
WIRTSCHAFTSFAKTOR MENSCH.

Knapp sechs Meter Pegelstand der Elbe bei Tangermünde Mitte Februar, als dieses Foto entstand. Die großen Flusskreuzfahrt-Schiffe liegen im Hafen vor der Stadtmauer vor Anker, dürfen nicht mehr auslaufen, während sich Lastschiffe nach wie vor durch die alte Fahrrinne gegen die Strömung kämpfen. Das Flusswasser drückt bis an die historische Stadtmauer.
In Tangermünde kennt man sich seit Jahrhunderten mit den Hochwasserunbilden aus. Aus jüngster Vergangenheit ist das Hochwasser von 2013 noch in guter Erinnerung. Damals mit reichlich acht Meter Pegelstand erreichten die Wellen sogar den Fuß der alten Stadtmauer. Seit einigen Wochen haben nun Elbe und Tanger, dort, wo unterhalb des Schlosses die schmale Tanger in die gewaltige Elbe fließt, sich mit ihren Wassern zurückgezogen. Es ist wieder Platz für die Spaziergänger, die die romantische Kulisse der mittelalterlichen Stadt genießen möchten.
Immer wieder werde ich, meist mit einem hintergründigen Lächeln, gefragt: „Na, wieviel ChatGPT steckt in der neuen Ausgabe?“ „Nichts“, ist die wahre kurze Antwort.
Der Gedanke hinter der Frage ist aber ein ganz anderer, und der bewegt viele Menschen. Kann die Künstliche Intelligenz, ChatGPT ist da nur ein Beispiel, den Menschen in der Arbeitswelt ersetzen? Es ist die Ungewissheit, die Angst, den eigenen Arbeitsplatz dank der Digitalisierung abzuschaffen.
Das war auch der Grund, weshalb diese Ausgabe sich mit dem Thema „Wirtschaftsfaktor Mensch“ auseinandersetzt. Wir haben dazu etliche Unternehmen besucht und nachgefragt, welche Bedeutung angesichts Bürokratie, Automatisierung, Digitalisierung, Fachkräftemangel und etlicher weiterer Probleme die Arbeitsatmosphäre, der Führungsstil, kurz der Wirtschaftsfaktor Mensch hat.
Festzustellen war, dass ein Umdenken in den Unternehmen stattgefunden hat. „Ich stelle einen Mitarbeiter an seinen Platz und sage ihm, was er zu tun hat, das reicht.“ Auf so etwas sind wir kaum noch gestoßen. Vielmehr, dass genau darauf geachtet wird, dass die Erfüllung der Aufgaben befriedigt, dass man einen Sinn in seiner Tätigkeit sieht. Hinzu kommt, sich im Betrieb wohlzufühlen und sich im Kreis der Kollegen gut einzufügen. Die Gestaltung der Arbeitsbedingungen ist ein Thema, der Gesundheitsschutz und -prävention. Wir haben einen Arbeitnehmermarkt, hieß es aus der Agentur für Arbeit, und das sorge auch dafür, dass man
sich viel mehr um das Umfeld der Mitarbeiter kümmere. Natürlich ist Geld wichtig, wer wollte das bestreiten, aber gerade für jüngere Arbeitnehmer häufig nicht mehr das Wichtigste. Das ist auch der Grund, weshalb der Wirtschaftsfaktor Mensch eine völlig neue Bedeutung bekommt. Wer motiviert ist, sich in seiner Umgebung wohlfühlt und Sinnhaftigkeit in seiner Tätigkeit erlebt, der leistet mehr. In unserem Titel sind dazu Zahlen von Erhebungen genannt, die aufhorchen lassen. Kurz: Es lohnt sich, in den Faktor Mensch zu investieren.
Und die Digitalisierung? Macht sie das alles nicht überflüssig?
Nein, im Gegenteil. Die Angstnachrichten, dass jeder zweite seinen Arbeitsplatz verlieren werde, haben sich trotz fortschreitender Automatisierung und Digitalisierung nicht bewahrheitet. Im Gegenteil. Heute arbeiten in Deutschland so viele Menschen, wie nie zuvor in den letzten Jahrzehnten. Auch die Künstliche Intelligenz wird daran nichts ändern. Das alles sind Werkzeuge, die Vieles erleichtern, schneller und besser machen als Menschen, aber ersetzen können sie diese nicht.
Das gilt zum Glück auch für ChatGPT und diese Ausgabe. Garantiert KI-frei.
Viel Spaß beim Lesen wünscht …
Rolf-Dietmar
Schmidt Chefredakteur und Herausgeber
Rolf-Dietmar Schmidt
Chefredakteur und Herausgeber
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Rolf-Dietmar Schmidt
Foto des Monats
Leinen los für die Bootsmesse
Ausbildungsmesse in Salzwedel 09 Herzkissen der ÖSA
Aus Beckendorf nach Australien
Was macht das mit Kindern?
Leserbriefe/Sonstiges 6
Kolumne: Winke, winke, Pinke, Pinke 7
SACHSEN-ANHALT AKTUELL
Andreas Dieckmann Vizepäsident des Handwerkstages
aus der Fensterfront
TITELTHEMA
Der Mensch bleibt wichtigster Wirtschaftsfaktor
Schmerzmedizin als eigene Fachrichtung 12
WIRTSCHAFT
in Tangermünde
Agentur für Arbeit: Beste Chancen für den Traumberuf 14 Novo-Tech: Ein Mann der Tat und auch der Worte
Kreative Köpfe bei Feuerwehren gesucht
Minijob-Manager für Arbeitgeber
LANDWIRTSCHAFT
16
18
20
Azubi-Farmer von Beckendorf nach Australien 22
NATUR UND UMWELT
Streicheln macht Schweine glücklich
Dienst –zu groß und zu teuer?
Westen – Nicht das Maß
aspekt, Februar 2024
Bioplastik aus Apfelsaft-Abfällen
Verzicht auf Plastik
Es ist ein durchaus löblicher, aber falscher Ansatz, Bioplastik aus Apfelsaft-Abfällen herzustellen. Das Problem ist nämlich, dass den Menschen eingeredet wird, dank Recycling sei das für die Umwelt kein Problem. Fakt ist aber, dass so viel Plastik in so unterschiedlicher Zusammensetzung produziert wird, dass wirtschaftliches Recycling gar nicht möglich ist. Hinzu kommt, dass von Jahr zu Jahr immer mehr an Millionen Tonnen Plastik produziert wird. Selbst eine einwandfrei funktionierende Recyclingindustrie könnte es gar nicht mehr schaffen, solche Mengen aufzuarbeiten.
Die Folge: Es wird verbrannt oder landet im Meer. Den Tieren, die daran verenden, ist es egal, ob die Plastik einst aus Apfelabfällen oder Erdöl hergestellt wurde.
Es gibt nur eine Möglichkeit: Verzicht auf Plastik, wo immer es geht.
Carola Weißgerber, Magdeburg
aspekt, Februar 2024 Öl treibt nach wie vor das Wirtschaftswachstum
Eigentlich kaum zu glauben: Da kämpfen wir um jede Tonne CO2-Einsparung und dann liest man, dass Erdöl der Stoff ist, der die Wirtschaft wie nichts anderes antreibt. Wir steuern haltlos auf die Klimakatastrophe zu, und Exxon Mobile entdeckt vor der Küste Südamerikas riesige Vorkommen, die auch gefördert werden sollen.
Im letzten Jahr wurde in der Welt mehr Öl aus der Erde geholt, als je zuvor. Wie soll ich als Lehrer einem Schüler vermitteln, dass es sinnvoll ist, sparsam mit Energie umzugehen, wenn solche Meldungen auch noch als Erfolg gewertet werden?
Kai Solchauer, Halle/Saale
Kaum sind die ersten Sonnenstrahlen unterwegs, beeilen sich die frühen Blüher ihre Köpfchen aus der Erde zu strecken. Johanna Strautner aus Salzwedel beeilte sich, den aspektLesern ihren Krokus-Frühlingsgruß zu schicken. Vielen Dank.
Anmerkung der Red.: Wir wollten das nicht als Erfolgsmeldung mitteilen, sondern als rein sachliche Information und verweisen auf die Harten Fakten (Seite 26).
aspekt, Februar 2024
Ultraviolette Strahlen statt Antibiotika
Nachfrage versprochen
UV-Strahlung zum Abtöten von Viren sind ja spätestens seit Corona kein Geheimnis mehr, wurden sogar an Schulen eingesetzt und in Flugzeugen ebenso. Bei der Massentierzucht und Antibiotika geht es aber vor allem um bakteriell verursachte Krankheiten. Da dürfte die UV-Strahlung nicht viel bewirken, oder irre ich mich da? Was anderes ist die Vogelgrippe, die ja auch in dem Beitrag erwähnt wird. Das Ziel soll aber die Reduktion von Antibiotika sein. Ist da nicht ein Widerspruch in sich. Vielleicht sollten sie nochmal nachfragen. Veronika Winter, Köthen
aspekt, Februar 2024
Billig Benzin wichtiger als Klimaschutz
Umgehauen
Die Nachricht, dass die USA seit Jahren der größte Erdölförderer der Welt sind, hat mich umgehauen. Bislang war ich der Meinung, dass Saudi-Arabien oder ein anderer Staat der arabischen Halbinsel die Spitze halten. Da stellt sich der amerikanische Präsident Biden auf internationalen Konferenzen hin und tönt lauthals, wie wichtig der Klimaschutz ist. Gleichzeitig wird via Fracking Erdöl und Erdgas gefördert, was das Zeug hält. Und da geben sich deutsche Ingenieure und Wissenschaftler her, anzumahnen, dass man auch im erzgebirgischen Schiefergestein gute Ausbeute machen könnte. Ich kann über so viele Lügen und Scheinmoral nicht mal mehr den Kopf schütteln. Ferdinand Hülsch, Stendal
Hand auf´s Herz: Wer hört bei den Themen Finanz- oder Wirtschaftskrise noch hin?
Die meisten blättern mit leichtem Stöhnen über diese Themen hinweg. Wen wundert´s.
Es scheint so, als sei alles gesagt und gehört.
Und doch. Eine Branche gibt es, über die bislang kaum gesprochen wurde. Alle möglichen Experten haben alle möglichen Prognosen abgegeben. Nur die Geldfälscher, eine äußerst sensible Branche und durchweg von Experten besetzt, die hat bislang niemand gefragt. Das kann daran liegen, dass sie etwas scheu mit der Öffentlichkeit umgehen. Blickt man aber genau in die Statistik, dann kann man schon eine ganze Menge von deren Expertenwissen erfahren. Nach einer Mitteilung der Bundesbank wurden 2023 in Deutschland rund 56 600 gefälschte Euro-Banknoten mit einem Nennwert von 5,1 Millionen Euro aus dem Verkehr gezogen. Die Zahl der Fälschungen stieg damit um 28,2 Prozent im Jahresvergleich.
Mit anderen Worten: Im Gegensatz zu den Jahren zuvor ist das Vertrauen der Geldfälscher in die europäische Währung deutlich gestiegen. Andrerseits: Irgendwie mussten ja die drastische Inflation und die hohen Energiekosten ausgeglichen werden. Beides hatte auch den Falschmünzern zu Schaffen gemacht.
Nun ist das mit den Falschmünzern so eine Sache, denn um Kleingeld geht es in der Regel nicht. Da hat doch kürzlich ein Professor der Wirtschaftswissenschaften erklärt, dass es drei Arten von Geldfälschung gebe.
Die Erste sei die in den Staatsdruckereien mit gesetzlicher Zertifizierung, aber ohne Deckung durch wirtschaftli-
che Leistung. Das nenne man Aufblähung der Geldmenge.
Die Zweite sitze in großen Glaspalästen, druckt nicht, sondern drückt Computertasten. Auf wundersame Weise vermehrt sich dabei die Geldmenge, die eigentlich gar nicht vorhanden ist. Das seien die gefährlichsten Geldfälscher.
Die dritte Gruppe, von der hier die Rede ist, das sind die lichtscheuen Jungs oder Mädchen, die in noch richtiger Handarbeit „Blüten“ produzieren. Und von denen trauen sich immer mehr, in den Euro zu investieren. Waren es vor wenigen Jahren noch im Schnitt so um die drei Millionen Euro, die Jahr für Jahr aus dem Verkehr gezogen wurden, so sind es aktuell immerhin fünf Millionen.
Nun werden sicher nicht alle Blüten entdeckt. Aber wichtig ist: Jeder Euro, ob falsch oder echt, der nicht auf den Markt gelangt, ist ganz klar eine Stabilisierung der Geldwirtschaft. Daran sollten sich die Fälscher der Kategorien 1 und 2 ein Beispiel nehmen.
Auch die Wertstückelung sagt einiges darüber aus, wie man den Bestand in den Geldbörsen der Euro-Europäer einschätzt. Besonders stark zurückgegangen sind die Fälschungen der Fünfund Zehn-Euro-Banknoten, die so um die 13 bis 14 Prozent eingebrochen sind. Die Fünfziger und Hunderter haben bis zu 30 Prozent gut zugelegt. Spitzenreiter sind allerdings die 200er mit 260 Prozent plus, und selbst die offiziell aus dem Verkehr gezogenen 500-EuroScheine schwangen sich auf 167 Prozent empor.
Wie sehr sich Falschmünzer, und an dieser Stelle stimmt das Wort dann wieder, um die Kleinstverdiener kümmern, wird an den heimlich geprägten Geldstücken deutlich. Im Jahr 2023 wurden rund 115 900 gefälschte Münzen nachgewiesen, im Vorjahr waren es rund 73 400. Es gab einen deutlichen Anstieg falscher 2-Euro-Münzen. Das ist auch logisch ist, denn der Aufwand für einen Euro ist fast genauso hoch, und schließlich muss man ja auch an die gestiegenen Metallpreise denken.
Verwunderlich ist das alles nicht. Offenbar sind die europäischen Gelddruckereien so aktiv, dass die Fälscher bei der Papierflut an Scheinen nicht abseitsstehen wollen. Außerdem drohen die Zentralbanken mit dem Digitalen Euro. Da müssen auch die „Notenkünstler“ mit der Zeit gehen. Statt der „harten Währung“ brechen da eher harte Zeiten für diese Branche an.
„Leinen los!“ in Magdeburg: Mit der „MAGDEBOOT“ findet die größte Messe für Boote und Wassersport vom 8. bis 10. März 2024 zum 23. Mal statt. Sie bietet die ganze Vielfalt an Motorbooten, Segelbooten und Elektrobooten, Kanus und Schlauchbooten mit allen Trends und Neuheiten in den Messehallen der Landeshauptstadt.
Ganz neu lädt in diesem Jahr die Wasser- und Funsport-Area mit vielen Angeboten zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Geöffnet ist an allen drei Messetagen von 10 bis 18 Uhr.
Auch in Sachsen-Anhalt wollen immer mehr Menschen reizvolle Landschaften bequem per E-Bike erfahren und dabei mit dem Smartphone navigieren. Das funktioniert gut, solange der Akku hält oder eine Ladestation in der Nähe ist. Doch gerade in beliebten Ausflugszielen wie Freizeit- oder Naturparks gibt es nur selten Stromleitungen, die ein problemloses Laden ermöglichen. Die Lösung kommt jetzt von der Hochschule Magdeburg-Stendal. In einem Projekt hat ein Team des Instituts für Elektrotechnik unter Leitung von Professor Przemyslaw Komarnicki einen neuartigen „Energy Hub“ entwi-
Handwerkstagspräsident Uwe Runge (l.) gratuliert Andreas Dieckmann zur Wahl als Vizepräsident, im Hintergrund die weiteren Vizepräsidenten Hans-Jörg Schuster (v.l.), Thomas Keindorf und Peter Nitschke.
Bei der Tagung des Handwerkstags Sachsen-Anhalt am 15. Februar in Magdeburg ist Andreas Dieckmann, Präsident der Handwerkskammer Magdeburg, zum Vizepräsidenten des Handwerkstags gewählt worden. Die Wahl in der laufenden Wahlperiode war wegen des Präsidentenwechsels bei der Handwerkskammer Magdeburg im Herbst 2023 erforderlich.
Präsident des Handwerkstags ist seit Dezember 2022 Uwe Runge. Vizepräsidenten sind außerdem Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle, Peter Nitschke, Präsident des Baugewerbeverbandes sowie Hans-Jörg Schuster, Präsident des Gesamtverbandes Handwerk.
ckelt. Der erste seiner Art wurde von Energieminister Armin Willingmann und Rektorin Manuela Schwartz in Mensa-Nähe eingeweiht. Der „Energy Hub“ ist eine dezentrale, autarke Lösung für Ladeinfrastruktur an schwer zugänglichen Netzstandorten. Er vereint regenerative Stromerzeugung aus Photovoltaik mit passenden Energiewandlern und einem Batteriespeicher zur Überbrückung sonnenarmer Zeiten. Auf dem Magdeburger Campus wurden
zwölf Solarmodule mit einer Gesamtleistung von gut 5,3 Kilowatt-Peak, eine Wasserstoff-Brennstoffzelle mit einer Ausgangsleistung von 125 Watt sowie ein Speicher mit einer Kapazität von rund zehn Kilowattstunden verbaut. Geladen werden können E-Bikes, E-Roller und mobile Endgeräte über vier Steckdosen und acht USB-Anschlüsse.
