Ûber Jonathan Edwards Mehr als ein Gerichtsprediger
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enn heutzutage der Name Jonathan Edwards fållt, kann es gut sein, daû diejenigen, denen er çberhaupt ein Begriff ist, erschreckt zusammenzucken. Ist das nicht der Prediger aus frçheren Zeiten, der fçr seine bissigen Predigten mit erhobenem Zeigefinger çber Hællenqualen und ewige Verdammnis bekannt ist? Hat er nicht versucht, Menschen zu bekehren, indem er sie mit Schuld çberhåuft hat? Schlieûlich hat er doch die berçchtigte Predigt »Sçnder in den Hånden eines zornigen Gottes« verfaût. Daû Edwards als angst machender Prediger gilt, der den Menschen Schuld auflud, ist ebenso bedauerlich wie ungerecht. Wer ihn in diese Schublade steckt, çbersieht, daû Edwards auch ein bedeutender Mann von groûem Intellekt und Einfluû war ± und jemand, der mehr çber Gottes Liebe und Gnade predigte als çber Gottes Zorn und Gericht. Jonathan Edwards (1703±1758) kam in einer puritanischen, evangelikalen Familie in East Windsor in Connecticut zur Welt ± das war damals Grenzgebiet. Er war das fçnfte von elf Kindern (der einzige Sohn) des Pfarrers Timothy Edwards und seiner Frau Esther. Beide Elternteile waren bekanntermaûen fromme Christen sowie fleiûige und kluge Menschen. Pfarrer Edwards besserte sein Einkommen damit auf, daû er Schulkindern vor Ort Privatunterricht erteilte. Zu Jonathans Unterricht gehærte in seiner Kindheit nicht nur die Beschåftigung mit der Bibel und christlichem Gedankengut, sondern auch klassische Bildung, Naturwissenschaft und alte Sprachen. Im Alter von sieben Jahren hatte er bereits Latein gelernt, und mit zwælf hatte er seinen Sprachschatz um das Griechische und Hebråische erweitert. Edwards liebte die Natur. Als Junge schrieb er Aufsåtze und zeichnete wissenschaftliche Beobachtungen auf, aus denen her-