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Bezirk Affoltern

Dienstag, 31. Januar 2012

Als Hebamme im Einsatz in Laos Asien hat die Ämtlerin Tiziana Suter schon immer fasziniert Das «Swiss Laos Hospital Project» in Laos erleichtert vielen Müttern und Kindern das Überleben unter schwierigen Bedingungen. Die Ämtler Hebamme Tiziana Suter engagierte sich vor dem Schritt in die berufliche Selbstständigkeit zwei Monate für dieses Projekt. ................................................... von regula zellweger Manche Menschen haben bereits in jungen Jahren eine Leidenschaft für fremde Kulturen, die prägend auf das Lebenskonzept und die Lebensgestaltung wirken. So bereiste Tiziana Suter Meraviglia schon mit Zwanzig Indien. Später folgten unzählige Reisen nach Asien, beispielsweise auch als Reiseleiterin nach Goa, Indien. Manche Menschen haben lebenslänglich eine grosse Leidenschaft für ihren Beruf. Tiziana Suter ist mit Leib und Seele Hebamme, sie wollte nie etwas anderes und wird in Zukunft als freischaffende Hebamme tätig sein. Nach dem Austritt aus einer Festanstellung und vor dem definitiven Schritt in die berufliche Selbstständigkeit kombinierte die Hebamme ihre beiden Leidenschaften, indem sie für zwei Monate im Rahmen des «Swiss Laos Hospital Project» in Laos arbeitete und während eines Monats das Land bereiste.

Swiss Laos Hospital Projekt Laos ist eines der ärmsten Länder der Welt – die Folgen tragen vor allem die Schwächsten: Mütter und ihre Kinder. Laotinnen gebären durchschnittlich sechs bis sieben Kinder. Die Mutterund Kindersterblichkeit ist noch immer um ein Vielfaches höher als in der Schweiz. Gründe sind hauptsächlich die mangelnde Hygiene und die fehlende medizinische Versorgung. Auf 5000 Einwohner kommt ein einziger, meist schlecht ausgebildeter Arzt. Medizintechnische Apparate sind rar oder fehlen ganz, ebenso Möglichkeiten von differenzierten Laboruntersuchungen. Das Swiss Laos Hospital Project ist eine Initiative, die sich seit dem Jahr 2000 für die Verbesserung der medizinischen Versorgung von Müttern und Kindern in Laos einsetzt. Dazu gehört nicht nur die spendenfinanzierte Ausstattung von Krankenhäusern mit medizinisch notwendiger Technik und Geräten, sondern vor allem die Ausbildung des Personals vor Ort. Denn ohne das nötige Know-how nützt die beste Ausrüstung nichts. Die Mitglieder, meist Ärzte,

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Hebammen und Pflegefachpersonen, setzten regelmässig ihre Ferien ein, um sich in Laos ehrenamtlich als Ausbilder und medizinische Fachpersonen zu engagieren.

Asien kennen und lieben Tiziana Suter meint: «Man muss Asien kennen und mögen, um in einem solchen Projekt gern und erfolgreich arbeiten zu können.» Denn um Patientinnen medizinisch zu betreuen und Hebammen westliches Wissen und Können zu vermitteln, muss man die kulturellen Gegebenheiten respektieren. «Mit unseren Werten können wir manche Dinge nicht verstehen. So verhinderte ein junger Vater die Überweisung seines neugeborenen Babys von Phonsavan in die Landeshauptstadt für einen lebenswichtigen Eingriff, weil für Mutter und Kind ein Flugticket organisiert war, er aber mit dem Bus hätte fahren müssen. Machtlos musste das Team trotz aller Vorbereitung für eine Notfalloperation in Vientiane zuschauen, wie die Familie mit dem Baby heimwärts fuhr – ein Todesurteil für das Kleine.» Laoten glauben, ein gestorbenes Kind würde von jemandem in der Sippe wieder geboren. Dieses traurige Beispiel ist aber eine Ausnahme. Viele Leben von Müttern und Kindern können gerettet werden mithilfe gezielter Ausbildung und gespendeten medizinischen Geräten. Tiziana Suter bewundert die sanften laotischen Frauen, die stark sind und ihr Schicksal klaglos annehmen.

