1 Ein seltener Sonnenstrahl drang durch die Ritzen in den Stall und warf seinen glänzenden Schein auf das neugeborene schwarze Fohlen. Kleine Dampfwolken stiegen von seinen Nüstern in die kalte Luft auf, während es mich mit großen Augen anstarrte. Ich hielt ihm die Flasche mit Ziegenmilch hin. „Komm schon. Ich will dir doch nichts tun“, bettelte ich. Aber das verwaiste Fohlen duckte sich hinter mein Pferd Nicky und stand wie eine Giraffe vorsichtig und ängstlich auf seinen langen, dürren, wackeligen Beinen. Ich gab es auf und lehnte den Kopf an den Hals meiner weißen Araberstute. „Wir müssen dieses Fohlen dazu bringen, dass es mir vertraut, Nicky“, flüsterte ich. Ich atmete ihre Pferdewärme ein und hätte im Stehen einschlafen können. Seit das Fohlen an Heiligabend auf die Welt gekommen war, hatte ich drei Nächte und drei Tage im Stall verbracht, um dafür zu sorgen, dass es die abgefüllte Biestmilch bekam, die so lebenswichtig für ein neugeborenes Fohlen ist. Jetzt wollte ich es an Ziegenmilch gewöhnen, die der Milch einer Pferdestute am nächsten kommt. Annie Goat, die Ziege, hatte mir Uroma Barker geliehen. Sobald das Fohlen nicht mehr so viel Angst vor mir hätte, wollte ich ihm beibringen, wie es bei der Ziege saugen kann. Annie hatte es nicht eilig, das Fohlen an sich heranzulassen. Ohne uns eines Blickes zu würdigen, stand sie am anderen Ende der Box und kaute ihr Heu. Sie sah aus wie ein alter Mann, der Tabak kaut. 5