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Mit Pioniergeist zum Erfolg

Als Martin Winkler Anfang der 1990er­Jahre beschloss, sich mit dem Thema Solar zu beschäftigen, steckte dieser Industriezweig noch nicht einmal in den Kinderschuhen. Heute ist das Thema aufgrund des Klimawandels so aktuell wie nie. Doch die Beweggründe waren damals andere.

„Mich faszinierte die Unabhängigkeit“, sagt der Gründer von Winkler Solar mit einem Lächeln und erinnert sich an die Anfangszeit zurück: „Die Firma war damals noch eine Spenglerei und mein Vater stellte die Frage, ob ich den Betrieb eines Tages weiterführen möchte. Doch das Unternehmen in seiner bestehenden Form zu übernehmen, reizte mich nicht. Daher stieg ich zwar ein, fing aber gleich an, mich mit dem Thema Solar zu beschäftigen. Das kam damals gerade erst auf. An vielen Orten entstanden Solar-SelbstbauGruppen, die ihre eigenen Solaranlagen in Garagen fertigten – industrielle Angebote gab es zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht.“ Laut Martin Winkler bestand sein ursprünglicher Plan darin, in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Feldkirch eine solche Selbstbau-Gruppe zu gründen. Doch es kamen nicht genügend Interessierte zusammen. Also ging der Pionier mit seiner Idee in den väterlichen Betrieb und fing dort an zu tüfteln.

Schnell stellten sich erste Erfolge ein. Schritt für Schritt wurde alles professioneller, bis schließlich erste Anlagen gebaut wurden. „Wir hatten damals wie heute große Freude am Ausprobieren. Immer waren wir auf der Suche nach Möglichkeiten, unsere Module noch effizienter zu machen und noch mehr Dinge selbst umsetzen zu können. Nachdem wir bereits unsere ersten Anlagen installiert hatten, entstand in Feldkirch doch noch eine Solar-Gruppe, die wir dann mit Teilen beliefern konnten. Recht schnell begannen wir auch damit, eigene Fertigungsmaschinen zu bauen. Nach und nach haben wir uns vergrößert. Wir übernahmen erste Aufträge im Ausland und vertieften stetig unser Fachwissen. Irgendwann wurde in der alten Spenglerei der Platz knapp und wir mussten in den ersten Neubau investieren. Doch wenige Jahre später wurde auch dieser zu klein und wir bauten unseren heutigen Standort“, erzählt Martin Winkler mit sichtbarer Freude an der damaligen Aufbruchstimmung.

Noch heute produziert Winkler Solar eigene Module und kümmert sich um die Montage der Anlagen sowie die Instandhaltung. Neben der lokalen Wertschöpfung ermöglicht diese Fertigungstiefe es dem Unternehmen, Lösungen anzubieten, die für andere Betriebe nicht umsetzbar wären: „Was uns innerhalb der Branche von anderen Anbietern unterscheidet, ist, dass wir auch außergewöhnliche Formen umsetzen können. Beispielsweise können wir die Modulform perfekt an die Dach- und Gebäudeform oder andere bauliche Gegebenheiten anpassen. Architektinnen und Architekten bekommen dadurch mehr Gestaltungsfreiraum, weil sich die Entwürfe nicht an Standard-Modulen orientieren müssen. Auch bei Sanierungen denkmalgeschützter Häuser wird es dadurch einfacher, das Dach oder die Fassade zur umweltfreundlichen Energie gewinnung zu nutzen.“

Wir hatten damals wie heute große Freude am Ausprobieren.

Martin Winkler Geschäftsführer Winkler Solar

Um die individuellen Anpassungs- und Gestaltungsmöglichkeiten voll auszuschöpfen, arbeitet Winkler Solar eng mit Architekturbüros zusammen: „Im Idealfall sind wir schon in der ersten Planungsphase dabei und können mit unserem technischen Fachwissen beraten. Da wir den Spenglerbetrieb als sinnvolle Ergänzung beibehalten haben, können wir auch sehr außergewöhnliche Projekte und Sonderwünsche umsetzen. Es liegt dann lediglich an mir, dem Montage-Team zu erklären, warum es wieder etwas derart Kompliziertes sein muss“, scherzt der erfahrene Maschinenbauer und Spenglermeister.

Für ein vergleichsweise kleines Unternehmen hat Winkler Solar ein beeindruckend großes Einzugsgebiet. Gebäude in Österreich, Liechtenstein, Deutschland und der Schweiz erzeugen Strom und Wärme mit Winkler-Anlagen. Auch mit dem wirtschaftlichen Erfolg zeigt sich Martin Winkler zufrieden. Die Firma habe schon immer ein gesundes Wachstum gehabt, doch in den letzten Jahren sei das noch einmal deutlich gestiegen, berichtet er. Natürlich sei das zum Teil auf die Klimakrise und die generell gestiegene Nachfrage nach erneuerbaren Energien zurückzuführen, doch – davon ist der Unternehmer überzeugt – auch auf die Qualität der geleisteten Arbeit: „Wir machen keinerlei Werbung. Wir drucken keine Prospekte und stellen nicht auf Messen aus. Alles, was für uns spricht, sind unsere zufriedenen Kundinnen und Kunden sowie Architekturbüros und Bauträger, die bereits mit uns zusammengearbeitet haben.“

Es fällt leicht, in Martin Winkler einen Vordenker zu sehen, der seinen Fokus stets in die Zukunft gerichtet hat. So auch, wenn er davon spricht, dass die Solar-Branche einen eigenen Lehrberuf braucht: „Ich finde es schade, dass man diesen abwechslungsreichen Beruf noch nicht in Form einer Lehre erlernen kann. Wir haben so viel Know-how, das wir gerne weitergeben würden. In der Schweiz ist man da schon etwas weiter. Dort wird es ab Herbst 2024 die Lehrberufe »Solarinstallateur« und »Solarmonteur« geben. Es wäre schön, wenn wir uns in Österreich daran ein Beispiel nehmen würden.“

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