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Der Auftrag bleibt Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden auf dem Weg ins dritte Jahrtausend

von Dieter Hampel, Richard KrĂźger, Gerhard Oertel

Herausgegeben vom Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Erzhausen


© 2009 Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR, Erzhausen

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Layout: Brigitte Knorr, Groß-Zimmern Umschlaggestaltung: Brigitte Knorr, Groß-Zimmern Druck: Schönbach-Druck GmbH, Erzhausen ISBN 978-3-942001-00-7

Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR Postfach 11 64 64386 Erzhausen Deutschland info@bfp.de www.bfp.de


Inhaltsübersicht

Vorwort der Verfasser

13

TEIL A: Quellflüsse und Zuflüsse werden zu einem Strom

15

1 2

17 20

Vorgeschichte Darstellung der Entwicklung von Gruppen und Gemeinden 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7

3

Die Freien Christengemeinden (FCG) Die Entwicklung von Freien Christengemeinden an einigen Orten Zuwachs von weiteren Gemeinden bis 1980 Darstellungen ab 1980 bis zur Jahrtausendwende Gemeinden von Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion Missionare aus Nordamerika und Skandinavien bauen Gemeinden im Bund Gemeinden aus anderer Kultur und Sprache

Exkurs: Berliner Gemeinden

TEIL B: Zuflüsse durch Gemeindeverbände verbreitern den Strom 1

Ein Abriss des geschichtlichen Werdegangs der Volksmission entschiedener Christen (VMeC) 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9

Vorgeschichte vor dem Beitritt der VMeC zum BFP Vorüberlegungen und Vorgespräche für die Aufnahme der VMeC in den BFP Die Aufnahme der VMeC in den BFP am 03. Mai 1988 Späte schriftliche Vereinbarung zwischen BFP und VMeC vom 04. Mai 1995 Die emotionsgeladene Debatte um die BFP-Richtlinien-Änderung Die Gründung der VMeC durch Karl Fix (14.08.1897–19.01.1969) Die Anfänge der VMeC in Berlin Der neue Sitz der VMeC in Stuttgart-Zuffenhausen Die zwei wichtigsten Mitarbeiter von Karl Fix

20 21 29 60 86 88 90 93 107

111 112 116 128 133 138 140 143 147 156


1.10 Die Außenmission der VMeC 1.11 Die VMeC heute 2

Ein Abriss des geschichtlichen Werdegangs der Elim-Bewegung, besonders der Elim-Gemeinden in der ehemaligen DDR 167 2.1 2.2 2.3

3

161 163

Die Elim-Bewegung in der Zeit ihrer Selbstständigkeit von 1926 bis 1938 Die Elim-Gemeinden Ost in der Zeit der Zugehörigkeit zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG) von 1938 bis 1991 Die Elim-Gemeinden Ost und ihre Integrationsprozesse ab 1991 im BFP

Ein Abriss des geschichtlichen Werdegangs der Gemeinde der Christen Ecclesia 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13

169 180 246 261

Die Aufnahme der Ecclesia-Arbeitsgemeinschaft von Gemeinden und Arbeitsbereichen (ECCA) in den BFP am 9. Mai 2000 261 Erneute Aufnahmegespräche bezüglich des Gesamtverbandes der Ecclesia-Gemeinden 282 Der Gründer der Ecclesia August Hermann Zaiss (03.09.1889 bis 14.11.1958) 290 Eine Gemeindebewegung entsteht 298 Das Publikationsorgan Fröhliche Nachrichten 305 Die Entwicklungen in der Zeit nach Hermann Zaiss (1958 bis ca. 2000) 307 Der Aufbau einer Leitungsstruktur im Gesamtverband 312 Die Vertretung der Ecclesia-Gemeinden nach außen 314 Die Jugendarbeit der Ecclesia-Gemeinden 317 Die Ecclesia-Pfingst- und Leiterkonferenzen (ab 2008 als BFP-Region) 319 Die Ecclesia-Außenmission 320 Von einer Laienbewegung zu einer Freikirche 326 Zusammenfassung des geschichtlichen Abrisses 328

TEIL C: Werden und Wachsen des Bundes

331

1

333 333 334

Selbstverständnis des Bundes 1.1 Selbstverständnis 1.2 Sammlungsbewegung und Bruderschaft

2

In der Spannung zwischen Erweckungsbewegung und Kirche

337

3

Der BFP – eine Freikirche

339


4

Die Entwicklung seit 1980 4.1 Freikirche und Körperschaft 4.2 Der Aufbau regionaler Strukturen 4.3 Die Entwicklung bundesdirekter Arbeitszweige

341 341 341 341

5

Allgemeine Beobachtungen und Bewertungen 5.1 Die Entwicklung des Bundes in den 80er-Jahren 5.2 Die Entwicklung des Bundes in den 90er-Jahren

343 343 343

6

Balance zwischen geistlichem Eifer und strukturierter Arbeit 6.1 Nicht polarisierend, sondern profilierend 6.2 Geistlicher Dienst und Arbeitsstrukturen 6.3 Göttlicher Auftrag und Erfolg 6.4 Eigenständigkeit und Einheit

