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Europa_innen_kleiner_Layout 1 04.05.12 09:49 Seite 9

PRÄAMBEL Die gegenwärtige Lage Europas

Zwei Momentaufnahmen: In Zeiten der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise hört man, der Euro sei eine Frage von Krieg und Frieden. Und: Mit ihm stehe und falle das Schicksal Europas. Schon 1994 bemerkte nüchtern und klug der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank: »Eine Währung ist eine Währung ist eine Währung.« Das heißt mit anderen Worten, dass die Identität Europas anderswoher kommen muss. Geld und Währung können nicht Sinn stiften. Im Anschluss an die berühmte Formel von Ernst-Wolfgang Böckenförde ließe sich sogar sagen: Wenn Europa sich nicht der Voraussetzungen versichert, die es selbst nicht garantieren kann, dann fehlt ihm auch ökonomisch das Rückgrat. Magisches Datum: 1918 Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs fragten sich in unterschiedlichen europäischen Nationen die bedeutendsten Geister: Was ist Europa? Kann es Bestand haben, nachdem ein vernichtender Krieg zwischen den Kulturnationen getobt hatte, nachdem die größten technischen Innovationen nicht zu zivilisatorischem Fortschritt führten, sondern als Giftgas und Dynamit verheerende Wirkungen auslösten? Edmund Husserl gab damals eine faszinierend einfache, zugleich weitreichende Definition: Europa sei »Einsicht«. Und der große 9


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