Mit 50 „Herzkissen“ machten sich Mitarbeiterinnen der ÖSA Versicherungen Sachsen-Anhalt auf den Weg in die Universitätsfrauenklinik und ins Klinikum Magdeburg in Olvenstedt. Mit viel Herzblut haben Sabine Maihold, Gleichstellungsbeauftragte, Marketingmitarbeiterin Angela Lauenroth, Doreen Mädicke und Ina Thon in ihrer Freizeit die Kissen genäht, um Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, zu helfen. Mit großer Freude nahmen im UniversitätsKlinikum Magdeburg Professor Dr. Atanas Ignatov und sein Team die schmerzlindernden Kissen für frisch operierte Brustkrebs-Patientinnen entgegen. Die ÖSA beteiligt sich bereits zum 4. Mal am „Herzkissen-Projekt“ der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft.
Das Magdeburger Theaterjahr 2023 war überaus erfolgreich. Etwa 165 000 Zuschauer besuchten die 942 Vorstellungen. Das entspricht einer Auslastung von über 82 Prozent, und es wurden Einnahmen von mehr als drei Millionen Euro erwirtschaftet.
2023 feierte das Theater Magdeburg 24 nahezu ausverkaufte Premieren im Opern- und Schauspielhaus. Die Sparte Musiktheater spielte neun Premieren, wie die fast restlos ausverkaufte Premiere von „Eugen Onegin“, die anschließend an das größte Theater Italiens in Palermo reiste. Absoluter Publikumsliebling war das vollständig ausver-
kaufte Musical „Evita“, das DomplatzOpenAir „Catch Me If You Can“ lockte insgesamt 22 765 Zuschauer nach Magdeburg.
Zu den 12 Schauspielpremieren gehört auch die beliebte Tradition des Weihnachtsmärchens. „Das Gespenst von Magdebu-huuu“ sahen fast 16 000 Kinder und ihre Familien. Die nahezu immer ausverkaufte Stückentwicklung „Sex und Kartoffeln“ wurde nur übertroffen von „Nebenan“. Ganze 36 Konzerte spielte die Magdeburgische Philharmonie. Dazu zählen die ausverkauften Neujahrs- und Gedenkkonzerte ebenso wie die von mehr als 9000
Es ist wieder soweit! Das Internationale Chorfest Magdeburg rückt vom 11. bis 15. September 2024 den Chorgesang in den Mittelpunkt. Neben dem Internationalen Chorwettbewerb, den der Verein Interkultur e.V. ausrichtet, wird es ein abwechslungsreiches Konzertprogramm im gesamten Stadtgebiet geben. Unter dem Motto „Neue Wege finden – Finding new ways“ sind bewährte Formate wie Freundschaftskonzerte, das chorsinfonische Konzert und die „Lange Nacht der Chöre“, aber auch neue Events wie „Sing‘n‘Drink“, „Evening Song“ und ein interaktives Familienkonzert in Planung. Besonderer Fokus liegt auf der generationenübergreifenden und interkulturellen Begegnung der Chöre. Ein außergewöhnliches Highlight für alle teilnehmenden Chöre ist die Chor-Party im Anschluss an die lange Nacht der Chöre am Samstag, den 14. September 2024. Chöre können sich
Menschen besuchten Sinfoniekonzerte. Große Erfolge feierte auch die Ballettsparte: So verzeichneten „Was ihr wollt“ erreichte eine Auslastung von rund 99 Prozent und das Märchenballett „Schneewittchen“ besuchten über 6000 Besucher.
bis zum 29. April für eine Teilnahme an einem oder mehreren Programmpunkten beim Chorfestteam anmelden. Die Teilnahme an diesen Formaten ist kostenfrei.
Wichtiger Höhepunkt ist das chorsinfonische Konzert am 13. September im Magdeburger Dom. In den großen Projektchor kann man ebenfalls noch einsteigen, gesucht werden hier vor allem Männerstimmen!
Anmeldung sind online möglich unter www.chorfest-magdeburg.de. Auf der Website des Chorfestes ist außerdem ein kurzer Programmüberblick zu finden. Regionale Chöre können zudem kostenfrei am Internationalen Chorwettbewerb teilnehmen. Die Anmeldung hierzu wird erbeten unter www.interkultur.com/de/ events/2024/magdeburg/
Maschinen helfen bei der Arbeit, Künstliche Intelligenz unterstützt uns im Alltag – und wir selbst? Sind wir wieder mehr als Menschen gefragt? Viele fürchten die Automatisierung aus Angst, ihre Arbeitsplätze an Maschinen zu verlieren. Gleichzeitig kämpfen Unternehmen händeringend um Mitarbeiter. Wie passt das zusammen? Wie sehr verändert der technische Fortschritt die Welt? Und was wird aus dem Wirtschaftsfaktor Mensch?
Was war das für ein Gefühl, als nach der Corona-Pandemie wieder die ersten Besprechungen in der Firma von Angesicht zu Angesicht stattfanden, die ersten Begegnungen in Gaststätten und Cafés an einem Tisch mit anderen wieder mit einem Handschlag begannen? Überall konnte man hören, dass die Mensch-Mensch-Beziehung unverzichtbar sei, dass man froh sei, nicht mehr nur per Bildschirm und Mikrofon miteinander zu sprechen.
Und dennoch fand ein Umdenken statt. Homeoffice hat sich etabliert, Konferenzen, an denen viele teilnehmen, die aus großen Entfernungen anreisen müssten, finden virtuell statt, was auf große Zustimmung trifft. Es gibt also auch Vorteile, Kommunikation auch auf digitalen Wegen stattfinden zu lassen. Die richtige Balance macht es. Politiker, übrigens auch Journalisten, bevorzugen bei wichtigen Treffen die sogenannte Präsenzveranstaltung. Der Grund ist ganz einfach. Viele wichtige Informationen oder Übereinkommen werden nicht im großen Saal oder am Konferenztisch erreicht, sondern beim Pausengespräch im Nebenraum. Dagegen sind technisch präferierte Gespräche, bei denen auch Zeichnungen oder virtuelle Darstellungen benötigt werden, durchaus für virtuelle Veranstaltungen geeignet.
Die Mensch-zu-Mensch-Beziehung ist also ein Faktor, der für das Gesellschaftsleben ebenso wichtig ist, wie für die Welt der Arbeit als Wirtschaftsfaktor. Die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen, die so vielen Angst bereitet – das scheint den ersten als Ahnung aufzukommen – ist wahrscheinlich unbegründet. Automatisierung und Digitalisierung sind Werkzeuge, Maschinen, die bestimmte Tätigkeiten übernehmen, aber Kreativität, Planung, Operationalität und Empathie nicht ersetzen können.
Es geht also nicht darum, den Menschen überflüssig zu machen, sondern seine Fähigkeiten und seine Menschlich-
keit dort einzusetzen, wo er aus eigenem Bestreben nützlich sein kann. Der Mann, der einst den Maschinen den Kampf ansagte, war selber noch ein Lehrling. Mit einem Hammer bewaffnet, soll Ned Ludd im englischen Nottinghamshire in die Textilfabrik gelaufen sein, in der er seine Lehre absolvierte, und Webstühle und Maschinen demoliert haben. Tausende Kollegen sollen ihm gefolgt sein, vereint in der Angst, dass die Maschinen ihnen die Arbeit wegnehmen. Es war der Beginn des Luddismus. Einem Aufbegehren der Menschen gegen den maschinellen Fortschritt der Industrialisierung.
Ludds Maschinensturm liegt mehr als 200 Jahre zurück. Der vermeintliche Kampf Mensch gegen Maschine aber dauert an – und wird sogar befeuert. Vom technischen Wandel der Digitalisierung, vom maschinellen Fortschritt der Automatisierung, aber auch von ganz neuen Technologien, wie der Künstlichen Intelligenz. Das führt dazu, dass fast drei Viertel aller Deutschen fürchten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Ludds Hammerattacke hat den Siegeszug der Maschinen nicht aufgehalten. Die Menschen waren seit jeher bestrebt, sich die Arbeit zu erleichtern, mehr Freizeit zu schaffen. Was waren der Kühlschrank und die Waschmaschine für enorme Erleichterungen für die Hausarbeit, um bei diesem einfachen Beispiel zu bleiben. Sie boten die Möglichkeit, andere Tätigkeiten auszuführen, mehr freie Zeit für die Selbstverwirklichung zu haben. Heute sind Staubsaugroboter und viele andere Hilfsmittel hinzugekommen. Fragt man jedoch nach dem Freizeitgewinn, dann erntet man nur Kopfschütteln. Den meisten geht es im Gegenteil so, dass sie das Gefühl haben, noch weniger Zeit für sich selbst zu haben.
In einem modernen Büro verläuft die Kommunikation fast ausschließlich digital in Echtzeit, muss etwas auf Papier hinterlegt werden, erledigt das ein Drucker. Niemand weiß mehr genau, was eine Stenotypistin eigentlich den ganzen Tag über
gemacht hat. Die schriftlichen Nachrichten laufen per Mail um die ganze Welt, ohne dass ein Brief aus einem Briefkasten über den langen Postweg zu einem Briefträger und dann wieder in einem Briefkasten landet. Trotzdem sucht die Post händeringend Mitarbeiter.
Lebensqualität wichtiger als Reichtum
Wie wichtig ist also der Mensch als Wirtschaftsfaktor?
Seit 50 Jahren beschäftigt sich Professor Dr. Horst Opaschowski mit der Zukunft. Er ist sich sicher: Wirtschaftliches Wachstum hat als Gradmesser für Fortschritt und Lebenszufriedenheit ausgedient. Statt immer mehr Besitz zählt mehr Lebensqualität. Wichtiger als materielle Güter, wie Auto oder Haus, werden den Menschen die vier „F“: Familie, Freunde, Friede und Freiheit sein.
Die Zufriedenheit und Gesunderhaltung der Angestellten sind also ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Viele Mittelständler tun sich allerdings schwer mit der Einführung passender Programme, zu groß ist die Auswahl an verschiedenen Angeboten, zu unklar die richtige Umsetzung. Abhilfe verspricht hier ein neuer, multimodaler Ansatz, der das Problem auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten von mehreren Seiten gleichzeitig angeht.
Über 200 Firmen befragte die AOK zum wirtschaftlichen Nutzen innerbetrieblicher Gesundheitsförderung - mit eindeutigen Ergebnissen: Rund 60 Prozent der Antworten berichteten von starken Senkungen der Krankheitszeiten durch ergonomischere Arbeitsplätze, technische Hilfen, besserere Kommunikation und insgesamt einer stärkeren Betonung gesundheitsbewussten Verhaltens. Ein internationaler Automobilzulieferer mit 2000 Angestellten konnte so pro Jahr eine Million Euro sparen, ein Süßwarenhersteller mit 400 Mitarbeitern 320 000 Euro und ein Autohaus mit einem Personalstamm von nur 20 Angestellten immerhin 10 000 Euro. Zusätzlich verzeichneten die Unternehmen auch eine höhere Motivation der Arbeitnehmer und damit verbunden Produktivitätssteigerungen von 3,5 bis zehn Prozent. Die Bedeutung eines umfassenden Betrieblichen Gesundheitsmanagements nicht nur als nette Geste gegenüber der Belegschaft oder als
Lockmittel für neue Mitarbeiter, sondern vor allem auch als harter Einflussfaktor für die Rentabilitätssteigerung einer Firma wird inzwischen zunehmend anerkannt und immer wieder aus der Praxis bestätigt. Die überwiegende Mehrheit von inzwischen über 1000 Studien weltweit bestätigt diese Erfahrung: Die Fehlzeiten sinken um 30 bis 40 Prozent, die Krankheitskosten reduzieren sich und auch die Produktivitätsverluste durch Präsentismus – Angestellte, die zwar anwesend sind, aber nichts mehr leisten können oder innerlich gekündigt haben – gehen zurück.
Um das zu erzielen, muss jedoch an verschiedenen Fronten und auf mehreren Ebenen angesetzt werden. Die Bandbreite der möglichen Angriffspunkte geht weit über das Salatbuffet in der Kantine oder den einmaligen Gesundheitstag pro Jahr hinaus: Arbeitsmittel vom Bürostuhl bis zur Fertigungsanlage können ergonomischer gestaltet, Fitnessräume und regelmäßige Rückenschulen eingerichtet werden, um den Körper zu schonen und zu kräftigen. Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, eine medizinische und psychologische Betreuung einzurichten, um Stress zu vermeiden und eine leicht zugängliche Gesundheitsvorsorge zu bieten. Darüber hinaus sind Führungscoachings angeraten, die das Betriebsklima allgemein verbessern und einen bewussteren Umgang mit der eigenen Gesundheit auch tief in der Unternehmenskultur verankern sollen.
Doch nicht nur die Abläufe im Unternehmen gilt es im Sinne der Gesundheit und im Hinblick auf die Mitarbeitergewinnung zu überdenken, auch flexible Arbeitsformen, die Raum zur Selbstverwirklichung lassen, werden zunehmend gefordert. Moderne Arbeitszeitmodelle, etwa Home-Office oder eine längere Freistellung, sogenannte Sabbaticals, sind mittlerweile als gute Instrumente anerkannt, um Jobs attraktiver zu machen. Insbesondere die viel zitierte Generation Y, die sehr viel Wert auf die Vereinbarkeit von Arbeits- und Lebensplanung legt, lässt sich damit locken. Laut dem Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2013 des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln boten beispielsweise 2012 bereits mehr als 50 Prozent der deutschen Unternehmen ihren Angestellten Vertrauensarbeitszeit an.
Wenn Schmerzen dauerhaft das tägliche Leben belasten, dann kann das schwerwiegende Folgen haben. Nicht immer sind die Ursachen für Schmerzen eindeutig zu diagnostizieren. Doch was soll man tun, wenn Schmerzen chronisch werden? Der BARMER-Atlas zu chronischen Schmerzen stellt fest, dass es in Sachsen-Anhalt deutlich häufiger chronische Schmerzpatienten als im Bundesdurchschnitt gibt.
befragte dazu Dr. Uwe Düring, Chefarzt Schmerztherapie der Helios Fachklinik VogelsangGommern, der einzigen Fachklinik in Sachsen-Anhalt, die neben der stationären Behandlung eine Tagesklinik für Schmerztherapie aufweist.
Welche Ursachen gibt es dafür, dass chronische Schmerzen in SachsenAnhalt laut BARMER-Atlas häufiger als sonst in Deutschland vorkommen ? Dr. Uwe Düring: Die Ursachen für diese statistische Häufung sind unklar. Man kann allerdings vermuten, dass gerade in den östlichen Bundesländern (hier sind die Zahlen insgesamt höher) zum einen der Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung höher liegt und somit häufiger chronische Schmerzerkrankungen auftreten, zum anderen könnte die Ursache in ungünstigeren Arbeitsbedingun-
gen liegen. Sieht man sich außerdem die Dichte an chronischen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Herzerkrankungen und auch Abhängigkeitserkrankungen (Alkohol, Nikotin) an, so scheint auch hier eine Korrelation zu chronischen Schmerzerkrankungen in Sachsen-Anhalt denkbar.
Die Tagesklinik für Schmerztherapie in der Helios Fachklinik Vogelsang-Gommern ist das einzige teilstationäre Angebot in Sachsen-Anhalt. Wird die Bedeutung der Schmerztherapie unterschätzt ?
Sprechstunde mit einem Schmerzpatienten.
Dr. Uwe Düring: Die Mehrzahl der betroffenen Patienten mit chronischen Schmerzen wird von hausärztlichen Kollegen und ambulant tätigen Schmerztherapeuten versorgt. Hier ist die Bedeutung einer qualitativ hochwertigen Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen durchaus bekannt und wird regelmäßig genutzt. Die stationäre und tagesklinische Behandlung dieser Patienten verlangt eine Vielzahl an qualitativen Merkmalen, um gegenüber den Kostenträgern diese spezialisierte Behandlung zu beantragen, durchzuführen und auch abrechnen zu können. Zudem ist ein deutlich höherer Personalaufwand für die Betreuung notwendig, weshalb diese Behandlungsoption häufig nur in größeren Einrichtungen oder spezialisierten Kliniken, wie der Helios Fachklinik in Vogelsang besteht. Die medizinischen Fachgesellschaften im Bereich Schmerztherapie sind seit Jahren sehr in die Diskussion mit politischen Entscheidungs- und Kostenträgern eingebunden.
Was ist die Spezifik der Tagesklinik für Schmerztherapie in VogelsangGommern?
Dr. Uwe Düring: Prinzipiell behandeln wir in der Tagesklinik alle chronischen
Schmerzerkrankungen, die auch bei einer stationären Schmerztherapie behandelbar wären. Der Fokus liegt allerdings aufgrund der Häufigkeit bei Erkrankungen des Bewegungssystems. Die fünfwöchige Behandlung ermöglicht es den Patienten Selbstwirksamkeit zu erleben und wieder Verantwortung für den eigenen Körper zu übernehmen. Sie spannt neben der ärztlichen Therapie einen Bogen zwischen aktivierenden Therapiebausteinen der Physio- und Ergotherapie sowie psychotherapeutischen Behandlungsansätzen, dem Erlernen von Entspannungs-und Achtsamkeitstechniken sowie der Wissensvermittlung, wie chronische Schmerzen entstehen und wie man sie behandeln kann. Zudem werden neben herkömmlichen medikamentösen Behandlungen auch begleitende Therapien aus der Ernährungsmedizin und Naturheilverfahren angeboten.
Wie wichtig ist aus medizinischer Sicht eine ganzheitliche, multimodale Schmerztherapie?