345 345 346 347 348

7

Anhang

349

TEIL D: Wesen, Struktur und Arbeitsbereiche des Bundes

363

1

Die innere Struktur des Bundes – Ein geistlicher Organismus 1.1 Neutestamentliche Gemeinden 1.2 Eine kongregational-synodale Freikirche 1.3 Die örtliche Gemeinde im Fokus 1.4 Amtsverständnis 1.5 Leitung als Team 1.6 Integration

365 365 365 366 366 367 368

2

Satzung – Verfassung – Richtlinien: Eine bewahrende Ordnung 2.1 Änderung der Verfassung im Jahr 1982 2.2 Zweitverleihungen der Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts 2.3 Änderung der Richtlinien im Mai 1982 2.4 Die Entwicklung in den 90er-Jahren 2.5 Änderung der Richtlinien im Mai 1994 2.6 Änderung der Verfassung im Mai 1995 2.7 Änderung der Richtlinien im Mai 1995 2.8 Änderung der Richtlinien im Jahr 2003

370 370

Die Bundeskonferenz: Hier schlägt das Herz des Bundes 3.1 Verfassungsorgan und Brüdertagung 3.2 Wer gehört zur Bundeskonferenz? 3.3 Die Entwicklung der Teilnahme an den Konferenzen

376 376 377 378

3

371 371 371 373 373 374 374


3.4 Eine oder zwei Konferenzen im Jahr? 3.5 Liste der Konferenzen von 1980 bis 2006 3.6 Bewertung

378 379 387

4

Das Präsidium des BFP – Leiterschaft als Team 4.1 Entwicklung, Zusammensetzung, Aufgaben 4.2 Dienstperiode 1980 bis 1984 4.3 Dienstperiode 1984 bis 1988 4.4 Dienstperiode 1988 bis 1992 4.5 Dienstperiode 1992 bis 1996 4.6 Dienstperiode 1996 bis 2000 4.7 Dienstperiode 2000 bis 2004 4.8 Die Wahl im September 2004 4.9 Arbeitsgruppen und Ausschüsse 4.10 Anhang

388 388 389 391 392 395 398 400 402 403 403

5

Die Geschäftsstelle des BFP in Erzhausen

405

6

Die Finanzverwaltung des Bundes „In guten und in schweren Zeiten, 1992 bis 2008“ 6.1 Vorgeschichte 6.2 Die Liegenschaft Erzhausen 6.3 Sanierungsobjekte 6.4 Kassen, Beiträge, Beihilfen, Versicherungen 6.5 Bruderschaft zahlt sich aus

406 406 408 409 410 412

7

Regionen und Verbände des BFP 7.1 Die frühen Anfänge 7.2 Die Entwicklung zu arbeitsfähigen Regionen 7.3 Regelungen und Kriterien für Regionen im BFP 7.4 Stellung und Aufgaben der Regionen und Gemeindeverbände 7.5 Statistik der Regionen und Gemeindeverbände 7.6 Regionale Konferenzen und Glaubenstage 7.7 Tagungen und Konferenzen der Verbände

414 414 415 416 418 419 423 424

8

Ausbildung zum geistlichen Dienst im BFP 8.1 Vorgeschichte und Anfänge 8.2 Eine neue Epoche 8.3 Die 96. Bundeskonferenz im Mai 1995 in Walsrode 8.4 Die weitere Entwicklung bis zur 101. Bundeskonferenz 8.5 Die Beschlüsse der 101. Bundeskonferenz Ende September 1997 8.6 Die Arbeit des Ausbildungsausschusses (AA)

425 425 427 429 429 430 430


9

8.7 Statistik zur Entwicklung im Ausbildungssystem 8.8 Pastorenleitbild und Dienstordnung 8.9 Anhang – Pastorenleitbild und Dienstordnung im BFP KdöR

432 433 434

Arbeit unter Kindern und Jugendlichen 9.1 Vorgeschichte 9.2 Neuordnung des Jugendwerks der ACD 9.3 Das Bundesjugendwerk (BJW) 9.4 Landesjugendwerke (LJW) 9.5 Die drei Stränge im Bundesjugendwerk 9.6 Werke im Bundesjugendwerk 9.7 Anhang

443 443 445 447 453 453 456 457

10 Evangelisation und Gemeindegründungen 10.1 Die Anfänge nach 1945 10.2 Die Pioniermission der ACD 10.3 Evangelistische Jahreszeitschriften 10.4 Evangelisationswagen und Teebusse 10.5 Die Behandlung des Themas auf den Bundeskonferenzen seit 1980 10.6 Von der Pioniermission zur Neulandmission (NM) 10.7 Die Werke im Bund helfen bei Gemeindegründungen 10.8 Die Neulandmission in der Krise 10.9 Neuer Schwung 10.10 Perspektive 2000 – Ein Aufruf des Präsidiums 10.11 Von der Neulandmission zur Inlandmission 10.12 Das Gemeinde-Gründungswerk (GGW) 10.13 Anhang

460 460 461 466 466

TEIL E: Vom Nebeneinander zum Miteinander

485

1

488 488 488 489 492 494 497

„Brüder und Halbbrüder“ 1.1 Kontakte zu anderen Pfingstlern 1.2 Aufbau von Beziehungen 1.3 Forum oder Bund deutscher Pfingstgemeinden? 1.4 Kontakte bauen zu Charismatikern 1.5 Um Lehre und Praxis 2 Von der Berliner zur Kasseler Erklärung 2.1 Stand der Beziehung zwischen der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und dem BFP um 1980 2.2 Anstöße aus dem Ausland 2.3 Im Vorfeld zur Kasseler Erklärung

