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Vermischtes

Dienstag, 23. September 2014

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Der Kunstmaler GeGe war ein vielschichtiger Geschichtenerzähler «Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen» Zum ersten Jahrestag des Vereins GeGessler zur Erhaltung des Lebenswerks des Kunstmalers GeGe am vergangenen Samstag im Atelier des Künstlers in Ottenbach erzählte GeGe-Biograf Bernhard Schneider, weshalb er sich so intensiv mit dem vielschichtigen Maler, Denker und Geschichtenerzähler auseinandergesetzt hat. Hier ist eine Zusammenfassung dieser Ausführungen. ................................................... von bernhard schneider George Gessler alias GeGe (1924-2012) erzählte bildhafte Geschichten, ob er nun malte oder erzählte. Er kannte die Werke der Künstler, die er verehrte, dank einer lebenslangen intensiven Auseinandersetzung mit ihnen. Es waren Künstler, die Geschichten erzählten. So zitierte er ebenso gern Goethe, wie er in einem Bild Picasso die Referenz erwies. Seine eigenen Geschichten waren geprägt von einem geistvollen Wechsel zwischen Ernst und Schabernack.

Die Geschichte als Spiegel des Abstrakten «Wichtig ist nicht die Personifizierung, sondern die Geschichte», lautet die Überschrift des ersten Kapitels der Biografie «George Gessler – Ein Leben in Bildern». Das Leben begann für ihn in der Realität und setzte sich in seinem Kopf fort. Es wäre nicht ganz zutreffend, sein Gedächtnis als «fotografisch» zu bezeichnen, denn aus der präzisen Momentaufnahme, die er in seiner Erinnerung speicherte, entstand ein Film, oder vielmehr eine Geschichte, die ein Eigenleben erhielt. Da die Geschichte wichtig war, nicht die Person, die in seiner Vorstellung weiterlebte, konnte sich diese Geschichte auch ändern, liess Variationen entstehen. Die Person wurde zum Kunstprodukt, das er in seinen Bildern zu Leben erweckte. Die Freude am Erzählen von Geschichten kombinierte GeGe oft mit der Lust auf Schabernack. Auch wenn dies von manchen als Provokation empfunden wurde, war es wohl meist nicht so gemeint: GeGe beobachtete das Leben, die Reaktionen der Menschen. Wer glaubte ihm welche Ge-

schichte – und weshalb? Auch die Bilder, die so entstanden, speicherte er in seinem Gedächtnis. Er konnte schmunzelnd erzählen, wie sich jemand über ihn geärgert hatte, ohne jeden Groll. GeGe äusserte sich gerne und meist sehr polemisch über abstrakte Malerei. So wichtig ihm Farben und Formen auch waren, entscheidend war für ihn die Geschichte, die das Bild erzählte. Die Abstraktion fand in seinem Kopf statt. Er versuchte, sie in Bildern konkret werden zu lassen. Deshalb fertigte er auch meist keine Skizzen an, bevor er mit der Gestaltung eines Bildes begann, denn die Skizzen befanden sich in seinem Kopf. An der Leinwand rang er mit der konkreten Umsetzung seiner abstrakten Idee, der er mit dem Bild Leben einhauchen wollte.

Auseinandersetzung statt Bewunderung Diese Konkretisierung des Abstrakten war die Lebensaufgabe, die sich GeGe aufgetragen hatte. Als er mir einmal erzählte, wie ein Maler erfolgreich Bilder verkaufen könnte, habe ich ihn gefragt, ob er je eines seiner Bilder wirklich habe verkaufen wollen. Er antwortete: «Eigentlich nein.» Doch auch dies wir nicht ganz richtig. Wenn seine Bilder an einem Ort hingen, wo sie Beachtung fanden, wo sie Auseinandersetzung auslösten, freute er sich. Als er einmal zu mir ins Büro kam, betrachtete er die drei grossen GeGe-Gemälde an den Wänden und sagte: «Hier gefällt es mir, mitten unter diesen Bildern.» Als reine Kapitalanlage hingegen hätte er seine Bilder niemals hergegeben. GeGe erwartete von den Betrachtern eine Auseinandersetzung mit seinen Werken. Er suchte keine Gönner. Motiviert, das Buch über GeGe zu verfassen, haben mich zwei Besuche in seinem Atelier. Der erste Besuch fand mit der Kuratorin für Malerei des Landesmuseums statt, der zweite mit Erika Schmid, die das Buch über GeGe anschliessend gestaltet hat. Beide Frauen haben GeGe mit mindestens so kritischen Fragen konfrontiert, wie ich es selbst getan habe. Anschliessend hat er mich angerufen, um mir mitzuteilen, wie sehr ihn diese Besuche gefreut haben: «Du kommst immer mit Frauen zu mir, die etwas von Malerei verstehen und mich sogleich

Bernhard Schneider schildert im Atelier von GeGe das Leben des Malers. Katharina Gessler hat es für die Besucherinnen und Besucher unverändert belassen. (Bild Erika Schmid) durchschauen, wenn ich etwas verschleiern will oder Schabernack erzähle. Das gefällt mir. Leute, die mich bewundern, interessieren mich nicht. Mich ernst nehmen heisst, sich mit mir kritisch auseinanderzusetzen.» Dass GeGe als Künstler oft unterschätzt wurde und wird, liegt wohl an einer Kombination seiner bisweilen schroffen Art mit seiner Verweigerung jeglicher Marketinganstrengungen – was allerdings zu einem eigenen Marketingprinzip hätte werden können. Doch auch dieser Möglichkeit verweigerte er sich. Als ihn einmal ein Bekannter besuchte, der ein Bild von ihm erwerben wollte, um die damals noch junge Familie zu unterstützen, jagte ihn GeGe unverrichteter Dinge aus dem Haus, nachdem dieser nicht habe sagen können, welches besondere Bild er wünsche. GeGe war nie ein bequemer Mensch. Doch vielleicht hat gerade dies dazu beigetragen, dass es ihm immer wieder gelang, Menschen in seinen Bann zu ziehen.