Dr. Uwe Düring: Schaut man sich die Entwicklung der Behandlung von Schmerzpatienten in den letzten Jahrzehnten an, so waren anfangs vor allem unimodale medikamentöse Therapieverfahren und Interventionen Möglichkeiten in der Behandlung. Insbesondere Fachärzte für Anästhesiologie begründeten mit ihrem Wissen um Nervenblockaden und dem Umgang mit Opiaten diese Teildisziplin. Schnell war allerdings klar, dass einzelne Behandlungsmaßnahmen bei chronifizierten Schmerzpatienten häufig nur kurzfristige Therapieeffekte erbrachten. Erst die multimodale Schmerztherapie, wo auch multiprofessionell gemeinsam an den Problemen des Patienten gearbeitet wird, brachte auch in Studien nachweislich bessere therapeutische Ergebnisse. Multimodal bedeutet in diesem Zusammenhang, dass neben dem ärztlichen Schmerztherapeu-
ten auch Psychotherapeuten, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und weitere Behandler gemeinsam und gleichberechtigt als Team agieren. Zudem hat der Bereich der Schmerzmedizin in den letzten Jahren durch eine breitere fachärztliche Ausrichtung verschiedener Disziplinen mit der Weiterbildung in spezieller Schmerztherapie den Blickwinkel in der Behandlung deutlich verbessert. Es geht auch nicht vordergründig um Schmerzfreiheit in der Therapie, vielmehr sollen die Patienten Strategien entwickeln, bei nicht erreichbarer Schmerzfreiheit ein eigenständiges und erfülltes Leben zu führen.
Welche gesundheitspolitischen Hemmnisse gibt es für eine stärkere Berücksichtigung der Schmerztherapie?
Dr. Uwe Düring: In der stationären und tagesklinischen Schmerzmedizin wäre die Einbindung spezialisierter Einrichtungen in die Landeskrankenhausplanung der entsprechenden Bundesländer ein großer Vorteil. Zudem ist seit vielen Jahren die Einführung eines eigenständigen Facharztes für Schmerzmedizin in der Diskussion. Dieses würde vor allem auch für die ambulante Bedarfsplanung einen Fortschritt bedeuten, da nun die Behandlung in einer eigenen fachärztlichen Gruppe bleiben könnte. Auch für die Weiterbildung des ärztlichen Personals würde die Einführung eines eigenen Facharztes einen qualitativen Sprung nach vorn bedeuten.
Wie wird das Thema Schmerztherapie in anderen europäischen Ländern oder international behandelt? Dr. Uwe Düring: Im internationalen Vergleich, allerdings aus dem Jahre 2003, ist das Vorhandensein von chronischen Schmerzen, gemessen an der Gesamtbevölkerung, höchst unterschiedlich verteilt. Während die Schmerzprävalenz in Spanien mit 12 Prozent niedrig er-
Dr. Uwe Düring, Chefarzt Schmerztherapie der Helios Fachklinik Vogelsang-Gommern, der einzigen Fachklinik in Sachsen-Anhalt, die neben der stationären Behandlung eine Tagesklinik für Schmerztherapie aufweist.
scheint, ist sie in Norwegen mit 30 Prozent relativ hoch. Auch das Aufsuchen eines Schmerztherapeuten ist im europäischen Vergleich höchst unterschiedlich. Auffallend ist allerdings, daß 40 Prozent aller Schmerz-Patienten sich als unzureichend behandelt fühlten. Nach Studien aus 2011 galt Deutschland als das Schlusslicht bei der Versorgung von Schmerzpatienten in Europa. Die Schmerztherapie nach Operationen oder Verletzungen ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gelangt, da unzureichend behandelte akute Schmerzen häufiger zu chronischen Schmerzen führen können. Insgesamt gibt es im Vergleich der Länder untereinander kein einheitliches Bild, wie Schmerztherapie gestaltet werden sollte. Im Vergleich sind ambulante und stationäre Therapieverfahren in den Ländern unterschiedlich gewichtet. Nachweisbar sind aber generell verbesserte Ergebnisse bei multimodalen Therapieansätzen.
Das war ein Gewusel auf der Ausbildungsmesse der Agentur für Arbeit Stendal in Salzwedel am 17. Februar. Hunderte junger Leute gaben sich die Klinke in die Hand, waren auf der Suche nach dem Traumberuf. Und dafür gab es viele Möglichkeiten.
Die Ausbildungsmesse auf dem Gelände der Berufsbildenden Schulen Salzwedel ist als Anziehungspunkt für Schüler, die sich über einen möglichen Beruf informieren wollen, weithin bekannt. Der Vorteil: Auch die Berufsbildenden Schulen öffneten an diesem Tag ihre Türen. So konnten die jungen Leute nicht nur ihre Fragen über Praxismöglichkeiten los werden, sondern lernten ganze nebenbei noch vieles über den theoretischen Teil einer dualen Ausbildung kennen. Über 60 Unternehmen, die Berufsbildenden Schulen und weitere Institutionen aus der Region präsentierten sich mit ihrem umfangreichen Ausbildungsprogramm. Die Ausstellerliste war lang,
kein Platz in der großen Halle blieb unbesetzt. Die Unternehmen gaben sich große Mühe, die Jugendlichen für ihre Ausbildung zu begeistern. Überall an den Ständen prangten Schilder mit „Praktikum“ oder „Ferienjob“ möglich. „Die westliche Altmark bietet den Jugendlichen viele Chancen. Um für die Berufswahl ausreichend Zeit zu haben, ist es wichtig, sich bereits frühzeitig mit der eigenen beruflichen Zukunft auseinander zu setzen. Die Ausbildungsmesse in Salzwedel ist dafür die passende Gelegenheit mit vielen attraktiven Angeboten“, erklärte Matthias Kaschte, Chef der Arbeitsagentur SachsenAnhalt Nord, beim -Besuch in Salzwedel.
Interessierte Schüler aller Schulformen konnten ungezwungenen Kontakt zu Betrieben, Auszubildenden, Personalverantwortlichen und Praktikern knüpfen. Im Mittelpunkt aller Gespräche steht dabei die Antwort auf die Frage: Welcher Beruf ist für mich der richtige, und welche Qualifikation muss ich mitbringen?
Am Stand der Arbeitsagentur gab es die Möglichkeit, kostenlos die eigene Bewerbungsmappe checken zu lassen. Wer also unsicher war, ob seine Unterlagen komplett oder überzeugend waren, erschien gleich mit der Bewerbungsmappe zur Prüfung durch die Berufsberater.
BBox-Café für den künftigen Beruf
Die Winterferien in Sachsen-Anhalt boten Zeit und Gelegenheit für Schüler oder angehende Studenten sich bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur SachsenAnhalt Nord im Beratungscafé zu treffen. Dort trafen sie auf die Beratungsprofis zu allen Fragen der Berufsausbildung, konnten alle Fragen loswerden, sich Anregungen holen und erhielten wertvolle Tipps für ihre Bewerbungen. Und wer sich noch nicht ganz sicher war, der konnte selbstverständlich zur BBox, dem Beratungscafé in den Räumen der Arbeitsagentur auch die Eltern mitbringen, für die ebenfalls vieles neu und interessant war. Es ist immer sinnvoll, sich auf der Internetseite der Agentur für Arbeit über solche Beratungsveranstaltungen zu informieren –auch wenn keine Ferien sind.
Celine Meyer war mit ihren Eltern im BBox-Café der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Nord. Die 16jährige Schülerin hatte viele Fragen zu ihrem Wunschberuf Laborantin, die ihr von Berufsberaterin Indra Döring in gelöster Atmosphäre beantwortet wurden.
Schornsteinfegermeister Oliver Stegert aus Gardelegen mit seinem Auszubildenden Szymitzek im ersten Lehrjahr musste viele Fragen von interessierten Schülern beantworten. Er war für die Schornsteinfegerinnung hier vor Ort und konnte von seinen Erfolgen bei der Ausbildung von jungen Leuten berichten. Schornsteinfeger bringen eben Glück!
Zeitarbeitsbörse in der Arbeitsagentur „Beschäftigungschancen in der Personalüberlassung“ war das Motto für eine spezielle Veranstaltung in der Arbeitsagentur in Magdeburg, die insbesondere für geflüchtete Menschen eine Jobbörse bot. Eingeladen hatten die Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Nord sowie die Jobcenter der Landeshauptstadt Magdeburg, Börde und Jerichower Land. 18 regionale Zeitarbeitsfirmen stellten an diesem Tag aktuelle Stellenangebote vor.
Die Einstiegsmöglichkeiten sind waren vielfältig, zum Beispiel für gewerblich-technische Berufe (Metall, Elektro), Kaufmännische Berufe, inklusive Call-Center, Helfer für alle Branchen sowie Medizinische und Nichtmedizinische Gesundheitsberufe. 240 Besucher, nicht nur Migranten, informierten sich an diesem Tag vor Ort. Mittelpunkt der Besuchereinladungen waren migrantische Frauen und Männer, die nach der Beendigung ihrer Sprachkurse eine Tätigkeit in der Region suchen. Aber auch andere Besucher nutzten den Tag, um sich eine persönliche Karriereberatung einzuholen oder über die vielfältigen Beschäftigungschancen sowie offenen Stellenangebote zu informieren.
Lange Vorreden sind nicht die Sache von Holger Sasse, Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer der Novo-Tech Trading GmbH und Co. KG in Aschersleben. Schon nach wenigen Minuten, kaum, dass der Begriff Kreislaufwirtschaft gefallen ist, kommt er zu seinem Thema, das ihn schon seit vielen Jahren umtreibt, und für das er im wahrsten Sinn des Wortes „brennt“ – Cradle to Cradle.
Dieser englische Begriff, der im Grunde den idealen Produktionsprozess als einen Kreislauf beschreibt, bei dem nichts verloren geht, bei dem alle Materialien ohne Qualitätsverlust wiederverwendet werden können, ist leider bei noch zu wenigen Menschen bekannt. Dabei ist es die einzige Möglichkeit in Überfluss zu leben, ohne die Erde mit ihren Ressourcen über Gebühr zu strapazieren. Trotzdem: In den letzten Jahren setzten immer mehr Unternehmen das C2C-Prinzip in die Praxis um, und Novo-Tech ist ein Beispiel dafür, wie es funktionieren kann.
Fast im gleichen Moment hat Holger Sasse schon ein Blatt Papier mit einem blühenden Kirschbaum in der Hand. „Was sehen sie?“, fragt er, ist in diesem Moment schon im Modus des Erklärenden, der das Prinzip der C2C-Idee vermittelt.
Die zögernde Antwort „einen Kirschbaum“ kennt er schon und verweist auf die Unzahl von Blüten, viel mehr als der Baum Kirschen tragen könnte.
„Die Natur produziert im Überfluss, aber die Blüten, die nicht zu Kirschen werden, fallen herunter, verrotten, bilden wieder die Nahrungsgrundlage für Würmer, Insekten oder zersetzen sich, um den Boden für erneutes Wachstum vorzubereiten. Nichts geht verloren, alles hat seinen Sinn. Überfluss und Nachhaltigkeit sind keine Gegensätze.“
Dieses Beispiel leuchtet jedem Kind ein. Sogleich hat Holger Sasse ein Buch in der Hand, ein Buch von Michael Braungart und William McDonough mit dem Titel „Cradle to Cradle – Einfach intelligent produzieren“. Der Unternehmer Sasse kennt die Autoren, hat sich mit ihren Ideen, ihrer Philosophie des Lebens, auseinandergesetzt und dabei festgestellt: „Ich habe in meiner Firma, mit meiner Idee schon bei der Gründung vieles davon umgesetzt, ohne eigentlich zu wissen, was Kreislaufwirtschaft wirklich bedeutet.“ Der Mensch im Einklang mit der Natur pro-
duziert keinen Abfall. „Wir werden zum Verbraucher stigmatisiert, obwohl das wider die Natur ist, denn wir sollten gebrauchen, nicht verbrauchen. Das Wort „Verbraucherschutz“ ist ein Beweis für die Gedankenlosigkeit, denn nicht der Verbrauch muss geschützt werden, sondern die Naturressourcen durch einen sinnvollen Gebrauch.
Holger Sasse ist nicht nur ein Mann der Tat, sondern auch der Worte. Worte und Denken gehören zusammen, weiß er, und setzt mit seinen Mitteln alles daran, den Welterschöpfungstag, den wir im letzten Jahr am 2. August erreicht hatten, künftig über den 31. Dezember hinaus auszudehnen. Das wäre die Lösung für ein gesundes Zusammenleben der Menschen mit der alten Erde.
„Megawood“ – das war schon die Mutteridee seiner Firmengründung vor 19 Jahren. Die Entwicklung eines innovativen Holzwerkstoffs mit den geheimnisvollen drei Buchstaben GCC. Dahinter verbirgt sich bis heute ein Verfahren, mit Spänen aus der Holz- und Sägeindustrie der Umgebung und einer Polymerverbindung einen universellen Werkstoff herzustellen, der aussieht wie Holz, sich anfühlt wie Holz, bearbeitet werden kann wie Holz, unverwüstlich ist und auch nach vielen Jahren des Gebrauchs einfach wieder als Rohstoff verwendet werden kann, kurz der perfekte Kreislauf.
Zu diesem Zeitpunkt war „Cradle to Cradle“ für Holger Sasse noch gar nicht der Begriff, der sein ganzes Handeln bestimmte. Für ihn war es der gesunde Menschenverstand, der diesen Gedanken längst verankert hatte.
2018 gab es den Ascherslebener Architekturtag im September das erste Mal. Veranstalter Novo-Tech setzte hier bereits Maßstäbe für den Gedanken der Kreislaufwirtschaft. Zum 2. Architekturtag 2019, mit prominenten Experten zum Thema und Neo Rauch als Künstler, wurde die „Cradle to Cradle“-Idee bereits zum bestimmenden Antrieb.
Schon ein Jahr später wurde NovoTech für sein Produkt GCC bereits von
dem renommierten amerikanischem Zertifizierer IPEA, dessen Expertise weltweit anerkannt ist, als eins von 16 Unternehmen auf der Welt mit dem Goldstandard ausgezeichnet. In einzelnen Prüfungsbereichen erhielt NovoTech sogar die Platin-Zertifizierung.
Wie lautete das Credo gleich zu Beginn der Ausführungen von Holger Sasse? Eine Produktion ohne Abfall? Geht das?
Tatsächlich verspricht Novo-Tech die Rücknahme der Produkte, ob nun Terrassendielen oder Fassadenelemente, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Dazu gibt es ein Händlernetz, mit dem die Rücknahme vereinbart ist. Und aus den ge-, nicht verbrauchten Produkten
werden in Aschersleben wieder neue, andere Zäune, Blumenkübel, oder eben wieder neue Dielen und Fassaden. Das gilt übrigens auch für verschlissene Flügel von Windkraftanlagen, die bei Novo-Tech in eigens dafür entwickelten Maschinen geschreddert und dann wieder zu anderen Produkten werden. Die Ideen gehen dem ursprünglichen Bauingenieur Holger Sasse nicht aus.
Mehr darüber, wie und was in dem Unternehmen Novo-Tech in Aschersleben ausgetüftelt und umgesetzt wird, ist übrigens in unserem Titelthema zu Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in der Oktoberausgabe zu lesen. Es wird spannend.
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Die öffentlichen Versicherer, zu denen auch die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) gehören, und der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) vergeben dieses Jahr wieder den IF Star, die Auszeichnung für Ideen der Feuerwehren. Der Wettbewerb ist die Gelegenheit, innovative Ideen und Projekte rund um den Feuerwehralltag zu präsentieren. Alle Feuerwehren in Deutschland sind aufgerufen, sich bis zum 28. Juni 2024 für den IF Star zu bewerben. Für die drei Gewinnerprojekte ist jeweils ein Preisgeld in Höhe von 3500 Euro ausgeschrieben.
Bereits zum achten Mal verleihen 2024 die öffentlichen Versicherer und der Deutsche Feuerwehrverband ihre Auszeichnung für Ideen der Feuerwehren, den IF Star. Dies geschieht turnurmäßig alle zwei Jahre. Bewerben können sich alle Feuerwehren mit ihren Ideen aus den Tätigkeitsbereichen Sicherheit und Gesundheitsschutz von Einsatzkräften und Bevölkerung; optimierte, schadenarme Einsatztaktik; Sachschutz im privaten und gewerblichen Umfeld; Brandschutzerziehung und -aufklärung; Ehrenamtssicherung und Nachwuchsförderung sowie aktuelle Themen, wie zum Beispiel Integration oder Digitalisierung.
„Seit Jahrzehnten pflegen die öffentlichen Versicherer mit den Feuerwehren in Deutschland eine erfolgreiche Partnerschaft. Mit dem IF Star möchten wir die kreativen Köpfe innerhalb dieser Gemeinschaft fördern und ihr unermüdliches Engagement würdigen“, sagt Wolfgang Wiest, Hauptgeschäftsführer des Verbands öffentlicherer Versicherer e. V. „Die Mitglieder der Feuerwehren leisten tagtäglich herausragende Arbeit, um die
Bevölkerung vor Bränden und anderen Gefahren zu schützen. Immer wieder sehen wir dabei innovative Konzepte und Ideen, die zu mehr Sicherheit und Schutz für Einsatzkräfte beitragen“, sagt Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. „Auch die Ausbildung des Nachwuchses profitiert umfassend von diesen Ideen. Deswegen verdienen sie Anerkennung und sollen durch den IF Star auch anderen Feuerwehren zugänglich gemacht werden.“ Dazu tragen zahlreiche Publikationen in Fach- und Publikumsmedien bei, in denen über die Gewinner berichtet wird. „Die Verbreitung von Ideen und Konzepten innerhalb der Feuerwehrorganisation ist von entscheidender Bedeutung“, so Banse weiter. „Durch diesen Austausch können die wertvollen Vorschläge und Innovationen rasch von möglichst vielen Feuerwehren im ganzen Land genutzt werden. So können wir den Alltag der Feuerwehren gefahrenarmer und effizienter gestalten und letztendlich dazu beitragen, die Sicherheit unserer Gesellschaft weiter zu verbessern.“
Bewerbungen können bis zum 28. Juni 2024 in digitalisierter Form unter ifstar@ voevers.de eingereicht werden. Vertreter der Gewinner-Teams werden zu einer feierlichen Preisverleihung im Rahmen der Delegiertenversammlung des DFV im Herbst 2024 eingeladen.
