Kapitel 1 November 1892 Gooding, Texas „Bald werden Wunder geschehen, Karl Van der Vort. Das spüre ich in meinen Knochen.“ Das Labyrinth aus tausend kleinen Fältchen auf Mrs Whitsleys Gesicht unterstützte noch die fast mystische Art ihrer Aussage. Mit lebhaften blauen Augen zwinkerte sie. „Wunder!“ Mit einem Knall schloss Karl die Tür ihrer jetzt vollständig gefüllten Kohlekiste. Neckend fragte er die liebenswürdige alte Dame: „Zum Beispiel?“ „Du wirst mit Jesus ins Reine kommen.“ Sie nickte überzeugt. Dann stützte sie sich auf ihren Gehstock und streckte ihm ein Glas entgegen. Im Stillen stimmte Karl ihr zu, dass das wirklich einem Wunder gleichkäme. Schweigend griff er nach dem Glas, doch zu seiner Überraschung fuhr die alte Witwe fort: „Und du wirst endlich eine Ehefrau finden.“ „Eine Ehefrau!“ Der Gedanke erschütterte ihn so sehr, dass er froh darüber war, dass die Witwe das Limonadenglas noch in der Hand hielt. Er hätte es vor Schreck sicher fallen lassen. Ihr Lächeln wurde breiter und die Fältchen in ihrem Gesicht ordneten sich zu einem vergnügten Strahlen. „Ja, Karl, eine Ehefrau. Die Bibel sagt uns: Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstell und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen. Ein Hufschmied, der seinen eigenen Schmiedeofen und sein eigenes Geschäft hat, hat ein sicheres Einkommen. Und du hast ein Zuhause und einen Hund. Alles, was dir noch fehlt, sind Gottes Frieden und eine Ehefrau. So sicher wie wir hier stehen, wirst du beides finden. Du hast wieder angefangen in die Kirche zu gehen und das hat dich auf den rechten Pfad gebracht.“ 5