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Bakterieller Bandscheibeninfekt bei chronischen

Von Modic Changes betroffenes Knochenmark

(aufgenommen mit einem Multiphotonen-Mikroskop)

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Fibrotisches Gewebe

(blau) Leukozyten

(grün) Fettzellen

(violet)

Modic changes

Degenerierte Bandscheibe

Gesunde Bandscheibe

Bakterieller Bandscheibeninfekt bei chronischen Rückenschmerzen

Sollen chronische Rückenschmerzen mit Antibiotika behandelt werden? Was auf den ersten Blick ungeeignet erscheint, könnte für gewisse Patientinnen und Patienten Linderung bringen.

Oftmals haben Patientinnen und Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen fibrotisch-entzündliche Veränderungen im Knochenmark von Wirbelkörpern. Diese Veränderungen heissen «Modic Changes» und treten angrenzend zu degenerierten Bandscheiben auf. Modic Changes werden mit MRI-Bildern diagnostiziert. Es wird angenommen, dass Modic Changes oftmals die Ursache für chronische Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich sind. Diese Schmerzen sind leider schlecht therapierbar, da noch sehr wenig über die Ursache und Entstehung von Modic Changes bekannt ist.

Infekt der Bandscheibe oder Autoimmunreaktion?

In den vergangenen Jahren konnten wir zeigen, dass es zwei mögliche Ursachen für Modic Changes gibt: (I) ein okkulter Infekt der Bandscheibe mit dem Bakterium Cutibacterium acnes und (II) eine Autoimmunreaktion des Knochenmarks gegen die Bandscheibe. In beiden Fällen manifestiert sich eine chronische Entzündung im Wirbelkörper, die auf MRI-Bildern als Modic Changes erkennbar sind. Leider lässt sich die Ursache nicht anhand der MRI-Bilder erkennen. Die Diagnose der Ursache ist jedoch von grosser Wichtigkeit, da die beiden Ursachen unterschiedlich therapiert würden und die falsche Therapie gravierende Konsequenzen haben könnte. Während ein Infekt antibiotisch behandelt wird, kommen bei einer entzündlichen Autoimmunreaktion oft Steroide zum Einsatz. Steroide fördern jedoch das Bakterienwachstum, was bei einem okkulten Infekt fatale Folgen hätte.

Ein Ziel unserer Forschung ist daher die Identifizierung von Biomarkern für die beiden Ursachen von Modic Changes. Dazu untersuchen wir mit molekularbiologischen Methoden das erkrankte Knochenmark, die angrenzende Bandscheibe und das Blut von Patientinnen und Patienten mit Modic Changes. Diese Untersuchungen sind dank der engen Zusammenarbeit mit dem Wirbelsäulenteam der Universitätsklinik Balgrist und dem UCAR-Team des Balgrist Campus möglich. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die biologischen Prozesse der beiden Ursachen sehr verschieden sind, obwohl sie auf MRI-Bildern identisch aussehen. Dies gibt Hoffnung, dass die Ursache in Zukunft mittels biologischen Tests festgestellt werden kann und somit Personen mit einem okkulten Bakterieninfekt der Bandscheibe mit Antibiotika therapiert werden könnten.

Dieses Projekt wird unterstützt von der Balgrist-Stiftung, der VELUX-Stiftung und dem Backpain Consortium (BACPAC) des National Institute of Health (NIH).

Dr. sc. nat. Stefan Dudli ist seit 2017 Forschungsgruppenleiter des Zentrums für Experimentelle Rheumatologie. Seine Forschungsgruppe beschäftigt sich mit molekularbiologischen Prozessen bei chronischen Rückenschmerzen. Er ist Mitglied des Backpain Consortium (BACPAC) des National Institute of Health (NIH).

Prof. Dr. med. Oliver Distler ist seit Mai 2016 Professor für Rheumatologie an der Universität Zürich und Klinikdirektor der Klinik für Rheumatologie des Universitätsspitals Zürich sowie Ordinarius für Rheumatologie der Universität Zürich.

Prof. Dr. med. et Dr. phil. Florian

Brunner ist Chefarzt der Abteilung für Physikalische Medizin und Rheumatologie an der Universitätsklinik Balgrist und Lehrbeauftragter der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich.

Prof. Dr. med. Mazda Farshad, MPH, ist Ordinarius für Orthopädie der Universität Zürich und gleichzeitig Medizinischer Spitaldirektor sowie Chefarzt Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie der Universitätsklinik Balgrist.

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