Zur Auszeichnung IF Star:
Die schnelle Identifizierung von Gefahrenquellen und die Eindämmung des Schadenausmaßes sind bei Feuerwehren oberste Priorität. Aus diesem Grund haben die öffentlichen Versicherer schon immer intensiv mit den Feuerwehren zusammengearbeitet. Diese partnerschaftliche Zusammenarbeit beruht auf einem gemeinsamen Ziel: Die Sicherheit und das Wohlergehen der Bürger zu gewährleisten. Eine besondere Auszeichnung ist da der IF Star, der erstmals beim Deutschen Feuerwehrtag 2010 in Leipzig verliehen wurde. Eine Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Deutschen Feuerwehrverbandes, der Feuerwehren, der öffentlichen Versicherer und der Wissenschaft, wählt die ehrenvollen Gewinner aus.
Über den Verband öffentlicher Versicherer: Im Verband öffentlicher Versicherer haben sich die regional tätigen, öffentlichen Versicherer Deutschlands überregional organisiert. Dem Verband gehören acht Erstversicherergruppen mit rund 40 Einzelunternehmen an. Gemeinsam erreichen die öffentlichen Versicherer mit nahezu 22,6 Milliarden Euro Prämienvolumen einen Marktanteil von knapp 11 Prozent am deutschen Versicherungsmarkt und sind damit die zweitgrößte Versicherungsgruppe in Deutschland.
Die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA)
Die ÖSA ist seit 1992 der Regionalversicherer in Sachsen-Anhalt und einzige Versicherungsgesellschaft, die ihren Hauptsitz im Land hat. Sie bietet allen Bürgerinnen und Bürgern des Landes, Gewerbetreibenden, Landwirten, Industrie und Kommunen die gesamte Rundum-Schutzpalette an. Als öffentlich-rechtlicher Versicherer gehört die ÖSA zur Sparkassen-Finanzgruppe. Sie betreut ihre Kunden landesweit über ein dichtes Servicenetz mit 90 ÖSA-Agenturen und 272 Sparkassen-Geschäftsstellen. Satzungsgemäß ist die ÖSA dem Gemeinwohl verpflichtet und engagiert sich insbesondere für die Schadenverhütung. Dazu gehören Aktionen zusammen mit der Polizei für mehr Verkehrssicherheit und mit der Feuerwehr für den Brandschutz. Darüber hinaus werden kulturelle, sportliche und soziale Projekte unterstützt.
Weitere Informationen: www. oesa.de
Neben Geldpreisen von jeweils 3.500 Euro winkt den Gewinnern des IF Star 2024 eine handgefertigte Bronzeskulptur des Künstlers Siegfried Neuenhausen.
Arbeitgeber können ab sofort über das neue Online-Portal schnell und bequem mit der Minijob-Zentrale kommunizieren.
Die Minijob-Zentrale bietet mit dem Minijob-Manager einen neuen Service für die rund 2,1 Millionen Arbeitgeber von geringfügig Beschäftigten.
Im neuen Online-Portal erhalten sie unter anderem ein eigenes Postfach. Dort können Nachrichten an die Minijob-Zentrale durch eine gesicherte Datenübertragung versandt werden. Auch die Schreiben der Minijob-Zentrale werden im Minijob-Manager digital zugestellt. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld für den Briefversand. Der neue Minijob-Manager unterstützt damit nicht nur die Arbeitgeber, sondern leistet auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Genutzt werden kann das Portal von Arbeitgebern im gewerblichen Bereich, aber auch von den Privathaushalten, die zum Beispiel eine Haushaltshilfe beschäftigen.
Nach der kostenlosen Registrierung haben sie stets einen aktuellen Überblick über die bei der Minijob-Zentrale
oehmi@oehmi-cer t.de
gemeldeten Beschäftigten, können das Beitragskonto einsehen und zum Beispiel ein SEPA-Mandat erteilen oder die Bankverbindung ändern.
Höchste Priorität hat für die MinijobZentrale die Datensicherheit. Es werden nur notwenige Daten für die Nutzung
ÖHMI EuroCer t® GmbH -
des Portals erfasst. Der Minijob-Manager ist zudem entsprechend der Datenschutz-Grundverordnung zertifiziert und sorgt mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung für zusätzliche Sicherheit.
Auf minijob-manager.de können sich Arbeitgeber von Minijobbern kostenlos registrieren. Für die Registrierung muss eine Betriebsnummer vorhanden und bereits eine Beschäftigung bei der Minijob-Zentrale angemeldet sein.
Die Minijob-Zentrale ist deutschlandweit die zentrale Einzugs- und Meldestelle für alle geringfügigen Beschäftigungen, die so genannten Minijobs. Sie gehört zum Verbundsystem der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (DRV KBS). Zu diesem gehören weiterhin die Rentenversicherung, die Renten-Zusatzversicherung, die Kranken- und Pflegeversicherung KNAPPSCHAFT mit einem eigenen medizinischen Kompetenznetz und die Seemannskasse. Weitere Informationen unter www.minijob-zentrale.de
Sparer dürfen sich wieder über Zinsen für ihr Geld freuen . Wie Anleger sich auf die Veränderungen am Zinsmarkt einstellen können , erörtern wir mit Steffen Kober, Prokurist und Bereichsleiter Privatkunden der Volksbank Magdeburg eG .
Frage : Nach einer langen
Phase mit Null- und Niedrigzinsen zeichnet sich nun ein Weg zu ‚ normalen‘ Zinsverhältnissen ab . Wie beurteilen Sie diese Entwicklung ?
Steffen Kober : Es tut gut , sich wieder mit einer gewissen Normalität im Bereich der Zinsen auseinandersetzen zu können Im Sog der Zinserhöhungen sind plötzlich wieder Einlagenprodukte attraktiv geworden . Der Zins auf Einlagen ist zurück ! Gleichzeitig hält sich die Inflation hartnäckig , was natürlich Auswirkungen auf die Realverzinsung hat
Frage : Was sollten Mitglieder und Kunden tun , um dennoch größtmöglichen Nutzen aus ihren Geldanlagen zu erhalten ?
Steffen Kober : Zunächst sollte jeder Anleger seine Anlageziele klar formulieren : Was ist besonders wichtig in puncto Sicherheit , Verfügbarkeit und Rentabilität ?
Mögliche Optionen wären , Gelder auf einem Tagesgeldoder Kündigungsgeldkonto zu parken oder anzusparen
Dabei sind jederzeit , beziehungsweise in einem überschaubaren Zeitraum , Verfügungsmöglichkeiten gegeben
Von größerem Vorteil ist es jedoch , sich die momentan attraktiven Konditionen unserer Sparbriefe langfristig zu sichern Es gibt bereits Anzeichen für zu erwartende Zinssenkungen
Daher ist es nun wichtig , entschlossen zu handeln . Ein ausgewogener Mix aus Anlagebetrag , Laufzeit und Verfügungsmöglichkeiten bildet eine solide Basis für das weitere Vorgehen .
Frage : Was meinen Sie konkret ?
Steffen Kober : Im Zusammenhang mit Geld - und Vermögensanlage ist es wichtig , sich auch mit weiteren Kapitalmarktprodukten auseinanderzusetzen . Der Zins ist dabei nur eine von vielen potenziellen Ertragsquellen Um langfristig das Vermögen zu erhalten und weiter auszubauen , ist es entscheidend , neben unseren attraktiven Einlagenprodukten auch andere Anlagelösungen zu berücksichtigen . Hierzu zählen festverzinsliche Wertpapiere und
Zertifikate ebenso wie Renten -, Misch - und Aktienfonds . Direktanlagen in Aktien , Vermögensverwaltungen , Vorsorgelösungen sowie Speziallösungen in Währungen , Edelmetallen/ Rohstoffen und Immobilien können das Anlageportfolio sinnvoll ergänzen .
Frage : Angesichts dieser Vielfalt ist sicherlich der Gesprächsbedarf der Kunden gerade zu Beginn des Jahres vorprogrammiert , oder ?
Steffen Kober : Absolut richtig ! Jetzt ist es wichtig , gemeinsam einen Blick auf die bisherige Entwicklung der Vermögensanlagen zu werfen und die einzelnen Anlagebausteine entsprechend auf die Zukunft auszurichten . Dabei werden nicht nur aktuelle oder demnächst anstehende Fälligkeiten berücksichtigt , sondern auch die weiteren Ziele und Wünsche
In unserem „Anlage- Check“ kann jedes Mitglied und jeder Kunde gemeins am mit uns seine maßgeschneiderte Anlagestruktur finden
Mein Tipp : nutzen Sie unsere Expertise und vereinbaren Sie einen Gesprächstermin mit unseren Beraterinnen und Beratern . Wir freuen uns auf Sie !
Jetzt Termin vereinbaren : oder Telefon 0391 5695-0
Mit dem Mähdrescher auf Feldern in Ausralien das Getreide einbringen. Junge Leute, die davon träumen, haben im Landwirtschafts- und Dienstleistungsbetrieb Nehring-IsermeyerBückner Service GbR (NIB) in Beckendorf eine Chance, das zu verwirklichen.
Dr. Klaus Nehring, Inhaber des Unternehmens, bietet seinen Auszubildenden diese Möglichkeit, auch um tüchtige junge Leute für eine attraktive Ausbildung in der Landwirtschaft zu gewinnen. Er hat er seine eigenen langjährigen Auslandserfahrungen genutzt, Kontakte bis heute erhalten und neue geknüpft.
Dr. Klaus Nehring, Geschäftsführer von NIB Beckendorf. Der Betrieb bekam vom Bauernverband „Börde“ e.V. kürzlich die Auszeichnung „Ausbildungsbetrieb des Jahres 2023“.
Mit dieser Idee passt er sich den veränderten Bedingungen der Berufsfindung an und macht jungen Leuten eine Ausbildung in der Landwirtschaft schmackhafter.
Dr. Klaus Nehring macht Nägel mit Köpfen: „In den vergangenen Wochen
befand sich eine unserer engagierten Praktikantinnen, Johanna Karches, auf einer Farm im Süden von Westaustralien. Sie ist Teil der ersten Gruppe von Erntehelfern aus dem Team von NIB Beckendorf. Dieses Programm ist ein Meilenstein in unserer Bestrebung,
eine enge Kooperation mit landwirtschaftlichen Betrieben vor Ort zu etablieren.“
Eine Zusammenarbeit mit Australien ergäbe insbesondere aufgrund der saisonalen Verschiebung Sinn, ergänzt er und fährt fort: „Ernte in der australischen Sonne, während es bei uns kalt und nass ist. Diese Möglichkeit bietet unseren jungen Talenten eine Plattform, um Auslandserfahrungen zu sammeln, ihre erlernten Fähigkeiten in einem neuen Umfeld anzuwenden und internationale Freundschaften zu knüpfen.“
Zudem, fügt Dr. Nehring an, sei dies eine ausgezeichnete Chance zur sprachlichen Weiterentwicklung und ein idealer Start in eine professionelle landwirtschaftliche Karriere mit unersetzbaren Eindrücken als „topping“.
Johanna Karches schreibt aus Australien: „Durch mein duales Landwirtschaftsstudium an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hatte ich im
Sommer 2022 die Möglichkeit, einen Teil meiner betrieblichen Ausbildung auf dem Betrieb NIB in Beckendorf zu absolvieren. Ein weiterer praktischer Teil des Studiums ist das 5. Semester. Weil das ein Wintersemester ist, war das der perfekte Zeitpunkt, um nach Australien zu gehen. Es war schon immer mein Traum, Landwirtschaft außerhalb von Deutschland zu sehen. Deshalb nutzte ich die Gelegenheit.
Dr. Klaus Nehring hat mich dabei mit seinen Kontakten vor Ort bei der Vorbereitung und der Suche eines Betriebes in Australien sehr unterstützt. Die gesamte Erntesaison war ich nun auf einem Ackerbaubetrieb in Westaustralien (Esperance) als Drescherfahrerin zur Getreideernte und bin von meinen Erfahrungen hier begeistert. Ich finde es toll, dass Dr. Nehring versucht, seinen Auszubildenden so eine Erfahrung zu ermöglichen! Gerade Australien eignet sich hier optimal, weil während des
australischen Sommers in Deutschland Winter ist und die Betriebe hier auf gut ausgebildete Saisonkräfte angewiesen sind.“
Die junge Frau fährt dort einen Mähdrescher mit einer Schneidwerksbreite von 60ft (Foot). Das sind 18,30 Meter. Für die angehende Landwirtin hat Dr. Nehring die Farm bei Esperance an der Küste gewählt, damit sie ihre Freizeit am Strand in der Nähe einer schönen Kleinstadt verbringen kann. Sie surft gern. Und da die Verdienstmöglichkeiten auf der Farm sehr ordentlich sind, kann sie sich das dort auch gut leisten. Kost und Logis sind für die Erntehelfer dort frei.
Das Beste zum Schluss: Bei NIB ist noch eine Ausbildungsstelle für den Beruf Fachkraft Agrarservice bzw. Landwirt für 2024 frei und Bewerbungen werden gern entgegengenommen! Auch Schülerpraktikanten, Studenten und Erntehelfer sind herzlich willkommen.
Tierforscher Jean-Loup Rault pflegt gute Beziehungen zu seinen Schweinen. Das aktiviert nicht nur die Glückshormone der Tiere, sie speichern die positiven Erlebnisse auch nachhaltig ab.
Jean-Loup Rault will herausfinden, wie sich positive Interaktionen mit Menschen auf Schweine auswirken. Dafür scannt der Tierschutzforscher ihre Gehirne auch im Magnetresonanztomografen. Erste Ergebnisse zeigen: Durch Streicheln und andere positive Handlungen könnte sich sogar verändern, wie Schweine Gefühle verarbeiten.
Jean-Loup Raults Probanden sind besonders. Sie lernen schneller als Hunde und haben ausgeprägte Persönlichkeiten. Sie formen enge Freundschaften mit Artgenossen und interagieren gerne mit Menschen. Zudem haben ihre Gehirne dieselbe Struktur wie jene von uns Menschen.
„Schweine“, erklärt der Forscher, „sind sehr intelligent und haben ein komplexes Sozialleben und Sozialverhalten.“
Am Beispiel Schwein lässt sich viel über
die Beziehung von Menschen und Tieren lernen.
Raults Fachgebiet, die Tierschutzforschung, fokussierte sich lange darauf, Stress, Aggression oder Angst an Tieren zu erkennen. Die positiven Emotionen waren da außen vor. „Bislang gibt es nur wenige wissenschaftliche Indikatoren, die zeigen, ob ein Tier uns wirklich mag“, sagt Rault. Mit dem Projekt „Mechanismen positiver Mensch-Tier-Interaktionen“ will er diese Wissenslücke ein
Stück weit schließen. Mit seinem Team möchte er herausfinden, welche tierischen Verhaltensweisen eine positive Interaktion mit dem Menschen ausmachen. Ihn interessiert, wie sich dadurch kurzfristig die Neurotransmitterstoffe in den Gehirnen der Schweine und langfristig die Gehirnentwicklung und das Immunsystem der Tiere verändern. Um diese Fragen zu beantworten, verwendet er Methoden der Verhaltensbiologie, der Neurowissenschaften, der Psychoneu-
roimmunologie, der Physiologie und der Proteomik.
Streicheln für die Wissenschaft
Die Probanden des Forschungsprojektes, das noch bis Oktober 2024 läuft, sind deutsche Edelschweine. Geboren wurden sie auf dem Hof Medau, einer Einrichtung der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Nach dem Absetzen von der Mutter werden sie als vier bis fünf Wochen alte „Teenager“ in Gruppen geteilt. Dann laufen vier Monate lang verschiedene Experimente. Das erste geht der Frage nach, was positive Interaktion charakterisiert. Dafür beschäftigt sich die Doktorandin Suzanne Truong über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen täglich mit den Schweinen, um eine positive Beziehung aufzubauen.
An zwei Tagen interagiert sie standardisiert mit den Tieren, streichelt sie wiederholt 15 Sekunden lang, gefolgt von einer ebenso langen Pause. An zwei Tagen ist die Interaktion natürlicher. Die Doktorandin streichelt die Schweine etwas länger, wenn sie näher kommen –und geht dabei auch auf deren persönliche Vorlieben ein. Dann analysieren die Forschenden, wie sich die Schweine verhalten. „Wir wollten diese Arten von Interaktion vergleichen, um zu sehen, ob der natürliche Ansatz eine andere Reaktion hervorruft“, erklärt Rault. Aktuell interpretiert er mit seinem Team die Erkenntnisse.
