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AUSGEZEICHNET
Sind hervorragende Leistungen das Ergebnis von außergewöhnlichem Talent oder von großer Disziplin? Was spornt Menschen an? Erbringt man seine Leistungen für sich oder für andere? Geht es tatsächlich ums Gewinnen – oder kann auch der Weg das Ziel sein?
Diese Fragen beschäftigen einen Musiker an der Stella Vorarlberg Privathochschule in Feldkirch und eine Leistungssportlerin gleichermaßen. Das Verhältnis von Institutionen zur Exzellenz beleuchten die Direktorin des vai Vorarlberger Architektur Instituts und der Vorarlberger Landeshauptmann.

Ein brillanter Musiker ist einer, der sich auszudrücken weiß: Eine hervorragende Spieltechnik ist immer nur Mittel zum Zweck.
Viktor Hartobanu, Harfenist und Dozent Stella Vorarlberg Privathochschule
Als wir uns treffen, kommt Viktor Hartobanu gerade von einem Konzert in Riga, die Reise zurück führte über Dresden und München: „Aber eigentlich wohne ich in Feldkirch“, sagt der junge Harfenist lachend, denn seit 2017 ist er an der Stella Vorarlberg Privathochschule als Dozent für Harfe angestellt. Zur Welt gekommen ist Hartobanu 1990 in Bernburg, einer kleinen Stadt zwischen Leipzig und Magdeburg. Seine Eltern, beide Musiker, stammen aus Rumänien und übersiedelten 1987 noch zu DDR-Zeiten nach Deutschland, wo sie im Orchester des dortigen Theaters Anstellungen als Posaunist und Harfenistin fanden. Viktor ist fünf Jahre alt, als seine Mutter eine keltische Harfe erwirbt: „Genau die richtige Größe für meine Kinderhände!“ Kurze Zeit später gibt Viktor im Kindergarten sein erstes Harfenkonzert: „Alle Mädchen wollten mich vom Fleck weg heiraten!“
Mit gerade einmal neun Jahren beginnt Viktor als einer der Jüngsten in der Nachwuchsförderklasse der Musikhochschule Leipzig zu studieren. Er gilt als Wunderkind, seine Spieltechnik als herausragend. Regelmäßige Auftritte in Konzertsälen und im Fernsehen stehen an der Tagesordnung: „Ich habe schon früh die Erwartungen und damit verbunden auch eine große Verantwortung auf meinen jungen Schultern verspürt.“ Wollte er je ausbrechen? Eine Zeitlang habe er von einem Archäologie- und Geschichtsstudium in Oxford geträumt, gibt Viktor zu, doch am Ende sei er bei der Harfe geblieben. Als 20-Jähriger tritt er direkt nach seinem Studienabschluss eine Stelle als Dozent am Tamnak Prathom Harp Centre in Bangkok an: „Dort habe ich meine Leidenschaft für das Unterrichten entdeckt.“
Heute ist Viktor Hartobanu Teil einer jungen Generation von Harfenist:innen, die mehr will, als sich nur auf das Opern- und Orchesterrepertoire zu beschränken, das für ihr Instrument existiert. Er komponiert und transkribiert seit seiner Jugend Werke für die Harfe. Wie etwa Ferruccio Busonis berühmte Klavierbearbeitung von Bachs Chaconne aus der Partita Nr. 2 in d-Moll: „Auf der Harfe ist dieses Werk unglaublich schwer zu spielen, aber es ist einfach mein Stück!“
Als Teenager habe er kurz gedacht, er könne sich tatsächlich als Harfensolist über Wasser halten, erinnert er sich. „Heute sieht meine Realität ganz anders aus: Ich arrangiere und komponiere, ich spiele historisch informiert oder zeitgenössisch, ich unterrichte und organisiere nebenbei Konzerte und Festivals. Langweilig ist mir nie!“ Sein liebstes Hobby? „Die Gartenarbeit! Mein Garten in Gisingen sieht aus wie ein Dschungel – und macht mich unendlich glücklich!“

Mich zu motivieren ist mir nie schwergefallen: Ich weiß, dass ich das alles für mich mache und für niemand anderen sonst.
