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LAUFENTAL

Donnerstag, 2. April 2015 Nr. 14

BRISLACH

LAUFEN

Stabwechsel bei der Kulturellen Stiftung Brislacher Buch 1991

Schulhaus Serafin eine Million teurer

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Die Gemeindeversammlung von Laufen bewilligte die Schlussabrechnung des neuen Schulhauses über 20,65 Mio. Franken und hiess die Schüler der 3. bis 6. Klasse von Nenzlingen in der neuen Primarschule willkommen. Jürg Jeanloz

D Dorfchronist und Denker: Cäsar Semplici kennt Brislach wie kein anderer. Das will er im Stiftungsrat weiterhin einbringen. FOTO: ROLAND BÜRKI An der 22. Generalversammlung der Stiftung legte Präsident Cäsar Semplici sein Amt in jüngere Hände und trat ins Glied der Stiftungsräte zurück. Neuer Präsident ist Werner Hügli. bü. «Einen Präsidenten in meinem Alter von 93 Jahren gibt es wahrscheinlich in der Schweiz kaum einen», kommentierte Präsident und Dorfchronist Cäsar Semplici an der 22. Generalversammlung der Kulturellen Stiftung Brislacher Buch 1991 seine Demission. Die Stiftung war am 10. Mai 1993, zwei Jahre nach dem Erscheinen des Brislacher Buchs, als Nachfolgerin des Vereins zur Herausgabe des Brislacher Buchs gegründet worden. 1998 trat Dorfchronist und «Citoyen» Cäsar Semplici auf Wunsch des ersten Stiftungsrats-Präsidenten Hugo Fritschi dessen Nachfolge an und präsidierte die Stiftung somit 16 lange Jahre. Zwei Jahre lang habe er auf Wunsch des Stiftungsrats seinen Rücktritt hinausgezögert, doch jetzt sei der Zeitpunkt dazu gekommen, begründete

Semplici seinen unwiderruflichen Entscheid. Er bleibe, da er noch «zwäg» sei, aber gerne im Stiftungsrat, um mit seinem Wissen über das Dorf im unteren Lüsseltal dienen zu können. Die Generalversammlung anerkannte mit Applaus seine enormen Verdienste um das Brislacher Buch und die Kulturelle Stiftung. Als Nachfolger Semplicis wählte sie den bisherigen Vizepräsidenten und Kassier Werner Hügli, als Vizepräsidenten Urban Studer und als Kassierin Rita Spring-Hügli. Semplicis Lebenswerk, das Dorfgeschichtsbuch «Brislach 1991», ist weiterhin bei der Gemeindeverwaltung Brislach zu 40 Franken erhältlich. Es geht mit seiner geologisch-wissenschaftlichen Betrachtung des Karstgebietes «Brislachallmet», der Ramsteinergeschichte von Professor Dr. Werner Meyer oder den akribischen Aufzeichnungen des Mariasteiner Klosterbruders Alois Oser über sein Brislach des 19. Jahrhunderts deutlich über das heute übliche Dorfgeschichtsbuch hinaus.

ie Bauteuerung, Erhöhung der Mehrwertsteuer, Umgebungsarbeiten und Mehraufwendungen bei der Sanierung der alten Schulliegenschaften hätten zur Kostenüberschreitung von einer Million Franken beim Neubau der Primarschule Serafin geführt, erklärte Präsident Alexander Imhof an der Gemeindeversammlung von Laufen. Trotzdem sei er stolz auf die tolle Schule mit Konzertsaal und Doppelturnhalle. Laufen könne das verkraften und habe an Ansehen gewonnen. Zudem seien die Zinsen gegenwärtig sehr tief und der Neubau werde auf 40 Jahre abgeschrieben. Problemlos bewilligte die Versammlung die Anfrage der Gemeinde Nenzlingen, ihre Primarschulkinder der 3. bis 6. Klasse in Laufen aufzunehmen. Nenzlingen kämpft mit hohen Kosten im Bildungswesen und rückläufigen Schülerzahlen, weshalb sie die oberen Klassen nach Laufen und die Kindergärtler, Erst- und Zweitklässler nach Blauen schicken möchte. Nach Laufen fahren die Kinder mit dem Postauto, nach Blauen mit einem Schulbus. «Wir können uns eine Schule mit so wenig Kindern einfach nicht mehr leisten», meinte die Nenzlinger Gemeindepräsidentin Therese Conrad. Sie sei sehr froh, dass Laufen zu dieser Lösung Hand biete, denn es sei für beide Seiten eine vorteilhafte Lösung. Mit diesem