Schweinehirne ähneln menschlichen Gehirnen Mit einem weiteren Experiment will er herausfinden, wie positive Interaktion mit Menschen die Neurotransmitterstoffe in den Gehirnen der Tiere verändert. „Das Gehirn eines Schweines hat die gleiche Struktur wie das menschliche. Machen Schweine positive Erfahrungen, sehen wir, dass gewisse Regionen, die mit Emotionen verbunden sind, etwa die
Amygdala, sich verändern“, erklärt Rault. Dabei kommen ähnliche Hormone zum Einsatz, die auch bei Menschen aktiv sind. Damit der Tierschutzforscher diese Veränderungen messen und analysieren kann, legen ein Tieranästhesist und ein Tierarzt der Veterinärmedizinischen Universität die Schweine in Narkose und platzieren einen Katheter in deren Wirbelsäulen. Danach können sich die Tiere einige Tage erholen. Anschließend interagiert die Postdoktorandin Oceane Schmitt positiv mit den Tieren. In unterschiedlichen Abständen werden dann maximal 0,2 Milliliter an GehirnRückenmark-Flüssigkeit durch den Katheter entnommen. In dieser Flüssigkeit, auch Liquor genannt, befinden sich Neurotransmitterstoffe, die vom Gehirn freigesetzt wurden. Der Liquor bildet sich in den Körpern der Tiere täglich nach.
Oxytocin und die anderen üblichen Verdächtigen „Wir analysieren die Proben auf die üblichen Verdächtigen der Neurotransmitter – wie Oxytocin, Dopamin und Serotonin“, so Jean-Loup Rault. „Oxytocin soll unter anderem für Bindung verantwortlich sein und Dopamin für den Wunsch, etwas zu tun. Bei Opioiden geht es unter anderem darum, dass man sich gut fühlt. Auch Serotonin ist daran beteiligt. Wir sind dabei die Ersten, die diese Stoffe, die zusammenwirken, auch gemeinsam betrachten“, erklärt Rault. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass sich Dopaminund Serotoninlevel im Liquor nach positiven Interaktionen mit Menschen verändern. Neben Neurotransmittern befinden sich auch Proteine im Liquor. Kollegen von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften untersuchen, wie sich deren Gehalte verändern. Hier begeben sich die Forschenden auf unbekanntes Terrain. „Wir wollen herausfinden, ob sich etwas verändert, von dem wir nichts wissen – schließlich gibt es 30 000 Proteine“, so Rault.
„Das ist wirklich schön“
Das dritte Experiment stellt die Frage: Verändern positive Interaktionen das Immunsystem und die Gehirnentwicklung der Schweine? Dafür werden sie vor Beginn der Forschungen sediert und in einen Magnetresonanztomografen geschoben, der ihr Gehirn abbildet. Für zwölf Wochen lebt schließlich eine Hälfte der Schweine ohne positive Interaktionen. Mit der anderen Hälfte beschäftigte sich die Postdoktorandin Oceane Schmitt täglich.
Am Ende der Studie kommen die Tiere erneut in den MRT-Scanner. „Wir sehen, dass einige Regionen stärker entwickelt oder verbunden sind, wenn die Tiere positive Erfahrungen hatten“, erklärt Rault. Eine ist die Amygdala, der Teil des Gehirns, der Emotionen reguliert.
„Das ist wirklich schön. Es zeigt, dass wir, je nachdem, wie wir mit Tieren interagieren, Einfluss darauf nehmen können, wie diese mit Situationen oder ihren Gefühlen umgehen – und dies wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang“, sagt der Tierschutzforscher. Das sei besonders bemerkenswert, weil sich die Menschen nur wenige Minuten täglich mit den Schweinen beschäftigten.
Den Fokus auf positive Erfahrungen richten
Mit seiner Forschung beschreitet JeanLoup Rault eine neue Richtung in der Tierschutzforschung, die sich lange auf negative Erfahrungen fokussierte. Gemeinsam mit anderen führenden Forschenden definierte er erstmals den Begriff „positive Tierschutzforschung“. „Wir haben anerkannt, dass es darum geht, dass das Tier positive Erfahrungen macht und positive Gefühle hat und sich so fühlt, als könne es sein Leben selbst bestimmen“, erklärt er. Wie glücklich und zufrieden ein Tier ist, das zeigen seine Experimente, können Menschen beeinflussen.
Deutschland hat rund 3,5 Millionen Unternehmen unterschiedlicher Größe mit mehr als 35 Millionen Beschäftigten, die einen jährlichen Umsatz von 6,8 Billionen Euro erwirtschaften. Häufig taucht der Vorwurf auf, dass der Öffentliche Dienst, also die Dienstleistung des Staates für seine Bürger, vom Feuerwehrmann, den Ärzten und Lehrern, den Förstern oder Pflegekräften ebenso wie den Beamten, zu groß und zu teuer sei.
Gut 5,2 Millionen Menschen, genau 5 205 960, arbeiten im Öffentlichen Dienst. Darunter sind gut drei Millionen Frauen.
Der Vorwurf lautet: Der Anteil an Teilzeitarbeit sei zu hoch, weil die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen zu gut seien.
In der Tat arbeiten 1,8 Millionen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst in Teilzeit. Das sind 34,6 Prozent. Mit anderen Worten: Jeder dritte Beschäftigte im Öffentlichen Dienst arbeitet nur stundenweise.
Die Entwicklung der Teilzeitquote im öffentlichen Dienst stieg von 1998 bis 2022 von 22 auf fast 35 Prozent. Würde man die Teilzeitquote senken, ließe sich der Fachkräftemangel im Öffentlichen Dienst beseitigen.
Der Vorwurf lautet: Der Öffentliche Dienst schafft immer mehr Stellen und entzieht der Wirtschaft benötigte Fachkräfte.
Tatsache ist, dass die Personalentwicklung im Öffentlichen Dienst von 2001 mit 4,1 Millionen Stellen bis 2021 um 389 000 Stellen rückläufig war. 2022 waren es aber schon wieder 4,8 Millionen Beschäftigte, und aktuell sind es 5,2 Millionen. Das ist ein saldierter Aufwuchs von mehr als einer Million Stellen innerhalb von 20 Jahren, davon rund 400 000 Stellen allein in den letzten zwei Jahren.
Pikant: Der explosionsartige Stellenaufwuchs passierte in der „Ampelregierung“. Ein Bürokratieabbau, wie gefordert, war das wahrlich nicht.
Der Vorwurf lautet: Der öffentliche Dienst ist im europäischen Vergleich zu teuer.
Richtig ist: Die gesamtstaatlichen Ausgaben für die allgemeine öffentliche Verwaltung betragen 6,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Damit belegt Deutschland einen mittleren Platz im europäischen Ranking der Anteile des Öffentlichen Dienstes im Verhältnis zu allen Arbeitsstellen.
Es heißt: Deutschland hat einen viel zu aufgeblähten Öffentlichen Dienst.
In der Tat beträgt der Anteil der Beschäftigung im öffentlichen Dienst an der Gesamtbeschäftigung 11,13 Prozent. Allerdings ist das der geringste Anteil im europäischen Vergleich. Spitzenreiter hier ist Schweden mit deutlich über 29 Prozent, auch Frankreich mit über 21 Prozent Öffentlichen Dienst rangiert ganz vorn. Selbst der OECD-Durchschnitt mit über 18,6 Prozent (alles 2021) liegt weit vor Deutschland.
Ob auf Glasflächen von Gebäuden, Gewächshäusern oder Fahrzeugen – mit semitransparenter Photovoltaik könnten für eine klimafreundliche Energieversorgung nutzbare Flächen deutlich vergrößert werden. Im Forschungsprojekt SEMTRASOL entwickeln Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie dafür Solarzellen mit präzise einstellbaren Absorptionseigenschaften und hohem Wirkungsgrad.
Organische Solarzellen sind nicht nur leicht, ungiftig, unabhängig von seltenen Rohstoffen und können preisgünstig sowie großflächig gedruckt werden. Im Vergleich zu anderen Photovoltaik-Technologien haben sie eine weitere herausragende Eigenschaft: Sie können semitransparent hergestellt werden, was viele neue Anwendungen ermöglicht.
Während Silizium-Photovoltaik heute allgegenwärtig zur Energiegewinnung eingesetzt wird, wurde der Nutzen von organischen Solarzellen bisher weit unterschätzt. „So ist auch der große Durchbruch auf dem Markt bislang ausgeblieben,“ sagt Dr. Christian Sprau vom Lichttechnischen Institut des KIT.
Mit seiner gerade gestarteten Forschungsgruppe und dem Forschungsprojekt SEMTRASOL will er das ändern:
„Mit neuen Materialkonzepten und neuesten organischen Halbleitern gelingt es heute immer besser, die Absorptionseigenschaften organischer Solarzellen präzise zu steuern und einen hohen anwendungsspezifischen Wirkungsgrad zu erzielen.“ Dadurch werde etwa hocheffiziente Photovoltaik auf Glasfronten denkbar, die nicht weiter ins Auge fällt. Organische Solarzellen nutzen kohlenstoffbasierte Halbleiter, die sich typischerweise durch schmalbandige Absorptionsbereiche auszeichnen. Dank der Entwicklung neuartiger Akzeptoren, also die Elektronen aufnehmenden Moleküle in der lichtabsorbierenden Schicht in einer Solarzelle, können sie im Labor heute Wirkungsgrade von bis zu 20 Prozent erreichen. Durch die Vielzahl dieser neuen Materialien und in Kombination mit gezieltem Bauelementdesign ist es
möglich, mit einer semitransparenten Solarzelle einstrahlendes Licht in genau definierten spektralen Bereichen zu absorbieren.
So ließen sich künftig Flächen mehrfach nutzen, erläutert Sprau: „In der Agrivoltaik beispielsweise müssen lediglich die zum Wachstum notwendigen Wellenlängen die Pflanzen erreichen, wohingegen sie vor anderen spektralen Anteilen des Lichts geschützt und so vor dem Austrocknen bewahrt werden können. Die Fensterfront eines Hochhauses wiederum muss nur das Licht passieren lassen, welches das menschliche Auge als Helligkeit wahrnimmt. In beiden Fällen lassen sich gleichzeitig mit den ungenutzten Anteilen des Sonnenlichts hohe Energieernten erzielen.“
Nach Einschätzung des Forschungsteams am KIT wird eine doppelte Flächennutzung durch Photovoltaik eine wichtige Rolle spielen, damit Deutschland und Europa die Klimaneutralität rechtzeitig erreichen können. Die technologischen Voraussetzungen seien erfüllt, mit SEMTRASOL wolle man sie nun miteinander kombinieren.
„Konkrete Ziele sind das Maßschneidern der Transparenz, eine druck- und skalierbare Bauelementarchitektur, die Verwendung neuester Materialien und eine umweltfreundliche Herstellung“, erläutert Sprau. „Trivial ist das nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass semitransparente Solarzellen in nicht allzu ferner Zukunft ganz selbstverständlich zu unserem Alltag gehören werden.“
Die Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt (LENA) hat gemeinsam mit Vertretern von Kommunen, Unternehmen und aus der Bürgerschaft das „Landesnetzwerk Bürgerenergie Sachsen-Anhalt“ gegründet.
Durch die Bereitstellung und den Austausch von Wissen und Expertise möchte das Netzwerk „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten und damit die Gründung von kommunalen und bürgerschaftlichen Energiegesellschaften erleichtern. Damit soll mehr lokale Wertschöpfung erreicht und der Rückhalt für den Ausbau erneuerbarer Energien in der Bevölkerung vor Ort gestärkt werden. Das Netzwerk soll Bürgern den Nutzen von Bürgerenergiegesellschaften verdeutlichen und Fragen rund um das Thema Energie und Beteiligungsmöglichkeiten beantworten. Der Fokus liegt darauf, die bürgerschaftlichen und kommunalen Akteure aus Sachsen- Anhalt so zu unterstützen, dass sie den größtmöglichen Nutzen aus der Transformation des Energiesystems ziehen können. Das „Landesnetzwerk Bürgerenergie Sachsen-Anhalt“ möchte darüber hinaus den direkten Austausch innerhalb und zwischen den Bundesländern fördern, Praxisbeispiele vermitteln, sich mit Fachgremien aus der Landespolitik und Verbänden austauschen sowie Informationsmaterialien bereitstellen. Außerdem sind öffentliche Veranstaltungen der Netzwerkmitglieder geplant. Erkenntnisse aus der Informationsveranstaltung „Grüne Energie wird vor Ort faire Energie“ im September 2023 in Dardesheim führten zu einem gemeinsamen Treffen kommunaler Ver-
treter, Unternehmen, Bürger und der Landesenergieagentur, um sich über die Aufgaben und Ziele eines Netzwerkes auszutauschen. Die wichtigsten Themen waren das gemeinwohlorientierte Selbstverständnis und das Erarbeiten von Leitlinien für die Zusammenarbeit im Landesnetzwerk Bürgerenergie sowie die Feststellung der zentralen Bedeutung einer möglichst hohen regionalen Wertschöpfung für die Akzeptanz erneuerbarer Energien.
Auf Basis der Ergebnisse dieses Auftaktgesprächs wurde durch die LENA ein Konzeptentwurf erarbeitet. Die offizielle Gründung des „Landesnetzwerks Bürgerenergie Sachsen-Anhalt“ erfolgte schließlich im Januar 2024 bei einem weiteren Arbeitstreffen.
Seit ihrer Gründung ist die LENA mit Analysen und unterschiedlichen Angeboten im Zusammenhang mit Bürgerenergie aktiv, unter anderem mit dem Konzept Bürgerenergie für SachsenAnhalt, der Plattform Bürgerenergie
Unterstützungsangebote der Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt GmbH für Unternehmen
Die effiziente Verwendung von Energie und die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien bieten große Chancen, Prozesse in Unternehmen kosteneffizienter zu gestalten.
Der Fachbereich Wirtschaft der LENA hat dazu über die letzten Jahre hinweg z.B. mit dem Energiemanagementhandbuch, dem THG-Check Sachsen-Anhalt, den virtuellen Informationsräumen und dem Messgeräteverleih ein breites Informationsund Unterstützungsangebot geschaffen. Der kürzlich erschienene Flyer „Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit in Unternehmen“ fasst die Angebote des Fachbereichs Wirtschaft der LENA übersichtlich für Sie zusammen.
Den Flyer erhalten Sie über den QR-Code oder den folgenden Link zum Herunterladen: https://lsaurl.de/m29QXS
Kontaktieren Sie uns: Tel.: +49 391 5067-4034 www.lena.sachsen-anhalt.de
im Energieatlas, mit regionalen Informations- und Vernetzungstreffen, Exkursionen sowie der Unterstützung bei der Professionalisierung von Energiegenossenschaften. Die Dokumentation landesweiter Aktivitäten sowie überregionaler Beispiele zum „Klimaschutz durch wirtschaftliche Teilhabe“ ist bei der LENA in gedruckter Form erhältlich. Durch die Schaffung der Servicestelle Erneuerbare Energien bei der LENA im Herbst 2022 können die Angebote weiter ausgebaut und verstetigt werden.
Die gesundheitsschädlichen Chemikalien PFAS sind mittlerweile in vielen Böden und Gewässern nachweisbar. Die Beseitigung mit herkömmlichen Filtertechniken ist sehr aufwendig und kaum realisierbar. Forschende des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB setzen im Verbundprojekt AtWaPlas erfolgreich auf eine plasmabasierte Technologie. Kontaminiertes Wasser wird in einen kombinierten Glas- und Edelstahlzylinder eingeleitet und dort mit ionisiertem Gas – dem Plasma – behandelt. Das reduziert die Molekülketten von PFAS und ermöglicht so eine kostengünstige Beseitigung der toxischen Substanz.
Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz: PFAS, haben viele Talente. Sie sind thermisch und chemisch stabil, dabei wasser-, fett- und schmutzabweisend. Dementsprechend findet man sie in vielen alltäglichen Produkten: Pizzakartons und Backpapier sind damit beschichtet, auch Shampoos und Cremes enthalten PFAS. In der Industrie finden sie Verwendung als Lösch- und Netzmittel. In der Landwirtschaft werden sie in Pflanzenschutzmitteln verwendet. Mittlerweile lassen sich Spuren von PFAS auch da nachweisen, wo sie nicht hingehören: im Boden, in Flüssen und im Grundwasser, in Lebensmitteln und im Trinkwasser. So gelangen die schädlichen Stoffe am Ende auch in den menschlichen Körper. Wegen ihrer chemischen Stabilität ist die Beseitigung dieser auch als „Ewigkeitschemikalien“ bezeichneten Substanzen bisher mit vertretbarem Aufwand kaum möglich. Das Verbundprojekt AtWaPlas soll das ändern. Das Akronym steht für Atmosphären-Wasserplasma-Behandlung. Das innovative Projekt wird derzeit am Fraunhofer IGB in Stuttgart gemeinsam mit dem Industriepartner HYDR.O. Geologen und Ingenieure GbR aus Aachen vorangetrieben. Ziel ist die
Aufbereitung und Rückgewinnung PFAS-belasteter Wässer durch Plasma-Behandlung. Das Forscher-Team um Dr. Georg Umlauf, Experte für funktionale Oberflächen und Materialien, macht sich dabei die Fähigkeit von Plasma zu Nutze, die Molekülketten von Substanzen anzugreifen. Erzeugt wird das elektrisch leitfähige Gas aus Elektronen und Ionen durch Anlegen von Hochspannung. „In unseren Versuchen mit Plasma ist es gelungen, die Molekülketten von PFAS im Wasser zu verkürzen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu einer effizienten Beseitigung dieser hartnäckigen Schadstoffe“, freut sich Umlauf.
