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Bezirk Affoltern

Dienstag, 17. Mai 2011

«Gelernt, miteinander zu verhandeln» Der Kindergarten Knonau hat einmal mehr vorübergehend sämtliches Spielzeug weggeräumt Kinder stehen nicht länger in Konkurrenz um die Spielsachen. Was zählt sind Einfallsreichtum und Fantasie. Das Projekt «Spielzeugfreier Kindergarten» animiert Kinder dazu, sich mit sich selbst und mit anderen auseinanderzusetzen. ................................................... von thomas stöckli Der Verzicht auf vorfabriziertes Spielzeug ist für Kinder der Verzicht auf eines ihrer beliebtesten Konsumgüter. Deshalb ist der «Spielzeugfreie Kindergarten» eigentlich ein Projekt zur Suchtbekämpfung. So lernen die Kinder, sich mit sich selbst und der Kindergruppe intensiv auseinanderzusetzen. Vor den Sportferien haben die Knonauer Kinder mitgeholfen, ihr Spielzeug wegzuräumen. Als Alternativen blieben das Mobiliar und Naturmaterialien wie Steine, Sand, Blätter, Stecken und Wasser. In diesem freien Raum konnten die Kinder dann ihre Fantasie und Kreativität ausleben. Sie bekamen Gelegenheit, ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstsicherheit in völlig neuen Situationen zu erproben, mussten sich für sich selber und ihre Wünsche einsetzen. «Stille Kinder haben mit ihren Ideen plötzlich Beachtung gefunden», so Rita Niederberger vom unteren Kindergarten.

publireportage

Aufeinander Rücksicht nehmen Die Kindergärtnerinnen haben sich während des Projekts ganz bewusst zurückgenommen und nur eingegriffen, wenn etwas gefährlich wurde oder ein Kind unter einer bestimmten Situation litt. «Die Kinder haben gelernt, miteinander zu verhandeln, Kompromisse einzugehen und aufeinander Rücksicht zu nehmen», fasst Rita Niederberger zusammen. Das Projekt «Spielzeugfreier Kindergarten» kommt in Knonau alle zwei Jahre zur Anwendung. «Wie es sich entwickelt, das ist abhängig von der Klasse», erklärt Niederberger. Im unteren «Chindsgi» gab es diesmal besonders viel Bewegung. Die rollbaren Kisten wurden bald zu Fahrzeugen umfunktioniert. Weil das Wetter fast ständig schön war, stand auch der beliebte Aussenraum zur Verfügung. Momentan räumen die Kinder ihre Zimmer wieder ein – wenn auch langsam: «Von der ganzen Klasse wollten nur sechs Kinder etwas zurück», so Rita Niederberger. Besonders vermisst wurden Bastel-Ecke, KonstruktionsSpiele, die Eisenbahn und der Markt. Mit dem Elternabend vom 23. Mai wird das diesjährige Projekt abgeschlossen. Und doch wird die spielzeugfreie Zeit nachwirken: Einen Teil ihrer erlernten Selbstbestimmung wollen die Kindergärtnerinnen ihren Schützlingen nämlich weiterhin überlassen.

Was für eine Spiel-Idee mag wohl hier entstehen? (Bild zvg.)


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