Schulhaus Serafin teurer: Das neue Schulhaus – hier anlässlich der EinweiFOTO: MARTIN STAUB hung im Oktober 2013 – wurde etwas teurer als budgetiert. Schulkonzept spare Nenzlingen 160 000 Franken. In Laufen müssen keine neuen Klassen eröffnet werden und der Vertrag sei auf ein halbes Jahr per 31. Juli kündbar. Grosse Diskussionen entfachte auch das neue Polizeireglement, das den beiden Stadtpolizisten zusätzliche Aufgaben zuweist und mehr Kompetenzen verleiht. So können Bussen für verkehrswidriges Verhalten, für weggeworfenen Abfall, für Ruhestörung oder für das Einklemmen von Flyern unter den Scheibenwischer ausgesprochen werden. Sie haben auch die Möglichkeit, unerwünschte Personen wegzuweisen. «Bei Reklamationen ruft aber bitte immer die Nummer 112 an», mahnte Stadtpolizist Max Wey. Dass Laufen finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, ist ein offenes Geheimnis. Roland Mamie hatte deshalb an der letzten Gemeindeversammlung den An-

trag gestellt, dass die jährlichen Investitionen mindestens zu 25 Prozent aus dem Jahresgewinn gedeckt werden können. Der Stadtrat will aber von einer solchen Einschränkung nichts wissen und verweist auf die Schuldenbremse, die bei einem Bilanzfehlbetrag zwingend zu einer Steuererhöhung führt. «Wir müssen ohnehin jede Investition vor die GV bringen, so dass die Bevölkerung immer nein sagen kann», argumentierte Präsident Imhof. Diese starre Regel schränke die Handlungsfreiheit der ganzen Gemeinde ein. Georg Schnell bedauerte die Haltung des Stadtrats und verlangte Massnahmen, die weh tun! «Ich bin gespannt auf die Rechnung 2014 und das Budget 2016», liess er sich vernehmen. Mit 28 zu 23 Stimmen beschloss die Versammlung, den Antrag von Roland Mamie, den Selbstfinanzierungsgrad auf mindestens 25 Prozent festzulegen, als nicht erheblich abzuschreiben.

RÖSCHENZ

REGION

Unternehmerin entdeckt Röschenz

Fleisch so zart, dass es sich mit der Gabel schneiden lässt

Nach dem Röschenzerhof will Béatrice Speiser mit ihrer Inspiranda AG den Hofstattgarten umgestalten. bea.«Wer mich kennt, weiss, dass ich es aus Idealismus mache», sagte die Unternehmerin aus Basel, Béatrice Speiser, an der Gemeindeversammlung von Röschenz. Aus dem Quartierplan Hofstattgarten soll nicht ein Renditeobjekt werden, sondern ein schönes Stück Heimat für Jung und Alt. «Vielleicht ergänzt mit einem Wellness-Bereich — doch das ist noch offen und entscheidet sich im Verlaufe der Detailkalkulation», ergänzte Speiser. Sie war gekommen, um sich persönlich den Fragen der Bewohnerinnern und Bewohner von Röschenz zu stellen. In der Abstimmung verliess sie den Saal. Mit grosser Mehrheit stimmte die Versammlung dem Quartierplan Hofstattgarten zu. Demnach sollen die Gebäude des früheren Bauernbetriebes einer Wohnnutzung zugeführt werden, wobei die Bebauung des Areals «von hoher städtebaulicher und architektonischer Qualität sein und unter besonderer Beachtung des Ortsbildes und der erhaltenswerten historischen Bausubstanz erfolgen soll.» Und die Nutzung des Areals soll vielfältig und durchmischt sein. Speiser machte Aussagen, dass einige Alterswohnungen geplant seien. Die Röschenzer hakten nach, wie viel hinter den Versprechungen stecke und in welchem Preissegment? Speiser betonte, dass nicht der Gedanke der Rendite sie nach Röschenz geführt habe, sondern letztlich sei es ein Herzensentscheid. Fest steht, dass die Inspiranda AG folgenden Zweck hat: «soziale, kulturelle oder architektonische Projekte zu initiieren, zu ermöglichen und zu realisieren.» Gemeinderat Mario Pittaro verwies darauf, dass die Gemeinde das Ganze

Die Metzgerei Studer holt «Gabelzart»Erfinder Werner Wirth für ein Seminar nach Laufen.