Wasserkreislauf im Edelstahlzylinder Für das Verfahren nutzen die Forscher einen zylinderförmigen Aufbau. Im Inneren befindet sich ein Edelstahlrohr als Masse-Elektrode des Stromkreises. Ein äußeres Kupfernetz fungiert als Hochspannungselektrode und wird zur In-
Versuchsanlage zur Eliminierung von PFAS. Nach ersten erfolgreichen Versuchen soll die Technologie auch für praktische Anwendungen im Industriemaßstab optimiert und skaliert werden.
nenseite hin durch ein Dielektrikum aus Glas abgeschirmt. Dazwischen bleibt ein winziger Spalt, der mit einem Luft-
Gemisch gefüllt ist. Durch Anlegen von mehreren Kilovolt Spannung verwandelt sich dieses Luft-Gemisch in Plasma. Für das menschliche Auge wird es durch das charakteristische Leuchten und das Entladen in Form von Blitzen sichtbar. Im Reinigungsprozess wird das mit PFAS kontaminierte Wasser am Boden des Stahltanks eingeleitet und nach oben gepumpt. Im Spalt zwischen den Elektroden fließt es nach unten und durchquert dabei die elektrisch aktive Plasma-Atmosphäre. Beim Entladen bricht das Plasma die PFAS-Molekülketten auf und verkürzt sie. Das Wasser wird in einem geschlossenen Kreislauf immer wieder durch den stählernen Reaktor und die Plasma-Entladezone im Spalt gepumpt, jedes Mal werden die PFAS-Molekülketten weiter reduziert bis zu einer vollständigen Mineralisierung. „Im Idealfall werden die schädlichen PFAS-Stoffe so gründlich beseitigt, dass sie in massenspektrometischen Messungen nicht mehr nachweisbar sind. Damit werden auch die strengen Regularien der Trinkwasserverordnung in Bezug auf die PFAS-Konzentration erfüllt“, sagt Umlauf. Gegenüber herkömmlichen Methoden, wie beispielsweise der Filterung mit Aktivkohle, weist die am Fraunhofer IGB entwickelte Technologie einen entscheidenden Vorteil auf: „Aktivkohlefilter können die schädlichen Stoffe
Plasma-Reaktor: Durch Anlegen von Spannung an der Kupferelektrode entsteht ein Plasma. Kontaminiertes Wasser wird nach oben gepumpt und fließt in einem Spalt durch die Zone mit der Plasma-Entladung wieder nach unten. Dabei werden die PFAS angegriffen.
zwar binden, sie aber nicht beseitigen. Somit müssen die Filter regelmäßig ausgetauscht und entsorgt werden. Die „AtWaPlas“-Technologie dagegen kann die schädlichen Substanzen rückstandsfrei eliminieren und arbeitet dabei sehr effizient und wartungsarm“, erläutert Fraunhofer-Experte Umlauf.
Echte Wasserproben statt synthetischer Laborprobe
Um echte Praxisnähe zu gewährleisten, testen die Fraunhofer-Wissenschaftler die Plasma-Reinigung gewissermaßen unter erschwerten Bedingungen. Konventionelle Testverfahren arbeiten mit perfekt sauberem Wasser und im Labor synthetisch angerührten PFAS-Lösungen. Das Forscher-Team in Stuttgart dagegen verwendet echte Wasserproben, die aus PFAS-kontaminierten Gebieten stammen. Die Proben werden vom Projektpartner HYDR.O. Geologen und Ingenieure GbR aus Aachen zugeliefert. Das Unternehmen hat sich auf Altlastensanierung spezialisiert und führt daneben hydrodynamische Simulationen durch. Die realen Wasserproben, mit denen Umlauf und sein Team arbeiten, enthalten daher neben PFAS auch weitere Partikel, Schwebstoffe und organische Trübungen. „Auf diese Weise stellen wir sicher, dass `AtWaPlas` seinen Reinigungseffekt nicht nur mit synthetischen Laborproben, sondern auch unter rea-
len Bedingungen mit wechselnden Wasserqualitäten unter Beweis stellt. Zugleich können wir die Prozessparameter laufend anpassen und weiterentwickeln“, erklärt Umlauf.
Die Plasma-Methode lässt sich auch für den Abbau anderer schädlicher Substanzen einsetzen. Darunter fallen etwa Rückstände von Medikamenten im Abwasser, Pestizide und Herbizide, aber auch Industriechemikalien wie Cyanide. Daneben kommt „AtWaPlas“ auch für die umweltschonende und kostengünstige Aufbereitung von Trinkwasser in mobilen Anwendungen infrage.
Das Verbundprojekt „AtWaPlas“ startete im JuIi 2021. Nach den erfolgreichen Versuchsreihen im TechnikumsMaßstab mit einem Fünf-Liter-Reaktor arbeitet das Fraunhofer-Team gemeinsam mit dem Verbundpartner daran, das Verfahren weiter zu optimieren. Georg Umlauf sagt: „Unser Ziel ist es jetzt, toxische PFAS durch verlängerte Prozesszeiten und mehr Umläufe im Tank vollständig zu eliminieren und die `AtWaPlas`-Technologie auch für die praktische Anwendung im größeren Maßstab verfügbar zu machen.“ Zukünftig könnten entsprechende Anlagen auch als eigenständige Reinigungsstufe in Klärwerken aufgestellt werden oder in transportablen Containern auf kontaminierten Freilandflächen zum Einsatz kommen.
An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gibt es ein neues Stipendienangebot für junge Frauen, die sich für ein naturwissenschaftlich-technisches Studium interessieren.
Ab sofort können sich leistungsstarke Schülerinnen, die im kommenden Wintersemester ein Bachelorstudium an der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik beginnen möchten, für das sogenannte INGa-Stipendium bewerben.
Die finanzielle Unterstützung beträgt 300 Euro monatlich und ist unabhängig vom BaföG und dem Einkommen der Eltern. Das Stipendium gilt zunächst für zwei Semester, es besteht die Möglichkeit einer Verlängerung bis zum Ende des Bachelorstudiums folgender Studiengänge: Nachhaltige Verfahrens- und Umwelttechnik, Energieprozesstechnik, Chemieingenieurwesen, Molekulare und strukturelle Produktgestaltung, Wirtschaftsingenieurwesen Verfahrensund Energietechnik, Biosystemtechnik und Sicherheit und Gefahrenabwehr.
„Wir wollen mit dem neuen Stipendium interessierte Schülerinnen ermutigen, sich für ein Studium an der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik zu entscheiden und sie anschließend dabei unterstützen“, erklärt die Chemikerin und Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät, Dr. Alexandra Lieb.
„Unsere hervorragende Ausbildung ist ein Sprungbrett für die Karrieren der jungen Frauen in Wissenschaft und Industrie.“ Derzeit liege der Frauenanteil bei den Studierenden an der Fakultät bei etwa 20 Prozent.
Neben guten Leistungen im Studium werde von den Stipendiatinnen erwartet, dass sie sich an der Fakultät engagierten, „zum Beispiel im Fachschaftsrat, bei Studieninfotagen oder Schulmessen“, so Lieb weiter. Für die Bewerbung für das kommende Wintersemester 2024/25
benötigen die Schülerinnen ein Motivationsschreiben, einen tabellarischen Lebenslauf, ihr Abiturzeugnis und ein kurzes Empfehlungsschreiben einer Lehrkraft aus den naturwissenschaftlichtechnischen Fächern.
„Das Motivationsschreiben der Bewerberin hat für uns viel Gewicht“, erklärt Dr. Lieb. „Wir möchten erfahren, was die jungen Frauen antreibt, welche Ziele und Vorstellungen sie von ihrer Zukunft haben.“
Die Bewerbungsunterlagen können ab sofort digital per Mail über ingastipendium-fvst@ovgu.de eingereicht werden. Die Auswahl erfolgt bis spätestens Ende Juni durch eine Auswahlkommission.
Mehr Informationen unter https://link.ovgu.de/ingastipendium
Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist als Mitglied in die Microtec Academy aufgenommen worden und damit ab sofort offizieller Standort der überregionalen und überbetrieblichen Berufsbildungsakademie für die Mikro- und Nanotechnologien in Sachsen-Anhalt. Die Universität wird sich künftig an der Entwicklung neuer Personalentwicklungsmodule in den Mikro- und Nanotechnologien beteiligen.
Durch die Wiederaufnahme der Ausbildung von Mikrotechnologen, der im Wintersemester 2023/24 gestarteten Studiengänge Advanced Semiconductor Nanotechnologies, Computational Methods in Engineering und AI Engineering sowie einem in Planung befindlichem Doktorandenprogramm stehen auf dem Unicampus künftig maßgeschneiderte Bildungsangebote für alle Niveaustufen zur Verfügung. Angelernte Fachkräfte, spezifisch ausgebildetes Fachpersonal, Führungskräfte, aber auch Quereinsteiger können sich dann bedarfsgerecht und nach dem Baukastenprinzip fort- und weiterbilden.
Die enge Zusammenarbeit mit der Microtec Academy ist Teil eines Gesamtkonzeptes der Universität Magdeburg zum Aufbau einer Talent Pipeline zum Thema Halbleiterindustrie, so Unirektor Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan. „Neben der Aus- und Weiterbildung dringend benötigter Fach- und Führungskräfte sollen damit auch internationale Studierende und Promovierende gewonnen sowie ein belastbares Netzwerk von Part-
nern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik geschaffen und gemeinsame Stiftungsprofessuren eingerichtet werden.“
Im Zentrum dieser Talent Pipeline sowie der Zusammenarbeit mit der Microtec Academy stehe der Reinraum der Universität Magdeburg, so der Rektor weiter. „Wir haben durch die Wiederertüchtigung unseres Reinraumes einen exzellenten Ausstattungsgrad, der es uns erlaubt, diesen Schritt eines Gesamtausbildungskonzeptes zu wagen und den Reinraum als Core Facility künftig auch anderen Partnern als gemeinsam genutzte Forschungs- und Ausbildungsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen.“
Der neue und durchlässige Ausbildungsansatz biete auch beste Bedingungen für Auszubildende an der Universität Magdeburg, so der Leiter des Reinraums der Universität Magdeburg, Jörg Vierhaus. „Durch die Verbindung von Abschlussarbeiten der Auszubildenden mit Masterarbeiten und Doktorarbeiten der Studierenden können beide Ausbildungsstränge, der duale und der akademische, voneinander profitieren“, so Vierhaus weiter. „Die Auszubilden-
den erhalten Themen aus der aktuellen Forschung für ihre Abschlussarbeiten, die Studierenden umfangreiche Unterstützung aus dem technischen Bereich für ihre Dissertationen und Masterarbeiten.“ Das etabliere frühzeitig und bereits in der Ausbildung, die in der Chipfertigung so wichtige Teamarbeit.
„Die Universität Magdeburg ist sowohl fachlich-thematisch als auch personell und in ihrer Rolle für die Region eine große Bereicherung für die Microtec Academy und gewinnt mit dem entstehenden Intel-Standort noch einmal zusätzlich an Bedeutung“, erklärt Oliver Knebusch, Projektleiter bei der Microtec Academy. Das erste gemeinsame Seminar der Universität Magdeburg und der Microtec Academy findet vom 11. bis 15. März 2024 statt und richtet sich unter dem Titel „Einführung in die Fertigungsund Prozesstechnologien der Halbleitertechnik“ an angehende sowie bereits im Berufsleben stehende Fach- und Führungskräfte.
Mehr Informationen unter www.microtec-academy.de
Die Würzburger Universitätsmedizin ist dabei, die Herstellung von körpereigenem Knorpelgewebe aus der Nase als Implantat zur Regeneration von moderaten und fortgeschrittenen Knorpeldefekten im Knie zu etablieren. Ziel ist, das Verfahren für die Zulassung vorzubereiten. Damit seien sie in der Champions League angekommen, so Oliver Pullig, Leiter der Entwicklung am Lehrstuhl für Tissue Engineering und Regenerative Medizin des Universitätsklinikums Würzburg.
„Wir entnehmen unseren Patienten ein kleines Stück Knorpel aus der Nasenscheidewand, züchten es auf einer strukturgebenden Kollagenmatrix und implantieren es vier Wochen später in das geschädigte Knie, damit sich der Knorpel regeneriert“, erklärt Privatdozent Dr. Oliver Pullig.
Dass diese Methode der Knorpelregeneration funktioniert und sowohl wirksam als auch sicher ist, hat der Biologe bereits in der BIO-CHIP-Studie mit einem internationalen Team unter der Leitung des Universitätsspitals Basel an mehr als 100 Personen erfolgreich gezeigt. Während in dieser Studie fokale Knorpelläsionen, also nur lokal begrenzte und klar definierte Verletzungen, zum Beispiel nach einem Unfall, mit dem gezüchteten Knorpelgewebe aus der Nase behandelt wurden, sollen in die ENCANTOStudie erstmals Patienten mit weiter fortgeschrittenen Knorpeldefekten aufgenommen werden. Geprüft wird, ob das Verfahren eine Alternative zur Prothese und damit eine neue Thera -
pie bei der Patellofemoralen Arthrose darstellt, also bei Knorpelschäden an der Rückseite der Kniescheibe (lateinisch patella) und am gegenüberliegenden Oberschenkelknochen (lateinisch femur).
Die von Oliver Pullig geleitete Arbeitsgruppe „GMP-konforme ATMPEntwicklung“ ist gemeinsam mit einem Team aus Basel für die Herstellung der Implantate verantwortlich. Die Knorpelmatrix wird in zwölf klinischen Zentren in Europa eingesetzt, unter anderem in der Orthopädischen Universitätsklinik in Würzburg. Hier ist die Herstellung von insgesamt 56 Implantaten geplant sowie die Rekrutierung von 25 Patienten. Die Implantation des Knorpelgewebes ist relativ einfach, der Aufwand, die Knorpel außerhalb des Körpers zu züchten, jedoch immens. Da das Implantat aus lebenden Zellen besteht, gehört es zu den Arzneimitteln für neuartige Therapien, kurz ATMP für Advanced Therapy Medicinal Products. Das heißt: Es unterliegt besonderen Regularien.
„Wir haben uns bereits im BIO-CHIPProjekt um die komplexen Aufgaben und Formalitäten rund um die Herstellung und Logistik gekümmert“, berichtet Oliver Pullig. Nun liege die Herausforderung darin, die hohen Auflagen für die Herstellung und die Qualität des Produkts konstant zu halten.
„Es sind menschliche Zellen. Die machen nicht immer das, was wir wollen oder erwarten“, schildert Dr. Sarah Nietzer. Die Biologin war zehn Jahre lang in der Forschung und Entwicklung tätig. Jetzt hat sie den Schritt in die Herstellung und Regulatorik gemacht. „Wir benötigen mehr Daten, um zu verstehen, warum zum Beispiel die Zellen von einer Person nicht so gut wachsen wie bei einer anderen. Außerdem arbeiten wir an einem Verfahren, wie wir die Qualität der Zellen und ihre Viabilität über den gesamten Herstellungsprozess, also in real time, überwachen und nicht erst am Ende prüfen können. Es wäre großartig, wenn wir diese neue Methode auch auf andere Modelle übertragen könn -
ten, mit denen wir am Lehrstuhl verschiedene Krankheiten nachstellen.“
Doch wie wird solch ein Gewebeimplantat überhaupt hergestellt? Zunächst wird den Studienteilnehmern ein winziges Stückchen Knorpelgewebe aus der Nasenscheidewand entnommen. Die Knorpelzellen aus der Nase sind denen des Knies sehr ähnlich. Sie sind mechanisch belastbar und lassen sich gut im Labor vermehren. Nach der Entnahme wird das Knorpelgewebe unter strengsten aseptischen Bedingungen im Reinraum aufbereitet. Die Zellen werden isoliert und kultiviert und schließlich auf eine vier mal fünf Zentimeter große Trägerstruktur gegeben. Dort wandern die Zellen in die als Medizinprodukt zugelassene Kollagenmembran ein und bauen ihre eigene Knorpelmatrix. Nach vier Wochen ist das Implantat namens N-TEC
Echte Chance für Volkskrankheit
Arthrose
„In der BIO-CHIP-Studie hatten wir auch ein weniger zeitaufwändiges
Verfahren untersucht, bei dem die Zellen nur zwei Tage auf der Matrix waren. Die Qualität war gut, doch die länger gereifte Matrix war stabiler und wurde auch vom Operateur bevorzugt, der das neue Gewebe aus körpereigenen Zellen auf die defekte Stelle im Knorpel legt und mit dem unversehrten Knorpelgewebe vernäht“, berichtet Oliver Pullig. Neu sei, dass für die Kultivierung der Zellen kein körpereigenes Blut mehr benötigt wird und statt einer Matrix zwei hergestellt werden können. Somit ließen sich auch große Flächen an Knorpeldefekten therapieren.
Sollten sich die Implantate als echte Alternative zur Prothese erweisen, würden sie Pullig zufolge die Behandlung von Knorpeldegenerationen geradezu revolutionieren. Bislang beschränken sich die therapeutischen Ansätze auf Schmerzbehandlung oder künstlichen Gelenkersatz. Dabei sind weltweit mehr als 500 Millionen Menschen von der schmerzhaften und mit Behinderungen einhergehenden Arthrose im Kniegelenk betroffen. Und die Volkskrankheit Arthrose nimmt aufgrund des vermehrten Übergewichts und der steigenden Lebenserwartung stetig zu.
