Nr. 32 22. Jahrgang Donnerstag, 13. August 2020
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Auf dem Weg zur Digitalisierung
Kolumne
Reigoldswil/Liestal Die BKSD informierte am ersten Schultag über ihre Digitalisierungsstrategie im Unterricht. SANDER VAN RIEMSDIJK
Ein neues Informatikzeitalter für die Baselbieter Schulen hat am ersten Schultag im Schuljahr 2020–2021 seinen Anfang genommen. Damit die Schülerinnen und Schüler auf die digitalisierte (Arbeits-)Welt gut vorbereitet sind, steht im Sinne einer Vision der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) die Vermittlung von digitaler Kompetenz im technischen und pädagogisch-didaktischen Bereich in den kommenden Jahren im Zentrum des Bildungswesens. Dies soll der praktischen und entlastenden Unterstützung des Unterrichts dienen und ist ein weiteres Mittel, um Lernziele besser zu erreichen. Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie werden neu alle Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse der Sekundarstufe 1 und die Sek-1-Lehrpersonen als neues Ausrüstungsmodell mit persönlichen digitalen Lern- und Arbeitsgeräten in Form von iPads und Windows-Notebooks mit Tablet-Modus ausgerüstet. Eine «One to One»-Ausstattung, wie am letzten Montag an der Medienkonferenz in der Sekundarschule in Reigoldswil durch das BKSD vorgestellt wurde. Mit dem Projekt, das zwei Jahre dauern wird, sollen wertvolle Erfahrungen in den Bereichen Pädagogik und Didaktik gesammelt werden. Die Vollausrüstung soll folglich im dritten Jahr erreicht sein. Bereits im Primarschulalter sollen die Schülerinnen und Schüler digitale Fertigkeiten aufbauen können, mit dem Ziel, nach Abschluss der Schulzeit über ausreichende Anwendungskompetenzen zu verfügen, um für die Arbeitswelt gerüstet zu sein, wie Regierungsrätin Monica Gschwind, Vorsteherin des BKSD, in ihrem Referat ausführte. Generell werden möglichst gleiche Bedingungen auf allen Stufen angestrebt. Da die Gemeinden bisher keine einheitliche ICT-Ausstattung (Informations- und Kommunikationstechnologie) wünschten, gibt je es nach Schulort grosse Unterschiede zwischen den Schulen bezüglich der Infrastruktur. Diese Gegeben-
heit erfüllt die Erwartungen an die digitale Kompetenzentwicklung im Jahr 2020 nicht. Für den Anschluss der Primarschulen an die IT-Services für kantonale Schulen (IT.SBL) braucht es noch die politische Zustimmung, so Monica Gschwind. Die Coronapandemie und der damit verbundene Lockdown mit der Schliessung des Schulbetriebs habe, da die Schule mit der vorhandenen IT-Infrastruktur technisch vorbereitet war, in «seiner» Sekundarschule einen Digitalisierungsschub eingeleitet, wie Schulleiter Hansruedi Hochuli mitteilte. Für Lukas Dettwiler, Stab Informatik vom BKSD, werden mit dem Projekt die didaktischen Möglichkeiten durch die digitalen Lehr- und Hilfsmittel erweitert, was sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrpersonen eine Herausforderung bedeutet. Die Lehrpersonen sollen die neuen didakti-
schen Möglichkeiten selber lernen und erfahren, wie diese angewendet werden können. Bei Unsicherheiten können diese auf den technischen Support durch IT.SBL zurückgreifen. Auch für Lehrerin Annina Roth, die bereits seit zwei Jahren mit digitalen Hilfsmitteln unterrichtet, brauchte es eine Eingewöhnungszeit. «Nach zwei Jahren Erfahrungensammeln kann ich jedoch jetzt sagen, dass die digitalen Lehrmittel sehr sinnvoll sind.» Eine Einschätzung, die auch Dominic, 15-jähriger Schüler der dritten Sekundarklasse, stellvertretend für viele Mitschüler und Mitschülerinnen bestätigen kann: «Es ist ein tolles Schulmaterial. Sehr nützlich und hilfreich.» Zur technischen Konfiguration konnte Christoph Straumann, Leiter Stab Informatik, versichern, dass Einschränkungen in den technischen Möglichkeiten einen sicheren Betrieb (ohne Apple-ID)
garantieren und durch Screen-Time (Zeit, die Kinder auf ihrem Mobilgerät verbringen) eine Kontrolle durch die Eltern möglich ist. Die Nettokosten für die Anschaffungen betragen bis zur Vollausrüstung im Jahr 2022 bei 9700 Geräten insgesamt 4,8 Millionen Franken. Mit der Genehmigung des Landrats vom Dezember 2013 zur IT-Infrastruktur aller kantonalen Schulen wurde der Startschuss zum digitalen Wandel im Bildungsunterricht gegeben. Fast sieben Jahren später ist der Kanton Baselland mit dem jetzigen Projekt als Meilenstein mit der flächendeckenden Einführung auf einem guten Weg zur Digitalisierung in der Schulbildung. Man arbeitet bereits an weiteren Projekten, wie dem Anschluss an «edulog», ein Identitätsmanagementsystem für die Schulbildung vom Kindergarten bis zum Lehrabschluss bzw. bis zum Studienabschluss.
