2,3
Zeitschrift
30.959,52
1,4
Spender/innen-Kommunikation und Spendenwerbung
71.040,86
3,2
C Entwicklungspolitisches Dialog- und Lernprogramm
54.969,33
2,4
Austauschprogramme
15.930,12
0,7
Freiwilligenarbeit in Bangladesch und Begegnungsprogramm
39.039,21
1,7
d 45.725,27 2,0 te - un jek äts pro t 45.725,27 2,0 i s l t a ch te , Quent nre h g e c r n e h e u 2.246.876,62 100,0 enr nsc ind gem r Kind Gesamt-Ausgaben Bilanz Me ür ensch ktf ana ü f e f j g m Jahresüberschuss, M lo Pronanz ldung 154.332,61 Dia g und auf 2008 4,0vonFi149.666,59 bi nd fuübertragen n d u Die Bilanzsumme von NETZ per 31.12.2006 weist eine Summe € n g ru tzun ämp G Zusammen 2.401.209,23 aus. Per 31.12.2007 beträgt die Bilanzsumme 303.999,20 €. Hiervon ek ne 1,9 waren Ver utsb Katastrophenhilfe 3 , m r 1 297.655,72 € liquide Mittel, die im ersten Quartal 2008 vollständig fürA EntwickDer Wirtschaftsprüfer Kurt Wenzel, Braunfels, hat am lungsprojekte nach Bangladesch überwiesen wurden. Dazu kamen Forderungen 25. 8. 2008 die Buchhaltung von NETZ geprüft. in Höhe von 1.979,64 €. Das Anlagevermögen (Sachvermögen und Mietkaution) Er bescheinigt einen ordnungsgemäßen Jahresabschluss. betrug 4.363,84 €. NETZ hatte keine Verbindlichkeiten.
D NETZ-Organisation: Verwaltung und Vereinsarbeit Verwaltung und Vereinsarbeit
19,3
9,5
49,3
Ausgaben 2007 in % für Entwicklungszusammenarbeit und entwicklungspolitische Arbeit Entwicklungsprojekte für Grundbedürfnisse Entwicklungszusammenarbeit
19,3
Katastrophenhilfe
9,5
d te - un jek äts pro t i s l t a h e Qu rec cht ng, ment der hen u c nre s d e e n n n i g h i e K a tf M für ensc für jek an alogund M Pronanzm ldung i D 0 4, Fi ndbi und ng ru tzung ämpfu G k e 9 1, Vern tsbe 1,3 Armu
Entwicklungspolitische Arbeit
3,4 Bildungsarbeit 3,2 Spender/innen-Kommunikation und Spendenwerbung
49,3
Entwicklungsprojekte für Grundbedürfnisse
2,3 Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für Bangladesch 2,0 Verwaltung und Vereinsarbeit 1,7 Freiwilligenarbeit in Bangladesch und Begegnungsprogramm 1,4 Zeitschrift 0,7 Austauschprogramme
Was ist eigentlich Verwaltungsaufwand?
eine eigene Existenz muss verteidigt werden. Um die Menschen von Entwicklungshilfe unabhängig zu machen. Dies benötigt «Für jeden Euro, der NETZ gespendet wird, helfen 3,4 vierBildungsarbeit Euro den intensive Betreuung. Zudem bemüht sich das NETZ-Team um Menschen in Bangladesch zu einem Leben in Würde.» Zuschüsse für die Projekte. So können für 1 € der in Deutschland 3,2 Spender/innen-Kommunikation und Spendenwerbung Wirksame Entwicklungsarbeit geht über die unmittelbare gespendet wird, fast 4 € für Bangladesch eingesetzt werden. Die 2,3 Öffentlichkeitsund Lobbyarbeit für Bangladesch Unterstützung der Bedürftigen hinaus. Ihnen mangelt es nicht Verwaltungskosten halten wir so gering wie möglich. Das DeutVereinsarbeit nur an Geld. Strukturen müssen aufgebaut werden,2,0 dieVerwaltung Selbst- und sche Zentralinstitut für soziale Fragen und die NETZ-MitgliederFreiwilligenarbeit in Bangladesch und Begegnungsprogramm hilfe möglich machen. Schulungen sind nötig. Das1,7 Recht auf versammlung überprüfen und bestätigen dies jährlich. 1,4 Zeitschrift 0,7 Austauschprogramme
Gemeinsam für Bangladesch
NETZ Jahresbericht 2007 7
38€
Spendenkonto 10 77 88 0 Volksbank Wetzlar-Weilburg BLZ 515 602 31 Für Überweisungen aus dem Ausland: IBAN: DE95 5156 0231 0001 0778 80 BIC: GENODE51WZ1 NETZ ist als gemeinnützig anerkannt. Eine Spendenquittung bekommen Sie automatisch zugeschickt. Bitte geben Sie Ihre vollständige Adresse an.
Bewegen Sie mit Ihrer Spende eine kleine Welt! 38 € kostet der Unterricht für ein Schulkind im Jahr. Mit einer Spende über diesen Betrag erhält ein Kind die Chance, der Armut zu entkommen. Bitte machen Sie mit, denn jedes Kind hat ein Recht auf Bildung! Foto: Niko Richter
Foto: Urs Krüger
Von links: Niko Richter, Freiwilligendienst und Zeitschrift; Felix Groh, Honorarkraft; Dirk Saam, Entwicklungspolitik; Anja Scholz, Bildungsarbeit, Mitglieder- und Spenderbetreuung; Peter Dietzel, Projekte Grundbedürfnisse und Öffentlichkeitsarbeit; Hildegard Wenzel (vorne), Buchführung; Heike Spohr, Projekte Menschenrechte und Grundbildung; Diana Hoffmann, Kaufmännische Leitung und Spenderbetreuung; Bärbel Martin, Buchführung; Ingo Ritz, Geschäftsführung und Entwicklungspolitik; Pia Hermann, Bildungs-Praktikantin.
Teilen Sie uns Ihre Ideen mit, stellen Sie Ihre Fragen. Wir freuen uns darauf!
Organisationsstruktur NETZ hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e.V.) und ist als gemeinnützig anerkannt. Das oberste Organ ist die Mitgliederversammlung. Ihr obliegt die Wahl der Mitglieder des Vorstandes sowie die Entgegennahme des Jahresabschlusses, die Entlastung des Vorstandes und die Wahl des Kassenprüfers. Für die Dauer von 2 Jahren wird der ehrenamtlich tätige Vorstand von der Mitgliederversammlung gewählt. Der Vorstand beschließt die Richtlinien von NETZ und die Förderung der Projekte und beruft den Geschäftsführer. Dieser führt die laufenden Geschäfte von NETZ. Er ist an die Satzung sowie die Beschlüsse des Vorstandes und der Mitgliederversammlung gebunden. Der Geschäftsführer und die Mitarbeiter/innen der Geschäftsstelle und des Landesbüros in Dhaka sind hauptamtlich tätig.
8
NETZ Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V. Moritz-Hensoldt-Str. 20 D-35576 Wetzlar
Tel.: 06441/2 65 85 Fax: 06441/2 62 57 netz@bangladesch.org www.bangladesch.org
NETZ Jahresbericht 2007
Konzeption/Text: Niko Richter, Peter Dietzel • Grafik: www.das-gestaltungsbuero.de, Christian Bauer • Auflage: 10.000 P apier: 100% Recycling
Das NETZ-Team: Gemeinsam mit Ihnen setzen wir uns für mehr Gerechtigkeit ein.