Heutzutage erledigen wir immer mehr Aufgaben gleichzeitig. Dabei kann es jedoch zu Leistungseinbußen kommen. Spielt es dabei eine Rolle, ob man bei der Bewältigung der Aufgaben bereits sehr viel Erfahrung hat? Das hat nun ein Team um die Sportwissenschaftlerin Sabine Schäfer an Ruderern und Kampfsportlern untersucht. Es zeigte sich, dass selbst sehr erfahrene Athleten unter Doppelaufgaben schlechtere Leistungen bringen.
Lieber soll man eine Sache richtig machen, als zwei oder drei Sachen fast richtig. Dass das auch im Sport stimmt, haben nun Sportwissenschaftler der Universität des Saarlandes herausgefunden. Sabine Schäfer, Professorin für Sportwissenschaft, sowie Annalena Monz, Kathrin Morbe und Dr. Markus Klein haben an zwei Probandengruppen getestet, wie gut diese Denkaufgaben lösen können, während sie gleichzeitig Sport treiben.
„Wir haben zwei Gruppen untersucht“, erläutert Sabine Schäfer. „Eine Gruppe musste auf einem Ergometer rudern, eine andere Gruppe bestimmte Übungen in der Kampfsportart Taekwondo durchführen. Gleichzeitig mussten sie sich als Denkaufgabe eine Reihe von Wörtern merken, die sie mit einer festgelegten Abfolge von Orten gedanklich verknüpfen sollten“, so die Sportwissenschaftlerin.
Die freiwilligen Teilnehmer des RuderTests waren in vier Gruppen zu je zehn Personen unterteilt. Jüngere Teenager (12-14 Jahre), ältere Teenager (14-18 Jahre), junge Erwachsene (17-24 Jahre) sowie ältere Erwachsene (48 bis 63 Jahre), wobei die jungen Erwachsenen als Leistungssportler die mit Abstand besten sportlichen Leistungen dieser Kohorte vorweisen konnten.
Gedächtnisleistung nimmt ab „Die Probanden mussten nun in 180 Sekunden mit einer bestimmten, vorgeschriebenen Geschwindigkeit rudern. Dabei war es wichtig, dass sie auch das Display des Rudergerätes im Blick hielten und auf ihre Geschwindigkeit achteten, um möglichst konstant schnell zu bleiben“, erläutert Sabine Schäfer. „Dazu mussten sie im weiteren Verlauf eine Denksport-Aufgabe bewältigen. Nach
90 Sekunden wurden über Kopfhörer verknüpfte Wortpaare, zum Beispiel ‚Spüle – Banane‘, ausgegeben. Im Anschluss sollten sich die Sportler an den Gegenstand erinnern, der an einem bestimmten Ort gedanklich ‚abgelegt‘ worden war“, erklärt die Sportwissenschaftlerin.
Diese Aufgabe bewältigten die Studienteilnehmer einmal in einer lockeren Ergometer-Einstellung und einmal in einer intensiveren, die mehr Kraft erforderte. Zum Vergleich lösten die Teilnehmer die Gedächtnisaufgabe auch inaktiv, also nur auf dem Ergometer sitzend, um die reine kognitive Leistung zu messen; zudem musste in einigen Durchgängen auch ohne Denksport-Aufgabe gerudert werden, um die reine Ruder-Leistung zu messen.
„Wir haben festgestellt, dass über alle Probandengruppen hinweg die Gedächtnis-
leistung und die Rudergeschwindigkeit klar abnimmt, wenn die andere Aufgabe gleichzeitig erledigt werden muss“, so das Fazit von Sabine Schäfer. Bei der etwas anstrengenderen Übung litten die Leistungen jeweils noch etwas mehr. „Die Profi-Ruderer schnitten im Mittel noch am besten ab, aber auch hier haben wir einen deutlichen Abfall der Ruderleistung und der Gedächtnisleistung gesehen“, so die Sportwissenschaftlerin. Ganz ähnliche Ergebnisse zeigten die Untersuchungen bei den TaekwondoSportlern. Da es sich bei der koreanischen Kampfkunst um eine koordinativ deutlich anspruchsvollere Sportart handelt als beim Rudern, war das Fazit auch entsprechend: „Taekwondo ist kognitiv sehr fordernd“, resümiert Sabine Schäfer. Die Taekwondo-Sportler aus drei Leistungsgruppen (gelber Gürtel/ Anfänger; grüner, blauer, roter Gürtel/ Fortgeschrittene; schwarzer Gürtel/Experte) führten einen so genannten „Formenlauf“ vor, in welchem festgelegte Techniken in vorgegebener Reihenfolge durchgeführt und von Kampfrichtern bewertet werden. Die Wortpaar-Aufgabe lösten sie in zwei von vier Durchgängen, die anderen zwei waren reine Formenläufe ohne Denkaufgabe, die dem Vergleich der sportlichen Leistung dienten. Außerdem wurde, wie beim
Rudern auch, die reine Gedächtnisleistung gemessen, indem den Sportlern die Wortpaare präsentiert wurden, während sie saßen.
Bei Doppelaufgaben überfordert „Beim Taekwondo waren die Kosten in der Gedächtnisaufgabe etwas höher als beim Rudern“, fasst Annalena Monz, eine der Co-Autorinnen der Studie, das Ergebnis zusammen. Das Gehirn ist in der Doppelaufgabensituation also überfordert, und es kommt zu Leistungseinbußen. Beim Taekwondo äußert sich das darin, dass die Übungen, die im Formenlauf präsentiert werden, nicht mehr so präzise sind im Vergleich zum Formenlauf ohne ablenkende Gedächtnisaufgabe. „Anders gesagt: Die Leute wissen, was sie machen müssen, aber es sieht alles nicht mehr so gut aus“, bringt es die junge Sportwissenschaftlerin auf den Punkt.
Co-Autor Markus Klein, wie Annalena Monz im Taekwondo-Sport aktiv, ergänzt: „Da geht es um kleine Präzisionsfehler in Bezug auf die technische Qualität der Bewegung, die die Kampfrichter sehen: Der Stand ist beispielsweise nicht ganz korrekt, ein Handgelenk ist nicht korrekt gestreckt, sondern zum Beispiel abgeklappt. Das sind alles Dinge, die die Sportler besser hinbekommen würden,
wenn sie nicht nebenher Gedächtnisaufgaben lösen müssen“, so der Sportwissenschaftler.
Auch hier war es wie beim Rudern, dass die erfahrenen Sportler im Mittel besser abgeschnitten haben als die unerfahrenen. Aber selbst bei sehr erfahrenen Athleten mit schwarzem Gürtel ist ein Abfall der Leistung in der Doppelaufgabensituation zu beobachten. Als Erklärung hierfür vermuten Sabine Schäfer und ihr Team einerseits, dass selbst erfahrene (Freizeit-)Sportler den Bewegungsablauf beim Formenlauf trotz ihrer jahrelangen Erfahrung und Übung noch nicht automatisiert haben, was im Rahmen des Breitensports nicht zu erwarten ist. Andererseits, so eine weitere Vermutung, beanspruchen sowohl die Verknüpfungsleistung von bestimmten Worten mit Ortsangaben als auch die Bewegungsabläufe beim Formenlauf ähnliche kognitive Ressourcen – das räumliche Vorstellungsvermögen –, so dass die begrenzt verfügbaren Ressourcen entsprechend aufgeteilt werden müssen. Des Weiteren erfordert eine überzeugende, dynamische Präsentation der Form ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und bewusster Steuerung – man muss sich mehr auf die Übung konzentrieren als zum Beispiel beim Rudern.
Das Puppentheater Magdeburg wagt sich mit der Uraufführung einer Stückentwicklung für Kinder an das Thema Krieg
„Frieden und Krieg und ich“ ist eine Stückentwicklung von Ania Michaelis und Team am Magdeburger Puppentheater, die am Samstagabend (10.2.24) uraufgeführt wurde. Für Kinder gedacht und inszeniert, hält das Stück ebenso Erwachsenen einen Spiegel vor das Gesicht, der in seiner Einfachheit schonungslos den Kern der brutalen Komplexität eines Krieges sichtbar macht.
Das Thema Krieg ist allgegenwärtig. Im Fernsehen sind fürchterliche Bilder zu sehen, Politiker, Lehrer und Eltern reden darüber, diskutieren kontrovers oder lassen Ängste erkennen. Wie wirkt das alles auf Kinder, die sehr genau spüren, dass sich in ihrem Lebensumfeld etwas verändert? Was geht in ihnen vor, die sie doch in Sicherheit und Geborgenheit groß geworden sind, wo Angst vor Bomben oder der Tod von Freunden nie vorkamen? Und nun haben sie Mitschüler, die aus fremden Ländern kommen, oft traumatisiert sind; die erlebt haben, was Bilder nicht annähernd vermitteln können? Was macht das alles mit Kindern? Das ist der Ansatz in der Stückentwicklung von drei Forschen-
den, die auf höchst unterschiedliche
Weise kindgerecht die Mechanismen offenlegen, die zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen. Dahinter steht jeweils die Frage: Ist das Krieg?
In der Tat ist diese Frage auch für Erwachsene nicht einfach zu beantworten. Wie schwer muss es da für Kinder sein, in der Vielzahl der Ursachen von Zorn, von Ungerechtigkeit, von Egoismus, von Gewalt, Unterdrückung oder Gleichgültigkeit zu erkennen, was ihnen gewollt oder ungewollt zugemutet wird?
Wie sollen sie Empathie, Freundschaft, gegenseitiges Verständnis und Unterstützung lernen, wenn neben der beständigen Gewaltaussetzung durch Medien, nun auch noch die Re-
alität bestätigt, was Angstträume verursacht?
Richard Barborka, Christian Sengewald als Gast und Freda Winter sind die Forscher, die auf einem Förderband in die Innenwelt des Puppentheater-Zuschauerraums geschubst werden. Da sind sie nun und machen sich mit einer Reihe von Experimenten auf die Suche nach der Frage aller Fragen: Ist das Krieg?
Da sind Puppenköniginnen und -könige, die plötzlich aus dem Leben scheiden, aber ihre Nachfolge nicht geregelt haben. Plötzlich fragt sich das stets schmeichelnden Puppenvolk, wer wohl am besten als Königin oder König geeignet sei. Hinter den Spannungen, die dabei entstehen, ist es na-
türlich der Drang nach Macht, nach Ansehen und Reichtum, der auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führt. Aber ist das Krieg?
Oder die Stadt, in der Kinder spielen können, so oft und lange sie wollen. Dort gibt es Eis, Bibliotheken für Kinder, Tiere, die frei laufen dürfen. Es herrscht Friede und Glück, so ein wenig Schlaraffenland. Und dann kommen über das Förderband Monsterfiguren in die Stadt, die mit dem Argument „Ordnung schaffen“ das Glücksland mit sechsspurigen Autobahnen zerstören und die Tiere einsperren. Gewaltsam „Ordnung“ schaffen: Ist das Krieg?
Ania Michaelis versteht es mit einer sehr einfühlsamen Regie die Stufen
der Auseinandersetzungen in den einzelnen Experimenten zu differenzieren und so die Frage nach der rigorosen Durchsetzung der Interessen, auch mit Gewalt, immer wieder mit dem Nachdenken zu verbinden, ob das der richtige Weg sei. Hier spürt man den Einfluss der Theaterpädagogin Marlen Geisler, denn mit dem Geschehen sind auch immer wieder Lösungsansätze verbunden, die Kinder verstehen. Sich zu entschuldigen, etwas wiedergutzumachen, Freundschaft höher als Eigeninteressen zu werten, und vieles andere mehr. Das ist ebenso Lehrstoff für Erwachsene.
Christian Sasse hat eine Bühne entwickelt, die in ihrer Vielfalt den Puppen und der Stadt aus Holzklötzern von Ju-
lia Styrie genau den Raum bietet, der das Interesse und die Aufmerksamkeit der Kinder fesseln dürfte. Und nicht zu vergessen: Es sind die Kugeln, die als Bälle oder Murmeln sich durch die gesamte Stückentwicklung einen Weg bahnen. Das ist ein gelungenes Augenzwinkern auf die Kugel, das Symbol des Puppentheaters Magdeburg in der Außendarstellung der aktuellen Spielzeit. Hier hat es auch eine inhaltliche Funktion bekommen.
„Frieden und Krieg und ich“ macht in seiner Aussageintensität Erwachsene nachdenklich und ermöglicht Kindern, diese komplizierte Welt vielleicht ein wenig besser zu verstehen. Allein das macht die Stückentwicklung besonders wertvoll.
Karl Hopfer ist Fabrikarbeiter. Mit seiner Geschichte Ende des 19. Jahrhunderts begann eine Ausstellung im Kundencenter der AOK als Graphic Novel, einer künstlerischen Comic-Form mit Figuren in Lebensgröße.
Als Karl Hopfer 1884 an Typhus erkrankt, fehlt ihm das Einkommen, um seine Familie zu ernähren. Denn: Seine Fabrik hat sich noch keiner Krankenkasse angeschlossen. Karl Hopfer hat Glück im Unglück: Seine Kollegen sammeln Geld und helfen ihm so über die schweren Zeiten hinweg. Zu dieser Zeit existieren zwar erste Krankenversicherungen in Deutschland, aber nicht für alle. Das soll sich mit der neuen Sozialgesetzgebung ändern. Das Gesetz über die Krankenversicherung der Arbeiter wird 1883 verabschiedet und tritt im Dezember 1884 endgültig in Kraft.
1883 schlägt die Geburtsstunde der gesetzlichen Krankenkassen und insbesondere der AOK. Zu ihrem 140. Geburtstag erzählte die AOK die Sozialgeschichte bis heute auf diese neue und fesselnde Weise: In Form einer Ausstellung einer Graphic Novel.
Zur Ausstellungseröffnung erinnerten die Verwaltungsratsvorsitzenden Uwe Schomburg und Susanne Wiedemeyer an den 90. Jahrestag des „Gesetzes über den Neuaufbau des Reichs“ und die daraus folgende Abschaffung der Selbstverwaltung im Nationalsozialismus. Sie betonten dabei die Bedeutung der De-
mokratie und der im Grundgesetz verankerten Rechte.
Daran knüpften die weiteren Kapitel der Graphic Novel an, die die Geschichte der Sozialversicherung bis heute – in kurzen Episoden zum Beispiel aus dem Leben eines Hausmädchens, eines Reporters, einer NS-Zwangsarbeiterin und von Geflüchteten erzählten.
Die Zeichnungen stammen aus der Feder des Berliner Künstlers Nino Bulling.
Eröffnung der Graphic Novel-Ausstellung im Kundenfoyer der AOK Sachsen-Anhalt in Magdeburg.
Der Blick richtet sich auf historische Wegmarken und zeigt beispielhaft Menschen, die diesen Weg entscheidend geprägt haben. Die Graphic Novel ist zuerst als Buch erschienen und war nun auch in Form einer Wanderausstellung zu erleben.
Die gesetzliche Krankenversicherung: hohes Gut des Sozialstaats
Mit der verpflichtenden Einführung der Krankenversicherung 1883 wurden viele, heute noch geltende Grundsätze initiiert: Ein lückenloser Versicherungszwang, die Teilung der Beitragslast zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie Kranken- oder Sterbegeld und die Selbstverwaltung. „In der Rückschau wird deutlich, was AOK & Co. in 140 Jahren für die Menschen geleistet haben.
Die gesetzliche Kranken- und Pflegekassen sorgen dafür, dass unser Gesundheitssystem auf festem Grund steht. Bei allen Höhen und Tiefen in 140 Jahren ist die Geschichte der selbstverwalteten GKV eine echte Erfolgsstory“, ist Uwe Schomburg, Vorsitzender des AOK-Ver-
waltungsrats und Vertreter der Arbeitgeberseite, überzeugt.
„Auch in Zukunft werden wir vor großen Herausforderungen stehen. Reformen der Krankenhauslandschaft und der Sozialen Pflegeversicherung sind überfällig, um das System der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zukunftsfest zu gestalten und die Versorgung zu verbessern”, erklärt Susanne Wiedemeyer, alternierende Vorsitzende des AOKVerwaltungsrats und Vertreterin der Arbeitnehmerseite.
Für eine demokratische und solidarische Gesellschaft
Im Jahr 1933 kamen in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht. In der Folge beschloss der Reichstag am 30. Januar 1934, also vor genau 90 Jahren, das „Gesetz über den Neuaufbau des Reichs“. An die daraus folgende Gleichschaltung der Krankenkassen und die Abschaffung der Selbstverwaltung in der NSZeit erinnerte die Graphic Novel mit dem Kapitel „Paul Nürnberger – Der Beamte“. An diesen Jahrestag erinnernd
Susanne Wiedemeyer, alternierende Vorsitzende des AOK-Verwaltungsrats und Vertreterin der Arbeitnehmerseite, rechts Ralf Dralle, Vorstand der AOK Sachsen-Anhalt.
