Mittwoch, 16. Juni, früh morgens „Ach, Frau Matzke, schönen guten Morgen!“ Dieter Pohlmann schaute auf und lächelte Frieda Matzke zu, während seine Hände wie automatisch weiterhin Äpfel in den Obststand sortierten. Frieda Matzke grüßte mit einem knappen ‚Morgen‘ zurück und schob ihren Einkaufswagen an ihm vorbei zum Kühlregal. Milch, Joghurt und Käse wanderten in den stählernen Korb. Am frühen Mittwochmorgen war im Edeka Laden noch nicht viel los, doch sie wusste genau, wen man um diese Zeit hier treffen konnte. Noch ein Karton Eier, dann lenkte sie ihr Gefährt in Richtung Fleischtheke. Dort sah sie schon Lieselotte Rustig stehen, Wagen an Wagen mit Frau Ehrmann, die ihren Dackel am Griff ihres Einkaufswagens angebunden hatte. Frau Matzke rümpfte missbilligend die Nase. ‚Hat die Alte schon wieder diesen schnüffelnden Köter mit in den Laden genommen!‘, schimpfte sie in sich hinein. Dieses Privileg genoss Frau Ehrmann seit Jahren, denn normalerweise mussten Hunde draußen bleiben. Die beiden Damen hielten offenbar ein Schwätzchen mit der Chefin, die hinter der Theke ein Stück Mettwurst abschnitt und auf die Waage legte. Frieda Matzke rollte näher, bis sie die ersten Wortfetzen verstand: „... und da sag ich noch zu Magda … Nee, sag ich, das gibt’s doch nicht! So eine nette Frau und so eine hübsche Tochter ... dass die keinen Mann findet ... und noch ein viertel Pfund von der Mortadella, bitte ... das kann man doch nun wirklich nicht verstehen!“ „Was ist denn mit dem Herrn Schütz?“ Hilde Pohlmann schaute prüfend auf die Waage und legte noch eine Scheibe Wurst mehr darauf. „Was soll mit dem sein?“ Frau Ehrmann sah fragend von einer zur anderen. „Der soll doch ganz angetan von ihr sein.“ „Von der Frau Anders? Wer sagt das denn?“ Frau Ehrmann sah ihre Freundin Lieselotte Rustig neugierig an. „Na, alle sagen das!“, mischte sich Frieda Matzke von hinten ein. Die beiden alten Frauen wandten sich überrascht um. „Nanu! Das ist ja die Frieda!“, sagte Frau Rustig. 42