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Bezirk Affoltern

Freitag, 10. Mai 2013

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Stalliker Erfinder: 50 Veloreifen pro Tag aufgepumpt Hanspeter Abegg und Gerhard Müller lösen ein alltägliches Problem Wer ein schweres Objekt verrücken will, hat damit zuweilen schon seine Probleme. Der Stalliker Hanspeter Abegg und Gerhard Müller von moveandpark.ch in Seewen SZ haben mit einer genialen Erfindung diesbezüglich Abhilfe geschaffen. Mit ihrem Hebe- und Schiebemechanismus lassen sich selbst Objekte von nahezu einer Tonne Gewicht leicht verrücken.

gen» war ihre Hebe- und Schiebevorrichtung eine von 67 Tüfteleien. Und sie fand sehr viel Beachtung, wie sich im Verlaufe der fünftägigen Messe zeigen sollte. «Unser Stand war dauerhaft sehr gut besucht und wir waren ständig daran, die Wirksamkeit unsere Erfindung vorzuführen», erzählt Hanspeter Abegg begeistert. Mit grossem Erstaunen nahmen die Standbesucher dabei wahr, wie der Stalliker und sein Kompagnon lediglich mit Hilfe einer Fahrradpumpe (und ihrer Entwicklung) riesige Blumentöpfe, die zu gut einem Drittel mit Beton gefüllt waren, oder einen Eisenträger von 180 kg Gewicht locker und leicht anheben, bequem verschieben und ebenso einfach wieder auf Niveau Null bringen konnten. Dabei haben die beiden allerdings sinnbildlich täglich gut und gerne rund 50 Fahrradreifen von Hand aufgepumpt.

................................................... von urs e. kneubühl Man kennt das – egal, ob man Hausbesitzer, Mieter, Gartengestalter, Umzugshelfer, Schrankhersteller oder sonst was ist: Schwere Möbelstücke, Blumentöpfe, Aquarien, Aktenschränke oder Pflanzkübel lassen sich, sind sie erst einmal gefüllt, kaum mehr von der Stelle bewegen. Eine Sackkarre kann nicht immer eingesetzt werden und zuweilen hinterlässt sie nach ihrem Einsatz beschädigende Spuren am Objekt. Mit einer einfachen, Hebe- und Schiebevorrichtung haben nun der Stalliker Hanspeter Abegg (57) und sein Kompagnon Gerhard Müller (57) diesen gordischen Knoten durchschlagen. Ihr Move-and-Park-System wird in den Boden des schweren Objekts versenkt. Mit einer handelsüblichen Fahrradpumpe (oder mit Druckluft) fährt man vier solide und 360° schwenkbare Kunststoffrollen aus, von denen jede locker 200 kg tragen kann. So lassen sich Behältnisse von fast einer Tonne Gewicht leicht anheben und verschieben. Mit ihrer Entwicklung reüssierten Abegg und Müller auf Anhieb an der diesjährigen internationalen Erfindermesse in Genf, ernteten viel Lob und die Goldmedaille.

Am Anfang stand eine alltägliche Knacknuss Geniale Erfindungen erfordern Zeit. Das ist offensichtlich auch mit dem Auffinden von befähigten Erfindern so, die eigentlich und grundsätzlich Kunstschaffende sind. Auf Anhieb jedenfalls (und selbst mit Navigationsgerät) stöbert man das Domizil der Firma moveandpark.ch an der Seewernstrasse 204 in Seewen SZ nicht auf. Die Denk- und Werkstätte von Hanspeter Abegg, der seit zwölf Jahren in Stallikon wohnhaft ist, und Gerhard Müller liegt fast ein bisschen versteckt in der hintersten Ecke eines Garagen-

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Wer steigt ein?

