Leseprobe zu: Rainer Haak Freiwillig 100 Möglichkeiten, Gutes zu tun Vorwort Nächstenliebe üben, Menschlichkeit leben, Gutes tun – das galt in früheren Zeiten für viele als selbstverständliche Pflicht, sozusagen als Christenpflicht. Die kranke Mutter von sechs Kindern in der Nachbarschaft, der verheerende Brand des Wohnhauses und der Scheune in der Dorfmitte, der geistig Behinderte, der kaum ein Wort sprechen konnte – meistens fanden sich Menschen, die halfen, um wenigstens die größte Not zu lindern. Doch so „goldene Zeiten“, wie es von machen gesehen wird, waren das damals trotzdem nicht. Inzwischen hat sich vieles verändert. Menschlichkeit als Pflicht ist heute überwiegend Vergangenheit. Nächstenliebe aus Tradition ist passé. Viele haben sich zurückgezogen in ihren Freundeskreis, ihre kleine Welt. Und manche sind völlig damit ausgelastet, sich selbst zu verwöhnen und sich selbst Gutes zu tun, da bleibt keine Zeit mehr, auch noch anderen Gutes zu tun. Seit den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts spüren viele Vereine, Schulen, Wohlfahrtsorganisationen und Kirchengemeinden schmerzhaft diese Entwicklung. Es wurde immer schwerer, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden, vor allem, wenn es um eine längerfristige Tätigkeit ging. Viele wichtige gesellschaftliche und soziale Aufgaben konnten dadurch nicht wahrgenommen werden. Glücksgefühle Doch in den neunziger Jahren deutete sich, wenn auch zaghaft, eine Wende an. Es gab wieder ein verstärktes Interesse an sozialem Engagement und ehrenamtlicher Tätigkeit. Warum? Weil viele Menschen die Erfahrung gemacht haben, wie leer das Leben ist, wenn es sich nur um sich selbst dreht. Und weil sie entdeckten, dass Menschlichkeit und Helfen äußerst gut tun können: Wer hilft, fühlt sich seinen Mitmenschen und der Gesellschaft in besonderer Weise verbunden. Wer hilft, macht die Erfahrung, etwas Sinnvolles zu tun. Wer hilft, lernt sich selbst, seine Motive, Träume und Fähigkeiten, besser kennen. Wer hilft, bekommt auf diese oder jene Weise etwas zurück. Wer hilft, sieht die Welt mit anderen Augen, vielleicht auch mit den Augen der Unterprivilegierten und Hilfsbedürftigen. Wer hilft, macht ab und zu konkrete Glückserfahrungen. Und wer hilft, so haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, ist meistens auch deutlich gesünder, körperlich und psychisch, als vergleichbare Altersgenossen. Fragen klären Ein wichtiger Durchbruch für die neue Akzeptanz und Bedeutung des Ehrenamtes fällt zusammen mit der Gründung der ersten Freiwilligenagenturen in den letzten Jahren des