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Lenzburger Bezirks-Anzeiger, Donnerstag, 26. Januar 2012 9 ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Im Gespräch

«Ich bin auf dem Weg einfach wieder umgekehrt» «Entscheiden!» Mit diesem Thema will sich das Stapferhaus in seiner nächsten Ausstellung eingehend auseinandersetzen. Gleichzeitig steht die Institution selber vor einschneidenden Weichenstellungen, was ihre Zukunft anbelangt. Stapferhausleiterin Sibylle Lichtensteiger zeigt im Interview, wie sich Entscheide mehr oder weniger einfach gestalten können. Ruth Steiner

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Bei der neuen Ausstellung gibt es kein Zurück mehr. Der Entscheid für das Thema «Entscheid!» ist gefallen. Der Ausstellungsbeginn 14. September 2012 steht ebenfalls fest. Wie sieht das Konzept aus? «Nebst den Inhalten beschäftigt uns auch die Form. Diesbezüglich ist uns das Sinnbild des Einkaufszentrums nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Wir werden die Ausstellung als Supermarkt inszenieren. Wir stehen vor den vollen Regalen und müssen uns für einzelne Produkte entscheiden. Der Ausstellungsbesucher wird sich in diesem «Supermarkt der Möglichkeiten» ebenfalls festlegen, womit er sich auseinandersetzen möchte und dabei seine eigenen Entscheidungsmuster kennenlernen. Persönliche Themen kommen ebenso zur Sprache wie wirtschaftliche und gesellschaftliche Motive. Dabei stellt sich immer wieder die Frage, wer welchen Nutzen aus den Entscheiden zieht, wer Verantwortung für gefällte Beschlüsse übernimmt und wer letztendlich die Konsequenzen daraus tragen muss. Denkbar ist, dass man mit einer Bonuskarte unterwegs Punkte sammeln kann und anschliessend wie beim Einkaufen zur Kasse geht und erst dann bezahlt. Wichtig ist uns, dass der Besucher einen INSERATE

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uf dem Markt ist ein Buch von Alfred Haefeli, Birrwil, erschienen: «Augenweiden – die 40 schönsten Schweizer Kleinstädte». Für das Titelbild ist die Lenzburger Altstadt mit dem Schloss im Hintergrund gewählt worden. Der Aargau ist mit sechs Kleinstädten vertreten: Aarau, Baden, Bremgarten, Lenzburg, Rheinfelden und ZoAugenweide fingen. Eine unendliche Fülle historischer Substanz wartet darauf, neu entdeckt zu werden. Das Buch reizt, Ausflüge zu unternehmen, mal eine Kleinstadt zu besuchen und einzutauchen in eine kleine Welt, in der die Geschichte lebt. Das sehr sorgfältig erarbeitete Werk hat 288 Seiten und rund 300 Farbbilder. Es kann beim Tourismusbüro Lenzburg oder bei der Finanzverwaltung für 30 Franken bezogen oder direkt im OnlineService bestellt werden. AG

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ie entscheidungsfreudig ist die Privatperson Sibylle Lichtensteiger? Sibylle Lichtensteiger: «Unsere Recherchen für die kommende Ausstellung haben gezeigt, dass die Entscheidungsfindung und der Prozess je nach Typ beziehungsweise nach Lebensphase durchaus unterschiedlich ausfallen können. Interessanterweise habe ich bei mir persönlich festgestellt, dass ich wichtige Entscheide oft relativ rasch fällen kann, mir aber oft weniger relevante Fragen Mühe machen, mich schnell festzulegen.» Mit welchem Entscheid haben Sie sich in Ihrem bisherigen Leben besonders schwergetan? «Anfang zwanzig tat ich mich mit dem Studium schwer. Ich habe nicht nur den Studiengang gewechselt, sondern mir oftmals sogar die Grundsatzfrage gestellt, ob ein Studium das Richtige sei für mich. Es ist sogar vorgenommen, dass ich auf dem Weg zur Uni in Zürich einfach wieder umgekehrt bin, das heisst, in Winterthur aus dem Zug gestiegen und wieder nach Hause gefahren bin. Aus heutiger Sicht denke ich, dass mir das eindeutige Berufsziel damals gefehlt und meine zeitweise fehlende Motivation beeinträchtigt hat.»