467 468 469 470 471 474 479 481 482

497 498 499


2.4 2.5 2.6 2.7 2.8

Überraschende Einladung Kasseler Gespräch Erste Auswirkungen der „Kasseler Erklärung“ Weitere Auswirkungen der Kasseler Erklärung Ausblick

499 501 504 506 507

3

Freikirche unter Freikirchen 3.1 Selbstverständnis des BFP als Freikirche 3.2 Der Weg in die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) 3.3 Perspektiven für den BFP in der VEF

508 508 510 516

4

Gemeinschaft der Kirchen 4.1 Verständnis und Missverständnis von Ökumene 4.2 Erste Kontakte zur Arbeitsgemeinschaft der Kirchen in Deutschland (ACK) 4.3 Gastmitgliedschaft: Ja oder Nein? 4.4 Theologische, historische und praktische Sichtweisen und Erfahrungen 4.5 Möglichkeiten und Grenzen

521 521

5

523 524 531 533

Ausblick: Vom Nebeneinander zum Miteinander

542

Abkürzungen Literatur

543 545


Vorwort

Die Jahreslosung 2009 sagt aus, was wir beim Schreiben dieses Buches empfanden. Es waren nicht gute Voraussetzungen personeller, gesellschaftlicher und finanzieller Art, die dem BFP zu seiner beeindruckenden Entwicklung verhalfen. Weil Gott am Handeln war, sammelten sich die Gläubigen und Gemeinden im Bund, und es entstanden durch die Gnade Gottes neue Gemeinden und Werke. Gottes Auftrag für die Pfingstbewegung begann im Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert. Inzwischen sind gut 100 Jahre vergangen, die für die deutschen Pfingstgemeinden sehr herausfordernd waren. Bezüglich ihrer äußeren Existenz brachten zwei Weltkriege die Auflösung vieler Gemeinden im Osten und Südosten Europas, und die politischen Verbote durch das NS-Regime und die kommunistischen Behörden brachten viele Nöte und Konflikte. Ihre innere Stärke und Identität wurde immer wieder durch mangelnde Einheit, die Verlockung zur Anpassung an gewohnte landeskirchliche Frömmigkeit und Positionen und durch offene Ablehnung und Verleumdung in der Öffentlichkeit herausgefordert. Auf der anderen Seite bestätigte Gott seinen Auftrag indem er erweckliche Aufbrüche und Segenszeiten wirkte, verbunden mit der Hinkehr vieler Menschen zu Jesus Christus, mit Geistestaufen, mit Gnadengaben, der Entstehung neuer Gemeinden und einer regen missionarischen Tätigkeit im In- und Ausland. Die Zeit nach 1945 erinnert an die Ereignisse in der Apostelgeschichte. Die vertriebenen Gläubigen verbreiteten das Evangelium an ihren neuen Wohnorten und bildeten neue Gemeinden, die die suchenden Menschen aufnahmen. In dem Buch „Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland“1 hat Ludwig Eisenlöffel die Neuanfänge nach dem Zweiten Weltkrieg während der Jahre 1945 bis 1985 dokumentiert. Dieses Buch will den inhaltlichen Faden in den 1980er-Jahren aufnehmen und die weitere Entwicklung bis ins neue Jahrtausend aufzeigen. Die Ausführungen und Berichte geben die Kenntnisse und Erfahrungen von Dieter Hampel, Richard Krüger und Gerhard Oertel wieder, die über Jahrzehnte in Leitungsaufgaben der Pfingstgemeinden in Deutschland tätig waren. Sie haben dieses Buch im Auftrag des BFP-Präsidiums geschrieben und dabei die Zuarbeit anderer kompetenter Persönlichkeiten dankbar mit integriert. Das Buch soll den Nachfolgegenerationen der Pfingstbewegung ihre Wurzeln zeigen, Einsichten geben, Entwicklungen aufzeigen und Gottes Wege und sein Wirken mit der Pfingstbewegung deutlich machen. Das Buch richtet sich aber auch an Menschen, denen das Reich Gottes ein wichtiges Anliegen ist und die verstehen wollen, wie Pfingstgemeinden ihren Auftrag von Gott verstehen und ausführen. 1

Eisenlöffel, Ludwig: Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland.

13


Wir möchten mit diesem Buch Gottes Gnade und Treue zu uns Menschen herausstellen, der uns beteiligt am Bau seines Reiches, ungeachtet menschlicher Schwächen, politischer Turbulenzen und gesellschaftlicher Not. Sein Auftrag ist Ehre, Dienst und Sinnerfüllung zugleich. „Der Auftrag bleibt“ als Titel dieses Buches drückt aus, dass Jesu Worte an die Jünger damals nach seiner Auferstehung2 für die Pfingstgemeinden in der zurückliegenden Zeit Auftrag waren und auch für das dritte Jahrtausend bleiben. Sein Licht im Evangelium und im Dienst der Gemeinde Jesu Christi leuchtet als Orientierung und Zeichen der Hoffnung, dass bei Gott auch das möglich ist, was menschlich unmöglich erscheint. Die Ausführungen und Berichte beziehen sich hauptsächlich auf den Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) in Deutschland. Viele Bereiche des BFP, wie z. B. die Außenmission, die Sozialwerke, die Arbeit unter Frauen, die Verlags- und Medienarbeit sind in diesem Buch allerdings nicht dargestellt und werden von uns für einen Nachfolgeband empfohlen.

