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Neue Messmethoden für den Harnblasendruck

Evaluation der Patientinnen und Patienten: o Gefühlserlebnis o Behagen o Begleiterscheinungen o Komplikatione Erweiterte Nierenkelche infolge Reflux

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Sekundäre Veränderung der Harnblasenwand

Messkatheter mit Kanälen zur Harnblasenfüllung und Druckmessung

Urodynamische Messung mit Aufzeichnung der verschiedenen Druckkanäle

Übersicht zur Urodynamik-Studie und schematische Darstellung von Druckschäden des unteren und oberen Harntrakts (created with BioRender.com).

Neue Messmethoden für den Harnblasendruck im klinischen Alltag

Noch vor wenigen Jahrzehnten sind beinahe die Hälfte aller Patientinnen und Patienten mit einer Rückenmarks verletzung an urologischen Komplikationen gestorben. Ein konsequentes Harnblasenmanagement hat zu einer erheblichen Verbesserung dieser Situation geführt.

Die Steuerung des unteren Harntrakts unterliegt komplexen Regelkreisen zwischen Gehirn, Rückenmark und dem peripheren Nervensystem. Bei Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen kommt es häufig zu einer Funktionsstörung des unteren Harntraktes, die infolge Inkontinenz die Lebensqualität relevant beeinträchtigen oder, oft unbemerkt, bei hohen Drücken in der Harnblase den oberen Harntrakt gefährden und zu einem Verlust der Nierenfunktion führen können. Eine Untersuchung des Harnblasendrucks mit gleichzeitiger radiologischer Kontrolle der ableitenden Harnwege (Video-Urodynamik) bildet die Standarduntersuchung zur Beurteilung der Funktion des unteren Harntrakts sowie zur Überprüfung möglicher Gefahren für den oberen Harntrakt und dient damit der Diagnose-, Prognose- und Therapiefindung.

Die Video-Urodynamik ist eine invasive Untersuchung, für die je ein Messkatheter in die Harnblase und ins Rektum eingeführt werden muss. Während der letzten Jahre wurden verschiedene Messsysteme entwickelt, die in der Klinik aktuell parallel verwendet werden. So gilt die Messung mit einem wasser-basierten Messsystem heute als Goldstandard. Doch die Vor- und Nachteile gegenüber luftbasierten Messsystemen sind wissenschaftlich nicht adäquat aufgearbeitet.

In diesem Projekt werden prospektiv wasser- und luftbasierte Messsysteme zur Evaluation von Störungen der Funktion des unteren Harntraktes im Rahmen einer nicht randomisierten und einer randomisierten (Gruppenzuteilung nach Zufallsprinzip) Studie untersucht. Mit geplanten knapp 550 Patientinnen und Patienten werden wir die weltweit grösste Datengrundlage schaffen, um (I) die Genauigkeit der Messsysteme bei Messungen beim Menschen, (II) ihre Anfälligkeit für Artefakte, (III) die Handhabung für die durchführende Medizinfachperson und (IV) die Erfahrung der Patientinnen und Patienten inklusive Komplikationsprofile evaluieren können.

Unser Ziel ist es schliesslich, eine individuell auf die Patientinnen und Patienten zugeschnittene, datenbasierte Entscheidungsgrundlage bezüglich Wahl der Untersuchungsmethoden zur Evaluation des unteren und zur Überprüfung möglicher Gefahren für den oberen Harntrakt schaffen zu können.

Dr. med. Lorenz Leitner arbeitet als Oberarzt in der Neuro-Urologie der Universitätsklinik Balgrist und leitet als Projekt-Koordinator die klinische Umsetzung der Urodynamik-Studie.

Prof. Dr. med. Thomas M. Kessler ist Extraordinarius für Neuro-Urologie der Universität Zürich und Chefarzt Neuro-Urologie der Universitätsklinik Balgrist. Er leitet als Principal Investigator die Multicenterstudie bTUNED.

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