ChiaraBelinda Schuler, Siebenkämpferin
Die Frage, ob ihr Auszeichnungen wichtig sind, erübrigt sich im Gespräch mit der Siebenkämpferin Chiara-Belinda Schuler schnell: „Mit acht Jahren habe ich meinen ersten Lauf gewonnen – barfuß! –, mit neun bin ich den zwölfjährigen Buben davongelaufen: Gewinnen war von Anfang an meine größte Motivation!“ Zur Leichtathletik ist sie gekommen, weil sie eine Freundin zum Training begleitet hat: „Seit diesem Tag habe ich kein Training mehr versäumt!“ Laufen und Werfen entpuppen sich schnell als diejenigen Disziplinen, in denen Chiara brillieren kann. Heute holt die junge Siebenkämpferin im Speerwerfen, Hürdenlauf und Weitsprung die Punkte, die ihr mit nur 1,62 m Größe im Hochsprung hin und wieder fehlen: „Hürdenlauf erfordert perfekte Technik, größte Konzentration und gute Nerven. Stürze gehören dazu: Die muss man verkraften können.“
Noch steht die 22-jährige Hörbranzerin, die seit Herbst 2023 als Heeres-Sportlerin „tatsächlich Geld mit Sport verdient“, wie sie strahlend erzählt, am Anfang ihrer Karriere. Doch seit ihrem ersten österreichischen Meistertitel 2014 hat Chiara bereits mehr als 70 Medaillen bei österreichischen Meisterschaften und Staats meisterschaften gewonnen. 2018 holte sie bei der U18-Europameisterschaft im Siebenkampf die Bronzemedaille. Zweimal hat sie sich für das Hypomeeting in Götzis qualifiziert und konnte dort 2022 den Vorarlberger Landesrekord im Siebenkampf um 400 Punkte verbessern.
Aber Talent allein genügt nicht für einen Platz auf dem Siegespodest: Nur gepaart mit großer Disziplin und einer beträchtlichen mentalen Stärke entsteht die Basis für sportliche Erfolge. Immer wieder bestimmt die Leichtathletik auch Chiaras Privatleben: „Ich konsumiere selten Energydrinks und esse keine Mohnsemmeln: Beides könnte zu einem positiven Dopingtest führen.“ Risikosportarten wie Skifahren sind ebenfalls nicht gerne gesehen. Sie bevorzuge aber ohnehin ruhigere Hobbys wie das Fotografieren, um an freien Tagen abzuschalten, sagt Chiara: „Mein Lieblingsmotiv? Sonnenuntergänge am Bodensee!“

In der Architektur werden sehr viele Auszeichnungen vergeben. Ich finde es daher umso wichtiger, klare Themen zu setzen, Preise nicht zu oft zu vergeben und sie vor allem auch zu dotieren.
Verena Konrad, Direktorin vai Vorarlberger Architektur Institut
Schon als Kind sei sie am liebsten mit ihrem Vater unterwegs gewesen, „Häuser schauen“, erzählt Verena Konrad. Seit 2013 leitet die promovierte Kunsthistorikerin das vai Vorarlberger Architektur Institut in Dornbirn, doch die zeitgenössische Architektur war schon viel früher ein Teil ihres Lebens: „Mein Vater war technischer Zeichner, später Baukoordinator. Er hat mich mit der Architektur und dem Bauen in Kontakt gebracht. Unsere Gespräche und das gemeinsame Schauen haben meinen Blick geschult. Parallel dazu hat mich das Soziale immer interessiert: Häuser sind für Menschen da!“
Wie nur wenige Branchen ist die Architektur geprägt von Preisen und Auszeichnungen. Neben dem Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg, für dessen Administration das Vorarlberger Architektur Institut verantwortlich zeichnet, ist Verena Konrad auch selbst als Mitglied zahlreicher Jurys regelmäßig auf Besichtigungsreisen in Österreich, der Schweiz und Deutschland unterwegs. Welche Kriterien muss ein ausgezeichnetes Gebäude heute erfüllen? „Die Preise, die von Institutionen vergeben werden, orientieren sich neben der exzellenten Erfüllung der Bauaufgabe immer auch an den Fragestellungen der Zeit“, sagt die 44-Jährige. „Im Moment ist etwa die ökosoziale Transformation das Schlagwort schlechthin: Gelungene Sanierungsprojekte stehen vermehrt im Mittelpunkt.“
Mit ihrer Leidenschaft für Exzellenz hält Konrad nicht hinter dem Berg: „Preise würdigen das Hervorragende. Nach Exzellenz zu streben hat eine große Bedeutung: Schon der Versuch schafft Qualität, Bewusstsein und fördert Entwicklung. Scheitern gehört auf dem Weg immer dazu.“
Der Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg wird alle fünf Jahre vergeben, 2020 gab es 156 Einreichungen. Der Vergabe eines Preises gehe immer ein dialogischer Prozess in der Jury voraus, sagt Konrad: „Ich habe eine große Lust am Debattieren! Ein exzellentes Projekt ist eines, das unterschiedlichen Sichtweisen standhalten kann und sich in der Diskussion durchsetzt.“ Einer reinen „Selbstdarstellungskultur“ steht Verena Konrad hingegen kritisch gegenüber: „Ich lege bei allem, was wir tun, Wert auf eine gewisse Intellektualität. Ich mag es, wenn man sich an einer Idee abarbeitet und den Dingen auf den Grund geht – und am Ende ein Ergebnis steht, das auch geistig inspirierend ist.“

Ein Land erwartet von seiner Landesbank, dass sie die Interessen und Bedürfnisse des Landes und seiner Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt.