Umbau: Der Hofstattgarten soll neu gestaltet werden. auf Herz und Nieren geprüft habe und zum Schluss kam, dass es eine grosse Chance sei für Röschenz. Mit Speisers Umbau des Rösslis zum Röschenzerhof habe man bereits eine sichere Referenz. Raumplaner Victor Holzemer verwies auf das Reglement zum Quartierplan. Dieses schreibe vor, dass die Bauweise barrierefrei, also alters- und behindertengerecht zu erfolgen habe. Weiter ist festgehalten: Die neue Bebauung soll auch die Massstäblichkeit der benachbarten Gebäude berücksichtigen. Die historische Bausubstanz innerhalb des Quartierplanareals soll erhalten und teilweise erneuert werden. Bei der Bepflanzung sei auf die ehemalige Nutzung als Hofstatt Bezug zu nehmen. Béatrice Speiser ist Richterin und eine Wirtschaftsfrau mit Anwaltskanzlei und Erfahrung in Verwaltungsräten wie der Privatbank Julius Bär und der Migros. Doch sie ist nicht nur in Basel, wo sie mit dem Gründungszentrum Crescenda Migrantinnen hilft, sich zu verwirklichen, sondern international be-

FOTO: BEA ASPER

kannt für ihr soziales Engagement, etwa bei der Unicef und als Trägerin des Schweizer Integrationspreises. Sie sagt von sich, dass sie eine Querdenkerin sei mit breit gefächertem Interessensspektrum. Dass Menschen im Zentrum stehen ihres Handels. Sie glaubt daran, dass gute Arbeit honoriert wird, und wünschte sich für ihre Kindheit ein idyllisches Landleben. Stattdessen wuchs sie auf in städtischen Strukturen und erfuhr am eigenen Leib, wie es ist, wenn man aus Brüssel kommend in der Schweiz eine neue Heimat sucht. Eine neue Heimat gab die Gemeindeversammlung von Röschenz einstimmig drei jungen Migrantinnen, die vom Gemeinderat zur Einbürgerung empfohlen wurden. Einstimmig genehmigten die 63 Stimmberechtigten letzten Donnerstag auch die Änderung des Zonenreglements Siedlung, eine Umzonung von Gewerbeland zum Wohnen, den Zonenplan Landschaft sowie die Zusammenlegung vom Regionalen Führungsstab und dem Zivilschutz Laufental.

bea. «Fleisch heiss anbraten, um die Poren zu schliessen? – Blödsinn», sagt Fleischguru Werner Wirth. «Ob es uns gefällt oder nicht, über 40 Prozent der Mängel entstehen durch Fehler bei der Bearbeitung in der Küche», sagt Wirth gegenüber dem Wochenblatt.» Fleisch ist zwar ein uraltes Nahrungsmittel und doch wissen wir sehr wenig darüber – schlechte Voraussetzungen, um einen optimalen Genuss zu erreichen.» Der frühere Chefmetzger bei der Migros hat sich wissenschaftlich mit Fleisch auseinandergesetzt und beschlossen, die Welt der Nicht-Vegetarier zu verbessern mit Aufklärung. Dabei bedient er sich gerne auch mal dem Stilmittel der Provokation, wonach er im Deutschen Magazin Focus zitiert wurde mit: «Schweizer kremieren Fleisch.» Nebst dem Stern, den Kochmedien und der Schweizer Illustrierten stellte vor kurzem auch die TV-Sendung Einstein den Meister auf den Prüfstand, ob er tatsächlich, «aus dem dümmsten Fleischstück eine butterzarte Delikatesse» zaubern kann. So gibt Wirth grosse Versprechen ab: Wer nach seiner Anleitung handelt, braucht zum Schneiden kein Messer, das Fleisch wird so zart, dass es sich mit der Gabel trennen lässt. Wirths Geheimnis liegt im Umgang mit den Enzymen, die beim Reifeprozess des Fleisches eine entscheidende Rolle spielen. «Bei meinem Gabelzart werden die Enzyme während des Garprozesses nicht stillgelegt, sondern arbeiten weiter.» Fleisch sei ein Naturprodukt, das einen sanften Umgang benötige: «Druck führt zu Gegendruck und das bedeutet beim Fleisch

Zeigt, wie Fleisch zubereitet werden soll: Werner Wirth führt einen Kurs in Laufen durch. FOTO: BEA ASPER zwangsläufig mehr Saftaustritt.» Nachdem Wirth bereits seit 17 Jahren in Arlesheim Seminare abhält und immer wieder Hunderte von Personen begeistert, kommt er nun dank der Organisation der Metzgerei Studer nach Laufen. Wer erleben will, wie Gabelzart in der Praxis funktioniert, hat diese Gelegenheit am Donnerstag, den 11. Juni von 19 bis 22.15 Uhr im Hotel Central in Laufen. Mit der anschliessenden Degustation werde der Genuss perfekt, verspricht Wirth. Der Unkostenbeitrag beträgt 50 Franken pro Person. Es ist eine Anmeldung erforderlich, bei der Metzgerei Studer, Laufen.


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20150402 woz wosanz slim by AZ-Anzeiger - Issuu