040_2019

Page 10

10

Bezirk Affoltern

Dienstag, 21. Mai 2019

Musik verbindet seit 50 Jahren Der Musikverein Rötenbach e. V. zu Besuch beim Musikverein Hedingen Am vergangenen Samstagmorgen traf der Bus mit über 40 Musikanten aus dem Schwarzwald in Hedingen ein. Die Gäste erwartete zwei Tage voller Erlebnisse und gemeinsames Musizieren. Höhepunkt war das Konzert am Sonntag mit vorgängigem Brunch im Schachensaal. ................................................... von regula zellweger Küchenchef René Polster und Monika Huber organisierten den reichhaltigen Brunch für rund 210 Personen im Schachensaal in Hedingen – und es klappte alles wie am Schnürchen. Denn im Musikverein Hedingen unterstützt man sich gegenseitig und alle packen mit an. Die Vereinsmitglieder identifizieren sich mit ihrem Verein und mit dem Dorf. Am reichhaltigen Buffet konnten sich die Gäste und die Musikanten aus dem Schwarzwald und aus dem Säuliamt stärken, nach einem fröhlichen gemeinsamen Abend und bevor das Konzert mit einem vielfältigen Programm begann.

50 Jahre Freundschaft über die Landesgrenze Alles fing mit einem Inserat an. Gesucht wurde ein Musikverein für ein Fest im Schwarzwald. Hedingen meldete sich, man besuchte sich gegenseitig und beschloss, eine gegenseitige Patenschaft einzugehen. Man besuchte einander, immer wieder. Traditionell werden an beiden Orten die Gäste in Privathäusern aufgenommen. Daraus entstanden über die Jahre persönliche Freundschaften, die gepflegt werden. Der Musikverein Hedingen lud am Samstag seine Gäste zu einer Stadtführung und einer Fahrt im historischen Tram in Zürich ein. Abends wurde dann gemeinsam gegessen und die vier Stücke, welche die beiden Musik-

vereine für ein gemeinsames Spiel vorbereitet hatten, wurden geübt. Thomas Graf, Präsident des Musikvereins Hedingen, lobte das unkomplizierte und herzliche Miteinander der beiden Vereine und meinte mit einem Schmunzeln: «Die Rötenbacher haben auch eine Bierbrauerei – und sie bringen immer welches mit.»

Konzert am Sonntag Wann immer der Abend geendet hatte, morgens um 7 Uhr begannen René Polster und Monika Huber mit ihrer Helfercrew, den Brunch vorzubereiten, zu tischen und den Saal zu dekorieren. Vereinsmitglieder hatten Zöpfe gebacken. Vor dem Konzert zogen sich die Musikanten um. «Eher zufällig», meinte Thomas Graf, angesprochen auf die gleichen Farben der Uniformen: weisses Hemd, schwarze Hose und rotes Gilet. Die Hedinger tragen eine klassische Uniform, die Gäste aus dem Schwarzwald eher eine Tracht. Die Damen haben lange schwarze Röcke, die Herren bestickte Kniehosen und weisse, kunstvoll gestrickte Kniestrümpfe. Zuerst trat der Musikverein Rötenbach mit fünf Stücken auf und gab auf Wunsch des Publikums eine Zugabe. Dann gruppierten sich die Hedinger Musikanten auf der Bühne und zeigten ihr musikalisches Können. Absoluter Höhepunkt und ein ziemliches Gedränge auf der Bühne war dann der dritte Programmteil: Das gemeinsame Musizieren. Stühle hatten nun keinen Platz mehr und Schwärzwälder und Säuliämter vermischten sich in den Instrumentengruppen. Ausser den Dirigenten, da kam jeder nur zwei Mal im Alleingang zum Zuge.