Markus Wallner, Vorarlberger Landeshauptmann
1897 vom Vorarlberger Landtag als Landesbank für alle Vorarlberger gegründet, hat sich die Hypo Vorarlberg während mehr als 125 Jahren als verlässliche Partnerin erwiesen. Was verbindet das Land Vorarlberg als Mehrheitseigentümer mit der Hypo Vorarlberg –neben einer langjährigen, erfolgreichen Geschichte?
Landeshauptmann Markus Wallner begleitet die Zusammenarbeit mit der Bank beinahe schon ein halbes Leben: „Die enge Partnerschaft beider Institutionen beruht auf gemeinsamen Werten und Zielen: Beide agieren im Interesse von Vorarlberger Bevölkerung und Wirtschaft. Unser gemeinsames Ziel ist es, die regionale Wirtschaft und darüber hinaus auch den privaten Wohnbau für den Lebensraum Vorarlberg aktiv zu fördern. Eine regional verwurzelte Bank wie die Hypo Vorarlberg leistet einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Sicherung des Wohlstandes“, führt der 56-Jährige aus, der seit Dezember 2011 das Amt des Vorarlberger Landeshauptmanns innehat.
Was erwartet ein Land von seiner Landesbank? „Vor allem Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein. Eine Landesbank soll Unternehmen bei der Finanzierung unterstützen, der Bevölkerung eine verlässliche Anlaufstelle bieten und zur Stabilität des Finanzsektors beitragen. Sie soll aber auch eine Vorbildfunktion in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung einnehmen.“ Die Hypo Vorarlberg habe sich im Lauf ihrer Geschichte in vielerlei Hinsicht als hervorragende Partnerin des Landes Vorarlberg erwiesen, sagt Wallner: „Sie hat eine wichtige Rolle bei der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung gespielt, indem sie als Bank Unternehmen finanziell jene Spielräume ermöglicht hat, damit diese wachsen und neue Arbeitsplätze schaffen konnten.“ Aber auch im sozialen Bereich habe die Hypo Vorarlberg stets große Verantwortung übernommen, indem sie beispielsweise gemeinnützige Projekte und Veranstaltungen unterstützt habe, so Wallner. Nicht nur als Landeshauptmann, auch persönlich habe er die Beziehung zur Hypo Vorarlberg stets als Bereicherung empfunden: „Ich stehe in regelmäßigem, engem Austausch mit den dortigen Verantwortlichen: eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit!“
Wie steht Markus Wallner selbst zum Thema „ausgezeichnet“? „Es braucht nicht nur Talent, sondern auch harte Arbeit, Engagement und Ausdauer, um erfolgreich zu sein: Ich sehe Auszeichnungen daher als Anerkennung und Wertschätzung für besondere Leistungen. Sie können ein Ansporn sein, weiterhin hart zu arbeiten oder sich etwa weiterhin ehrenamtlich zu engagieren. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, jedes Jahr in verschiedenen Veranstaltungen Personen auszuzeichnen, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich oder gemeinnützig engagieren.“