Erzhausen, im September 2009 Gerhard Oertel, Dieter Hampel, Richard Krüger

2  Apostelgeschichte 1,8.

14


TEIL A

Quellflüsse und Zuflüsse werden zum Strom

von Gerhard Oertel


1

Vorgeschichte

Ende der 40er- und in den 50er-Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mussten sich die verstreuten Pfingstler in Deutschland wieder sammeln. Die nationalsozialistische Herrschaft von 1933 bis 1945 und der Zweite Weltkrieg hatten eine Zersplitterung Deutschlands und die Vertreibung der Deutschen aus den Ländern Ost- und Südosteuropas zur Folge. Zudem wurden die Provinzen Schlesien, Pommern und Ostpreußen durch die Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz3 vom deutschen Staatsgebiet abgetrennt und die dort lebenden Deutschen vertrieben. Auch für die Pfingstgemeinden waren das dramatische Zeiten und Entwicklungen. Schon in den Jahren 1933 bis 1939, also vor dem Krieg, litten viele Gemeinden unter staatlichen Auflagen, Bespitzelung und politischem Druck. Der Krieg mit seinen Folgen von Zerstörung und Vertreibung brachte den Tod vieler Gläubiger und die Auflösung der Gemeinden östlich von Oder und Neiße und auf dem Balkan. Diejenigen, die den Krieg und die Vertreibung überlebten, fanden eine neue Heimat in Mittel- und Westdeutschland oder sie wanderten aus nach Übersee. Politisch entwickelten sich Ost und West unterschiedlich. Während die westlichen Besatzungszonen der Amerikaner, Briten und Franzosen im Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD) bildeten, wurde aus der sowjetischen Besatzungszone Mitteldeutschlands im Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Diese Teilung der beiden verbliebenen Teile Deutschlands wurde auf allen Gebieten politisch durchgesetzt und war auch für die Pfingstgemeinden zwangsweise eine Ursache für unterschiedliche Entwicklungen, die erst nach der Wende im Jahr 1991 im BFP wieder zusammenführten. (1) Die Entwicklung im Bereich der DDR Die Elim-Gemeinden hatten sich im Jahr 1938 im Bund der Baptisten integriert. Sie waren als Elim-Gruppe die kleinste von den drei im BEFG-Ost vereinten Gemeindegruppen. Als kleine Pflanze bestanden die Freien Elim-Gemeinden mit ihrer Muttergemeinde in Stralsund.4 Die freien Einzelgemeinden waren bereits während der NS-Zeit 1936/1937 verboten worden und hatten sich aufgelöst. Die einzelnen Mitglieder schlossen sich meistens anderen Gemeinden an. Die Gemeinden des Mülheimer Verbandes waren im Osten zusammengeschlossen im 3 4

17. Juli bis 2. August 1945. Die Situation und Entwicklung wird in Teil B dieses Buches im geschichtlich Werdegang der Elim-Bewegung ausführlich beschrieben.

17


„Christlichen Gemeinschaftsverband der Deutschen Pfingstbewegung“ mit Sitz in Erfurt.5 Dieser wurde von der Regierung der DDR im April 1951 verboten.6 In den 80er-Jahren entstanden im Bereich der DDR pfingstlich-charismatische Gruppen, von denen viele den Kontakt mit dem Missionswerk „Josua“ hatten.7 (2) Die Entwicklung im Bereich der BRD In Westdeutschland formierten sich die Pfingstler zunächst in einer vorläufigen Arbeitsgemeinschaft (AG), die acht Jahre lang von 1946 bis 1954 als lose Verbindung existierte. Manche Gemeinden und Verbände beteiligten sich in dieser AG, wie der Mülheimer Verband (Emil Humburg), die Volksmission e.C. (Karl Fix, Karl Keck), die Vereinigten Missionsfreunde, die Elim-Gemeinde Hamburg, Eimsbüttelerstraße (Oskar Lardon), die aber nicht mehr dabei waren, als 1954 eine verbindliche Struktur als e.V. mit einer offiziellen Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland (ACD) entstand. Der Gemeindeverband „Volksmission entschiedener Christen“ (VMeC) wurde allerdings später im Mai 1988 Mitglied im BFP8 und die Elim-Gemeinde Hamburg, Eimsbüttelerstraße, unter dem Namen Pfingstgemeinde Hamburg, im September 1990. Der Mülheimer Verband nahm eine separate Entwicklung nach den erfolglosen Versuchen für eine gemeinsame Zukunft in der Arbeitsgemeinschaft Freier Pfingstgemeinden in den Jahren 1948 bis 19549. In Berlin gründete der Journalist und Evangelist Karl Fix im Jahr 1934 die Volksmission entschiedener Christen. Es bestand eine gute Zusammenarbeit nach dem Kriege in der Arbeitsgemeinschaft. 1988 wurde der Gemeindeverband Mitglied im BFP.10 Der Missionsverein der Vereinigten Missionsfreunde bildete sich 1931 mit freien Pfingstkreisen im Siegerland, Hessen und Süddeutschland, die das gemeinsame Anliegen der Außenmission verband. Ab 1947 bestanden enge Kon5 6 7