Monica Gschwind informierte über den digitalen Wandel im Bildungswesen.
Der grosse Moment. Mit Unterstützung des Lehrers das Auspacken des neuen Notebooks.
Drittklässler Dominic: «Es ist tolles Schulmaterial. Sehr nützlich und hilfreich.»
Ein Meilenstein im Bildungswesen des Kantons: flächendeckend die ersten Notebooks in der 1.-Sek-Klasse.
Post CH AG
F O T O S: S . VA N RIEMSDI JK
Aileen, we have a problem Es war spät, sehr spät. Den Tag hatten wir am Strand verbracht und in einer Lachsräucherei. Wir lagen im Sand und lachten mit dem Räuchermeister, der über die deutschen Touristen wetterte, er erkenne sein Irland ja kaum wieder. Das war im Sommer 2019. Dass die Frau und auch unsere beiden Freunde from Germany seien, hatte er wohl überhört. Dann assen wir in dieser spektakulären Tapas-Bar, patatas bravas unter der Kuppel einer einstigen Kirche, tranken einen und dann noch einen und kehrten schliesslich in unser Bed & Breakfast. Es war spät, als wir unsere Freunde verabschiedeten, spät, als ich den Zimmerschlüssel suchte und noch eine halbe Stunde später, als ich ebendiese Suche aufgab. Wir waren ausgesperrt. Die Frau fluchte, ich haderte und erhoffte wohl ein Wunder, doch auch in den Tiefen der Ersatzreifenaufbewahrung im Kofferraum unseres Mietwagens fand sich der Schlüssel nicht. Wen wunderts. Also schlich ich hinauf zu Aileen, unserer Gastgeberin, dieser älteren, aber fidelen und ungemein schrillen Dame, «Aileen, we have a problem», rief ich, die Tür zu ihrem Schlafzimmer war nur angelehnt. Nach vier Versuchen war sie dann endlich wach. Sie wickelte sich in ihre Decke, stob ins Erdgeschoss, wirbelte umher, öffnete Schubladen mit Unmengen von Schlüsseln, wahrliche Schlüsselknäuel, und drückte mir einen um den anderen in die Hand. Es passt zwar keiner, dafür machte jeder einzelne einen Riesenradau. Unsere Freunde verfolgten das Schauspiel mit dem süffisanten Grinsen, das sich nur leisten kann, wer seinen Schlüssel nicht verloren hat. In einem fremden Land. Nachts. Ich hätte auch gegrinst, wahrscheinlich noch bedeutend süffisanter. Durch den Türspalt unseres Nachbarzimmers warf uns derweil ein portugiesisches Pärchen böse Blicke zu. Nur der Blick der Frau war noch böser. Schliesslich schob uns Aileen in ein unbesetztes Zimmer, wo wir mit ungeputzten Zähnen in unserer Kleidung schliefen – mitsamt des Sandes von besagtem Strand. Am nächsten Morgen wird es plötzlich laut, als wir beim Frühstück sitzen. Zwei ältere Herren waren vorgefahren in einem Lieferwagen, dessen Laderaum bis zur Decke mit Werkzeug gefüllt war. Kreuz und quer. «Professionals!», verkündete Aileen. Der Lärm nahm zu. Ich schaute nach. Einer der Arbeiter hatte das Fenster ausgehebelt und malträtierte die Tür von innen, erst mit Schraubenzieher, dann mit Hammer und Meissel, schliesslich mit dem Seitenschneider, dass die Funken nur so aufs Bettzeug stoben. Sein Kumpan hielt auf der anderen Seite mit dem Brecheisen dagegen. «Professionals, really?», fragte ich Aileen, doch die lächelte nur und nickte eifrig. Fortsetzung auf Seite 2