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Kapitel 1

Sein Opfer hatte sich verspätet. Sehr verspätet. Der Mann schirmte die Augen ab und suchte mit seinen Blicken den verlassenen Joggingpfad ab. Dann verlagerte er das Gewehr in seinem Arm. Er konnte nicht mehr lange bleiben, wenn er nicht entdeckt werden wollte. In den vergangenen zwei Stunden hatte er schon zu viele Jogger und Leute mit Hunden gesehen, trotz der drückenden Augusthitze. Aber keiner von ihnen war bis jetzt in die Nähe seines Verstecks im Wald am Rande des Parks gekommen. Nachdem er die Gewohnheiten seines Opfers studiert hatte, hatte er Zeit und Ort mit Sorgfalt ausgewählt. Und in Gedanken hatte er die Situation ein Dutzend Mal durchgespielt. Auf den abgelegenen Parkplatz hinter der First Congregational Church von St. Louis fahren, die an diesem schwülen Samstag leer war. Das Auto am hinteren Ende des Platzes abstellen, gleich neben dem Waldstück, das das Kirchengrundstück vom Park trennte. Sich durchs dichte Unterholz schlagen. Auf sein Opfer warten. Schießen. Zum Auto zurückgehen, das Gewehr wieder in die Packung des Rasentrimmers auf dem Rücksitz schieben. Nach Hause fahren. Die Waffe entsorgen. Er strich über den glänzenden Stahllauf und hatte einen schalen Geschmack des Bedauerns im Mund. Er hasste den Gedanken, sein Lieblingsjagdgewehr zu vernichten. Aber es zu 5


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