8 9 10

18

Allgemein als „Erfurter Verband“ bezeichnet. Vetter, Ekkehart: Jahrhundertbilanz – erweckungsfasziniert und durststreckenerprobt. S. 298–309, und Anhang 3, S. 479-484. Das „Christliche Missionswerk Josua e.V.“ hat seinen Sitz in Berlin und ein Begegnungszentrum in Dahme (OT Zagelsdorf), Brandenburg. Die Anfänge waren in den 80er-Jahren in der DDR. Das Missionswerk baute ein Netzwerk mit pfingstlich-charismatischen Gruppen und Gemeinden auf. Siehe auch: www missionswerkjosua.de. Die VMeC war 1960 aus der ACD ausgetreten – siehe Bericht ACD-Konferenz 16.–20. Mai 1960, Seite 14. Im Teil B dieses Buches wird versucht, diesen Tatbestand zu erhellen, der aber bis heute umstritten ist. Krust, Christian Hugo: 50 Jahre Deutsche Pfingstbewegung. S.187–195. Im Detail dazu Teil B in diesem Buch unter: „Ein Abriss des geschichtlichen Werdegangs der Volksmission entschiedener Christen (VMeC)“.


takte und eine gute Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft. Eine Fortsetzung fand diese Zusammenarbeit in persönlichen Kontakten und im Forum Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP). Mit den Ecclesia-Gemeinden entwickelte sich im Bereich der Außenmission eine gute Verbindung. Hermann Lauster, der ausgewandert war, sich in den USA bekehrte und den dortigen Pfingstgemeinden angeschlossen hatte, gründete Ende 1937 die erste Gemeinde Gottes in Stuttgart-Münster. Im Laufe der Jahrzehnte entstand ein Gemeindeverband mit einer engen Verknüpfung mit der Mutterkirche „Church of God“ in den USA. Im Juni 1953 konstituierte sich die Apostolische Kirche in Deutschland – Urchristliche Mission in Berlin. Sie hatte Ende September 1949 ihre Gründung beschlossen und Gemeinden von der „Welt-Erweckungs-Mission“ übernommen. Deren Leiter Georg Popoff war 1949 nach Nordamerika ausgewandert. Hermann Zaiss, ein Geschäftsmann und Fabrikant, war ein begnadeter Evangelist. Mit seinem Dienst ab 1945 in Solingen-Ohligs beginnt die Entstehung der Ecclesia-Gemeinden. Der Gemeindeverband wurde 2000 und 2008 Mitglied im BFP.11 Im Jugendkreis der Volksmission erfuhr Hermann Riefle seine frühe geistliche Entwicklung. Er besuchte von 1957 bis 1959 die Bibelschule „Beröa“ und diente einige Zeit in Berlin, bevor er nach Beihingen und Egenhausen im Schwarzwald kam. Er baute eine Gemeinde in Altensteig auf und gründete im August 1974 das Jugend- Missions- und Sozialwerk Altensteig e.V. mit einer großen Ausstrahlungskraft im süddeutschen Raum. Die nordamerikanische „Foursquare Church“ begann 1985 in Deutschland zu arbeiten.12 Mit bereits bestehenden Gemeinden, die sie integrierte und mit Gemeindegründungen wirkt sie seitdem unter dem Namen Freikirchliches evangelisches Gemeindewerk. Wolfram Kopfermann, Pastor der Lutherischen Kirche in Hamburg, leitete seit 1982 die „Geistliche Gemeinde Erneuerung“.13 1988 trat er aus der Landeskirche aus und gründete die freikirchlich-charismatische Ansgar-Kirche.“

11 12 13

Im Detail dazu Teil B in diesem Buch unter: „Ein Abriss des geschichtlichen Werdegangs der Gemeinde der Christen Ecclesia“. Präsidiumsprotokolle 92, 2.3 (6.–9. Mai 1985) und 99, 3.10 (11.–12.Februar 1987). Die anfängliche Bezeichnung war „Charismatische Gemeinde-Erneuerung“.