Vielfältiges Programm Um es gleich vorherzunehmen, beide Musikvereine haben sehr gut gespielt. Die Stücke der Schwarzwälder, gespielt unter der Leitung von Alexander Armbruster, waren teilweise traditioneller, beispielsweise der Marsch «All-

Wenn zwei Musikvereine auf der Bühne Platz finden müssen, bleibt kein Platz für Stühle. In der Mitte mit Mikrofon: Katja Krauer, die den Anlass mit viel Charme moderierte. (Bild Regula Zellweger) gäu Land» die «Polka im Glück» und der Marsch «Kaiserin Sissi». Mit dem Medley «80er Kult-Tour» hat Thiemo Kraas ein Arrangement geschaffen, in dem er fünf Hits verarbeitet. Nachdem die ersten drei Titel «Skandal im Sperrbezirk», «Ohne dich (schlaf ’ ich heut Nacht nicht ein)» und «1000 und 1 Nacht» zunächst einzeln vorgestellt wurden, verbanden sich «Sternenhimmel» und Falcos «Rock Me Amadeus» geschickt miteinander. Mit diesem Stück, mit «Coldplay» und «Golden Swing Time» zeigten die Schwarzwälder, dass sie auch modernere Stücke meisterhaft interpretieren können. Und vor allem hatten sie auch Stücke mit Humor ausgewählt, der leichtfüssig und witzig daherkam. Sie sangen und pfiffen auch mal.

Musikverein Hedingen Zurzeit ist der Musikverein Hedingen in der dritten Klasse positioniert. Das soll sich aber ändern. Ziel ist, am 30. Juni anlässlich des Bezirksmusiktages in Hausen am Albis den Sprung in die zweite Klasse zu schaffen. Jürgen Röhrig ist ein Dirigent, der seine Musiker optimal fordert und fördert. Er diri-

giert sehr differenziert, souverän und hat immer mal wieder ein wertschätzendes Lächeln für seine Musiker. Mit den Stücken «Sweet Caroline», «African Groove», «Sir Duke», «Bella Ciao», «Zug um Zug», «Swing Flags Swing» und dem «Geburtstagsmarsch» für einen Gast zeigte der Musikverein Hedingen, wie breit die Palette der Musikstile für Blasmusik sein kann. Dabei bewiesen sie, dass sie locker und elegant mit anspruchsvollen Rhythmuswechseln und schnellen Läufen klarkommen. Als Solisten brillierten Hugo Lang und Monika Raschle mit ihren Posaunen. Hugo Lang ist es auch, der viel dazu beigetragen hat, den Kontakt zu den Rötenbachern über viele Jahre lebendig zu erhalten. Durchs Programm der Hedinger und durchs gemeinsame Programm begleitete die Klarinettistin Katja Krauer. Sie führte beispielsweise das Stück «Bella Ciao» sehr sympathisch ein, erzählte von dessen Herkunft als Lied der Arbeiterinnen auf den Reisfeldern und später der italienischen Partisanen. Man konnte das Kämpferische dieses Liedes nachempfinden. Eine Safari in Afrika mit Elefanten und Löwen ging im Kopfkino ab, wäh-

rend man den malerischen Klängen von «African Groove» lauschte. Gelungen war auch das gemeinsame Musizieren der beiden Vereine.

Vorbildfunktion für junge Menschen Ein solcher Anlass kann nur mit vielen Helfern realisiert werden, die bescheiden ihre Arbeit ohne Honorar erledigen. So beispielsweise Markus Jelk, der für den Verein jeweils professionelle Fotos macht. Bescheiden meinte er: «Das ist mein kleiner Beitrag, den ich für das Dorfleben leiste.» Genau diese Stimmung war am Wochenende in Hedingen spürbar: Unkompliziertes Engagement mit Herzlichkeit. Das Mitspielen in einem Musikverein bietet nicht nur die Möglichkeit, sich musikalisch weiterzuentwickeln, sondern auch Gemeinsamkeit zu erleben. Es wäre schön, würden sich vermehrt junge Leute engagieren. Am 21. Juni findet auf dem Dorfplatz in Zwillikon ein Konzert des Musikvereins Hedingen statt. Eine ideale Gelegenheit für Eltern, ihren Kindern die Freude am gemeinsamen Musizieren zu vermitteln und Jugendliche zu motivieren, in einer Musik mitzuspielen.