Didaktik anpassen Wie in Schweizer Spitälern herrschen auch in Laos Hierarchien. Hebammen haben einen anderen Stellenwert als Ärzte. Tiziana Suter hat als Berufsschullehrerin eine Ausbildung als Erwachsenenbildnerin, doch in Laos passt sie die Didaktik und Methodik an. Sie weiss, dass Gesichtsverlust unbedingt vermieden werden muss, sie wiederholt geduldig Erklärungen. Sie visualisiert viel, erzählt Metaphern, integriert spielerische Elemente und Bewegung und lacht viel mit den Hebammen. «Meine Hebammen finden es ganz toll, im spielerischen Wettbewerb mit einer Schweizer Schokolade belohnt zu werden.» Tiziana Suter ist überzeugt: «Es gilt, die Menschen einfach an der Hand zu nehmen und alles ganz praktisch zu zeigen.»

Im Dienst der Mütter So lehrt sie die Hebammen, welche Gebärpositionen eingenommen werden können. Sie zeigt auf, welche An-

Für Hebamme Tiziana Suter ist jedes Neugeborene ein Wunder. (Bilder zvg.) zeichen auf Probleme hinweisen, die den Einsatz einer Ärztin nötig machen. Hygiene ist ein grosses Anliegen, kann aber nicht immer umgesetzt werden: Die Spitalkatze beispielsweise bringt ihre Jungen immer im gleichen Wäscheschrank zur Welt. Tiziana Suter unterstützt die jungen Mütter beim ersten Stillen. «Das Kind wird den Müttern oft nach der Geburt gar nicht gezeigt, sondern sofort, wenn es eng eingepackt ist, der wartenden Sippe gereicht. Ich sorge dafür, wann immer möglich, dass die Mütter Hautkontakt mit ihrem neugeborenen Kind haben kann. Doch noch sind wir weit vom bei uns üblichen Bonding, Bindung stiftenden Kontakt von Mutter und Kind, entfernt. Sanfte Geburtshilfe ist noch kaum ein The-

ma.» Das Überleben von Mutter und Kind steht stets im Vordergrund.

Technik und Geräte Es genügt nicht, medizintechnische Apparaturen und Geräte wie Isoletten oder Ultraschall ins Land zu bringen. Die Kontinuität, Schulungen und das Lernen der englischen Sprache sind Voraussetzung, dass die Spenden voll genutzt werden können. Das Swiss Laos Hospital Project wächst. Persönlichkeiten wie Lorenz Keiser setzen sich öffentlich ein, viele Schweizerinnen und Schweizer agieren im Hintergrund als Spender von Geld und medizinischen Geräten, andere mit einem Einsatz vor Ort in Laos.

Eine längere Landesabwesenheit wird für Tiziana Suter als freischaffende Hebamme in den nächsten Jahren kaum mehr möglich sein, deshalb hat sie den Traum von einem mehrwöchigen Einsatz als Hebamme in Asien jetzt realisiert und Laos bereist. Tief berührt hat sie die Tatsache, dass in Laos noch immer viele Minen aus dem Krieg in den Feldern versteckt sind. Minenunfälle sind an der Tagesordnung. Dass es so viele verletzte Menschen gibt, beschäftigt sie. «Ich werde auf alle Fälle immer wieder hingehen», sagt sie überzeugt Infos: www.swisslaos.ch, Spendenkonto: Credit Suisse, 8070 Zürich, 4835 860287-11, IBAN CH57 0483 5086, 0287 1100 0, PC 80-500-4, BIC/SWIFR, CRESCHZZ80A. Benefizveranstaltung mit Lorenz Keiser: 22. März 2012, Theater im Seefeld, Zürich.


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