19


2

Darstellung von Gruppen und Gemeinden

Im nachfolgenden Abschnitt werden die Wurzeln und Anfänge einer Anzahl Gemeinden dargestellt als Beispiele für die unterschiedlichen und vielseitigen Quellen und Zuflüsse beim Werden und Wachsen des BFP. Von 1945 bis 1980 gab es als Zuflüsse vier große Gruppen von Gemeinden: 1. die Freien Christengemeinden mit den Gläubigen aus dem Osten, 2. die Elim-Gemeinden im Westen, 3. neue Gemeinden als Gemeindegründungen und 4. eine Anzahl Einzelgemeinden durch Beitritt. Seit 1980 speiste sich der Strom des Bundes aus weiteren Zuflüssen: 1. die Gemeinden der Volksmission, 2. eine Vielzahl neuer Gemeinden durch Gemeindegründungen, 3. die Zusammenführung mit den Elim-Gemeinden Ost, 4. die Ecclesia-Gemeinden, 5. eine große Zahl Gemeinden anderer Kultur und Sprache und 6. der Beitritt freier Einzelgemeinden. Die Berichte wollen keine Chroniken der Gemeinden sein, sondern lediglich die Ursprünge nennen, die anfängliche Entwicklung deutlich machen und wichtige Ereignisse nennen. Die Darstellungen sind nur eine kleine Auswahl aus der Vielzahl der Gemeinden im Bund. Sie machen die unterschiedlichen Quellströme und Zuflüsse deutlich, die im Laufe der Jahrzehnte den großen Strom des BFP bildeten – und immer noch bilden. Die nachstehenden Gruppen und Gemeinden, die als Quellflüsse für die entstehende ACD und später für den BFP anzusehen sind, werden in einer zeitlichen Abfolge beschrieben, wie sie die ACD mit entstehen ließen, im Bund gegründet wurden oder ihm als Mitglied beitraten.

2.1 Die Freien Christengemeinden (FCG) Anfänge nach 1945 – Ein ganz starker Zufluss von Gemeinden und Mitarbeitern für die ACD kam durch die Freien Christengemeinden. Es bestand vor dem Zweiten Weltkrieg eine ausgedehnte Arbeit der Osteuropäischen Mission unter Deutschen, Polen, Russen und Ukrainern. Eine Bibelschule in Danzig war die Ausbildungsstätte seit 192814, wurde aber im Juni 1938 auf Veranlassung der Nazis geschlossen. Damals waren Gustav Herbert Schmidt und Arthur Bergholz die Leiter dieser pfingstlichen Mission und Gemeindegruppe. Andere bekannte Namen waren Gerhard Krüger, Edmund Böttcher, Oskar Jeske, Gustav Kindermann, Reinhold Hildebrandt, Alfons Mittelstädt, Jakob Rothenbusch und 14

20

Fleisch, Paul: Die Pfingstbewegung in Deutschland. S. 355.


Edmund Heit, die auch in der sich bildenden Arbeitsgemeinschaft eine Rolle spielten. Nach dem Kriegsende 1945 mussten die meisten Deutschen in Osteuropa ihre bisherige Heimat verlassen. Ihre Vertreibung brachte sie, oft mit grauenhaften Erlebnissen und unter großer Not, nach Westdeutschland. Ein beträchtlicher Teil von ihnen wanderte anschließend aus nach Kanada und USA. Es gab damals große Flüchtlingslager, in denen die Vertriebenen gesammelt wurden bevor sie zu Angehörigen oder sonstigen Bekannten weiterreisen konnten. Arthur Bergholz, Gustav Kindermann, Gerhard Krüger, Oskar Jeske und andere gingen in diese Flüchtlingslager, hielten dort Gottesdienste und suchten Kontakte zu den Menschen ihrer ehemaligen Gemeinden im Osten. Am 9. und 10. April 1946 trafen sich in Bremen eine Anzahl Älteste und Prediger aus dem Osten zum Wiedersehen, Austausch und Gebet. Dort wurde man sich einig, neue Versammlungen als Freie Christengemeinden entstehen zu lassen15. Die erste Jahreskonferenz der Freien Christengemeinden fand in Dohren am 2./3.September 1947 statt. Man wählte einen Vorstand, der aus folgenden Personen bestand: Arthur Bergholz (1. Vorsitzender), Hermann Holz (2. Vorsitzender), Reinhold Hildebrandt (Schriftführer), Edmund Böttcher (Kassierer) und drei Beisitzer: Wilhelm Windmüller, Gerhard Krüger, Edmund Heit. In den Jahren 1948 und 1950 wurden Bibelkurse in Walle und in Rönnebeck durchgeführt, die eine Vorstufe für die Bibelschule waren, die im November 1951 in Stuttgart begann. Als Lehrer waren folgende Brüder der Freien Christengemeinden engagiert: Arthur Bergholz, Reinhold Hildebrandt und Gustav Kindermann (Letzterer war Missionar der „Assemblies of God“)16. 2.2 Die Entwicklung von Freien Christengemeinden an einigen Orten (1) Bremen, Lilienthal Arthur Bergholz, ehemals Vorsitzender der Pfingstbewegung in Polen und leitender Pastor der Gemeinde in Litzmannstadt (Lodz)17, wohnte in OsterholzScharmbeck und begann bereits Ende 1945 in der Gegend von Bremen mit Versammlungen.18 In Worpswede, Lilienthal, Bremen und später auch in Ritterhude war er tätig, wobei ihm besonders die Arbeit unter Kindern und Jugendlichen am Herzen lag. In Lilienthal gab es schon 1945 einen Hauskreis. 1948 begann Arthur Bergholz dort mit öffentlichen Versammlungen. Die Gruppen in Lilien15  16  17  18

Krüger, Gerhard: Gott aber baut auf. S. 41 u. 84. Jubiläumsschrift der Bibelschule Beröa: 20 Jahre Beröa. S. 6–8. Jeske, Oskar: Erweckung oder Revolution. S. 54. Sommer, Gottfried: Die Sammlung deutscher freikirchlicher Pfingstgemeinden in der Zeit des Wiederaufbaus 1945–1955. Abschnitt 6.1.2.5.2 und 6.1.2.5.5.