Der Raum um das Bild Der Raum und dessen Beleuchtung, in dem seine Bilder hängen, waren ihm wichtig. GeGe malte so vielschichtig, wie er beobachtete und analysierte. Je nach Lichteinfall kann sich ein Bild ändern. Deshalb arbeitete er bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen an einem Werk, übermalte Stellen, bis sie im richtigen Licht erschienen. So zentral seine Bilder in seinem Leben waren, so kritisch begutachtete er sie, denn die Anforderungen, die er an andere stellte, wollte er auch selbst erfüllen. «Weiss rühre ich dicker an als die Farben, weil ich damit Fehler übermalen kann», erklärte er mir einmal. Er korrigierte am Bild, bis er keine Fehler mehr entdeckte: «Du kannst diese Fehler gar nicht sehen, aber ich kann dir genau sagen, wo eine Farbe zum Bild hinausfällt oder ein Bogen nicht die richtige Spannung hat.» War er mit einem Bild unzufrieden, vernichtete er es oft. GeGe war nie verle-

gen, wenn es darum ging, ein passendes Zitat von Goethe einzubringen. Das Hauptwerk Goethes, die Faustdichtungen, war ihm besonders wichtig, wohl deshalb, weil sich hier Goethe von seiner vielschichtig-widersprüchlichsten Seite zeigte, um das Abstrakte in konkreten Bildern zu spiegeln. Das Selbstbild von GeGe entsprach seiner Wahrnehmung von Faust: Ein suchender Mann, der von innen angetrieben wird und sich von keinem seiner Fehler beirren lässt, bis er lernt, den Augenblick zu geniessen. «Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen», lautete eines seiner Lieblingszitate aus Faust II. GeGe selbst hat zu malen aufgehört, als es seine Kräfte nicht mehr zuliessen, seine eigenen Ansprüche zu erfüllen. Seine Bilder leben weiter, seine Geschichten entwickeln sich auch nach seinem Tod aus seinen Bildern heraus, denn sie, die Geschichte, ist wichtig, nicht die Person, die das Bild gemalt hat.

sport

Neuer Trainer – neues System

Erfolgreiche Geschwister

Gelungener Saisonstart der Damen D3 von Volley S9

Siegreich im Klettern und Judo

In den Sommerferien erreichte die Damen D3 von Volley S9 die überraschende Nachricht, dass endlich ein Trainer für die nächste Saison gefun-

den sei. Hugo (genannt «Boss») Lombriser, der Präsident des Vereins, erklärte sich bereit, übergangsmässig die Trainings und Matches zu leiten. Es wird jedoch weiterhin ein Trainer oder eine Trainerin gesucht! Gespannt wurde der neue Trainer zum Training erwartet. Als erste Handlung stellte er sogleich das Spielsystem um. Skeptische Blicke – würde das gut gehen? Es blieb nicht viel Zeit, um das System zu trainieren. Als Einstimmung auf die neue Saison Suzanne von Volley S9 im Angriff. (Bild zvg.)

und um die Aufstellung zu üben, nahmen die Damen D3 am letzten Augustwochenende am Rämiturnier in Zürich teil. Schon zeigte sich der erste Erfolg mit dem neuen System: D3 erreichte den ersten Rang! Mit grosser Vorfreude und neu bedruckten Matchleibchen startete das Team am letzten Dienstag zum ersten Match der Spielsaison in Rudolfstetten. Den Startsatz holten sie problemlos mit 25:12. Aber im zweiten Satz lief der Ball nicht rund – Satzverlust mit 18:25! Den dritten und vierten Satz konnten sie wieder für sich entscheiden (25:11, 25:19) und den ersten Sieg feiern. Schon jetzt lässt sich wohl sagen, dass es mit dem neuen Trainer und dem veränderten System passt und die Damen von D3 die nächsten Spiele hoch motiviert angehen werden. (DW)

Am Samstag, 13. September, fand in Bern der Bären-Cup statt, ein KletterWettkampf in der Disziplin Bouldern. Diese Disziplin erfordert eine Menge Balance, Körperspannung und Kraft. Für einige der 20 Routen wurde auch noch Kreativität und Mut verlangt. Im Finale konnte sich Michel Erni steigern und gegen die vier anderen Kletterer durchsetzen. So durfte er zuoberst auf das Podest. Seine Schwester Aline Erni startete gleichentags am nationalen JudoRankingturnier in Weinfelden. Sie kämpfte in der Kategorie Jugend Damen U18. Trotz ihrer 13 Jahre gewann Aline klar und beendete das Turnier auf Platz 1. Am Sonntagmorgen stand Aline erneut in Weinfelden auf der Matte. Dieses Mal startete sie in der Kategorie Mädchen A U15. Sie verwies ihre Gegnerinnen klar auf die hinte-

Erfolgreiche Geschwister: Aline und Michel Erni. (Bild zvg.) ren Ränge. Aline Erni hat dank ihren konstanten guten Leistungen ein Aufgebot für ein Trainingslager im Nationalen Jugendsportzentrum in Tenero erhalten. (pd) ................................................... > Mehr Sport auf den Seiten 22/23


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