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GREEN FLEET Kyburz Switzerland AG

Martin Kyburz nimmt in der Produktionsstätte in Freienstein (ZH) Platz auf dem DXP.

Ein Schweizer elektrisiert die Welt Die dreirädrigen E-Postzustellfahrzeuge der Firma Kyburz aus Freienstein (ZH) sind mittlerweile weltbekannt. Die bewegte Historie des Schweizer Familienunternehmens mit über 150 Mitarbeitenden dürfte hingegen den wenigsten geläufig sein. aboutFLEET besuchte den Firmengründer und Visionär Martin Kyburz. Text: Rafael Künzle

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chen», sagt Kyburz und fügt an: «Von einem Businessplan hatte ich damals ohnehin keine Ahnung.» Von Elektromobilität aber sehr wohl, und so baute er wenig später sein erstes E-Trottinett. «1500 Franken hätte ich dafür verlangen müssen, für mich damals unvorstellbar, dass eines Tages jemand für eine Spielerei so viel Geld ausgeben würde», erklärt Kyburz. Das E-Trottinett wird zu den Akten gelegt, später sollten sich andere damit eine goldene Nase verdienen. Als 1993 sein damaliger Schwiegervater, ein passionierter Golfspieler, beim Segelfliegen abstürzte und in der Folge an einer Gehbehinderung litt, baute Kyburz kurzerhand einen massgeschneiderten Golfcaddy, womit der damalige Schwiegervater aufs

uto-Salon Genf 1992: Elektrofahrzeuge sind etwas für Spinner, allenfalls Träumer oder bestenfalls Visionäre – und werden belächelt. So ergeht es auch «Cheetah», dem Elektrodreirad von Martin Kyburz, Marke Eigenbau. Entstanden während der Freizeit des damals 26-Jährigen und ins Leben gerufen, um an der «Tour de Sol» teilzunehmen. Das tat der rollende Gepard: 130 km/h schnell, mit einer Reichweite von 150 km. Werte die sich Anfang der 90erJahre sehen lassen können. Am Auto-Salon Genf wird «Cheetah» aber meist übersehen – oder als skurriler Mix aus Fahrrad und Auto abgetan. Der damalige VW-Geschäftsführer erkannte jedoch das Potenzial des jungen Zürchers und hätte das ein Jahr zuvor

gegründete Start-up-Unternehmen wohl in den Wolfsburger Grosskonzern einverleibt. Wäre da nicht Martin Kyburz. Der gelernte Polymechaniker und studierte Elektroingenieur wusste damals noch nicht genau, was er wollte. Aber zumindest, was er nicht wollte: zurück in einen Grossbetrieb und eine Nummer von vielen sein, die nicht über den Tellerrand blicken soll.

Cheetah, das Gesellenstück von Martin Kyburz.

Über 150 Mitarbeitende fertigen in der alten Spinnerei in Freienstein (ZH) die Kyburz-E-Fahrzeuge.

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«Die Golf-Szene ist nicht meine Welt» Kyburz lehnte das VW-Angebot ab, wie auch die vereinzelten Kaufanfragen. Mit 1500 investierten Arbeitsstunden war «Cheetah» ohnehin praktisch unbezahlbar. «Zudem wollte ich sie ja gar nicht verkaufen, sondern lediglich der Öffentlichkeit zugänglich ma-


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