Blickpunkt

Stapferhausleiterin Sibylle Lichtensteiger: Steht vor wichtigen Entscheidungen hinsichtlich der neuen Ausstellung «Entscheiden!» als auch des neuen Ausstellungsstandorts. persönlichen Mehrwert aus dem Ausstellungsbesuch mitnehmen kann. Hilfreiche Entscheidungstipps werden ebenso vermittelt wie auch Entscheidungskiller kommuniziert. Wir alle werden täglich mit kleineren und grösseren Entscheidungen konfrontiert. Deshalb wird die Ausstellung sicher wieder ein breites Publikum ansprechen.» Im Stapferhaus stehen Entscheidungen bezüglich des neuen Standortes an. Kürzlich wurde zwar bekannt, dass die Institution in Lenzburg bleibt, wo das Haus der Gegenwart letztendlich seine neue Heimat findet, ist jedoch noch offen. Inwieweit hat dieser Prozess die Themenfindung für die Ausstellung beeinflusst? «Dass dies nun zeitgleich passiert, ist zwar sehr spannend, jedoch ein reiner, aus persönlicher Sicht betrachtet auch ein sehr schöner Zufall. Spannend finde ich, dass der Entscheidungsvorgang für das Thema «Entscheiden!» aus meiner Sicht vorbildlich abgelaufen ist. Wir haben uns einen ganzen Tag Zeit und Raum genommen, um diesen wichtigen Entscheid zu fällen. Auf einer Wanderung hat das Kernteam die zuvor angedachten möglichen Themen gemeinsam diskutiert. Dabei ist der Funke bei der Frage rund ums «Entscheiden!» gesprungen. Und das war lange bevor die Standortfrage in die entscheidende Phase kam. Vielleicht wirkte dieser grosse uns bevorstehende Standort-Entscheid aber unbewusst auf unsere Entscheidungsfindung ein.»

SIBYLLE LICHENSTEIGER Sibylle Lichtensteiger (1969) arbeitet seit 1998 im Stapferhaus Lenzburg. Damals recherchierte und konzipierte sie zusammen mit Beat Hächler unter der Leitung von Hans Ulrich Glarner die Ausstellung Last minute. Kennengelernt hat sie das Stapferhaus Lenzburg bereits 1994, im Rahmen der Ausstellung Anne Frank. Damals studierte sie

Geschichte in Zürich, arbeitete als Journalistin und bewarb sich als Ausstellungsbegleiterin für die Ausstellung Anne Frank. Im Jahr 2002 übernahm sie mit Beat Hächler zusammen die Co-Leitung des Hauses. Seit einem Jahr führt sie das Stapferhaus alleine. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Zürich.

Home hat die Besuchererwartungen nicht zu erfüllen vermocht. Die Analyse unserer Besucherstatistiken hat uns gezeigt, dass home – wie übrigens auch die Ausstellung Autolust – das technisch weniger interessierte Publikum nicht angesprochen hat. Dazu gehören vor allem Frauen im Alter zwischen dreissig und sechzig Jahren. Ich möchte jedoch klar festhalten, dass das Stapferhaus keine Eventagentur ist und nicht nur die Quoten im Auge haben sollte. Es ist unsere Aufgabe, als Kulturinstitution relevante Themen aufs Tapet zu bringen, wenn nötig auch unangenehme. «Entscheiden!» wird wieder ein anderes Bild vermitteln. Wir leben in einer unsicheren Zeit mit grossen politischen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen, die nach Entscheidungen rufen.»