Biodiversität im Siedlungsraum Ottenbach Die Natur- und Landschaftsschutzkommission lud am Samstag zur Kick-off-Veranstaltung Schweizer Bevölkerung lebten in städtischen Gebieten, ihr Kontakt zur Natur gründe sich auf die Naturerlebnisse und -erfahrungen im Siedlungsraum, wo Mangel an Biodiversität herrsche, der aber nicht als Verlust erkannt würde. Dass Biodiversität zum Wohlbefinden und zur Lebensqualität der Menschen beitrage, sei unbestritten, dieser Effekt sei aber nur denjenigen zugänglich, die darum wüssten.

................................................... von christine häusermann Dass gut 70 Interessierte der Einladung der Natur- und Landschaftsschutzkommission folgten, erstaunt nicht, wenn man weiss, dass Ottenbach bereits seit 2006 ein Landschaftsentwicklungskonzept hat und diesem zahlreiche private Naturschutz-Initiativen vorausgegangen sind. Gemeindepräsidentin Gabriela Noser Fanger begrüsste die Zuhörerinnen und Zuhörer höchstpersönlich und machte damit deutlich, dass die Förderung der Artenvielfalt ein vordringliches Thema auf der Agenda des Gemeinderates ist. Susanna Forster, die Präsidentin der Natur- und Landschaftsschutzkommission NLK Ottenbach, zeigte anschliessend auf, dass die NLK die Artenvielfalt im Siedlungsraum mit zahlreichen Massnahmen fördern will. Sie dankte den Landwirten, die in den vergangenen Jahren die Biodiversität in der Landwirtschaftszone mit Hilfe des Vernetzungsprojektes vorangetrieben hätten. Nun sei es wichtig, dass auch im Siedlungsraum die Natur vernetzt würde. Sie präsentierte einen Ottenbacher Dorfplan, in welchem die wertvollen Standorte eingezeichnet sind: Die Naturschutzflächen, die Standorte der Natur- und Landschaftsschutzobjekte sowie die

Viel Wissen trifft auf wissbegierige Zuhörer

Dominique Schmuki (Mitte) erklärt die Vor- und Nachteile einer Bepflanzung hinsichtlich der Artenvielfalt. (Bild ch) biologisch bebaute Landwirtschaftsfläche. Ziel der NLK ist es, dass auch im Siedlungsgebiet die wertvollen Standorte erfasst, gefördert und vernetzt werden.

Die unbemerkte Hungersnot vor der Haustüre Anhand von Flugaufnahmen von Ottenbach zeigte Manuela di Giulio, Biologin mit Schwerpunkt Ökologie und

Zoologie, in ihrem Referat, die massive Landschaftsveränderung seit Beginn der 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Damals griffen Landwirtschafts- und Siedlungsraum ineinander, es gab keine Abgrenzung, die Felder waren viel kleiner, Einzelbäume und Hecken prägten das Bild. Die Landschaft veränderte sich immer schneller. Zwischen 1989 und 2016 ging die Biomasse an Fluginsekten in Naturschutzgebieten um 76 %

zurück. Eine Mauerseglerfamilie mit zwei Jungvögeln benötigt in einer Brutsaison ca. 500 000 bzw. ca. 1 kg Insekten. Die Gründe für den Rückgang der Brutvögel ist der Nahrungsmangel, Grünflächen verschwinden, die Gärten werden kleiner und naturfern gestaltet. Die Sensibilisierung der Menschen sei deshalb eine entscheidende Aufgabe, will man die Artenvielfalt fördern, denn rund 75 % der

Highlight der Veranstaltung war die Führung durch das Grün im Ottenbacher Siedlungsraum mit Landschaftsgärtner und Biodiversitätsexperte Dominique Schmuki, der sich seit 2018 in der NLK engagiert. Es war eine Herausforderung, die grosse Schar von Interessierten stimmlich zu erreichen, das Interesse war aber so gross und die Ausführungen zu den vielfältigen und ‹einfältigen› Bepflanzungen so interessant und einleuchtend, dass ihm die Aufmerksamkeit gewiss war. Beim abschliessenden Apéro mit spritzigem Holunderfizz und Kräuterbrot wurde angeregt diskutiert und die Wildpflanzen, die zum Verkauf angeboten wurden, fanden neue Gärtner, die damit den Insekten in ihrem Garten mehr Nahrung bieten.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.