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thal und in Ritterhude erlebten Wachstum und eine gute Entwicklung, waren später Stationsgemeinden von Bremen und wurden im Mai 1972 auf der ACDKonferenz als selbstständige Gemeinden anerkannt.19 1948 bildete sich auch ein Hauskreis bei Familie Fäsenfeld in Bremen, aus dem nach einem Jahr eine Gemeinde mit Ältesten unter der Leitung von Arthur Bergholz entstand. 1952 wanderte Arthur Bergholz aus nach USA und Alfons Mittelstädt wurde Pastor und Leiter der kleinen Gemeinde bis auch er 1954 nach Kanada auswanderte. Bei der Gründung der ACD im März 1954 waren die Freie Christengemeinde Bremen mit Alfons Mittelstädt und auch die Elim-Gemeinde Bremen20 (Ev. Freik. Gemeinde) mit Hermann Dunst dabei. Arthur Schrul übernahm für ein Jahr die Leitung, bis 1955 Gerhard Klemm als Pastor berufen wurde. Die Gemeinde nahm eine gute Entwicklung und baute ein eigenes Gemeindehaus mit einem Saal für 300 Besucher in der Großen Johannesstraße 141–147, welches im September 1957 eingeweiht wurde. 1958 erfolgte ein Zusammenschluss beider Gemeinden in Bremen zur Freien Christengemeinde Elim21. Gerhard Klemm holte sich junge Mitarbeiter von der Bibelschule „Beröa“ und machte eine intensive Evangelisationsarbeit in Bremen und dem weiteren Umland.22 In den Jahren 1960 bis 1975 war Richard Breite Pastor der Gemeinde. In diesen Jahren erfolgte die Erweiterung des Gemeindesaals sowie der Bau von 15 Altenwohnungen in der Großen Johannisstraße 141. Der Gemeindename wurde im Januar 1968 geändert in „Freie Christengemeinde Bremen“. In den Jahren 1976 bis 1982 kehrte Gerhard Klemm noch einmal zurück als Pastor. Im März 1979 wurde das Sozialwerk der Freien Christengemeinde Bremen e.V. auf Initiative von Heinz Bonkowski zusammen mit einigen Mitgliedern der Gemeinde gegründet. Das biblische Gebot „Nehmt einander an“ ist der Leitgedanke der Arbeit für psychisch kranke Menschen, Senioren, Kinder und Jugendliche. Nachfolger als Hauptpastor der Gemeinde war Werner Gunia (1982–1999). In seiner Dienstzeit gab es 1984 bis 1992 einen Gemeindeverbund der Bremer Gemeinde mit den Gemeinden in Lilienthal, Verden und Nienburg, um sie in ihrer Entwicklung zu stützen und zu stärken. Über mehrere Jahre fanden Anfang der 90er Jahre „Christus-Festtage“ in der „Glocke“ neben dem Dom statt. Sie hatten eine evangelistische Ausrichtung. Werner Gunias Gesundheitszustand bereitete Sorgen und veranlasste ihn, seinen Pastorendienst aufzugeben. Nachfol19 20 21 22

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Vgl. auch Bericht der 50. ACD-Konferenz (8.–11. Mai 1972), S. 14. Die Elim-Gemeinde in Bremen war in den 20er-Jahren entstanden, die Freie Christengemeinde entstand nach 1948. Siehe: Wort und Geist. Februar 1983, Abschnitt Bundesinformation. Jubiläumsschrift: 50 Jahre – Eine freie Gemeinde in der Freien Hanse-Stadt Bremen. Der Leuchter. Oktober 1961, S. 12–13.


