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Kapitel 1 Väter in der Schusslinie
Seit Jahren, streng genommen seit Jahrzehnten, erfahren Väter eine schlechte Presse. In der Seelsorge wie in der Beratungspraxis habe ich erlebt, dass Väter eine tragische Figur abgeben. Sie werden als Schreckgespenst, als Tyrannen, als abwesend, als Erzeuger und als Zahlmeister wahrgenommen. Viele werden als Workaholics, als Arbeitssüchtige, als gestresste und genervte Mitglieder der Familie ohne besonderen Status beschrieben. Nicht wenige sind in der Tat mit ihrem Beruf verheiratet. Der überbeschäftigte Vater, abends und an Wochenenden kaputt, zu Hause »ein Schlaffi« – so wird er von Menschen gesehen, die wiederum Probleme mit sich haben. Ganz selten, dass junge und erwachsene Ratsuchende ein ausgesprochen positives Vaterbild erlebt haben. Der überforderte Vater Die Zerreißprobe des Vaters ist unverkennbar. Die Anforderungen in der Wirtschaft werden von Jahr zu Jahr größer. Seine Energien sind verbraucht, für die Familie bleibt wenig Zeit. Will er beiden Anforderungen gerecht werden, muss er sich zerreißen. Die Angst um den Arbeitsplatz ist groß. Kleine Krankheiten werden überspielt. Er geht trotzdem zur 10