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Transkutane tibiale Nervenstimulation
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1–4 Positionierung der Klebelektroden zur TTNS-Stimulation. 5 Das bei bTUNED verwendete Stimulationsgerät Elpha II 3000.

Transkutane tibiale Nervenstimulation zur Behandlung von neurogenen Harnblasenfunktionsstörungen (bTUNED)
Neurogene Harnblasenfunktionsstörungen können zu Drangbeschwerden mit/ohne Harninkontinenz und/oder zu Entleerungsstörungen mit erschwertem Wasserlassen führen. In bTUNED wird untersucht, ob eine nicht-invasive Neuromodulation zu einer Verbesserung der Harnblasenfunktionsstörung führt.
In der Studie bTUNED wird der Nutzen der transkutanen tibialen Nervenstimulation (TTNS) zur Behandlung von Harnblasenfunktionsstörungen bei Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen untersucht. Viele Erkrankungen und Verletzungen des Nervensystems können zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen und zusätzlich den oberen Harntrakt gefährden. Die Erstlinientherapie besteht aus blasenberuhigenden Medikamenten aus der Gruppe der Antimuskarinika. Viele Patientinnen und Patienten brechen jedoch die Behandlung aufgrund von ungenügender Wirksamkeit oder störenden Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Verstopfung oder Sehstörungen ab. Die Stimulation des Schienbein-Nervs (Tibialis-Nerv) durch die Haut, die sogenannte transkutane tibiale Nervenstimulation, stellt eine vielversprechende, nicht-invasive Behandlungsform dar, bevor invasivere Therapien wie Botulinum-A-Toxin-Injektionen in den Blasenmuskel oder operative Therapieverfahren notwendig werden.
Insgesamt werden 240 Patientinnen und Patienten in die multizentrische Studie eingeschlossen und nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: Bei 120 Patientinnen und Patienten wird die TTNS (Verum-Stimulation) durchgeführt und bei 120 Patientinnen und Patienten erfolgt nur scheinbar eine TTNS (Sham-Stimulation). Weder Patientinnen und Patienten noch behandelnde Ärzte und Ärztinnen kennen die Gruppen-Zuteilung, es handelt sich um eine randomisierte doppel-blinde Studie.
Nutzen für die Patientinnen und Patienten
Bei Versagen der medikamentösen Therapien stehen aktuell Botulinum-A-Toxin-Injektionen in den Blasenmuskel und operative Therapieverfahren als Behandlungsoption zur Verfügung. Botulinum-A-Toxin-Injektionen haben jedoch häufig eine iatrogene Harnblasenentleerungsstörung zur Folge, sodass anschliessend die Harnblasenentleerung durch den intermittierenden Selbstkatheterismus oder einen suprapubischen Katheter erfolgen muss. Durch die TTNS kann den Patientinnen und Patienten eine katheterfreie Therapie angeboten werden und gegebenenfalls ein grösserer operativer Eingriff vermieden werden.
Dr. med. Oliver Gross arbeitet als Oberarzt in der Neuro-Urologie der Universitätsklinik Balgrist und leitet als Projekt-Koordinator die klinische Umsetzung der Multicenterstudie bTUNED.
Prof. Dr. med. Thomas M. Kessler ist Extraordinarius für Neuro-Urologie der Universität Zürich und Chefarzt Neuro-Urologie der Universitätsklinik Balgrist. Er leitet als Principal Investigator die Multicenterstudie bTUNED.