ger als Hauptpastor ist seit September 1999 Andreas Sommer. Als Jugendpastor begann dort Andreas Loeb seinen Dienst im Jahr 2003. Michael Stein ergänzte das Pastoralteam im Jahr 2008. Die Raumsituation in der Großen Johannesstraße wurde für die wachsende Gemeinde mehr und mehr zum Problem. Man kaufte deshalb ein Grundstück im Stadtteil Arsten und baute ein neues Gemeindezentrum, dessen Einweihung im Dezember 2004 stattfand. (2) Hamburg-Altona, Buchholz Ende 1947 wurde von einer kleinen Gruppe Flüchtlinge unter der Leitung von Edmund Böttcher die Freie Christengemeinde in Hamburg-Altona (heute: Missionsgemeinde ARCHE) gegründet.23 Im April 1954 wanderte Edmund Böttcher nach Kanada aus und die junge Gemeinde berief Oskar Jeske, der erst im Mai 1950 aus Russland zurückgekehrt war, als neuen Pastor24. Der Versammlungssaal befand sich in der Sommerhuder Straße 12. Im März 1954 war die Gemeinde Gründungsmitglied der ACD. Oskar Jeske, dessen Frau die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, wanderte 1961 aus und Rudolf Weinert, der bisherige zweite Pastor, wurde sein Nachfolger. In dieser Zeit war Wolfgang Wegert der Jugendleiter und begann mit Predigtdiensten, besonders auch in der Stationsgemeinde in Stade. Durch seine Initiative kaufte man ein Grundstück in der Kieler Straße und baute das Hotel „Helgoland“ und einen Gemeindesaal, deren Einweihung 1973 gefeiert wurde. Ihren bisherigen Namen änderte die Gemeinde von „Freie Christengemeinde“ in „Gemeinde und Missionswerk ARCHE“. Ein Schwerpunkt des Dienstes von Wolfgang Wegert lag in der Evangelisation.25 1984 begann man mit Radiosendungen über Radio Luxemburg, die weit über Deutschland hinaus zu empfangen waren und besonders auch in Osteuropa gern gehört wurden. Es folgten Verkündigungsdienste über das Fernsehen, verbunden mit Großevangelisationen in ganz Deutschland, den ARCHE-Festen. Die Gemeinderäume in der Kieler Straße reichten inzwischen nicht mehr aus. Ein neues Objekt in Hamburg-Stellingen bot sich an für die Bedürfnisse der Gemeinde und die besonderen Anforderungen für die sich weiterentwickelnde Fernseharbeit. Eine ehemalige Industriehalle im Doerriesweg 7 wurde um- und ausgebaut und Ende 1993 eingeweiht.26 In Buchholz, südlich von Hamburg, war eine Gruppe von Pfingstlern aus dem Osten, die ab 1947 öffentliche Missionsveranstaltungen machten. Die Freie Christengemeinde in Hamburg-Altona pflegte Kontakt dorthin und sandte Reinhold Hildebrandt regelmäßig zu ihnen, um eine Gemeinde aufzubauen. Nach der Auswanderung von R. Hildebrandt wurde im Frühjahr 1954 Reinhold 23 24 25 26

Wort und Geist. Februar 2008. Jeske, a. a. O. S. 177. Wort und Geist. Juli 1984, Seite 10–11 „Gemeindewachstum in der Arche“. Gemeinde- und Missionswerk Arche: Taube. November 2007, S. 10–12.

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Kurlanda, der aus Ostpreußen stammt, von Hamburg nach Buchholz gesandt. Unter ihm machte der Aufbau der Gemeinde gute Fortschritte, so dass man in den Jahren 1958/59 ein eigenes Gemeindehaus erstellen konnte, dessen Einweihung im November 1959 erfolgte. Im Herbst 1961 gab sich die Gemeinde eine Satzung als Freie Christengemeinde Buchholz, heute Friedenskirche Buchholz, und bekam einen Rechtsstatus als e.V. Anfang 1969 wechselte Reinhold Kurlanda in die Gemeinde nach Hannover und Adam Herlemann wurde sein Nachfolger (1969–1974). Die Dienste durch Musik und Gesang spielten in allen Jahren eine große Rolle, bei denen sich Ewald Klatt intensiv engagierte. Es gab einen Gemeindechor, mehrere Musikgruppen, Unterricht und Konzerte. Weitere Nachfolger im Pastorenamt waren Paul Liedtke (1974–1993), Kurt Hartwig (1993–2000) und seit September 2000 Steffen Kolm. Als Vikare und Jugendpastoren dienten in den Jahren Hans-Peter Weber, Dietmar Schoer, Martin Breite und Daniel Reimer. Längere Zeit bewegte die Gemeinde der Wechsel in ein größeres Gemeindezentrum. Im März 2003 erfolgte deshalb der Kauf eines ehemaligen Autohauses in der Soltauer Straße 77, das anfangs viel zu groß erschien. Mit viel Eigenleistung erfolgte ein Umbau und im Juni 2004 fand die Einweihung statt. (3) Furtwangen Anfang der 50er-Jahre übersiedelten die Familien Wolf, Witzke, Rapp, Klein und einige andere Personen aus Przellenk/Polen nach Furtwangen. Gerhard Krüger, der aus demselben Ort und derselben Gemeinde stammte, besuchte sie, hielt dort Versammlungen und bewegte sie zur Gründung einer Gemeinde (ca. 1955). Man versammelte sich in den Anfangsjahren im Ortsteil Schönenbach. 1957 kam Friedrich Kowalski, der Schwiegervater des Gemeindeleiters Walter Wolf als Spätaussiedler aus Przellenk nach Furtwangen. Da er schon jahrzehntelang Predigtdienste in den Gemeinden im Osten getan hatte, wurde er der Prediger der jungen Gemeinde bis Anfang der 60er-Jahre27. Die Ältesten Walter und Erich Wolf versahen in den Jahren danach die pastoralen Dienste. Nachfolger waren Jürgen Wolf (Juli 1975 bis Dezember 1981) und Dieter Taubert (Januar 1982 bis Januar 2004). Während seiner Zeit wurde im Jahr 1986 das Haus in der Baumannstraße 19 gekauft. Die Renovierung des Wohngebäudes erfolgte 1987. Danach machte man einen Anbau für einen Saal mit Nebenräumen. Die Einweihung fand im September 1993 statt. Dieter Taubert beendete altersbedingt im Januar 2004 seinen Dienst, und die Gemeinde berief zum 1. Februar 2004 Peter und Heike Otparlik als Nachfolger.

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Informationen von Jürgen Wolf, dessen Vater in den Anfangsjahren Gemeindeleiter war.


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