keiten» bedienen dürfte und politische, finanzielle und gesellschaftliche Aspekte keine Rolle spielen würden, wo würde das künftige Haus der Gegenwart in Lenzburg stehen? «Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, weil ich die Faktoren für die Entscheidungsfindung noch zu wenig kenne. Grundsätzlich sind alle drei zur Diskussion stehenden Standorte Gleis Nord (ehemaliges Hero-Areal), Parkplatz Post (Bahnhof West) und Schlossberg attraktiv. Bis im Herbst werden Standortstudien erarbeitet, die das Potenzial der einzelnen Orte herausschälen. Selbstverständlich scheint die Vision Schlossberg auf den ersten Blick attraktiv, weil es ein toller Ort ist, um über die Gegenwart nachzudenken. Stadt und Schloss würden über die Lifterschliessung näher zusammenrücken. Wir würden am bisherigen Standort verbleiben können und gemeinsam mit dem Haus der Gegenwart das Wahrzeichen Lenzburgs weiter stärken. Zudem beinhaltet diese Lösung auch für die Lenzburger Wirtschaft grosses Potenzial. Die Besucher müssen sich irgendwo verköstigen und machen gerne einen Einkaufsbummel. Ich trenne mich ungern von der Idee, das Schloss zu verlassen. Selbstverständlich muss aber nebst den Geldgebern auch die Bevölkerung Lenzburgs die neue Lösung mittragen. Wir werden keine Entscheidung über deren Kopf hinweg fällen. Wir machen uns derzeit Gedanken, wie wir die Wünsche und Vorbehalte der Bewohner und Steuerzahler aufnehmen können. Ich bin überzeugt, dass die Geschichte des Stapferhauses und die gute Zusammenarbeit mit den Behörden für Lenzburg ein gutes Kapital sind, auf das sich künftig bauen lässt. Dies ist auch hinsichtlich der Entscheidungsfindung für den zukünftigen Ausstellungsstandort wichtig.»

Bis vor zwei Jahren haben Sie das Stapferhaus in einer Co-Leitung geführt. Seither sind Sie alleinige Chefin. Was hat sich für Sie verändert? Ist das Entscheiden einfacher oder schwieriger geworden? «Das positive an einer funktionieren CoLeitung ist, dass die Zweitmeinung des Cos das «Dreimal-über-einen-EntscheidSchlafen» ersetzt. Ich glaube aber, dass ich in der alleinigen Führung entscheidungsfreudiger geworden bin. Ich muss die Weichen stellen. Wenn ich nicht entscheide, entscheidet niemand. Ich habe jedoch einen guten Weg gefunden, meine Entscheide abzustützen, und trage die Beschlussprozesse vermehrt auch ins Team hinein. Das Team hat zudem mehr Entscheidungskompetenz erhalten, was sich positiv auf die Motivation der Mitarbeitenden ausgewirkt. Wenn sich Sibylle Lichtensteiger nun im «Supermarkt der Möglich-

ie Vertragsgemeinden Auenstein, Hunzenschwil, Rupperswil und Schafisheim des Altersheims Länzerthus in Rupperswil haben an ihren Wintergemeindeversammlungen der Gründung einer Aktiengesellschaft für den Betrieb des Altersheims zugestimmt. Kürzlich wurden nun die Unterschriften unter die nötigen DokumenUnterschrieben te gesetzt. Die nicht und gestempelt. gewinnorientierte Aktiengesellschaft, die Länzerthus AG, betreibt künftig das Alters- und Pflegeheim Länzerthus. Ziel war es, mit dieser neuen Organisationsstruktur transparente Zuständigkeiten zu schaffen. «Durch eine klare Delegation von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung bekommt das Länzerthus die notwendigen Freiräume für das unternehmerische Handeln und kann so innovativ und professionell tätig sein», ist in den Ausführungen der Organisationsstrukturen zu lesen. Anlässlich der Unterzeichnung bedankte sich Verwaltungsratspräsidentin Nicole Sehringer Bucher für das ihr entgegengebrachte Vertrauen. ST

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m Zelgliwald im Gemeindebann Lenzburg (Koordinaten 654050/ 249100) sind in diesen Tagen, oder wohl Nächten, illegal rund 50 Pneus entsorgt worden. Die korrekte Entsorgung würde drei Franken pro Stück kosten. Über die unverständliche Aktion an einem viel begangenen Weg sind keine weiteren Gedanken zu Bleibt Im Wald ent- verlieren. nur zu hoffen, dass sorgt. die Täterschaft ausfindig gemacht und zur Rechenschaft gezogen werden kann. Laut Auskunft der kantonalen Abteilung für Umwelt dürfte die illegale Entsorgung die Täter auf insgesamt rund 3000 Franken zu stehen kommen. Die Regionalpolizei Lenzburg ist über die Tat im Bild. Womöglich besinnt sich ja die Täterschaft und holt die Pneus wieder ab – bevor die Repol die Ermittlungen aufnimmt. AG

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