Uwe Schomburg, Verwaltungsratsvorsitzender für die Arbeitgeberseite.
und mit Blick auf die Zukunft unserer Gesellschaft sagte Uwe Schomburg: „Es ist weiterhin unsere Aufgabe, allen Versicherten eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zukommen zu lassen, unabhängig von Herkunft und Hintergrund. Eine Gleichschaltung wie 1934 darf es niemals wieder geben. In unserem heutigen Gesundheitswesen leisten Menschen vieler Nationen einen wichtigen Beitrag. In medizinischer und pflegerischer Versorgung, in Forschung und Lehre. Sie sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft – und sollen es bleiben.“
„Als Körperschaft des öffentlichen Rechts haben wir in der AOK Sachsen-Anhalt die Werte und Rechte unseres Grundgesetzes zutiefst verinnerlicht. Dass niemand beispielsweise seiner Abstammung, seiner Heimat und Herkunft oder seines Glaubens wegen benachteiligt oder gar diskriminiert werden darf, ist für uns selbstverständlich“, fügt Susanne Wiedemeyer hinzu.
„Borgia“. Schon der Name fasziniert, verspricht das Schaudern vor Intrigen, Mord, Berechnung und Hinterlist um 1500 in Italien, das offenbar bis heute die Menschen in den Bann zieht. Jörg Mannes, Ballettdirektor am Magdeburger Theater, hat das in einer Choreografie verarbeitet. Am Samstagabend wurde die Uraufführung des Balletts mit minutenlangen stehenden Ovationen gefeiert.
Im Rom des 15. Jahrhunderts agiert Rodrigo Borgia als Papst Alexander VI. Sein ganzes Streben besteht darin, die Machtfülle seiner Familie und seiner Person zu mehren.
Jedes Mittel ist ihm recht. Mord, Korruption, skrupelloses Verheiraten seiner Tochter Lucrezia, um ihr einflussreiche Ehemänner oder seinem Sohn Cesare gesicherte Herrschaft zu verschaffen.
Ballettdirektor Jörg Mannes kreiert seine Choreografie nicht ausschließlich mit historischen Fakten. Ihm geht es um die Motive, Emotionen, um das Gefühlsleben der Renaissance als Epoche. Und er ist damit, gewollt oder ungewollt, ganz dicht am Hier und Heute.
Die Bilder in diesem Ballett sind von der ersten Minute an von enorm beeindruckender Intensität. Das aggressive Kardinalsrot der weiten, fließenden Stoffe der Kostüme von Rosa Ana Chanzá bestimmt den Eindruck im ersten Teil des Balletts, der besonders bei den Gruppentänzen von atemberaubender Dynamik geprägt ist. Es entstehen immer wieder überraschende Bilder voller Intensität, die auch optisch staunen lassen. Jörg Mannes gelingt dabei, was er auch in anderen Ballettinszenierungen schon gezeigt hat, dass er klassische Ballettelemente mit einer modernen Formsprache des Tanzes so kombinieren kann, dass völlig neue Ausdrucksmöglichkeiten entstehen. Das Publikum honorierte das immer wieder mit Szenenapplaus.
Marco Marangio tanzt den Rodrigo Borgia. Er ist Italiener, in Rom geboren, war Mitglied des Ballett-Ensembles des Teatro San Carlo in Neapel und Gastsolist in der Arena di Verona. Seit der Spielzeit 2022/23 gehört er zur Magdeburger Ballett-Kompagnie. In seinem weißen Papstkostüm bildet er nicht nur optisch einen Kontrast, sondern verkörpert die Machtgier des Rodrigo Borgia auch in seinem tänzerischen Ausdruck absolut überzeugend.
Eine besondere Rolle in der Geschichte der Borgias verkörpert Giulia Farnese. Sie ist Rodrigos Geliebte, kommt
aber in der Geschichtsschreibung kaum vor. Dennoch spielt sie eine wichtige Rolle, nutzt geschickt ihre Macht über den Papst für ihre Zwecke.
Chiara Amato tanzt diesen bedeutsamen Part insbesondere im Pas de Deux mit Marco Marangio überaus ausdrucksvoll und überzeugend in der Auseinandersetzung zwischen Liebe und Kampf für die eigenen Interessen. Es sind diese ambivalenten emotionalen Momente, die in der Ballettinszenierung so eindringlich auf das Publikum wirken.
Auch Chiara Amato absolvierte ihre Tanzausbildung in Italien am Dance Studio Faenza. Sie ist ebenfalls seit der Spielzeit 2022/23 Mitglied des Magdeburger Ensembles. Vielleicht hat der italienische Einfluss bei diesen beiden wichtigen Rollen mit dazu beigetragen, dass eine solche spürbare Authentizität bei der Darstellung aufkam. Einen großen Anteil daran hat die musikalische Zusammenstellung von Jörg Mannes. Da sind Ausschnitte aus der Filmmusik von „Die Hornisse“ von Dmitri Schostakowitsch, die „Drei Stücke im alten Stil“ von Henryk Górecki sowie die 8. Sinfonie von Philip Glass. Diese Musik, im ersten Teil beinahe humorvoll mit kurzen melodischen Stücken das Geschehen erzählend, bestimmt im zweiten Teil deutlich dominierend die tänzerische Choreografie. Svetoslav Borisov, 1. Kapellmeister der Magdeburgischen Philharmonie, schafft eine perfekte Abstimmung zwischen dem Ballettgeschehen und der musikalischen Interpretation. Das ist insbesondere im zweiten Teil keine leichte Aufgabe, weil lange Teile von Soli und Pas de Troix mit ineinander übergehenden Gruppentänzen zu bewältigen sind.
Thomas Rupert hat die Bühne entworfen. Er arbeitete schon bei mehreren Ballettinszenierungen mit Jörg Mannes erfolgreich zusammen, so dass man sich ohne viele Worte versteht. Und auch diesmal gelang es dem Holländer, der für das Deutsche Theater in Berlin Bühnen entwarf oder in London als Gastdozent wirkte, das Kunststück, den Petersdom von Rom auf die Magdeburger Bühne zu holen und im nächsten Moment einen sehr individuellen Raum für einen Solotanz zu schaffen.
Mit „Borgia“ ist Jörg Mannes und der Magdeburger Kompagnie erneut ein wirkliches Ballettereignis gelungen, das mit Sicherheit auch weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus für Furore sorgen dürfte.
Spricht man derzeit von Rußland, dann geht es fast ausschließlich um den Angriffskrieg auf die Ukraine und die Angst vor einem möglichen Angriff auf NATO-Länder. Allerdings könnte die geopolitische Interessenlage auch in eine ganz andere Richtung zeigen, wie verschiedene wissenschaftliche Studien politischer Denkfabriken zeigen. Der Autor und Experte für internationale Politik Stephan Ossenkopp hat dazu den folgenden Beitrag verfasst:
„Russlands groß-eurasische Strategie macht seine Eindämmung unmöglich. Zu diesem Schluss muss eigentlich jeder kommen, der sich nicht ausschließlich von der Meinung westlicher Politiker und Medienvertreter über Russland leiten lässt. Schaut man sich stattdessen die maßgeblichen strategischen Konzepte an, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Für viele im Westen wäre es ein erheblicher Schock, wenn man sich des Ausmaßes der Selbsttäuschung bewusst würde, aber die Realität ist nun einmal die Realität.
Der Programmdirektor des Waldai-Diskussionsclubs, Timofei Bordachev, hat kürzlich einen aufrüttelnden Strategiebericht verfasst. Darin geht es um die Bedeutung der strategischen Ausrichtung Russlands beim Aufbau einer großeurasischen Partnerschaft. BRICS plus spielt dabei ebenfalls eine zentrale Rolle. Russland hat seit dem 1. Januar dieses Jahres bekanntermaßen den Vorsitz der BRICS-Gruppe inne. Höhepunkt wird das Treffen der Staats- und Regierungschefs im Oktober in der tatarischen Hauptstadt Kasan sein. Dem WaldaiDiskussionsclub gehören übrigens mehr als 1000 Vertreter der internationalen Wissenschaft aus 85 Ländern an. Die USA sind ebenso präsent wie Ägypten, Iran, China, Japan, Israel, Großbritannien und Frankreich.
Bordachev argumentiert, dass Russlands Strategie, sich nach Eurasien und darüber hinaus zu orientieren, völlig unabhängig vom Verhalten des Westens sei, insbesondere natürlich in der Ukraine-Krise.
Die Strategie, die sich „Greater Eurasia“ nennt, nutzt die Vorteile der geostrategischen Lage Russlands, um weitreichende internationale Partnerschaften in Wirtschaft, Diplomatie, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft aufzubauen. Die Vereinigten Staaten von Amerika und Europa, so beschreibt Bordachev, seien dagegen eher relativ isoliert. Das betrifft ihre geografische Lage, denn die USA liegen zwischen Pazifik und Atlantik, während Europa an den nordwestlichen Rand des eurasischen Kontinents gedrängt ist. Es betrifft aber auch die abnehmende Bedeutung und Glaubwürdigkeit des Westens in der multilateralen und bilateralen Vernetzung.
Die Zusammenarbeit im groß-eurasischen Raum schaffe den Rahmen für eine neue internationale Ordnung, deren zentrale politische Plattformen die BRICS seien, deren Erweiterung, so Bordachev, das wichtigste internationale Ereignis des Jahres 2023 gewesen sei. Die russische Führung werde sich voll auf die Entwicklung der BRICS und die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit im großeurasischen Raum konzentrieren. Natürlich werde die militärische Stärke der USA gegenüber der großen Mehrheit nicht außer Acht gelassen, aber ein Angriff auf Mitglieder dieser groß-eurasischen Partnerschaft, etwa auf den Iran, hätte eine entsprechend heftige Gegenreaktion zur Folge, kalkuliert Bordachev. Die Entscheidungen und Reaktionen der BRICS-Staaten beziehungsweise der groß-eurasischen Partnerschaft werden zwar nicht zentral gesteuert, aber, so
Der Waldai-Klub ist die Bezeichnung für ein seit 2004 jährlich im Herbst in Russland stattfindendes Treffen von Journalisten, Politikern, Experten/ Wissenschaftlern und Personen des öffentlichen Lebens aus Russland und anderen Ländern. Die Plenartagungen beschäftigen sich mit der Politik Russlands, wobei jedes Jahr ein anderes Thema in den Mittelpunkt gestellt wird. Der Waldai-Klub tagte erstmals im September 2004 in der Stadt Weliki Nowgorod, nördlich des namensgebenden Waldai-Höhenzugs. Die Initiatoren waren der Rat für Außen- und Verteidigungspolitik, die Presseagentur RIA Novosti, die Zeitung „The Moscow Times“ und die Zeitschriften „Russland in der Weltpolitik“ und „Russia Profile“. Seit 2011 bis 2014 wurden die Gründer durch die Fördergesellschaft zur Entwicklung und Unterstützung des Internationalen Diskussionsklubs „Waldai“ abgelöst. Nach Angaben der Organisatoren waren von 2004 bis 2019 mehr als 1000 Experten/Wissenschaftler aus 71 Ländern beteiligt. Die Veranstaltungen erstreckten sich darüber hinaus auf weitere Orte bei Regionalkonferenzen des „Waldai“-Klubs in mehreren DialogFormaten: Asien-, Nahost-, RusslandChina-, Euro-Atlantik-Dialog. Klubsitzungen fanden außerdem im Rahmen des Internationalen Wirtschaftsforums St. Petersburg und des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok statt.
Bordachev, das Selbstverständnis der Staaten, die die Mehrheit in der Welt bilden, beruhe auf dem Recht, unabhängige Entscheidungen zu treffen. Der Begriff „Weltmehrheit“ oder „World Majority“ ist ein wichtiger Begriff im Vokabular eurasischer Intellektueller. Im Westen spielt er allerdings kaum eine Rolle, sieht man sich doch nach wie vor als das Maß aller Dinge. Aufgrund seiner besonderen geografischen Lage sei Russland in den meisten regionalen Foren und Formaten präsent, und auch der Kooperationsprozess zwischen der Eurasischen Wirtschaftsunion und China, das insbesondere seine Belt and Road Initiative vorantreibe, schreite voran. Generell, so Bordachev, biete der Reichtum an Interaktionen zwischen den Ländern des Großraums Eurasien eine enorme Anzahl an vielversprechenden außenpolitischen Feldern. All dies sei nicht durch ein Ursache-Wirkungs-Scharnier mit dem Verhalten des Westens verbunden, sondern der Prozess sei eigenständig und entwickle eine unabhängige Dynamik.
Einer der profiliertesten Befürworter der Hinwendung Russlands zu Eurasien ist Professor Sergej Karaganow. (zur Einordnung der Thesen siehe Kasten zu Karagonow, die Red.) Er proklamiert die Sibirisierung Russlands. Würde Peter der Große heute leben, so Karaganow, würde er eine neue Hauptstadt gründen, diesmal in Sibirien. Für Karaganow, Dekan der Fakultät für Weltpolitik an der russischen Eliteuniversität HSE, bedeutet das allerdings keine Abkehr vom westlichen Erbe. Dennoch sieht er die dreihundertjährige Aneignung der europäischen Kultur durch die russische als einen abgeschlossenen Prozess. Heute ist es Russland, sagt Kaganow, das das Gute der europäischen Kultur bewahren will, während Europa selbst seine eigene Hochkultur immer weiter zerstört. Ohne den europäischen Einfluss wären Tolstoi, Puschkin, Gogol, Blok und viele andere Giganten der russischen Kulturgeschichte nicht möglich
gewesen. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, so Karaganow in einem weitsichtigen Grundsatzpapier, dass ein neues Kapitel in der Geschichte Russlands aufgeschlagen worden sei: die Entwicklung Sibiriens als Drehscheibe nach Osten. Sibirien verfüge über gigantische Rohstoffreserven, fruchtbares Land, Wälder, nahezu unbegrenzte Süßwasserressourcen. Dort könne man eine sibirische Maschinenbauindustrie auf moderner Basis aufbauen, neue Routen auf den Meridian-Linien sollten gebaut werden, der Nördliche Seeweg sollte Südsibirien mit China und Südostasien verbinden, die westsibirischen Regionen vor allem mit Indien, anderen Ländern Südasiens und dem Mittleren Osten. Eine der Achsen des internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridors, der von St. Petersburg über den Iran bis an die Westküste Indiens führt, wird demnächst sogar fertiggestellt. Karaganow plädiert für ein nationales Programm zur Entwicklung von Oststudien, einschließlich der Kenntnis orientalischer Sprachen, Völker und Kulturen an russischen Schulen: Das kulturell und religiös offene Russland habe einen gigantischen Wettbewerbsvorteil. Im Gegensatz zu den Europäern habe die sibirische Kultur den Osten nie unterworfen oder versklavt. So wie Alexander der Große, Galilei, Dante, Machiavelli oder Goethe in den kulturellen Schatz Russlands eingegangen seien, müssten in Zukunft Sun Tzu, Konfuzius, Tagore, Al-Kwarizmi, Ibn Sina und andere östliche Genies in den Kanon der russischen Kultur aufgenommen werden. Diese Wendung nach Osten ist wahrscheinlich eine der wichtigsten Weichenstellungen auf dem Weg zu einer wirklich multipolaren Welt. Wenn das Projekt gelingt, ohne dass der untergehende Westen einen dritten Weltkrieg anzettelt, dann ist Groß-Eurasien ein riesiges Betätigungsfeld für den Aufbau von Infrastruktur, Industriezentren, Kulturmetropolen und für den Dialog der klassischen Kulturen und gebildeten Völker.“
Zur Einordnung der Thesen von Karaganow schreibt die Berliner Zeitung:
„Der einflussreiche russische Politikberater Sergej Karaganow droht mit einem nuklearen Erstschlag. USA und Westen müssten ihren Hegemonialanspruch aufgeben.
Er ist die umstrittenste, schillerndste Gestalt unter den russischen Politikberatern; die Berliner Zeitung hat sich wiederholt mit ihm beschäftigt: Sergej Karaganow, Lehrstuhlinhaber an der Wirtschaftshochschule Moskau und seit 30 Jahren Vorsitzender des Moskauer Rats für Außen- und Verteidigungspolitik.
So brillant wie elegant, eitel in der Pose des gnaden- und gewissenlosen Machiavellisten und bewaffnet mit einem Lächeln zwischen Fuchs und Schlange. Bis zum russischen Einmarsch in der Ukraine war er ein oft (und gern) gesehener Podiumsgast im westlich-russischen Konferenzreigen. Nachdem er seinem Präsidenten 2023 den nuklearen Erstschlag empfohlen hatte, verhängte die EU ein Einreiseverbot.
Seit den ersten Tagen des neuen Russlands nach 1990 gehört der habilitierte Geopolitik-Experte und einstiger Journalist mit Schwerpunkt Afghanistan zum engsten Beraterkreis des Kreml und des Außenministeriums. Er ist ein Vordenker Putin’scher Außenpolitik: Russland als Schutzmacht der Auslandsrussen, als Macht mit dem Anspruch auf Einflusssphären, als Gegenpol westlicher Dominanz und, seit einigen Jahren zunehmend, als Motor einer autoritär-asiatischen, nicht-europäischen Zukunft.“
Wirtschaftsform der Zukunft?
Die Ansprüche an die Arbeitswelt haben sich verändert. Immer mehr Menschen wollen mitentscheiden, gefragt werden, Anteil am Erfolg eines Unternehmens haben.
Vor diesem Hintergrund wird die gut 100 Jahre alte Wirtschaftsform Genossenschaft wieder modern. Sie bietet, was große Unterneh men nicht leisten können, den Wert der eigenen Arbeit zu erken nen und vergütet zu bekommen. Aber nicht nur im Betrieb, auch beim Wohnen, Einkaufen, Le ben erobern Genossenschaften die Gesellschaft. Ist das die Wirtschaftsform der Zukunft?
geht der Sache auf den Grund.
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