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er wachsen will, muss schrumpfen
Franziskanische Spiritualität Die franziskanische Spiritualität ist nie etwas bloß Abstraktes gewesen. Das Leben, das Franziskus im Evangelium gefunden hat, war schlicht und einfach ein Lebensstil. Es war die in Raum und Zeit fortgesetzte Inkarnation. Es war das Ernstnehmen des Geistes Gottes in der Gegenwart. Und es ging darum, mehr Jesus zu sein als Jesus bloß anzubeten. Das Franziskanertum in seiner besten Form hat nichts mit Worten und nicht einmal etwas mit Ethik zu tun. Es ist Fleisch – nacktes Fleisch. Es kann und will seine Begrenztheiten gar nicht leugnen, will seine Wunden gar nicht verdecken. Franziskus hat das „Armut“ genannt. Ganz Fleisch werden (31)
Auch Gott macht sich klein Die große Lüge besteht darin, Erlösung sei ohne Fleischwerdung, ohne Verleiblichung möglich. Für den Christen steckt die Macht immer in der Ohnmacht, so wie Gott in einem hilflosen Säugling gesteckt hat. Es kann sein, dass wir das Spirituelle lieber ohne das Leibhaftige hätten, das Kosmische ohne das Konkrete. Aber damit das Wort geliebt und geteilt werden kann, müssen wir seine Verleiblichung wagen. Sie ist immer konkret und alltäglich. Nur im