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LAUFENTAL LAUFEN

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Donnerstag, 5. Oktober 2017 Nr. 40

ROGGENBURG/SCHWEIZ

Dreiecksbeziehungen sind heikel

Einmal rund um die Schweiz Christian Jeker aus Roggenburg hat sich seinen eigenen Pilgerweg zusammengestellt. So grenznah wie möglich umwanderte er in drei Monaten die Schweiz. Gaby Walther

Kompetent: Bettina Ugolini referierte zum Thema «Der Heimeintritt als grosse Herausforderung». FOTO: GABY WALTHER

gwa. Alt, gebrechlich und pflegebedürftig zu werden, ist nicht einfach – nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen. Meist nimmt der Aufwand der Hilfeleistung schleichend zu. Am Anfang wird ein wenig geholfen, eingekauft, etwas Administratives abgenommen. «Die Phase bis zum Heimeintritt ist oft lang und kräftezehrend. Es wird versucht, die Überweisung in ein Pflegezentrum möglichst lange hinauszuzögern, denn Schuldgefühle und Zweifel quälen die Angehörigen», erklärte Dr. Bettina Ugolini. Die Leiterin Beratungsstelle LiA – Leben im Alter, Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich – hielt am letzten Donnerstag einen interessanten Vortrag im Seniorenzentrum Rosengarten in Laufen. Bei der Herausforderung eines Heimeintritts werde der Fokus oft nur auf die Kranken gerichtet, dabei sei auch für die Angehörigen dieser Schritt sehr schwierig, weiss die Psychologin zu berichten. Über Jahre habe der Ehepartner oder die Tochter die kranke Person gepflegt, gewusst, was dem Patienten guttut und was er wünscht. Nun soll diese Arbeit plötzlich in fremde Hände gelegt werden. Die Angehörigen müssen darauf vertrauen, dass diese fremden Personen es «richtig» machen. Die Angehörigen kämpfen mit zwiespältigen Gefühlen wie Angst und Hoffnung, Mitleid und Zorn, Anteilnahme und Helfenwollen, schlechtem Gewissen und eigener Er-

schöpfung. Ugolini weiss, wovon sie spricht. Immer wieder wird sie in ihrer Praxis mit Problemen zum Heimeintritt konfrontiert. Mit vielen Beispielen zeigte sie auf, weshalb sich Angehörige oft allein gelassen und hilflos fühlen. Auf der anderen Seite verdeutlichte sie die Situation des Pflegepersonals. Dieses lasse sich nicht gerne von den Angehörigen dreinreden, denn schliesslich seien sie die Profis. Es sei aber wichtig, dass beide Seiten miteinander arbeiten, sich wertschätzen, unterstützen und so das Optimum für den Patienten erreichen, erklärte Ugolini. «Eine solche Dreiecksbeziehung ist zwar heikel. Die Teilnehmenden müssen sich auf Augenhöhe begegnen und sich aufeinander einlassen.» Wenn das gelinge, würden alle profitieren und könne der Heimeintritt als etwas Positives gewertet werden. Perlen aufreihen «Die Angehörigen sind das Bindeglied zwischen zwei Welten. Sie können erklären, wer der Kranke ist, sie sind Experten, denn sie haben den Kranken lange gepflegt.» Anderseits könne in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Profis die Verantwortung geteilt werden. Das habe Vorteile. Es werde Energie frei, um auf den Kranken neu einzugehen, neue Perlen auf der Beziehungskette aufzureihen. Dadurch könne dem Heimeintritt etwas Gutes abgewonnen werden, ist Ugolini überzeugt.

W

andererfahrung hat er keine. Auch Sport betreibt Christian Jeker nicht gross. Mit dem Unterwegssein hingegen kennt er sich aus – als Lastwagenfahrer, aber auch als Weltenbummler in seiner Freizeit. Immer wieder zieht es ihn hinaus in die weite Welt. Vor knapp 100 Tagen packte der Roggenburger wieder seinen Rucksack und begab sich mit seinem Hund Jessy auf eine längere Reise, diesmal nicht motorisiert, sondern zu Fuss, und das Abenteuer fand nicht in der Ferne, sondern in der Nähe statt. Denn während andere den Jakobsweg begehen oder den Pacific Crest Trail zu bewältigen versuchen, suchte Jeker einen Weg abseits der bekannten Pilgerpfade. Sein Ziel war es, die Schweiz möglichst grenznah zu umrunden. Je nach Routenführung wanderte er einige Strecken in Italien, Österreich und Deutschland.

Grenzerfahrung: Christian Jeker wandert auf der Grenze.

«Der Anfang war hart. Nebel, Gewitter und Höhenwege waren Herausforderungen und bereitet mir immer wieder Angst. Dabei ging ich aber nie ein Risiko ein, sondern suchte Wege, die für mich als unerfahrenen Wanderer gut zu bewältigen waren. Mit dem 16 Kilogramm schweren Rucksack hatte ich anfangs zu kämpfen. Nach rund fünf Wochen jedoch hatte ich mich an das Gewicht gewöhnt», erzählte Jeker der Journalistin übers Natel. Damit der Rucksack nicht noch schwerer wurde, liess er sich Verpflegung und das Hundefutter schicken und holte es an den Poststellen alle paar Tage ab.

Wegbegleiter: Der Hund Jessy begleitet Christian Jeker auf seiner Wanderung.