Ein ausgeklügeltes, mit einer normalen Velopumpe aufblasbares Luftkissen und vier solide und 360° schwenkbare Kunststoffrollen machen das Move-and-Park-System aus, das die beiden Erfinder Hanspeter Abegg (rechts) und Gerhard Müller hier präsentieren. (Bild Urs E. Kneubühl) komplexes: Halle 30. Hier haben die beiden Tüftler, die sich seit der gemeinsamen Schulzeit in der Gewerbeschule kennen, vor etwas mehr als einem halben Jahr gemeinsam an der Überwindung eines kniffligen Problems zu arbeiten begonnen. «Wir stellten uns damals der Aufgabe, für die Seeterrasse des Parkhotels Vitznau übergrosse Blumentöpfe, -tröge und Pflanzgefässe zu schaffen, die sich jederzeit leicht und dauerhaft verschieben lassen», erläutert Gerhard Müller. «Hier leisten die Mitarbeiter jeweils Schwerstarbeit, um für anstehende Reinigungsarbeiten die riesigen Blumenkübel zu verrücken. Handelsübliche Rollen, so zeigte sich jeweils nach relativ kurzer Zeit, genügen dazu nicht; sie halten den Witterungsbedin-

gungen und der Dauerbelastung nicht stand.» Die Idee zur Behebung des offensichtlichen und, dem Empfinden der Erfinder nach, bestbekannten Problems hatten die beiden noch auf der grossen Hotelterrasse, «aber wir stellten dann auch unvermittelt überrascht fest, dass es eine solch eigentlich einfache und dauerhafte Lösung bislang noch nicht gab.» Das bestätigte ihnen auch das Institut für geistiges Eigentum in Bern, in dessen Archiven dazu keinerlei Patente verzeichnet waren. Der Patentanwalt sorgte nun in einem ersten Schritt dafür, dass Hanspeter Abegg und Gerhard Müller für ihre Idee ein Jahr Nachahmerschutz erhielten. In diesen zwölf Monaten mussten

sie die Idee zur Reife bringen und einen Prototypen öffentlich präsentieren. Umgehend machten sie sich also daran, das «Ei des Kolumbus» zu suchen, was noch ein ganzes Stück Arbeit verlangte. Es waren zahlreiche Fragen zu beantworten, Konstruktionen zu entwickeln und Zulieferer zu finden, die bereit waren, an der Herstellung eines Prototypen mitzuwirken. Schliesslich, nach fünf Monaten Hirn- und Handarbeit mit energischen wie unkonventionellen Mitteln, schafften es die beiden Tüftler an der diesjährigen internationalen Erfindermesse in Genf präsent zu sein. Einer unter insgesamt 724 findigen Ausstellern aus aller Welt waren sie, in der Kategorie «mechanische Entwicklun-

Für ihren versenkbaren Hebemechanismus auf Rollen gab es in Genf nicht nur viel Beachtung, sondern auch grosses Lob und schliesslich die goldene Medaille. Klar, dass Abegg und Müller darauf besonders stolz sind, aber die ganze Arbeit ist damit (noch) nicht getan. In ihrer Werkstatt können sie ihre praktische Alltagshilfe nicht in Serie produzieren – zu zweien sowieso nicht. Deshalb sind sie nun eifrig daran, Partner zu finden, die ihre Erfindung oder Teile davon serienmässig herstellen, auch solche, welche den äusserst praktischen Hebe- und Schiebemechanismus ebenso in ihre schweren Werkstücke einbauen wollen ... «Wir sind diesbezüglich offen», sagt Hanspeter Abegg. «Es können sich Zulieferer, Hersteller, Lizenznehmer, Nutzer oder auch Investoren bei uns melden. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Partnern dafür zu sorgen dass unser Move-and-Park-System baldmöglichst Abhilfe für ein alltägliches Problem schaffen kann.» Ihre Hände – und ihre Hirne – wollen die beiden Tüftler aber zukünftig nicht einfach in den Schoss legen. Denn eigentlich sind sie ja Objektkünstler, die zwischendurch mit Erfindungen auch Probleme lösen. Diesbezüglich haben sie auch schon wieder etwas Neues im Köcher. «Wir bleiben am Ball», versprechen sie jedenfalls. moveandpark.ch. Die kreative Werkstatt. Seewernstrasse 204, Halle 30, 6423 Seewen SZ, Telefon 079 420 14 34, www.moveandpark.ch, info@moveandpark.ch.


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