FOTOS: ZVG

Meist übernachtete Jeker im Zelt. Das wilde Campieren ist in der Schweiz zwar verboten, wird jedoch toleriert, und wenn möglich fragte Jeker die Bauern, ob er auf dem Feld oder auch in der Scheune übernachten dürfe. «Ich hatte mich nachts schnell an die ungewohnten Geräusche gewöhnt. Nur im Tessin hatte ich ein mulmiges Gefühl, da ein paar Tage zuvor in der Region ein Wolf ein Schaf gerissen hatte», so Jeker. Während der ersten zwei Monate herrschte ideales Wetter, die letzten paar Wochen waren hingegen zum Teil hart. Kälte und Nässe setzten dem Wanderer zu. «Ich zog alles an, was ich dabeihatte. Trotzdem schlotterte ich während zweier Nächte ziemlich. Einmal musste ich auch dem Schnee ausweichen.» Wegweiser mit dem Postautozeichen, Symbol für den schnellen Weg nach Hause, waren verlockend. Doch Jeker biss sich durch. Mit der Schönheit und Vielseitigkeit der Landschaft wurde sein Durchhaltewille belohnt. Nach rund 2000 Kilometern und rund 60 000 überwundenen Höhenmetern kehrt der Wanderer mit seinem Hund in den nächsten Tagen zurück zum Startpunkt in Roggenburg. Das Experiment ist gelungen, er hat die Schweiz so grenznah wie möglich umrundet. Nun wird er wieder arbeiten müssen, um sich sein nächstes Abenteuer finanzieren zu können. Denn «vom Unterwegssein kann man süchtig werden», meint der 34-Jährige. Streckenverlauf auf www.traveldog.world

LAUFEN

Endlich spritzt er wieder

www.kfl.ch FILM

Donnerstag, 5. Oktober, 20.30 Uhr

La grande Bellezza Initiant und Sponsor: Felix Stähli, Präsident Verkehrsverein (l.) und Friedrich Steiner, Finanzchef Keramik Laufen AG. FOTO: MARTIN STAUB

dust. Lange Zeit mussten sich Touristen mit Handys für ihre Selfies aus der «Stadt zum Läbe» mit dem «nackten» Birsfall begnügen. Denn der 1996 vom danebenliegenden Grossverteiler geschenkte Springbrunnen auf dem Felsvorsprung streikte schon seit Jahren. Seit letztem Donnerstag hat Laufen seinen Springbrunnen zurück. Nicht ganz so hoch wie der Jet d’eau in Genf, dafür dreistrahlig spritzt der neu reparierte Springbrunnen am Birsfall täglich von morgens bis spätabends originales Birswasser rund zehn Meter in die Höhe. Somit dürfte jedes Postkartenbild und jedes Selfie vor dem Laufner «Jet d’eau» wieder wesentlich aufgewertet werden. Das Projekt stand schon lange auf

unserer «To do»-Liste, erklärte Felix Stähli, Präsident des Verkehrsvereins Laufen, der nun das Projekt abschloss. Wie üblich, stand die Finanzierung im Focus, bevor mit der Umsetzung begonnen werden konnte. Mit den einheimischen Betrieben Keramik Laufen AG und Similor AG hat der Verkehrsverein Laufen den richtigen Partner gefunden. «Durch unsere Produkte fliesst auch Wasser», zog Friedrich Steiner, Finanzchef der Keramik Laufen AG, den Vergleich, «somit lag dieses Sponsoring aus Anlass unseres diesjährigen 125-Jahr Jubiläums auf der Hand.» Das freute nicht nur Felix Stähli und seine Vereinsmitglieder, sondern auch den Laufner Stadtrat, der in Zukunft seinen Einwohnern nur die Kosten für

den Servicevertrag belegen muss. Auf dass der Springbrunnen viele Jahre die Herzen der Passanten erfreut. Die ganzen Kosten für die Wiederinstandstellung, rund 12 000 Franken, übernehmen also die beiden Laufner Firmen. Was den Springbrunnen vor einigen Jahren lahmlegte, war vor allem die Pumpe, die ersetzt werden musste, was den grössten Teil der Kosten ausmachte, wie Stähli informierte. Begleitet von einem von der Stadt Laufen spendierten Apéro im Beisein von Vertretern der Verwaltung, des Werkhofes, Stadträtin Carole Seeberger und dem Vorstand des Verkehrsvereins wurde die Wiederinbetriebnahme des Springbrunnens am Birsfall am letzten Donnerstag gefeiert.

Komödie: I, F 2013, 142 Minuten. Regie: Paolo Sorrentino mit Toni Servillo, Carlo Verdone, Sabrina Ferilli, Carlo Buccirosso, Iaia Forte. AUSSTELLUNG

13. bis 29. Oktober

Marianne Hollenstein – Suche nach Gedanken Vernissage: Freitag, 13. Oktober, 19.00 Uhr Öffnungszeiten: Freitag: 17.00–21.00 Uhr, Sonntag: 11.00–16.00 Uhr LECTURE PERFORMANCE

15. Oktober, 11.00 Uhr in der Galerie

Marianne Hollenstein – Letters in Between Eine Zusammenführung von Raum, Zeichnung, Malerei, Text, Sprache und Musik. JAZZ-MATINEE

Sonntag, 15. Oktober, 10.30 Uhr

The Glug Glug Five Mitreissend und humorvoll! Tischreservation: Tel. 061 761 31 22


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